Blütenträchtig

Es war ein schöner Frühlingstag. Die Magnolienbäume blühen prächtig, und auch die Zierkirschen versprühen ihre wunderbaren Farben, die je nach Art zwischen Weiß und Rosarot variieren:

Frühlingsblüten

Frühlingsblüten

Das Licht hat heute dafür gesorgt, dass die Tristesse der letzten Monate endlich einmal abgelöst wurde von frühlingsgehauchter Transparenz und Farbigkeit. Sehr schön haben es auch die üppig mit Blüten übersäten Trauerweiden reflektiert und damit der Jahreszeit ihre so lange herbeigesehnte Aufbruchstimmung verliehen:

Trauerweide

In einer dieser schönen Bäume hat sich ein Marienkäfer verliebt und sich im Blütenstaub nur so gesult:

Marienkäfer auf Trauerweide

Von mir aus kann es gerne so weiter gehen.

Noch einmal Ahornblühen

Ahornblühen

Dies meinte ich gestern mit dem leuchtenden Blühen der Spitzahorne, die das vegetative Straßenbild zurzeit dominieren. So beeindruckend die Gesamterscheinung der Bäume mit dieser Blütenpracht ist, so schwierig ist es, eine Einzelblüte ins Bild zu setzen. Aus den vergangenen Jahren liegen mir zwar noch ganz gute Aufnahmen vor, aber damals war es nicht weniger schwierig. Die Art der Blüte entzieht sich einfach einer Fokussierung. Sie lebt vom Licht, verstreut gewissermaßen das Licht und verleiht dem Baum, auch weil sie so dicht hervorsprießt, eine irisierende Ausstrahlung. Eigentlich kann man das nur im Augenschein richtig erfassen. Das Foto ist nur ein Abklatsch. Wie so oft, wenn man versucht, das Mysterium der Bäume bildhaft darzustellen, gelingt immer nur eine Annäherung, aber eine, die sich lohnt und umgekehrt wiederum die direkte Beoachtungsfähigkeit verbessert und die Augen ein Stück weiter öffnet für das Schöne in der Natur.

Leuchtendes Ahorn-Blühen

Jetzt kommen langsam die Schlehdornblüten. Meist noch geschlossen und nur die kleinen Blütenblätterkugeln zeigend, teilweise aber schon aufgefaltet, setzen sie derzeit weiß leuchtende Akzente in der noch reizlosen Baumlandschaft. Am auffallendsten aber sind zweifellos die üppigen Blütendolden des Spitzahorn. Irgendwie erinnert das mich immer an Gemüse – Broccoli – welches an den Bäumen hängt. Bevor ich anfing, die Bäume genauer zu beobachten, dachte ich immer, das seien Blätter. Umso erstaunter war ich, in dem leuchtenden Hellgrün die vor den Blättern erscheinenden Blüten zu erkennen. Ich hoffe, die Temperaturen steigen jetzt endlich. Dann nämlich ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass unsere Bienen den Weg zu den jungen, aber schon blühenden Ahornbäumen direkt vor ihrer Tür finden und unser Frühjahrshonig eine neue Note erhält. Schon im vergangenen Jahr war mir aufgefallen, dass der frühe Honig geschmacklich eine andere Richtung genommen hat. Weniger Weißdorn- und Obstbaum-Anteile, dafür offensichtlich mehr von dieser frühen Ahornblüte, die zuvor nie eine Rolle gespielt hat. Die Landschaft verändert sich eben auch, oder wird verändert, wie in diesem Fall. Wenn auf der anderen Seite neue Bäume gepflanzt werden, entschädigt dies ein Stück weit.

Ein alter Bekannter

Gefällte Hainbuche

Gefällte Hainbuche

Gefällte Hainbuche

Auf meinem Lieblingsweg habe ich in den letzten Jahren mit vielen Bäumen Bekanntschaft gemacht. Eigentlich mag ich alle Bäume, aber manche treten eben doch hervor, sprechen mich besonders an, stellen etwas dar, lassen eine bestimmte Saite zum Klingen bringen. So auch die am Wurzelstock schon geteilte mächtige Hainbuche, die an der Biegung eines steil nach unten führenden Trampelpfades stand, den ich fast immer benutze. Schon häufig habe ich sie zuvor fotografiert. Wegen ihrer Teilung, wegen des für Hainbuchen so charakteristischen Drehwuchses und der Oberflächenfurchung, wegen des Efeus, das sich gerade an diesem Baum so schön nach oben schlängelte und ihn dadurch noch schöner, wie geschmückt erscheinen ließ. Er war auch für eine Hainbuche außerordentlich hoch und – so schien es mir – kerngesund. Umso erschrockener musste ich heute feststellen, dass sie der wohl letzten Baumschnittaktion vor Beginn der wärmeren Jahreszeit zum Opfer gefallen ist. Völlig unverständlich, warum gerade dieser stattliche und soviel Kraft ausstrahlende Baum gefällt wurde. Die Fotos mögen einen Eindruck seiner eindrücklichen Präsenz vermitteln, nun aber gestürzt, schon mit neonleuchtendem Pink besprüht, und das heißt wohl: für den Verkauf als Brennholz vorgesehen. Ein vertrauter Bekannter weniger auf meinem Weg, aber einer, den ich sicherlich nicht vergessen werde. Und der mir in Erinnerung kommen wird, jedes Mal, wenn ich diese Biegung nehme. Auch wenn der Stumpf irgendwann einmal beseitigt werden sollte. Wenn er aber stehen bleibt, wird er wieder ausschlagen. Seine einstige Größe aber ist Vergangenheit, ein zweites Leben als breit wachsender Hainbuchenbaum so gut wie vorprogrammiert. Auf dem Rückweg fällt mir dann eine wunderschöne Blüte an einem ganz unscheinbaren, kaum 30 cm über den Boden reichenden Strauch ins Auge. M. meint, es sei eine Zierapfelart. Vielleicht kann ich sie irgendwann genauer bestimmen:

Zierapfelblüte

Schöne Ostern

Vom Wetter her eher nicht. Trotzdem war es am heutigen Ostersonntag ganz angenehm, nicht gerade warm, aber wenigstens nur wenig Regen. Wir konnten am Nachmittag sogar eine Runde an der Saar drehen. Ansonsten ein schöner ruhiger Osterfeiertag, besonders eindrucksvoll die Übertragung der Heiligen Messe vom Petersplatz in Rom. Es spielt eben doch eine Rolle, wenn der Papst ein Deutscher ist. Aber auch die gestrige Osternachtfeier in unserer Pfarrkirche war sehr stimmungsvoll gestaltet und auch wegen des guten Besuchs ein Erlebnis für die ganze Kirchengemeinde. Schön, dass es diese Tage gibt, sie laden vielleicht am ehesten von allen kirchlichen Feiertagen zum Nachdenken, Rekapitulieren und Hinterfragen ein. Schön auch, dass dem Ostersonntag noch ein Ostermontag folgt und die Stimmung nicht gleich wieder eingefroren wird. Und der Frühling? Wie M. treffend bemerkte, man meint ihn herbeiführen zu müssen, wohl wissend und spürend, dass er sich nicht drängen lässt. Alles ist tatsächlich mindestens 4 Wochen zu spät, und wer weiß, wie lange es noch dauert. Ganz allmählich kommen die Blüten des Spitzahorns, übrigens ein irres Hellgrün, im schwächeren Licht fast neonfarben leuchtend. Der Schlehdorn traut sich ebenfalls noch nicht so richtig, lediglich kleine noch geschlossene Blütenknospen waren beim heutigen Spaziergang zu sehen. Und auch die Blätter mancher Gehölze sind in ihrem bereits begonnenen Entfaltungsstreben noch gehemmt. Nun, wir können es nicht ändern, wünschen uns aber zum Abschluss des Osterfestes einen Neuanfang auch auf der klimatischen Ebene. Er könnte den symbolischen unterstützen.

Schön ruhig

So habe ich mir den Ostersamstag eigentlich auch gewünscht. Schön ruhig, obwohl wir die wichtigen Dinge erledigen konnten: Ein Abstecher nach M., um den Osterkuchen zu kaufen – nebenbei habe ich eine Reihe toller Engel gefunden, und einen Porzellan-Christbaum von Goebel bestellt. Auch in manch anderem Geschäft mit niedlichen Deko-Artikeln zu Weihnachten und Ostern konnten wir uns kaum losreißen. Ansonsten ein bisschen aufgeräumt, Papier verbrannt – das Verbrennen ist gerade an solchen Übergangstagen für mich ein wichtiger symbolischer Akt, und das Bedürfnis kommt zur richtigen Zeit wie von selbst. Und ein bisschen gelesen, einfach mal ein paar zusammenhängende Gedanken gedacht – wie selten komme ich in letzter Zeit dazu. Auf den kurzen Autofahrten wieder einmal das so schön zum Fest passende Eidottergelb der Forsythien bewundert. Und am Grab von G. die schon mit der Blüte beginnende Hainbuche betrachtet. Die Zeit der Bäume kommt erst noch. Bis dahin haben die Frühlingsblumen eindeutig den Vorrang in der Aufmerksamkeit der Menschen.

Karfreitag – facettenreich

Der Tag stand im Zeichen des Besuchs in G. Und er hatte, abgesehen von der durchwachsenen, eher unwirtlichen Witterung, so gar nichts vom Ernst und der Beschaulichkeit, die ich gewöhnlich mit dem Karfreitag verbinde. Eher fröhlich fiel dieser Tag aus, und passend dazu sind mir auf dem Spaziergang mit W. und Hund auch ganz gute Blütenfotografien der Forsythien sowie der Mandelbäume gelungen. Aufnahmen, die den äußerlich eher trüben Tag nicht so ohne weiteres ahnen lassen. Die Dinge gehen eben nicht immer nur in eine Richtung, sondern offenbaren bisweilen ihre manchmal schillernden Facetten:

Forsythienblüte

Mandelblüte

Während die Forsythien auch in hiesigen Gärten und Grünanlagen dieser Tag sehr häufig anzutreffen sind und irres Gelb versprühen, sind Mandelbäume nur in dem etwas begünstigteren Klima dieser Ecke von Rheinland-Pfalz, selbstverständlich auch in noch südlicheren Regionen zu finden. Schade, denn die Blüte ist einfach fantastisch. Auf der Neuleininger Burg dann noch eine interessante Entdeckung auf dem Tisch der Wirtsstube: Ein Oster-Baum und somit eine für mich sehr spannende Verbindung zweier Sinnbereiche: Der Weihnachtsbaum und das Ei als Symbol der Fruchtbarkeit und des Neuaufbruchs. In dieser Verbindung habe ich das zuvor noch nicht gesehen. Aber stimmig scheint es mir doch. Denn beides steht für die Wiedergeburt, für die Umwandlung, für den Neuanfang nach Durchqueren eines tiefen Tals. Schön, wenn solche Kreationen sinnhafte Verbindungen herstellen, die ohne sie nie zustande gekommen wären:

Ostereierbaum

Was für ein seltsames Jahr

Frühjahrsmüdigkeit – das scheint mir keine Erfindung zu sein. In jedem Jahr spüre ich sie aufs Neue. So auch zurzeit bei diesem wahnsinnigen Hin- und Her von Frühlingsaufbruch und -rückzug. Der Karfreitag steht bevor, und wie zu erwarten ist, wird die Witterung die symbolische Bedeutung des Tages unterstreichen. Und wie als Zeichen des Wiederanfangs und des Aufbruchs in eine bessere Zeit wird der Samstag wohl der schönste während der Ostertage sein. Schade, dass das nicht auch für Ostern selber gelten wird. Ich weiß nicht, ob ich die Wettervorhersagen als Errungenschaft sehen soll. Sie raubt auch einiges an Zuversicht und hinterlässt die nüchterne Erkenntnis: es kommt so wie es kommen soll. Während ich reihenweise neue Osterhasen in der Wohnung verteile und an der Flash-Animation meines Ausstellungsprojekts Differenz-Einheit arbeite, sind die Außenprojekte, Fotografien noch nicht erfassten Baum-Blüten, erste Versuche mit Digitalvideo und anderes, mal wieder in weitere Ferne gerückt. Wann können wir endlich starten in dieses neue und irgendwie noch immer nicht ganz präsente Jahr 2006?

Ökologie und kultureller Sinn

Es war ein Tag, der der Vorfreude auf das Osterfest gewidmet war. Ms Bemerkung, man merke gar nicht, dass es sich um die Karwoche handele, kann ich nicht bestätigen. Ich finde schon, dass man die besondere Atmosphäre spürt, die mit den Tagen vor Ostern und um Ostern herum verbunden ist. Die Besonderheit kommt meiner Ansicht nach nicht nur von der Sinnhaftigkeit des christlichen Festes selber. Da spielt auch der endlich fühlbare Frühling und die Veränderung der Vegetation, vor allem das Blühen der Bäume und das Farbleuchten der Blumen eine wichtige Rolle. Und schon interessieren sich die Besucher meiner Seite und die Sucher in Suchmaschinen wieder für den Maibaum, der in den vergangenen 11 Monaten kein relevantes Suchthema mehr war. Der Mensch ist eben immer auch verbunden mit dem Ganzen des ökologischen Systems. Steht in einem wechselhaften Austauschverhältnis mit der Umwelt. Gut so, denn nur so kann in einer ruhelosen Zeit Aufmerksamkeit auf kulturellen Sinn gelenkt werden. Und nur so kann dieser Sinn lebensbestimmend und richtungsweisend wirksam sein.

Gemeinschaft der Wünschenden

Die Häufung der Wünsche zu manchen Zeiten kann man nicht wirklich vorhersagen. Ich glaube aber, dass es so etwas wie Hochzeiten und Tiefzeiten des Wünschens gibt. Plötzlich artikulieren innerhalb kurzer Zeit alle möglichen Menschen ihre Wünsche, und dann scheint für lange Phasen die Zeit und mit ihr das Wünschen still zu stehen. Ich lese das an der sehr wechselhaften Frequentierung des virtuellen Wunschbaums ab, mit dem ich vor einigen Jahren ein unaufdringliches und anonymes Forum geschaffen habe, um die Wünsche sich in einem dafür bestimmten Raum entwickeln zu lassen. Sie können dort geäußert und quasi abgelegt werden. Eine Entäußerung, mit der der Wünschende sich selber spiegelt und sich damit Anlass zu Reflexionen über sich und das eigene Wünschen gibt. Interessant finde ich dabei, dass die Menschen, jedenfalls die, für die das Wünschen ein Thema ist, offenbar in einer atmosphärischen Verbindung zueinander stehen, die dem einzelnen in der Regel nicht bewusst ist, ihm die Formulierung des Wunsches und seine Platzierung am Wunschbaum aber erheblich erleichtert. Wenn dieses Forum diese Erleichterung befördert, hat es seinen Sinn voll und ganz erfüllt.

Vorsichtig

Da hatten sie sich wohl ein wenig zu früh gefreut. Die Blattknospen der Rosskastanien und verschiedener anderer Arten hatten sich schon vorsichtig geöffnet. Die fein verästelte Struktur der eingefalteten Blätter bildet aber noch eine Kugelform, bleibt vorerst noch verschlossen. Nur zwei, drei wirklich frühlingshafte Tage und sie würden sich über Nacht entfalten, um anschließend in die Breite zu wachsen. Nach dem neuerlichen Temperaturrückgang aber haben sie scheinbar einen Schock erhalten und blieben in einer Bewegung stecken, die schon dabei war, flüssig weiter abzulaufen. Die Bäume haben es wahrlich nicht leicht in dieser Zeit. Kaum noch eine Jahreszeit, die charakteristisch zu nennen wäre. Eigentlich nur noch ein ständiges Hin und Her, Auf und Ab. Eine Belastung für Pflanzen, Tiere und Menschen. Immerhin das haben wir immer gemeinsam: Die äußeren klimatischen Bedingungen. Gemeinsam müssen wir auch Strategien entwickeln, mit diesem Zustand gut und unerschrocken zu leben.

Palmsonntag

An der Statistik sehe ich, dass sich regelmäßig vor den Feiertagen, so auch dieses Jahr wieder in den zwei Wochen vor dem heutigen Palmsonntag, viele für den Hintergrund der Palmsonntagsbräuche interessieren und bei der Internet-Suche bei meinem Text über die Palmbräuche ankommen. Diese Tage haben für mich immer etwas Heiliges, eine ganz besondere Atmosphäre, die ich heute Vormittag besonders während des feierlich gestalteten Gottesdienstes wahrnehmen konnte. Die Küsterin hatte sich große Mühe mit der Dekoration gegeben. Am eindrucksvollsten fand ich den ovalförmig aus Buchs gesteckten Schmuck der Kreuze. Viele Kirchenbesucher hatten eigene Buchsbaumsträuße dabei, vor dem Haupteingang wurden außerdem Sträuße für alle anderen angeboten. Den gesegneten ,,Palm“ haben M. und ich am Nachmittag an den zahlreichen Türkreuzen des Hauses angebracht bzw. erneuert, denn an vielen hing noch der vorjährige:

Palmsonntag

Palmkreuz

Ganz toll finde ich mein Eibenkreuz, das mit dem geweihten Buchsbaumzweig eine ganz großartige Sinneinheit bildet:

Palmkreuz

Möge der ,,Palm“ nicht nur für den Sieg des Lichts über die Dunkelheit stehen, sondern uns alle das ganze Jahr über seinen schützenden Segen spenden!
Und mögen wir uns an so schönen Tagen wie diesem an die Wunder der Welt erinnern, sie im Alltag wahrnehmen und alle Zeit schätzen. Das Blütenwunder der Magnolien im Wohnzimmer war für mich heute Anlass, dieses zu erinnern.

Magnolienblütenwunder

Ein schöner Baum-Frühlingstag

So wenige Besucher habe ich an einem Samstagabend noch nie im Schwimmbad gesehen. Das lag wohl an dem schönen, sonnigen und angenehm temperierten Tag. Vielleicht dem ersten echten Frühlingstag. Da war die Lust groß, sich im Freien zu bewegen, um etwas von der Energie des Frühlings einzuatmen. Nach dem Frühstück habe ich die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und mit Herrn B. endlich ein Treffen vereinbart, um die Blüte der Kornelkirsche zu fotografieren. Er hatte mir das schon vor Wochen vorgeschlagen, aber es fand sich kein geeigneter Zeitpunkt. Und gut, dass ich heute daran dachte, denn durch die Nachtfröste waren die Blüten schon sehr in Mitleidenschaft gezogen und entsprechend fiel es schwer, überhaupt noch das Charakteristische dieser Blüten festzuhalten. Letztlich sind mir einige ganz gute Aufnahmen gelungen, eine davon ist diese:

Blüte der Kornelkirsche

Sie ist ziemlich klein, die Sträucher sind aber dicht damit übersäht. Irgendwie hat die Erscheinung Ähnlichkeit mit den Blütenbüscheln des Feldahorn, nur dass die eher grünlich gefärbt sind, diese aber eher gelblich. Abgesehen von dem Foto, das meine Sammlung erweitert, fand ich den kleinen Ausflug sehr schön. Er hat mir einmal mehr gezeigt, eine wie große Bedeutung die Bäume, die Beschäftigung mit einem eigenen Stück Land und das bewusste Arbeiten mit den dynamischen Energien der Natur für einzelne Menschen haben kann. Wenn sich zwei so Veranlagte treffen, sind das immer sehr schöne, irgendwie aber auch unaussprechliche Begegnungen. Auch der Rest des Tages war der Landschaft und den Bäumen gewidmet. Rechtzeitig zum Palmsonntag haben wir am Bienenhaus einige Zweiglein des dort gut gedeihenden Buchsbaums geschnitten. M. arrangiert die am Vorabend immer zu mehreren Büscheln, die sie am Palmsonntag zur Segnung mit in die Kirche nimmt. Danach werden sie hinter die Türkreuze gesteckt und verbleiben dort das ganze Jahr über. Am frühen Nachmittag, vor unserem Ausflug nach Lothringen, wo wir auf der schwierigen Suche nach einem für das Wohnzimmer passenden Holztisch waren und wunderbare kleine Örtchen und zauberhafte Landstriche sehen durften, habe ich den gewaltigen Zweig eines Korkenzieherhasels in einzelne Abschnitte zerteilt, die wir in verschiedenen Vasen als Ostersträuße arrangiert haben. Die Zweige machen sich wegen ihrer skurrilen Formung sehr gut dafür, besonders wenn es gilt, unzählige Deko-Eier und andere Oster-Deko-Anhänger anzubringen. Vor der Tür hat M. zusätzlich den lebenden Scheinhasel mit wetterfesten Kunststoffeiern geschmückt. Die Dekorationen sind sehr schön gelungen. Bleibt zu hoffen, dass sie lange halten und wir alle zusammen ein schönes Osterfest feiern können. Dieser Tag hat uns Mut gemacht.

Perspektivdifferenzen beim Spazierengehen

Ich freue mich sehr, dass M. jetzt öfter abends oder am Wochenende auch tagsüber mit mir spazieren geht. Bevor ihre Bein-OP ihr Anlässe dazu gegeben hat, ist das nur 3-4 mal im Jahr vorgekommen. Ich glaube, sie hat Gefallen an diesen Spaziergängen am Fluss oder im Wald gefunden, nicht nur weil sie inzwischen durch das öfter Gehen mehr Kondition gewonnen hat, sondern auch weil es den Kopf frei macht, den Abstand zur Alltagsroutine zumindest für eine gewisse Zeit herstellt und ganz gut ist, Dinge diskursiv aufzuarbeiten, die einem am Herzen liegen. Wenn das Ganze dann auch noch mit frischer Frühlingsluft und wärmenden Sonnenstrahlen gekrönt ist, wird daraus für uns beide ein aufbauendes Erlebnis. Für M. ist das Ereignis allerdings erst dann perfekt, wenn Sie jemanden trifft, mit dem sie bei der Gelegenheit ein Gespräch führen kann. Und im Gegensatz zu mir trifft sie garantiert immer jemanden, einfach weil sie Gott und die Welt in diesem Kreis kennt. Und natürlich fällt ihr auch zu jedem etwas ein, kann sich auf jeden einlassen und verwickelt jeden in eine längere Konversation. Ein Talent und ein Bedürfnis, das mir in dieser Form abgeht, das ich aber auf eine bestimmte Weise bewundere. Während für mich eher die Landschaft und insbesondere die Bäume im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, sind es für M. immer auch die Menschen, die für sie auch aus ganz anderen Gründen von Interesse sind. Sehr schön zu beobachten, wie unterschiedlich verschiedene Menschen das gleiche erleben. Und auch sehr schön zu erkennen, dass genau dies uns bereichert und den Horizont weitet.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.