Eindrückliche Spuren

Ich wünsche mir sehr, dass es V. sehr bald besser geht. Gewisse Fortschritte hat er bereits gemacht, aber er ist immer noch weit davon entfernt, sich normal bewegen zu können. Wir denken deshalb viel an ihn und versuchen ihm etwas von unserer Energie abzugeben. Schon so häufig bin ich jetzt selber oder als Besucher in Kliniken gewesen. Das sind Erfahrungen, über die man eigentlich nicht schreiben kann, die sich im Stillen absetzen und Wirkungen hinterlassen, sie gehören zu den starken Eindrücken, die ihre Spuren nach sich ziehen. Bei der Ankunft heute habe ich noch einmal bei etwas besserem Licht die Früchte des Lederhülsenbaums fotografiert. Diese Aufnahme macht sehr deutlich, wie der Baum zu seinem Namen kam:

Lederhülsenbaumfrucht

Leider hingen sie alle zu hoch, um welche abpflücken zu können. Zu gern hätte ich noch einmal einige Kerne gesammelt und getrocknet, um sie später in Erde zu setzen und Bäumchen zu ziehen.

Feigenfülle

Unser Feigenbaum ist dieses Jahr unglaublich fruchtbar. Während wir 2005 die ersten wenigen Feigen ernten konnten, auch wegen des langen Sommers, ist die Zahl der reifen Früchte jetzt viel größer. Auch wachsen sie unheimlich schnell, trotz der nicht gerade hohen Oktober-Temperaturen. Ich schätze, dass es bis jetzt bestimmt schon 40 Feigen waren, die wir verspeisen durften. Und sie schmecken wirklich gut. Für mich überraschend war, dass sie von außen gar nicht vollständig blau-violett erscheinen müssen, um innen reif zu sein. Besser ist es, sich an der fühlbaren Konsistenz zu orientieren. Und so sind die reifen Früchte meist zum Stiel hin noch grün und an der gegenüber liegenden Seite dunkel verfärbt. Wenn man sie halbiert, lassen sie sich, ähnlich Kiwis, sehr gut auslöffeln. Ich hoffe, der Baum übersteht den Winter so gut wie beim letzten Jahreswechsel und wird weiter wachsen und stark werden. Dann können wir uns in wenigen Jahren sicherlich auf einen stattlichen und sehr fruchtstarken Baum freuen, der uns das Mittelmeerfeeling noch augenscheinlich werden lässt.

Literatur und Gefühlskonstanten

Hermann Hesse gehört sicherlich unter den Schriftstellern des 20. Jahrhunderts zu denjenigen, die ein besonders enges Verhältnis zu den Bäumen pflegten. Das kommt in seinen zahllosen sehr autobiographisch geprägten Texten zum Ausdruck, in denen Bäume zentrale Rollen einnehmen, natürlich insbesondere in den Texten über die Bäume selber. Den Sammelband mit Baumtexten Hesses habe ich vor einiger Zeit schon unter meine Rezensionen aufgenommen. Zurzeit nun lese ich nach längerem wieder etwas von Hesse, eine Auswahl von Erzählungen, und ich bin erstaunt über die thematische Vielseitigkeit dieses großen Schriftstellers. Ich denke, die Größe zeigt sich darin, dass diese Texte, obwohl vor einem Dreiviertel-Jahrhundert oder früher entstanden, absolut zeitgemäß wirken. Beobachtungen, die genauso gut von einem Zeitgenossen stammen könnten, eine Darstellung von Wesentlichem und für viele Nachvollziehbarem, menschlichen Gefühls- und Verhaltenskonstanten, die wie ich vor wenigen Tagen bereits bemerkt habe den Kern künstlerischer Qualität schlechthin ausmachen. Wenn ich eine Liste mit den zehn größten Künstlern des 20. Jahrhunderts aufstellen sollte, Hermann Hesse wäre als Stellvertreter der literarischen Zunft sicher mit dabei.

Lederhülsenbaum

Vor einigen Tagen noch hatte ich diese interessanten Fruchtschoten fotografiert, um zu Hause erst heraus zu finden, dass sie von der Gleditschie stammen. Heute nun bringt V., der unglückseligerweise wieder in die Klinik musste, mir eine dieser Schoten mit. Wir haben sie dann zerlegt und tatsächlich bohnenartige dunkelbraune Samenkerne gefunden, die wir trocknen wollen, um später eigene Bäumchen zu ziehen. In meinem Bestimmungsbuch ist ergänzend auch die deutsche Bezeichnung ,,Lederhülsenbaum“ genannt. Sehr treffender beschreibender Name, den diese Schoten haben tatsächlich eine lederartige Konsistenz. Der Baum insgesamt erinnert äußerlich an die Robinie, von seiner Architektur eher an den Schnurbaum. Bestimmt sind die auch irgendwie verwandt, bei dieser Ähnlichkeit der Früchte. Mal sehen, ob die Bäumchen angehen und wachsen. Und vielleicht kann ich ja die Kerne tatsächlich einmal in ein Armband einarbeiten. Das Buch spricht davon, dass sie angeblich zur Herstellung von Halsbändern verwendet würden. Das könnte eine ganz neue Variante der Armbänder erschließen, die nicht nur das Holz, sondern auch bestimmte andere Bestandteile von Bäumen miteinbezieht.

Grüne Erde

Das Räumen hat kein Ende mehr. Nachdem das renovierte Zimmer wieder eingerichtet ist, ging es gleich in den Nachbarräumen weiter. Kaum zu glauben, was sich im Laufe der Jahre so alles ansammelt. Da hilft nur radikales Durchforsten, und von dem einen oder anderen Teil muss man sich dann einfach trennen. Das meiste aber landet einfach nur an einer anderen Stelle. Vielleicht besser sortiert, sinnvoller eingeordnet oder leichter zu finden. Aber einige Jahre später wird auch dies nicht die dauerhafteste Lösung gewesen sein. Ganz begeistert haben mich heute die beiden Kataloge von ,,Grüne Erde“. Vollholzmöbel, Matratzen aus Naturmaterialien, die maßgeschneidert werden können, tolle Wohnaccessoires. Da könnte man sich, wenn es erschwinglich wäre, eine komplett neue Schlafzimmergarnitur zulegen, und vermutlich danach besser und gesünder schlafen. Zum Beispiel aus Birkenholz, was ich sehr freundlich finde, und was auch nach Jahren noch irgendwie neu aussieht, ganz anders als die üblichen Fichte-, Kiefer- oder Buchenmöbel. Mal sehen, ob ich mir zumindest einige der schönen Dinge werden leisten können, irgendwann…

Erholsame Konstanten

Wenn man an einer Ecke des Hauses mit dem Renovieren anfängt, merkt man plötzlich, dass die übrigen Räume nicht mehr ganz dazu passen. Man könnte gleich weiter machen, um alles auf denselben Stand zu bringen. Das ist natürlich unmöglich. Und so kann man sich vorerst an dem hoffentlich gelungenen Anfang erfreuen. Das Einrichten der Räume im Anschluss ist das eigentlich Spannende. Meine Tendenz ist immer: möglichst wenig im Raum platzieren, und wenn es sich nicht vermeiden lässt, muss ein großer Schrank her, in den man alles verfrachten kann. Auch das funktioniert nicht wirklich, aus Kostengründen, oder weil es einfach zu viele Kleinigkeiten gibt, die früher oder später dann doch ihren Platz fordern. Den Versuch ist es aber in jedem Fall wert, so etwas wie Übersichtlichkeit herzustellen. Ähnlich geht es mir mit meinen Schreibtischen. In ,,normalen Arbeitsphasen“ türmen sich automatisch immer mehr Materialien, Informationen, Papierkram darauf, bis es irgendwann zu viel wird und ich alles radikal reduziere, heißt: das meiste einfach wegwerfe. Danach fühle ich mich besser – ein neuer Anfang. Bei dem üblichen Auf- und Ab, Hin- und Her, dem ewigen Reproduzieren von Abläufen, die man eigentlich so nicht will, bin ich sehr froh, auf Konstanten zurückgreifen zu können. Eine solche Konstante sind die Bäume, oder die Beschäftigung mit ihnen. Ein Thema, das nie abreißt, das an allen Tagen für mich aktuell ist, wenn auch in wechselnder Intensität und mit veränderlichem Schwerpunkt, aber immer spannend, herausfordernd, die Reflexion fördernd. So ist das Baumtagebuch ein Versuch, dieser Konstante ein äußerliches und auch kommunizierbares Pendant zu verleihen. Übrigens: vielleicht noch 6 Wochen, und ich habe es tatsächlich geschafft, zwei Jahre lang täglich dieses Buch mit Inhalt zu füllen. Ich schätze, das könnte jetzt schon Buchumfang haben.

Selbstbeobachtung und Alltagsroutinen

Ungewohnte Arbeiten können anstrengend sein. Aber sie machen auch den Kopf frei, lenken die Aufmerksamkeit weg vom Routineleben. Und können gerade deshalb sehr anregend und förderlich sein, wenn es um Kreativität geht. Ich mag solche meist selbst initiierten Veränderungen, kleine mir selber auferlegte Herausforderungen, um den eigenen Status näher zu beleuchten, um auf dem Wege einer Art Selbstüberlistung zu sehen, wo ich stehe. Das kann für Themen gelten, die mich ständig beschäftigen, aber auch für eingefahrene Routine-Tätigkeiten und alltägliche Abläufe, die nur aus Gewohnheit genau so gestaltet sind, aber natürlich auch ganz anders sein könnten. Diese verstärkte Form der Selbstbeobachtung ist für mich ein notwendiges und sehr erfrischendes Instrument der Weiterentwicklung. Selbst meine leidenschaftliche Beschäftigung mit den Bäumen und ihrer Symbolik erfordert von Zeit zu Zeit eine solche Überprüfung, um gestärkt aus dieser wieder hervorzugehen.

Jahreszeit und Stimmung

Mein Kalenderblatt zeigt eine Hainbuchenallee im Schlosspark von Pulsnitz, Sachsen. Die Bäume tragen herbstlich gefärbte Blätter in leuchtenden Gelb-Orange-Tönen, ein Teil der Blätter ist aber noch grün. Sehr passend für den beginnenden Herbst. Ich schätze, in den kommenden Wochen werde ich wieder einige Herbst-Spaziergänge unternehmen. Natürlich wieder mit dem Hauptaugenmerk auf dem ,,goldenen“ Licht, das die Baumblätter zum leuchten bringt und eine ganz eigentümliche Transparenz entfaltet, welche sich ganz und gar von der des Sommer-Grüns unterscheidet. Solche lichtvollen Merkmale von Jahreszeiten sind es, die die Stimmung der Menschen wesentlich beeinflussen. Ich erfreue mich immer wieder an der Beobachtung dieses Umstands, die Selbstbeobachtung inbegriffen. Wie viel gewinnen wir doch durch den Wechsel der Witterung und die zyklischen Veränderungen der Vegetation! Menschen, welche in Regionen mit weitgehend konstantem Klima leben, müssen zwangsläufig anders denken, anders wahrnehmen, anders empfinden. Hat solche Zusammenhänge schon einmal jemand wissenschaftlich untersucht? Ich weiß es nicht, ein spannendes Themenfeld wäre es allemal.

Fotografische Anstöße

Dass Weihnachten nicht mehr weit ist, sehe ich daran, dass zum wiederholten Male innerhalb kurzer Zeit jemand eines meiner weihnachtlichen Motive unter fotolia herunter geladen hat. Interessanterweise jenes Tannenbaum-Teelicht, welches ich erst vor wenigen Tagen bereitgestellt habe. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass selbst in solchen Fotografien für andere vieles erkennbar und wahrnehmbar ist, was mich an Interesse, Beobachtungsintensität und Ehrfurcht mit bestimmten Themenfeldern verbindet, hier eben mit ,,Weihnachten“ und ,,Bäume“. Das ist schön zu erleben, für mich gleicht es der Intention künstlerischer Arbeit, unabhängig davon, ob man die Fotografien selber als künstlerisch auffassen möchte. Es geht um das Transportieren von Emotion, die Emotion selber darzustellen, nicht so sehr die eigene zum Ausdruck zu bringen, wie es die amerikanische Kulturphilosophin Susanne Langer so schön auf den Punkt gebracht hat. Natürlich ist eigene Erlebnisfähigkeit die Grundlage, aber das Ergebnis muss so sein, dass es bestimmte emotionale Lagen des Empfängers ,,anstößt“. Solches möglich zu machen, ist mir Grund genug, auch auf diesem Wege meine Bemühungen im Bereich der ästhetischen Kommunikation fortzusetzen.

Schon lange nicht mehr

Ein ziemlich hektischer Tag, der mich nach langem einmal wieder in die Nähe von Renovierungsarbeiten gebracht hat. Der Tapetenwechsel im Schlafzimmer war schon oft angedacht worden, aber jetzt habe ich endlich die Gelegenheit, es auch zu realisieren. Rauhfaser, die klassische Variante, deren eingearbeitete Holzpartikel wohl den einzigen wirklichen Bezug zu den Bäumen heute darstellte, wird die gemusterte bisherige Tapete ablösen. Der Raum wird heller und offener dadurch werden. Außerdem birgt so ein Wechsel immer auch die Möglichkeit, andere Einrichtungsgegenstände zu verändern, zu variieren oder ganz einfach zu entfernen. Das Wohnen kann dadurch spannender werden. Andere Wahrnehmungen, eine veränderte Ästhetik, die durchaus auch alltagspraktische Auswirkungen haben kann, sind die positiven Nebenwirkungen. Ich bin gespannt, was diese für mich eher ungewohnte Betätigung noch mit sich bringt.

Motivreich

Heute war ich wieder an der Saar, das Wetter war einfach zu verlockend. Offenbar auch für viele andere Ausflügler, die das unverhoffte Hoch Anfang Oktober zu einem Spaziergang, einer Radtour oder einfach zu einem Abstecher per Auto an die Saarschleife genutzt haben. Bei mir war es natürlich der Fußweg, wobei ich zweimal mit der Fähre übergesetzt bin. Das Geißblatt hat mir keine Ruhe gelassen, und so habe ich die einzige Stelle, an der es dort wächst, wiederum aufgesucht und eine ganze Serie von Aufnahmen gemacht. Einige davon sind sehr gut gelungen, so sind doch noch scharfe Abbildungen dieser schönen Blüte entstanden:

Blüte des Geißblatts

Überhaupt war der Weg sehr motivreich, richtig spannend – immer wieder – was man so entdecken kann. Bisher nicht aufgefallen waren mir die neuen Bäume am Rande der Viehweiden, die offenbar in Spaliermanier gezogen wurden. Das ergibt einen interessanten, fast zeichnerisch wirkenden Astaufbau, der mich an diese bekannten jüdischen Kerzenleuchter erinnert:

Spalierwuchs

Spalierwuchs

Auf dem Rückweg konnte ich M. doch noch ihren geliebten Hopfen mitbringen. Einige Ranken waren in greifbarer Höhe. Es wird sicherlich ihre Herbst-Dekoration aktuell aufwerten.

Ereignisreich

Wieder so ein wechselhafter Tag. Bis Mittag regnerisch und ziemlich kühl. Und am Nachmittag lockerte es dann auf, mit immer wiederkehrenden sonnigen Abschnitten. Bereits früh sind V. und ich zur Baumschule Bohr nach Sch., um uns nach dem Maulbeerbaum zu erkundigen. Das Gelände dort ist ziemlich ausufernd, auf Grund der schlechten Witterung konnten wir uns aber nicht wirklich umsehen. Immerhin, sie hatten tatsächlich einen weißen Maulbeerbaum vorrätig, schon ziemlich hoch und etwa 8 cm stark im Stamm, leider aber eine Trauerform mit hängenden Ästen, was uns weniger zusagte. So haben wir die Normalform bestellt und hoffen, eine vergleichbar starke Qualität zu erhalten. V. hat zudem noch nach der Kirschpflaume gefragt. Erstmal wusste niemand, um welchen Baum es sich handelt. Nachdem ich aber versichert hatte, dass der Baum unter dieser deutschen Namensbezeichnung in der Literatur erwähnt ist und ich ihn auch schon im Original gesehen hatte, konnte man sich doch erinnern. Die Kirschpflaume sei normalerweise nur als ,,Untergrund“ im Gebrauch, sprich: Man pfropft andere Obstbaumarten auf den Kirschpflaumenstumpf auf. Schade eigentlich, denn das eine mir bekannte und schon recht hoch gewachsene Exemplar ist als eigene Art sehr attraktiv und trägt im Sommer wunderbare pastellfarbene Früchte, die an Mirabellen erinnern, wenn sie auch anders gefärbt sind. Man will versuchen, einen solchen Baum aufzutreiben und so bin ich gespannt, wann wir Bescheid erhalten. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Brauhaus dann am Nachmittag ein kurzer Ausflug an die Saarschleife, allerdings ohne V., der sich lieber hinlegen wollte. Nach einem kleinen Spaziergang haben wir uns dort auf der obligatorischen Bank niedergelassen, na ja, ich musste natürlich wieder fotografieren:

Ausflug an die Saarschleife

Zsaboo hatte kurz zuvor W. fast in die Saar gezogen, vor lauter Begeisterung für das vorbeifahrende Frachtschiff, und vielleicht auch wegen der einen oder anderen Ente!
Auf dem Rückweg dann das botanische Highlight des Tages. Ein kurzer Blick genügte, um es zu identifizieren: Das ,,Gemeine Geißblatt“, so dachte ich jedenfalls, aber zu Hause musste ich feststellen, dass die genaue Bezeichnung ,,Echtes Geißblatt“ lautet. Wie auch immer, der Kletterstrauch trägt wunderbare filigrane Blüten, die eigentlich schon einige Monate früher fällig gewesen wären, während um diese Jahreszeit die Früchte erwartbar gewesen wären. Aber dieses Jahr scheint alles anders zu sein:

Blüte des Geißblatts

Der Wind ging allzu stark, deshalb ist die Aufnahme nicht superscharf geraten, vielleicht werde ich irgendwann einmal bessere Aufnahmebedingungen vorfinden. Nachdem J. und W. wieder nach G. abgereist waren, habe ich die Sonne genutzt und bin noch einmal zu meiner Lieblingsrunde über den Saardamm. Diesmal konnte ich den Perückenstrauch noch einmal genauer ins Visier nehmen. Auch hier merkwürdig: Eigentlich müssten jetzt schon die Früchte zu sehen sein. Solche konnte ich aber nicht wirklich erkennen. Stattdessen scheinen immer noch die Fäden ziehenden Blüten aktuell zu sein. Ein interessantes Gehölz ist es in jedem Fall:

Perückenstrauch

War doch recht ereignisreich an diesem frühherbstlichen Tag. Fehlt eigentlich nur noch das gewisse Quäntchen Glück im Spiel. Wir haben uns anstecken lassen und zwei Tippgemeinschaften gebildet. Sollte das Wagnis Früchte tragen?

Kurs auf Weihnachten

Irgendwie hat die Vorweihnachtszeit schon begonnen. In den Katalogen erscheinen die Deko-Artikel, und man wundert sich, dass immer wieder neue Ideen umgesetzt werden. Das Wetter ist schon auf winterlich eingestellt. Und in der Mischung aus Ruhe, In-Sich-Gekehrt-Sein und Lähmung im Leben der Menschen scheint die winterliche Sonnenwende schon vorbereitet zu werden. Heute hat zum wiederholten Male jemand ein weihnachtliches Baum-Motiv von meiner fotolia-Auswahl herunter geladen, fast so, als ob der Herbst übersprungen werden sollte. Vielleicht werden wir morgen dieser Tendenz etwas entgegen setzen. Wir wollen nämlich in der Baumschule mit dem 25%-Rabatt-Angebot mindestens einen neuen Baum erstehen. Mein Favorit wäre der weiße Maulbeerbaum, alternativ kämen die Kirschpflaume oder die Mehlbeere in Frage. Bin gespannt, welcher von diesen das Rennen macht und ob er dann auch den Winter überlebt.

Ruhiger Herbsttag

Wie gestern schon kam am späten Nachmittag die Sonne doch noch hervor. Wir hielten uns zu dieser Zeit bei J. in der Klinik auf und als der blaue Himmel sich zu stabilisieren schien, habe ich die Gelegenheit genutzt, um den ,,Park der Andersdenkenden“ einmal wieder zu besuchen. Der Spaziergang ging aber noch weiter nach oben, entlang der sich den Hügel hochschraubenden Straße, die in einen gepflasterten Weg und schließlich in einen Waldweg überging. Erstaunlicherweise haben mehrere Spaziergänger sich dort aufgehalten, was mich sehr überrascht hat. Aber dieser Ort hat auch etwas ganz Besonderes, sehr Intimes. Ein Ort, an dem man sehr gut zur Ruhe kommen kann. Zwei Aufnahmen sind dabei entstanden. Infiziert von meinem aktuellen Thema ,,Holzstrukturen“ eine Makroaufnahme eines schon in Zersetzung befindlichen und irgendwann zuvor mit der Kettensäge halbseits in Segmente geteilten Baumstamms. Und am selben Stamm einer dieser tellerminenartigen Baum-Pilze:

Holzstruktur

Baumpilz

Es war ein ruhiger Tag, geprägt von einer frühherbstlichen Atmosphäre, der sich in der sichtbaren Zurückgezogenheit der Menschen ausdrückte. Ich mag solche Tage, sie machen den Kopf frei für Grundsätzliches.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.