Vor Weihnachten

Heute konnte man den ganzen Tag keinen Hund vor die Tür lassen. Deshalb mussten wir das Ausheben des Pflanzlochs für den weißen Maulbeerbaum auf morgen verschieben, in der Hoffnung, dass es trockener sein wird. Einen Drahtkorb zum Schutz gegen die Wühlmäuse müssen wir auch noch flechten. Und am Samstag früh wird der Baum gebracht, so dass wir ihn gleich einpflanzen können. Ich hoffe, er hat durch die längere Lagerung im Wurzelballen keinen Schaden genommen. Vor allem aber wünsche ich mir, dass er an seinem neuen Standort gut anwächst und die Bodenverhältnisse gut verträgt. Wenn wir dann noch einen einigermaßen milden Winter erleben, sehe ich gute Chancen, dass der Baum in wenigen Jahren schon beachtliche Dimensionen annimmt. Und hoffentlich auch jede Menge saftig-klebriger Maulbeeren. Unterdessen kommen mir die vielen noch unerledigten Aufgaben anlässlich des Weihnachtsfestes ein. Gut eine Woche vor dem 1. Advent ist es höchste Zeit, alles Vorgenommene in Angriff zu nehmen, damit es nicht zu hektisch wird und ich mir noch genügend Gedanken über die Präsentation machen kann.

Bei WELEDA

Das war ein ganz besonderer Tag. Mit einer Reihe Reminiszenzen an meine erste Arbeitsstelle. Vielleicht lag das an der Oasenhaftigkeit des Ortes, dieser Verbindung von natürlicher Atmosphäre, sinnhaftem Hintergrund und tatsächlich an Kommunikation interessierten Menschen. Dass im Innenhof ein kleiner Baumpfad mit Schildern zu finden ist, die die jeweilige Art kennzeichnen, ist dabei nur eines von vielen Details. Die WELEDA-Philosophie ist auf und in dem gesamten Verwaltungsgebäude spürbar, strahlt eine fast familiär wirkende Aura ab. Fast schon unwahrscheinlich erschien mir das, und wer weiß, wie sehr ich für Unwahrscheinliches schwärme, versteht auch, dass dies einen deutlichen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Ganz unabhängig davon, ob es zu weiteren Gesprächen kommen wird und wie man mich im Vergleich mit Mitbewerbern einordnet. Die Einladung zu diesem Gespräch war an sich schon eine sehr schöne Synchronizität, die ich so oder so als für mich gewinnbringend wahrnehme. Ich denke, der WELEDA-Tag könnte so etwas wie eine Wendung für mich bedeuten. Wie diese Wendung konkret aussieht, kann ich augenblicklich noch nicht einschätzen.

Verschiebungen

Bei den sehr heftigen Regenfällen, die die sonnigen Abschnitte unterbrechen, lassen die meisten Bäume ihr Herbstlaub und die rutschige nass-kalte Jahreszeit beginnt. Viel zu wenig hatten wir für meinen Geschmack von diesem Herbst, ich beobachte auch im Wechsel vom Sommer zum Herbst und vom Herbst zum Winter diese merkwürdige Undeutlichkeit, die in den Jahren meiner Kindheit so nicht bestand. Man kann sich einfach nicht mehr darauf verlassen, dass die einzelnen Jahreszeiten deutlich voneinander getrennt und während ihres Verlaufs einigermaßen konstant sind. Da sind frühlingshafte Momente im Herbst, sommerliche Elemente im Frühling und frühlingshafte Phasen im Winter zu beobachten. Und man hat den Eindruck, dass sich die Breitengrade unmerklich verschoben hätten. Insgesamt bedauere ich das. Die größere Abwechslung des ,,neuen Wetters“ kann die atmosphärischen und symbolischen Stärken identifizierbarer Jahreszeiten nicht ausgleichen. Ich glaube, durch die klimatischen Veränderungen gehen allmählich wichtige kulturelle Charakteristika verloren, schwindet der Sinn für die Verbindung von Traditionen, Ritualen und Bräuchen mit jahreszeitlichen Differenzen in der Natur. Dass sich die Baumpopulationen unserer Wälder damit gleichzeitig verschieben in Richtung von Arten, die höhere Durchschnittstemperaturen und heftigere Klimasprünge besser vertragen, ist dabei nur eine Erscheinung der ersten Beobachtungsebene. Wirklich einschneidend werden die Auswirkungen sein, die diese Veränderungen im Denken, der Wahrnehmung und im kulturellen Ausdruck der Menschen hinterlässt.

Das Baumtagebuch feiert 2. Geburtstag

Kaum zu glauben, genau zwei Jahre besteht nun dieses Baumtagebuch. Und ich wundere mich selber, dass ich es tatsächlich täglich mit Inhalt füllen konnte. Eigentlich war es eine Art Experiment, das sich aber schnell als realisierbar und für mich sinnvoll heraus gestellt hat. So viele Schichten im Verhältnis von Menschen und Bäumen, so viele Dimensionen in diesem einzigartigen Zusammenleben zweier verschiedener und doch sehr eng verbundener Lebensformen gibt es, dass es einfach eines offenen, experimentierfreudigen Mediums bedarf, um dies zu beschreiben und begreifbar zu machen. Ich meine, das ist mir bisher ganz gut gelungen, mit tagesaktuellen Erlebnis- und Eindrucksbeschreibungen, abstrakteren Reflexionen und gelegentlich auch Fotografien aus meiner eigenen Baumerlebniswelt. Der Stoff wird mir hoffentlich nicht ausgehen, zumal ich plane, das Baumtagebuch unter eigener Domain zugänglich zu machen, um es nicht am Wachsen zu hindern. Gespannt bin ich in jedem Fall auf die Überraschungen, die sich aus diesem Projekt für mich selber ergeben. Denn oft ist mir vor Beginn des Schreibens noch nicht ganz klar, was der Inhalt des Eintrags sein wird. Ein ganz gutes Mittel, um der vielschichtigen Symbolik der Bäume und ihrer Bedeutung für uns Menschen auf die Spur zu kommen.

Kreative Entwicklungen

Meine weihnachtlichen Motive scheinen sehr beliebt zu sein. Heute erneut zwei Downloads meiner Adventskranz-Fotografien. Ich glaube, man sieht den Arbeiten meinen besonderen Draht zu Feiertagen an und nimmt sie als authentisch und emotional überzeugend wahr. Das freut mich sehr, besonders in dieser Vorweihnachtszeit, denn es lässt vermuten, dass die Bilder zur Illustration von Weihnachtsgrüßen Verwendung finden werden, mein Blick auf das Atmosphärische des Festes also eine größeren Zahl von Menschen, wenn man so will, ,,vermittelt“ wird. Das Fotografieren ist für mich eine noch relativ neue Beschäftigung, seit etwa 3 Jahren habe ich hierfür einen Zugang und komme auch häufig zu Ergebnissen, die mich selber und andere dann überzeugen. Meine bildhauerische Arbeit ist viel älter, über zwanzig Jahre, und meine kunsthandwerkliche etwa 6 Jahre alt. Es entspricht meinem Hang, nicht am immer Gleichen festzuhalten, dass sich meine kreativen Schwerpunkte von Zeit zu Zeit verlagern. Das ältere geht dadurch nicht verloren, tritt aber dann meist in den Hintergrund, um irgendwann später einmal wieder stärker hervorzukommen. Dann wahrscheinlich verwandelt, bereichert durch alles, was zwischenzeitlich war, immer aber dem dann aktuellen Lebensalter und dem Erfahrungsstand angemessen. Das Baumtagebuch, das ich eigentlich auch in dieses Set von Kreativarbeiten einreihen kann, ist ebenfalls noch recht jung, aber es wird morgen seinen 2. Geburtstag feiern. Das sind dann 730 Einträge, denn keinen einzigen Tag habe ich seitdem ausgelassen, die zusammen genommen vermutlich schon ein ganzes Buch füllen würden. Dennoch habe ich nicht den Hang zur Rückschau, vielmehr bin ich gespannt, wie sich das Tagebuch weiterentwickeln wird. Ich sage, wie es sich weiterentwickeln wird, nicht wie ich es weiterentwickele, denn es ist ein sehr spontanes Medium, bei dessen Realisierung ich versuche, allzu viel Rationalität außen vor zu lassen, um ,,aus dem Bauch heraus“ zu einer wirklichen Momentaufnahme zu kommen. Mein großer Wunsch ist, dass der eine oder andere Leser gelegentlich einen Gewinn hieraus ziehen kann. Gewisse Anhaltspunkte dieser Wirkung habe ich bereits erfahren können.

Weihnachtliches Verpacken

Das war schon eine ungewöhnliche Belastung in den letzten fünf Wochen, die täglichen Besuche in der Klinik, die jetzt erst einmal beendet sind. Vielleicht deshalb, weil eine gewisse Anspannung von uns abgefallen ist, waren wir heute alle ziemlich erschöpft und die Aktivität hielt sich sehr in Grenzen. Einige Besorgungen im benachbarten M., im Zuge derer ich mein diesjähriges Weihnachtsbaum-Miniatur-Geschenk noch einmal bewundern konnte, einige kleine Geschenke schon für Weihnachten und wenige kurze Kommunikationen. Da hat es mich schon verwundert, dass am Abend der Wunsch aufkam, doch schon mit dem Verpacken einiger Weihnachtsgeschenke zu beginnen. Eine Reihe von niedlichen Kleinigkeiten, mit deren Verpackung ich mir ungeachtet ihres materiellen Wertes immer sehr viel Mühe gebe. Ich glaube, das trägt wesentlich zum eigentlichen Stellenwert eines Geschenks bei, deshalb möchte ich darauf auf keinen Fall verzichten. Aber auch dafür sollte man nicht zu müde sein, deshalb haben wir die Fortsetzung lieber auf morgen Vormittag verschoben. Einige schöne Päckchen sind aber auch schon heute Abend zusammen gekommen. Immerhin Geschenkpapier müssen wir dieses Jahr keins mehr besorgen, damit hatte ich uns vorjährig ausreichend eingedeckt.

Letzte Ernte

Einen kurzen Moment lang war ich versucht auszusteigen, um auch noch die Fruchtschoten des zweiten Lederhülsenbaums abzuernten, aber dann war ich doch froh, diese Klinik mit V. zusammen endlich hinter mir lassen zu können. Ich hatte ohnehin keinen Stock dabei, ohne den ich die Früchte nicht hätte erreichen können. Ohnehin wäre zu erwarten gewesen, dass die Samenkerne, aus den fleischigen Hüllen befreit, während des Trocknens wieder feine Oberflächenrisse ausbilden und dann für die kunsthandwerkliche Verarbeitung nicht zu gebrauchen sein würden. So bleiben mir aus meiner ersten Begegnung mit diesem ungewöhnlichen Baum einige tadellose Samenkerne ,,zur Erinnerung“ und eine ganze Schale von weniger schönen Exemplaren, die ich in Töpfe pflanzen will, um daraus kleine Bäumchen zu ziehen. Vielleicht gelingt es ja. Das Abernten der reifen Mispel-Früchte wird wohl die letzte landwirtschaftliche Tat dieses Jahres sein. V. hat es schon angekündigt, aber angesichts der Umstände werde ich es wohl realisieren müssen. Mal sehen, am besten an einem milden Tag mit ein paar wärmenden Sonnenstrahlen. Und dann einmaischen und später zu Schnaps brennen lassen. Das wird dann der berühmte Hondsärsch, über dessen Qualitäten sich so vortrefflich streiten lässt.

Raritäten-Bäume

Seltenheiten sind es, und Raritäten habe ich sie genannt. Die fünf neuen Wunschbaum-Armbänder aus wirklich ausgefallenen Hölzern habe ich heute in den Wunschbaumshop integrieren können. Die Raritäten-Wunschbaum-Armbänder haben teilweise abenteuerliche Hintergründe, in allen Fällen aber ist die Bearbeitung ziemlich schwierig. Gerade so als ob die Seltenheit mit einer strukturellen Eigenheit zwingend verbunden wäre. Mein heimlicher Favorit ist das Efeu-Band, gefolgt vom Maulbeerbaumband. Beide Hölzer habe ich aus ziemlich unwahrscheinlichen Situationen heraus gewonnen, das eine während eines Spaziergangs in einem verwunschenen Efeu-Zauber-Wald, das andere anlässlich einer Synchronizität, die mich im richtigen Augenblick während einer Mittagspause zu diesem wunderbaren alten weißen Maulbeerbaum geführt hat. Das Holz der Weinrebe dagegen ist mir seit meiner Kindheit vertraut, niemals wäre ich aber auf die Idee gekommen, etwas daraus herzustellen. Zwischenzeitlich dachte ich, es sei viel zu porös, um überhaupt bearbeitet zu werden. Jetzt ist mir bekannt, dass es doch möglich ist, wenn auch mit enormem technischen Aufwand. Eigentümlich und absolut einmalig in Struktur, Färbung und Oberflächenqualität sind sie aber alle drei. Die beiden weiteren Muster-Bänder stammen von Bäumen, die eine besonders dekorative Zeichnung zeigen: das schokoladenbraun-schwarz marmorierte Holz des Kaukasischen Nussbaums und die leicht schillernden augenförmigen Einschlüsse des Vogelaugenahorn, der eigentlich ein Berg-Ahorn ist. Nun bin ich gespannt, ob andere meine Faszination für diese Raritäten-Hölzer und -Bäume teilen.

Hühnermist und vertraute Kommunikation

Jetzt ist die Behandlung, angeblich das erste Mal in Deutschland, bei V. durchgeführt worden. Unverhofft, wie häufig in dieser Abteilung, wohl um den Patienten nicht zu beunruhigen. Na ja, das hat ja auch sein Gutes. Wir hoffen nun, dass es in einigen Tagen auch die erhoffte Wirkung zeigt. Aber selbst wenn V. die Klinik bald wird verlassen können, ist erstmal Kürzertreten angesagt. Deshalb habe ich eines der für ihn gegenwärtig sicher ungesunden Projekte vorweggenommen und den Hühnerstall komplett ausgemistet. Das war wahrhaftig notwendig, gemessen an der Menge von ganzen 5 Säcken entfernten Hühnermists. Und damit sie nicht so auf dem blanken Beton laufen müssen, habe ich mir bei Schreiner J., unserem Nachbarn, zwei Kübel Sägespäne besorgt. Wir hatten nichts mehr vorrätig. Das war für mich genau so selten wie das Ausmisten eines Hühnerstalls, aber ich habe wieder einmal gemerkt, dass die Häufigkeit von Kontakten gar nicht so entscheidend ist. Mit der Nachbarsfamilie verbinden mich einfach viele positive Kindheitserlebnisse, und entsprechend bedeutet sie mir auch etwas. Ich dann dabei sicher sein, dass diesen Menschen auch etwas an mir liegt. Bei dieser zunehmend anonymisierten Kommunikation, die fast nur noch vorherrscht, finde ich das sehr wohltuend. Erfreulich auch der fotolia-Verkauf des Bildes ,,Lindengrün“, erfrischend überraschend, wer denkt in dieser Jahreszeit schon an die lichtdurchfluteten Blätter des Lindenbaums. Gerade heute war mir dessen Herbstlaub besonders aufgefallen. Aber Art Directoren können sich vermutlich nicht an der Jahreszeit orientieren, sondern nur an der Logik ihres Auftrags.

Amberbaum-Leuchten

Manchmal kann man an den trübesten Tagen wunderschöne Lichtblicke erleben. Vor dem Fischstand stehend, um die allwöchentlich reservierte Portion Salzheringe abzuholen, fiel mir heute bei mildem und wolkenverhangenem Regenwetter, eine Reihe von drei Amberbäumen ins Auge. Sie leuchteten geradezu um die Wette in ihrem orangeroten Herbstblätterkleid. Das ganze Jahr über hatte ich nicht sehr viel von ihnen, was daran lag, dass die unten liegenden Äste alle im Frühjahr gekappt worden waren. So konnte ich die Früchte gar nicht richtig beobachten, die mich bei den Amberbäumen immer wieder aufs Neue faszinieren. Ebenso wie die schön geformten Blätter. Aber die Herbstfärbung dieser Blätter mit diesen warmen Farbtönen, die, sobald ein Sonnenstrahl auf sie fällt, von innen heraus zu leuchten scheinen, ist zweifellos das beeindruckendste an diesen Bäumen. Ein Hauch von Kanada, das mir im Verlauf dieses Herbstes fast gar nicht vorhanden zu sein schien. Dieser Eindruck kann aber auch dadurch zustande gekommen sein, dass ich in dieser Zeit nur wenige ausgedehnte Spaziergänge unternehmen konnte. Vielleicht kann ich den Winter diesmal umso intensiver miterleben.

Eibenphasen mit Lichtblicken

Die Eibenphase ist ja nun schon vorbei, aber die Witterung im Außen und die Befindlichkeit im Inneren entsprechen ihr dennoch gerade jetzt sehr genau. Manchmal denke ich, es ist jetzt genug mit Umbruch, Veränderung und Transformation. Aber dieses Denken allein kann die Erscheinung nicht abstellen. Es geht dann noch eine Weile weiter. Ob es überhaupt aufhört, weiß ich nicht zu sagen. Vermutlich erscheint es irgendwann einfach wieder in einem anderen Licht. Lichtblicke gibt es aber auch in den Eibenphasen. Z. B. die für mich immer noch verblüffende Resonanz auf meine Fotografien. Heute hat eine Düsseldorfer Agentur wieder zwei weihnachtliche Motive herunter geladen. Das rote Weihnachtsbaum-Teelicht, ein Relikt von letztem Weihnachten, und den von M. ebenfalls im letzten Jahr gebundenen wunderschönen Weihnachtskranz aus Fichten, Zypressen, Tannen und Efeu. Diesen hatte ich erst vor wenigen Tagen bereitgestellt. Es freut mich sehr, dass er so spontan einen Anhänger gefunden hat. Mit der neuen Kamera werde ich künftig dann auch höher aufgelöste Motive anbieten können.

Anlässe

Auswärts essen zu gehen, ist bei uns sehr selten. Heute habe ich M. einmal dazu überreden können, und mir schien, dass es auch die richtige Gelegenheit war. Dabei ist gleichzeitig ein Plan entstanden, wie die Bewirtung anlässlich des 65. Geburtstags von M. organisiert werden könnte, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Ein China-Restaurant im Nachbardorf, das schon sehr lange existiert, das wir aber schon Jahre nicht mehr besucht haben, mit nettem Personal und vielen zufriedenen Gästen. Passend zum Anlass habe ich mein neues Maulbeer-Band getragen. In China sollen die massenweise wachsen. Und in früheren Zeiten sollen dort sogar Straßen mit Maulbeerbaumholz gepflastert worden sein, wegen der angeblichen Haltbarkeit und Widerstandfähigkeit des Holzes. Wenn das so ist, müssten die daraus gefertigten Bänder ja eigentlich ewig halten. Übrigens eine interessante Idee: Bänder passend zu bestimmten Anlässen. Ich weiß allerdings nicht, ob das vermittelbar ist und ob man allzu viele Anlässe einer bestimmten Holz/Baum-Art zuordnen kann. Wenn ich solche Möglichkeiten sehen sollte, werde ich erst mal einige Privat-Experimente durchführen. Zurzeit habe ich ja zumindest die Möglichkeit dazu, wer weiß schon, wie rasch sich das wieder ändert.

Welcher Weinachtsschmuck?

Was die Advents- und Weihnachtsdekorationen angeht, sind wir uns noch nicht so ganz schlüssig. Das Schneiden der Mistelzweige war schon in den letzten Jahren recht unbefriedigend, da die Misteln meist nur noch gelbliche Blätter und grünliche Früchte trugen. Irgendetwas in der Population muss sich verändert haben. Das wirkt rein optisch aber nicht sehr überzeugend, und so hing es von Zufällen ab, ob wir dennoch einige ganz ansehnliche Exemplare auftreiben konnten. Jetzt, wo V. nicht fit ist und sich voraussichtlich auch längere Zeit keine allzu anstrengenden Aktionen wird leisten können, denken wir daran, ganz auf die Mistelzweige zu verzichten. Die Alternative ist noch unklar. Was bleibt: Nadelbaumzweige unterschiedlichster Art (Zypressen, Fichten, Tannen, Eiben), Efeu und Stechpalme. Vielleicht finden wir einen interessant geformten Unterbau zum Anfertigen eines Gestecks, zum Beispiel als Weihnachtspyramide oder ähnliches. Ich habe durchaus Lust, mal Neues zu versuchen und dem spannenden Thema eine weitere Facette hinzuzufügen. Längst noch nicht ist dieses Themenfeld ausgereizt. Wenn ich mir die Weihnachtsausstellung im Blumenhaus W. ansehe, dann könnte ich ins Schwärmen kommen. Unglaublich, was diese kreativen Fachleute an ebenso geschmackvollem wie sinnreichem Weihnachtsschmuck hervorzaubern. Sicher können wir uns daraus gewisse Anregungen entnehmen.

Martinsbrauch und innere Zeit

In unserer Gemeinde wird der Martinsumzug am Vorabend des eigentlichen Gedenktages veranstaltet. In den letzten Jahren habe ich das immer verpasst, weil er nicht mehr, wie Jahrzehnte zuvor üblich an unserer Haustür vorbeizieht, sondern heute andere Wege nimmt. Heute aber wollte ich noch einmal erleben, wie sich der Brauch anfühlt – als Erwachsener. Und war ziemlich enttäuscht. Das große Ereignis, das absolut einmalig Atmosphärische des Tages, mit langwierigen Vorbereitungen im Vorfeld, dem in meiner Erinnerung lange sich hinziehenden Umzug mit einem St. Martin-Darsteller zu Pferde, vielen bunten und meist selbst gebastelten Laternen (mein Gott, habe ich schöne Laternen damals gebastelt, aus schwarzem Tonpapier und transparentem Buntpapier hinter scherenschnittartig ausgesparten Motiven), dem gigantischen Martinsfeuer auf dem Bürgerplatz und der Verteilung der Martinsbrezeln im Kindergarten zum Abschluss, dieses große Ereignis konnte ich heute nicht wieder finden. Als ich dazu stieß, eine Viertelstunde nach Beginn, waren die Kinder und Eltern schon wieder auf dem Rückweg. Kurz darauf wurde von der Feuerwehr das vorbereitete Feuer entfacht, alle versammelten sich rund um das Feuer, und eine weitere Viertelstunde später war es schon vorbei. Als ob es darum gegangen wäre, etwas abzuhaken, machten sich die meisten Teilnehmer schon wieder auf den Heimweg. Ich weiß nicht, lag es an einer unüberlegten Inszenierung der Abläufe, an dem allzu fachmännisch und viel zu rasch abgebrannten Feuer, oder einfach an der schlichten Tatsache, dass Erwachsene die Dinge in einer anderen ,,inneren Zeit“ wahrnehmen, dass der Zauber für mich nur ganz schwach wahrnehmbar war. Immerhin, die abstrakte Botschaft des Festes und seiner verschiedenen Bräuche, war doch erkennbar: Teilen schafft Gemeinsamkeit und bringt uns näher zu Gott. Die Lichtsymbolik der Laternen und des Feuers vermag dies eindrücklich zu transportieren. Ich fühlte mich an unser alljährlich im Winter durchgeführtes Holzfeuer erinnert, welches wir entfachen, nachdem wir alle geschnittenen Äste unserer Obstbäume zu einem großen Haufen zusammen getragen haben. Dieses ganz profane Feuer hat für mich eine ähnlich spirituelle Ausstrahlung. Und so habe ich das stärkste Symbol dieses Abends einmal wieder in der Fotografie festgehalten. So kann ich für mich am besten erinnern, was St. Martin eigentlich bedeutet:
St. Martin 2006

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.