Relativer Fortschritt

Die Dinge entwickeln sich nur schleppend. Und wie um das zu unterstreichen, bewegt sich die Witterung auf einem undefinierbaren und absolut jahreszeituntypischen Niveau. Gut, dass der Weihnachtsbaum als von Menschen gemachtes Symbol, als Kulturgut sozusagen, immer noch im Zentrum meiner Aufmerksamkeit steht. Die realen Bäume im Außen sind nämlich gegenwärtig kaum ein Thema. Sie wären es, wenn die Sonne für einige Stunden hervorträte und ich Gelegenheit hätte, meine neue Fotoausrüstung zu testen. So aber gibt es einfach keinen Anlass, was mich veranlasst, mich dem Symbolischen und Gestalterischen zu widmen. Von Zeit zu Zeit glaube ich, auf diesem Gebiet so etwas wie einen Fortschritt zu machen. Einen freilich, der sich einige Zeit später möglicherweise als relativierungsbedürftig zeigt und seinen Status als Fortschritt sogleich wieder einbüßt. Aber das gehört eben auch dazu.

Weichen für 2007

M. sagt, sie hat überhaupt noch nie ein größeres Konzert in S. besucht. Nicht ganz richtig ist das, denn wir haben vor einigen Jahren zusammen das wunderbare Musical von Frank Nimsgern ,,Snow White“ bewundern können. Heute also ein richtiges Konzert, von dem ich hoffe, dass es zumindest ansatzweise an das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker erinnert, das uns vor zwei Tagen wieder bezaubert hat. Und wenn das K&K Orchester eine der Hauptrollen spielt, und wenn eine langjährige Choreographin der Balletteinlagen des Neujahrskonzertes hier die Regie führt, dann muss es doch eigentlich halten, was die Namen versprechen. So wünsche ich uns beiden einen schönen Abend. Der Tag war sonst mit der am Jahresanfang nicht ungewöhnlichen unruhigen Geschäftigkeit gefüllt, die immer dann entsteht, wenn man mit dem Alten noch nicht ganz abgeschlossen hat und das Neue aber noch keine klaren Konturen erkennen lässt. Bestimmte Weichen für mein Baum-Erleben des Jahres 2007 habe ich bereits gestellt. Mit der neuen Fototasche, die ich heute erhalten habe, werden Spaziergänge und Wanderungen künftig zu einem High-Tech-Unternehmen, inklusive einiger Kilos mehr, die das Equipment, spricht Kamera und Zubehör, auf die Waage bringt. Ich hoffe, meine Kondition lässt dies zu und das Erleben und die Aufmerksamkeit für die Wunder der natürlichen Welt werden dadurch nicht geschmälert. Die Gefahr ist immer da, wenn Technik überhand zu gewinnen droht. Ich denke aber, dass ich genug Lebenserfahrung und Korrekturfähigkeit mitbringe, solchen Tendenzen entgegen zu steuern.

Ewiges Thema „Weihnachtsbaum“

In den USA geht alles etwas schneller als bei uns in Deutschland. So meinte jedenfalls C. heute gegenüber M. während eines längeren Gesprächs am Telefon. Sie muss es wissen, denn sie lebt als Deutsche schon seit über 40 Jahren dort. Gemeint war der Weihnachtsbaum, den sie bereits entsorgt hat, während wir ihn traditionell bis zum Dreikönigstag stehen lassen. Das finde ich auch gut so, denn seine Reize entfalten sich mir in besonderer Weise auch nach dem Fest, wenn man etwas mehr Ruhe hat, den Baum als ganzen und seinen Schmuck auf sich wirken zu lassen. Trotz meiner tollen neuen Kamera ist es mir aber dieses Jahr nicht gelungen, ein wirklich gutes Foto des Baums zu machen. Vielleicht nutze ich die letzte Gelegenheit in den kommenden Tagen, um das nachzuholen. Zumindest fürs Archiv, aber auch weil er gerade jetzt so wunderschön ist und sich, wie ich auf den Fotografien heute wieder erkennen konnte, so sehr von seinen Vorgängern unterscheidet. Diese hatten zweifellos auch ihre Reize, aber es waren eben eigene Bäume mit besonderem Charakter, und diese Zeit ist jetzt vorbei. Fraglich ist, was aus dem Weihnachtsbaum-Stück wird. Ob wir es als Brennholzreservoir nutzen oder es doch lieber verkaufen.

Neujahr

Für die Gestaltung der Baumtagebuchseite habe ich nun eine überzeugende Grundlage entwickelt, die auch geeignet ist, je nach Seiteninhalt variiert zu werden. Dabei habe ich wieder einmal gesehen, mit wie simplen grafischen Mitteln sehr schöne und bewegende optische Eindrücke zu gewinnen sind. Dahin zu kommen ist aber jedes Mal mit viel Experimentieren verbunden. Aber wenn der Ansatz dann stimmt, macht es auch Spaß weiter zu gehen. Ich hoffe, dass dieses neue Jahr mir viel Gelegenheit, Zeit und Muße bringt, meine kreativen Projekte voranzubringen. Projekte, die mir geradezu uferlos erscheinen und die ich immer nur ansatzweise überblicken kann. Gerade darin liegt aber auch ihr besonderer Reiz. Vielleicht ist das überhaupt der Sinn dieses Arbeitens: Der immer wieder neue Versuch, das eigene Potenzial zu entdecken, auszureizen und sich in gewisser Weise weiter zu entwickeln. Wie ich schon öfter bemerkt habe, dieses Weiterentwickeln erscheint mir nicht als linearer Prozess. Sprünge, Schleifen, Saltos und ähnliches sind da nicht selten, der Prozess ist somit unvorhersehbar, und ich frage mich, was es bedeutet, wenn es heißt: Wir haben uns vor dem Eintritt in diese Existenz einen Lebensplan entworfen, den wir dann, nicht mehr wissend, wie er aussieht, quasi kopflos versuchen zu realisieren. Ein ziemliches Abenteuer ist das, besser nicht fragen, wo der Sinn des einzelnen Tuns liegt, einfach weiter gehen, denn der Weg ist das Ziel. Zumindest das glaube ich verstanden zu haben.

Mehr Gelassenheit für das neue Jahr

Es ist so ruhig heute, meinte M. am Nachmittag, und hatte Recht. Die wenigen Knaller, die mit vorrückender Stunde häufiger werden, sind nicht dominant. Auch in dieser Hinsicht sind die Menschen ruhiger geworden. Da passte der Fernsehbericht gestern über einen Heidelberger Feuerwerker, der dieses Geschäft mit der ganzen Familie betreibt, so gar nicht ins Bild. Kein Vergleich zu der Begeisterung, die Silvester noch vor 20 Jahren bei den meisten ausgelöst hat. Irgendwie hat sich alles relativiert, und auch Silvester ist nur noch ein Ereignis unter vielen, die sich ganzjährig häufen und immer weniger echte Teilnahme zu erzeugen in der Lage sind. Ich wünsche allen, die den Beginn des neuen Jahres mit guten Wünschen, Vorsätzen und Plänen verknüpfen und den Jahreswechsel in der Gemeinschaft oder für sich ganz allein erleben, dass sie keine Enttäuschungen erfahren und das meiste von dem, was sie sich vornehmen, auch umsetzen können. Vor allem wünsche ich mir etwas mehr Mut, weniger Stromschwimmerei, weniger Lethargie und eine Abkehr von der immer noch verbreiteten Idee, der Staat werde die Dinge schon richten. Ich bin sicher, wir müssen es selber in die Hand nehmen. Jeder, so gut es ihm eben möglich ist. Die Ausdauer, die Kraft und das soziale Umfeld, die dazu nötig sind, mögen jedem zuteil werden. Schließlich wünsche ich mir mehr Gelassenheit in allen Lebensbereichen, in denen sie vertretbar ist. Das ist eines von Vielem, was uns die Bäume lehren können, wenn wir ihnen bewusst begegnen.

Baumtagebuch und neue Entwürfe

Das Baumtagebuch beschäftigt mich in letzter Zeit verstärkt. Nicht nur, weil ich es täglich mit Inhalt fülle, und das schon seit länger als 2 Jahren. Ich habe mir auch vorgenommen, eine eigene Internet-Präsenz für es einzurichten, und das erfordert eine Menge an gestalterischem Konzept und vor allem an technischer Innovation, deren Grundlagen ich erst noch schaffen muss. Das wird nicht ganz einfach und wahrscheinlich auch zeitaufwändig, aber das Projekt reizt mich sehr, gerade weil es so nah am täglichen Erleben und am täglichen Umgang mit dem Thema ,,Bäume“ ist und es sicher verdient hat, prominenter dargestellt zu werden. Immerhin, ein Element für den grafischen Kopf-Bereich habe ich heute schon entworfen. Allerdings hapert es noch mit der Platzierung und dem Gesamtbild. Vermutlich wird das noch einige Entwurfsrunden erfordern, bis es wirklich rund wirkt und ich damit längerfristig leben kann. Wenn es der richtige Entwurf ist, werde ich das schlagartig wissen und an die Feinarbeit gehen. Solche Dinge helfen mir übrigens, die Unmöglichkeiten des Lebens etwas besser zu ertragen.

Neue Ufer

Das war ein schöner Ausflug nach S., der inzwischen schon Tradition hat. In den letzten Jahren sind wir regelmäßig zwischen den Feiertagen dorthin gefahren, einfach um die Fußgängerzone zu durchstreifen und um uns Dinge anzusehen, die wir uns in der Regel nicht leisten können und auch nicht wollen. Ein Muss ist bei dieser Gelegenheit auch ein Besuch im bekannten Café Sch. Ich hoffe, das Jahr klingt in ähnlich entspannter Weise aus, wie der heutige Tag verlaufen ist. Eine Mischung zwischen ,,Zur-Ruhe-Kommen“ und ,,Zu-neuen-Ufern-Aufbrechen“ wünsche ich mir. Dabei habe ich schon für die ersten Weihnachtsgeschenke 2007 gesorgt. Natürlich wieder Weihnachtsbäume, an denen ich auch heute nicht vorbei gekommen bin: Das Teelicht mit dem emaillierten Zinngussdeckel, das ich noch gerade so erwischen konnte, und verschiedene Silhouetten-Bäume zum Aufhängen. Ich werde sie nicht anrühren und freue mich jetzt schon auf das Auspacken in einem Jahr. Kameramäßig bin ich jetzt auch nahezu komplett, ein kleines Tischstativ und die große Tasche für hoffentlich spannende und motivreiche Wanderungen sind besorgt. Jetzt fehlt nur noch das richtige Licht und die wiederkehrende Lust am Entdecken, die zu kreativen Horizonterweiterungen führen mag.

Für 2007

Die Arbeit mir der Kamera beginnt mir Spaß zu machen, auch wenn sie gewöhnungsbedürftig ist, allein schon wegen des Gewichts. Das ist ein möglicher Favorit für meine nächstjährige Weihnachtsgrußkarte:

Weihnachtsmotiv 2007

Mal sehen, vielleicht kommen auch noch andere dazu in den kommenden Tagen. Zum ersten Mal seit langem habe ich heute wieder einen Spaziergang gewagt, in einer einigermaßen sonnigen Wetterphase. Am Saardamm, den ich wegen der vielen heimischen Sträucher so gerne aufsuche, war ich ernsthaft erschrocken zu sehen, dass man von Seiten der Gemeinde wie mit dem Lineal gezogen sämtliche Sträucher zum Weg hin gekappt hat, teilweise wurden gar dicke Äste durchtrennt. Schlimm, wie das jetzt aussieht. Ich hoffe nun sehr, dass diese Wunden im Frühjahr durch neue Triebe geschlossen werden und im Sommer und Herbst die Früchte in der gewohnten Pracht zu beobachten sein werden. Diese Ingenieurdenkart finde ich jedenfalls zum Abgewöhnen, zumal ein wirklicher Grund für solche Maßnahmen nicht zu erkennen ist.

Neue Kamera

Neue Techniken haben immer auch etwas Herausforderndes. Heute habe ich erstmals meine neue Kamera getestet. Die Bedienung ist zwar etwas aufwändiger als bei dem bisherigen Modell, aber dennoch einigermaßen übersichtlich. Dabei muss ich mich erst einmal an die verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten gewöhnen und an die größere Rolle, die diese Einstellungen für das Ergebnis spielen. Wenn es aber richtig getroffen ist, erhalte ich eine wirklich sehr gute Abbildungsqualität und Tiefenschärfe. Der Adventskranz war da schon gleich eine schwierige Aufgabe, denn bei größerer Blende bzw. längerer Belichtungszeit muss natürlich ein Stativ her. Damit aber sind dem Experimentieren keine Grenzen gesetzt. Hier sind einige Abbildungsvarianten des Adventskranzes 2006 mit für mich ungewohntem Seitenverhältnis:Adventskranz 2006

Adventskranz 2006

Adventskranz 2006

2. Weihnachtstag

Ziemlich verschlafen, dieser zweite Weihnachtsfeiertag, an dem keiner von uns so richtig Lust hatte, Großes zu bewegen. Aber das ist ja auch gut so an einem solchen Tag, der schließlich nicht dazu da ist, Weltrekorde zu brechen. So habe ich den wegen des langen Schlafens recht kurzen Vormittag genutzt, um das neue Weihnachtsbaum-Ornament in meinem Fenster aufzuhängen, das sich so schön dreht und dabei das einfallende Licht reflektiert. Es sind zwei ineinander verschachtelte und zueinander verdrehte stilisierte Tannenbäume:

Edelstahlbaum

Und die drei Filzbäume, die J. und W. mir ebenfalls geschenkt haben, sind vorläufig auf der Schreibtischlampe platziert, wohin sie gar nicht schlecht passen. In den nächsten Tagen muss ich dennoch alles wieder neu arrangieren:

Filzbäume

Diese Fotos habe ich noch mit meiner alten Kamera gemacht, geht schneller und ist unkomplizierter. Die neue Kamera habe ich aber auch schon ausprobiert und bin jetzt gespannt, welche Ergebnisse ich mit der neuen Technik erziele. Da steht in den kommenden Tagen einiges auf dem Programm: Der Weihnachtsbaum, viele Weihnachtsbaum-Objekte, und vor allem der Adventskranz, der jetzt wunderbar stufig heruntergebrannt ist und außerdem in Kürze sein Limit erreicht hat. Jetzt gilt es die letzte Gelegenheit zu ergreifen, in der Hoffnung, dass das Makro-Objektiv eine hervorragende Aufnahme möglich machen wird.

Weihnachten

Schön, dass wir heute früh doch noch in die Kirche kamen. Es war die kleine katholische Kirche im gleichen Stadtteil, ganz in der Nähe von Js und Ws Haus und zu Fuß zu erreichen. Für Weihnachten überraschend wenige Besucher in der ohnehin mit nicht sehr vielen Sitzplätzen ausgestatteten Kirche. Aber eine schöne Messfeier mit einem jungen Priester, der unserer Ansicht nach einen wirklich zeitgemäßen Stil pflegt, ziemlich unprätentiös und vielleicht gerade deshalb näher an der Lebenswirklichkeit und dem spirituellen Gedankenraum der Gläubigen als manch anderer Geistlicher. Schade, dass W. und V. nicht mitkommen wollten, der gemeinsame Besuch wäre noch eindrücklicher gewesen. Hoffentlich im kommenden Jahr wieder einmal. Der Rest des Tages war von der Rückfahrt nach B. geprägt. Das zerschneidet zwar den Feiertag, aber so ist es möglich, dass W. wenigsten zu Weihnachten seine Familie in P. besucht, das hat Tradition, und deshalb ist diese Lösung mit zwei Aufenthaltsorten über Weihnachten gegenwärtig die glücklichste. Ich wünsche mir zwei schöne gemeinsame Tage ohne den üblichen Alltagstrubel und viel geteilte Freude an den weihnachtlichen Symbolen, allen voran unserem Weihnachtsbaum, der für mich nur ein aktueller Stellvertreter ist, für alles, was der Archetyp ,,Weihnachtsbaum“ in unser aller Leben das ganze Jahr über verankert und bewegt.

Heilig Abend

Es war ein sehr schöner Heiliger Abend, in entspannter Atmosphäre und mit einer wirklichen Weihnachtsstimmung, die mir sehr authentisch erschien. So, wie es das Zitat Rudolf Steiners, das ich in meine diesjährige Weihnachtsanimation eingebaut habe, assoziiert. Ich habe diesmal versucht, die Eindrücke, v. a. das Licht, in kurzen Videosequenzen festzuhalten, sicher werde ich einige Ausschnitte davon für spätere Gestaltungen nutzen können. Ich wünsche mir eine Fortsetzung dieses Geistes für die kommende Zeit und ein Aufleuchten des weihnachtlichen Gedankens in unser aller Leben. Da bedarf es nicht unbedingt der vielen neuen Weihnachtsbaum-Objekte und -symbole, die ich auch dieses Jahr wieder als Geschenk erhalten haben: als Dekorationsbäume in rotem Filz, als Wachskerze in Tannenbaumform, als dekorativer Keramik-Baum, als Anhänger aus bunt gemaltem Zinnguss, als Schmuckdose aus gegossenem und emailliertem Zinn, als sich drehender Aufhänger mit 3-D-Struktur aus poliertem Edelstahl, als mit einer Lichterkette von innen leuchtender Deko-Baum aus transparentem Naturfaserngeflecht. Ich werde vermutlich wieder Tage brauchen, das alles zu reflektieren, zu fotografieren und zu archivieren. Unheimlich spannend und mich immer wieder an den weihnachtlichen Gedanken und den schönen Heiligen Abend erinnernd.

Täglich Weihnachten

Man denkt, irgendwann müssten die Weihnachtsvorbereitungen doch einmal abgeschlossen sein. Und doch scheint dieses alljährliche Projekt endlos, und eigentlich erst kurz vor dem Heiligen Abend beendet. Ich weiß nicht, woran das liegt, aber die Adventszeit ist für mich das schönste. Nicht die Feiertage an sich, mehr das Davor und das Danach. Vielleicht liegt das daran, dass ich die Feiertage generell sehr intensiv wahrnehme und verfolge, ihrem Sinn nachspüre und ihre Atmosphäre einatme. Die Tage selber sind dann aber weniger durch Beobachtung als durch Kommunikation ausgefüllt, die so dicht ist, dass man gedankenlos im Feiertagsstrom mitfließt. Natürlich gehört das mit dazu, aber nur die Ergänzung mit der Vorbereitung und der Zeit der Rauhnächte macht das aus, was wir Weihnachten nennen. Der Weihnachtsbaum begleitet alle diese Phasen, zumindest bei mir, denn die Beschäftigung mit seiner Symbolik und Ästhetik ist für mich mindestens zwei Monate des Jahres intensives Thema, und in der übrigen Zeit zumindest im Hintergrund. Ich könnte mich auch 12 Monate intensivst mit dem Weihnachtsbaum beschäftigen, ohne seinem Mysterium auch nur annähernd gerecht zu werden. Gerade weil das so ist, versuche ich es wenigstens. Auch weil anhand dieses Symbols die Weihnachtszeit für mich ganzjährig präsent ist. Täglich Weihnachten feiern, wie dieser verrückte Engländer, über den heute im Fernsehen berichtet wurde, das wäre mir allerdings entschieden zu viel. Das würde das Ritual auf Dauer nicht verkraften und den Sinn der Tradition pervertieren. Die Überwindung des Punkts größter Dunkelheit und, der danach beginnende Zuwachs des Lichts und die darin sich entwickelnde Transformation markiert eben einen engen Zeithorizont und nicht das Ganze. Täglich Weihnachten ist deshalb unvorstellbar.

Schön und bedeutungsreich

Ich merke, dass man an den Tagen vor Weihnachten, die Feiertage selbst natürlich eingeschlossen, einfach nichts Produktives zustande bringt. Es ist einfach eine kontemplative Zwischenzeit, in der der Kopf nach ,,In-Ruhe-Gelassen-Werden“ und auch nach ,,Zusammen-mit-der-Familie-Sein“ steht. Weniger danach, großes zu bewegen. Das einfach So-Sein als ,,Familien-Mensch“ ist dann wichtiger. Zu dieser Erkenntnis ist sogar die Weihnachts-Sendung unserer Lieblings-Telenovela gekommen. Eine schöne Anekdote stand dabei am Schluss: Allen war es peinlich, auf den letzten Drücker nur noch ein ziemlich kleines, dünnes und krüppeliges Exemplar eines Weihnachtsbaums aufgetrieben zu haben. Und der Hausherr entgegnet dem, dass der Baum perfekt sei, weil er ihn an seinen kürzlich verstorbenen Sohn erinnere, der traditionell die Aufgabe inne gehabt habe, den Baum zu besorgen und in jedem Jahr mit einem noch scheußlicheren Exemplar nach Haus gekommen sei. Schöne Geschichte, die nicht nur die oben erwähnte Essenz des Weihnachtsfestes zusammenfasst, sondern auch den fast nur aus Symbolik bestehenden Stellenwert des Weihnachtsbaums kennzeichnet. Trotzdem bin ich ganz froh, dass wir nicht nur irgendeinen, sondern sogar einen sehr schönen Baum gefunden und geschmückt haben.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.