Überarbeitungen

Da möchte man keinen Kund vor die Tür jagen. M. hat es getroffen, indem sie an die im November übliche Witterung erinnert hat. So igelt man sich am liebsten ein, und das einige Tage nach einer wirklich hochsommerlichen Phase – verrückte Welt. Zu tun gibt es auch drin wahrhaftig genug. So habe ich immer wieder Neues zu lernen, zurzeit vor allem in Sache professionellem Webseitenaufbau mit CSS. Eine spannende Sache, die aber immer wieder diesen Touch des Programmierens hat, der mich regelmäßig abstößt. Da muss ich wohl durch, denn letztlich zählen die Ergebnisse. Mit der Nachbereitung, Aktualisierung und Erweiterung meiner bestehenden Präsenzen bin ich so weit durch. Das war nach längerer Pause mal wieder notwendig. Zwar ist auf diesen Seiten allein durch das Baumtagebuch, die Wünsche und den Grußkartenservice täglich Bewegung, aber es gibt auch immer wieder Dinge, die sich erledigt haben, die auf den Prüfstand gestellt werden müssen, oder die mir schlicht im zeitlichen Abstand nicht mehr gefallen. Heute waren es die auf die Baumseiten verweisenden externen Seiten, die ich nach Linkart sortiert und auf Gültigkeit überprüft habe. Dabei sind dann einige rausgefallen, die gar nicht mehr im Netz zu finden sind, oder deren verlinkende Unterseite irgendwie abhanden gekommen ist. Erfreulich finde ich es dennoch, dass im Laufe dieser 4-5 Jahre doch sehr viele Verlinkungen zu Stande gekommen sind. Für ist das ein Zeichen der Qualität und Attraktivität meines Angebots.

Zwischen Wachstum und Erholung

Für die so wunderbar gewachsenen Feigenfrüchte ist dieses Regenwetter ungünstig. Da ist zu befürchten, dass sie nicht richtig ausreifen und letztlich faul vom Baum fallen. Eine Schande wäre das, wo sie doch dieses Jahr so zahlreich sind. Wir brauchen einfach noch ca. drei Wochen schönes Sommerwetter mit viel Sonne, dann kann es noch etwas werden bis Anfang September. Anderen Pflanzen tut die Feuchtigkeit offenbar gut. Unser Mauer-Efeu hat Unmengen an Früchten angesetzt, die wir in der Vorweihnachtszeit in die diversen Advents- und Weihnachtskränze einbinden können. Auch sonst hat sich dieser Efeustock gut gemacht, mit vollem Laub, das hoffentlich in dieser einseitigen Wachstumsrichtung nicht den Halt verlieren wird. Wir wollen zuversichtlich sein und gleichzeitig diese kühlere Phase zur Regeneration und zum Zu-Uns-Kommen nutzen. Solche Phasen können erholend wirken.

Fast grenzenlos

So ein seltsamer Einbruch der Witterung nach einigen hochsommerlichen Tagen. Ich komme einfach nicht dazu, die Lektüre meiner sich stapelnden Baumliteratur fortzusetzen, obwohl ich doch jetzt endlich die Zeit dazu haben müsste. Aber ständig erscheinen andere Projekte vorrangig, auch andere, bevorzugt fiktionale Literatur. Ständig zeigen sich auch neue Herausforderungen in der Gestaltung meiner diversen Webprojekte, neue zeitgemäßere Ansätze des Weblayouts, die es dann zu erlernen gilt. Und natürlich die kunsthandwerklichen Vorhaben, die scheinbar endlos sind, was bei der doch sehr eng definierten Produktpalette fast unwahrscheinlich wirkt. Es ist tatsächlich so, der Gestaltbarkeit des Lebens und der Selbstbeschreibung sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Bei mir jedenfalls. Es sei denn ich stoße an körperliche Grenzen, die gelegentlich Aus- und Zwischenzeiten provozieren, während derer Lernen auf anderen Ebenen möglich wird. Die Sonderzeiten habe ich aber in den letzten Jahren bei mir und anderen so häufig erlebt, dass ich künftig eigentlich darauf verzichten könnte. Wenn es denn in meiner Macht läge. Vieles aber liegt nicht in unserer Macht.

Detaillierte Selbstbeschreibung

Die Arbeit am Detail ist immer sehr zeitraubend. Bei der Überarbeitung und Aktualisierung meines Online-Portfolios www.lux21.info habe ich unzählige Verbesserungen eingebracht, die die Seite dynamischer gestalten, da an vielen Stellen der Seitenaufbau zu schwerfällig schien. Das ist immer wieder eine Herausforderung in Flash. Interessant ist, dass einem zu verschiedenen Zeiten die Dinge auch unterschiedlich erscheinen. Vor einem Jahr, in der heißen Schlussphase der Arbeit an diesem umfangreichen Selbstporträt, war die durch Animation erzielte Verlangsamung des Aufbaus der Navigationsstruktur von mir so gewollt. Heute erscheint sie mir nicht mehr akzeptabel, wirkt eher wie zur Schau gestellt. Deshalb habe ich die Bewegung zwar beibehalten, sie aber in einen kürzeren und teilweise auch veränderten Rhythmus gebracht. Ich denke, das tut dem Auftritt gut, mit dem ich nach wie vor sehr zufrieden bin. Vor allem, weil ich jederzeit neue Inhalte ergänzen kann, ohne das Grundgerüst zu zerstören. Sicher wird es in den kommenden Jahren auch möglich sein, die jetzt noch im Schwerpunkt vorgestellten ,,Baum-Projekte“ durch weitere Inhalte zu ergänzen. Es ist mir wichtig, dass kein einseitiger Eindruck meiner Interessen und meines Engagements entsteht. Diese Gefahr besteht immer, wie ich in den letzten Monaten mehrfach erfahren habe.

Im Sommerlicht

Ein richtiger Sommertag, wie man am Licht dieser Fotografien sehen kann. Einer, der uns mit der Wechselhaftigkeit dieser Jahreszeit versöhnt. Und schon erscheinen im Sonnenlicht viele Kostbarkeiten, die sich wieder ganz anders darstellen als im Vorjahr. So habe ich eine ganze Menge Schlafäpfel gesehen, die jetzt besonders auffallen, wo an vielen Sträuchern das Laub schon verdorrt ist, wie an dieser Heckenrose:

Sommerlicher Schlafapfel

Auch anderes scheint den zwischenzeitlichen Hochtemperaturen nicht stand zu halten. Gewöhnlich sind die Früchte des Wolligen Schneeballs zu dieser Zeit noch teilweise rot. An diesen Sträuchern aber waren kaum noch rote zu sehen, und die schon schwarz gefärbten sind rosinenartig geschrumpft:

Fruchtstand des Wolligen Schneeballs

Eine besondere Überraschung war zu sehen, dass einige Schlehdornsträucher reichlich Früchte tragen. Das habe ich seit drei Jahren nicht erlebt, immer waren die Blüten im Frühjahr erfroren, so dass die Früchte weitgehend ausblieben. Mal sehen, ob das andernorts auch so ist, dann könnte sich vielleicht das Schlehensammeln mal wieder lohnen.

Ästhetische Schätze

Armband aus Pfaffenhütchenholz

Heute habe ich das Armband aus Pfaffenhütchenholz für M. fertig gemacht. Sieht einfach klasse aus, leuchtend zitronengelb, glatt und sehr dicht. M. ist von seiner Ausstrahlung ebenfalls begeistert und meint, dies sei das schönste Armband, das sie bisher getragen hat. Kaum zu glauben, welche ästhetischen Schätze in heimischen und allerorten anzutreffenden Baum- und Straucharten versteckt sind. Manchmal sind es einfach Zufälle, die mich zu neuen Entdeckungen in diesem Bereich führen. In diesem Fall hatte die Stadt die Sträucher am oberen Saardamm geschnitten und die abgetrennten Abschnitte einfach vor Ort liegen lassen. Das stärkste Stück habe ich mir dann von einem meiner Spaziergänge mitgebracht. Leider hatte es nur knapp Daumendicke, und so konnte ich nur zwei Stäbe daraus gewinnen. Aus diesen habe ich dann genug Perlen für dieses eine Musterband gewinnen können. Ich schätze, das war ein Glücksfall. Die gelbliche Färbung scheint dieser Unterart des Pfaffenhütchens vorbehalten zu sein. V. hat mir nämlich einige Wochen später einen weiteren Abschnitt mitgebracht, der ganz gewöhnlich beige-braun mit einem leichten Grün-Stich gefärbt ist. Vielleicht finde ich ja noch heraus, welches die ,,richtige“ Art ist. Wenn nicht, bleibt immer noch dieses wunderschöne Musterband.

Libanon-Zeder

V. kam es spanisch vor, als ich ihm sagte, dass ich das Armband, an dem ich gerade arbeite, aus dem Holz der Libanon-Zeder herstelle. Allein der Name ist schon stark, weckt Assoziationen an dieses Land im Nahen Osten, das in den letzten Jahren fast ausschließlich im Zusammenhang mit politischen und kriegerischen Konflikten im Gespräch ist. Etwas kundigere werden den Baum aber auch kennen, der hierzulande als Solitär gelegentlich in Parks anzutreffen ist. Er fällt sofort auf wegen seines schirmartigen Kronenaufbaus, der auf fast horizontal wachsenden Ästen beruht. Das Holz ist sehr dekorativ, mit einer deutlichen unregelmäßigen Jahresringzeichnung, die hier noch auffälliger wirkt als bei den meisten anderen Nadelhölzern. Die Farbe ist warm, zwischen braun, gelb und orange liegend, und der Duft zeugt von einem hohen Anteil ätherischer Öle. Die Mikrostruktur ist der der Atlas-Zeder ähnlich, die ich schon im letzten Jahr kennen gelernt habe, allerdings lässt es sich noch viel besser als diese verarbeiten. Dieses Musterband ist wieder einmal für M. bestimmt, und nun bin ich gespannt, welchen Gesamteindruck es letztlich machen wird und ob es ihr gefällt.

Erfahrungsaufzeichnungen und Zeitgeist

Ich habe gerade begonnnen, Ingo Schulzes Roman ,,Neue Leben“ zu lesen. Anders als ich damals im Buchladen angenommen hatte, handelt es sich im Kern um die kommentierte Herausgabe von Briefen, Tagebuchaufzeichnungen und fragmentarischen Prosaarbeiten einer schillernden ostdeutschen Persönlichkeit, Enrico Türmer, dessen berufliche Karriere sich sehr bewegt darstellt und von der Tätigkeit als Theaterdramaturg, Redakteur, Schriftsteller bis zu einer beachtlichen und jäh endenden geschäftlichen Selbständigkeit reichte. Mutig, ein schriftstellerisches Projekt auf der gründlichen Aufarbeitung solcher höchst individueller Dokumente zu gründen. Aber zweifellos ein nicht nur schwieriges, sondern auch spannendes Unternehmen, denn so kann Zeitgeschichte, hier die Zeit der ,,Wende“ im Jahre 1990, aus der subjektiven Sicht eines zu dieser Zeit engagierten und einige Jahre später einflussreichen Menschen geschrieben werden. Das bedeutet auch Authentizität. Natürlich habe ich sogleich Vergleiche mit meiner eigenen Selbstbeschreibung, diesem Themenblog angestellt. Grundsätzlich anders gelagert, weil fokussiert auf das Thema Bäume, ist es doch auch ein Zeitdokument. Im Abstand vieler Jahre wird man zwar die tagespolitischen, wirtschaftlichen und kulturellen Nachrichten der jeweiligen Zeit nicht daraus rekonstruieren können. Aber die Stimmung, die sich in der intensiven Beschäftigung mit dem Baumthema ausdrückt, die sagt doch etwas über den Zeitgeist aus, ist Produkt des beobachtenden Mit-Lebens in dieser Zeit. Ich bin sicher, dass sich daraus für mich selber, vielleicht auch für den einen oder anderen Leser, Denkanstöße ergeben, die das Bewerten von Erfahrungen im Jetzt erleichtern und in der Zukunft die Rekapitulation dieser Erfahrungen befördern.

Efeuwaldwelt

War ein schöner Spaziergang heute durch den verträumten Efeuwald. Ab und zu begegnet man zwar auch Menschen, aber dieses Waldstück strahlt eine solche Ruhe und Zeitlosigkeit aus, dass man die meiste Zeit glaubt, in einer abgetrennten Welt sich zu bewegen. Deshalb wähle ich diesen Weg auch gerne an solchen warmen und sonnigen Tagen, denn das meist dichte Grün filtert die Sonnenstrahlen und dämpft die Temperatur. So lässt es sich angenehm gehen, ein Meditationsgang in der Regel. Obligatorisch hier ist ein Fern-Blick auf die dichten, von kräftigem Efeu bis in die Wipfel umrankten Bäume.

Efeuwald

Die Waldrebe ist meist nicht weit und leistet der Kletterschwester Gesellschaft.

Efeuwald

Neben einer Sitzbank mitten im Wald haben sich zwei (offenbar verliebte) verewigt, leider an einem sehr jungen Baum, dessen Rinde starke Reaktionen gegen die Einschnitte zeigt.

Efeuwald

Was ich mich gleich gefragt habe: Warum lässt der Ritzer die 2 der Jahreszahl weg? Oder steht 005 möglicherweise für etwas anderes? Wie auch immer, solche Ritzzeichen sind immer wieder spannend, nicht nur für die Betroffenen, vor allem für die vielen Spaziergänger und Wanderer, die ihnen täglich begegnen und über ihre Bedeutung nachdenken.Dieses an Indianerbauweise erinnernde Stöcke-Zelt, allerdings ohne die deckende Plane, ist mir schon bei meinem letzten Besuch aufgefallen. Da scheinen Kinder regelmäßig am Werk zu sein, so sorgfältig wie die Stöcke hier zusammengetragen und kunstvoll aufgestellt wurden. Direkt zu beneiden. Man möchte wieder ein kleiner Junge sein.

Efeuwald

(Fast) alles Biologie?

Nun ist der Juli auch schon vorbei. Eigenartiges Jahr, in dem mir der Sommer nicht als Jahreszeit greifbar ist. Natürlich, da ist das Lichtgrün der Bäume, da ist gleißender Sonnenschein zwischen warmen Regenschauern. Da sind die Wiederholungen im Fernsehen, die tendenzielle Ereignislosigkeit im beruflichen Leben. Die allerorten anzutreffende Stimmung, deren Motiv sich so beschreiben ließe: Lassen wir’s langsam angehen, im Herbst kann man dann wieder richtig durchstarten. Aber im Grund sind das oberflächliche Attitüden. Natürlich bestehen die Notwendigkeiten und Erwartungen ungebremst weiter. Die Menschen haben sich nur eine jahreszeitlich geprägte Psychotechnik angeeignet, die wohl helfen soll, sich das Leben angenehmer zu machen. Ich glaube, dass das gesund ist. Und ich glaube auch, dass diese Denk- und Lebensgewohnheiten ohne Jahreszeiten wie den Sommer gar nicht in der Form vorstellbar wären. Wir sind stärker abhängig von unserer natürlichen Umwelt, dem zyklischen Geschehen in der Natur, als wir uns im Alltag bewusst machen. Am Ende ist doch (fast) alles Biologie, biologisch gesteuerte Befindlichkeit und biologisch beeinflusste Kommunikation. Die wenigen Prozent Kultur, die dann noch dazukommen, sind aber nicht minder wichtig. Das gerät nur in diesen ach so trögen Zeiten in Vergessenheit. Ich versuche zumindest, meinen Teil beizutragen, Kultur in der Gesellschaft lebendig zu halten.

Letztlich geht’s immer um Kommunikation

Die Arbeit an Details kann einen im grafischen Bereich ganz schön aufhalten. Immer wieder stoße ich dabei auf neue Möglichkeiten, die ich versuche für meine Gestaltungsarbeit zu nutzen, oder zumindest im Hinterkopf zu behalten. Es ist das alte Lied von der richtigen Balance zwischen ansprechender Oberfläche, Inhalten und Interaktion. Die drei Bereiche gehören unbedingt zusammen, erfordern aber gleichermaßen zeitlichen Aufwand und Engagement. Ich versuche das deshalb gleichgewichtig zu behandeln, hin-und herzuwechseln, damit nichts zu kurz kommt. Gegenwärtig ist es eben vor allem die Oberfläche, die mich beschäftigt. Und mit ihr die unendlichen und sich immer wieder erweiternden, verändernden und verbessernden technischen Möglichkeiten. Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass Technik mich jemals so faszinieren könnte. Aber das Internet hat eine ganz neue Dimension eröffnet, die Technik zum Vehikel für spannende Kommunikationen macht. Letztlich ist es das: Technische Möglichkeiten als Mittel zum Zweck zu nutzen. Immer nämlich geht es um die Kommunikation, um das Erarbeiten und wahrscheinlicher machen von themenbezogenen Interaktionen auf unterschiedlichsten Ebenen. Das große Thema der Bäume auf diesem Wege auf meine Art zu illustrieren und gleichzeitig möglichst viele daran teilhaben zu lassen, ist das Hauptmotiv bei der Weiterentwicklung von Wunschbaum und Baumtagebuch. Es ist gut und motivierend zu sehen und zu hören, dass dieser primär kommunikative Ansatz in der intendierten Form verstanden wird und sich daraus sinnvolle Anschlussmöglichkeiten ergeben.

Rhythmusstörungen

Der verregnete Sonntag war gerade richtig, um eine Menge an Routineprojekten abzuarbeiten. Eigentlich kein richtiger Ruhetag. Überhaupt habe ich den Eindruck, fast nicht mehr zur Ruhe zu kommen, das scheint ein Merkmal des Älterwerdens zu sein: dass einem die Zeit davonläuft. Wieder einmal hatte vieles direkt oder indirekt mit den Bäumen zu tun, aber auch weniger spannende Themen gehörten zu diesem Sonntagsprogramm. Es wäre schön, wenn es mir im Laufe des August gelingen würde, die ,,innere Zeit“, wie es Bergson genannt hat, bewusster zu beobachten und auf diesem Umweg wieder mehr von der Zeit zu haben. Niemals hätte ich gedacht, dass ich von dieser verbreiteten Hektik einmal würde beeinflusst werden. Aber sobald man in dieses ökonomisch-soziale Geflecht unserer Gesellschaft eingebunden ist, lässt sich eben diese Hektik kaum noch vermeiden. Ich kann versuchen sie so weit als möglich zu reduzieren. Die Gründe und Motive dafür müssen dann aber auch wieder kommuniziert werden, was Zeit kostet und das Problem nicht gerade entschärft. Auch hier laufen meine Überlegungen wieder auf die Bäume hinaus, denn diese stellen einen geeigneten symbolischen Rahmen bereit, der Zeitlosigkeit denk- und handhabbar werden lässt. Sich auf die Zeit der mitlebenden Bäume einzustimmen kann unter Umständen helfen, einen gesunden eigenen Zeitrhythmus (wieder) zu finden.

Drei Nachbarn

Die Perspektive mag den Baum größer machen als er ist, aber seinen unbändigen Wachstumsdrang zeigt sie doch sehr schön. So streckt sich die Spitze des Ginkgo gen Himmel:

Spitze unseres Ginkgobaums

In seiner direkten Nachbarschaft die beiden Fruchtbäume, der Nashi und der Feigenbaum. Letzerer trägt dieses Jahr eine Unmenge Früchte, die schon beachtliche Größe erreicht haben, deren Reife aber sicherlich noch bis Anfang September auf sich warten lassen wird. So zeigt es zumindest die Erfahrung der beiden letzten Jahre:

noch unreife Feigenfrüchte

Schon bald essbar sein werden dagegen die Nashifrüchte, die ich selber nicht mag, weil sie nur wässrig und sonst nach nichts schmecken. Vor allem aber weil dieser Baum seinen Nachbarn zu viel Licht wegnimmt. Jedenfalls noch so lange, wie diese ihn nicht überragt haben:

ausgewachsene Nashifrucht

V. wird aus ihnen wohl wieder Marmelade kochen. Soll er nur, solange er sie dann auch selber isst.

Reifen

reifende rote Weintrauben

Den Rebstöcken tut dieses warm-feuchte Wetter sehr gut. Mit diesem Wohlfühl-Klima ist es wohl zu erklären, dass die Trauben dieses Jahr schon recht früh reifen. Diesen Farbkontrast finde ich immer wieder sehr schön, der sich daraus ergibt, dass am selben Fruchtstand sowohl grüne, als auch dunkelblaue, als auch im Übergang zwischen beiden Farben liegende Einzeltrauben zu sehen sind. Vom ersten Stock aus betrachtet schießen die Blatttriebe der lang auslaufenden Reben in die Höhe. Damit entsteht noch mehr Chlorophyll, das bei anhaltend sonniger Witterung und den immer wieder zwischendurch eingestreuten Niederschlägen zu einem entsprechenden Zuckeranteil des Traubensafts beitragen wird. Hoffen wir also, dass uns die Sonne jetzt so schnell nicht mehr verlässt und der Weinjahrgang 2007 ein erinnerungswürdiger sein wird.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.