Herbstgedanken

Der Herbst zeigt in diesen Tagen sein typisches Gesicht, denn jetzt fallen die Blätter auch schon. Dass man damit wochenlange Arbeit im Garten hat, bis das gesamte Laub sich gelöst hat und man es in Biotonne oder Komposthaufen verstaut hat, ist nur eine von vielen Seiten dieser Jahreszeit. Dazu gehört eben auch eine gewisse Schwermut, zumindest bei manchen Menschen, oder aber eine Art Melancholie, ein Gefühl, das mich selber eher mit dem Herbst verbindet. Beide Gefühle fördern die Innenschau und können auch kreative Prozesse voranbringen. Jedenfalls fließt in dieser Zeit vieles besser, gerade weil die Natur sich im Aufbruch befindet, ein Aufbruch, der gleichzeitig auch ein Abschied ist, und wenige Wochen später auch schon in die Wende zum neuen Zyklus übergeht. Ich mag solche Umbrüche, sie setzen Dinge in Bewegung, die auf diesen äußeren Anstoß gewartet haben, und am Ende steht etwas Anderes, vielleicht sogar Besseres, wenn man es im Hinblick auf den Wandel der Zeit und unsere Versuche betrachtet, diesem Wandel adäquat zu begegnen. So wünsche ich allen Menschen einen genussvollen und anregenden Herbst und ein vom Herbst erweitertes Selbst-Bewusstsein.

Zur Aufmunterung

Zur Aufmunterung bei so viel Schreibtisch- und Bildschirmarbeit gönne ich mir heute einen Blick auf meine letzten Pfaffenhütchenbilder. Die Saison ist jetzt vorbei, aber die letzten Aufnahmen der reifen Fruchtkapseln waren auch gleichzeitig die besten, was natürlich nicht nur am Reifegrad der ,,Hütchen“ liegt, sondern vor allem auch am warmen Herbstlicht, das am Wochenende sagenhaft intensiv war:Pfaffenhütchen

Pfaffenhütchen

Transparenz und Inhaltsdarstellung

Gegenwärtig beschäftige ich mich mit transparenten Designs. Das ist mir zurzeit ein Bedürfnis, weil ich denke, dass diese Zeit unbedingt mehr Transparenz braucht. Indem man Inhalte auch optisch klar erkennbar und zugänglich gestaltet, wird ihr eigentlicher Wert und ihre Bedeutung im Ganzen deutlicher. Man kann sich dann diesen Inhalten direkt widmen und muss sich nicht erst durch einen Wust von ,,Verpackung“ durcharbeiten, um den Kern zu finden. Ich glaube, die Menschen, insbesondere die, denen man etwas verkaufen möchte, haben das Recht auf solche Durchsichtigkeit. Diese könnte künftig eine immer größere Rolle als Verkaufsargument und als Hintergrund langfristiger Kundenbindung spielen. Techniken und Gestaltungselemente hierfür zu entwickeln, macht mir viel Freude. Merkwürdig, bisher war mir das klar Definierte vor allem im Bereich der Inhalte vertraut. Jetzt versuche ich die Qualität der Inhalte auf diese Art noch weiter zu verstärken. Mit meiner Wunschbaumseite, deren optische Oberfläche alles andere als transparent ist, die vielmehr von der Differenz zwischen dunklem Untergrund und leuchtend hervortretender Schrift lebt, bin ich dennoch uneingeschränkt zufrieden. Mit dieser Ästhetik lässt sich Atmosphäre schaffen, die bei der Beschäftigung mit den Bäumen unbedingt erlebbar sein muss, damit man nicht rein oberflächlicher Betrachtung erliegt. Diese Ästhetik zieht den Betrachter sozusagen in das Thema hinein, schafft eine neue Teilzeit-Welt, deren Relevanz für den Alltag dennoch schnell erkennbar ist. Also zwei Arten, einen Inhalt aufzuarbeiten und darzustellen, deren Wahl wesentlich von der Art des Inhalts und den kommunikativen Absichten abhängig ist.

Erweiterter Baumhorizont?

Die monatlichen Treffen unserer Dreamteam-Gemeinschaft haben neben der seltenen Gelegenheit, Englisch zu sprechen, auch den Vorzug, dass man mal in Ecken des Saarlandes kommt, die man zuvor noch nie gesehen hat. Und nebenbei lernt man auch die jeweilige Gastronomie kennen. So war das heutige Treffen wieder sehr entspannt und in der schönen Atmosphäre einer urigen Gaststätte verlaufen. Bleibt zu wünschen, dass wir diese Routine in Zukunft beibehalten werden und doch mindestens 4-5 Leute jeweils teilnehmen können. Das wäre umso schöner, wenn es zwischenzeitlich allen gelingen würde neue Arbeit zu finden. Und dann steht ja noch der London-Trip im nächsten Jahr an, vielleicht sogar eine Amerikareise, falls wir auf den Geschmack kommen sollten. Wer weiß, vielleicht wird das für mich der Auftakt für das Entdecken des Reisens. Bei meiner Begeisterung für die Bäume haben mir reisefreudige Bekannte schon öfter die Möglichkeit nahe gelegt, mich auf eine Art Baumtourismus zu verlegen. Es würde meinen Baumhorizont auch in geographischer Hinsicht sicherlich erweitern.

Auf eine Linie

Der Tag stand ganz im Zeichen der Erholung von der gestrigen Aktion, und der Rekapitulation der Ereignisse und Eindrücke. Das stimmte mit der heutigen Atmosphäre überein, die sehr gelassen und ruhig auf mich wirkte. So bin ich dann auch mit meiner kreativen Arbeit ein gutes Stück weiter gekommen. Manchmal liegt es eben nur an kleinen Details, die aber schwer herauszufinden sind. Ich habe heute gemerkt, dass zu viel Konzentration auf eine Tätigkeit die Kreativität einschränkt. Es ist wichtig, zwischendurch die Aufmerksamkeit auf gänzlich anderes zu lenken. Das macht den Geist frei, und bestimmte Probleme lösen sich auf, was ohne die Abwechslung so schnell nicht geschehen wäre, schon gar nicht in der selben Qualität. Ähnlich war es heute Nachmittag. Der kurze Spaziergang an der Saar hat gereicht. Die Sonne, die angenehme Luft, die allesamt ruhigen und die Jahreszeit genießenden Menschen unterwegs. Danach kann man wieder weiter arbeiten – und weiß plötzlich wieder warum, und häufig auch wie man am besten weiter kommt. Die Spezialisierung macht uns krank. Vielleicht habe ich vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis schon vor Jahren diese Lust an der Vielfalt der Interessen entdeckt. Das ist schon lange so bei mir. Neu ist seit ungefähr 7-8 Jahren aber, dass die Arbeit mit Bäumen und im Umfeld der Bäume diese vielfältigen Interessen bündelt, sie gewissermaßen auf eine gemeinsame Linie bringt, den Sinn erkennbar macht, der manchmal nicht im Einzelnen, sondern in seiner Position im Ganzen liegt. Die Bäume helfen mir, dieses Ganze sichtbar und manchmal auch vermittelbar zu machen.

Ein langer Baumarbeitstag

Was für ein Baumtag! Einer, der wirklich fast vollständig im Zeichen der Bäume stand. Freilich bestimmter Bäume, die entfernt oder beschnitten werden mussten. Die ca. 10 Meter hohe Blautanne in Js und Ws Vorgarten war eine echte Herausforderung. Dank der langstieligen Baumastsäge, die V. sich letztes Jahr angeschafft hatte, um vor allem seine Obstbäume bequemer schneiden zu können, war zwar das Entfernen der unteren Äste kein Problem, die Spitze mussten wir dann aber doch mit etwas Risiko entfernen, bevor der Stamm abschnittsweise gekürzt werden konnte. Mittels einer Leiter hatten wir zuvor ein Seil möglichst weit oben befestigt und dann von der dem Haus gegenüberliegenden Seite, an der ein Lärmschutzwall steil nach oben geht, zu zweit gezogen. Auf die Art konnte die Fallrichtung der Spitze ganz gut kalkuliert werden und nichts wurde beschädigt. Das zweite Problem war der Wurzelstock. Zwar handelte es sich um Flachwurzeln, aber die waren bei diesem älteren Exemplar zum einen zahlreich vorhanden und zum anderen sehr stark ausgeprägt. Da hieß es zunächst, die Wurzelstränge freizulegen und mit der Spaltaxt zu durchtrennen. Manche konnten wir erst lokalisieren, nachdem wir den Stumpf mit PKW und Seil aus seiner Verankerung gerissen hatten. Mit einigen Tricks konnten wir so den ganzen Stock heraushebeln. Anschließend haben wir ihn mit der Kettensäge so weit es ging in Stücke gesägt. Das Ergebnis: Eine ganze Anhängerladung voller Äste, die wir mit nach Hause genommen haben – V. will sie demnächst häckseln. Und eine Menge frisches Stamm- und Wurzelholz, das W. später einmal im Kamin verfeuern will. Ws und Js Brennholzlager ist dank unseres mitgebrachten Nachschubs übrigens jetzt auch wieder aufgefüllt, vornehmlich mit gut abgelagertem Buchenholz aus Vs letztjährigem Loskauf. Nach dem Fällen haben wir das unter dem Baum liegende Pflaster wieder neu gesetzt und darin den Steinekranz platziert, in dessen Mittelpunkt wir dann den Nachfolger der gefällten Blautanne eingepflanzt haben, eine noch junge Esskastanie, die hoffentlich bald hoch gewachsen sein wird und dem etwas älteren Walnussbaum in seiner unmittelbaren Nachbarschaft Gesellschaft leistet. Kurz vor dem Nachhauseweg bestand J. noch darauf, nach dem Nussbaum auch die beiden Ebereschen zu schneiden. Ich hatte das zuvor für notwendig erklärt, damit sie sich nicht völlig verwachsen und unförmig werden. Glücklicherweise haben sie dieses Jahr an Stammvolumen zugelegt – gute Voraussetzung für ein weiteres stabiles Wachstum. Zuhause dann noch, schon bei Dunkelheit, das Abladen der Tannenzweige und das Verstauen des Anhängers. Ein riesiger Haufen hat sich dabei aufgetürmt, kaum zu glauben, welch gewaltige Biomasse so ein Baum im Laufe seines Lebens produziert. Jetzt sind wir alle müde, aber auch froh, unser Tagesprojekt plangemäß umgesetzt zu haben.

Vorbereitungen

J. und W. können sich auf eine ganze Anhängerladung voll frischem Brennholz freuen. Zusammen mit einigen Eimern Sand und Muttererde haben wir heute alles aufgeladen, um für den Arbeitseinsatz morgen gut gerüstet zu sein. Aber da wir zu fünft sind wird es an diesem einen Tag, zudem bei dem zu erwartenden schönen Wetter, sicherlich zu schaffen sein. Ich hoffe nur, dass das Entfernen des Baums keine Probleme macht, da er ja sehr nah an der Straße und zu den Nachbarn steht. Da werden wir uns einiges einfallen lassen müssen. Am Feigenbaum habe ich heute wieder zwölf neue Früchte geschnitten. Damit sind wir inzwischen bei 67 angekommen, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Nicht nur das Ernten, auch die Kommunikation dazu hat sich mittlerweile zu einem richtigen Ritual ausgewachsen. Was die Beschäftigung mit den Bäumen doch für schöne Gelegenheiten schafft! Ich freue mich auf die goldenen Tage, die in den Nachrichten ständig angepriesen werden. Hoffentlich hält es auch eine Weile.

Schöne Kiefer

Das Kiefernholz hat eine unheimlich attraktive Zeichnung. Das habe ich an dem neuen Armband wieder einmal festgestellt. Natürlich kommt es sehr auf die Auswahl des Abschnitts an. Die kann ganz unterschiedlich aussehen. Mal sind die Harzeinschlüsse nur punktuell und fein verteilt, mal sind sie ganz deutlich mit den Jahresringen verbunden. Bei letzteren zeigt sich eine sehr schöne streifige Oberfläche, die dadurch akzentuiert wird, dass die harzigen Flächen transparent schimmern, besonders wenn sie an der Oberfläche der Perlen liegen. Die wirken dann wie glasiert. Ich hoffe nun, dass die Kundin ähnlich von dem Ergebnis angetan ist. Das Wochenende wird recht baumintensiv. V. hat schon alle Vorbereitungen heute für die Arbeitseinsätze bei J. und W. am Samstag in G. getroffen. Im Mittelpunkt der Aktion wird das Fällen einer hohen und ausladenden Blaufichte im Vorgarten stehen. Später muss auch die Wurzel unterhalb der Bodenfläche abgeschnitten werden, damit die darüber liegenden Pflastersteine wieder neu gesetzt werden können. Bin gespannt, wie lange uns dieses Projekt aufhalten wird.

Den zyklischen Wechsel erleben

Extreme Wetterschwankungen haben wir an diesem Feiertag erlebt. Von verhangen-regnerisch über tropisch-schwül bis sonnig-warm war alles dabei. Und damit hatten wir eine komprimierte Version der klimatischen Verhältnisse dieses Jahres, das durchweg von solchen Extremschwankungen gekennzeichnet war. Unterdessen stellen sich die Pflanzen auf den Winter ein. Ginkgo und Feigenbaum verlieren schon die ersten Blätter, noch bevor die letzten Früchte geerntet wurden. Bei den Bäumen draußen im Wald und an den Straßen trägt der Wechsel von kalten Nächten und starkem Temperaturanstieg am Tag dazu bei, dass wir eine kräftige Herbstfärbung erwarten können. Das Bild bewegt sich mancherorts schon in diese Richtung. Gut, denn so können wir nach längerer Zeit einmal wieder diese schöne Jahreszeit in ihrer Eigenart erleben und den natürlichen Zyklus am Beispiel des Vergehens nachvollziehen, der häufig nur noch ansatzweise beobachtbar war. Oder wie ich R. vor einigen Tagen beim Spaziergang auf dem Saardamm sagte: Ich bin heilfroh, nicht in Zonen zu leben, die keine Jahreszeiten, dafür aber ganzjährig relativ konstantes Klima kennen. Zweifellos würde ich die kulturellen Implikationen unserer geographischen Region, immer wieder eng geführt am Lebenszyklus der Bäume, endlos vermissen.

Der Weg zu allem Großen geht durch die Stille

Dieses Nietzsche-Zitat zierte das September-Kalenderblatt eines kleinen Monatskalenders, den ich M. zu Weihnachten geschenkt hatte. Heute hat sie mir dieses Blatt als Lesezeichen geschenkt. Es bildet eine schöne kathedralenartige, sommerliche Baumallee ab. Dazu hat sie noch einen weiteren Spruch aufgeschrieben: ,,Geduld ist bitter, aber ihre Früchte sind süß.“ Damit meinte sie wohl meine gegenwärtige Situation, die mir in der Tat sehr viel Geduld abverlangt. Was die Süße der geduldserprobten Früchte angeht, bin ich mir so sicher. Sicherlich lernt man dabei, aber nicht immer steht die Eierkuchenlösung am Ende. Vieles versteht man erst sehr viel später, wenn überhaupt. Wichtig ist mir, in solchen Phasen möglichst kreativ zu sein. Die Bäume sind mir dabei der ruhende Pol, von dem aus ich mich weiterzuentwickeln versuche. Das Süße und das Große müssen es nicht unbedingt sein, aber sie im Blick zu haben kann helfen.

Arbeit an der eigenen Handschrift

Es ist durchaus eine Herausforderung, ein Thema wie die Symbolik der Bäume über einen längeren Zeitraum hinweg weiterzuentwickeln. Das betrifft die Selbstmotivation ebenso wie die Kommunikation und Vermittlung. Ich versuche dabei immer wieder neue Schwerpunkte zu setzen. Mal steht die technische Seite im Vordergrund, mal die ästhetische, mal die inhaltliche. Alles in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen, das die eigene Handschrift und den eigenen, ganz speziellen Zugang nicht verleugnet, gleichzeitig aber genug Anknüpfungspunkte für andere bereitstellt, ist nicht ganz einfach. Ich glaube aber, dass es mir immer wieder gelingt, wie ich an Reaktionen, Kommentaren, Bestellungen und anderen themenspezifischen Interaktionen ablesen kann. Ich wünsche mir auch für die Zukunft, niemals Scheuklappen aufzusetzen und immer das Ganze, so weit es geht, im Blick zu haben. Das sehe ich als konstitutiv für meine Denk- und Arbeitsweise an, und das ist auch wert ernst genommen und weiter entwickelt zu werden.

Herbstsommerselig

Wahrscheinlich der letzte Sommertag dieses Jahres, meinte J. heute in ihrer eMail. Ich denke nicht, denn die erste Hälfte kommender Woche soll ähnlich werden. Und abgesehen davon, wenn der Herbst sich überwiegend so zeigt wie heute, dann bin ich sehr zufrieden. Dann könnten wir nach Jahren einmal wieder vom ,,Goldenen Herbst“ sprechen, der in seiner Atmosphäre dem Indian Summer gliche, gegenüber diesem aber um einige Wochen nach hinten verschoben wäre. Das Licht war phänomenal, und das Wärmende der Nachmittagssonne tat gut, nach mehreren Tagen frostigen Schmuddelwetters. Bei einer so unverhofften Wendung sei es mir verziehen, wenn ich zum x-ten Male die Pfaffenhütchen besucht, staunend beobachtet und fotografiert habe. Ich denke, auch in dieser Verkleinerung sieht man in ihrer strahlend leuchtenden Farbigkeit die Wärme des Tages:

Pfaffenhütchen

Pfaffenhütchen

Pfaffenhütchen

Vernachlässigte Nadelbäume

Das Wetter hat größere Außenaktivitäten an diesem Samstag wenig attraktiv gestaltet. Dennoch habe ich am Nachmittag meine beiden aktuellen Armbänder fertig gestellt, ein Auftrag und eines für mich selber, von der Fichte, für die mir noch eine gute Abbildung fehlt. Ich hatte das Holz zuvor sorgfältig ausgewählt, dabei war es nicht einfach, einen geeigneten Abschnitt zu finden, dessen Jahresringe dicht genug stehen. Letztendlich bin ich aber fündig geworden, und die so gewonnenen Perlen haben einen annähernd runden Querschnitt und eine sehr feine Zeichnung, die natürlich nicht ganz so auffällig wirkt wie bei breiteren Ringen, aber dafür umso stabiler sind. Die Nadelbäume haben mich in letzter Zeit häufiger beschäftigt. Durch verschiedene Aufträge, auch zur Kiefer, durch das zufällig Auffinden der Eibenabschnitte vor einigen Tagen, und weil sie mir zunehmend auch von der Oberfläche her sehr attraktiv erscheinen. Vermutlich habe ich auf diesem Gebiet einfach einen Nachholbedarf. In der Vergangenheit hatte ich diese Arten eher vernachlässig und als irgendwie uninteressanter angesehen. Vielleicht weil sie in unserer Landschaft eher die typischen Waldbäume sind und in Massenpopulationen auftreten, wodurch der einzelne Baum eher aus dem Blick fällt. Aber gerade bei den Nadelbäumen lohnt sich das genauere Hinsehen, auch beim einzelnen Baum. Vor allem aber stehen sie für mich als Symbole für Stärke oder Wärme, Licht oder Dunkel, Zähigkeit oder langes Leben. Ein wahrer Fundus für symbolische Implikationen, gerade jetzt, bevor die kältere Jahreszeit sie durch die Weihnachtssymbolik wieder stärker ins Blickfeld rückt.

Baumüberraschung

Heute waren es ganze 13 neue Feigen, die ich geerntet habe. Damit ist unsere bisherige Bilanz auf 37 angewachsen. Unglaublich, vor allem, wenn man bedenkt, dass der Oktober bald beginnt und die meisten Früchte noch lange nicht ausgereift sind. Da bin ich gespannt, wie viele es trotz des regnerischen und ziemlich kühlen Wetters doch noch schaffen. Erstaunlicherweise reifen sie weiter, selbst wenn den ganzen Tag kein Sonnenstrahl herauskommt. Das ist sicherlich eine der größten Baumüberraschungen dieses Gartenjahres. M. freut sich jedenfalls über die unverhofft reichliche Ernte. Wenn V. jetzt auch noch die Weintrauben von seinem externen Grundstück gelesen hat, wird die landwirtschaftliche Saison für diese Jahr wohl weitgehend abgeschlossen sein. Na ja, man erkennt es auch daran, dass man erstmals seit Monaten wieder die Heizung einschalten muss. Sonst wird’s ziemlich ungemütlich.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.