Feiertage befördern kulturellen Sinn

Ich bin sehr froh, dass es Feiertage gibt. Und dass sie in Deutschland noch nicht der ökonomisierenden Denkart zum Opfer gefallen sind. Die meisten jedenfalls. Sie bieten unvergleichliche Möglichkeiten, sich kulturelle Traditionen, im religiös-spirituellen Zusammenhang ebenso wie solche mit eher weltlich-politischem Hintergrund zu vergegenwärtigen und damit lebendig zu halten. Und in diesem Zusammenhang auch einmal zur Ruhe zu kommen. Dabei ist es für mich unerheblich, ob alle Menschen etwas mit Traditionen verbinden oder sich aktiv gestaltend an ihrer Reproduktion beteiligen. Allein der äußere Anlass bietet die Chance und wird auch bei den passiven ,,Mitläufern“ nicht ihre Wirkung verfehlen. Besonders angetan bin ich immer wieder von den Traditionen, Bräuchen und Riten rund um die Feier des Frühlings, des Palmsonntags und des Osterfestes. Der Fernsehbericht über verschiedene Ausformungen in traditionsverbundenen bayerischen Gemeinden hat einige früher angelesene Bräuche wieder in mein Gedächtnis zurück gerufen. Besonders das Binden von Palmbüschen, die häufig neben Buchsbaumzweigen auch verschiedene immergrüne Nadelholzzweige und die ersten männlichen Blütenkätzchen der (Sal-)Weide verwenden, finde ich spannend. Bei uns ist lediglich das Bündel aus Buchs gängig, das am Palmsonntag zum Segen mit in die Kirche gebracht und später hinter Türkreuzen im ganzen Haus aufgeteilt wird. Diese bayerischen Gemeinden kennen darüber hinaus aus sog. Palmstangen und andere aufwändigere Palmbuschen aus mehreren Gehölzen, die symbolisch für die Erneuerung der Natur und des Lebens insgesamt stehen, natürlich auch im transzendentalen Sinne. Ich denke, dass das gemeinsame Pflegen alter Traditionen dieser Art eine enorme kommunikative und gemeinschaftsfördernde Kraft haben kann. Ich wünsche allen Initiativen den richtigen Weg zu finden, um auch künftig sinnhafte Hintergründe und Motive in verständlicher und zeitangemessener Form zum Ausdruck bringen zu können.

Schöner Ostertag

Ein schöner ruhiger Tag mit kontemplativem Fernsehblick auf die Papstmesse in Rom und einigen nicht minder spannenden Berichten über das Alltagsleben und Arbeiten im Vatikanstaat. Am Nachmittag dann hat uns dieser Ostersonntag doch noch mit hellem Licht überrascht und die scheußlichen Eindrücke der vergangenen Tage wettgemacht. So konnten wir zusammen einen längeren Spaziergang unternehmen und uns wie viele andere an den unverhofften Sonnenstrahlen freuen. Begegnungen mit Hunden und Bekannten inklusive. Die Landschaft bietet ansonsten zurzeit noch kaum Attraktionen. Nur in Häusernähe lässt sich hier und da etwas Interessantes entdecken. Dieses hier war keine Neuentdeckung, aber ich hatte noch nie die Gelegenheit, das unglaubliche Werk eines Heckenschnittprofis im Bild festzuhalten. Jedesmal bin ich wieder aufs Neue erstaunt, wie exakt sich eine Zypressenhecke in Form bringen lässt. So dass man von weitem meint, eine Mauer in Grün zu erblicken. Diese muss kürzlich erst wieder geschnitten worden sein. Kein einziges Ästchen bricht aus der strengen Geometrie aus:

Zypressenmauer

Zypressenmauer

Ich wäre zu gerne einmal dabei, wenn die Hecke bearbeitet wird. Eigentlich kann ich es mir nicht anders denken, als dass eine Art Gerüst dabei zum Einsatz kommt, das diese Akkuratesse möglich macht. Aber auch die gepflanzte Art muss eine Rolle spielen. Mit unseren Garenzypressen wäre so ein Ergebnis auch bei ausgefeilter Technik nicht zu erzielen.

Wintereinbruch zu Ostern

Wenn ich zum Fenster hinausschaue, sehe ich die ersten echten Schneeflocken dieses Winters. Und das einen Tag nach Frühlingsanfang und am Vortag von Ostern! Ganz schön skurril. Jedenfalls war der Spaziergang mit Hund heute nicht die reinste Freude, so heftig ist einem der Regen ins Gesicht geschlagen. Wenn J. und W. zu Besuch sind, bleibt aber nicht viel Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Dann ist immer Programm, und natürlich steht heute Abend der gemeinsame Besuch der Osternachtfeier an. Ich glaube, das hatten wir in dieser Form schon seit Jahren nicht mehr, deshalb bin ich froh, wenn sich einmal wieder die Gelegenheit bietet, das Osterfest gemeinsam zu feiern, bevor W. morgen zu seiner Mutter nach P. weiter fährt. Beim Spaziergang am Nachmittag hat er mir dann noch einige Details zu dem abenteuerlichen Trip nach M. vor einer Woche erzählt, von dem sie diese Unmenge an Efeuholz mitgebracht hatten. Leider war nicht mehr genug Platz im Auto, um es mitzubringen. So werde ich mich wohl erst beim nächsten Besuch in G. von der Qualität des ungewöhnlichen Materials beeindrucken lassen können.

Am Karfreitag

Eichentag und Frühlingsanfang, der so gar nichts von der Eichennatur und dem Frühling hatte. Ein Karfreitag wie er im Buche steht. Mit unwirtlichem, ungemütlichem Wetter und zwischenzeitlich gleißend hellem Sonnenschein. Ein Wetter, das den spirituellen und historischen Hintergrund des Feiertages zu spiegeln schien. Ich habe diesen Tag zum Lesen genutzt (Die Übersicht mit Werken Rudolf Steiners), und um mir einen Überblick über die ersten drei Monate dieses Jahres mit der neuen Aufgabe zu verschaffen. Auch das passte gut: Bilanz ziehen und in die Zukunft schauen. ,,Quo vadis“ ist unvergleichlich unter den Bibelfilmen der 50er Jahre. Und ergreift mich immer wieder. Warum können die Dinge heute nicht in so schön verpackt werden? Man glaubt sich etwas zu vergeben. Dabei geht nur allzu viel verloren. Ich wünsche mir, dass wir in dieser Gesellschaft und weltweit nicht immer weiter zurück schreiten. Die Menschen waren schon mal weiter, lasst uns doch unsere Erkenntnisse nutzen, um wirklich Fortschritte zu machen und nicht in der Selbstverdummung zu ersticken!

Vor dem Karfreitag

Schon öfter habe ich am Vorabend des Karfreitag dieses merkwürdige, nicht definierbare Unwohlsein verspürt. So drückt sich das auch heute in einer Art Kranksein aus, einer Mischung aus Abgeschlagenheit und Antriebslosigkeit. So als ob ich vorwegnehmend ein Stück der Passion am eigenen Leibe nachvollziehen würde. Ein Tag, der exemplarisch für die Geburt des Lebens aus dem Tod steht, wirft seinen Schatten voraus und lässt mich nicht unberührt. Bei dieser Beobachtung denke ich an Jungs Begriff des Kollektiven Gedächtnisses. Ich denke, dass solche Gedächtniselemente konstitutive Bestandteile unserer Kultur sind und unser Denken, Handeln und Fühlen stark beeinflussen. So lange das noch an die Oberfläche kommt, ist nicht alle Hoffnung verloren. Erst wenn wir diese Wurzeln nicht mehr wahrnehmen könnten, wäre das ein Untergangszeichen. Genau das ist eben eines meiner wichtigsten Lebensthemen: der Umbruch, die Umwälzung, die Neugeburt, die Fusion von scheinbar Unvereinbarem. Solche Vorgänge assoziiere ich mit der Karwoche. Im Reich der Bäume haben diese Prozesse ihre Verkörperung in der Eibe gefunden. Mein 7zeiler hierzu passt ganz gut zu diesem Tag:

Starker Bezwinger des Todes
Im Leben von Ewigkeit zeugt
Zeitlos erschafft aus sich selber
Schwarzgrünes Kleid
Des Giftes organgeroter Träger
In heiliger Handlung verehrt
Hofft in Geduld.

Symbol-Ginkgo

Der Ginkgo am alten Hallenbad steht doch noch. Ich habe regelrecht aufgeatmet, als ich heute Nachmittag dort kurzzeitig parkte und feststellen konnte, dass er den Baumaßnahmen nicht zum Opfer gefallen war. Das Bild kürzlich in der Tageszeitung hat mich in dieser Richtung das Schlimmste befürchten lassen, denn es sah so aus, als ob rund um das umzubauende Gebäude herum die Erde ausgehoben worden wäre. Er ist nun zwar durch einen Bauzaun abgetrennt, aber ansonsten unbeschadet. Hoffen wir, dass er während der Baumaßnahmen durch einen Brettermantel geschützt wird und an seinem Platz weiterleben kann. Er wird immer länger, trägt aber nur sehr kurze, stark gebogene Äste, die fast waagerecht vom Stamm abstehen. Wie eine Bohnenstange fast, aber das ist wohl die typische Wuchsform der meisten Ginkgos. Unser eigener, erst wenige Jahre alter im Garten zeigt dieselben Tendenzen, wächst endlos in die Höhe, aber so gut wie nicht in die Breite. Es ist eine Art, die sich auf ein langes Leben einstellt, die zum Himmel strebt, aber kaum Bedürfnisse zeigt, den sozialen Raum der Menschen zu erobern. Vielleicht ist sie deshalb auch ein zeitloses Symbol für Ewigkeit und unbeugsame Zähigkeit.

Erste Zeichen und Unregelmäßigkeiten

Auch wenn der Rest der Woche inklusive der Osterfeiertage wohl eher wettermäßig trüb und kalt ausfallen werden – der Frühling streckt eindeutig seine Fühler vor. Das hat der abendliche Spaziergang entlang der Sträucher und Bäume des Saardamms gezeigt. Der Weißdorn gehört zu den ersten, die Blattknospen treiben und bei denen die kleinen Blätter schon zaghaft begonnen haben sich aufzufalten. Dasselbe habe ich bei den Heckenrosen beobachtet. Beim gewöhnlichen Schneeball bin ich mir nicht ganz so sicher. Und dann gibt’s tatsächlich auch schon Blüten – es muss eine Birnenart gewesen sein, die ich nicht näher identifizieren kann. Wie auch immer, es ist so ähnlich wie in den Vorjahren. Die Natur kennt die Tendenz, aber vorher gibt’s noch mal einige heftige Fröste, was sich später im Jahr bei vielen Obstgehölzen am Fehlen von Früchten zeigt. Extreme eben, die aus dem früher gewohnten Eindeutigen der Jahreszeiten herausfallen. Das gleiche gilt für den Winter. Wie es aussieht, hat V. nun doch etwa ein Drittel seiner Bienenvölker verloren. Und das trotz erfolgreicher Behandlung gegen die Varroa-Milbe. Die ungewöhnliche Nässe dieses Winters ist wohl dafür verantwortlich, dass viele Völker geradezu ertrunken sind. Sowas hat’s bis dahin auch noch nicht gegeben.

Beobachtungen zum Tulpenbaum

Meine alte Aufnahme der Tulpenbaumblüte hat wieder einen Abnehmer bei fotolia gefunden. Dabei wüsste ich zu gerne, wo das Motiv für die Auswahl liegt. Suchen die Interessenten nach ,,Tulpen“ oder nach ,,Tulpenbaum“. Letzteres scheint mir eher unwahrscheinlich. Wer kennt diesen Baum schon beim Namen. Aus städtischen Grünanlagen werden ihn zwar mittlerweile vielen kennen, vor allem wegen seiner ungewöhnlich geformten Blätter, die sich im Herbst über Gelb nach Rotbraun verfärben und bei denen man sich, findet man Sie isoliert, im ersten Moment fragt, ob nicht jemand sie künstlich mit der Schere ausgeschnitten hat. So ging es mir bei meiner ersten Begegnung mit dem Baum. Das einzelne Blatt schien mir einen derart ungewöhnlichen Umriss zu haben, dass ich zunächst dachte, es sei die deformierte Variante einer bekannten Art. Erst Jahre später habe ich die Form mit dem Namen ,,Tulpenbaum“ in Verbindung bringen können. Und wieder einige Jahre danach habe ich erstmals die sagenhafte Blüte dieses schönen Baumes gesehen, bei meinen mittäglichen Spaziergängen in D., deren Zielpunkt fast immer der Kreis von acht jungen Tulpenbäumen war, um einen Sitzplatz herum gepflanzt, inmitten einer Parkanlage. Ich möchte diesen Kreis gerne wieder besuchen, um zu sehen, wie hoch die Bäume inzwischen gewachsen sind. Sie können gewaltige Dimensionen annehmen. Zwei stattliche Exemplare sind mir bekannt: eines im alten Park hinter unserem städtischen Krankenhaus, und ein anderes habe ich bei einer meiner Urlaubsfahrten in Mecklenburg-Vorpommern gesehen, ebenfalls in einem Park, ein ungeheuer hohes und weit verzweigtes Individuum, das wohl schon mehr als 100 Jahre auf dem Buckel hatte. Die Art wird mich sicher noch länger verfolgen. Und wer weiß, vielleicht kann ich einmal das Holz auftreiben und auch aus diesem Baum ein persönliches Lebensbaum-Armband herstellen.

Aufbruch

Ein eher verschlafener Tag, der am Vormittag aber mit einer schönen Messe zum Palmsonntag begonnen hat. Die aktiven Kirchengemeindemitglieder und der Chor geben sich seit einiger Zeit große Mühe, die Kirchenfeste ihrem Status entsprechend vorzubereiten und durchzuführen und bringen sehr viel Energie und Kreativität dabei ein. Da hat sich trotz der insgesamt sinkenden Kirchenbesucherzahlen sicherlich Vieles positiv entwickelt. Der Einkauf am Sonntagnachmittag war dann weniger spannend, aber M. ist auf die Art wenigstens ein Stück weiter gekommen. Aus meinem zwischenzeitlich aufgeflackerten Vorhaben, dieses Jahr nach langem einmal wieder etwas Kreatives zu Ostern hervorzubringen, wird wohl wieder nichts werden. Die Karwoche ist zu normalen Zeiten einfach zu hektisch, und gegenwärtig geht sowieso alles drunter und drüber. Das aber sind schlechte Voraussetzungen für ein auf Kontemplation ausgerichtetes Projekt. So werde ich meine neuen Ideen hierfür aufbewahren und im Laufe des Jahres umsetzen – dabei denke ich etwa an das Vorhaben ,,Themen-Armbänder“ oder das Material so gut aufbereiten, dass es dann zu Ostern 2009 umsetzbar sein wird. Immerhin eine Aktion, die dem Thema ,,Aufbruch“ und ,,Neues Leben“ ganz gut entspricht, hat V. heute gestartet. Er will versuchen, aus den Samen des Lederhülsenbaums (Gleditschie), die ich letztes Jahr gesammelt und getrocknet habe, kleine Bäumchen zu ziehen. Bin gespannt, ob es funktioniert und wir vielleicht schon zu Ostern den ersten Keim erkennen können – das wäre doch schön.

Ungeheuerer Reichtum

Morgen ist der Tag des Baumes. Und heute bin ich in den Besitz einiger größerer Abschnitte eines alten Efeustocks gekommen. Ein Eintrag zum Thema Efeuholz in diesem Baumtagebuch war wohl in einer Suchmaschine gelistet und hat die Inhaber eines Weinguts in der Pfalz angezogen, bei dem ein alter Efeustock auseinander gebrochen war. Man brachte es nicht übers Herz, das Holz dieses sehr alten und vertrauten Exemplars einfach zu verbrennen und hat es mir zur Verfügung gestellt, weil man gelesen hatte, dass ich auch mit dieser Art arbeite. Für mich selber wäre es zu aufwändig gewesen, das Holz abzuholen, aber J. und W. wohnen ganz in der Nähe. So habe ich ihnen vorgeschlagen, einen Abstecher zum Weingut zu unternehmen und bei der Gelegenheit ihre Vorräte an leckeren Rot- und Weißweinen wieder aufzufüllen. Wie mir J. später mitgeteilt hat, ist die Junior-Chefin als Floristin ausgebildet. So ist wohl ihre Liebe zu Pflanzen und ihr Respekt vor einem so alten Individuum wie dieser Efeupflanze zu erklären. Die Bäume und was sie uns bedeuten können leben von solchen Menschen, die sensibler sind als andere, die in ihrer erhöhten Aufmerksamkeit aber ihr unmittelbares Umfeld bereichern und in Grenzen auch beeinflussen können. So wird mehr Bewusstheit und eine höhere Wertschätzung des ungeheueren Reichtums erreicht, den die Pflanzenwelt dem zu schenken vermag, der ihr bewusst begegnet.

Kopffreies Wochenende

Ein recht erfolgreicher Tag. Vor allem, weil ich eine Auftragsfreigabe erhalten habe und auch die technischen Probleme der vergangenen Tage wohl bald endgültig gelöst sein werden. Die Erfahrungen aus dieser schwierigen Korrekturarbeit werden mir bei künftigen Projekten sicherlich zu Gute kommen. Morgen ist wieder ein Handwerkstag angesagt. Ich freue mich darauf, denn das Wetter soll besonders schön werden, mit frühlingshaften 18 Grad. Und die Arbeit am Holz macht den Kopf wieder frei, nach einer so langen nervtötenden Woche mit viel Bildschirmarbeit.

Gegensätzliche Eigenschaften

Tatsächlich, das neue Pappelholz hat tatsächlich ganz andere Eigenschaften. Während meine älteren Vorräte extrem weiche Konsistenz zeigten und deshalb schwer zu schleifen waren, ohne vom Maß abzuweichen, ist dieses hier entgegen der Faserrichtung sehr zäh. Kann sein, dass es an dem individuellen Baum und seinen Lebens- und Wachstumsbedingungen liegt. Kann aber auch sein, dass der Abschnitt in anderer Lage aus dem Stamm gesägt wurde und nun bei der Bearbeitung der Schliff in anderem Winkel ansetzt. Jedenfalls wird das Papier schnell stumpf, so wie ich es auch bei anderen eigentlich weichen Hölzern schon kennengelernt habe. Bei meiner früheren bildhauerischen Arbeit mit mächtigen Pappelabschnitten habe ich dieses Phänomen schon öfter beobachtet. Quer zur Wachstumsrichtung hat die flächige Bearbeitung enorm viel Kraft und Geduld erfordert. Das zeigt einmal mehr, wie in den Hölzern oft gegensätzliche Eigenschaften vereinigt sind. Ebenso wie jeder Baum eine Vielzahl symbolischer Implikationen in sich trägt.

Ohne Ablenkung

Der junge Ginkgo, den ich erst vor wenigen Tagen geschnitten habe, bog sich heute kräftig im stürmischen Wind. Glücklicherweise ist er sehr biegsam, und so wird wohl nichts passieren. Uns alle hat dieses Sturmwetter wohl überrascht. Und wenn das Wetter selber zum Gegenstand von Nachrichten wird, dann nimmt es schon in einen außergewöhnlichen Verlauf. Wir haben uns dabei eingeigelt und bewegen uns kaum vor die Haustür. Immerhin die nervende Korrekturarbeit an meinem aktuellen Programmcode habe ich heute weitgehend abschließen können. Manchmal ist es eben von Vorteil, wenn die Attraktionen von Außen fehlen. Dann kann man sich ganz auf die jeweilige Arbeit konzentrieren.

Variationsbreite der Hölzer

Da haben wir uns schon insgeheim auf den Frühling gefreut, und jetzt dieses miese, stürmische Regenwetter. Bis zum Wochenende soll es so weitergehen. Immerhin, die wieder einmal von technischen Problemen dominierte Woche wird mit handwerklicher Arbeit ihren Abschluss finden. Die Stäbe habe ich schon gedreht. Diesmal habe ich neues Material aus einem großen Abschnitt der Pappel gewonnen, die wir vor 2-3 Jahren zerteilt haben. Ich glaube, dieses ist etwas rötlicher, was einmal eine Abwechslung zu der sehr weißen Variante darstellt, die ich bisher verwendet habe. Es ist schön, dass die Hölzer in einer solchen Variationsbreite erscheinen, denn so lässt sich immer wieder Neues in ihnen entdecken. Und das kunsthandwerkliche Schaffen erhält einen zusätzlichen Reiz.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.