Augen-Öffner

Nun steht dem weihnachtlichen Armband nichts mehr im Wege. Auch die Brettabschnitte aus Stechpalme sind eingetroffen, ein sehr dichtes, helles und schweres Holz, das sich vermutlich gut wird verarbeiten lassen. Auf die Kombination mit Rottanne und Zypresse bin ich sehr gespannt. Die Autofahrt zu einem externen Termin hat mir noch einmal herbstliche Eindrücke vermittelt. Das Bunt ist noch nicht vorbei, auch wenn man es in der Geschwindigkeit des Arbeitsalltags nicht immer in seiner Qualität würdigen kann. Aber das Leben mit den Jahreszeiten kann uns sehr viel geben, so wie auch dem heimischen Bildhauer P. Sch., der sich gestern in einem Fernsehinterview darüber geäußert hat. Er versteht sich als ein Augen-Öffner auf diesem Gebiet. Ähnliches versuche ich ebenfalls, nicht mehr mit bildhauerischen Arbeiten, wie noch vor einigen Jahren, aber doch auf anderen Wegen, meinen Webangeboten zum Thema Bäume etwa. Auch dieses Tagebuch kann seinen Teil zu dieser Bewusstseinsarbeit beitragen. Das genaue Hinsehen und Festhalten des Beobachteten und Wahrgenommenen mag auch für die Leser Anhaltspunkte der Veränderung ihres eigenen Erlebens bieten.

Immerhin ein Engel

Heute immerhin ein Engel bei fotolia. Das ist nicht schlecht, obwohl ich von den letzten Tagen her durch das große Interesse der Weihnachtsmotivsucher verwöhnt war. Und gestern waren sogar zwei Baummotive dabei, so ganz außer der Reihe. Diese Bildagenturinitiative ist eben immer wieder mit Überraschungen verbunden. Ich finde das klasse und habe viel Freude daran. Heute ist das feinjährige Fichtenholz aus Österreich eingetroffen. Sehr eng gewachsene Abschnitte. Bei hiesigen Bäumen muss man danach schon sehr lange suchen. Einige Male konnte ich solche Abschnitte finden, aber dieses Material war ausgegangen. So bin ich froh, Nachschub gefunden zu haben. Wenn jetzt die Stechpalme auch noch eintrifft, könnte am Wochenende das lange geplante Themenprojekt eigentlich starten. Ich bin gespannt.

Vegetabile Motive im Weihnachtsdekor

Demnächst werden meine beiden ,,Recherche-Hölzer“ aus NRW und Österreich eintreffen. Und dann kann ich endlich mein Weihnachts-Armband-Projekt angehen. Darauf freue ich mich schon. Ich denke, es wird aus drei Arten zusammengesetzt sein: Rottanne, Stechpalme und Zypresse. Das sind nun wirklich Bäume, die traditionell für die vegetative Weihnachtsdekoration verwendet werden. Insbesondere der Tannenzweig und die gestachelt-geschwungenen Blätter der Stechpalme zieren zudem unzählige Weihnachtsaccessoires und weihnachtlich gestaltete Gegenstände aus verschiedensten Materialien. All das wird in diesen Armbändern mitschwingen, auch wenn die rein dekorative Ausstrahlung vermutlich gar nicht so spektakulär ausfallen wird. Ich lasse mich gerne überraschen.

Allerseelen und Feiertagskultur

Das war ein gemütlicher Tag. Überhaupt habe ich dieses Allerheiligenwochenende fröhlicher und entspannter empfunden als in den Vorjahren. Vielleicht hat das milde Wetter eine Rolle gespielt. Vielleicht das Wiedersehen mit einigen alten Bekannten, die sich im Umfeld kirchlicher Feiertage familiärer zeigen als gewöhnlich. Das sind Gelegenheiten, Gemeinsamkeiten (wieder)zufinden und gemeinsam Erlebtes lebendig werden zu lassen. Immer also auch ein Stück Wehmut. Highlight war zweifellos die Fahrt zum Fährhaus zur Kaffeezeit. Dort ist es um diese Jahreszeit besonders heimelig. Und allein die Abwechslung kann gut tun, bevor die Routine der neuen Arbeitswoche zuschlägt. Die kleinen Spaziergänge heute haben mir den Herbst noch einmal gegenwärtig gemacht. Mit farbig beblätterten Bäumen, warmem Licht bei kühler Luft und einer dem Feiertag entsprechenden Atmosphäre. So soll es sein.

Enge Vertraute

Der kurze Gang durchs Dorf hat heute neben dem unwirtlichen Vorgeschmack auf die Novemberwitterung auch den Höhepunkt des Blätterherbstes offenbart. Die Kastanien und Ahorne rund um die Grundschule und den Bürgerplatz sind nun vollständig herbstbelaubt und werfen eine täglich zunehmende Menge an trockenen Blättern ab. Beim Gehen raschelt das so schön. Als Kind habe ich das besonders gemocht. Übrigens eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen überhaupt. M. hat heute die Blumen in den Kübeln vorm Haus für den Winter vorbereitet bzw. Vergißmein-Nicht gepflanzt, die sich gut für die kalte Jahreszeit eignen und außerdem eine schönen Farbtupfer hinterlassen. Sie hat die Erde um die Blumen herum, geradeso als ob man sie beschützen wollte, mit Moos ausgelegt. Eine wärmende Decke, so scheint es, obwohl die Blumen an sich natürlich der Kälte ausgesetzt sind. Aber der Blick auf diese Kübel suggeriert diesen Eindruck. Ja, die Pflanzen gehören einfach zu unseren engsten Vertrauten, in die wir eigene Empfindungen und Befindlichkeiten, Wahrnehmungen und Wünsche hineinlegen. Und sie spielen dieses Spiel gerne mit, danken es sogar noch mit ihrer oft atemberaubenden Schönheit.

Wenig Erfreuliches und ein Lichtblick

Ich habe mir bisher große Mühe gegeben, aber leider hatte die KG bisher nicht den gewünschten Erfolg. Im Gegenteil ist der Schuss heute deutlich nach hinten losgegangen. Jetzt hoffe ich sehr, dass sich eine gute Lösung finden lässt, vielleicht nach dem Ausschlussverfahren, das viel Zeit in Anspruch nimmt, und nicht zuletzt die Nerven strapaziert. Einziger Lichtblick dieses Tages: Das neue Partner-Armband Hainbuche-Linde ist ganz fertig und kann morgen verschickt werden. Eine sehr schöne, farblich nahe beieinander liegende Kombination, die gerade aus dieser feinen Differenz ihren besonderen Reiz erhält. Bis zum Stichtag, an dem sie als Geschenk ihren ersten Auftritt haben, werden sie in jedem Fall angekommen sein.

Allerheiligen, Advent und ein Star-Engel

Die Weißtannenzweige haben geradeso ausgereicht, um das mittig platzierte Oval von Gs Grab in konzentrischen Ringen auszulegen. Das Ergebnis ist dem des letzten Jahres sehr ähnlich. Darauf gestellt haben wir anschließend noch die Blumenschale, die immer noch mit leuchtenden Blüten etwas Farbe in das graue Oktoberende bringt. Ich denke, für Allerheiligen ist es jetzt schön vorbereitet. Am Freitag dann werden wir sicherlich noch die Pflanze mit den schönen roten Früchten ergänzen, deren Name mir entfallen ist. Und für die Adventszeit wird M. einen Kranz binden, aus Tannen, Zypressen, Stechpalme und Mistel, der das Zentrum des Zweigteppichs zieren wird. Das hat schon Tradition. Und in meinem Archiv sammeln sich die Fotografien der verschiedenen Advents- und Weihnachtskranz-Jahrgänge, die immer wieder neue Gesichter zeigen. Unterdessen ist mein Adventskranz-Foto mit dem musizierenden Engel zum ,,Star“ bei fotolia avanciert. Heute haben sich gleich vier Unternehmen dieses Motiv gesichert. Keine Wunder, denn bei Eingabe des Suchbegriffs ,,Adventskranz“ ist es doch tatsächlich an 1. Stelle zu finden. Finde ich prima. Überhaupt kann ich dieses Jahr feststellen, dass die Vorbereitungen auf Weihnachten, sofern es um Grüße und weihnachtliche Öffentlichkeitsarbeit geht, sehr früh eingesetzt hat. Sonst war Anfang bis Mitte November die Zeit. Jetzt fangen die Unternehmen schon in der zweiten Oktoberwoche damit an. Ich bin gespannt, ob das nur eine Vorverlegung bedeutet oder sich die ,,Saison“ tatsächlich ausgedehnt hat.

Herbst aus dem Sinn

Der Herbst scheint aus dem Bewusstsein schon fast verschwunden. Auf der heutigen Autofahrt habe ich ihn nicht mehr wirklich wahrgenommen. Der November streckt uns vielmehr seine Fühler schon einige Tage im Voraus entgegen. Mit allen körperlichen Umstellungen, die die Annäherung an den Gefrierpunkt mit sich bringt. Ich hoffe dennoch auf flüssige Projekte und weniger zähe Kooperationspartner als in den letzten Wochen. Ein Lichtblick wird sicherlich das Erscheinen des Sammelbandes mit meinen beiden Baumtexten sein, auf das ich täglich warte. Drucktermin sollte Mitte Oktober sein. Dann kann es ja eigentlich nicht mehr lange dauern. Bin gespannt, wie sich die Texte im Ganzen des Bandes machen. Und auch auf die Lektüre der übrigen Beiträge, die ich im Vorfeld nur überfliegen konnte.

Neuerwerbungen und Produktentwicklung

Endlich habe ich das Angebot des Händlers erhalten, der als einer von wenigen Stechpalmenholz führt. Eines der Bretter wird mir jetzt, in kurze Abschnitte gesägt, zugeschickt, so dass ich es für die geplanten Themenarmbänder verwenden kann. Ein gutes Stück Arbeit, inklusive unzähliger Telefonanrufe, war allerdings der unangenehmere Teil des Projekts. Und gutes, sehr feinjähriges Fichtenholz werde ich voraussichtlich aus Österreich erhalten. Das sind dann aber genug Holzneuerwerbungen für dieses Jahr. Die nächsten Monate werden der Produktion gewidmet sein. Und dem Entwickeln neuer Ideen und Produkte. Eigentlich eine gute Aufgabe für den Winter, der mir jetzt schon spürbar in den Knochen steckt.

Stillwerden im Außen

Das war ein ruhiger Herbsttag. Manche sagen, der letzte angenehme dieses Jahres, aber daran glaube ich nicht. Jede Jahreszeit hat ihre Reize. Und der November gehört eben zu meinen geheimen Lieblingen. Mein Geburtstag liegt nicht von ungefähr in dieser Zeit, genau in der Mitte der ,,Eibenphase“. An meiner Befindlichkeit kann ich die Attraktion des Novembers leider nicht festmachen. Es ist mehr die eigentümliche Atmosphäre, das Übergängige, der Umbruch, das Eine geht zu Ende – das Neue kommt. Und das Neue, die Adventszeit, ist eigentlich selber ein Übergang, oder besser eine Vorbereitung auf die eigentliche Wende zur Tag- und Nachtgleiche des Winters, auf das große Fest der Christen, das die ganze Welt bewegt. Und die Zeit des Schreibens und Nachdenkens über den Weihnachtsbaum, der ab jetzt immer häufiger Gegenstand dieses Tagebuchs sein wird. Die letzten Feigen fallen inzwischen unreif vom Baum. Die letzten Blätter ebenso. Und morgen werden wir auch die letzten nicht winterharten Blumen für die kalten Monate vorbereiten. Aber trotz dieses natürlichen Rückzugs ist es für mich gerade jetzt wichtig, kreativ zu bleiben und meine Projekte voranzubringen. Das Stillwerden im Außen wird sicherlich dabei helfen.

Hainbuche & Linde

Härter kann der Gegensatz kaum ausfallen: Hainbuche und Linde. Das scheint auf den ersten Blick wie Feuer und Wasser. Auf der einen Seite der Inbegriff des Harten, Widerstandsfähigen, Fernhaltenden. Auf der anderen der des Weichen, Weiblichen und Gemeinschaftsstiftenden. In den Partner-Armbändern, deren Perlen ich heute hergestellt habe, finden sich diese Gegensätze vereint, zu einer symbolischen, aber auch ästhetischen Einheit zusammengefügt. Und in dieser Zusammenschau und konzeptionellen Verbindung mag plötzlich Gemeinsames erkennbar werden. Zum Beispiel die Eindeutigkeit der Ausstrahlung und Anmutung. Oder die symbolische Belegung, die dem an Volkskunde Interessierten bekannt sein dürfte. Ich finde es schön, dass dieses kunsthandwerkliche Produkt als Geschenk zu einem Hochzeitstag dienen wird. Bleibt nur zu hoffen, dass der Einklang sich nicht allein in der Symbolik erschöpft.

Nie waren die Dinge so unübersichtlich wie heute

Zäh, zäher, am zähesten. So lässt sich Vieles in diesen Tagen am besten charakterisieren. Ich glaube, die Menschen brauchen keine Finanzkrise, um die Krise in sich selber zu spüren. Da hat man das Gefühl stillzustehen. Und der beobachtete Stillstand der anderen steckt an. Tatsächlich, wir haben schon bessere Zeiten gesehen. Besser im Sinne von: hoffnungsfroher, innovationsfreudiger, mutiger, transparenter, gelassener. Insbesondere die Gelassenheit scheint vollkommen verloren gegangen. Wer sich gelassen zeigt, setzt sich heute dem Verdacht aus, faul oder verrückt zu sein. Das hat vor allem damit zu tun, dass wir glauben, uns keine Zeit mehr lassen zu dürfen, außerhalb des Broterwerbs. Selbst diese Zeit außerhalb scheint zweckgebunden, zur Regeneration der Arbeitskraft. Schlimm ist das, ein Rückfall in den Beginn des 20. Jahrhunderts. Und wo ist der Fortschritt? James Redfields Prognose, die ,,kritische Masse“ könne schon bald erreicht sein und sich in einer globalen Strömung offenbaren, die die höheren Welten als Teil des Alltags wahrnehmen und daran teilhaben, diese Prognose scheint zweifelhafter denn je. Eine Entwicklung in diese Richtung, die ich selber vor Jahren wahrzunehmen glaubte, scheint umgekehrt worden zu sein. Von wem, durch was? Nie waren die Dinge so unübersichtlich wie heute. Ich bemühe mich, diesen fatalistischen Strom zumindest zeitweise hinter mir zu lassen, auszublenden, frei zu werden für Anderes, Besseres, näher an den Aufgaben Liegendes, die wir uns ,,eigentlich“ für unser Dasein hier auf dieser Erde vorgenommen haben. Die Bäume können mir dabei helfen, denn sie selber haben dieses Eigentliche längst verkörpert. Sie demonstrieren uns in ihrem Sein, wie man das macht.

Komplizierte Holzrecherchen

Das Lindenholz macht immer wieder Probleme, weil es so weich ist. Da ist schnell einmal zuviel Material abgetragen. So musste ich auch heute den Stab gleich zweimal herstellen. Denn zu dünne lassen sich später schlecht weiter verarbeiten. Dafür ging mir die Hainbuche umso schneller von der Hand. Freitagnachmittag und Samstag sind also wieder verplant. Und die neue Seite für H. wird mich ebenfalls am Wochenende beschäftigen. Eine ernüchternde Nachricht kam aus der Schweiz. Die einzige Holzhandlung, von der ich mir feinjähriges Weißtannenholz erhoffen konnte, hat mir mitgeteilt, dass in ihrer Höhe gar keine Weißtannen wachsen und das Holz, was ich vorher schon vermutet hatte, im Musikinstrumentenbau ohnehin keine Verwendung findet. Also Pech gehabt, jetzt werde ich mich doch auf die Rottanne verlegen müssen. Immerhin, nach ca. 7 Anläufen hat mir der Händler aus H. zugesichert, mir Anfang nächster Woche die Abschnitte von der Stechpalme zu schicken. Ich hoffe, das funktioniert aus tatsächlich. Dann stünde der Arbeit am Weihnachtsarmband nichts mehr im Wege.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.