Peinlicher Irrtum

Oh wie peinlich! Beinahe hätte ich gestern ein Foto meiner vermeintlichen kleinen Gleditschienbäume hier eingestellt. Diejenigen, die ich glaubte aus den Samenkernen selber gezogen zu haben. Gut, dass nichts aus der Fotografie geworden ist. Heute nämlich ist mir nach einem vergewissernden Blick in meine Baumbestimmungsbücher klar geworden, dass es sich bei den fünf Gewächsen unmöglich um Gleditschien handeln kann. Vor allem die Form der Blätter lässt nicht einmal annähernd die Fiederung der Lederhülsenbäume erkennen. Aber auch die bereits jetzt sichtbare Blüte am Mittelspross war mir von Anfang an sehr verdächtig. Jedenfalls ist mir nicht bekannt, dass wenige Tage alte Baumsprösslinge bereits blühen können. Das war also nichts mit meinem ersten Pflanzversuch. In den Torfbällchen, die wir zum Heranziehen der Bäumchen benutzt haben, waren wohl Samen anderer Pflanzen enthalten, die in diesem Fall zum Wachsen von 5 gleichartigen – vermutlich – Stauden führten. Leider habe ich die Beschreibung des Verfahrens zum Setzen von Gleditschien aus dem alten Baumschulenbuch verlegt, das eine von Ms Kundinnen mir vor Jahren einmal ausgeliehen hatte und aus dem ich eine Kopie entnommen hatte. So weiß ich nicht wirklich, welche Erde und welche konkrete Behandlung ein Anwachsen der Bäumchen begünstigt. Ich muss es einfach einmal mit anderer Erde versuchen und hoffe, beim zweiten Anlauf erfolgreich zu sein. Oh je – und das passiert einem, der von vielen als Baumexperte gesehen wird.

Ein Sonnentag

Mehr ein Blumen- als ein Baumtag. Aber in jedem Fall ein Sonnentag. Und wie ich meine der bisher schönste des Jahres. Zusammen mit M. bin ich über Mittag zum Blumenhaus gefahren und wir haben die Pflanzblumen für die Kübel und Tröge vorm Haus ausgesucht. Am späteren Abend dann haben wir mit dem Pflanzen begonnen. Immerhin alle Sandsteintröge sind jetzt schon bestückt. Ganz anders als im Vorjahr, aber sehr schön. Später werden dann die runden Pflanzschalen aus Terrakotta mit weiteren schönen Sommerblühern hinzukommen. Dabei muss V. aber helfen, denn anders sind die schweren Teile nicht zu transportieren. Bei der Gelegenheit, wo die Blumen- und Pflanzerde schon mal angebrochen war, habe ich endlich die 5 kleinen Gelditschienbäumchen in getrennte Blumenuntertöpfe eingepflanzt. So werden sie, an der frischen Luft, die Chance haben, stärkere Wurzeln auszubilden und kräftiger in die Höhe zu wachsen. Ich bin wirklich sehr gespannt, ob dieser mein erster Baumzuchtversuch tatsächlich gelingt, die Bäumchen kräftig wachsen, stabil werden und im nächsten Jahr noch leben. Ein Foto davon gibt’s dann in den nächsten Tagen.

Im Holz ist die Sonne aufgehoben

Es war eine ganz schöne Mammutarbeit – 4X21=84 kleine Perlen, dazu 4 Hauptperlen und 4 Schlussstücke. Das ganze aufgeteilt auf 2 Sets Partner-Armbänder in der wieder einmal neuen Kombination Feige-Esche bzw. Walnuss-Hasel. Beide Kombinationen dürften ein sehr überzeugendes und dekoratives Ergebnis erzielen. Es fehlt nun noch das Glätten der Kanten. Allein das ein Projekt für zwei weitere Vormittage. Ich freue mich sehr über das Interesse, an dem der Frühling sicherlich seinen Anteil hat. Denn Holz ist mit Wärme und Sonne unmittelbar verbunden. Man könnte auch sagen, im Holz ist die Sonnenenergie in einem anderen Zustand aufgehoben. Die Menschen denken in dieser wärmeren Zeit eher bewusst an die Bäume und ihr Holz. Und auf der anderen Seite ist die Arbeit daran einfach angenehmer. Dann entsteht dieser Fluss, der die handwerkliche Arbeit zu einer Art Selbstverständlichkeit werden lässt. Ich hoffe, J. wird sich während der kommenden beiden Tage wenigsten von diesem wunderbaren Außenklima positiv stimmen lassen. Wenn der Anlass ihres Klinikbesuchs sich schon zu einem völlig unverträglichen Thema und einer Kommunikationsbremse entwickelt hat.

Dazulernen

Die Gleditschienbäumchen entwickeln sich bei diesem Licht natürlich wunderbar. Ich muss sie in den nächsten Tagen allerdings in einzelne größere Blumentöpfe verteilen, damit sie stärkere Wurzeln ausbilden und ihren zarten Stammkörper weiter entwickeln können. Die Menschen scheint der späte Frühling allerdings nun doch verwirrt zu haben. Oder eher paralysiert, wie ich aus den zögerlichen Reaktionen fast aller Projektpartner zurzeit erkennen kann. Der Wunsch, etwas zu bewegen, ist zwar da, aber die konkreten Schritte lassen allzu häufig sehr lange auf sich warten. So ist meine ohnehin ausgeprägte Geduld zurzeit sehr strapaziert. Ich nutze diese Zeit, um dazuzulernen – einmal mehr. Und um für ein paar Stunden am Tag im Freien zu arbeiten, das tut gut.

In strahlender Transparenz ertrinken

Traubenkirscheblüten
Traubenkirscheblüten
Traubenkirscheblüten
Die Traubenkirschen gehören zu meinen Lieblingsbäumen. Besonders im Frühling, wenn sie das irre Weiß-Gelb ihrer Blüten versprühen. An hellen, sonnenverwöhnten Tagen wie heute ist das eine wahre Freude. Sie schaffen eine Atmosphäre, die überirdisch erscheint. Da könnte ich einfach nur stehen bleiben und in der strahlenden Transparenz der Blüten ertrinken. Dasselbe tue ich auch ausgiebig, immer wieder versuchend, den live-Eindruck einigermaßen in der Fotografie festzuhalten. Das gelingt allerdings nur bedingt. Die richtigen Bäume sind eben unübertreffbar.

Ein angenehmer Erlebnis-Tag

Die Linden waren noch nicht so weit, aber ansonsten war die Atmosphäre der ,,Gartenträume“ bei diesem traumhaften Garten-Aufenthalt-Wetter sehr entspannt. Eines mussten wir nach dem Rundgang mit wenigen Überraschungen doch feststellen: Veranstaltungen, deren ästhetischer Reiz von den Anfängen her in Erinnerung ist, verlieren quasi automatisch von Jahr zu Jahr ein Stück desselben. Manchmal lässt sich dem ,,entgegenwirken“, indem man jedes zweite Jahr ausfallen lässt. Aber irgendwann ist dann doch die Sättigungsgrenze erreicht, und man hat den Eindruck: Die Routine hat überhand genommen, die feinen Unterschiede sind nicht mehr erkennbar, der Veranstalter nutzt die Popularität zu Vereinfachungen und Rationalisierungen, die die ursprüngliche Qualität untergraben. Bei den Gartenträumen scheint das leider auch passiert zu sein. Ein schönes Ausflugserlebnis mit einem wehmütigen Beigeschmack kommt dabei heraus. Und der Gedanke, ob man es im kommenden Jahr wiederholen sollte oder eher nicht. Für M. hat sich ein langjähriger Wunsch, wenige Minuten vorher mir gegenüber geäußert, erfüllt. Sie hatte Gelegenheit, B. v. B. anzusprechen und ihr mitzuteilen, dass sie ihre Arbeit im L.hof, ihre Bücher und ihre vielen schönen Ideen immer schon sehr bewundert und dass sie schon viel Freude an all diesen Dingen hatte. B. v. B. hat sich ihrerseits erfreut gezeigt und sich Zeit für ein ca. einminütiges Gespräch gelassen. Fast schon mehr als man vom Landadel erwarten konnte, aber auch nicht überraschend, in dieser Manier war sie schon lange vorher immer wieder in den Medien aufgetreten. Die Exklusivität, die sie verkörpert, ist eben auch mit einer höflich-kühlen Distanziertheit verbunden. Fazit: Angenehme Erlebnistage wie dieser können gerne noch öfter im Laufe der Sonnenzeit auf uns zukommen.

Eine so schöne Reaktion

Das ist nun endlich Frühling. Ich habe die Holzarbeit heute Nachmittag im Freien wirklich genossen. Neue Stäbe aus Buche und Hasel waren zu sägen. Außerdem habe ich meine spärlichen Vorräte an Feigenbaum aufgeschnitten, die ich für die Baumkreisarmbänder reserviert hatte. Dazu müsste ich dringend Nachschub finden, nur gestaltet sich das immer noch als sehr schwierig. Die anschließende Arbeit, vier Stäbe aus Walnuss und Hasel bzw. Feige und Esche sind jedenfalls gut gelungen, und so werden zwei sicherlich auch dekorative Sets Partner-Armbänder daraus. Ein Projekt für die Hälfte des Samstag (die zweite ist dem Besuch der ,,Gartenträume“ vorbehalten) und sämtliche Abende der folgenden Woche. Es ist schön zu wissen, dass Menschen in verschiedenen europäischen Ländern meine Armbänder tatsächlich auch gerne tragen. Manchmal erhalte ich Reaktionen dazu erst Monate oder Jahre später. Eine so schöne Mail wie die gestern von S.R. habe ich allerdings noch nie erhalten. Das hat mich doch außerordentlich gefreut, nämlich zu erfahren, dass die Intensität der handwerklichen Arbeit in den Formen tatsächlich wahrgenommen wird. Und dass die ästhetische Kommunikation genau so verstanden wurde, wie sie gemeint war.

Maibaum 2008

Maibaum auf dem Schulplatz in B.

Maibaum auf dem Schulplatz in B.

Auch wenn mein Text zur Symbolik des Maibaums gerade in diesem Jahr großes Interesse gefunden hat, bin ich doch in einer eher Maibraucharmen Region zu Hause. Aber immerhin, in meinem Dorf wird von einem der ansässigen Vereine seit einigen Jahren ein Maibaum auf dem Schulplatz aufgestellt. Man entscheidet sich immer für eine schlanke Birke von nicht unerheblicher Höhe, die bis auf den Wipfel entastet und mit bunten Bändern behängt wird. Sonstigen Schmuck gibt’s nicht, aber man belässt den Baum recht lange, mehrere Wochen in seiner Verankerung. Ich finde es gut, wenn so etwas auch im in dieser Richtung unbewussten Saarland praktiziert wird. Nicht sicher bin ich mir allerdings über die Motive, die ich eher im Bereich der begleitenden kulinarischen Genussaktivitäten vermute, und weniger bei der ursprünglichen Bedeutung der Maifeiern. Wenn aber die Menschen im Schatten des Maibaums wieder stärker in Feierlaune kommen, so hat dies sicherlich auch mit dem Frühling und dem Mehr an Licht zu tun. Auch in dieser abgespeckten Form also schließt sich der Kreis der Maibaumsymbolik und offenbart sich selber als universal.

Gartenträume 2008

Morgen beginnen wieder die Gartenträume. Schade, dass wir hier im Südwesten Deutschlands gerade nicht das stabilste Wetter haben. Gegenwärtig sind die üblichen Verhältnisse umgedreht und der Nordosten ist mit Sonne und frühsommerlichen Temperaturen verwöhnt. Trotzdem freue ich mich sehr auf diese alljährlich auf dem Linslerhof stattfindende Ausstellung rund um das Thema ,,Garten“. Die Atmosphäre dort ist immer entspannt, man kann schlendern und sich völlig zwanglos genau die Stände ansehen, die einen interessieren. Nun müssen wir die richtigen Stunden während der nächsten vier Tage abpassen, damit der Besuch trocken und möglichst sonnig ablaufen kann. Die Blüten der Linden am Eingang zum Hof erinnern mich jedes Jahr daran, dass der Frühling nun unaufhaltsam da ist. Und die Bäume im Innenhof vermitteln eine heimelige Atmosphäre während gelassener Ausflugsstunden.

Neuer Baum-Methusalem

Eine Nachricht, die mir schon vor einigen Tagen zugespielt wurde, geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Manche Bäume sind in der Lage, ihr Leben quasi endlos zu verlängern, indem sie immer wieder aus ihrem Wurzelstock identische Klone ausbilden und sich damit von unten heraus wieder erneuern. Bisher galten die Grannenkiefern der White Mountains als die ältesten Bäume. Diese neue Entdeckung verschiebt die Zeithorizonte noch viel weiter auf annähernd 10.000 Jahre, die man als Lebensalter dieser – man glaubt es kaum – Fichte vermutet:

 

Der älteste Baum der Welt
Schwedische Fichte ist 9.550 Jahre alt
Ein struppiger Nadelbaum in Mittelschweden ist der älteste Baum der Welt. Zumindest die Wurzeln einer unscheinbaren Fichte, die sich einsam über eine karge Landschaft aus Steinen, Flechten und Heide im Nationalpark Fulufjället in der Provinz Dalarna erhebt, stecken bereits seit 9.550 Jahren in der Erde, berichten Forscher um Leif Kullmann von der schwedischen Universität Umeå.
Die Forscher hatten unter einer Fichtenkrone Holz und Zapfen gefunden, deren Erbmaterial exakt mit dem des darüber wachsenden Baums übereinstimmte. Eine Altersdatierung zeigte, dass die Überreste vier Generationen von Fichten angehörten: Sie waren 375, 5.660, 9.000 und 9.550 Jahre alt. Da sich Fichten durch Ableger fortpflanzen können, lebt der Baum, der sich vor fast zehntausend Jahren dort ansiedelte, in einem genetisch identischen Klon fort. Bislang galten kalifornische Kiefern als älteste Bäume der Welt. Sie erreichen ein Alter von 4.000 bis 5.000 Jahren.
Fichten wurden bisher als Neuankömmlinge in den schwedischen Bergen betrachtet. „Nun zeigen unsere Ergebnisse, dass das Gegenteil richtig ist“, sagt Kullmann. „Die Fichten zählen zu den ältesten Bäumen in der Gegend.“ Von Lappland bis Dalarna haben die Forscher noch 20 weitere Methusalem-Fichten gefunden, die mehr als 8.000 Jahre alt sind. Die Bäume überlebten, obwohl die Sommer dort in der Vergangenheit kälter waren als heute. Wahrscheinlich half ihnen ihre Fähigkeit, aus der Wurzel einen neuen Stamm wachsen zu lassen, wenn der alte abgestorben war, vermuten die Forscher. „In den vergangenen hundert Jahren ist die Temperatur in den Bergen um ein Grad angestiegen“, berichtet Kullmann, „gleichzeitig haben sich die Fichten stärker ausgebreitet. Die Bäume können uns also wahrscheinlich Informationen über den Klimawandel liefern.

Die Herkunft der zähen Nadelbäume gibt den Forscher ebenfalls Rätsel auf. Eigentlich nahm man bislang an, dass sie von Osten aus nach Schweden einwanderten. Doch dort war der Weg während der Eiszeit durch Gletscher versperrt. Kullmann vermutet nun, dass die Fichten ursprünglich westlich oder südwestlich von Norwegen wuchsen, wo das Klima milder war. Große Teile der heutigen Nordsee fielen während der Eiszeit trocken, der Meeresspiegel lag mehr als hundert Meter tiefer als heute. Kullmann: „Entlang eines eisfreien Küstenstreifens in Schweden konnten sich die Bäume dann nordwärts bis in die Berge ausbreiten.“

18.04.2008
www.wissenschaft.de

Baum-Resonanzen

Die winzigen Gleditschienbäumchen scheinen sich jetzt zu stabilisieren. Das freut mich besonders, denn in den ersten Wochen sahen sie ziemlich erbärmlich aus, und ich hatte die Befürchtung, es wird gar nichts draus. Ich denke, dass ich die 6, welche sich aus den gesetzten Samenkernen entwickelt haben, in ein paar Wochen einzeln in kleine Blumentöpfe umpflanzen kann. Und wer weiß, vielleicht habe ich schon im nächsten Jahr ein paar echte Bäumchen mit verholztem Stammteil. Bisher denkt man eher an Grashalme mit zufälligen Blattspitzen. Meine Handwerksarbeit entwickelt sich unterdessen gut weiter. Zwei weitere Aufträge für Kombinationsarmbänder mit ungewöhnlichen Zusammenstellungen machen mein ,,Soll-Maß“ für Mai schon voll. Und alles, was darüber hinausgeht, ist mir natürlich gerade jetzt ebenfalls willkommen. Besonders gut ist die Resonanz auf meinen Maibaum-Text. Ich bin sehr erfreut, dass ich auch noch eine Woche nach den beiden Veröffentlichungen Reaktionen erfahre. Im unmittelbaren Vorfeld des Maifeiertages war das Timing für die Beschäftigung mit dem Thema aber auch ideal.

Beobachten und Kommunizieren in der Weltstadt London

Die Nacht war für mich zwar etwas unruhig, aber zur Erholung unbedingt notwendig. So konnte ich wieder etwas Energie zurückgewinnen und hatte etwas mehr von diesem zweiten Tag unseres London-Weekend. House of Parliament, Tower und Tower Bridge, Covent Garden und Piccadilly Circus standen auf dem Programm. Das war gut, um noch mehr Eindrücke von der Vielseitigkeit dieser Stadt zu gewinnen und ihren ganz eigenen Charme kennenzulernen. Die Menschen sind sehr freundlich dort. Im Vergleich kommt man sich als Deutscher geradezu ruppig vor. Eine Beobachtung, die man immer nur unter Deutschen in Deutschland lebend niemals macht. Was mich an Großstädten generell fast wahnsinnig macht, ist der ständige Zwang öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Überhaupt scheint man immer nur unterwegs zu sein, kommt nie zur Ruhe. Auch deshalb könnte ich wohl niemals ein Stadtmensch werden. Auf der Rückfahrt zum Flughafen, hat mich eine Kollegin auf eine der Baumreihen angesprochen, die die Straße flankierten und ihr durch ihre kugeligen Früchte auffielen, und wollte wissen, um welche Art es sich handelt. Es waren natürlich wieder Platanen, was an der Rinde leicht zu erkennen war, auch wenn diese im Alter aufbricht und nicht mehr ganz so typisch wirkt. Aber vor allem die Früchte sind charakteristisch. Der Kollegin waren die zuvor wohl noch nicht aufgefallen. Jedenfalls hatte sie sie nicht mit der Art in Verbindung gebracht. Mein spontanes Fazit: London ist eine Stadt für Menschen, die Lust am Beobachten und Kommunizieren haben. Weniger geeignet für Träumer und solche, die den Dingen tiefer auf den Grund gehen möchten.

Parks sind entspannend

Die Voraussage war nicht schlecht – ziemlich anstrengend und hoffentlich spannend sollte es werden. Das ist eingetreten. Dass ich aber das Fliegen derart schlecht würde vertragen werden, hätte ich dann doch nicht erwartet. Jedenfalls ist die Reiseübelkeit schon beim Start aufgekommen, hat sich während des Fluges gesteigert und dazu geführt, dass der ganze folgende Tag eine ziemliche Quälerei für mich wurde – Spannung einmal anders. Es tut mir wirklich leid, dass ich für meine KollegInnen nicht der beste Kommunikator sein konnte, was wahrscheinlich der Stimmung ein wenig Wind aus den Segeln genommen hat. Interessant, neben vielen weiteren Eindrücken von dieser freundlichen Weltstadt, war, dass Parks überall auf der Welt auf mich außerordentlich entspannend wirken. Nur so war es denkbar, dass ich trotz meines desolaten Zustandes mein Kurzreferat über den Hyde Park im selben halten konnte – unter einer blühenden Eiche sitzend, was auch die anderen nach der vielen Lauferei am Nachmittag richtig genossen haben. Kurz zuvor hatte ich sogar die im Reiseratgeber erwähnte Weeping Beech entdeckt, die ganz in der Nähe des Serpentine Lake in Wegnähe steht. Ein Baum, dessen Äste sich schirmartig von der Krone aus auffalten und bin zum Boden reichen. Ansonsten überzeugt der berühmte Park weniger durch seine Botanik. Hier wie auch anderswo in London überwiegen Platanen in oft beträchtlichem Alter. Das Besondere am Hyde Park ist seine vielfältige Nutzung durch die Bevölkerung und Touristen und sein Wechsel zwischen großflächigen Wiesenstrecken, die den Blick schweifen lassen und großstädtische Groszügigkeit suggerieren, und Knotenpunkten, die landschaftsarchitektonisch verstärkt sind und damit zu Treff- und Kommunikationspunkten werden.

London and Hyde Park

Ich schätze, das Wochenende wird ziemlich anstrengend – und hoffentlich ebenso spannend. 2 volle Tage London – der erste Besuch einer Stadt ist immer reizvoll, einfach weil man die Möglichkeit hat, etwas neu zu entdecken. Und London soll ja nach Meinung vieler einen außergewöhnlichen Weltstadtcharakter besitzen. Eigentlich hätte ich es vor ziemlich genau einem Jahr, als wir unsere Abschlussprüfung ,,Business English“ hatten, nicht für möglich gehalten, dass die Gruppe zusammen bleibt. Aber aus dem damals noch anders definierten Dream Team ist eines aus 7 Teilnehmern geworden, die sich einmal im Monat zusammen finden, um Englisch zu sprechen. Jetzt also der erste ,,Live-Einsatz“. Und ich bin gespannt, wie es sein wird, Übung haben wir ja, nach zwei Monaten Ganztagsschulung und auf engstem Raum zusammen müsste das doch konfliktfrei möglich sein. Bei den Referatthemen ist meine Wahl natürlich auf den Hyde Park gefallen. Auch wenn die anderen sich wohl für andere Inhalte interessieren werden und es sicherlich viel Historisches und Politisches dazu zu sagen gibt, mich interessiert vor allem die Atmosphäre und Landschaftsarchitektur des Parks, mit angeblich ca. 4.000 Bäumen und gewissen botanischen Kuriositäten wie der ,,Weeping Beech“, deren Äste in überzogener Trauerweidenmanier bis zum Boden reichen und dem Baum etwas Haubenartiges verleihen. Ich hoffe, am morgigen Abend schon davon berichten zu können.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.