Gleichgesinnte Baumbetrachtungen

Die Beobachtungen und Überlegungen Helmut Schreiers in seinem Buch ,,Bäume – Streifzüge durch eine unbekannte Welt“ sind erstaunlich, und kommen meinem eigenen Zugang zur den Bäumen recht nahe. Dies Fähigkeit, in den unterschiedlichsten Lebenszusammenhängen Bezüge zum Thema Baum zu entdecken und diese einmal anekdotenhaft locker, einmal wissenschaftlich-philosophisch reflektiert zu fassen, ist mir sehr sympathisch. Ich versuche Ähnliches, wenn auch vor einem nicht ganz so wissenschaftlichen und lebenserfahrenen Hintergrund. Mindestens genauso abwechslungsreich ist sie aber, meine Beschäftigung mit den Bäumen. Vielleicht sogar noch vielfältiger, wenn man meine kunsthandwerklichen, künstlerischen und fotografischen Aktivitäten miteinbezieht. In jedem Fall ist es schön, ,,Gleichgesinnte“ zu finden. Dass ich so spät erst auf dieses Buch gestoßen bin, wundert mich ein wenig. Vielleicht weil es im normalen Buchhandel nicht zu finden war und nur über Zweitausendeins zu beziehen ist.

Feigenfreuden

In den Vorjahren waren die Vorfeigen immer abgefallen, wenn die richtigen kamen. Dieses Jahr gab es merkwürdigerweise nur eine einzige Vorfeige. Und die hängt nach wie vor am Baum, während die anderen von Tag zu Tag größer werden. Und diese eine Vorfeige nähert sich sogar der Reife. Das ist mir ganz neu, dass diese sich auch vollständig entwickeln. Vielleicht ist das eine Frage des Baumalters. Überhaupt scheint der Baum, in seinem schätzungsweise 6. Jahr so richtig in Schwung zu kommen. Heute fühlt er sich offensichtlich wohl in seiner Ecke, hat kräftige Wurzeln ausgebildet, wird im Stammgerüst allmählich stabiler und verzweigt sich, dank unserer Schnittkünste des Winters, nun auch nach innen, so dass sich eine ausgeglichene Krone ausbilden kann. Natürlich strebt er auch nach oben, um mittels seiner lappigen handflächenförmigen Blätter so viel Sonne wie möglich aufzunehmen. Davon benötigen wir noch recht viel, wenn die Feigen gut ausreifen sollen. Erfahrungsgemäß vergeht mindestens ein Monat, nachdem sie ihre volle Wuchsgröße erreicht haben, bis sie sich vom Grün allmählich zum Rötlichen und dann zum Schwärzlichen hin entwickeln. Ein Zeichen dann, dass es an der Zeit ist, sie zu ernten. Ich freue mich auf die neue Feigensaison. Und auf das Brechen des bisherigen ,,Rekords“ von 144.

Ärgerlich

Zwei neue Armbänder sind derzeit in Arbeit. Dennoch, der Verlust dieses Briefs ist wirklich kaum zu fassen. Zweieinhalb Tage Arbeit völlig umsonst. Wenn es dabei bliebe, wäre das sicherlich das ärgerlichste Ereignis seit Entstehung des Wunschbaumshops. Da fragt man sich, was Menschen veranlasst, sich so unmöglich zu verhalten und sich einfach unrechtmäßig fremdes Eigentum aneignen. Bei solchen Erlebnissen könnte mir die Lust an dem ganzen Projekt vergehen. Ich hoffe, soweit kommt es nicht, und das Ereignis wird einmalig bleiben. Was daraus zu folgern ist, weiß ich allerdings nicht wirklich zu sagen.

Immerhin

Ein weiterer mäßiger Tag, der aber immerhin klimatisch Hoffnung auf einen guten Rest-Hochsommer macht. Die Feigen wachsen und lassen die gute Ernte voraussehen. Ich freue mich auf neue kreative Aufgaben und hoffe, bald auch spannende Projekte angehen zu können, die mich ein Stück weiter an meine ursprünglichen und fast schon verschütteten Interessengebiete heranführen. Gelegenheiten sind zweifellos das, was ich am dringendsten benötige. Und Herausforderungen das, was diese Kreativität hervorlockt.

Mäßiges Honigjahr

Mit den Erträgen der letzten Kastanienblüte hat V. heute die letzten gefüllten Honigwaben mitgebracht. Damit ist die Saison endgültig abgeschlossen, und das Füttern kann beginnen. Eigentlich endet die Honigzeit von Jahr zu Jahr etwas früher. Wenn sie früh genug beginnt, wie im vergangenen Jahr, ist das nicht unbedingt von Nachteil. Aber in diesem Jahr kam der Frühling sehr spät zum Durchbruch, und das bedeutet, dass die Blüten der wenigen relevanten Bäume und Sträucher sich überschneiden, Sortenreinheit kaum erreicht werden kann, und die Bienen in der kurzen Phase kaum nachkommen, was den Ertrag schmälert. Aber so ist das, die Dinge gleichen sich aus. 2007 ein extrem großer Ertrag, diesmal eben durchwachsen. So hoffen wir jetzt auf einen nicht zu feuchten und nicht zu kalten Winter, damit die jetzt wieder starken Völker im Frühjahr 2009 gleich richtig loslegen können.

21. ohne Schwung

Wir haben zwar den 21., aber der Tag war trotzdem nicht gerade aufbauend. Das deprimierende Wetter mit Aussicht auf die Verdoppelung der Gradzahlen innerhalb der nächsten 2 Tage. Und dann diese Insektenstiche, die mir schwer zu schaffen machen. Ich hoffe nur, das klingt schnell wieder ab. Von Sommerloch hätte ich im Übrigen langsam genug. Kein Mensch ist zu erreichen. Keiner hat zu irgendetwas Lust. Da fällt es schwer, selber in Schwung zu kommen. Immerhin tummeln sich derzeit viele auf meinen interaktiven Seiten, was ich an der Zahl und Qualität der eingesandten Wünsche und Kommentare erkenne. So hat das Sommer-Feeling doch noch seine guten Seiten.

Wurzeln, Ranken und Blätter

Nachdem ich gestern so viel mit Efeu gearbeitet hatte, war heute ein Besuch im Efeuwald nahe liegend. Wie immer sehr erholsam, weil man in diesen schattigen Waldabschnitt so richtig eintauchen kann. Daran haben auch die anfänglich gesichteten Wandergruppen nichts geändert, die mir auf dem Weg selbst gar nicht begegnet sind. Einige Motive dieses immer wieder anders wirkenden Weges habe ich mitgebracht:

Zwieselwurzel

Eins meiner Lieblingsmotive: Das freiliegende Wurzelwerk eines Baumzwiesels.

Zwieselwurzel

Wie eine Miniatur des Efeuwalds: abgestorbene junge Efeuranken, die es ausnahmsweise nicht geschafft haben, den Baum zu besetzen.

Zwieselwurzel

Nicht typisch für diesen Wald, aber in unserer Gegen seltener anzutreffen: ein Pappelblatt, dessen Form mir außerordentlich gut gefällt. So perfekt zwischen rund und eckig liegend.
Diese Aufnahme hier stammt von einem zweiten Spaziergang durchs Dorf am Abend. Die Blätter des Trompetenbaums leuchten am schönsten in der tief stehenden Abendsonne.

Trompetenbaumblätter

Seltene Efeuabschnitte

Schön, diese Frühstücks-Samstage. J., W., M. und ich waren heute zum zweiten Mal zusammen zu diesem späten Frühstück außer Haus, und haben es genossen. Ein guter Start ins Wochenende. Auch der Rest des Tages verlief zunächst eher entspannt. Gegen vier habe ich dann aber doch beschlossen, die längst fällige Arbeit endlich zu erledigen, nämlich das Efeuholz, das ich vor Wochen schon aus G. mitgebracht hatte, aufzuarbeiten. Heißt: Sägen, aussortieren, entrinden, wachsen und stapeln. Es ist zwar viel Abfall angefallen, aber die Abschnitte, die übrig blieben, sind sehr interessant. Schön die undefinierbare Farbe des Holzes, die sich aus einer unregelmäßigen Mischung aus grauen, braunen, gelb-weißen und merkwürdigerweise blauen Bestandteilen zusammensetzt. Bei anderen Hölzern würde das Bläuliche auf einen beginnenden Zersetzungsprozess hindeuten. Nicht so beim Efeuholz, das offensichtlich kerngesund ist. Es muss eine Eigenart dieses Holzes sein, vielleicht irgendein chemischer Stoff, der die Färbung hervorruft. Nach dem Trocknen, das weiß ich von älteren Vorräten, ist diese Färbung nur noch rudimentär zu erkennen, das Undeutliche und amorph ineinander Fließende der Farben ist aber auch dann noch erkennbar und verleiht dem Holz einen Hauch von Geheimnis. Das passt gut zu der lebenden Pflanze und ihrer Symbolik. Abgesehen von der Färbung ist es mir gelungen, auch einige formal attraktive Stücke herauszusägen. Darunter eine Verzweigung, die für sich allein betrachtet wie ein kleiner Baum aussieht. Nach dem Entrinden hat sich eine fast über natürliche Anmutung eingestellt. Wenn es gelingt, diesen Abschnitt rissfrei zu trocknen, werde ich die Oberfläche fein schleifen können und in ein höchst dekoratives Stück verwandeln. Ähnliches verspreche ich mir von weiteren ziemlich voluminösen Teilen, bei denen man sich fragt, wie eine Efeuranke überhaupt eine derartige Dimension ausbilden kann. Allein das ist unglaublich. Ich denke, in den künstlerischen oder kunsthandwerklichen Objekten, die irgendwann aus diesen Abschnitten entstehen, wird die Unglaublichkeit und Seltenheit noch deutlich ablesbar bleiben. Mit der heutigen Arbeit kann ich deshalb sehr zufrieden sein.

Neue Produkte

Ich denke dieser Tage darüber nach, das Sortiment des Wunschbaumshops zu erweitern. Natürlich muss alles einen deutlichen Bezug zum Seitenthema haben. Aber da fällt mir schon einiges ein, das Sinn macht: Handschmeichler aus verschiedenen Hölzern oder Tagua z. B., Pendel, kleine Schatullen. Die Frage ist, ob ich die Zeit finde, diese Ideen in Beispielprodukte umzusetzen. Denn meine Aufgaben sind zurzeit extrem wechselhaft und vielfältig. Da können Sondervorhaben schnell im Projektalltag untergehen oder sich, was mir grundsätzlich die Energie abzieht, endlos hinziehen. Letzteres versuche ich zu vermeiden, wo immer es geht. Neue Ideen müssen mit Elan und viel Lust am Gelingen umgesetzt werden. Wenn die Voraussetzungen nicht stimmen, dann ist es tatsächlich besser, sie zu verschieben. Aber der Sommer ist ja noch lang…

Unregelmäßiges Sommerloch

Zurzeit herrscht eine ziemliche Unregelmäßigkeit in den Reaktionen der Kooperationspartner und solcher, die es werden könnten. An manchen Tagen ballt sich alles. An anderen warte ich vergeblich auf die erwartete Antwort oder die angekündigten Informationen. So ist ein kontinuierliches Arbeiten an eigentlich spannenden Projekten nicht möglich. Und meiner Flexibilität und Geduld wird wirkliches Extremes abverlangt. Ich hoffe, das lässt sich zumindest teilweise mit dem Sommerloch erklären. Ansonsten müsste ich allmählich an meinem kommunikativen Talent zweifeln. Immerhin, die Sonne lockt regelmäßig das Interesse der Menschen an der Natur und mit ihr an den Bäumen hervor. Das ist dann gut für meine interaktiven Angebote, und auch gut für die Entwicklung des Wunschbaumshops. Ich wünsche mir, dass der Sommer mir noch einige Gelegenheiten geben wird, neue Produkte auszuprobieren, wie gestern das Lärchenholz, und damit das Repertoire schrittweise auszuweiten.

Lärchenholz ist unvergleichlich

Mein Erfahrungsschatz in Sachen Hölzerkunde ist einmal wieder um eine Holzart reicher geworden. Die Arbeit mit der Lärche hatte etwas sehr Eigentümliches. Es war vor allem der sehr ungewöhnliche Geruch, wie immer bei den verschiedenen Holzarten absolut unverwechselbar und auch unvergleichbar. Harzig ja, aber mit einer besonderen Zusatznote, die sich völlig vom Staubgeruch anderer Nadelhölzer, etwa der Zypresse, Zeder oder Kiefer unterscheidet. Wenn ich mir die Lärche als Baum vorstelle, bringe ich diesen Geruch nicht mit dem Gesamtbild zusammen. Er wirkt außerordentlich fremd, wie ein tief liegendes Geheimnis andeutend. Mit einem Wort, das Holz hat mich beeindruckt. Leider ist es aber außerordentlich schwer zu bearbeiten. Die Anmutung des Stammquerschnitts einer Lärche oder größerer, gesägter Abschnitte ist in kleinerer Dimension nicht in derselben Form wahrnehmbar. Bei den harzreichen Abschnitten macht insbesondere der Wechsel sehr weicher Frühholzringe mit den verharzten und dichten Spätholzlagen große Probleme bei der Bearbeitung. Achsensymmetrische Stäbe lassen sich selbst bei größter Vorsicht nicht erreichen. Ein Holz, das sich widersetzt und gerade wegen dieses Eigensinns fasziniert. Mal sehen, vielleicht finde ich eines Tages den richtigen Zugang. Und schaffe Formen, die der Eigenart der Lärche und ihres Holzes gerecht werden.

Sommerfeigenfülle

All die Feigen zu zählen wäre ein Ding der Unmöglichkeit. So verzweigt wie der noch junge Baum bereits ist. Ich hoffe, die Sommerwärme bleibt relativ konstant und hoch. Denn nur so können sie vernünftig reifen. Vielleicht haben wir ja dann vor Anfang September einmal die Gelegenheit, die Früchte zu genießen. Im Hochsommer wär’s eigentlich schöner. Aber wenn wir uns immer mehr in Richtung eines mediterranen Klimas entwickeln, werden auch die Südfrüchte hier wirklich heimisch sein. Was wird das erst, wenn der Baum mal kräftig und hoch gewachsen, mit dichter ausladender Krone ist? Dann brauchen wir uns 2 Monate lang vermutlich von nichts anderem mehr zu ernähren. Die Arbeit heute lief reibungslos. Dreieindrittel Armbänder fix und fertig gestellt. Morgen dann nur noch die restlichen zwei Drittel des letzten der Reihe. Und dann geht’s an die Neuproduktion. Schön, dass diese Spitze in die Sommermonate fällt. Bei Frosttemperaturen wäre das ganze nur halb so schön.

Schönes Lärchenholz

Ich hatte nicht wirklich damit gerechnet. Und war deshalb umso mehr erfreut, dass unser Nachbar, der Schreiner, einige Abschnitte der Lärche vorrätig hatte. Genauer gesagt sind es Restabschnitte einer jüngeren Arbeit mit Lärchenholz und ein paar kleinere Brennholzstücke mit besonders intensiver Zeichnung und z. T. stark verharzt. Überrascht bin ich, wie schön dieses Holz doch ist. Das war mir so nicht in Erinnerung, auch weil ich Lärchenholz eigentlich nur vom ganzen Stamm her kenne und keinerlei Erfahrung mit seiner Verarbeitung habe. Das wird sich nun ändern. Ende der Woche will ich einen Test unternehmen und dann sehen, wie eng die Ringe gewachsen sein müssen oder wie harzreich es sein muss, damit daraus brauchbare Perlen entstehen können. Ich freue mich darauf, auch weil es mein Repertoire der Wunschbaum-Armbänder voraussichtlich erweitern wird.

Sommer-Asphalt-Schatten

Im letzten Jahr hatte ich mir vorgenommen, die Licht-und-Schatten-Spiele des Sommers durch die Asphalt-Schattenwürfe der Bäume festzuhalten. Leider ist mir eine durchgehende Serie dazu bisher nicht gelungen. Jedenfalls habe ich mir das Thema dann doch nicht ernsthaft vorgenommen. Vielleicht wird es mir im Laufe des Hochsommers doch noch gelingen. Ich finde, in diesen Bildern liegt etwas Zeitloses, besser: etwas, das die Zeit anzuhalten scheint. Ich denke, es gibt kaum etwas, das die Stimmung und das Besondere des Hochsommers so eindrücklich zu vermitteln in der Lage ist.

Baumschatten auf Asphalt

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.