Kein Altweibersommer

Nach diesem Wahnsinns Hochsommer präsentiert sich der Altweibersommer leider nicht so wie man sich ihn wünscht, mit wohlig temperierter Wärme und diesem unvergleichlichen warmen Licht v. a. an den Nachmittagen. Stattdessen wechseln sich jetzt Regenphasen und nur bewölkten Abschnitten ab. Da wir nun schon Mitte September haben und der Indian Summer gewöhnlich schon früher beginnt, rechne ich in diesem Jahr nicht mehr mit einem solchen. Es ist eher zu erwarten, dass der Extrem-Hochsommer nach der Schmuddelwetter-Periode direkt in den Herbst übergeht. An den Bäumen ist der Baumherbst jetzt schon vielerorts zu beobachten und oder zu erahnen. Nun ja, wir wollen uns nicht zu verwöhnt zeigen und nehmen den endlich reichlichen Regen als späte Wohltat zumindest für die Pflanzen wahr.

Zuversicht vor Augen führen

Diese Übergangsjahreszeit hat atmosphärisch etwas ganz Sonderbares. Die Krisenstimmung kennen wir nun schon zur Genüge, vor allem weil eine Krise die andere ergänzt und man am Ende kaum noch den Überblick hat, was nun beunruhigender ist. Aber dieser Zustand führt eben zu einer flächendeckenden Ablähmung aller Motivationen, einer Zurückhaltung, die Neues schon mal ganz unwahrscheinlich zu machen scheint und jedenfalls weit in die Zukunft verschiebt. Ich bin dabei froh, mit meinen konstanten Themen rund um die Bäume und ihr Holz den scheinbaren Teufelskreis von Demotivation zu durchbrechen, indem während dieser Projektarbeit etwas ganz Anderes in den Mittelpunkt rückt. Etwas, das unabhängig von Krisen ist, mit dem Menschsein und dem Leben selbst in grundlegender Form zu tun hat. Wenn diese Ebene zum Bewusstsein gebracht, diese Gedanken sichtbar gemacht werden können, ist das für mich ein Erfolg, der wieder Zuversicht in den Raum stellt.

Ein sehr schöner herbstlicher Erika-Kranz

Ich hatte es eher für ein wenig vielversprechendes Vorhaben gehalten. Aber M. hat sich nicht davon abhalten lassen, grüne, nicht mehr blühende Zweige der Erika-Gehölze aus dem Garten zu einem kleinen Kranz zu binden. Wie ich vermutet hatte, sind die störrischen, sich teils stark windenden Zweigchen nicht sehr geeignet für solche Verwendungen. Aber am Ende ist das Ergebnis zu meiner Verwunderung doch sehr schön geworden, zumal M. noch einige andere Pflanzenteile eingebunden hat, ein paar Efeublätter und Früchte vom Kirschlorbeer. In diesem Fall war das Umwickeln mit dünnem Kupferdraht die richtige Methode des Wickelns. Obwohl er nicht rundherum gebunden wurde, sondern nur von vorne und der sichtbaren Seite, wirkt er jetzt, in der Mitte der Eingangstür hängend, doch sehr dicht. Jedenfalls scheint der Strohkranz im Untergrund nicht durch. Ein sehr schönes vegetabiles Dekorationsobjekt, das für die Übergangszeit bis zum Beginn der Weihnachtszeit die Tür schmücken wird. Dann allerdings wird er von dem LED Leuchtkranz abgelöst, der während der winterlichen Dunkelzeit so wunderbares Licht verströmt und den wir dann mit Mistelzweigen ausschmücken.

Ein Themenfeld gegen Scheuklappen

Nach dem intensiven Einsatz gestern mit viel körperlicher Arbeit war die Ruhe dieses Sonntags bei gemäßigter Temperatur und durchwachsenem Wetter eine Wohltat. Deshalb habe ich den Tag auch mit möglichst wenig unterschiedlicher Aktivität ausgefüllt, um der Kleinteiligkeit meiner gegenwärtigen Projektarbeit wenigstens an diesem Wochenendtag etwas entgegenzusetzen. Das Problem beim Kleinteiligen ist eben, dass man bei aller Bewusstheit doch immer wieder Gefahr läuft, den Überblick und vor allem den Sinn fürs Wesentliche und Grundlegende aus den Augen und dem Sinn zu verlieren. Das aber ist auch für die einzelne Projektarbeit gerade im Kommunikationsbereich nicht gut. Auch deshalb sehe ich die grundlegende Arbeit mit der Symbolik der Bäume, mit Symbolik allgemein und auch die kunsthandwerkliche Arbeit mit Holz als einen wichtigen ausgleichenden Bestandteil meiner Arbeit und meines Lebens. Die Ausgewogenheit ist aus den anderen Kommunikationsprojekten heraus nicht erwartbar, da muss etwas ganz Ursprüngliches und Zeitloses, wie es bei den Bäumen als Archetypen nun mal der Fall ist, im Mittelpunkt stehen. Darin sehe ich die wichtige Funktion dieses Themenfelds und meiner Beschäftigung auf seiner Basis: Vereinseitigung, Extremes und Scheuklappensicht im lebenspraktischen Ergebnis zu vermeiden.

Der erste Brennholztag

Das war der erste von mindestens zwei Brennholztagen, die uns erlauben sollen, die Holzbrandsaison dieses Jahr früher als gewöhnlich zu starten. Immerhin konnte ich die Scheite, überwiegend Fichtenholz, zum geringeren Teil auch Kiefer oder Nussbaum, sehr platzsparend aufstellen und schichten, so dass mit der einen Anhängerladung doch ein ziemliches Volumen transportiert werden konnte. Vs Idee, vielleicht gleich noch eine zweite Anhängerladung herbeizuschaffen, habe ich mit Verweis auf die Erfahrung des Vorjahrs eine Absage erteilt. Meine Einschätzung diesbezüglich war genau richtig, denn die Aktion heute hat tatsächlich den ganze Tag, von etwa 10 Uhr am Vormittag an, in Anspruch genommen. Da ich den größten Teil der Arbeiten selbst ausgeführt habe, war es auch entsprechend anstrengend. Das Reservoir zum Lagern des Brennholzes, das ich am Vormittag schon vorbereitet hatte, sieht eine deutlich größere Bevorratung als in den Vorjahren vor. Gemessen daran konnten wir heute ca. 40 % auffüllen. Das heißt, dass die nächsten Brennholzaktion mindestens dieselbe Menge nochmal erfassen sollte, besser natürlich mehr. Denn sonst werden wir in der Mitte des Winters wieder losziehen müssen, was bei den Witterungsverhältnissen dann weniger angenehm sein sollte. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem heutigen Ergebnis, zumal der Tag auch sonst, trotz des Nieselregens, gut geeignet dafür war, vor allem weil andere handwerkliche Projekte ausnahmsweise mal nicht anstanden.

Die Brennholzvorräte für den Winter werden wichtiger

Bis jetzt habe ich V. noch nicht über mein Vorhaben informiert, morgen die erste Ladung Brennholz heranzufahren, um es dann in ofengerechte Abschnitte zu sägen. Die Brennholzbevorratung für den Winter wird diesmal mehr Zeit und Energie in Anspruch nehmen, wenn wir tatsächlich früher mit der Ofensaison starten wollen. Deshalb denke ich an einen deutlich erweiterten Holzhaufen, dessen vordere Stützmauer wir wohl vorverlagern müssen, um mehr Volumen anhäufen zu können. Immerhin ist die Ecke schon zu einem kleineren Teil befüllt, weil wir vor Monaten schon Reste von Obstbaumholz klein gesägt hatten. Das ist gut, weil die jetzt hinzuzufügenden Abschnitte überwiegend Nadelholz, speziell Fichte, sein werden, was bekanntlich zwar gute Heizkraft besitzt, aber eben schneller heruntergebrannt ist. Auch deshalb muss das Volumen größer als gewöhnlich sein, denn es ist wegen der dominierenden Holzart schneller verbraucht. Trotz allem rechne ich damit, dass wir in der Mitte des Winters erneut loslegen werden, um den dann schon aufgebrauchten Vorrat erneut aufzufüllen.

Herbstgedanken und Energievorsorge

Die Landschaft wirkt jetzt auf einmal schon sehr herbstlich. Es stellt sich die Gewissheit ein, dass der Sommer eigentlich schon vorbei ist. Und auch über mangelnde Feuchtigkeit müssen wir uns jetzt nicht mehr beschweren. Und auch die Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeit verschieben sich zunehmend in Richtung der kälteren Jahreszeit. Die Ernte der letzten Baumobstsorten und verschiedener anderer Nutzpflanzen des Gartens stehen bevor. Und das Auffüllen des Brennholzvorrats ist vor allem an der Zeit. Vielleicht werden wir den ersten Teil der Aktion am Wochenende durchführen, jedenfalls wenn V. bei dem Vorhaben mitzieht. Es wird aber noch ein zweiter Termin notwendig sein, wenn wir tatsächlich schon früher mit dem Holzbrand einsteigen, um teures Heizöl einzusparen.

Nützliche und deplatzierte Zaunbäume

V. hat heute die restlichen Pfirsiche gepflückt, die schon überreif waren und dringend geerntet werden mussten. Die sollen jetzt zu reiner Pfirsichmarmelade verarbeitet werden, auf dass unsere Vorräte sich weiter auffüllen. Im Frühjahr werden wir den Baum wieder zurückschneiden müssen, denn er hat in diesem Sommer enorm an wirklich aufrechtzuerhalten, weder bei diesem Pfirsichbaum noch und erst recht nicht bei dem Kirschbaum daneben. Denn die Kirschen haben die Tendenz, sehr schnell an Stammumfang zuzunehmen und auch schon in jungen Jahren starke Äste auszubilden. Da wird der Formschnitt dann zunehmend schwieriger. Ich sehe schon kommen, dass der Kirschbaum irgendwann wieder entfernt werden muss, da er seine eigentliche Funktion, einen Sichtschutz zu bilden, nicht erfüllen kann. Das allerdings hatte ich V. auch vorher schon gesagt.

Gleichmäßige jahreszeitliche Aufmerksamkeit

Schade, die Projektarbeit nimmt mich zurzeit so stark in Anspruch, dass wenig Zeit übrigbleibt, um die jahreszeitlichen Besonderheiten der Baumlandschaft zu beobachten und zu fotografieren. Da gibt’s so einiges, was einige Exkursionen lohnen würde, z. B. die am Rand der Landstraße aufgestapelten Baumstämme, die sich von der letzten kommunalen Baumfällaktion in der Nähe angesammelt haben. Das gabs zuletzt vor drei Jahren. Und damals konnte ich schon einige interessante Motivreihen von Stammholzstrukturen realisieren. Aber für solche Aufnahmen benötige ich auch viel Zeit und Ruhe. Das zu hektisch und in Eile durchzuziehen, bringt keine guten Ergebnisse, so zeigt die Erfahrung. Deshalb hoffe ich, zwischendrin doch noch einen halben Tag für diese fotografischen Vorhaben frei machen zu können. Damit die Jahreszeiten auch möglichst gleichmäßig Aufmerksamkeit erhalten.

Vor der letzten Pfirsichernte

Der Pfirsichkuchen hat V. diesmal wirklich begeistert. Das liegt natürlich v. a. an der traditionellen Begeisterung für Obstbäume und Baumobst generell. Aber die Früchte waren wirklich sehr wohlschmeckend, trotz der langen Anlaufzeit und des Bangens, ob noch etwas aus ihnen werden kann. Nun, wir haben ja einiges davon eingefroren und können es später wieder auftauen und uns erinnern. Aber es gibt auch noch weitere Früchte, die letzten, die jetzt richtig goldgelb ausgereift sind und in Kürze gepflückt werden müssen, wenn sie nicht den Insekten überlassen werden sollen. So wird V. wohl wieder Marmelade daraus machen und unsere ohnehin ausufernden Vorräte damit auffüllen. Aber ich denke, das wird die sinnvollste und beste Verwendung dafür sein. Ich hoffe, der Baum wird im nächsten Jahr ähnlich wuchsfreudig sein und wieder reichen Ertrag bringen.

Ein Traditionsmarkt, mittelalterlicher Charme und die Ästhetik des Verfalls

Der schon Tradition gewordene lothringische Trödelmarkt im mittelalterlichen Örtchen R. hatten wir schon Jahre nicht mehr besucht. Zuletzt wegen des coronabedingten Ausfalls, zuvor aber aus anderen Gründen nicht mehr. Dieses Jahr konnte er wieder stattfinden und war später als gewöhnlich terminiert. Jedenfalls hat der Besuch heute gepasst, ich bin froh, dass wir uns trotz anfänglichen Zögerns dazu entschlossen haben, denn die Atmosphäre war durchaus wie in unserer Erinnerung, was wesentlich mit dem besonderen Ort und seiner Aura zu tun hat, aber auch mit der Marktatmosphäre selbst, die nach so langer Krisenauszeit wieder authentischere Züge angenommen hat und ein echtes Bedürfnis widerzuspiegeln scheint. Auf Funde war ich diesmal eigentlich nicht aus, dennoch habe ich einen Stand mit alten Postkarten gefunden und dort zwölf kolorierte aus den 1920-1940er Jahren ausgewählt. Darunter recht originelle mit Porträts, einige mit Weihnachts- und Neujahrsgrüßen, motivisch festgemacht an vegetabiler Symbolik mit Mistel- bzw. Stechpalmenzweigen. Eine gute Erweiterung meiner kleinen diesbezüglichen Sammlung in diesem Themenfeld. Schade, eine Bet- oder Fleh-Motivszene konnte ich unter den Karten nicht finden, das wäre natürlich noch besser gewesen. Dennoch fand ich die landschaftlich reizvolle Hin- und Rückfahrt und den entspannten Aufenthalt dort sehr ansprechend und passend für diesen Spätsommersonntag Anfang September. Auf der Hinfahrt habe ich ein altes Haus mit einem verwitterten Scheunentor entdeckt und fotografiert. Ich hatte extra im Hinblick auf solche Motive die Kamera mitgeführt, denn in Lothringen findet man vielerorts noch Zeugnisse einer Ästhetik des Verfalls. So sind einige neue Holzoberflächen und -struktur-Fotos entstanden, die ich vielleicht sogar meinem Microstock-Portfolio hinzufügen kann.

Detail eines alten verwitterten Scheunentor in Lothringen

Wirklich leckerer Pfirsichkuchen

V. hatte die Menge der halbierten Pfirsiche ganz gut abgeschätzt. Am Ende musste ich nur noch einige wenige hinzupflücken, um die beiden Kuchenbleche ganz auslegen zu können. Das Rezept hat sich wieder als genauso lecker herausgestellt, wie ich es von den letzten Jahren in Erinnerung hatte. Und obwohl es eigentlich für einen Belag mit Äpfeln und Zwetschgen ausgelegt ist, finde ich die Pfirsiche als Alternative fast noch passender, v. a. weil sich der Geschmack wunderbar zu der Schmand-Eierlikör-Masse ergänzt. So ist nach dem wochenlangen Bangen, ob nach dieser extremen Trockenheit aus den Früchten noch etwas werden könnte, doch noch eine gute Pfirsichernte möglich gewesen, wahrscheinlich allein aufgrund der wenigen Regenphasen, die wir zuletzt erlebt haben. Und auch wenn die Pfirsiche verhältnismäßig klein ausgefallen sind, ist ihr Geschmack doch intensiv und charakteristisch. Drei quadratische Abschnitte davon habe ich eingefroren, dann haben wir später im Jahr bzw. im neuen Jahr noch etwas davon. Und die restlichen werden wir in den nächsten Tagen frisch zu uns nehmen.

Ungewöhnliche Obstkuchenpläne

Nun habe ich meine Holzarbeiten so geplant und heute schon abgeschlossen, dass es mir möglich ist, morgen den Blechkuchen mit Pfirsichen zu backen. V. hat heute noch einmal einen Eimer der inzwischen wirklich ausgereiften Pfirsiche gepflückt. Die haben jetzt die richtige Süße und Konsistenz, um als Hauptzutat des Kuchens verwendet zu werden. Ich bin sehr froh, dass das dieses Jahr wieder möglich ist und damit zumindest symbolisch der Ausfall der übrigen Obstkuchen kompensiert werden kann. Denn wo wie es aussieht, wird es dieses Jahr keinen Mirabellenkuchen und keinen Zwetschgenkuchen geben. Jammerschade, denn das hat einfach zu dieser Zeit des Jahres, Ende August, Anfang September, traditionell bei uns gehört. Nun also eine stark reduzierte Baumobsternte und nur einzelne Kuchen. Immerhin können wir noch, in einigen Wochen, mit einer gewissen Menge Äpfeln rechnen. Dann kommen wohl noch einige Apfelkuchen dazu, die ich allerdings weniger als Ersatz zu den geliebten Mirabellen betrachte.

Vor einem ertragreichen Spätsommermonat

Leider muss ich heute wieder zum Wasserhahn, um unsere Gartenpflanzen zu gießen. Denn ich bin noch nicht dazu gekommen, das aufgesammelte Regenwasser vom einzigen Regentag seit Wochen umzupumpen. Lange wird dieser kleine Vorrat allerdings ohnehin nicht ausreichen. So hoffen wir auf weitere Regenphasen in den nächsten Tagen und dass uns ein dennoch sonniger Spätsommermonat beschert sein wird, der mit mehr Feuchtigkeit auch die bisher zu kurz gekommenen Baumfrüchte noch zur rechtzeitigen Reife bringen wird. Das ist für alle Bäume von Bedeutung, nicht nur für die Obstbaumsorten. Damit die Vermehrung auch gesichert bleibt und kein Angststress im neuen Frühjahr aufkommt.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.