Rückzugsbereiche

Es ist seltsam. In manchen Phasen konzentriert sich die handwerkliche Arbeit, in anderen ist in diesem Bereich fast gar nichts zu tun, und die Herausforderungen auf dem Feld der Gestaltung, Programmierung oder des Textens stehen im Mittelpunkt. Schön ist, dass all diese doch so unterschiedlichen Schwerpunkte für mich in einem engen Verhältnis zueinander stehen, verschiedene Formen kommunikativer Arbeit darstellen. Wenn die Abwechslung nicht im Rahmen des Tagesverlaufs möglich ist, und das ist in der Tat kaum realisierbar, da ich mich sonst zu sehr verzetteln würde, dann bringt der Wechsel von Projektphasen die gewünschte Breite. Das ist gut, denn es entspricht meinem Hang zum Interdisziplinären und der Vorliebe für projektbezogenes Arbeit, das einen Verlauf mit vielen Teilphasen und einem Ziel kennt. Nach dem Erreichen des Ziels wartet dann idealerweise die neue Herausforderung, vielleicht mit ganz anderem Anspruch und mit anderen Erwartungen. Aber es gibt auch den Rückzugspunkt, die universale Basis, vor deren Hintergrund Vielfalt und Breite möglich werden. Das ist für mich der engere Kreis der Familie, das sind die Alltagskommunikationen auch über die Familie hinausgehend, und das sind die Bäume und ihre Symbolik. Diese ,,Festpunkte“ sind wichtig, denn auf diese kann ich mich zurückziehen, um das ,,große Ganze“ nicht ganz aus dem Blick zu verlieren, was bei Spezialisierung schnell geschehen ist. Mögen mir diese Rückzugsbereiche und die Energie sie wahrzunehmen und weiterzuentwickeln, auch die Neugier am Beobachten, möglichst lange erhalten bleiben.

Vollreif

Das Licht des Nachmittags war unglaublich. So konnten eigentlich nur die beiden Attraktionen dieser Jahreszeit auf dem Fotoprogramm stehen: Die Pfaffenhütchen und die Hagebutten. Beide faszinieren mich wirklich, und das über Monate hinweg. Ihre Entwicklung offenbart immer wieder neue Facetten und Eindrücke. Die Pfaffenhütchen haben erstmals ihre orangefarbenen Samenkerne freigegeben. Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Die Hagebutten dagegen gehen ihrer Vollreife entgegen und geben den inzwischen fast kahlen Sträuchern ein fast surreales Aussehen.

Reife Pfaffenhütchen

Reife Pfaffenhütchen

Reife Pfaffenhütchen

Reife Pfaffenhütchen

Reife Pfaffenhütchen

Reife Hagebutten

Reife Hagebutten

Reife Hagebutten

Vor der fünften Jahreszeit

Die Hausarbeit und später die Arbeit im Garten und an den Blumen vor dem Haus war heute ein guter Ausgleich für die intensive und recht einseitige Bildschirmarbeit, die praktisch die ganze Woche eingenommen hat. M. und ich haben zusammen die Blumen entfernt, soweit sie verblüht waren und nicht mehrjährig sind, und Herbstblüher an ihre Stelle gesetzt. Andere, wie die Wandelröschen, die Mittagsblume und die Fuchsien zeigen immer noch sehr schöne Blüten und sollen deshalb noch länger bleiben. Auch die Sträucher haben etwas zurück geschnitten, soweit sie übers Jahr allzu sehr aus der Form gewachsen waren. Das jedes Mal eine den ganzen Nachmittag ausfüllende Arbeit, das Kehren der herabgefallenen und vertrockneten Weinlaubblätter als letzte Aktion des Tages inklusive. Auch V. war sehr aktiv und hat weitere 110 Liter Apfelsaft gekeltert, den er nun zu Viez verarbeiten will. Damit ist die Erntesaison für dieses Jahr wohl so gut wie abgeschlossen. Ganz gut so, denn eigentlich ist jetzt schon alles auf Winter und das winterfest Machen eingestellt. Und auch das wird uns noch länger beschäftigen, bis Mitte November dann die fünfte Jahreszeit mit der Vorbereitung des Weihnachtsfestes einsetzt.

Heilsame Bäume des Lebens

,,Wer in einem Zirbenbett schläft, der spart eine Stunde Herzarbeit am Tag!“ So lautet die Aussage einer Buchkurzbeschreibung, die ich heute in der amazon-Werbung gelesen habe. Es geht darin um die heilsame Wirkkraft der Zirbe bzw. ihres Holzes. Leider eine Art, die hierzulande nicht so einfach zu besorgen ist. Sonst würde ich es gerne einmal testen bzw. das Holz in mein Armband-Sortiment aufnehmen. Aber von diesem speziellen Beispiel abgesehen bin ich sicher, dass die Inhaltsstoffe bestimmter Hölzer, wie z. B. ätherische Öle, sich tatsächlich zumindest wohltuend, vielleicht auch gesundheitsfördernd auf den Menschen auswirken. Viel wichtiger aber also solch stoffliche Wirkungen sind für mich die symbolischen Kräfte der Bäume, die in deren Holz weiterleben. Da gibt es unter diesem Gesichtspunkt gesehen eben ,,Lichtbäume“, ,,Mondbäume“, ,,Lebensbäume“, ,,Todesbäume“, ,,Feuerbäume“, ,,Ewigkeitsbäume“, ,,Hoffnungsbäume“, ,,Auferweckungsbäume“, ,,Wunschbäume“. Es sind diese thematischen Implikationen, die mich besonders interessieren. Dieses Interesse teilen offenbar viele Menschen, die ich über meine Wunschbaum- und Baumtagebuchpräsenz erreiche und von denen ich gelegentlich Rückmeldungen oder Erfahrungsäußerungen entgegennehme. Ich weiß, dass die Fäden, die man an diesen Themen aufnehmen kann, geradezu endlos sind. Sie durchlaufen sämtliche Bereiche des Lebens und können uns helfen, mehr über uns selber und unsere sozialen Einstellungen zu erfahren. Es ist die Idee des Spiegels, die ich immer wieder mit den Bäume in Verbindung bringe: Bäume als Spiegel menschlicher Gestalt, Befindlichkeit und menschlichen kulturellen Ausdrucks. Im kommenden Monat soll der Sammelband
Diktynna: Jahrbuch für Natur und Mythos erscheinen, in dem ich einen Beitrag zu diesem Thema veröffentlichen werde. Das Thema an sich ist damit noch lange nicht erschöpft. So bin ich fest entschlossen, es in anderem Rahmen noch ausführlicher zu erörtern. Vielleicht wird irgendwann daraus ein Buch – Über den Baum des Lebens.

Widrige Umgebungsvariablen

Dieser im Blumenhaus W. erworbene Kranz, den wir vor einigen Tagen im Wohnzimmer aufgehängt haben, gefällt uns zunehmend gut. Es sieht einfach sehr edel aus, vor allem wegen der farblichen Stimmigkeit, bräunliche Trockenblüten einer exotischen Pflanze und diese dunkelbraune, seidig glänzende Schleife darüber. Gerade die Asymmetrie macht den Charme des Objekts aus. Und deshalb ist es auch gut, dass wir die Schleife nicht bekürzt haben. Es passt aber auch sehr gut zu dem gesamten umgebenden Raum, der ja auch in der gleichen Farbharmonie gehalten ist. Während ich die Efeublüten aus meinem Fenster blickend begutachte und mich wundere, dass alles in diesem Jahr so spät gekommen ist, kommt die schon gestern wahrgenommene Winterstimmung wieder in mir auf. Weihnachten ist tatsächlich näher als der eigentlich angesagte Herbst. Der Organismus scheint irritiert, und auch die Bäume scheinen sich nicht entscheiden zu können. Von Herbstfärbung ist jedenfalls, außer bei einigen Ziersträuchern, nicht viel zu sehen. Ich hoffe, dass V. für M. eine Schachtel Feigen gekauft hat, bedeutet nicht, dass wir dieses Jahr gar keine eigenen ernten können. Das wäre ein Jammer. Aber jedes Mal, wenn ich zum Baum gehe und den Fortschritt zu sehen, werde ich enttäuscht. Er hat Schwierigkeiten, sich selber einen ,,Ruck“ zu geben. Aber das hat nichts mit seinem Eigensinn zu tun. Es ist eher eine Funktion widriger biologischer Umgebungsvariablen.

Erste Weihnachtsbaumgedanken

Einerseits bin ich heute ganz gut vorangekommen. Andererseits machen mir einzelne Funktionen größere Probleme. Ich hoffe, die Dinge kommen bald besser in Fluss. V. hat erzählt, in den Lebensmittelabteilungen der Kaufhäuser sind schon Weihnachtssachen präsentiert. Kaum zu glauben, das fängt jedes Jahr früher an. Jetzt also schon ganze drei Monate vorher. Und schon denkt jeder angesichts der Frosttemperaturen an Weihnachten, bevor der Herbst richtig begonnen hat. Verrückt, wie sich die Dinge überschlagen. Wenn ich noch für D. K. arbeiten würde, wäre jetzt wahrscheinlich der animierte Weihnachtsbaum-Bildschirmschoner bald wieder an der Reihe. Eine der positiven Reminiszenzen an diese Zeit. Für den richtigen Weihnachtsbaum müssen wohl sowohl J. und W. als auch wir erneut auf die Suche gehen. Das eigene Fichtenstück gibt leider keine guten Bäume mehr her. Die sind so hoch gewachsen, dass die Wipfel kaum noch vom Boden aus zu erkennen sind, und im Übrigen so sehr verwachsen, dass ein eleganter Baum mit ebenmäßiger Form in keinem Fall mehr erwartbar ist. Das Aussuchen letztes Jahr war eigentlich sehr schön, und eine gute Quelle haben wir damals auch ausgemacht. So bin ich jetzt schon gespannt.

Ein Früchte-, kein Blätterherbst

J. hat einen sehr schönen Herbstkranz für sich zu Hause arrangiert. Er enthält Hagebutten, flaumige Waldrebe- und schwarze Ligusterfrüchte. Einen anderen hat sie an transparenten Nylonfäden aufgehängt und zusätzlich mit diesen wunderbar transparent roten Schneeballfrüchten geschmückt. Es sind allesamt Früchte, mit Ausnahme des Liguster vielleicht, die auch im Winter noch an den Sträuchern zu sehen sind. Am längsten hält der Gemeine Schneeball aus. Dessen Fruchtbeeren werden im Laufe des frostigen Winters immer heller und transparenter. Sie sind insbesondere bei Schnee die einzigen Farbtupfer zu dieser Jahreszeit. Und scheinen zu unserem Glück selbst für Vögel nicht sonderlich attraktiv zu sein. Also ein Fruchtjahr, kann man sagen. Voraussichtlich keins der Blätter und typischen Herbstfarben. Die sind hierzulande seltener geworden, was wohl mit den untypischen Klimaverläufen zu tun hat. Schade, da würde ich mir mehr Gleichmäßigkeit und Berechenbarkeit wünschen.

Bunt sind schon die Wälder

Es ist noch nicht ganz so weit. Aber dieser
Titel des Sammelbandes mit Geschichten und Gedichten vom Herbst hat mich sehr angesprochen. Beim ersten Durchblättern habe ich eine Reihe von neuen Prosatexten und mir bisher noch nicht bekannten Gedichten entdeckt, auf deren Lektüre ich mich freue. Denn der Herbst ist zweifellos da, darüber kann auch der Anflug von Altweibersommer nicht hinwegtäuschen. Und dass die Blätter größtenteils noch nicht die typische Herbstfärbung zeigen, liegt an den für die Jahreszeit zu kühlen Temperaturen. Der Wechsel zwischen kalten Nächten und sonnigen Tagen begünstigt ja bekanntlich die Herbstlaubbildung. Aber eben diese sonnigen Tagen fehlen eben zurzeit noch. Mögen sie uns noch vergönnt sein. Und wenn nicht in dieser schönen Spätsommerzeit, dann doch wenigstens bevor der November seine ungemütlichen Fühler vorstreckt. Das wäre gut fürs Gemüt. Und ein gutes Setting außerdem für die Lektüre meines Herbst-Buches.

Ausflug in die Luxuswohnwelt

So schöne Dinge haben wir heute wieder im Blumenhaus W. gesehen. Es ist einfach eine wunderschöne Erfahrung, sich dort aufzuhalten und die Räume zu entdecken. Ein wirklich kreativer Mensch, der außergewöhnliche Formen im Bereich des Blumenschmucks und der Innendekoration schafft. Ich denke, der Erfolg des Unternehmens hängt wesentlich von seiner Persönlichkeit und Ausstrahlung, und natürlich von seinem fachlichen Können und seiner Kreativität ab. Ohne diese kreative Lichtgestalt hätte das Blumenhaus mit Sicherheit nicht diesen exzellenten Ruf. Ein wenig extravaganten Glanz aufzuschnappen und zumindest als Eindruck, vielleicht auch in Form konkreter Gegenstände, mit nach Hause zu nehmen, dürfte die Hauptmotivation der Menschen sein, das Haus immer wieder zu besuchen. Heute war alles auf den Herbst ausgerichtet. Viele sehr erdig anmutende Farbgestaltungen, und neben den bekannten exotischen Trockenfrüchten mit den ungewöhnlichen Formen war diesmal eine Reihe von dekorativen Objekten aus Schwemmholzstücken zu sehen, die zu kreisförmigen Assemblagen zusammengefügt waren. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Objekte zum Verkauf gedacht sind, oder doch eher als Hintergrund der Ausstellung. Jedenfalls fand ich den Kontrast zwischen luxuriösem Silbergeschirr, Kristallobjekten, exklusiven Kränzen und anderen edlen Wohnaccessoires und diesen naturnahen Inszenierungen sehr reizvoll. Es zeigt, dass die Gestaltungen nicht statisch ablaufen, sondern immer wieder neue Ausdrucksformen suchen. Das finde ich Klasse. Und so sahen sich M. und ich nach dem heutigen Ausflug trotz des wenig überzeugenden Verhaltens der Mitinhaberin bei unserem letzten Besuch doch wieder versöhnt.

Also doch noch: der Indian Summer

Das tut richtig gut, nach Wochen miesen Septemberwetters. Heute konnten wir zum ersten Mal den Indian Summer spüren, wie man ihn kennt, eben mit Sonnenschein bei gleichzeitig frischer Temperatur, aber mit diesem warmen Licht, das besonders am späten Nachmittag das Bild der Frühherbstes oder Spätsommers prägt. Nach der Bildschirmarbeit am Vormittag habe ich den Nachmittag genutzt, um ein paar Dinge im Garten in Ordnung zu bringen. Unter anderem zum x-ten Mal den Efeu geschnitten, der schon wieder riesengroße Schüsse gemacht hat. Erst jetzt, nach der Traubenlese, konnte ich diese langen Triebe sehen und erreichen. V. hat seine Trauben vom Bienenhaus gemixt und eingemaischt, auch die, welche W. und J. aus G. mitgebracht hatten. Beide Sorten haben einen niedrigen Öchslegrad, aber sie werden ohnehin später für andere Zwecke verwendet. Die eigenen Haustrauben dagegen werden zu Wein vergoren und reichen V. das ganze Jahr über als Getränk zu den Hauptmahlzeiten. Damit ist der größere Teil der diesjährigen Erntesaison abgeschlossen. Das wohl erfreulichste Ereignis des Tages aber ist der Brief von jener Kasse, die meine Zugehörigkeit zur Gruppe der Künstler und Publizisten anerkannt hat. Das wird das Leben in vielen Bereichen leichter machen. Ein Signal, das sicherlich genau zur rechten Zeit kam. Ich bin sehr froh darum.

Gemäßigte Privilegien

Immerhin hat die Meteorologin das Wort ,,Altweibersommer“ doch noch einmal in den Mund genommen, als es um die Wettervorhersage für nächste Woche ging. Offenbar besteht Hoffnung, dass die letzte Septemberwoche doch noch einen Ausgleich für diesen unglaublichen Wintereinbruch bringt, der uns zurzeit heimsucht. Und das in den gemäßigten Breiten. Was müssen Menschen in klimatisch unruhigen Regionen, wie zurzeit etwa in Tahiti mitmachen, wenn sie nie ihres Lebens sicher sein können. Und gleichzeitig nichts dagegen ausrichten können. Von den Naturgewalten abhängig zu sein, können wir uns hier wohl so nicht vorstellen. Insofern ist auch das Hauptthema dieser Webinitiativen um Wunschbaum und Baumtagebuch ein Kind der gemäßigten klimatischen Verhältnisse hierzulande. In anderen Teilen der Erde wären solche Reflexionen undenkbar, gar nicht im Bereich des Vorstellbaren angesiedelt. Ich bin froh hier zu leben. Nie hätte ich sonst diese ungeheure symbolische Kraft der Bäume kennen gelernt. Und welch ein Verlust wäre das.

Ein gutes fotolia-Jahr

Manchmal konzentrieren sich die Dinge in merkwürdiger Weise, und man fragt sich, ob es etwas zu bedeuten hat. Nicht immer kann ich die Sychronizität erkennen, wenn sie auch vielleicht irgendwo verborgen liegt. Heute haben gleich vier Firmen sich für mein fotolia-Portfolio
interessiert. Es sind interessanterweise immer dieselben Aufnahmen, die Gefallen finden: die Baumscheibe des Kiefernstammes, das Weihnachtsengelfoto, die Herbstblätter. Zum Ende November hin wird dann die Nachfrage nach den adventlichen und weihnachtlichen Motiven noch einmal zunehmen. Ich hoffe, diesmal werden auch meine nach dem letzten Weihnachtsfest neu fotografierten Motive, meist Weihnachtsbaumobjekte, auf Interesse stoßen. Mit ist aufgefallen, dass einige der Weihnachtsbaumsymbole, die in den Vorjahren auf den vordersten Suchseiten platziert waren, im Verlaufe des Jahres ganz weit nach hinten gerutscht sind, so weit, dass ich sie kaum mehr finden konnte. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass einerseits über die Sommermonate der Bedarf naturgemäß nicht so hoch ist und andererseits während dieser Zeit viele neues Material hochgeladen haben. Wie auch immer, die ,,Star-Motive“ werden sicherlich wieder nach vorne rutschen. Oder die eigentlich ganzjährigen Erfolgsbilder werden über die Links zu ähnlichen Motiven derselben Serie führen, die sich dann automatisch wieder nach vorne schieben. Insgesamt scheint das ein gutes fotolia-Jahr zu werden. Und wie ich gelesen habe, ist fotolia ja jetzt auch zu Deutschlands größtem Stockfoto-Portal avanciert. Es ist schön dazuzugehören.

Rückzugsgedanken

Bei den Blumen weiß man nicht so genau, ob man sie genau so intensiv gießen soll wie den Sommer über, oder ob ihnen die Feuchtigkeit wegen der Nachfröste doch eher schadet. Zumindest der Wandelröschenstock hat heute jedenfalls sehr die Blätter hängen lassen. Es scheint, er ist erschrocken angesichts des fast winterlich anmutenden Temperaturabsturzes. Eine weitere Verrücktheit in diesem durchweg unberechenbaren Wetterjahr. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir im letzen Jahrzehnt keinen Indian Summer hatten. Die zweite und dritte Septemberwoche, manchmal auch schon die erste und später noch die letzte Woche des Monats September waren immer von dieser einmaligen spätsommerlichen und doch schon an Herbst erinnernden Wärme gekennzeichnet. Diese besondere Wärme, die wohl jeder schon einmal erlebt hat, bildet zusammen mit dem rotbraungoldenen Herbstlaub das typische Herbst-Feeling. Bei diesen Erscheinungen weiß jeder: Wir können uns jetzt auf die letzten warmen Tage freuen, bald fallen die Blätter, die gerade dabei sind, ihr Chlorophyll aufzulösen, wodurch die roten Blattfarbbestandteile hervortreten und die Blätter gleichzeitig brüchig machen. Und wenn sie nach diesen meist gemütlich wirkenden Tagen alle heruntergerfallen sind, dann ist eben Winter. Dann stehen die Bäume in ihrem reinen Stamm-Äste-Gerüst vor uns, und wir selber sehen uns geneigt, uns zurückzuziehen. In uns selber meist, in den engeren Kreis der Familie und Freunde. Und diese Entwicklung geht weiter bis zum Tag der größten Dunkelheit, der auch gleichzeitig die Wende markiert und den Aufbruch ins neue Jahr signalisiert. Man glaubt es kaum, aber tatsächlich: Weihnachten ist in spürbarer Nähe.

Holz und die wärmere Jahreszeit

Kaum Zeit, einen Fuß vor die Tür zu setzen. Am Abend hat W. seine Holzauflagen für die Hollywoodschaukel eingeladen und wird sie mit nach G. nehmen. V. hat sie vor einigen Wochen aus Eichenbrettern neu angefertigt und anschließend mit einem Öl gestrichen. Sieht gut aus, und wird vermutlich lange halten, ohne dass der Regen ihnen etwas anhaben kann. Eiche eignet sich dafür eben sehr gut. J. meinte nur, V. hätte sich doch nicht so beeilen müssen mit dieser Arbeit, jetzt wo der Winter naht und ohnehin niemand mehr die Möglichkeit, die Schaukel zu nutzen. Aber ihm geht es eben mir, während des Sommers macht solche Arbeit mehr Spaß. Holzarbeit ist Arbeit für die wärmere Jahreszeit.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.