Konsequent sein

Eigentlich hatte ich mir das schon öfters vorgenommen, aber dann doch nicht in die Tat umgesetzt. Der mittägliche Spaziergang von ca. einer halben Stunde gehörte jahrelang zu meinem normalen Arbeitstag. Das hat den Kopf freigemacht, Bewegung verschafft, interessante Beobachtungen von Menschen und Landschaften ermöglicht, und mir ganz nebenbei ein umfangreiches Archiv schöner Fotografien beschert. Denn der Fotoapparat war zumindest in den letzten vier Jahren sehr häufig dabei. Das war rückblickend eine sehr schöne und gute Zeit, die meinem Rhythmus, meinem Bedürfnis nach Abwechslung und Spielraum ziemlich entsprach. Nur die Schlussphase war aus bekannten Gründen weniger erfreulich. Das mittägliche Spazierengehen also war mir heute wieder ein Bedürfnis. Vielleicht war der Gang heute bei strahlendem Sonnenschein, wenn auch noch sehr kühlen spätwinterlichen Temperaturen, ein neuer Anlauf und ich schaffe es, das regelmäßig zu praktizieren. Ich glaube, es wäre zur Unterbrechung und Auflockerung des Arbeitstages gerade bei meinen gegenwärtigen Schwerpunkten genau das Richtige. So geht mir auch der direkte Kontakt mit den so spannenden Veränderungen der Vegetation im Wechsel der Jahreszeiten, die immer wieder überraschenden Rhythmen im Wachsen, Blühen, Blätter tragen und Fruchten der Bäume nicht verloren. Da heißt es wohl konsequent sein, so wie es W. wegen Zsaboo täglich mehrmals ist.

Einseitigkeiten vermeiden

Interessant, was man bei genauer Recherche so alles über den Umgang mit Energie lernen kann. So hat die Arbeit an der Energiesparbroschüre auch autopädagogischen Effekt, sozusagen. Vor allem hat mich überrascht, wie sorglos mit statistischem Material umgegangen wird. Überall tauchen dieselben Zahlen auf, aber wenn man genauer hinsieht, verlaufen viele Quellenpfade im Nichts, oder enden in Dokumenten, die ihrerseits keine oder keine identifizierbaren Quellenangaben machen. So werden jede Menge quantitative Märchen erzählt, deren Realitätsbezug mehr als fragwürdig ist. Vielleicht spielt das keine große Rolle, ob es den Tatsachen entspricht. Vielleicht entwickeln solche Publikationen einfach nur ein Eigenleben, das ganze andere Funktionen als Aufklärung erfüllt. So scheint es mir tatsächlich zu sein. Unabhängig davon kann solch quasi-wissenschaftliches Arbeiten zwischendurch nicht schaden. Es hilft, das Abheben in der Abstraktion zu vermeiden. So wie in umgekehrten Situationen meine Beschäftigung mit den Naturprozessen und den Bäumen dabei hilft, den Blick zu weiten und allzu strenges formales Denken auszugleichen.

Immer wieder aufs Neue fasziniert

Sehr viel weiter gekommen bin ich heute leider nicht. Mit der Arbeit wohl, aber in Sachen Unwohlsein gerate ich eben doch auch an solche, denen einfach nichts zu dem Fall einfällt. Ernüchternd, aber irgendwie auch befreiend, denn das vereinfacht die Sache auf der anderen Seite auch ein Stück weit. Auch bei fotolia war heute nichts, wie immer an Montagen. Es scheint so, dass die Menschen sich am Anfang der Woche erst einmal sammeln müssen und erst später so richtig in die Gänge kommen. So hoffe ich, dass Blätter, Baumscheiben und Lebenssymbole in den kommenden Tagen wieder nachgefragt werden. Das lockert die ansonsten stark prozessorientierte Arbeit enorm auf. Vielleicht deshalb bin ich immer wieder aufs Neue davon fasziniert.

Zwischen Totholz und Zipfelmütze

Die Sonne am Nachmittag, die musste ich einfach ausnutzen. So selten, wie ich in den letzten Wochen vor die Tür kam. Die seltsamen Schwankungen, die mein Gleichgewicht stören, ließen aber auch durch den längeren Spaziergang nicht beseitigen. Zwei Begegnungen waren für diesen Gang auf meinem Lieblingsweg prägend: Das Totholz, für das ich hier ein exemplarisches Beispiel habe, und das gleichzeitig eine Differenz-Einheit mit dem Leben der Winterbäume bildet:

Totholz im Winterwald

Und dann diese Strickzipfelmütze eines Kindes. Was hat sie wohl an diesem Hainbuchenzweig zu suchen?

Wintermütze

Brennholznachschub

Die Ofensaison dauert doch länger, als wir dachten. So hatte sich zwischenzeitlich unser Brennholzvorrat fast vollständig aufgebraucht. Wegen der zeitweilig klirrenden Kälte, aber auch, weil sehr viel schnell verbrennendes Brettermaterial dabei war. V. hat deshalb zwei Ladungen mit Stammabschnitten von unserem Lager beim Bienenhaus mitgebracht, v. a. massive Buchenabschnitte. Die waren allerdings größtenteils mit zu starkem Durchmesser gelagert worden. So konnten sie nicht sauber austrocknen und begannen zu stocken. Das Ergebnis ist jetzt halb verrottetes Brennmaterial, das vermutlich einiges an seiner Heizkraft eingebüßt hat. Aber es noch kleinteiliger zu machen, war V. damals zu viel des Guten. Das Reißen der massiven Stämme war ohnehin schon mühsam genug. So müssen wir diese Verluste wohl in Kauf nehmen. Besser und länger brennen als das letzte Material werden diese Klötze in jedem Fall. Und wenn dieser neue Vorrat aufgebraucht ist, kann von mir aus gerne der Frühling kommen.

Vom Winde verweht

Ein Windtag. So als ob etwas Ungewolltes weggeblasen werden sollte. Ein schöner Gedanke. Jedenfalls würde ich mir das in Bezug auf meine aktuellen Krisen sehr wünschen – dass sie vom Winde verweht werden, sozusagen. Das wäre eines der kleinen Wunder, die ich schon öfters erlebt habe, warum also nicht wieder. Manchmal helfen die Krisen, Dinge besser zu verstehen. Und plötzlich kommen Dinge in Fluss, die schon aufgegeben schienen. Eine der Konstanten auf solch holprigen und meist nicht vorhersagbaren Wegen ist meine Beschäftigung mit den Bäumen, ihrer Symbolik und allem, was noch dazu gehört, wie die Themen ,,Wald“, ,,Landschaft“, ,,Gehen“, ,,Meditieren“, ,,Wünschen“, ,,Heilen“, vielleicht noch andere, die ich im Augenblick nicht erfasse. Also stürze ich mich in die Arbeit, die in den kommenden Wochen sicher nicht ausgehen wird. Und freue mich auf Überraschungen, die der Wind heranträgt, oder Menschen um mich herum.

Endlose Versuchsreihen

Schade, die beiden vektorisierten Ginkgoblätter und meine symmetrischen Blättervektoren sind leider abgelehnt worden. Dabei bin ich mir sicher, dass diese Motive Interesse gefunden hätten. Mal sehen, vielleicht versuche ich es später noch einmal. Jetzt bin ich vor allem gespannt, ob die Fingerprints Anklang finden, ich finde die jedenfalls sehr originell und soweit ich das sehen konnte, gibt’s vergleichbares Material noch nicht. Also stehen die Chancen eigentlich gut. Es interessiert mich einfach, ob es für die Vektorformen einen nennenswerten Markt gibt, denn ich sehe viele Möglichkeiten, symbolische Formen in diesem Format zu verewigen. Ist eben ein Experiment, wie diese Wochen ohnehin durch endlose Versuchsreihen gekennzeichnet sind.

In Kontakt mit dem Lieblingsthema

Was würde ich nur ohne diese Baumscheibe tuen, die fast täglich neue Interessenten findet? Tatsächlich ist jeder Download dieser Fotografie immer wieder neu eine Freude für mich. Natürlich auch die der übrigen Natur-Motive. So bleibe ich ständig in Kontakt mit meinem Lieblingsthema, über das Fotografieren und Vertreiben der Fotografien, über die kunsthandwerkliche Arbeit am Holz, über das Texten zur Symbolik der Bäume oder eher werblich orientierten Publikationen. Nur das Bewegen in der Natur, das kommt doch zu kurz in den letzten Wochen. Das liegt teilweise an der Witterung, teilweise aber auch an meiner zeitweise desolaten Verfassung. Ich hoffe, das ändert sich bald wieder. Und der Frühling bringt mir neuen Elan.

Unterbewusst politisch

Ich wollte nicht in den Schuhen dieses neuen amerikanischen Präsidenten stecken. Typisch amerikanisch, könnte man sagen, dass einem einzelnen Menschen solche Bewunderung entgegen gebracht wird, und man solche Hoffnungen in ihn setzt. Eigentlich ist da die Enttäuschung schon vorprogrammiert. Aber die Menschen scheinen immer noch Leitfiguren zu brauchen, jemanden, der ihnen einen wie auch immer gearteten Weg aufweist. Einem Deutschen kann das vor bekanntem historischen Hintergrund nur verdächtig erscheinen. Vielleicht ist aber auch bei uns Deutschen so etwas wie Wehmut zu erkennen, weil wir Vergleichbares gar nicht mehr kennen, Politiker vielfach nur noch als Witzfiguren wahrgenommen werden. Man traut einfach niemandem, und auch keiner Partei, mehr zu, wirklich etwas bewegen zu können. Da könnte man sich ein Märchen à la USA beinahe schon herbeiwünschen. Letztlich aber wird sich auch dieser Hoffnungspräsident an dem messen lassen müssen, was er substantiell für die Menschen bewirkt und bewegt. Bleibt ihm viel Glück zu wünschen. Ich merke, dass mich das Politische im Unterbewusstsein immer noch beschäftigt, wenn ich nach außen hin heute auch lieber den Anschein des Politikverdrusses verbreite und mich den zeitlosen Themen, allen voran den Bäumen, widme. Aber immer kann man sich dem nicht entziehen, und sei es, die eigenen bescheidenen Interessen im kommunalen Bereich zu vertreten und zu verteidigen.

Fingerprints – Zu Konstanten und Differenzen in der Biologie

Heute habe ich mich noch einmal mit den Fingerprints beschäftigt. Das Thema finde ich sehr spannend, da es einerseits etwas mit Menschen, Identität und Themen wie Biometrie und Kriminalitätsaufklärung zu tun hat. Andererseits bildet ein solcher Fingerabdruck bzw. die Hautoberfläche der Fingerkuppen eine interessante Struktur und entwickelt in der Makrobetrachtung eine Art Eigenleben. Tatsächlich ist es sehr schwierig einen wirklich guten Abdruck hinzubekommen. Ich habe da mit verschiedenen Papieren experimentiert, allerdings immer mit meinem Stempelkissen mit der grünen Farbe. Noch schwieriger ist die Vektorisierung. Am Abend sind mir dann nach vielen Versuchen doch noch recht gute Ergebnisse gelungen, die mich sehr stark an die Formensprache von Linolschnitten oder ähnlichem erinnert haben. Da sieht man Kreise und parallel laufende Hautlinien, die plötzlich die Richtung ändern, in einen Wirbel münden oder von aus anderer Richtung kommenden Linien gekreuzt werden. Ein sehr individuelles, nie ganz fassbares Muster, das einen unmittelbar mit dem Thema ,,Mensch sein“ konfrontiert. Vielleicht gehört so ein Fingerabdruck zu den Dingen, die ganz typisch sind für unsere Art, die, obwohl so unterschiedlich, auch eine kultur- und altersunabhängige Gemeinsamkeit markiert. Diese Abdrücke oder Oberflächenstrukturen, wenn man sie direkt betrachtet, haben auch Ähnlichkeit mit der Blattnervenstruktur bei Bäumen. Ich denke aber, dass das bei Bäumen eher vorhersehbar ist, zumal bestimmte Arten auch bestimmte Blattformen und Mikrostrukturen aufweisen und die starke Verästelung der Nerven eine klare biologische Funktion hat, nämlich den Nährstoffkreislauf zu sichern. Hautlinien aber scheinen ein Phänomen zu sein, das sich selber genug ist, das einfach nur die Einmaligkeit jedes einzelnen Menschen an der Oberfläche dokumentiert.

Primäre Naturformen und Derivate

Ich glaube, das Vektorisieren wird mich als Thema noch eine ganze Weile länger beschäftigen. Da habe ich noch eine Reihe weiterer Motivreihen im Sinn. Außerdem will ich mein Archiv im Bereich der Naturfotografie weiter ausbauen, sobald die Witterung es wieder zulässt und der Frühling neue attraktive Motive bietet. Das scheint mir vorrangig, denn letztlich sind die Vektorformen doch Derivate natürlicher Formen, die mit den Mitteln der Mathematik vereinfacht und stufenlos skalierbar gemacht werden. Primär ist für mich deshalb, die tatsächlichen Eindrücke in der Fotografie festzuhalten und wichtige Elemente unser aller Lebenswelt ins Bild zu bannen. Ich weiß, dass ich dafür den richtigen Blick habe, jedenfalls einen, den andere Kreative in ihre eigene Arbeit übersetzen können.

Höhen und Tiefen des Künstlerlebens

Das war eine schöne kleine Ausstellung heute im Saarlandmuseum. Meine Ausstellungsbesuche der letzten beiden Jahre könnte ich vermutlich an zwei Händen abzählen. Passt eigentlich nicht zu mir, dachte ich mir heute, und wollte die Werkauswahl des Bildhauerklassikers Alexander Archipenko unbedingt sehen. Die Fahrt hat sich gelohnt, da die Übersicht genau den richtigen Umfang hatte, in ihrem Aufbau den Besucher nicht überfordert hat, und neben den tollen Arbeiten auch einige illustrierende Texte zu den einzelnen Werkphasen bot. Dabei konnte ich durchaus noch etwas lernen, über Archipenko, aber auch über die Höhen und Tiefen im Leben großer Künstler schlechthin. Nur eines habe ich vermisst: Meine Lieblingsskulptur ,,Dreiklang“, deren Holzfassung ich aus dem Duisburger Wilhelm Lehmbruck Museum kenne. Nach der Rückkehr habe ich meine gestrigen Vektoreinreichungen bei fotolia wieder gelöscht und durch eine neue einfache Vektorform von den zwei Versionen des Ginkgoblattes ersetzt, einmal mit und einmal ohne Spalt. Ich möchte einfach konsequent sein und mediengerecht komplexe auf Basis von Fotografien erstellte Vektorformen ausklammern.

Intuitive Fotografie

Meine Erkundungen der Landschaft sind sehr ins Hintertreffen geraten. Und am Wochenende soll schon wieder so ein mieses Wetter auf uns warten. Der Frühling wäre also die beste Gelegenheit, endlich wieder mehr raus zu gehen und den Pflanzen, dem Grün, den Bäumen im Besonderen auf die Spur zu kommen. Bei der heutigen Durchsicht meines Archivs habe ich das mit einigem zeitlichen Abstand wieder festgestellt. Da sind unglaublich gute Aufnahmen dabei, die zwar aus meiner heutigen Sicht mit einem anderen Apparat hätten fotografiert werden müssen. Aber gerade dieser kleine leichte hat auch eine Menge spontaner Bilder möglich gemacht, die so nur im je besonderen Augenblick entstehen konnten. An diese Tradition der ,,intuitiven Fotografie“ sollte ich anknüpfen. Ich denke, da habe ich durchaus ein Talent, diese Augenblicke, Impressionen im wörtlichen Sinne, einzufrieren und in der Fotografie nachvollziehbar, nach-lebbar zu machen. Die Bäume werden wieder der thematische Schlüssel sein, aber mein Spektrum geht mittlerweile durchaus weiter. Die ständige Beschäftigung mit diesen grafischen Methoden schärft mit der Zeit den Blick dafür, was alles in visuelle Formen umgesetzt und gewissermaßen hervorgeholt werden kann. Dazu wünsche ich mir selber noch viele Entdeckungen und viel Freude am Experimentieren und Suchen.

Christmas at any time

Wieder ein super Erlebnis bei fotolia. Da hat sich heute doch eine Agentur tatsächlich für eines meiner neuen Weihnachtsmotive entschieden, nämlich für den schönen roten Filzbaumanhänger, den ich in selber auch ganz klasse finde. Mitte Januar, kaum zu glauben. Und dann noch als Erweiterte Lizenz. Das bringt nicht nur erheblich mehr Credits als gewöhnlich, es bedeutet auch, dass das Motiv wahrscheinlich für ein Merchandisingprodukt verwendet wird. Solche Lizenzen habe ich schon öfters während der letzten beiden Jahre verkauft, aber leider nie den genauen Verwendungszweck erfahren. Es wäre natürlich außerordentlich spannend, zu wissen, in welcher Form die eigenen Aufnahmen verewigt werden. Aber vielleicht stoße ich eines Tages ja einmal ganz zufällig auf ein solches Produkt – und werden mich wie ein Kind freuen. Das geht mir heute schon so mit fast allen Verkäufen bei fotolia, einfach weil ich da sicher sein kann, dass Profis die auswählenden waren. Ahnungslose stoßen bis hierhin gar nicht vor. Und das ist ein großartiges Kontrastprogramm zu manch anderem, was ich täglich erlebe. Dankbar bin ich auch, dass die Messung am Abend mich beruhigt ins Wochenende blicken lässt.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.