Wenn Honig fließt

V. ist in Hochstimmung, da seine Bienen endlich fliegen. Die Robinien sind das derzeitige Objekt der Begierde. Vor einigen Tagen war ich mir da noch nicht sicher, da auf meinem üblichen Spazierweg keine Robinien wachsen. Aber nun habe ich an anderer Stelle doch gesehen, dass sie in voller Blüte stehen. Und ältere Exemplare tragen geradezu ein Blütenmeer. Das Ergebnis ist ein sehr dünnflüssiger Honig, der natürlich später im Jahr ebenfalls auskristallisiert und dann wie jetzt einen angenehmes Aroma entfaltet. Sollte das der Durchbruch sein? Es hängt natürlich von der Witterung ab. Für den Fall, dass die Hochzeit der Blüte bei Esskastanie und Brombeere ebenfalls auf eine Mischung aus Hochsommerwetter und gewittrigen mittelwarmen Tagen trifft, sollte dem nichts mehr im Wege stehen.

Erfolgreiche Handwerksarbeit

Ganz gut, dass ich am Nachmittag noch die Stäbe für die nächsten drei Armbänder vorbereiten konnte. Das lässt mich entspannter ins Wochenende blicken. Allerdings waren die Hölzer allesamt schwierig: Esche – spröde, grobporig, Kiefer – unregelmäßig gedreht, mit unterschiedlichem Verhalten von Früh- und Spätholz, Ulme – muss ich wie den Ölbaum aus dem Block herausbohren, bevor ich es abdrehe, da sonst die charakteristische Struktur nicht sichtbar würde. Und bei allen drei dasselbe Problem: Der Querschnitt ist nur mit großer Mühe und Vorsicht einigermaßen rund hinzukriegen. Ohne eine Annäherung an diese Form aber lassen sich die Stäbe nicht vernünftig weiterverarbeiten. Deshalb ist dieser erste Arbeitsschritt so wichtig und muss sorgfältigst ausgeführt werden. Das ist in dem Fall gut gelungen. Ich hoffe, das Schneiden und Bohren sowie die Feinarbeit wird ebenfalls leicht von der Hand gehen.

Empathie für Bäume

Nach dem Super-Sommer nun der Von-Morgens-bis-Abends-Regen-Tag. Gut fürs Wachstum in jedem Fall, und erholsam, nach so viel Hitze. Aber eben auch wieder so eine Schwankung, von denen ich einfach genug in diesem Jahr erlebt habe. Soll es doch endlich wieder einmal konstant werden. Nun, der Rest der Woche ist wieder einmal verplant. Layoutarbeiten und jede Menge handwerkliche Arbeit an schwierigen Hölzern. Wenn es am Wochenende dann wieder so schon angenehm ist, freue ich mich wirklich auf die Fertigstellung. Drei Bänder, das geht noch. Bei mehr wird’s aber doch ziemlich stressig. Schön in jedem Fall, dass der Mai wie ich schon öfter beobachten konnte, die Zuwendung der Menschen zur Natur intensiviert. Ich sehe das an den hohen Zugriffszahlen meiner Wunschbaum- und Baumtagebuchpräsenzen, aber eben auch an einem Zunehmen von Reaktionen, Wünschen, Bestellungen. Der Biorhythmus der Menschen ist derzeit recht empfänglich für die Energien der Bäume.

Licht tanken

Gestern die Einstimmung, heute der Versuch einer Gewöhnung an diese Temperaturen. Was recht schwer fällt. Jetzt benötige ich abends von Tag zu Tag länger, die Blumen rund ums Haus mit Wasser für den nächsten Tag zu versorgen. Und die Gartenbäume bekommen auch 1-2 Kannen. Damit sie kräftig wachsen und in dieser Lichtphase viele Blätter ausbilden. V. hat doch heute tatsächlich den Ginkgo zeitweilig verbogen, um den Schatten für seine Solar-Wachsschmelzanlage zu verkleinern. Ich konnte es nicht fassen. Gut jedenfalls, dass ich nicht dabei war, sonst hätte ich mich möglicherweise noch aufgeregt, angesichts solch abstruser Schwerpunktsetzungen.

Einstimmung auf den Sommer

Das war doch etwas heftig für Ende Mai. Und zumindest bis morgen soll dieses Hochsommerwetter ja noch andauern. Nach dem arbeitsintensiven Tag gestern hätte ich ein milderes Klima bevorzugt. Aber so versuchen wir wenigstens, uns derart auf den Sommer einzustimmen. Freuen werden sich in jedem Fall die Bienen, die, wie V. sagt, eifrig unterwegs sind, wohin auch immer. Denn die Robinien sind noch nicht ganz so weit. Und sonst blüht derzeit nichts Nektarträchtiges. Aber sie werden ihre Quellen haben, und hoffentlich das bisher dürftige Ergebnis aufbessern. Die nächste Woche ist arbeitsmäßig bereits weitgehend verplant. Dennoch wären ein paar Überraschungen gut. Das hilft, gewohnte Wege auch einmal zu verlassen, um neue Erfahrungen zu machen und das kreative Spektrum zu erweitern.

Arbeitsreicher Holztag

Ein sehr arbeitsreicher Tag im Dienste vierer Baumarten bzw. -hölzer: Ölbaum und Walnussbaum auf der einen Seite, kombiniert zu einem Partner-Armband-Set. Apfelbaum und Haselnuss auf der anderen Seite, zwei einzelne Lebensbaum-Armbänder, die später von Geschwistern getragen werden. Jetzt fehlt nur noch das Kantenglätten bei den Haselnuss-Perlen, und die beiden Projekte sind auch wieder abgeschlossen. Die nächste Bestellung liegt zwischenzeitlich auch schon vor. Also, der Faden wird auch in der kommenden Woche nicht abreißen. Ich wünsche mir sehr das angekündigte Sommerwetter mit Temperaturen bis zu sagenhaften 30°. Damit wäre der Sommer endgültig angekommen. Nur halten muss er dann. Bitte möglichst konstant und anhaltend angenehm warm!

Ob es wohl ein Feigenjahr wird?

Der Feigenbaum im Garten geht tatsächlich nur langsam voran. Da hat V. Recht. Aber ich denke nicht, dass es an dem kräftigen Rückschnitt liegt. Der war notwendig, sonst hätte er sich noch stärker in die Vertikale entwickelt und wäre noch instabiler geworden. Es ist demgegenüber wichtig, dass er einen starken Grundstamm ausbildet und die Äste sich stärker nach innen verzweigen. Wahrscheinlich benötigt die Art einfach in unseren Breiten eine längere Anlaufzeit, bis die Blätter sich richtig ausgebildet haben. Und erst wenn er über die Blätter seine Energievorräte ansammeln kann, haben die Feigenfrüchte eine Chance. So ist es immer die Frage: Bietet der Sommer lang anhaltende Wärme, oder ist er mit häufigen kühlen und regnerischen Abschnitten durchsetzt, wie z. B. im letzten Jahr. Die Dauerwärme ist jedenfalls Voraussetzung für das vorzeitig Reifen der Früchte. Hoffen wir, dass es in diesem Jahr wieder klappt.

Stechpalmen im Sommer

Ein gewittriger, aber insgesamt recht trockener Himmelfahrtstag, der für uns alle ein Ruhetag war. Vom Feiern habe ich jedenfalls nichts mitgekriegt. Bei vielen ist dieser Tag ja vor allem in dieser Hinsicht ein Feiertag. Aber ich weiß nicht, ob den Menschen in diesen Zeiten so danach zumute ist. Auch in der Hinsicht hat sich vieles geändert. Am Nachmittag ist uns bei einem Rundgang durch den Garten aufgefallen, dass die beiden noch jungen Stechpalmen, die in einer Ecke ihren Platz gefunden haben, zahlreiche Blätter verlieren. Sie waren ganz gelblich geworden und teilweise schon abgefallen. Bei näherem Hinsehen hat sich gezeigt, dass sie von einer (vermutlich) Laus befallen sind, die ihre Eier an der Unterseite der Blätter ablegt und sie zerstört. Deshalb haben wir alle befallenen Blätter entfernt und die unteren Äste ausgelichtet. Jetzt wirken die beiden Bäumchen zwar stark gerupft. Aber wir hoffen, sie erholen sich wieder und werden sich in den Folgejahren zu kräftigen und gerade gewachsenen Stechpalmen entwickeln. Anders als V. mag ich diese Bäume sehr. Sie haben etwas sehr Dominantes und Repräsentatives. Am deutlichsten wird das natürlich im Winter, wenn neben den dunkelgrün glänzenden Blättern auch die knallroten Früchte zu sehen sind, die einen wunderbaren Komplementärkontrast erzeugen. Kein Wunder, dass der Baum und seine Bestandteile so gerne als Symbole der Weihnachtszeit genutzt werden.

Sommerdurchbruch

Der Frühsommer hat heute ziemlich heftig zugeschlagen. So stark, dass ich noch nicht einmal das Bedürfnis hatte, über Mittag zu einem Spaziergang aufzubrechen. Wenn ich aus dem Fenster sehe, quillt mir das Grün der Weinreben und des Efeus entgegen. Und das Licht zeugt in seiner besonderen Intensität, gemischt mit gewittriger Atmosphäre von wachstumsförderndem Klima. Nur den Menschen bekommt solches weniger gut. Ich war da nicht allein, auch andere haben über Kopfschmerzen und andere Beschwerden geklagt. Hoffen wir, dass das Ganze eine angenehmere Wendung findet. Oder dass wir uns umgekehrt an die neuen Verhältnisse gewöhnen. Ganz gleich, wichtig ist nur, dass es endlich konstanter wird.

Wie ein kleiner Urlaub

In kurzer Folge kamen verschiedene Bestellungen für Olivenholzarmbänder. Seltsam, jahrelang hatte ich gar keine Anfragen in dieser Richtung. Das lag wohl daran, dass der Olivenbaum im keltischen Baumkalender nur einen einzigen Tag besetzt, nämlich den der Herbst-Tagundnachtgleiche am 24. September. Eher unwahrscheinlich, dass sich ein Interessent einfindet, der genau an diesem Tag Geburtstag hat. Aber offensichtlich verbinden manche Menschen mit dem Ölbaum auch noch andere symbolische Assoziationen. Kein Wunder, kaum ein Baum steht so überzeugend für Weisheit und Beständigkeit, für Geduld und Unerschütterlichkeit. Einfach weil die alten Exemplare genau dieses konkret verkörpern. Die Arbeit daran ist immer wieder anregend, so auch heute wieder, als ich nicht nur die kleinen Stäbe gedreht, sondern vorher auch die Rohlinge aus dem massiven Block herausgebohrt habe. Dabei steigt der aromatische Duft des Holzes in die Nase und versprüht eine Anmutung von fernen Ländern und exotischen Umgebungen. Das ist wie ein kleiner Urlaub, und das einfach so während der Arbeit.

Für ein Normal-Jahr

Einige der Weißdornbüsche tragen doch noch Blüten, die allerdings dabei sind, zu vergehen. Hoffen wir, dass die Bienen an diesen sonnigen Tagen bei guter Laune bleiben – V. sagt, sie seien es heute gewesen – und den Rest der Blüte fürs Nektarsammeln nutzen. Anschließend wird die Robinie so weit sein. Ich erfreue mich bei meinen kurzen Mittagsspaziergängen an so vielem: den gerade blühenden Bäumen und Sträuchern. Denjenigen, die sich bereits in Richtung der Fruchtreife entwickeln. Und denen, die gerade erst ihre Blattknospen öffnen und ausbreiten. Im Juni wird diese Wachstumsperiode auf ihrem Höhepunkt angekommen sein. So ist es jedenfalls in normalen Jahren. Solche Normal-Jahre mit typischen, abgegrenzten Jahreszeiten wünsche ich mir wieder zurück. Vielleicht trifft es 2009 wenigstens für den Sommer, Herbst und Winter zu. Das wäre gut für die Pflanzen. Und gut auch für uns Menschen, die wir stärker von unserer natürlichen Mitwelt abhängig sind, als wir uns häufig bewusst sind. Ich bemühe mich, ein wenig meiner eigenen Sensibilität in dieser Hinsicht in meinen Kommunikationen und anderen interaktiven Projekten weiterzugeben.

Zaghafter Start der Honigsaison

V. sagt, die Bienen seien heute besonders eifrig bei der Sache gewesen. Und auf die Frage hin, wann denn das erste Schleudern für dieses Jahr stattfindet, meinte er, sie hätte bisher noch nicht viel gesammelt. Was ich kaum glauben kann. Immerhin hat der Weißdorn heftigst geblüht. Und vorab schon die Spitzahorne im unmittelbaren Umfeld des Bienenhauses. Außerdem war in der Blütezeit beider Arten das Wetter wunderbar. V. behauptet nun, wir hätten schon 14 Tage nur Regen, was allerdings so nicht stimmt. Wenn es also wahr ist, dass bisher kaum Honig vorliegt, dann kann das eigentlich nur auf eine Art ,,Laune“ der Bienen zurückzuführen sein. Hoffen wir, dass sie mit der jetzt beginnenden Robinienblüte zu ihrer eigentlichen Form auflaufen und wir am Ende der Saison mit dem Ertrag zufrieden sein können.

Gartenarbeiten

So ein bisschen Gartenarbeit tut ganz gut am Wochenende. Das macht den Kopf frei, vor allem wenn man die ganze Woche über im Schwerpunkt vor dem Bildschirm gesessen hat. Unsere Blumen gedeihen prächtig, so dass wir uns auf ein wunderbares Blütenmeer im Hochsommer freuen können. Am Abend habe ich Ms blühende Orchidee fotografiert. Sehr schwierig, den ganzen Blütenstand einzufangen, aber ich habe auch das neben zahlreichen Makroaufnahmen versucht. Vielleicht können wir einige schöne Postkarten daraus machen. Im Garten habe ich den Feigenbaum leicht zurückgeschnitten. Einige Zweigenden haben den Frost nicht vertragen und sind nicht mehr neu ausgeschlagen, aber das hielt sich in Grenzen. Bei etwas mehr und konstanterer Sonne werden die Blätter jetzt auch beim Feigenbaum kommen. Der Ginkgo ist da schon weiter. In diesem Jahr wird er sicherlich viel Energie tanken und hoffentlich auch sein Breitenwachstum intensivieren, damit er auch stabiler wird und irgendwann ohne Stütze auskommt.

Genug Unregelmäßiges

Das war ein Erfolgstag für zwei meiner neuen Fotografien. Eines mit Mundhygiene-Utensilien, und eines mit der Makroaufnahme eines Hainbuchenzweigs. Das zeigt, dass mit etwas zeitlichem Abstand auch nicht ganz so prägnante Motive eine Chance haben. Ich bin sehr gespannt, wie sich das in den nächsten Monaten entwickelt. Ansonsten war der Tag unspektakulär, so trüb, dass man keine Fuß vor die Tür setzen mag. Möge der Frühling und mit ihm die Wärme zurückkehren. Die Menschen brauchen das jetzt. Und die Pflanzen ganz besonders. Sonst ist ihr Rhythmus schon wieder gestört. Solche Unregelmäßigkeiten hatten wir jetzt eigentlich genug.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.