Zur therapeutischen Kraft der Natur
Ein interessanter Artikel in der Tageszeitung hat heute meine Aufmerksamkeit geweckt: ,,Bäume statt Anti-Depressiva“ ist er betitelt und bezieht sich auf neue Studien US-amerikanischer Ökopsychologen. Danach ist auch nach Ansicht von Psychologen anderer Länder die große Distanz zur Natur, der Mangel an Aufenthalt im Freien, in Wäldern, auf Wiesen und Feldern, für seelische Ungleichgewichte mitverantwortlich. Umgekehrt kann bei leichteren und mittelschweren Depression etwa eine verstärkte Hinwendung zur Natur, ein längerer täglicher Spaziergang im Grünen ähnliche therapeutische Wirkungen wie die Einnahme von Antidepressiva entfalten. Andere Wissenschaftler glauben eine generelle gesundheitsfördernde Wirkung von Naturnähe feststellen zu können. In Bezug auf körperliche Erkrankungen, besonders deutlich aber bei Depressionen, Angststörungen, Einsamkeit oder Stress. Den Artikel hätte ich nicht benötigt, um zu diesem Schluss zu kommen. Aber er bestätigt eine Beobachtung, die ich bei jedem Spaziergang selber mache: Dass der Gang im Freien den Kopf frei machen kann, dass der Anblick des Grüns Lebensgeister weckt. Dabei kommt es nicht darauf an, ob man die Nähe der floralen Naturgeister wirklich wahrnimmt. Die Wirkung ist eine unmittelbare, der sich wohl niemand wirklich entziehen kann. Eben deshalb müssen Bewohner der gemäßigten Breiten eine ganz andere Natur- und damit Selbstwahrnehmung haben als z. B. Wüstenvölker. Ich selber kann mir ein Leben ohne Grün kaum vorstellen. Es ist für mich ein wirkliches Auftanken, der Reaktivieren von etwas, das zwar in mir angelegt ist, aber immer wieder auch einen Anstoß von außen benötigt. Eigentlich wundert es mich sehr, dass man kaum Menschen bei ,,zweckfreien“ Spaziergängen sieht. Wenn man die Hundebesitzer, Radfahrer, Skater und Jogger abzieht, bleibt kaum noch jemand übrig. Dabei ist es gerade diese Art des Gehens, welche meiner Erfahrung nach die größte Erholungswirkung hat.