Allerheiligen

,,Dasjenige, was sich unserem Anblicke entzieht, das ist nur aus unserer Vorstellung und aus unseren Sinneswahrnehmungen entschwunden. Es wird einen Riesenfortschritt in der Entwickelung des Menschengeschlechtes auf der Erde bedeuten, für den Teil des Erdenlebenslaufes, den dieses Menschengeschlecht noch zu durchleben hat, wenn die Menschen das Bewusstsein hier in sich aufnehmen werden: In ihren Gefühlsimpulsen, in ihren Willensimpulsen sind sie mit den Toten eines! – Der Tod kann uns überhaupt nur den physischen Anblick der Toten rauben. Aber wir können nichts fühlen, ohne dass in der Sphäre, in der wir fühlen, die Toten anwesend sind, nichts wollen, ohne dass in der Sphäre, in der wir wollen, die Toten ebenfalls anwesend sind.“

,,Indem man .. das Leben so schildert zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, und indem man namentlich seinen Zusammenhang schildert mit dem Erdenleben, genügt man, oder man könnte besser sagen, erfüllt man die Forderungen gerade unseres Zeitalters. Denn unser Zeitalter hat die alten instinktiven Vorstellungen seit verhältnismäßig langer Zeit abgeworfen, die vom Reiche der Toten handeln, und es muß unsere Menschheit neue Vorstellungen aufnehmen. Sie muß aus den Abstraktionen über die höheren Welten herauskommen und nicht bloß im allgemeinen von Geistigkeit sprechen, sondern sie muß dahin kommen, wirklich einzusehen, was als Geistigkeit wirkt. Sie muß sich klar sein darüber, dass die Toten nicht verstorben sind, sondern im geschichtlichen Werdeprozeß der Menschheit weiterleben, weiterwirken, dass die Kräfte, die geistig um uns herum sind, auf der einen Seite die Kräfte der höheren Hierarchien sind, aber eben auch die Kräfte der Toten sind. Die größte Illusion, der sich die Menschheit der Zukunft hingeben könnte, wäre die, wenn man glauben wollte, dass dasjenige, was die Menschen als soziales Leben unter sich, als Zusammenleben hier auf der Erde mit ihrem Fühlen, mit ihrem Willen entwickeln, daß das mit Ausschluß der Toten geschähe, bloß mit irdischen Einrichtungen. Es kann gar nicht durch die bloßen irdischen Einrichtungen geschehen, weil eben schon in dem Gefühl und im Willen die Toten mitwirken.“

2 Zitate aus einem Vortrag von Rudolf Steiner, gehalten vor Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft am 29. November 1917 in Bern
Quelle: Rudolf Steiner: Der Tod als Lebenswandlung, Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz 1996

Programmreicher Arbeitstag

Der Tag war weitaus arbeitsreicher als erwartet. Eigentlich wollten wir nur das Kaminfeuerholz zu J. und W. transportieren. Einmal angekommen, standen aber auch schon drei bis vier weitere Aktionen auf dem Programm: Weiteres Brennholz klein sägen, kehren, einen zugebauten Jalousienkasten offen legen, und zuletzt noch eine verputzte Wand rosa streichen. Damit war der Tag dann vollständig ausgefüllt, zwei zweistündige Autofahrten mit Anhänger inklusive. Na ja, wie ein Blick in meinen Email-Account verraten hat, habe ich nicht wirklich etwas verpasst. Und ein wenig handwerkliche Abwechslung vor den nächsten langen Tage an Schreibtisch und Bildschirm kann nicht schaden. So erwarten wir den Feiertag, der als allerheilientypisch angekündigt wurde: verregnet, trüb, wenig Sonne und kalt.

Neuer Brennholzvorrat für den Winter

Einen ganzen Anhänger voll Brennholz haben wir heute gesägt. Den transportieren wir morgen zu J. und W., damit sie über den Winter wieder mit ausreichend Kaminholz eingedeckt sind. Und ich schätze, der Vorrat wird bis zum Frühjahr aufgebraucht sein. Ein Teil des Holzes ist noch übrig geblieben, so dass wir den eigenen Vorrat weiter aufstocken konnten. Na ja, die Holzofensaison beginnt ja demnächst, so kalt und ungemütlich, wie sich der Herbst jetzt schon anfühlt. Mein Hoffnung, aus dem großen Stapel von Stammabschnitten einige gute Stücke zu finden, die mir für weitere Baumscheibenbilder dienen können, wurde allerdings ziemlich enttäuscht. Nur aus dem dicksten Exemplar konnte ich eine geeignete Scheibe heraussägen, die auch noch mit intakter und nicht vom Holzwurm zerfressener Rinde versehen war. Ich hoffe, dieses Stück wird so schnell nicht reißen, denn eine geschlossene Oberfläche ist ein Muss für das Foto. Und natürlich, dass es mir gelingt, die Fläche ganz plan zu schleifen. Das allerdings könnte schwierig werden, da sich Fichtenholz generell im Querschnitt nicht gut schleifen lässt und außerdem das Holz ja noch sehr feucht ist. Einen Versuch ist es aber wert.

Der Winter ist nicht meine liebste Jahreszeit

Während der heutigen Autobahnfahrt konnte ich erstmals die Herbstfarben des Waldes in ihrer Reinform beobachten. Bei den meisten Bäumen leuchtete das Laub in Gelb, Rot oder Rotbraun. Und da die verschiedenen Arten unterschiedliche Farbtöne zeigen und der Rückgang des Chlorophylls auch in wechselndem Rhythmus stattfindet, ergibt das insgesamt ein sehr farbenfrohes Bild. Dieses Bild ist so eine Art Archetypus, mit dem man den Herbst als solchen wahrnimmt und der ihm gleichzeitig eine ,,warme“ Note verleiht. Ich finde es schön, dass unser Verständnis und unsere emotionale Einstellung gegenüber den Jahreszeiten wesentlich von den Bäumen bestimmt wird. Das ist im Frühjahr mit dem Austreiben des ersten hellgrünen Laubs und der erstenBlüten, im Sommer mit der Intensivierung des Grüns und im Herbst mit der Fruchtreife nicht anders. Nur im Winter erhalten die Bäume Konkurrenz: von Schnee, Eis und rauem Wind. Aber im Winter sind die Bäume auch in sich zurückgezogen, nehmen sich selber bewusst zurück, um der Kälte standhalten zu können und sich auf den neuen Wachstumszyklus vorzubereiten. Im Winter sind sie insofern vergleichsweise unsichtbar. Auch deshalb gehört der Winter heute nicht zu meinen liebsten Jahreszeiten.

Der Jahreszeit und den Feiertagen angemessen

Die Baumaßnahmen am Friedhofsparkplatz, kurz vor Allerheiligen, haben die Besucher mit Unverständnis kommentiert. Typisches Beispiel einer Fehlplanung, eben die richtige Maßnahme zum absolut falschen Zeitpunkt. Mit etwas hin- und herrangieren sind wir dann doch irgendwie aneinander vorbei gekommen. Und konnten unsere Tannenzweige und sonstigen Utensilien ausladen. Trotz des etwas knappen Materials sieht das Oval dieses Jahr fast genauso aus wie im Vorjahr. Schön konzentrisch. Die Sorgfalt zahlt sich dabei einfach aus. Und wenn die kleine Schale in der Mitte steht, ist das Bild so, wie es sein muss, zur Jahreszeit und den Feiertagen passend. Neben den Tannen haben mich die Bäume heute bei der Weiterentwicklung des Shops begleitet. Dabei fällt, je nach Beschäftigungszusammenhang, immer wieder auch ein neues Licht auf die dort vertretenen Bäume und Hölzer. Endlich einmal rechtzeitig habe ich das Themen-Armband „Weihnachtszeit“ auf die Startseite des Produktivshops gesetzt, und bei meinem Demo-Shop als Teaser in die Seitenleiste integriert. Ich bin gespannt, ob es Resonanzen gibt.

Grabtradition zu Allerheiligen

Irgendwie ist unser Plan heute nicht so ganz aufgegangen. M. wollte Gs Grab für Allerheiligen vorbereiten. Wir legen traditionell für den Feiertag einen Kreis, oder vielmehr ein Oval aus Tannenzweigen in die Mitte des mit Efeu bewachsenen Grabes. Das Wetter wäre um Mittag herum geeignet gewesen, aber dann hat meine Autobatterie den Geist aufgegeben, und wir mussten es verschieben. Vielleicht klappt es ja morgen Nachmittag. Bedenken habe ich allerdings diesmal, dass die Tannenzweige ausreichen. Erfahrungsgemäß verbrauchen wir ziemlich viel an Material dabei, da es schön dicht liegen soll und man die Zweigenden auch noch tief in die Erde stecken muss, wenn sie den Winter in dieser Form überstehen sollen. Ich werde mein Bestes geben und hoffe, wir werden wieder ein schönes Ergebnis sehen.

Visuelle Schwerpunkte

Der Tag hat nicht ganz gehalten, was die Wettervorhersage versprochen hatte. Tatsächlich fiel er überwiegend bedeckt aus, kaum ein Lichtstrahl drang bis zur Erde. So konnte ich auch keine neuen Feigen ernten. M. wird sich gedulden müssen. Und mit ihr meine Vorhaben, den Herbst in Bildern einzufangen. Es ist schwierig, den richtigen Moment zu erwischen, genau das richtige Licht, das typisch ist für die Jahreszeit. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass es bis Anfang November noch gelingen kann, vorausgesetzt die Sonne kehrt zurück. So hat jedes Jahr seine visuellen Schwerpunkte für mich. Die Früchte haben mich dieses Jahr zum Beispiel nicht so interessiert. Selbst die Pfaffenhütchen konnten ihren sonst so überzeugenden Reiz nicht wirklich entfalten. Aber die Blätter, in den vergangenen Jahren nur am Rande beachten, sprechen mir sehr an. Gut, denn so gerät mein Portfolio nicht in Gefahr, einseitig zu werden.

Den Garten winterfest machen

Den sonnigen Mittelteil des Tages haben wir genutzt, um den Garten ein Stück weiter winterfest zu machen. Dazu gehörte es, die Fuchsien, welche fast vollständig verdorrt waren, abzuschneiden, das immer noch fallende Weinrebenlaub aufzukehren und, einmal wieder, den Efeu zu schneiden. Da waren zwischendurch wieder jede Menge junger Triebe herausgeschossen, die das Gesamtbild störten. Besonders an unserer mit Efeu umrankten Mauer zeigen sich jetzt massenweise Früchte. Wie M. bedauernd feststellen musste, sind die aber meist noch wenig entwickelt und grün-gelb, so dass es schwierig werden könnte, sie in die Adventskranz- und Weihnachtskranzdekoration einzubinden. Fehlen dürfen sie aber dabei nicht, steht doch der Efeu so überzeugend für das Immergrün und Überleben bei unwirtlicher Kälte, eine schöne Symbolik in Vorbereitung des Weihnachtsfestes. Wir werden einfach die am weitesten fortgeschrittenen heraussuchen müssen und hoffen, dass diese ausreichen.

Saisonende für die Feigen

Die Zeit ist für die Feigen jetzt wohl abgelaufen. Heute habe ich erstmals keine wirklich reifen Exemplare mehr gefunden. Mag sein, dass etwas mildere Tage die letzten dicken Früchte doch noch in essbaren Zustand versetzen. Aber das werden dann nur noch sehr wenige sein. Irgendwie passt das Klima ja auch nicht mehr so recht zu mediterranen Erzeugnissen. So müssen wir uns wohl auf den Winter einstimmen und die Bäume ihrer Ruhe überlassen. Möge der Winter nicht zu streng werden, damit der empfindliche, weil noch nicht allzu alter Baum nicht leiden muss und früh wieder Blätter trägt.

Gut, wenn man weiß, wovon man redet

Der zweite fast sonnenlose Tag seit August hat wohl niemanden begeistern können. Ich hoffe auf besseres Wetter fürs Wochenende. Mit meinem Gestaltungs- und Programmierprojekt bin ich dennoch gut vorangekommen, inklusive des Gefühls, das grundlegende Handwerkszeug zur Verfügung zu haben. Auf der Basis lässt sich schön am Oberflächendesign und der Funktionalität weiter arbeiten. Ist doch schön, dass ich für das Demoprojekt auf eigene Produkte zurückgreifen kann. Ohne die Produkte des Wunschbaumshops wäre es schwierig geworden, ein ,,lebensechtes“ Beispiel zu konstruieren. So weiß ich genau, wovon ich rede, und kann das ganze System stimmig darauf ausrichten. Ich bin eigentlich sicher, dass das auch so verstanden wird. Der Hinweis auf die individuelle Anpassbarkeit ist dann eine Frage der gezielten Kommunikation. Dazu werde ich mir in den kommenden Tagen einige Strategien entwickeln.

Zuversicht für das kommende Jahr

Heute war zwar ein einundzwanzigster, aber sehr bewegend war dieser Tag deshalb leider nicht. Die Leute bleiben nach wie vor in ihrer zögerlichen Verfassung gefangen. Gerade so, als ob sich keiner traut, die erste Bewegung zu machen. Wie auch immer, zum Studieren, Kontemplieren und Ausprobieren ist solche Atmosphäre immer geeignet. Und für den Besuch des Feigenbaums habe ich auch noch etwas Zeit gefunden. Eine weitere Hand voll Früchten ist dabei abgefallen. Ziemlich kleine allerdings. Man sieht, dass die Saison jetzt endgültig dem Ende zugeht. Noch ein paar dickere Früchte und noch wenige weitere Tage, dann wird die letzte Feige geerntet sein – und uns nach monatelangem Warten doch noch Zuversicht für das kommende Jahr gegeben haben.

Weißdorn und Herzrasen

Langsam decken sich mir die Geheimnisse der eCommerce-Anwendungen auf. Das ist schon gewöhnungsbedürftig, aber wie alles Ungewohnte verströmt es auch einen gewissen Reiz, der an viele Gestaltungsmöglichkeiten und Einsatzkonstellationen denken lässt. Die einzige Begegnung mit den Bäumen hatte heute eher unangenehme Folgen. Die Handvoll Weißdornbeeren, die ich in der Mittagspause, wie schon so häufig, genussvoll gekaut hatte, hat mir Herzrasen verursacht. Womit ich zum ersten Mal wirklich die Wirksamkeit des Weißdorns auf die Herzfunktion erlebt habe. Da ist also tatsächlich etwas dran. In diesem Fall war es aber ungewollter Weise übers Ziel hinausgeschossen. Künftig werde ich wohl vorsichtiger mit dieser Gewohnheit umgehen.

Eine etwas andere Art von Fotografie

Ich bin sehr froh, dass meine beiden Herbstblatt-Motive bei fotolia angenommen wurden:
Zweig mit leuchtendem Herbstlaub
Herbstliches Laub des Tulpenbaums
Nicht nur, weil es mein Portfolio erweitert und so schön zur Jahreszeit passt. Auch weil ich mich damit in Richtung einer etwas anderen Art von Fotografie bewege. Eine, die nicht so sehr das Hauptmotiv zum alleinigen Zentrum macht, sondern es als Zentrum einer umfassenderen Szene versteht. Ich finde, damit kann man etwas besonders eindrucksvoll illustrieren. Es ist sehr nah an dem tatsächlich ,,Live“-Eindruck, in diesem Fall eines herbstlichen Zweigs. Das kommt auch den Stärken der Spiegelreflexkamera eher entgegen als die bisher von mir praktizierte Form der Fokussierung. Natürlich kann nur ein Bildbereich scharf gestellt sein. Der Kontext wird aber durch die Unschärfe in einen räumlichen Zusammenhang gestellt, der den Betrachter geradezu in die Szene hineinzieht. Ich bin sehr gespannt, ob es Resonanz findet. Und ob es mir künftig gelingt, dieses Gestaltungsprinzip auch bei künftigen Aufnahmen überzeugend umzusetzen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.