Baumtagebuch feiert 5. Geburtstag

Der Reifenwechsel ist für diesen Winter jetzt auch geschafft. V. wollte es für seinen Wagen zum ersten Mal nicht selber machen und hat die Werkstatt beauftragt, die sogleich feststellte, dass ein komplett neuer Satz Winterreifen her muss. Ist ja vielleicht tatsächlich sicherer. Meine reichen noch ein paar Jahre, nur mit den Sommerreifen muss ich mir nächstes Jahr etwas überlegen. Das Wochenende wird wieder einmal geschäftig ausfallen. Der angenehme Teil: die Musical-Veranstaltung ,,Phantasma“, das jüngste Nimsgern-Werk. J., W. und ich sind schon sehr gespannt. Vorher aber ist noch etwas Arbeit im Garten angesagt. Und die Stäbe zur neuesten Bestellung (Partner-Armbänder Apfelbaum-Ulme) muss ich noch drechseln. Wieder eine neue Kombination, mein Repertoire wird in diesem Bereich immer größer. Und noch eine andere Marke, die mich mit gewissem Stolz erfüllt: Das Baumtagebuch ist mit seinem ersten Eintrag am 20. November 2004 gestartet. Das heißt, es feiert heute seinen 5. Geburtstag. Niemals hätte ich gedacht, dass ich das so lange, und so konsequent durchhalten würde. Gleichzeitig bin ich gespannt, wie es sich künftig weiterentwickeln und möglicherweise verändern wird.

Vater unser – geheimwissenschaftlich

Gerade die früheren Texte und Vorträge Rudolf Steiners finde ich sehr spannend. Sie sind, anders als man meinen könnte, keineswegs leichter verständlich als spätere, eher im Gegenteil. Aber langsames Lesen ist bei Steinerschen Texten ohnehin angeraten, und insofern erkenne ich bei Texten unterschiedlichen Entstehungsdatums nicht unbedingt stark wechselnde Verständnishürden. Heute war es die esoterische Betrachtung des christlichen „Kerngebets“, wenn ich es einmal so ausdrücken darf, des ,,Vater unser“. Wie immer entwickelt Steiner darin eine verblüffend unkonventionelle Deutung aus geheimwissenschaftlicher Sicht, die aber dennoch einleuchtet und die eigene Gebetspraxis in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Ich empfinde solche Lektüre und die von ihr angestoßenen Gedankenexperimente als hochgradig bereichernd. Das geht weit über das hinaus, was ich aus der Beobachtung der sozialen Welt um mich herum und der natürlichen Umwelt am Beispiel der Bäume verstehen kann. Letztlich mag diese ganz andere Sicht auch das beobachten auf anderen Gebieten beeinflussen.

Materialisierung des Lichts

Wie unterschiedlich wir am Licht teilhaben. Heute habe ich das erste wirkliche Sonnenlicht der letzten 10 Tage gesehen. Natürlich hat es mich sogleich nach draußen gezogen, Licht und Sonne tanken, soweit sie hinter der vorbeiziehenden Wolkendecke hervorkam. Das tat gut. Zumindest zwischen 11.00 und 15.00 Uhr konnten wir von den vergangenen, mehr als grauen Novembertagen Abstand nehmen. Und wie es heißt, wird die zweite Hälfte des Monats mit deutlich mehr Licht als zuletzt gesegnet sein. Seltsam, wenn man nach diesen trüben Tagen durch die Landschaft schlendert, Bäume und Sträucher beobachtet, dann ist es, als ob der Nebel und die Dunkelheit nicht vorstellbar wäre. Als ob diese Bäume und Sträucher nur in Verbindung mit Licht existieren würden. Vielleicht, weil ich an trüben Tagen niemals auf die Idee käme, ihnen zu begegnen. Wahrscheinlicher aber, weil die Bäume eine so offensichtliche Form materialisierten Lichts darstellen. ,,Alles auf dieser Welt geht auf das Licht zurück, ist eine Ausformung des Lichts“, könnte man sagen. Wohl wahr, aber die Vorstellung der Photosynthese macht uns als Menschen diese Materialisierung in Form der Bäume leichter vorstellbar. Wahrscheinlich sind wir eher in der Lage, in den Bäumen eine Ausgestaltung des Göttlichen auf der Erde zu sehen, als in uns selber.

Wechselhafte Suchgewohnheiten

Seltsam, zwar war auch in den beiden vergangenen Jahren der November die Hochzeit für mein fotolia-Portfolio. Aber zuvor lag das an meinen zahlreichen attraktiven Weihnachtsmotiven. In diesem Jahr halten sich sogar noch in der Vorweihnachtszeit Baum- und Weihnachtsmotive die Waage. Gerade während der letzten Tage waren es vor allem die Baumscheibe und verschiedene andere vegetabile Motive, die Interesse fanden, heute sogar eines meiner neuesten Blattbilder, das soeben seinen ersten Download erlebt hat. Ich finde das schön, weiß es aber nicht wirklich zu erklären. Die Suchgewohnheiten gehen jedenfalls durchaus wechselhafte Wege. Und vielleicht ist ja die bildliche Repräsentation des Weihnachtsfestes ja tatsächlich rückläufig. Schwer zu sagen, ich werde die nächsten Wochen unter diesem Gesichtspunkt einmal genauer beobachten.

wunschbaum – Domainname mit biografischem Wert

Nachdem ich vor einigen Wochen ein Unternehmen meine Domain lux21.info übernehmen wollte, habe ich heute eine Anfrage zu wunschbaum.de erhalten. Die Firma Arborrex hätte die Domain für ihren saisonalen Weihnachtsbaumvertrieb sehr passend gefunden, was ich gut nachvollziehen kann. Denn ein individuell ausgewählter Weihnachtsbaum ist ja eine Art Wunschbaum. Natürlich kommt es für mich nicht in Frage, mich durch eine Entäußerung selber von einem meiner spannendsten Kommunikationsprojekte abzuschneiden. Schließlich wäre es nicht dasselbe, die gleichen Inhalte unter einem anderen Namen weiterzuführen. Zu sehr wird nach ca. 9 Jahren, die die Seite nun präsent ist und sich ständig weiterentwickelt hat, das Angebot an Texten, Bildern und interaktiven Modulen mit dem Namen ,,Wunschbaum“ in Verbindung gebracht. Ein Verzicht auf den Namen wäre ein großer Verlust, gerade auch im Hinblick auf die eigene Biografie. So bin ich sehr froh, die Domain mit gleich 3 Extensionen schon vor Jahren gesichert zu haben. Die Anfrage hat mich daran erinnert, dass auch für uns wieder das Aussuchen eines Baumes auf dem Programm steht. Jedenfalls ist nicht zu erwarten, dass V. noch ein geeignetes Exemplar aus unserem eigenen kleinen Privatwald besorgen kann, so hoch geschossen, wie die Bäume inzwischen dort sind. Also wird das Projekt wieder in meiner Hand liegen, und ich hoffe, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, um noch eine möglichst große Auswahl vorzufinden.

Faszinierende Gedankenwelten im Werk Rudolf Steiners

Der letzte Text des Bandes mit Rudolf Steiners Vorträgen über den Tod als Lebenswandlung ,,Wie finde ich den Christus?“ ist für mich der beeindruckendste, weil weitest reichende, dieser Reihe. Er bezieht sich darin weniger auf die Welt der Toten und Lebenden als auf eine geistesgeschichtliche Entwicklung, die über Jahrtausende reicht und in der die christlichen Glaubensvorstellungen, am Beispiel des Mysteriums von Golgatha enggeführt, für ihn eine richtungsweisende Rolle spielen. Darin kommen Gedanken zum Ausdruck, die geschichtliches Hintergrundwissen mit Anschauungen in Verbindung bringen, wie sie nur einem Hellsichtigen, wie es Steiner selber war, überhaupt möglich sind. Für den heutigen Leser ergibt sich daraus eine im ersten Moment sehr fremde, aber dann doch außerordentlich faszinierende und vielschichtige Gedankenwelt, die enorm viele Bezüge zu allen möglichen Lebensbereichen gleichzeitig herstellt. Nach der Lektüre dieser Vortragsmitschrift hatte ich, wie eigentlich immer bei Rudolf Steiner, nicht nur ein ,,Aha-Erlebnis“. Dabei kommt er zum Schluss sogar auf die Rolle der Wortsprache für die Kommunikation zu sprechen – erstaunlich, welche Verbindungen er herstellt – und entwickelt dabei Gedanken, die ich in meinem langjährigen Kommunikationsstudium auf ganzen anderen Wegen kennengelernt und als zutreffend erkannt habe. Nach dieser Wiederentdeckung von Rudolf Steiners Lehre freue ich mich auf die übrigen Bände, die nur darauf warten, erschlossen zu werden. Und vielleicht stoße ich dabei ja auch auf Passagen, die unser Verhältnis zur vegetabilen Naturumwelt beleuchten, ein Thema, das bei Steiner sonst wenig Erwähnung findet.

Wenige Weihnachtsbaumsymbole in diesem Jahr

Das war doch tatsächlich das erste Mal, dass ich in der Vorweihnachtszeit keine Weihnachtsbaumdekoartikel gefunden habe. Es scheint so, dass das Motiv in diesem Jahr nicht sehr beliebt ist. Und die wenigen Dekorationsweihnachtsbäume in einschlägigen Geschäften und Baumärkten fallen für meinen Geschmack viel zu kitschig aus. Das muss ich mir dann doch nicht antun, auch wenn ich immer wieder neugierig bin, meine kleine Sammlung zu erweitern. Aber geschmackvoll und kompakt müssen die plastischen Weihnachtsbaumdarstellungen schon sein, sonst können sie mich nicht wirklich ansprechen. Immerhin, M. ist mit ihren Besorgungen ein gutes Stück weiter gekommen. Und zuhause hätte ich an diesem wieder einmal trüben Tag ohnehin nichts versäumt.

Von Außen abgelenkt

Die letzten, ganz winzigen und harten Feigen, sind laut M. wider Erwarten doch noch genießbar. Aber natürlich ist die Saison jetzt endgültig zu Ende, und die meisten der noch am Baum verbliebenen Früchte werden beim nächsten Frost schlicht zur Erde fallen. Irgendwie passt das ja auch nicht in die Jahreszeit und zu diesem unwirtlichen Klima da draußen. So hoffe ich, dass wir nicht krank werden oder uns gar diese Schweinegrippe einfangen. Bei Ausflügen wie dem für morgen geplanten, muss man unweigerlich an diese Möglichkeit denken. Und plötzlich wird ein eigentlich angenehmes Freizeitvergnügen zu einem Problem, das man nicht mehr richtig genießen kann. Als ob die Welt nicht Katastrophen genug hätte. Diese biologischen ,,Bedrohungen“ gehören sicherlich zum Unangenehmsten und Unberechenbarsten überhaupt. Man würde sich wünschen, seine Energie auf wirklich Wichtiges konzentrieren zu können. Stattdessen ist man ständig durch irgendwas von Außen abgelenkt. Meine Baumprojekte sind eine Möglichkeit, diesen Umstand zu durchbrechen.

SEO und Überraschungen

Die Überarbeitung der Wunschbaumseite ist ein spannendes Projekt. Vor allem, weil ich sie unter Gesichtspunkten der Suchmaschinenfreundlichkeit optimieren möchte. Da bieten sich zahlreiche, bisher für diese Seite noch nicht genutzte Möglichkeiten. Nebenbei entdecke ich immer wieder neue, ungewöhnliche CSS-Techniken, die in keinem Fachbuch zu finden sind. Besonders erfreulich an diesem einmal wieder verhangenen und äußerst nass-feucht-trüben Novembertag ist der gute ,,Lauf“ bei meinen fotolia-Bildern. Anders als erwartet legen derzeit vor allem die Baum-Motive zu. Auf der Suche nach einer Erklärung habe ich festgestellt, dass mein Favoritenbild nun auf der ersten Suchseite des Begriffs ,,Wachstum“ gelistet ist. Das könnte ein Grund sein. Darin zeigt sich, dass die sorgfältige Wahl passender Keywords entscheidend sein kann für den Erfolg einer Fotografie. Manchmal zeigt sich diese Wirkung erst nach Jahren, wenn aus Gründen, die der Normalmensch nicht versteht, ein Bild gewissermaßen aus dem Untergrund heraufgespült wird. Ebenso kann es umgekehrt geschehen. Dass eben ein erfolgreiches Motiv plötzlich versinkt und irgendwann viel später ein Revival erfährt. In diesem Bereich gibt’s jede Menge Überraschungen.

Das Licht in uns

Selten habe ich diese Eibenphase so intensiv erlebt. Und wenn solche Nachrichten wie der Freitod dieses bekannten Fußball-Nationaltorwarts vermeldet werden, dann wird deutlich, dass äußere klimatische Bedingungen menschliche Befindlichkeit massiv beeinflussen können. Es ist das Licht, das den Menschen im Außen in diesen Tagen fehlt und das bei geschwächten Menschen möglicherweise nicht mehr gut kompensiert werden kann. Und die wenigsten werden, wie ich, mit dieser Jahreszeiten eine bestimmte Symbolik verbinden, die uns in gewisser Weise auch freier machen kann. Ich wünsche allen, die unter dem November leiden, bald wieder helle und klare Wintertage, in den die Sonne den Frosttemperaturen trotzt und uns von außen neue Energie bringt. Anders als die Bäume schaffen wir es nicht immer ohne weiteres, uns vom Licht unabhängig zu machen und den Winter schlicht zu verschlafen. Wir müssen weiter ,,funktionieren“ und je individuelle Wege finden, das fehlende Licht in uns selber und aus unseren spirituellen Quellen heraus wahrzunehmen.

Beobachtungen zur weihnachtlichen Fotosaison

Die Weihnachtsbildersaison ist noch nicht so richtig in Gang gekommen. Ich glaube mich erinnern zu können, dass im vergangenen Jahr den ganzen November über ein reges Interesse an meinen weihnachtlichen Digitalfotografien bestand. Aber seit einiger Zeit scheint die ganze Gesellschaft ohnehin wie gelähmt von der Wirtschaftskrise, und vermutlich wirkt sich das auch auf die Aufnahmefähigkeit in punkto Weihnachts- und Adventszeit aus. Dennoch ist der musizierende Engel
nach wie vor sehr beliebt und könnte bis Jahresende wieder zum vorläufigen Spitzenreiter werden. Und auch bei meinen Neueinreichungen war ich relativ erfolgreich. Verschiedene Herbstlaubmotive, ein Weihnachtsmotiv aus dem Vorjahr, und jetzt sogar das Zimbelspiel mit Original-Fotografenhand ließ das Portfolio auf über 120 anwachsen. Insgesamt 200 wären nicht schlecht. Vielleicht schaffe ich das ja im Laufe von 2010.

Jetzt kommt der Winter

Ich bin schon ganz auf Winter eingestellt. Jedenfalls fühlt sich der Alltag jetzt schon winterlich an. Auch das hat mit den Bäumen zu tun, oder will ich sagen, wird von der Anschauung der Bäume in dieser Jahreszeit begünstigt. Denn der Blätterfall, welcher kahle Äste zurücklässt, bis der Baum als reine Naturarchitektur dasteht, macht mehr oder weniger bewusst deutlich, dass sich auch die Menschen jetzt nach innen zurückziehen. Und natürlich spiegelt sich das auch in der Gemütsverfassung, in den Formen der Kommunikation und des Sozialverhaltens. Es ist so, als ob die Bäume es uns vormachen, und wir bloß nachziehen. Als ob wir ein Zeichen von außen benötigen würden: Jetzt kommt der Winter.

Goldener Herbst

Endlich einmal wieder etwas Sonne. Nach dem Mittagessen haben mich die unverhofften Sonnenstrahlen geradezu nach draußen gezogen. Am Vormittag hatte ich schon einen kurzen Spaziergang gemacht. Und die Nachmittagssonne musste ich einfach nutzen zu einem Spaziergang im Wald. Ich ahnte, dass das spätherbstliche Licht gute Makroaufnahmen beim Baumlaub möglich machen würden:

Eiche mit Herbstlaub

Diese beiden Buchenlaubfotos habe ich bei fotolia eingereicht. Die müssten gute Chancen haben, aufgenommen zu werden, zumal das Originalformat gestochen scharf ist:

Herbstlaub der Buche

Herbstlaub der Buche

Bewusstwerdung im 20. und 21. Jahrhundert

Das war nun der lichtärmste Tag des bisherigen Jahres. Passender geht’s nicht mehr. Denn der 7. November markiert die genaue Mitte der ,,Eibenphase“, die für den Übergang in Natur und menschlichem Naturverhältnis steht. Ein Übergang, der mit Begriffen wie Absterben, Vergehen, Sich Zurückziehen, Transformation, Auflösung und Tod in Verbindung gebracht wird, in der Sprache wie im Fühlen. Vielleicht ist es dieser jahreszeitliche Rahmen, der mich zu der Lektüre von Rudolf Steiners aufgezeichneten Vorträgen über den Tod und das Verhältnis zwischen den, wie er immer schreibt, ,,so genannten Toten“ und den Lebenden führte. Eine Lektüre, die mich wieder näher an die Denkweise und Erkenntnisse eines der größten Geisteswissenschaftler und spirituellen Lehrer der Neuzeit heranführt. In diesen Tagen sind solche nicht alltäglichen Gedanken sicher leichter aufnehmbar und verarbeitbar als zu anderen Jahreszeiten. Steiners Anschauungen machen durchaus Mut, weisen die Richtung hin zu einer Weltauffassung und einer Wahrnehmung, die weit über das gewöhnliche Alltagsbewusstsein hinausgeht. Und die das Leben im Wissen um die Allgegenwärtigkeit höherer Welten und deren enorme Bedeutung für unser Hier-Sein und Wirken fördern kann. Nicht nur die mit enormer Gedankendichte entwickelten Detailbetrachtungen Steiners faszinieren mich. Es sind vor allem auch die Ausführungen, welche einen weiteren Bogen spannen und die psychosoziale Verfassung seiner Zeitgenossen und die politisch-kulturellen Verhältnisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts näher beleuchten. In solchen Texten wird deutlich, dass Geisteswissenschaft, wie sie die Steinersche Anthroposophie versteht, in alle Lebens- und Weltbereiche hineinreicht und aus der Perspektive des einzelnen eine Art Entwicklungsnotwendigkeit darstellt. Etwas, dem enorme alltagspraktische Bedeutung zukommt, so man bereit und in der Lage ist, den geisteswissenschaftlichen Reflexionen Raum in seinem Leben zu geben. Eine Bereitschaft, die Steiner bei den meisten seiner Zeitgenossen nicht einmal ansatzweise erkennen kann, was ihn immer wieder eine starke Diskrepanz zwischen dem eigentlichen geistigen Entwicklungsstand und den Manifestationen im Leben feststellen lässt. Vieles von dem, was er schreibt, kann ich 1zu1 auf die heutige Lage, unsere aktuellen politischen, kulturellen und wissenschaftlichen Verhältnisse übertragen. Man sollte kaum glauben, dass zwischen Steiners Vorträgen und heute 90 Jahre liegen, und ein weiterer, noch verheerenderer Weltkrieg. Diese Vorträge stammen aus der Endphase des 1. Weltkriegs und wurden vor Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft in verschiedenen Städten gehalten. Steiner reflektiert dabei immer auch die konkrete (Kriegs-)Situation, wenn er seine abstrakten Gedanken ausführt und macht damit sehr deutlich, wie praxisrelevant sie sind. Man merkt, wie wichtig es ihm ist, dass so gewonnene Erkenntnisse auch wirklich für die Entwicklung des Privatlebens wie aller gesellschaftlichen Bereiche genutzt werden, damit wirkliche Weiterentwicklung möglich ist. Genau diese Notwendigkeit sehe ich heute ebenso. Gerade dieser ausladendere, weitsichtigere Blick täte uns heute so gut. Und dieses feststellend, frage ich mich gleichzeitig, was ist in diesem 90 Jahren eigentlich geschehen, von neuen technologischen Entwicklungen und neuartigen biologischen und politischen Bedrohungslagen einmal abgesehen? Hat so etwas wie geistige Weiterentwicklung und höhere Bewusstwerdung überhaupt stattgefunden. Man mag die Frage verneinen und kann somit an Steiners Diagnosen und leidenschaftliche Appelle direkt anknüpfen. Wie schaffen wir es aber, dieses Anknüpfen konkret auszugestalten? Wie viel Bewusstsein ist überhaupt verbreitet, um dies gesellschaftlich relevant werden zu lassen? Ich würde mir an diesem meinem Geburtstag wünschen, hierauf antworten zu finden, vor allem aber einen sozialen Raum um mich herum, in dem solche Fragen wieder gestellt werden können.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.