Luftholklima

Der Regen der letzten Tage und die kühleren Temperaturen scheinen den Pflanzen und der Landschaft gut getan zu haben. Sie haben eine Art Luftholen möglich gemacht, das Wachstum vorangebracht, allerdings auch den Frühling wiederum ein Stück unbeständiger gestaltet. Jetzt wäre es an der Zeit für mehr Konstanz. Schön ist, dass der Weißdorn seine Blüten geöffnet hat, schrittweise, wie es aussieht, gut für die Bienen bzw. die Honigernte. Allerdings muss auch tagsüber mehr Sonne kommen, damit die Bereitschaft zum Fliegen nicht gebremst wird. Als neue Blüte ist während der letzten Tage das Pfaffenhütchen hinzugekommen. Man muss genauer hinsehen, da die Blüten ja grün und sehr unauffällig sind, ganz im Gegensatz zur späteren Frucht. Am meisten hat es mich aber gefreut, an unserem so stark frostgebeutelten Feigenbaum an manchen Stellen erste winzige Ansätze neuer Triebe entdeckt zu haben. Wir hatten schon die Befürchtung, er kommt gar nicht mehr in die Gänge. Allerdings, bis es erste Blätter gibt, wird wohl noch einiges an Zeit vergehen. Und dann kommt es darauf an, dass er die verlorene Zeit möglichst schnell aufholt. Sonst sieht es schlecht aus mit der diesjährigen Feigenernte.

Efeuformschnitt

Tat ganz gut, dieser Arbeits-Samstag. Nach dem Fertigstellen des Lebensbaum-Armbandes am Vormittag, war der Rest des Tages der Gartenarbeit gewidmet. Wir haben den Weihnachtskaktus in seine vier Sprosse aufgeteilt und jeden in einem eigenen Topf mit frischer Erde platziert. Zwei davon wird später wohl J. bekommen. Außerdem habe ich die vor einigen Tagen erst aus einem der Samenkerne entstandene kleine Gleditschie von ihrer älteren Schwester getrennt und ebenfalls in einem eigenen Topf untergebracht. Später wären sie sicherlich noch schwieriger zu trennen gewesen. Jetzt haben wir also schon drei und hoffen, dass sie sich über den Sommer prächtig entwickeln. Die größte Arbeit aber hat der Grottenefeu gemacht. Der war in den letzten Jahren aus der Form geraten, und deshalb war jetzt einmal ein Radikalschnitt notwendig. Leider sind dabei hässliche Löcher zurückgeblieben. Und einen der Ausbrüche aus der Idealform konnte ich heute auch noch nicht korrigieren. Die Löcher sollen erst zuwachsen, und dann gehe ich in einem zweiten Schritt auch diesen Formfehler noch an. Jetzt sind wir alle ziemlich müde und hoffen auf einen ruhigen und wenigstens etwas sonnigen Sonntag.

Perlenarbeiten

Die Arbeit am Pappelholz ging mir heute trotz der Kälte ganz gut von der Hand. Dabei ist das Holz jedes Mal eine Herausforderung, da jeder Abschnitt andere Eigenschaften aufweist und die Konsistenz innerhalb des Stabs wiederum variiert. Die Oberfläche wirklich glatt zu schleifen ist insofern nicht ganz einfach, wenn der Stab eine konstante Dicke haben soll. Das ist heute aber sehr gut gelungen. Vielleicht der exakteste seit langem. Das Armband werde ich morgen sicherlich fertig stellen können. Und vielleicht bleibt noch etwas Zeit, um die Perlen des neuen Wunschbaum-Armbands ,,Götterbaum“ zumindest vorzubereiten.

Frost- und Hochnebelintermezzo

Mit der Sonne der letzten Wochen hat unsere Efeuhecke einen enormen Schub getan. Über das dunkelgrüne Blätterkleid hat sich eine hellgrün leuchtende neue Schicht gelegt, die in ihrer Zartheit fast fremd wirkt. So als ob sie nicht zum Rest der Bewachsung gehören würde. Es wird einige Wochen dauern, bis sie wirklich integriert ist und die unterhalb liegenden schon verwelkten Blätter ersetzt. Dann werde ich sie wieder zurückschneiden müssen, um das Gewicht nicht Überhand nehmen zu lassen. Ich hoffe, dieses Frost und Hochnebelintermezzo von heute bleibt eine Ausnahme. Ab morgen soll es bitte wieder sonnig werden, damit die Arbeit am Holz Freude macht und mich nicht frieren lässt.

Schlechte Aussichten für den Feigenbaum

V. meint, unser Feigenbaum sei im Winter vollständig erfroren. Ich denke, er übertreibt damit doch sehr. Denn fast alle neuen Triebe des Vorjahres sind eindeutig nicht mehr zu retten. Aber bei den dickeren Ästen dürfte eigentlich nichts passiert sein. Was allerdings sehr schade ist: Dass er wegen dieses Rückschlags sehr lange brauchen wird, wieder neu auszuschlagen. Zumal der Frühling dieses Jahr mit 4-wöchiger Verspätung einsetzte und ohnehin alles sehr verzögert ist. Das bedeutet aber auch, dass voraussichtlich die Früchte nicht mehr wirklich reif werden. Ein Jammer. Vor allem für M. ist das traurig, da Sie die täglich rationierte Ernte im Spätsommer doch immer sehr genossen hat. Schließlich ist sie die einzige, die sie auch gerne und regelmäßig isst. Für mich ist es vor allem ein Ritual. Das Nachsehen, welche Früchte denn wieder ausgereift sind und das Abschneiden und Servieren. Es wäre schade, wenn dieses Ritual in diesem Jahr ausfallen müsste.

Zur therapeutischen Kraft der Natur

Ein interessanter Artikel in der Tageszeitung hat heute meine Aufmerksamkeit geweckt: ,,Bäume statt Anti-Depressiva“ ist er betitelt und bezieht sich auf neue Studien US-amerikanischer Ökopsychologen. Danach ist auch nach Ansicht von Psychologen anderer Länder die große Distanz zur Natur, der Mangel an Aufenthalt im Freien, in Wäldern, auf Wiesen und Feldern, für seelische Ungleichgewichte mitverantwortlich. Umgekehrt kann bei leichteren und mittelschweren Depression etwa eine verstärkte Hinwendung zur Natur, ein längerer täglicher Spaziergang im Grünen ähnliche therapeutische Wirkungen wie die Einnahme von Antidepressiva entfalten. Andere Wissenschaftler glauben eine generelle gesundheitsfördernde Wirkung von Naturnähe feststellen zu können. In Bezug auf körperliche Erkrankungen, besonders deutlich aber bei Depressionen, Angststörungen, Einsamkeit oder Stress. Den Artikel hätte ich nicht benötigt, um zu diesem Schluss zu kommen. Aber er bestätigt eine Beobachtung, die ich bei jedem Spaziergang selber mache: Dass der Gang im Freien den Kopf frei machen kann, dass der Anblick des Grüns Lebensgeister weckt. Dabei kommt es nicht darauf an, ob man die Nähe der floralen Naturgeister wirklich wahrnimmt. Die Wirkung ist eine unmittelbare, der sich wohl niemand wirklich entziehen kann. Eben deshalb müssen Bewohner der gemäßigten Breiten eine ganz andere Natur- und damit Selbstwahrnehmung haben als z. B. Wüstenvölker. Ich selber kann mir ein Leben ohne Grün kaum vorstellen. Es ist für mich ein wirkliches Auftanken, der Reaktivieren von etwas, das zwar in mir angelegt ist, aber immer wieder auch einen Anstoß von außen benötigt. Eigentlich wundert es mich sehr, dass man kaum Menschen bei ,,zweckfreien“ Spaziergängen sieht. Wenn man die Hundebesitzer, Radfahrer, Skater und Jogger abzieht, bleibt kaum noch jemand übrig. Dabei ist es gerade diese Art des Gehens, welche meiner Erfahrung nach die größte Erholungswirkung hat.

Rückbesinnung auf die natürlichen Lebensgrundlagen

Das Muster der Vortage scheint sich zu wiederholen: Am Vormittag dauerhafter Hochnebel und ungemütlich kühl. Um die Mittagsstunde dann schlägt es um und entwickelt sich zum Abend hin immer mehr zu einem hellen Frühlingstag mit viel Licht. So wird mein Solarertrag dann jedes Mal doch noch gerettet. Unterdessen bastele ich an meinen verschiedenen Wunschbaum-Projekten und kann mich nicht entschließen, welchem ich den Vorrang geben soll. Beides, die Perfektionierung des Wunschbaum-Shops und der Relaunch von wunschbaum.de sind aktuell und dringlich. Aber beides, vor allem letzteres auch sehr aufwändig. Eines kann ich aber auf jeden Fall sagen: Die Menschen besinnen sich zunehmend auf ihre natürlichen Lebensgrundlagen und entdecken vieles wieder neu, was verloren und vernachlässigt schien. Dies erhöht die Relevanz und die Kommunikationschancen des Wunschbaum-Projekts erheblich. Eine Entwicklung, die ich angemessen ausgestalten möchte.

Den Feigenbaum jetzt schon zurückschneiden?

Nach einem extrem wechselhaften und wegen des Hochnebels sehr lichtarmen Tag ist zum Abend hin die Sonne herausgekommen und hat ein wunderbar helles und wärmendes Licht abgestrahlt. Ich hoffe, wir erleben das in den Folgetagen schon tagsüber. So lässt sich besser arbeiten, das andere erinnert einen eher an den langen, unangenehmen Winter. Sehr schön blühen in diesen Tagen die Wildapfelbäume, die übrigen Sträucher trauen sich dagegen noch nicht so richtig aus der Deckung. Unschlüssig bin ich, ob ich den Feigenbaum, der im Winter offenbar stark gelitten hat, jetzt schon zurückschneiden soll. Bei den meisten Endtrieben ist deutlich zu erkennen, dass sie erfroren sind. Nur bis wohin, das ist nicht immer eindeutig. Deshalb bestünde auch die Möglichkeit abzuwarten, bis sich die ersten Triebe abzeichnen, alles oberhalb könnte ich dann kappen. Im letzten Jahr hat der Baum wegen des radikalen Rückschnitts im vorgängigen Frühjahr sehr lange gebraucht, bis er ordentlich Blätter ausbilden und Energie tanken konnte. Entsprechend spät kamen die Früchte. Das wollte ich eigentlich diesmal vermeiden. Aber der Winter hat uns da wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich bin mir noch nicht schlüssig, was das beste ist.

Üppiges Grün und Blütenwachstum

Das war wohl einer der trübesten Maifeiertage, an die ich mich in den letzten Jahren erinnern kann. Erst heute Abend scheint sich die Wolkendecke etwas zu lichten. Aber die Vegetation hat sich eindeutig auf den Frühling eingestellt. Deshalb erwarte ich nicht mehr den großen Rückschritt. Was zurzeit dominiert, ist das Grün, dessen Üppigkeit sich innerhalb weniger Tage vervielfacht hat. Da gehen die wenigen weißen Blüten der Kirschbäume beinahe unter. Die ebenfalls weißen von Schwarzdorn und früh blühenden Traubenkirsche sind jetzt schon fast verwelkt. Auf der anderen Seite bereitet sich vieles vor, steht gewissermaßen in den Startlöchern. Beobachten konnte ich das heute an: Weißdorn, Roter Heckenkirsche, Liguster und Eberesche. Bereits blühend, aber nicht sehr auffällig sind: Wolliger Schneeball, Gemeiner Schneeball und Feldahorn. Beim nächsten Gang muss ich unbedingt einmal wieder den Fotoapparat mitnehmen. Nach der mühsamen Erweiterung meines Microstock-Engagements ist die praktische Arbeit und Erweiterung meines Portfolios doch zu kurz gekommen.

Maibaum und Licht

Die letzten Maifeiertage waren eigentlich immer sehr sonnig. Dieses Jahr soll’s also anders werden. Nun ja, da der Feiertag auf einen Samstag fällt, finde ich das nicht so traurig. Irgendwie ist es dann doch wie ein normales Wochenende. Außerdem denke ich, dass wir noch viele schöne Tage in diesem Frühling und Sommer haben werden. Den Maibaum auf dem Schulplatz, der morgen wohl wieder gesetzt wird, kann ich mir dann auch noch bei Sonnenschein ansehen. Den braucht ein solcher Symbolbaum ebenso wie ein lebendiger, wie ich finde. Einfach weil er Kommunikationen befördern soll, die bei Dauerregen einfach nicht zu erwarten sind und jedenfalls nicht so eindrucksvoll ablaufen. Der Bienenverkäufer hat sich übrigens, wie ich erwartet hatte, nicht gemeldet. Jetzt ist V. trotz der ganzen Warterei immer noch ohne Nachschub bzw. Ersatz für die Verluste des Winters. Ich hoffe, er findet doch noch eine vernünftige Alternative, so dass die Ernte dieses Jahr nicht völlig ins Wasser fällt.

Götterbaum-Holz

Am Abend habe ich es noch gerade geschafft, neben dem Auftragsstab aus Linde noch zwei weitere aus Götterbaumholz herzustellen. Ich möchte verschiedene neue Holzarten ausprobieren. Und dieses hatte ich im Spätsommer letzten Jahres aus dem Abteipark in M. erhalten. Beim Sägen war mir schon aufgefallen, wie enorm zäh und hart dieses Holz ist, obwohl es sehr ausgeprägte Kapillaren zeigt. Dieser Eindruck hat sich beim Drechseln bestätigt. Und beim Wässern habe ich gemerkt, das dieses ansonsten nicht sehr auffällige Holz einen wunderbar warmen und kristallin anmutenden Glanz entwickelt. Ich vermute, dass es nach dem Ölen ein ähnliches Aussehen annimmt. Das könnte ein sehr attraktives Wunschbaum-Armband werden. Und eine weitere Ergänzung für den Shop.

Bienenerwartungen

Wieder einer dieser wunderbaren, wohltemperierten und nahezu wolkenlosen Sommer-Lichttage. So könnte es weiter gehen. Aber ausgerechnet der 1. Mai, sonst immer ein so schöner Frühlingstag, soll dieses Jahr verregnet ausfallen. Verrückt. Ein Grund mehr, meine Armband-Arbeit um einen Tag vorzuverlegen. Sonst würde das ja nichts mehr in dieser Woche. Und da es diesmal nur ein einzelnes aus Lindenholz ist, lässt sich das auch gut realisieren. Ich wünsche V., dass das mit den neuen Bienen am Wochenende wirklich funktioniert. Anders wäre er am Boden zerstört, wo er doch schon seit Tagen alles für den Neuaufbau vorbereitet. Der richtige Zeitpunkt wäre es jedenfalls. Wie ich heute sehen konnte, stehen die Weißdornhecken kurz vor dem Öffnen ihrer Blüten. Dann hätten die Neulinge gleich etwas zu tun und könnten sich daneben ihrer Brut widmen.

Efeugehölzschnitt

Der Efeu wuchert schon wieder auf unserer Begrenzungsmauer. Vor allem von oben breiten sicher neue Ranken aus, die sich über das dunklere Grün der älteren Zweige legen. Über den gesamten Sommer hinweg werde ich es mehrfach zurückschneiden müssen. Nicht etwa, weil ich es als Unkraut ansähe. Im Gegenteil, ich liebe diese Pflanze, ihre Anmutung und ihre wechselhafte Faszination. Nein, auf der Mauer wird das ganze Gewächs sonst zu instabil und würde irgendwann herabfallen. Denn so stark sind die Haftwurzeln auch wieder nicht, dass sie zentnerschweres Gehölz endlos stützen könnten. So versuchen wir die Bewachsung immer unter Kontrolle zu halten und dünnen sie von Zeit zu Zeit aus. Umso kräftiger und bereitswilliger wächst es dann nach. Dieselbe Wuchsfreude zeigt sich um die Mariengrotte herum. Hier ist der Efeu nicht nur Dekoration, sondern konstitutiver Bestandteil der Grotte und seit meinen Kindertagen bereits dort. Undenkbar, dass er einmal weichen könnte. Dabei fällt mir ein: Ich müsste unbedingt aus den schon vor Wochen gepflückten Efeufrüchten die Samenkerne herauspulen. Damit meine Sammlung an Efeusamen wieder um einiges anwächst. Aber das ist eine schöne Arbeit für die ersten richtigen Frühsommerwochenenden.

Nektarquellen

Ich muss mich korrigieren: Die früh blühenden Traubenkirschen sind noch nicht ausgeblüht, sondern gerade erst dabei. Bei den spät blühenden sieht man schon die Blütenstände, die weißen Blütenblätter haben sich aber noch nicht entfaltet. Sehr dominierend sind die Spitzahorne, neben den Vogel- und Zierkirschbäumen zurzeit die einzigen nennenswerten Nektarquellen der Bienen. Zum Thema Bienen: Die neueste Auskunft des Lieferanten ist, dass sie am Ende dieser Woche eintreffen sollen. Ich bin mir nach nicht zutreffenden Ankündigungen da nicht mehr so sicher, wünsche es V. aber sehr, denn ohne die Kunstvölker wird es in diesem Jahr sehr übel aussehen mit dem Ertrag. Mit ihnen könnte man die Kurve noch gerade so kriegen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.