Intuitiv den richtigen Zeitpunkt wählen

Draußen war es an diesem 1. Weihnachtstag so trostlos, dass mich bis auf einige Schritte zusammen mit W. und dem Hund niemand vor die Tür gebracht hätte. Und weil ähnlich wie die Arbeit am Holz auch die Fotografie vom Licht lebt, war es heute nicht die richtige Zeit, die weihnachtlichen Dekorationen, insbesondere den Adventskranz und Details des Weihnachtsbaums fotografisch festzuhalten. Das Projekt habe ich für morgen vorgesehen. Und dann will ich es auch gut planen, damit die eigentlichen Aufnahmen bei Dunkelheit auch erfolgreich sein können. So ist es mit allem: Es erfordert den richtigen Zeitpunkt, um seine Sinn zu erfüllen und die richtige Form anzunehmen. Intuition ist entgegen weitläufiger Meinung eigentlich eine der verlässlichsten Verhaltensstrategien überhaupt. Man muss sich nur beständig bemühen, die intuitiven Fähigkeiten zu pflegen und weiterzuentwickeln.

Heiligabend

Eigentlich ist jedes Jahr wieder anders, und das erlebe ich auch Heiligabend. In der Christmette konnte ich heute den besonderen rituellen Charakter katholischer Gottesdienstgestaltung deutlicher wahrnehmen als je zuvor. Gleichzeitig schien mir die Atmosphäre im Vergleich zu Kindertagen deutlich entzaubert. Wäre da nicht die rührende Gesangsstimme eines einzelnen kleinen Mädchens gewesen, das die Weihnachtslieder quasi als Solistin mit kindlich gebrochener Stimme über Mikrofon anstimmte und quasi begleitete, die Messe wäre dann weniger weihnachtlich empfunden worden. Diese zarte Stimme aber hat die meisten Besucher versöhnt. Bei der Bescherung war der Weihnachtsbaum an diesem Heiligen Abend viel präsenter als in den Vorjahren. Seine Wärme hat ihre Strahlen im ganzen Raum verteilt und uns in ruhiger Weihnachtsstimmung gewiegt.

Weihnachtsbaum an Heilig Abend 2009

Den Geist der Weihnacht wachhalten

Das war ein ziemlicher Gewaltakt. Die Perlen von fünf Armbändern an einem Tag zu glätten, das ist mir zuvor noch nie gelungen. Aber ich wollte das unbedingt vor Heilig Abend erledigen. Auch weil ich sie nächste Woche versenden will, und sie müssen ja zuvor noch einige Tage trocknen und liegen etc.. Außerdem wartet nächste Woche schon die nächste Arbeit, drei weitere Bänder. Also volles Programm. So kann ich Heilig Abend mit mehr Ruhe verbringen und die letzten, weniger anstrengenden Dinge erledigen. Gleich darauf werden J. und W. kommen. Na ja, die übrigen Tage sind eigentlich schon vorgezeichnet. Ich hoffe, sie werden wirklich einmal besinnlich und geruhsam, um Wörter zu gebrauchen, die in den Weihnachtsgrüßen immer wieder verwendet werden. Ich weiß aber nicht, ob das bei Familienzusammenkünften überhaupt möglich ist. Die Adventszeit dagegen versuche ich, obwohl zum Jahresende erfahrungsgemäß immer noch vieles abzuarbeiten ist, so reflektiert wie möglich zu erleben. Ich denke, das gelingt mir auch ganz gut. Und das nicht nur wegen der schönen Weihnachtsdekoration, die unser ganzes Haus in eine besondere Atmosphäre taucht. Auch inhaltlich versuche ich, den Geist der Weihnacht wach zu halten und dies in meine Kommunikationen einfließen zu lassen, wie eigentlich das ganze Jahr über, jetzt aber vielleicht in verdichteter Form.

Das Blütenwunder wird wahrscheinlicher

Die Perlen für fünf Armbänder an einem Tag zu bohren und die Schlusstücke fertig zu stellen, ist schon eine riesengroße Arbeit. Zuvor hatte ich auch noch ein Armband zu sägen. Aber jetzt steht nur noch das Kantenglätte an, eine Geduldsprobe. Der Rest kommt dann nach den Feiertagen. Vor die Tür gegangen bin ich heute nur einmal kurz, um einen Brief zur Post zu bringen. Sonst war es mir einfach zu ungemütlich und nass. Na ja, mit dem zu erwartenden Schmuddelwetter zu Weihnachten kann man auch nicht so ganz zufrieden sein. Schöner wäre es entweder klirrend kalt und klar, oder aber klassisch mit richtigem Pulverschnee. Daraus wird wohl nichts. Aber auf das Blütenwunder unserer beiden Barbarastrauß-Gebinde, darauf können wir durchaus noch hoffen. Einige der Kirschbaumknospen lassen schon seit Tagen ein Grün durchscheinen. Jetzt müssen sie nur noch aufbrechen und die weißen Blütenblätter ans Licht bringen.

Dieses Jahr war alles anders

Nun ist also auch Ms Geburtstag zu Ende. Und Weihnachten steht wirklich vor der Tür. Auch die letzten Grußkarten sind versendet. Interessanterweise bedeutet das für mich nicht den Beginn der weihnachtlichen Besinnungszeit, sondern jede Menge kunsthandwerkliche Arbeit. Denn anders als in den sieben Vorjahren ist in diesem Jahr das Interesse an den Lebensbaum-, Wunschbaum- und Partner-Armbändern zum Ende des Jahres hin angewachsen. Zu dieser Zeit war sonst keinerlei Aktivität zu erkennen. Aber in 2009 war ohnehin alles anders, und da wundere ich mich nicht wirklich. M. hat sich über die neue Weihnachtsbaumbrosche sehr gefreut, natürlich auch über die Dekorations-Haselzweige, die sie allerdings schon kannte. Und die zahlreichen Geburtstagsbesucher haben durchweg unseren Weihnachtsbaum gelobt. So können wir mit der diesjährigen Vorbereitung des Festes sicherlich zufrieden sein. Jetzt mögen nur noch die Tage selber in freundlicher Atmosphäre verlaufen.

4. Advent

3. Advent 2009

Vier Tage später, und der wohl kälteste Tag des Jahres, zudem noch mit reichlich Schneefall, wäre bilderbuchmäßig auf Heilig Abend gefallen. So war es der vierte Advent, der uns bei frostigen Temperaturen eine sehr schöne Messe in der Abtei Tholey beschert hat. Frostig freilich die Fahrt hin und zurück, weniger der Aufenthalt in der Abteikirche. Der Bischof persönlich hatte sich die Zeit genommen, um die Abschlussmesse zur 60-Jahr-Feier der Wiederbesiedlung zu zelebrieren. Und beeindruckend war nicht nur sein persönliches Auftreten und Reden, sondern auch und vor allem die Atmosphäre und die besondere Art der Messfeier in dieser wohl ältesten Abtei Deutschlands. Für M. und mich war es der zweite Besuch dort, und sicher werden wir noch öfter wiederkommen. Trotz dieser schönen Feier sind uns die Wetterkapriolen ins die Glieder gefahren und haben uns für den Rest des Tages ziemlich passiv sein lassen. Da konnten uns die vier Kerzen am Adventskranz ein wenig Wärme zurückgeben, und die Laterne sowie der kleine Lichterbaum am Eingang.

Schneelaterne

Vollendung als Weihnachtsbaum

Mit unserem Weihnachtsbaum können wir dieses Jahr wirklich zufrieden sein. Jetzt, wo er an seinem Platz steht, zeigt sich, dass ich die richtige Wahl getroffen habe. Was im ungeschmückten Zustand nicht so deutlich war: Er hat eine wunderbar spitzkegelartige Form. Was ihn aber zu einem wirklichen ,Ausstellungsstück‘ macht, wie M. bemerkt hat, ist der überreiche Schmuck und die Akzentuierung des diesmal helleren Nadelkleids mit den roten Kugeln. Kugeln hatten wir schon Jahre nicht mehr verwendet. Zu diesem Baum passen sie ganz wunderbar. Farblich habe ich ihn in einer Kombination von Rot und Gold gehalten. Auf die Glasteile, die wir in den beiden letzten Jahren in den Mittelpunkt gestellt hatten, habe ich einmal ganz verzichtet. Diesmal also eher klassisch, Gold-Rot, aber in einem speziellen Arrangement, das wie der Idealschmuck dieses Weihnachtsbaums erscheint. Beim seinem Anblick denkt man tatsächlich: Dieser Baum hat gelebt, um als Weihnachtsbaum seine Vollendung zu erfahren.

Viel Arbeit am Holz

Das war ein intensiver Holztag. Eigentlich hat die Arbeit an den verschiedenen Stäben fast den ganzen Tag ausgefüllt. Zudem sind mir auch noch die Kanteln aus Esche ausgegangen. Die größte Überraschung aber war die unverhofft frühe Anlieferung des griechischen Zypressenholzes. Der Mann vom Paketdienst musst ziemlich dicke Backen machen. Die Holzhandlung hatte das schwere Brett von 2,40 Länge lediglich einmal geteilt, entsprechend groß fiel das Paket aus. Daraus konnte ich bei der Gelegenheit dann gleich auch neue Kanteln sägen. Sehr schönes Material ist das. Und wenn es sich alles so gut verarbeiten lässt, wie das inzwischen schon verbrauchte Probestück, dann dürfte mir Zypresse so schnell nicht wieder ausgehen. Den Rest der Arbeit kann ich in den nächsten Tag im Haus, bei weniger frostigen Außentemperaturen erledigen. Darauf freue ich mich schon, es dürfte das letzte geschäftliche Projekt vor Weihnachten sein.

Sinnvolles und sinnarmes Interagieren im Internet

Zum ersten Mal überhaupt habe ich mich heute an Wikipedia beteiligt. Es waren zwar nur zwei neue Weblinks zum Weihnachtsbaum und zum keltischen Baumkreis sowie die Korrektur eines dritten. Aber ich könnte mir schon vorstellen, künftig den einen oder anderen Textbeitrag beizusteuern. Es wird nur eine Zeit dauern, bis ich die verschiedenen Regeln einigermaßen verinnerlicht habe. Das Projekt an sich finde ich sehr interessant, bewundere das Engagement so vieler Menschen, die seit Jahren wertvolles Wissen zusammentragen, neue Einträge sichten und kontrollieren und andere daran teilhaben lassen. Und hier geht’s ja wirklich um Informationen und nicht um so ein sinnloses Hin- und Her, wie ich es probeweise einmal bei Twitter beobachtet habe. Da scheint keine einzige vernünftige Kommunikation im eigentlichen Sinne zustande zu kommen. Kein Mensch antwortet auf vorangehende Nachrichten, sondern steuert einfach etwas Eigenes, Unzusammenhängendes bei. Mir ist nicht klar, was solche Interaktionsformen überhaupt sollen. Dass die Nutzung von Twitter in den letzten Monaten laut Presseberichten eingebrochen ist, wundern mich vor diesem Hintergrund nicht.

Immer wieder Überraschungen

So kurz vor Weihnachten rücken die Armbänder plötzlich wieder in den Mittelpunkt. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, sind die meisten Menschen doch traditionell in den letzten Wochen des Jahres so von der Rolle, dass sie an nichts anderes mehr denken können, als die letzten Erledigungen und Bilanzierungen des Jahres möglichst schmerzlos abzuwickeln. Aber es gibt eben immer wieder Überraschungen, das finde ich gut. Also geht’s noch einige Male in die Werkstatt vor den Feiertagen. Und andere kreative Arbeiten stehen auch noch auf dem Programm. Packen wir’s an.

Letzte Erledigungen

Jetzt bin ich mit einem meiner Weihnachtsgeschenkvorhaben doch noch in Zeitnot geraten. Die Visitenkarten, die ich für V. neu entworfen habe, sind mit einer extrem matten und stumpfen Oberfläche geliefert worden, die das Motiv und vor allem die Schrift in keiner Weise der Vorlage entsprechend wiedergibt. Das ist so einfach nicht in Ordnung, und deshalb habe ich es heute reklamiert. Wie auch immer sich die Druckerei dazu stellt, neu gedruckt werden müssen sie ohnehin, dann eventuell auf ein anderes Papier. Ich werde das morgen abklären. Mein Zypressenholz habe auch schon in H. bestellt. Dort konnte man sich noch ganz gut an mich erinnern. Bin gespannt, ob es noch vor Weihnachten ankommt. Erfreulicherweise ist es schon kammergetrocknet, damit hatte ich gar nicht gerechnet, denn vor zwei Monaten konnte man mir nur eine frische Materialprobe zusenden. Morgen geht’s dann vielleicht mit dem Armband weiter. Und ansonsten stehen noch verschiedene Besuche und private Weihnachtsgrüße an. Der Rest des Jahres wird so von Tag zu Tag immer übersichtlicher.

Neues Zypressenholz

Endlich gab es heute einmal wieder Licht. Das tut gut nach wochenlangem Grau in Grau. Das musste ich gleich für meine Drechselarbeit nutzen, die mir bei Sonnenschein leichter fällt und gleichzeitig besser gelingt. Besonders froh war ich, dass das nach langen Recherchen endlich gefundene Material aus griechischer Zypresse die speziellen Anforderungen bei der Produktion der Lebensbaum-Armbänder offenbar erfüllt. Jedenfalls konnte ich einen ziemlich gleichmäßigen Stab herstellen, auch wenn ich man dieser Holzart generell große Vorsicht walten lassen muss, denn der Grad zwischen Ge- und Misslingen ist dabei sehr schmal. Der feine Geruch ätherischer Öle, der mir dabei – leicht reizend – in die Nase stieg war schon ein deutliches Anzeichen für die Qualität des Abschnitts. Das Problem wäre also endlich gelöst, und ich kann von dem Händler weitere Abschnitte anfordern, die ich erst einmal trocknen muss. Das Material liegt dort nämlich bisher nur in noch frischem Zustand vor. Aber wenn ich es gleich in schmälere Abschnitte teile, dürfte der Trocknungsprozess beschleunigt werden, so dass bald schon die Materialgrundlage für eines der schwierigsten Hölzer gesichert sein wird.

3. Advent

3. Advent 2009

Den ersten Schnee für dieses Jahr haben wir heute erlebt. Und morgen soll dann die Temperatur erstmals auf wirklich winterliches Niveau absinken. Gut, denn dann kommt meist auch die Sonne stärker zum Vorschein. Und Licht hatten wir in den letzten Wochen allzu wenig. Ein symbolisches Licht geht heute Abend von unserem Adventskranz aus. Mit der dritten Kerze in Rosa wird die Vorfreude auf den Abschluss des Advents in 8 Tagen und das darauf folgende Weihnachtsfest ausgedrückt. Morgen wird mich eine für diese Zeit unverhoffte Handwerksarbeit beschäftigen, das wohl letzte Armband für dieses Jahr, übrigens aus einem ,,Weihnachtsholz“, der Zypresse. Und mit dem Verpacken der Geschenke ist für mich die Vorbereitung auf das Fest schon fast abgeschlossen. Einige Weihnachtskarten noch, per Post und Email, und dann kann der Heilige Abend kommen.

Die Hochzeit der familiären Weihnacht hat begonnen

Allmählich strömen die Weihnachtsgrüße und Neujahrswünsche auf mich ein. Und jeder ist bemüht, die Zusammenarbeit des abgelaufenen Jahres zu loben, das Gemeinsame in den Mittelpunkt zu stellen. Vielleicht ist das der kleinste gemeinsame Nenner, der auch Nicht-Christen mit dem Weihnachtsfest verbindet und auf diesem Weg eine tatsächlich religions-, kultur- und länderübergreifende Gemeinsamkeit erzeugt. Das kann auch die immer wieder aufflammende Diskussion um die Kommerzialisierung von Weihnachten nicht leugnen. Ich halte mich da lieber an die unbestreitbar Gemeinschaft stiftende Bedeutung des Weihnachtsfestes, der gesamten vorgängigen Adventszeit und der Zeit ,,zwischen den Jahren“, die Zeit der Raunächte, die mit Rückgriff auf heidnische Symbolik den Bogen zwischen spiritueller Heilslehre und naturreligiöser Wachstums- und Lebenssymbolik schlagen. Die Hochzeit unserer persönlichen familiären Weihnacht haben wir heute mit dem Aussuchen unseres Weihnachtsbaums eingeleitet. Es ist wieder eine Nordmanntanne, die sich von allen anderen ähnlich gebauten durch ihr verhältnismäßig helles Nadelkleid auszeichnet. Nicht die übliche dunkelgrüne Färbung tragen diese Nadeln, sondern deutlich hellere, mittelgrüne. Das verleiht dem Baum auch ohne Schmuck schon ein lichteres Aussehen. Da wir einen solchen noch nicht hatten – bei der Wahl war für mich der vor allem der Astaufbau ausschlaggebend – bin ich sehr gespannt, wie sich seine Ausstrahlung im geschmückten Zustand von den letztjährigen Bäumen unterscheidet. Für 2010 habe ich übrigens schon einen Plan, der unsere Tradition erstmals durchbrechen dürfte: Zwei kleinere Tischbäumchen, wie sie in früheren Zeiten üblicher waren, statt des einen zimmerhohen Weihnachtsbaums. Das würde mir auch gefallen und das Schmücken vor eine neue Herausforderung stellen. Aber erstmal muss ich mich mit dieser Idee beim Rest der Familie durchsetzen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.