Der letzte Abend des Weihnachtsbaums

Ein wenig Wehmut kommt da schon auf. Dieses Jahr fällt es mir besonders schwer, mich von unserem Weihnachtsbaum zu verabschieden. Seinen letzten Abend will ich noch einmal nutzen, um eines der Weihnachtsmotive, den Rentierschlitten-Kerzenhalter mit 4 brennenden Kerzen, erneut im Bild festzuhalten. Das wirkt mit den Weihnachtsbaumlichtern im Hintergrund erst wirklich authentisch. Und morgen Vormittag werde ich ihn dann ebenso feierlich ent-schmücken, wie ich ihn am Samstag vor dem 4. Advent geschmückt habe. Das ist das so ein Art Umkehrung des Rituals, eine Art Abschiedszeremonie. In Erinnerung wird mir dieser schöne Baum aber lange bleiben. Ich glaube, so intensiv wie in diesem Jahr habe ich den Weihnachtsbaum über die ganze Dauer der Weihnachtszeit nie zuvor beobachtet – und genossen.

Unser Weihnachtsbaum 2009

Winterschlaf der Bäume

Ganz anders als in den Vorjahren ist dieser Winter. Jetzt im Januar scheint er zu seiner Hochform aufzulaufen, mit richtigem Frost und tagelang anhaltenden Schneefällen, die allerdings in unseren Breiten sehr moderat ausfallen. Sehr überraschend, denn in den letzten Jahren gab es kaum so etwas wie traditionellen Winter, kaum Schnee. Zwar war es schon öfters sehr kalt, aber die Kälte war fast immer entweder trocken, oder mit Regen durchsetzt. Man ist das nicht mehr gewöhnt, so fällt die handwerkliche Arbeit bei künstlichem Licht recht schwer, fehlt doch der direkte Kontakt zur Sonne. Ich hoffe, wir ,,überleben“ den Rest des Januars. Mit Lichtmess wird hoffentlich das Licht wieder zurückkommen. Und auch die Bäume werden dann aus ihrem Winterschlaf langsam aufwachen. Diesem Winterschlaf, der sie für mich fast unsichtbar macht.

Unterschiedliche Affinität zur Energie der Bäume

Die Arbeit am Holz fällt bei diesen Temperaturen nicht gerade leicht. Ich hätte mir besser den gestrigen zwar kalten, aber sonnigen Tag für das Drechseln ausgesucht. Heute konnte man sehr schnell kalte Finger und Füße bekommen. Letztlich sind die Stäbe aus Apfelbaum und Kiefer aber gut gelungen. Und die übrigen Arbeitsschritte kann ich wie gewohnt im Haus erledigen. Bestimmte Hölzer kommen tatsächlich öfter vor. Dazu gehören auch diese, Kiefer und Apfelbaum, aber auch z. B. Eberesche, Pappel, Zypresse, Esche. Kaum zu sagen, woran das liegt. Vielleicht daran, dass Menschen, die eine Affinität zur Energie dieser Bäume haben, dem Themenfeld Baum offener gegenüber stehen? Möglich, aber keineswegs sicher. Denn ich kenne die einzelnen Wege nicht, auf denen die Menschen zum Wunschbaum und über diesen zu den Produkten des Wunschbaumshops gelangen. Möglichst viele von denen zu erreichen, die es interessieren könnte, ist deshalb mein Bestreben. Der Neuaufbau der Wunschbaumseite, an dem ich heute wieder einmal gearbeitet habe, gibt sich Mühe, die formalen Vorraussetzungen dafür zu schaffen.

Shining Christmas Tree

Ich hätte niemals gedacht, dass sich aus diesem Dekorations-Weihnachtsbaum ein so schönes Weihnachtsbaum-Bild machen lässt. Allerdings habe ich über die reine Fotografie hinaus gewaltig nachgeholfen. Indem ich den Baum freigestellt, mittig in der Vertikalen halbiert und die eine Hälfte gespiegelt habe. Das Ergebnis ist ein perfekt achsensymmetrisch leuchtender Weihnachtsbaum, der höchstens noch Spuren des Originals erkennen lässt, zumal ich ihn von Frosch-Grün zu Rotbraun transformiert habe. Bin gespannt, ob das Motiv bei fotolia angenommen wird:

Leuchtender Weihnachtsbaum

Weihnachtsbaum und zeitlose Stille

Der Sonnentag gestern hat so gut getan. Und jetzt wieder dieses Trüb. Der Anblick des Weihnachtsbaums am Morgen hat mich dafür entschädigt. Am Morgen leuchtet er in meinen Augen am intensivsten, das schönste Erlebnis des ganzen Tages. Vor allem, wenn ich ihn, solange die anderen noch schlafen, ganz für mich alleine habe. Das ist ein Moment unbeschreiblicher Stille, so eine Art zeitloser Idealzustand. Ein Grund, warum ich ganzjährig mindestens ein Weihnachtsbaumsymbol in meinem Arbeitszimmer platziere. Diesen Zustand der Stille, den brauche ich öfters, gerade in Zeiten besonders einseitiger Belastungen.

Weihnachtselch die Neue

Die Unzufriedenheit über die missglückten Aufnahmen des Vorabends ließ mich dann doch nicht los. Als ich heute früh dann den Raum betrat, auf dessen Tisch M. den Weihnachtselch so schön drapiert hatte, auf Zypressenzweigen gebettet und mit Zapfen und Geschenkband geschmückt, musste ich einfach einen weiteren Anlauf unternehmen. Diesmal in einer anderen Perspektive, mit der weihnachtlichen Tischdecke als flächenfüllenden Hintergrund, der nur noch einen schmalen Streifen der Weihnachtsbaumkulisse frei lässt. Und das war tatsächlich die Lösung. Mit dem neuen Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Diese Motivvariante gehört zu meiner Favoritenauswahl:

Weihnachtselch

Später habe ich auch schon die Motivauswahl für das Weihnachtskartenmotiv 2010 zusammengestellt. Das erledige ich immer schon Anfang des Jahres. Und diesmal sind es gleich mehrere Bilder, die auf je eigene Art sehr geeignet wären. Da wird später die Entscheidung nicht leicht fallen.

Kultur am Neujahrstag

Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker war einmal wieder das Highlight des Neujahrstages. Mittlerweile genießt auch V. die Fernsehübertragung des Konzertes. Fast nur gut bekannte Stücke haben sie heute gespielt. Einfach wunderbar die Inszenierung und die Begleitung mit filmischen Beiträgen über Kultur und Landschaft der Region, die Tanzbeiträge des Balletts in prachtvollen Kleidern, und diesmal auch zu den organisatorischen Hintergründen. Am Nachmittag hat mich die Fotografie einmal mehr beschäftigt. Noch sind nicht alle Weihnachtsmotive aufgearbeitet, aber allmählich ist doch Land in Sicht. Unseren Weihnachtsbaum muss ich natürlich zu dokumentarischen Zwecken ebenfalls noch festhalten. Und dann ist der Dreikönigstag ja nicht mehr weit. Schade, denn dann muss ich auch meine umfangreiche Dekoweihnachtsbaumsammlung wieder abbauen und bis zu Jahresende im Archiv verstauen.

Atmosphärische Motivpräferenzen

Ich hoffe, die Lichtarmut der letzten Wochen wird sich im Anfang des neuen Jahres nicht fortsetzen. Ich habe deshalb heute wieder mit künstlichem Licht und verschiedenen Weihnachtsmotiven experimentiert. Dabei ist durchaus einiges Brauchbares abgefallen, z. B. dieser Weihnachtselch:

Weihnachtselch

An anderen Motiven muss ich noch länger arbeiten. Aber dieses Atmosphärische ist dieses Jahr das Unterscheidungsmerkmal. Letztlich bleibe ich immer bei solchen Stimmungs-Licht-Bildern hängen. Das scheint auch einem allgemeinen Trend zu entsprechen, der nach meiner Einschätzung derzeit weg vom Plakativen geht. Deutlich muss es sein, und auf den Punkt gebracht. Aber das Motiv muss nicht völlig allein stehen. Vielmehr scheint der Kontext an Bedeutung zu gewinnen.

Weihnachtliche Fortsetzungen

Nun habe ich einige Tage nach Weihnachten doch noch zwei sehr schöne Weihnachtsbaum-Anhänger gefunden. Einer aus genähtem Filz in Weiß-Rot-Optik, und einer aus rot lackiertem und gestanztem Metallblech. Beide sind aus dem Weihnachtsladen in M., der ganzjährig ausschließlich Weihnachtsartikel führt. Allerdings führt mich der Weg dorthin fast immer nur nach Weihnachten. So freue ich mich auf diese kleinen Errungenschaften, zumal ich in diesem Dekorationsbereich dieses Jahr nichts Überzeugendes bisher finden konnte. Auch sonst ist für mich die Weihnachtszeit noch lange nicht abgeschlossen. So konnte ich heute Bilder der verschiedenen weihnachtlichen Jubiläumsveranstaltungen der Abtei sichten und online stellen. Und die ersten beiden Weihnachtsfotografien sind bei fotolia bereits angenommen worden. Das eine ist das erste Motiv aus meinem Tagebucheintrag vom 26. Dezember. Und das zweite der wunderbare Weihnachtshirsch. ,,Weihnachtshirsch vor Weihnachtsbaum“ habe ich es betitelt. Ein wirklich originelles Motiv, das festliche Stimmung mit Freude in gutem Gleichgewicht präsentiert. Ich bin sehr gespannt, wann es den ersten Abnehmer findet.

Weihnachtshirsch

Spuren von Wesentlichkeit

Und plötzlich rinnt das Jahr nur so dahin. Nur noch zwei Tage, und man ist gedanklich schon bei 2010 und bei dem, was man sich als nächstes so alles vorgenommen hat. Nicht so sehr bei dem, was im alten Jahr noch zu erledigen wäre. Vielleicht liegt das daran, dass sich keiner wirklich gerne an den Verlauf und die Ereignisse dieses ernüchternden Jahres erinnert. Die Umfrage-Notiz, die ich gestern irgendwo aufgeschnappt habe, dass nämlich die Deutschen in Bezug auf das neue Jahr optimistischer seien denn je, die kann ich allerdings kaum glauben. So viel von Optimismus kann ich wirklich nicht erkennen. Es scheint vielmehr, dass man sich mental über die äußerliche Stimmung hinwegsetzen und auf diesem Wege eine Veränderung im Außen bewirken möchte. Keine schlechte Strategie, wenn man sie durchhält. Ich will mein Bestes versuchen. Meine konstanten und irgendwie zeitlosen Projekte rund um die Themen ,,Bäume, Natur, Kunst, Symbolik“ helfen mir sehr dabei, in der Unübersichtlichkeit Spuren von Wesentlichkeit zu verfolgen.

Geruchsreminiszenzen verschiedener Hölzer

Eigentlich sollte man in diesen Tagen gar nichts arbeiten. Das schiene mir atmosphärisch das Richtige. Aber für mich lässt es sich gerade nicht vermeiden, wenn ich meine Verpflichtungen erfüllen will. So war auch dieser Tag wieder mit Handwerksarbeit angefüllt. Mit dem Ergebnis kann ich zufrieden sein, alles im Plan. Für mich eher selten verarbeitete Hölzer waren es heute: neben dem Zürgelbaum die Buche und die Atlas-Zeder. Jedes für sich sehr eigen in der Ausstrahlung und Symbolik, und ebenso kompliziert in seinen Mikrostrukturen und schwierig in der Verarbeitung. Aber glücklicherweise weiß ich ja inzwischen, wo welche Tücken liegen. Und so ist diese Arbeit weniger von großen Überraschungen als von Reminiszenzen geprägt. Vor allem in Bezug auf die Gerüche der Hölzer, die durch den feinen Staub wahrnehmbar werden, welcher sich beim Sägen mit der Minikreissäge bildet. Ganz ungewöhnlich der Duft des Zedernholzes, vermutlich bestimmt durch die in ihm enthaltenen ätherischen Öle. Eher würzig der Duft von Zürgelbaum und trocken-stumpf der der Buche. Das sind ziemlich dürftige Attribute, Versuche, in Sprache etwas wiederzugeben, was absolut einmalig, vielfältig und unverwechselbar ist. Jedenfalls kenne ich nichts Unmittelbareres und Eindeutigeres als Gerüche.

Bedürfnisse in der Zeit der Rauhnächte

Nach den von Ritualen geprägten Weihnachtstagen tut es gut, sich wirklich einmal zurückzuziehen, zu lesen, in Ruhe nachzudenken, das vergehende Jahr zu reflektieren. Vor allem das Lesen ist mir in diesen Tagen der ,,Rauhnächte“ ein Bedürfnis. Weihnachtliches ist in dieser Lektüre vertreten, z. B. aktuell ein Buch über Symbolik, Tradition und Aktualisierungsmöglichkeiten der ,,geweihten Nächte“. Aber auch das viel weitreichender und vielfältiger angelegte Werk Rudolf Steiners beschäftigt mich derzeit sehr. Ich hoffe, für den Rest der Weihnachtszeit bis zum Dreikönigstag noch genügend Ruhe und Zeit zu finden, um diese Lektüre fortzusetzen.

Weihnachtsstimmung festhalten

Ein guter Tag war das zum Fotografieren. Wie so häufig hat mich das Tageslicht dazu inspiriert. Wenn es so hell wie am Vormittag von einer Seite einströmt und man auf der anderen Seite die Fensterläden schließt, lassen sich sehr gute Fotografien weihnachtlicher Dekoration anfertigen, mit dem Weihnachtsbaum im Hintergrund. Eine davon drehte sich um ein schönes Weihnachtsgesteck, dass eine von Ms Bekannten jedes Jahr selber herstellt und ihr schenkt.

Weihnachtliches Gesteck

Weitere Versuche am Abend mit der Unterstützung durch künstliches Licht vermitteln einen ganz anderen Eindruck. Ich werde die nächsten Tage noch weiter experimentieren und dann eine Endauswahl treffen.

Weihnachtliches Gesteck

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.