Maibaum und Licht

Die letzten Maifeiertage waren eigentlich immer sehr sonnig. Dieses Jahr soll’s also anders werden. Nun ja, da der Feiertag auf einen Samstag fällt, finde ich das nicht so traurig. Irgendwie ist es dann doch wie ein normales Wochenende. Außerdem denke ich, dass wir noch viele schöne Tage in diesem Frühling und Sommer haben werden. Den Maibaum auf dem Schulplatz, der morgen wohl wieder gesetzt wird, kann ich mir dann auch noch bei Sonnenschein ansehen. Den braucht ein solcher Symbolbaum ebenso wie ein lebendiger, wie ich finde. Einfach weil er Kommunikationen befördern soll, die bei Dauerregen einfach nicht zu erwarten sind und jedenfalls nicht so eindrucksvoll ablaufen. Der Bienenverkäufer hat sich übrigens, wie ich erwartet hatte, nicht gemeldet. Jetzt ist V. trotz der ganzen Warterei immer noch ohne Nachschub bzw. Ersatz für die Verluste des Winters. Ich hoffe, er findet doch noch eine vernünftige Alternative, so dass die Ernte dieses Jahr nicht völlig ins Wasser fällt.

Götterbaum-Holz

Am Abend habe ich es noch gerade geschafft, neben dem Auftragsstab aus Linde noch zwei weitere aus Götterbaumholz herzustellen. Ich möchte verschiedene neue Holzarten ausprobieren. Und dieses hatte ich im Spätsommer letzten Jahres aus dem Abteipark in M. erhalten. Beim Sägen war mir schon aufgefallen, wie enorm zäh und hart dieses Holz ist, obwohl es sehr ausgeprägte Kapillaren zeigt. Dieser Eindruck hat sich beim Drechseln bestätigt. Und beim Wässern habe ich gemerkt, das dieses ansonsten nicht sehr auffällige Holz einen wunderbar warmen und kristallin anmutenden Glanz entwickelt. Ich vermute, dass es nach dem Ölen ein ähnliches Aussehen annimmt. Das könnte ein sehr attraktives Wunschbaum-Armband werden. Und eine weitere Ergänzung für den Shop.

Bienenerwartungen

Wieder einer dieser wunderbaren, wohltemperierten und nahezu wolkenlosen Sommer-Lichttage. So könnte es weiter gehen. Aber ausgerechnet der 1. Mai, sonst immer ein so schöner Frühlingstag, soll dieses Jahr verregnet ausfallen. Verrückt. Ein Grund mehr, meine Armband-Arbeit um einen Tag vorzuverlegen. Sonst würde das ja nichts mehr in dieser Woche. Und da es diesmal nur ein einzelnes aus Lindenholz ist, lässt sich das auch gut realisieren. Ich wünsche V., dass das mit den neuen Bienen am Wochenende wirklich funktioniert. Anders wäre er am Boden zerstört, wo er doch schon seit Tagen alles für den Neuaufbau vorbereitet. Der richtige Zeitpunkt wäre es jedenfalls. Wie ich heute sehen konnte, stehen die Weißdornhecken kurz vor dem Öffnen ihrer Blüten. Dann hätten die Neulinge gleich etwas zu tun und könnten sich daneben ihrer Brut widmen.

Efeugehölzschnitt

Der Efeu wuchert schon wieder auf unserer Begrenzungsmauer. Vor allem von oben breiten sicher neue Ranken aus, die sich über das dunklere Grün der älteren Zweige legen. Über den gesamten Sommer hinweg werde ich es mehrfach zurückschneiden müssen. Nicht etwa, weil ich es als Unkraut ansähe. Im Gegenteil, ich liebe diese Pflanze, ihre Anmutung und ihre wechselhafte Faszination. Nein, auf der Mauer wird das ganze Gewächs sonst zu instabil und würde irgendwann herabfallen. Denn so stark sind die Haftwurzeln auch wieder nicht, dass sie zentnerschweres Gehölz endlos stützen könnten. So versuchen wir die Bewachsung immer unter Kontrolle zu halten und dünnen sie von Zeit zu Zeit aus. Umso kräftiger und bereitswilliger wächst es dann nach. Dieselbe Wuchsfreude zeigt sich um die Mariengrotte herum. Hier ist der Efeu nicht nur Dekoration, sondern konstitutiver Bestandteil der Grotte und seit meinen Kindertagen bereits dort. Undenkbar, dass er einmal weichen könnte. Dabei fällt mir ein: Ich müsste unbedingt aus den schon vor Wochen gepflückten Efeufrüchten die Samenkerne herauspulen. Damit meine Sammlung an Efeusamen wieder um einiges anwächst. Aber das ist eine schöne Arbeit für die ersten richtigen Frühsommerwochenenden.

Nektarquellen

Ich muss mich korrigieren: Die früh blühenden Traubenkirschen sind noch nicht ausgeblüht, sondern gerade erst dabei. Bei den spät blühenden sieht man schon die Blütenstände, die weißen Blütenblätter haben sich aber noch nicht entfaltet. Sehr dominierend sind die Spitzahorne, neben den Vogel- und Zierkirschbäumen zurzeit die einzigen nennenswerten Nektarquellen der Bienen. Zum Thema Bienen: Die neueste Auskunft des Lieferanten ist, dass sie am Ende dieser Woche eintreffen sollen. Ich bin mir nach nicht zutreffenden Ankündigungen da nicht mehr so sicher, wünsche es V. aber sehr, denn ohne die Kunstvölker wird es in diesem Jahr sehr übel aussehen mit dem Ertrag. Mit ihnen könnte man die Kurve noch gerade so kriegen.

Blüheigenart des Spitzahorns

Einige Baumarten verlieren zwischenzeitlich schon wieder ihre Blüten. Am der Nashi-Birne im Garten konnte ich das heute beobachten. Draußen in der Landschaft war es an der früh blühenden Traubenkirsche zu sehen und natürlich am Schwarzdorn. Der Spitzahorn dagegen steht voll in der Blüte. Nur fällt es kaum auf, da aus der Distanz das Hellgrün der Blütenstände wie junges Laub wirkt. Erst beim näher Kommen erkennt man die Blüten, und dass die Blätter noch gar nicht entstanden sind. Ich erinnere mich noch gut an mein Staunen, als ich diese Eigenschaft der Ahorne zum ersten Mal bemerkte. Nach wie vor fasziniert mich die Frische dieser Blüte, die für mich ein Teil der Definition des Wortes Frühling geworden ist. Der Weißdorn kann sich ruhig noch mehr Zeit lassen, denn V. hat seine Bienenvölker immer noch nicht erhalten. Dieser Händler hält ihn nun schon seit zwei Wochen hin, ohne eine verlässliche Information, wann sie denn nun zu erwarten sind. Sehr ärgerlich das Ganze. Und sicher ein Grund, sich künftig nicht mehr auf mündlich versprochene Lieferungen zu verlassen, sondern lieber den weiteren Fahrtweg in Kauf zu nehmen, um die Bienen selber abzuholen. Hoffen wir, dass es aktuell überhaupt zu einer Lieferung kommt.

Feigenbaumvorrat

Einen noch lichteren und wohl temperierteren Tag kann man sich kaum vorstellen. So wurde heute auch die bisherige Solarstrom-Rekordmarke deutlich überboten. Ein gutes Klima, um praktische Dinge zu erledigen. Nach einer längst fälligen Autowartungsmaßnahme bin ich sofort an die Feigenbaumabschnitte herangegangen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wahrscheinlich ist es die größte Menge an brauchbaren Abschnitten, die ich je zusammentragen konnte. Das ist prima, denn jetzt kann ich die Lebensbaum-Armbänder aus dem Holz des Feigenbaums endlich wieder anbieten. Und vielleicht bekomme ich in den nächsten Tagen noch etwas mehr von dem Material. Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich alles so zerlegt hatte, dass ich später auch wirklich Stäbe daraus gewinnen kann. Die jetzigen Stücke sind noch größer. In der Regel so, dass später zwei Stäbe daraus werden können. Aber das Holz schwindet erfahrungsgemäß ziemlich stark und wird sich zudem auch an einigen Stellen verziehen. Das heißt, dass letztlich noch einiges an Material verloren gehen wird. Aber das, was übrig bleibt, hat gute Qualität, die typische gelblich-bräunliche Färbung und auch die typische Struktur des Feigenbaums. Das ist wichtig, wenn man die Energie des Baums und seine Eigenart richtig erfassen möchte. Bei der Gelegenheit habe ich auch meine sonstigen Vorratengpässe ausgeglichen: Esskastanie und Walnussbaumkanteln waren mir fast schon ausgegangen. Jetzt habe ich wieder genug für eine lange Zeit. Ich bin gespannt, ob sich im Sommer die jüngst Bestellungswelle fortsetzt, oder ob das Intervallartige zur Regel wird.

Frühlingsgeruch

Die Schreibtischarbeit war diese Woche sehr intensiv. Das wichtigste konnte ich aber bis zum Abend abschließen. So hoffe ich, das Wochenende für Alltagspraktischeres und lange Aufgeschobenes nutzen zu können. Unter anderem steht das Aufsägen meiner Feigenbaumabschnitte auf dem Programm. Ich werde die Abschnitte zunächst etwas größer lassen und nach einigen Wochen Trocknungszeit dann erst die Kanteln heraussägen. So kann es nicht passieren, dass die auf Maß geschnittenen Kanteln sich allzu sehr verziehen und möglicherweise dann unbrauchbar werden. Beim Mittagsspaziergang habe ich erstmals den Frühling gerochen. Ich weiß nicht, welche Blüten es waren. Aber man konnte den Aufbruch in der Natur förmlich riechen. Ein angenehmer, frischer Duft. So könnte es noch lange bleiben, vielleicht etwas wärmer. Aber das Licht ist einfach wunderbar. Wer hätte das gedacht, nach der langen Winterzeit und einem nicht gerade viel versprechenden Aprilanfang.

Ein Glück: Neues Feigenbaumholz

Wieder ein sehr heller Tag, an dem die Sonne mich bei meiner kreativen Arbeit beflügelt hat. Trotz des Aufwärtstrends in der Natur scheinen sich die meisten Bäume noch nicht so recht zu trauen. Nachdem der Schwarzdon seine Blüte schon fast hinter sich hat, sind die Blütenknospen des Weißdorns noch nicht aufgegangen. Das ist für diese Zeit eher ungewöhnlich. Gut aber, denn die neuen Bienen sind immer noch nicht eingetroffen. Und der Weißdorn ist erfahrungsgemäß die erste einträgliche Tracht. So freue ich mich auf die nächsten sicherlich ereignisreichen Wochen. Noch eine gute Nachricht. Aus der Nachbarschaft habe ich dank Vs Nachfrage einige erst kürzlich geschnittene Astabschnitte eines Feigenbaums erhalten. Die werde ich morgen Nachmittag einmal genau unter die Lupe nehmen und so viele Stäbe wie möglich daraus gewinnen. Das kommt gerade zur rechten Zeit, nachdem mir das Material schon weitgehend ausgegangen war und neues nirgendwo aufzutreiben ist.

Noch nicht stabil – der Frühling

Es war gut, dass ich die Gleditschien noch nicht ins Freie gebracht habe. Denn die Nächte sind jetzt sehr kalt, teilweise unter Null. Das hätten die noch zarten, gerade erst entstandenen Blätter nicht vertragen. Dabei war ich froh, dass sie den Winter überlebt haben. So warte ich besser noch einige Tage, bis der Frühling auch in punkto Temperatur Stabilität zeigt. Morgen früh noch die Kanten für eines der Armbänder, und dann sind die jüngsten Aufträge abgearbeitet. Die nächsten Kreationen können kommen.

Kastanie-Ulme-Kombination

Die Arbeit an den Perlen geht mir zurzeit sehr leicht von der Hand. Das macht wohl die nicht unerhebliche Übung. Demnächst werde ich alle möglichen neuen Kombinationen auf der Wunschbaum-Shop-Seite ergänzen und damit ein noch breiteres Spektrum präsentieren können. Heute also Esskastanie und Ulme, zwei widerstandsfähig und nicht ganz einfach zu bearbeitende Hölzer. Im Ergebnis wirken beide sehr charakterstark und eigenwillig, in diesen Kombination also eine Art Konkurrenz. Aber ich bin sicher, es wird den Träger und die Trägerin gut begleiten und eine deutliche Energie ausstrahlen.

Schwarz- vs. Weißdorn-Weiß

Das landschaftliche Blütenbild wird derzeit von den Schlehenhecken und den Kirschbäumen bestimmt. Sie tupfen das beginnende Grün mit leuchtendem Weiß, das bei so schönem, hellem Wetter wie gestern und heute das Licht wunderbar reflektiert und den Tag noch heller und strahlender aussehen lässt. In anderen Jahren war das schon Mitte März fällig. Nun also mit einiger Verspätung. Und wenn es erst einmal wieder wechselhaft und kühler wird, werden sich die Blüten vermutlich auch noch eine Weile halten, bis sie von dem ebenfalls weißen, aber mit etwas Rosa akzentuierten Blütenmeer der Weißdornhecken abgelöst werden. Letztere sind mir irgendwie sympathischer. Wie auch der ganze Strauch mir lichthafter und mit positiverer Energie aufgeladen erscheint. Im Vergleich zum Schwarzdorn, der etwas Wehrhaftes, Sperriges, nicht sehr Einladendes ausstrahlt. Heute aber überwog bei oberflächlicher Beobachtung das Lichtweiß seiner Blüten.

Landschaftserkundungen

Das war nun eindeutig der sonnenreichste Tag des bisherigen Jahres. Es war schon am Vormittag zu erkennen, dass es heute durchgehend wolkenlos bleiben würde, und konstant im Sonnenschein. Das hat mir den bisherigen Solarstromrekord beschert: über 55KW. Leider soll es Anfang kommender Woche wechselhafter werden. Es wäre schön, den Vorsprung weiter auszubauen. Meinen Gleditschien hat die Sonne ebenfalls gut getan. Sie haben schon eine Reihe ihrer Fiederblätter ausgebreitet. Und draußen hat der Ginkgo sämtliche Blattknospen gleichzeitig geöffnet. In den nächsten Tagen werden sich die Blätter entrollen und auffalten. Und dann kann er Sonne tanken bis zum Spätherbst, und hoffentlich ordentlich an Dicke zulegen, damit er stabiler wird und irgendwann auch ohne Stütze auskommt. Die Landschaft habe ich am Vormittag nach langer Zeit einmal wieder vom Rad aus erkundet. Ganz gut, um ohne viel Zeitaufwand aktuelle Eindrücke zu sammeln. Aber natürlich nicht so kontemplativ wie ein Spaziergang, während dessen man sich an die jeweiligen Landschaftsstimmung herantasten kann. Mal sehen, ob es mir gelingt, das Radfahren neben dem Gehen wieder neu zu entdecken.

Geheimnis der Gleditschien

Ein verdammt langer und arbeitsreicher Tag. Aber ein erfolgreicher und ein sonniger dazu. Nun ist also der Garten wieder blitzblank und bereit für die Sommersaison. Wir konnten zum ersten Mal draußen sitzen. Und natürlich ist auch die Arbeit am Holz so viel angenehmer und abwechslungsreicher. Nur so konnte ich auch das Mammutprogramm bewältigen. Und morgen bleib etwas Zeit für die erste Radtour des Jahres, und seit Jahren. Mit der Holzarbeit und vielem anderen geht’s dann in der neuen Woche weiter. Eine Überraschung heute Morgen, als ich einen Blick auf eine der beiden jungen Gledtischien auf meiner Fensterbank warf: Über Nacht war einer der im Boden liegenden gekeimten Samenkerne tatsächlich an die Oberfläche getreten. Man weiß nicht, woran sich das orientiert. Vielleicht war es das erste richtige Gießen seit der Überwinterung, die etwas in Gang gesetzt hat. Andere Kerne bleiben jahrelang im Boden, ohne dass sich etwas tut. Es bleibt wohl ein Geheimnis dieser Art. Und für uns bleibt es spannend zu sehen, ob eines der Bäumchen tatsächlich einmal große und mächtig wird. Angesichts der jetzigen streichholzdünnen Stämmchens kann man es sich kaum vorstellen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.