Sonne entschädigt

Ganz schön anstrengend war dieser Tag. Aber die Sonne entschädigt für vieles. Bei so viel Septemberlicht ist mit einem schönen Spätsommer zu rechnen. Und vielleicht wird es ja doch noch etwas mit unseren Weintrauben, den wenigen Äpfeln in diesem Jahr, und mit den Feigen. Eigentlich war es in Bezug auf die Feigen im Vorjahr genauso. Ende September bis Anfang Oktober konnten wir endlich einige ernten. Mediterrane Stimmung kommt bei diesem Timing zwar nicht auf. Aber auf die Art müssen wir auf das schöne Ritual des täglichen Nachsehens und Pflückens der gerade reifen Früchte nicht verzichten.

Kraftvolle Kombinationen

Morgen gebe ich das Armband und die Halskettenperlen für die Bestellerin aus Österreich auf den Weg. Eine recht schöne Arbeit, mit einer ungewöhnlichen Kombination verschiedener Hölzer: Apfelbaum, Weide, Kirschbaum, Tanne, Linde, Birke, Walnussbaum, Hasel und Ahorn. Die haben bestimmt jeweils eine ganz persönliche Bedeutung. Das trifft genau das, worum es in diesem Projekt geht: Die Symbolik der Bäume, und das heißt unser Verhältnis zu den Bäumen und ihren vielschichtigen Bedeutungen im Leben, handgreiflich zu machen. Am Wochenende folgt die nächste Arbeit, wieder einmal mit einer neuen Kombination: Zürgelbaum und Esche. Ich habe einen dunkleren Abschnitt aus dem Kernholz der Esche genommen, damit der Kontrast zum Zürgelbaum deutlicher herauskommt. Denn die auch leicht reflektierende Oberflächenstruktur des weißlichen Eschenholzes ähnelt sehr der des schimmernden Zürgelbaums, v. a. in Farbton und Helligkeit. So werden sie sich gut ergänzen und von der zweifellosen Energie der Träger zeugen.

Sonnenlichtdosen

Das Wandelröschen, das sich in den letzten beiden Jahren zu einem kleinen Bäumchen entwickelt hat, machte am Abend einen ziemlich schlappen Eindruck. Wir hatten es wegen des heftigen tagelangen Regens nicht gegossen. Und heute war die Sonne zeitweilig doch sehr intensiv. Dann sind die Speicher offenbar schnell wieder geleert. Eigentlich sieht es ja ganz gut aus. Wenn man von diesem 1. des Monats ausgeht, dann könnte es etwas werden mit dem Indian Summer. Traditionell sind die 2. und 3. Woche die besten im September. Manchmal ist es aber auch vorgezogen oder verlagert sich umgekehrt in die zweite Hälfte. Hauptsache die warme Septembersonne kommt überhaupt und hält möglichst lange an. Und wenn dann noch ein goldener Oktober folgt, sind wir mit dem heftigen Jahreswitterungsverlauf wieder versöhnt. So intensiv wie in diesem Jahr habe ich den Wechsel von Wolken, Hochnebel und Sonnenphasen bei strahlend offenem Himmel noch nie erlebt. Der Anlass ist klar, aber dennoch nimmt man die Witterungswechsel gewöhnlich nicht so differenziert wahr. Man fühlt sich wohl oder unwohl, redet vom schlechten oder guten Wetter. Wie stark das aber von der Dosis Sonnenlicht und der Art seiner Verteilung im Tagesverlauf abhängt, das ist hochgradig spannend zu beobachten. Mit diesen Dingen, die gewöhnlich nicht Gegenstand von Betrachtungen sind, kenne ich mich inzwischen bestens aus.

Abschied nach 49 Jahren

Für M. war das ein historischer Tag. Nach 49 Jahren nahezu ununterbrochener Arbeit ihr Geschäft aufzulösen, ist schon ein großer Schritt. Nicht nur für sie, ebenso für den Rest der Familie. Das Abschiednehmen und Bedauern schien kein Ende mehr nehmen zu wollen, und ist wohl auch nach diesem Schlusstag noch nicht zu Ende. Aber das gehört eben dazu und ist sicher für M. wichtig, so viele positive Reaktionen zu erfahren, auch von Menschen, von denen man solches vorher nicht unbedingt erwarten konnte. Auch wenn die Mangelstube nun geschlossen ist, irgendwie wird sie immer ein Teil unseres Lebens bleiben, nicht nur weil sie ja noch vorhanden ist und gelegentlich für eigene Zwecke zum Einsatz kommen wird. Ich fände es jedenfalls schön, wenn das Zimmer möglichst lange seinen gewohnten Charakter behalten würde. M. sprach davon, es etwas umzugestalten. Auch gut, solange die Mangel an sich an ihrem Platz bleibt. Vielleicht hat M. ja jetzt mehr Lust, mich ab und zu meinen Spaziergängen zu begleiten. Bisher war das auf wenige Tage im Jahr beschränkt, wenn sie sich gerade Mal Zeit und Energie abzweigen konnte. So könnte sich das Familienthema ,,Natur, Blumen und Bäume“ auf neue Weise entfalten.

Kondensiertes Licht

Möglicherweise liegt am langsamen und heute sogar drastisch spürbaren Rückgang des Lichts, dass die Menschen sich wieder mehr dem Thema Baum verbunden fühlen. Wenn das Herbstlaub sichtbar ist, werden die Bäume auch in ihrer physischen Qualität wieder stärker bewusst. Und in den weniger augenfälligen Zeitphasen dominiert häufig das Abstrakte, die symbolische Kraft der Bäume als Lebenssymbole. Das merke ich gerade in diesen Tagen wieder, z. B. im Zuspruch zu wunschbaum.de, aber auch am wieder wachsenden Interesse an den Lebensbaum-Armbändern, mit denen sich die Kraft und Energie der Bäume quasi am Handgelenk tragen lässt. Das wird umso attraktiver, je weniger die Bäume da draußen für uns zugänglich und sichtbar sind. So begreife ich diese kunsthandwerklichen Produkte heute nicht nur als Erinnerungsmarken solcher Menschen, die sich ganzjährig für Naturprozesse und speziell die Bäume interessieren. Sie können auch kompensatorische Funktion haben, wenn mit ihrer Hilfe das kondensierte und quasi im Holz gespeicherte Licht der hellen Jahreszeit in der dunkleren spürbar wird.

Baum – Licht – Holz

Für einen Sonntag im Spätsommer war es in Ordnung. Während der Woche hätte ich aber wieder gerne besseres Wetter, weniger Regen und mehr Sonne. Bitteschön. Denn das ist besser fürs Arbeiten, insbesondere, wenn man, wie ich wieder in den nächsten Tagen, am Holz zu Werke ist. Das lebt eben, wie die Bäume, aus denen es gewonnen wurde, vom Licht. Während der Bearbeitung ist das Licht deshalb notwendig, wenn die Lust an der Arbeit und deren Qualität nicht leiden soll. Gegenüber heute kann es eigentlich nur besser werden. Ich hoffe, M. schafft auch noch die letzten beiden Tage ihrer offiziellen Geschäftszeit. Und macht sich nicht am Ende jetzt noch völlig verrückt deswegen.

Armbänder und Nüsse

Sehr viel sonniger als erwartet war es heute. Und das war gut für den Rest meiner Handwerksarbeit. Die macht im Freien am meisten Freude und läuft dann auch reibungsloser. Jedenfalls sind jetzt wieder einmal zwei Armbänder fertig gestellt. Und die Tagua-Nüsse habe ich ebenfalls alle noch mal bearbeite, mit feinerem Papier, so dass jetzt nur noch ein letzter Polierschliff fehlt. Insgesamt sind es 17 Nüsse, 14 davon mit Intarsien. Ich überlege noch, ob ich sie nur als Geschenk aufbewahren soll, oder sie doch zusätzlich in den Wunschbaum-Shop aufnehme. Zumindest wäre es ein interessanter Versuch, zu entdecken, ob ich Aufmerksamkeit für ein so unwahrscheinliches Produkt wecken kann. Das geht sicher nicht ohne Erläuterung: Was ist Tagua, warum als Handschmeichler, warum mit Intarsien u. s. w. Morgen früh werde ich noch Ms zahlreiche Blumengeschenke ablichten. Und der Rest des Sonntags wird vor allem vom Wetter abhängen.

Übergang

Ein anstrengender Tag, vor allem wegen des wechselhaften und meist düsteren Wetters, das so gar nicht in die Jahreszeit passt. Da war es ganz gut, dass ich größtenteils im Freien arbeiten konnte. Und das meiste ist auch schon unter Dach und Fach. Morgen nur noch der Abschluss und vielleicht die Vorbereitung des nächsten Auftrags. Der Zustand der Feigen stimmt mich etwas pessimistisch, denn sie bewegen sich wirklich überhaupt nicht. Und bei so wenig Sonne ist ein Fortschritt auch nicht zu erwarten. Bleibt nur noch die Hoffnung auf einen ausgedehnten und intensiven Altweibersommer. Den finde ich immer sehr schön, weil einerseits die Sonne noch wärmt, und andererseits die für diesen Monat charakteristische Veränderung des Lichts hin zu einem intensiveren und wärmeren Nachmittagslicht die Atmosphäre bereits herbstlich gestaltet. Ein spannender Übergang in eine ebenso schöne Jahreszeit.

Richtige Entscheidung zum rechten Zeitpunkt

M. freut sich dieser Tage sehr über die vielen Blumengeschenke anlässlich ihrer bevorstehenden Geschäftsaufgabe. Auch ohne diese Zeichen der Anerkennung und des Bedauerns hätten wir gewusst, wie sehr die Kunden Ms Jahrzehnte lange Arbeit schätzen und die Atmosphäre des kleinen Geschäfts mögen. Das gehört zu den Dingen, die bleiben, auch wenn es künftig sehr viel ruhiger im Haus sein wird. Eine Umstellung für uns alle, die wir eigentlich immer schon mit dem regelmäßigen Rotieren der Mangel und all den Aktivitäten und Kommunikationen, die sich daraus ergeben, vertraut waren. Aber auch eine Chance, neue Wege im Alltag zu gehen und vielleicht das weniger Anstrengende in den Vordergrund zu stellen. Eine große Herausforderung ist das für M., die sich lange vor diesem Schritt geziert hat. Aber nach einer längeren Phase des Abschiednehmens und begleitet durch die vielen schönen Reaktionen der Kunden ist die Entscheidung, denke ich, letztlich doch die richtige zum rechten Zeitpunkt gewesen. Im Sommer, wie M. es sich immer vorgenommen hatte. Denn vor Weihnachten wäre es sicher noch viel schwerer gefallen. Ich freue mich jetzt auf die Arbeit des Wochenendes, für die ich heute schon die Vorarbeiten geleistet habe. Eine neue Kombination (Apfel-Weide) und die gestern schon erwähnte Rarität, deren markanten Duft ich heute bei der Bearbeitung noch einmal erleben durfte.

Kaffeebraune Schönheit

Nun, die Bürokratie hätte ich weitestgehend bewältigt. Denke ich jedenfalls. Der Rest dürfte nicht mehr ganz so aufwändig und lästig sein. Wieder Zeit, mich den interessanten Dingen zu widmen. Dazu gehört Bildschirmarbeit, aber am Wochenende auch wieder die handwerkliche Arbeit mit Holz. Ein seltener Wunsch: Kaukasischer Walnussbaum. Auch das wieder eine Reminiszenz an frühere Zeiten, an den Beginn meiner Beschäftigung mit Hölzern. Aus diesem Holz habe ich eines meiner ersten Armbänder hergestellt. M. trägt es immer noch. Und es hat an seiner kaffebraunen Schönheit bis heute nichts eingebüßt. Nur das Wetter wird wohl nicht so ganz dazu passen. Wir bleiben optimistisch.

Rückblick und Lebensalter

Eher bürokratische Gründe waren es, die mich heute nach langer Zeit wieder mit meinem Lebenslauf in Kontakt gebracht haben. Die gesamten Abläufe bis zur Schulausbildung zurückzuverfolgen und zu belegen ist wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, während der an Hand alter Dokumente schon fast Verschüttetes wieder ins Bewusstsein kommt. Allerdings stelle ich bei solchen Gelegenheit immer wieder fest, dass ich absolut kein Mensch bin, der in der Vergangenheit lebt oder Aktuelles auf Zurückliegendes zurückführt. An vieles in dieser Vergangenheit kann ich mich kaum erinnern, kann kaum glauben, mich mit Diesem oder Jenem tatsächlich intensiv beschäftigt zu haben. Und deshalb erscheint im Nachhinein Einiges auch Unwirklich und Unwahrscheinlich. Dinge, die ich hinter mir gelassen und seitdem nicht mehr vermisst habe. Aber auch anderes, das wieder aus der Versenkung hervorgeholt, im Hier und Jetzt neue Anstöße bei verändertem Blickwinkel geben könnte. Insofern sind gelegentliche Vergangenheitsreisen nicht sinnlos. Sie können die Vielschichtigkeit des Lebens plastisch machen. Zuletzt ist mir das vor einigen Jahren beim Verfassen meines Textes über die biographische Bedeutung der Bäume so deutlich geworden. Und wer weiß, vielleicht rückt das Zeitthema mit zunehmendem Lebensalter ja auch auf anderen Interessengebieten stärker in den Mittelpunkt.

Ohne Ablenkung

Mal wieder Extremschwankwetter heute. Das bekommt eigentlich keinem wirklich gut. Und so scheußlich, dass ich mit Ausnahme einiger Behördengänge mit M. kaum vor die Tür gekommen bin. Noch nicht einmal den Ginkgobaum habe ich besucht. Na ja, das erleichtert andere, weniger begeisternde Arbeiten, da man kaum abgelenkt wird. Und davon hatte ich heute einige. Ich hoffe, mich in den kommenden Tagen wieder den eigenen Projekten widmen zu können. Dazu gehört auch das hoffentlich nie endende Wunschbaum-Projekt.

Gelungene Fotoarbeiten

Die Fotografie beschäftigt mich in diesen Monaten doch sehr intensiv. Heute stand das Dank-Grußkartenprojekt von M. auf dem Programm. Sie hatte sehr schöne Utensilien, mit denen wir etwas experimentiert haben. Schon während der Aufnahmen war mir klar, dass zumindest ein geeignetes Bild dabei sein würde. Schließlich waren es dann ca. 4, die eine ausreichend gute Qualität hatten. Auf Hochglanzpapier ausgedruckt und auf Kartons aufgeklebt sind sie auch schon. Bei der Gelegenheit habe ich gleich auch noch einige postkartengroße Ausdrucke der Vintage-Letters-Serie angefertigt. Auf die war M. besonders gespannt. Und tatsächlich lässt sich dieses Motiv ja auch sehr gut zu allen möglichen Anlassen gebrauchen. Daran werden M. und ihre Adressaten sicher noch viel Freude haben. Ich freue mich sehr, dass der virtuelle Wunschbaum in den letzten Wochen wieder häufiger aufgesucht wird. Offenbar haben die Menschen wieder mehr Mut zum Wünschen. Vielleicht liegt es aber auch an meinem Eintrag in einer neuen Linkliste, dass neue Menschen den Weg zum Wunschbaum gefunden haben. Ich freue mich auf jede Interaktion und Kommunikation, die auf diesem Wege ins Leben gerufen wird.

Arbeit an den Tagua-Nüssen

Das war genau das richtige Wetter für einen Samstag. Und ich hoffe, der Sonntag fällt nicht weniger sonnig aus. Am Nachmittag habe ich mir endlich einmal meine so lange liegen gebliebenen Tagua-Nüsse vorgenommen. Ich wollte das unbedingt noch im August abschließen, da diese Handarbeit, die fast ausschließlich im Abschleifen der extrem harten Nüsse mit Schleifpapier unterschiedlicher Körnung besteht, bei Sonnenschein am angenehmsten ist. Und nun sind alle Kanten und Ecken aller Nüsse auch geglättet. Die ganz feinen Papiere habe ich nicht mehr geschafft, aber der August geht ja auch erst Anfang übernächster Woche zu Ende, und bis zum kommenden Wochenende wird das auch noch erledigt. Ich schwanke noch, ob ich die mit Intarsien besetzten Nüsse als Geschenke aufgewahren soll, oder ob wir sie in der Wohnung zu Dekorationszwecken verwenden. Zwischendurch habe ich auf Ms Wunsch hin noch einige Stillleben bei Tageslicht fotografiert. Wir werden diese Serie morgen Vormittag, diesmal aber im Innenraum mit verändertem Hintergrund fortsetzen. Ich bin gespannt, was Schönes daraus wird.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.