Gemeinsinnstifter

Ich weiß nicht, warum M. sich seit einigen Jahren so einen riesigen Kopf um Weihnachten macht. Ich habe das eigentlich immer als etwas sehr Heimeliges und Spannendes wahrgenommen. Für M. scheint aber inzwischen diese frühere Freude zu einer Art Belastung geworden zu sein. Obwohl sich ja eigentlich am Weihnachtsfest und seinen wunderbaren Ausdrucksformen nichts Wesentliches geändert hat. So liegt die Veränderung wohl in der Einstellung. Vielleicht auch in einer veränderten Wahrnehmung dessen, was man selber und andere vom Weihnachtsfest erwarten. Ich finde das sehr schade, denn solche Veränderung müsse m. E. gar nicht sein, wenn man sich auf den eigentlichen Sinn konzentriert und vielleicht auch wieder mehr grundsätzlich beginnt zu denken und zu beobachten. Vielleicht machen wir Weihnachten wie so vieles Andere in der kulturellen Tradition einfach zu kompliziert. Seine Stärke gewinnt es doch immer aus einem Grundgedanken, einer universalen und kulturübergreifenden Symbolik des Friedens, der Versöhnung, des Wiedererwachens und der Hoffnung. Das in den Mittelpunkt zu rücken, bemühe ich mich seit einiger Zeit in meinen eigenen weihnachtlichen Aktivitäten, den Fotografien und Gestaltungen, den Grußkarten und darauf bezogenen Kommunikationen. Am leichtesten und überzeugendsten finde ich diese Einfachheit und Klarheit des Sinns aber in der Form des Weihnachtsbaums wieder. Der Baum ist darüber hinaus auch ein Gemeinsinnstifter. Er vermittelt diese Gemeinsamkeit, nicht nur, wenn man ihn gemeinsam betrachtet. Das Verbindende der Weihnacht wird auch in der einsamen, stillen Betrachtung des Weihnachtsbaums aktualisiert und aus den Tiefen unseres kollektiven Bewusstseins hervorgeholt. Ich kenne kaum ein Symbol, das dies besser kann.

Ginkgo-Holz aus Duisburg

Große Überraschung: Nachdem ich seit einigen Monaten darum bemüht bin, werde ich nun doch einige Abschnitte aus den Duisburger Ginkgo-Fällaktionen erhalten. Die Fällung einer größeren Anzahl von Ginkgobäumen im Duisburger Stadtgebiet, die wegen der Geruchsbelästigung durch faulende Früchte durch einige Anwohner initiiert wurde, war zuvor monatelang ein Streitthema, mit dem sich die lokalen Medien sowie der Stadtrat mehrfach beschäftigt hatte. Nach langem Für und Wider und wohl einigen Kompromissen soll nun doch ein Teil der Bäume gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt werden. Die ersten Fällungen haben schon stattgefunden. Und davon werde ich einige Stücke vom oberen Stammabschnitt erhalten. Diese Abschnitte lassen sich, da nicht astfrei, ansonsten nicht vermarkten. Für mich spielt das dagegen keine große Rolle. Ich hoffe, dass ich das planerisch irgendwie regeln kann. Die Fahrt nach Duisburg während der Woche – mal sehen, welchen geeigneten Termin ich dafür finde. Dass ich das Holz erhalte und später daraus Symbolarmbänder herstellen kann, finde ich jedenfalls klasse.

Unser heutiges Naturverhältnis ist eine Wiederannäherung

Dieses Wochenende wird einmal wieder von der Holzarbeit bestimmt sein. Ich denke, morgen mit den Stäben zu beginnen und hoffe auf ein paar Stunden mit etwas Sonne. Ohne die ist die Arbeit am Holz nicht sehr angenehm. Den Rest werde ich dann am Freitag und Samstag realisieren. Ich bin sehr gespannt, ob die neue Initiative in der LandIDEE Früchte tragen wird. Vom Konzept her finde ich die Platzierung sehr passend. Denn es handelt sich bei den Holzarmbändern ja tatsächlich um eine Idee, die sich rund um ein Kernsymbol der Natur dreht, einer Natur, die man alltagskommunikativ häufig mit dem ,,auf dem Land“ in Verbindung bringt. Natürlich sagt eine solche Zeitschrift auch einiges über unser heutiges Naturverhältnis. Es ist eine über dem Umweg der Kultur laufende Wiederannäherung an etwas, das Menschen einmal selbstverständlich gewesen war. Es ist so, als ob man verloren Gegangenes wieder finden müsste, mit großer intellektueller Kraftanstrengung, aber dann auch mit einer gedanklichen und symbolischen Durchdringung, die früheren Zeiten unbekannt gewesen sein dürfte. Also ein ganz verändertes Verhältnis zu den natürlichen Lebensgrundlagen, der belebten Welt außerhalb von uns. Alle meine Projekte, im Internet wie in der realen Welt, setzen auf diesen Umweg. Ich meine, es ist die einzige Möglichkeit, einen zeitgemäße, ehrliche Veränderung und Wiederannäherung zu erreichen. Bloße Naturromantik hilft da nicht weiter. Ich versuche eine Brücke zu schlagen und etwas von meinen eignen Erkenntnissen auf diesem Weg auch weiter zu geben.

Der Tradition weihnachtlicher Symbolik entsprungen

Ich freue mich sehr, dass mein Adventskranzengel in diesem Jahr wieder eine Renaissance erfährt. Das war vergangenes Jahr noch anders, da war er zur wichtigsten Zeit, Ende Oktober bis Anfang Dezember, von der ersten fotolia-Suchseite bei ,,Adventskranz“ und ,,Weihnachtsbaum“ verschwunden. Dieses Mal kann er sich dagegen gut halten und erscheint ab und zu sogar an der ersten Suchposition. So richtig ist das ,,Weihnachtsgeschäft“ im Feld der Werbung aber doch noch nicht angelaufen. Die Zugriffe zeigen sich noch sehr verhalten. So als ob die Menschen erst noch anderes zu erledigen hätten, bis sie sich auf die 5. Jahreszeit einstellen können. Wenn ich das Bild des von M. vor 4 Jahren selbst gebundenen Weihnachtskranzes mit vergleichbaren Motiven anderer Fotografen vergleiche, stelle ich fest, dass er mit Abstand der individuellste, vielleicht der einzige wirklich individuelle ist. Die anderen wirken wie Standardkränze aus dem Gartencenter oder serienmäßig dekorierte Mitnehmartikel aus dem Billigsortiment. Einen so schönen Kranz mit Zweigen unterschiedlicher immergrüner Bäume, kombiniert mit Efeuzweigen und -früchten, den findet man sonst nirgendwo. Was in dieser Form einer echten Verbundenheit mit der Tradition weihnachtlicher Symbolik entsprungen ist, finden offenbar auch andere attraktiv. Das zu sehen, ist mir immer wieder eine wichtige Bestätigung.

Weihnachtsbaum und Entschleunigung

Da bin ich mal gespannt, ob ich in diesem November das Sonnenstundenergebnis des Vorjahres erreiche. Das war schon nicht besonders. Aber diesmal könnte es noch dürftiger ausfallen. Es sei denn, uns sind noch einige so schöne Tage vergönnt wie gestern. Das kann den Schnitt dann nach oben korrigieren. Für die Pflanzen machen solche kurzen Ausreißer allerdings keinen Unterschied mehr. Die haben sich zurückgezogen und bemühen sich, die Zeit bis zum Frühjahr möglichst schadlos hinter sich zu bringen. Ich merke, wie die Zeit zum Jahresende hin immer knapper wird und schneller vergeht. Das ist seit Jahren so, und ich habe den Eindruck, die Geschwindigkeit vergrößert sich. Das ist es, was viele veranlasst, im Weihnachtsfest eine Art Bedrohung zu sehen. Es ist einfach der gefühlte Zeitmangel, die zu große Geschwindigkeit, die so gar nicht zum eigentlichen Charakter des Festes passen mag. Aber wenn der Heilige Abend dann da ist und man es schafft, in diesen Stunden den Geist der Weihnacht zu vergegenwärtigen, dann geschieht das am ehesten im Angesicht des Weihnachtsbaums. In diesem Moment kann die Zeit dann still stehen und die als unangenehm und bedrohlich empfundene Geschwindigkeit bedeutungslos werden lassen.

Frühlingsintermezzo

Nach dem supertrüben Tag gestern sah man sich heute geradezu in den Frühling versetzt. Ich kann mich erinnern, in solcher Atmosphäre schon einige Male das Osterfest erlebt zu haben. Unglaublich. Und morgen wird es vermutlich wieder ins Gegenteil umgeschlagen sein. Man glaubt gar nicht, wie sehr man von der Sonne abhängig ist. Und wie stark sich das auf das Wohlbefinden auswirkt. Heute dürften die meisten in einer ganz anderen Stimmung gewesen sein. Das einzige, was gestern noch unerledigt blieb, haben wir heute nachgeholt: Der Feigenbaum hatte einen stark geschädigten Ast, der unter der Rinde schon ganz zerbröselt war. Es hätte keinen Wert gehabt, ihn über den Winter am Baum zu belassen. Und so haben wir ihn abgesägt. V. wird die Schnittstelle später noch mit Baumbalsam versiegeln. Damit er bei den bevorstehenden Frösten nicht noch mehr leiden muss. Ich hoffe sehr, dass er im neuen Frühjahr einen besseren Start findet als dieses Jahr und dann auch wieder Früchte trägt. Und dass er sich im Kampf ums Licht gegen den viel höheren Nashi behaupten kann. Die erste Weihnachtsbeleuchtung ist nun auch schon angebracht. V. und ich haben die Lichterkette über der Grotte drapiert. Leider ist ungefähr die Hälfte der Lichtchen defekt. Aber bei Dunkelheit ist das Funkeln der verbliebenen immer noch sehr eindrucksvoll und erfreut mich am Abend bei jedem Blick aus dem Fenster.

Der Nussbaum hat einen neuen Standort

Wir haben den richtigen Zeitraum zwischen den Regenfällen erwischt. Nach dem Essen konnten wir also unseren Walnussbaum umpflanzen. Am schwierigsten war es natürlich, die noch jungen, aber schon ziemlich weit verzweigten Wurzeln auszugraben, ohne allzu viele davon zu verletzen. Ohne Blessuren an der Rinde und ohne eine gewisse Gewalt ging es dann auch nicht. Eine schon kräftige Wurzel verlief wie eine Brettwurzel fast waagerecht dicht unter der Erdoberfläche, eine weitere pfahlartige reichte tief senkrecht in den Boden hinein. Nachdem wir aber die Wurzel mit dem Spaten möglichst großzügig freigelegt und mit der kleinen Grabschaufel noch mehr Erde zwischen den einzelnen Wurzeln herausgeholt hatten, ließ sich der Rest dann ganz gut herausziehen. Ich hoffe, der Baum wird diese Aktion verkraften, die kleinen Verletzungen verschmerzen und vor allem im Winter keine Frostschäden davontragen. Besser gestützt als vorher ist er jetzt auch. Wir haben extra einen der dünneren Fichtenstämme vom Bienenhaus geholt, die V. kürzlich dort zum Trocknen gelagert hatte. Genau die richtige Höhe und Stärke, um den noch dünnstämmigen Baum zu stützen und etwas gerade zu biegen. Gute Voraussetzungen für sein weiteres Wachstum. Die richtige Höhe hat er jetzt schon, denn die Krone ragt über die Weinrebentriebe hinaus und wird im Frühjahr keine Probleme haben, das Sonnenlicht einzufangen und neue Blätter zu bilden. So können wir mit der Aktion heute zufrieden sein.

Überlegungen zum Umpflanzen

Das trübe und stürmische Wetter hat zumindest den Vorteil: Man kommt mit der Arbeit gut voran und wird im Übrigen kaum abgelenkt. Da ist die Schreibtischarbeit direkt die bessere Alternative. Morgen soll es ungewöhnlich mild werden, um die 15 °C. Ich denke, dass ist die Gelegenheit, endlich den Nussbaum umzupflanzen. Seine Blätter sind vor einer Woche bereits gefallen. Jetzt dürfte er alle Säfte in den Wurzelstock zurückgezogen haben. Der richtige Zeitpunkt also. Und bei den Temperaturen wird es auch nicht so schwierig, den Boden aufzugraben. Einfach wird das nicht, da der Baum ja doch immerhin schon ca. 2,50 m Höhe hat. Allerdings ist er noch sehr dünn. So hoffe ich, dass die Wurzeln nicht allzu weit in die Tiefe reichen werden. Wir werden jedenfalls versuchen, so tief wie möglich zu graben, bzw. auch das neue Pflanzloch tief und locker genug anzulegen, damit er den Standortwechsel auch verträgt und nicht über den Winter eingeht. Die Verteilung der Bäume im Garten wird dann längerfristig sehr viel günstiger gelöst sein. Feigen- und Nussbaum werden sich später nicht ins Gehege kommen, da sie weit genug voneinander entfernt stehen. Und der Ginkgo ist jetzt schon so hoch herausgewachsen, dass seine untersten Äste bereits den Wipfel des Feigenbaums übersteigen. Etwas problematisch könnte es in eine paar Jahren nur bei dem Nussbaum werden. Wenn er nämlich reiches Laub trägt und dieses im Herbst dann auf dem Dach des ehemaligen Hühnerstalls abwirft. Das wird dann wahrscheinlich erweiterte Säuberungsaktionen notwendig machen. Aber bis dahin vergeht noch viel Zeit.

Holz – Licht

Weiter entfernt von der Ausgelassenheit der närrischen Zeit könnte dieser grau-nasse Novembertag nicht mehr sein. Da ziehen sich die meisten in ihre Häuser und Wohnungen zurück, versuchen diese Vorahnung des Winters zu überstehen – und denken vermutlich dabei weniger an Weihnachten als an die zurückliegende Sommer- und bevorstehende Frühlingszeit. Bis weihnachtliche Stimmung aufkommt, werden noch einige Wochen vergehen. Nur die Jahresendzeitatmosphäre, die hat sich schon breit gemacht. Ich bin ganz froh, dass fürs Wochenende keine Handwerksarbeit ansteht. Das ist bei nasser Kälte nicht wirklich erbaulich. Aber an den helleren Tagen freue ich mich auch im Winter auf diese Arbeit, die den Kopf freimacht und in Form der Lebensbaum-Armbänder vieles weiter gibt, was ich selber mit den Bäumen und ihrer Symbolik verbinde. An diesen Tagen fließt dann auch das Licht wie selbstverständlich ein und wird quasi im Holz konserviert. Eine Wiederholung und Verstärkung der Tatsache, dass das Holz seine Existenz dem Licht zu verdanken hat.

Bewältigungsstrategien

Zurzeit leiden wohl alle unter dem miesen Novemberwetter. Ich bin an solchen Tagen weit von der Natur entfernt. Da haben auch die gesungenen Mantras beim Heilkonzert des Vorabends nichts dran ändern können. Eigentlich bleibt nur die Flucht ins warme Zimmer und die Hoffnung auf die nächsten länger anhaltenden Sonnenphasen. Mögen wir das bald hinter uns lassen können. Tue ich es eben den Bäumen gleich, die sich jetzt schon fast vollständig von ihrer aktiven Phase entfernt haben und sich auf den Winter eingestellt haben. Gut zu wissen, dass alle Lebewesen diese Umstände teilen und ihre je eigenen Bewältigungsstrategien entwickeln.

Motivkonstanten

Jetzt musste auch noch der Bildschirm dran glauben. Damit hatte ich dann wirklich heute nicht mehr gerechnet. Vielleicht war er einfach müde, nach immerhin 2,5 Jahren ununterbrochener Arbeit. Wäre gut, wenn er möglichst bald ausgetauscht werden könnte. Anders ist es ungewohnt und nervig. Nach einem kurzen Hoch ist zurzeit Weihnachten wieder etwas in den Hintergrund getreten. Das verläuft eigentlich schon seit Jahren in Wellen, die sehr viel mit den momentanen Stimmungen zu tun haben. Schön ist aber, dass meine traditionell erfolgreichsten Weihnachtsbilder, der Adventsengel und der von M. in 2006 gebundene Weihnachtskranz aus Zypresse, Tanne und Efeuzweigen immer noch auf der ersten Suchseite erscheinen. Das zeigt, dass gut Motive ihre Qualität eigentlich nie verlieren, auch wenn sie bezüglich ihrer technischen Qualitäten nicht mehr up to date sein mögen. Nur das Weihnachtsbaummotiv, vor 2 Jahren deutlich im Mittelpunkt des Interesses, scheint nicht mehr so beliebt zu sein. Es kann jedenfalls mit den typischen weihnachtlichen Impressionen, die sich in Nahaufnahmen wärmender Kerzenflammen vor festlichem Dekorationshintergrund am besten ins Bild setzen lassen, derzeit nicht mithalten. Interessant auch, dass dieses Jahr nicht so viele neue Motive aufgetaucht sind. Die müssten jetzt eigentlich schon vorhanden sein, da gerade diese Wochen in punkto Vorbereitung die interessanten sind. Ab Anfang Dezember lässt es dann nach, denn die meisten Gestaltungen müssen dann meist schon in trockenen Tüchern liegen.

Der Weihnachtsgeist

Schön, dass wir dieses Jahr wieder einen Adventskalender aufhängen können. J. und W. haben mir einen geschenkt. Zusammen mit einem je nach Jahreszeit austauschbaren Holzkranz mit Laubsägeelementen und einem tollen Buch in Leineneinband mit Texten von Anselm Grün. Genau die richtige Lektüre für die bevorstehenden Winterwochen. Das Zypressenarmband vom Wochenende ist gut gelungen. Ich konnte es heute einfädeln und auch schon wieder den wunderbar charakteristischen Duft einatmen. Irgendwie laufen alle Linien jetzt schon auf die Weihnachtszeit zu. Und entgegen aller Reden von der Kommerzialisierung und dem Stress wollte ich diese nach wie vor nicht missen. Ich hoffe, dass es mir auch in diesem Jahr gelingt, den Weihnachtsgeist in der Vorweihnachtszeit aufleben zu lassen und das Fest seiner eigentlichen Bedeutung entsprechend wahrzunehmen.

Novemberdeutungen und die Ruhe der 7

Den echten Indian Summer in Kanada mit seiner sagenhaften Laubfärbung würde zwar gerne einmal erleben. Und dass es bei der Familie von C. im angrenzenden amerikanischen Bundesstaat um diese Jahreszeit zwar bitter kalt, aber sehr sonnig ist, ist absolut auch beneidenswert. Dennoch würde mir etwas fehlen, wenn ich die charakteristische Aura dieses Novembermonats, den ich als Übergangsmonat wahrnehme, so wie er sich in unseren Breiten zeigt, nicht mehr um mich hätte. Tatsächlich stirbt in der Natur schrittweise alles ab, angefangen von den letzten fallenden Blättern der Bäume und dem immer mehr sterbenden Grün überall in der Pflanzenwelt. Aber es bereitet sich andererseits auch etwas vor, nämlich die Phase, die auf den Wendepunkt der Sonne im Winter hinausläuft und in eben diesem ihre Umkehrung erfährt. Insofern ist der Niedergang immer mit einer Voraussicht und Vorfreude auf die Wintersonnenwende verknüpft. Der Tod lässt das neue Leben erwarten und entlarvt sich darin als nur eine Seite eines zusammenhängenden Ganzen. Als eine Phase in einem umfassenderen Kontinuum, das von vielen nicht immer geraden Entwicklungslinien durchzogen ist. An diesem Geburtstag konnte ich das gut aus einer gewissen Distanz betrachten. Nicht nur weil der Nachmittag von einem längeren Spaziergang über den Friedhof und den Besuch verschiedener dort beerdigter Bekannter geprägt war. Auch weil der Tag eine Ruhe in sich trug, die gut zur Quersumme meines aktuellen Alters, eben der 7 passt.

Baum und Holz: Fesselnde Themenfelder

Die Arbeit an der Zypresse ging mir heute leicht von der Hand. Im Null Komma Nichts war das Armband fertig. Möglicherweise auch, weil der Tag sonst nicht viele Abwechslungen zu bieten hatte und bei den milden Temperaturen das Arbeiten im Freien noch möglich war. Während der verschiedenen Arbeitsschritte im Keller zu sitzen, ist dagegen im tiefen Winter nicht immer die reine Freude. Was ich bei aller Unregelmäßigkeit der Bestellungen immer wieder feststelle: Dass diese Aufträge doch immer zur rechten Zeit kommen. Ich glaube, das hat universellen Schwingungen zu tun, mit einer Art gleich laufender Gestimmtheit. Und hängt nicht selten mit dem Außen, den natürlichen klimatischen Verhältnissen und all den emotionalen Reaktionen zu tun, die sich bei uns Menschen in Relation zu diesen einstellen. Bäume und Holz, die sind wie emotionale Kondensatoren. Sie ermöglichen es, unser Naturverhältnis in Form zu bringen, denkbar und anfassbar zu machen. Das ist einer der vielschichtigen Gründe dafür, dass mich diese Themenfeld schon so lange so intensiv fesselt.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.