Fortwährende Klärungen

Zurzeit durchlaufe ich wieder einmal eine eher puristische Phase. Ich merke das am Stil meiner Gestaltungen und Texte. Solche Phasen sind wichtig. Sie helfen die Gedanken zu klären und wirklich Sinnvolles und Mitteilenswertes hervorzubringen. Denn zu viel Sich-Einlassen kann den Blick aufs Wesentliche trüben. Und ich meine mit einer eher strikten Linie tatsächlich Kunden und auch Bekannten besser dienen zu können. Das Verspielte kann dann auch dazukommen. Und das Experimentelle. Aber bei dem Versuch, die Dinge klar zu machen, fällt mir immer wieder auf, wie viel man weglassen kann. Wie viel Ballast man abwerfen kann, ohne dass der Informationskern dadurch beeinträchtigt wird. Eine noch klarere Sprache und noch klarere Formen scheinen mir die Herausforderung dieser Zeit zu sein. Unordnung jedenfalls gibt es in allen gesellschaftlichen Bereich nur allzu viel. Grund genug, einen Ausgleich zu schaffen. Ich glaube, meine Beschäftigung mit den Bäumen ist ein wichtiges Element bei diesen fortwährenden Klärungsvorgängen. Von den Bäumen kann man das lernen, sich auf Wesentliches konzentrieren und das Individuelle zum Lebensprinzip machen, ohne das Verbindende mit anderen Individuen derselben Art aus dem Blick zu verlieren. Im je Besonderen das Allgemeine zum Ausdruck zu bringen. Darin hat auch Hermann Hesse einmal das Wesen der Bäume gesehen.

Erholungsphase

Es sieht nach Gewitter aus, wenn ich zum Fenster hinaus schaue. Aber das bewölkte Wetter hat die Feuchtigkeit der kurzen Regenfälle einmal nicht gleich wieder auftrocknen lassen. Sicher eine Wohltat für die Bäume, und für alle Pflanzen Zeit, sich wieder zu erholen und ihr Wachstum gleichmäßig zu gestalten. Ich bin froh, mit meiner Eigenpräsentation nach längerem wieder weiter gekommen zu sein. Jeden Tag ein Stück näher an dem, was ich mir als stimmig vorstelle. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine neue Bestellung. So 1-2 in den nächsten 10 Tagen würden die Bilanz des Monats sehr gut aussehen lassen.

Stolze Aura des Ginkgo

Der Ginkgo hat in diesem Frühjahr schon einen gewaltigen Wachstumsschub hingelegt. Dabei haben sich verschiedene Manschetten gelöst und verschoben, mit denen wir ihn an der metallenen Stütze festgebunden hatten. Aber nach einer kurzen Leiteraktion ist jetzt alles wieder in Ordnung und er kann sein vertikales Wachstum fortsetzen. Auch die Seitenäste legen kräftig zu. Bald schon wird er die typische Gestalt der großen Ginkgos haben, mit einer kerzengeraden Mittelachse und recht winklig abstehenden und sich windenden Seitenästen. Nur der Stamm ist noch etwas dünn, was ihn bei starkem Windgang bedrohlich zur Seite neigt. Die Stützen gibt ihm allerdings genug Halt, so dass kaum etwas Schlimmes passieren dürfte. Mit diesem Baum, den wir damals aus der Gärtnerei mitgebracht hatten, bin ich sehr froh, weil man ihn beim Wachsen förmlich zusehen kann und er zu allen Jahreszeiten, selbst im Winter eine stolze Aura um sich trägt. Es gehört nicht viel Hellsicht dazu, zu sagen, dass er eindeutig der höchste Baum des Gartens werden wird. ich meine, im Vergleich zu seinem ,,Konkurrenten“, der Nashibirne, ist er es vielleicht sogar jetzt schon. Das heißt auch, dass er bei der recht lichten Krone immer weniger ein Sonnenfänger für die umgebenden Bäume sein dürfte. Der Schattenwurf wird sich in Grenzen halten.

Mehr Zuversicht für Imker

Die Sonne scheint zurückzukehren. Dann könnte es doch noch ein guter Sonnenmonat werden. Auf jeden Fall aber besser als der Mai 2010, der doch sehr durchwachsen ausgefallen war. V. ist glücklich, man merkt es an seiner Stimmung, dass jetzt doch noch recht viel Frühtracht zu schleudern war. Wenn die Robinien noch nicht ganz verblüht sind, könnte es auch noch etwas mehr werden. Halbzeit sozusagen, die doch gegenüber den Krisenjahren einen Aufwärtstrend erkennen lassen. Wichtig wäre, dass die Lage sich stabilisiert und die Imker wieder mit mehr Zuversicht an ihre Arbeit gehen können.

Wohlschmeckender Mischblütenhonig

Es ist schön, dass V. jetzt doch jeden Tag 1-2 Kisten Honig mit nach Hause bringt. Das zeigt, dass sich die Bienen von dem wunderbaren Wetter der letzten Wochen doch haben animieren lassen, fleißig zu sein. Natürlich ist noch kein Robinienblütenhonig dabei. Den sammeln sie gerade erst. Aber die Frühlingsblüten aus Apfel, Weißdorn, Ahorn und verschiedenen weniger ergiebigen Baumblüten bilden eine wohlschmeckende Mischung. Deren Anteil an Weißdorn scheint hoch zu sein, denn der Honig beginnt jetzt schon auszukristallisieren und eine weißliche Farbe anzunehmen. Im vergangenen Jahr war es gerade diese Frühtracht, die besonders gut ankam. Wenn die Temperaturen jetzt bald wieder ansteigen und sich die Sonne wieder stärker durchsetzt, sehe ich die Aussichten für die Ernte 2011 ganz positiv. Immerhin stehen noch Kastanie und Brombeere aus. Damit dürften wir zumindest das Vorjahresergebnis übertreffen. Hoffen wir nur, dass die Völker sich weiter stabilisieren und sich die Schwäche nicht wieder flächendeckend ausbreitet.

Honigkalkulationen

Den Ruhetag habe ich nach langer Zeit einmal wieder wörtlich genommen. Es schien mir notwendig, wo so vieles schon in diesem Jahr bewegt wurde und mindestens genauso viel noch ansteht. Da muss es zwischendurch möglich sein, Ruhepausen einzulegen. Der Regen dieser Tage wird den Bäumen gut tun. Auch für sie eine Art Ruhepause, denn die Sonne kommt bestimmt bald zurück, und dann geht die Energie wieder ins Wachsen, Grünen, Blühen und Fruchten. Schön, dass die Regenfälle das noch befördern und zwischendurch für Abkühlung sorgen. Nicht gut allerdings für den Honigertrag, denn die Robinienblüten sind zurzeit aktuell. Und starke Regenfälle zerstören diese allzu schnell. Das zeigt die Erfahrung der letzten Jahre. Für den Gesamtertrag ist es aber wichtig, dass die Bienen gerade jetzt aktiv sind und viel arbeiten. Der recht flüssige Robinienhonig macht nämlich einen großen Anteil aus. Danach kommen nur noch Brombeere und Kastanie. Und das war es dann schon, hoffentlich nicht zu früh. Für eine Verzögerung sorgt zumindest die längere Blütezeit der Brombeeren. Wie die Edelkastanien dagegen honigen, das hängt von vielen Faktoren, u. a. vom Wetter ab, und ist deshalb nicht wirklich kalkulierbar.

Gedeihende Gartenbäume

Nun haben auch J. und W. wieder genug Brennholz für die kommende Grill- und Kaminsaison. Ihre Gartenbäume gedeihen wunderbar. Der Nussbaum vor dem Haus ist eine Pracht und anders als unsere am Bienenhaus überhaupt nicht vom Frost geschädigt. Auch Nüsse scheint er reichlich zu tragen, sofern sie nicht bereits frühzeitig abgefallen sind. Auch die kleine Edelkastanie hat sich gut entwickelt, mit ihren drei Spitzen und dem buschigen Astaufbau. Glanzstück hinterm Haus sind das Ebereschenpaar, das schon kräftige Stämmchen ausgebildet hat und dieses Jahr viele Früchte tragen wird, und die Nordmanntanne, die endlich eine richtige Spitze besitzt und sich nach einem gewaltigen Knick ihres Stammes nun doch noch senkrecht nach oben bewegt. Nur die Eibe sieht nicht so gesund aus, denn sie zeigt, obwohl luftig frei stehend, doch viele abgestorbene Nadeln. Ich hoffe, dass sie sich wieder erholt und sich im Ensemble der Gartenbäume langfristig noch wohl fühlt. Wenn nun V. auch noch seine Vespa mit nach Hause nehmen konnte, haben wir doch alle Pläne für heute erfüllt. Mehr ist an einem einzigen Samstag sicher nicht mehr zu schaffen. Wir können zufrieden sein.

Vorgezogene Samstagsarbeit

Wahnsinnig sonnig war auch dieser Tag, wahrscheinlich einer der lichtreichsten, seit wir die Anlage installiert haben. Und die sonnenhungrigen Bäume freuen sich, ungeachtet der immer noch zu gering ausfallenden Niederschläge. Besonders der Feigenbaum braucht dieses Licht und die gleichzeitige Wärme. Und auch die kleinen Gleditschien haben seit dem Frühjahr bereits einen riesigen Wachstumsschub hingelegt. Man kann förmlich beobachten, wie sie an Höhe gewinnen und wie ihre gefiederten Blätter die Sonne in sich aufnehmen, um aus dem dünnen Stengel, den er derzeit noch darstellt, bald einen Baum werden zu lassen. Mit der Ladung Brennholz, die wir am späten Nachmittag zurecht gesägt haben, werden J. und W. eine Weile auskommen. Ich hoffe, dass sie alles unterkriegen, zusätzlich zu dem schon eingekauften Brennholzvorrat. Und meine drei jüngsten Armbänder sind auch schon fertig. Wieder ein richtig arbeitsreicher Tag im Zeichen des Holzes. Aber eigentlich eine Samstagsarbeit, die wir nur wegen des Besuchs vorgezogen haben.

Feigenbaum-Revival

V. ist dieses Jahr unserem Feigenbaum viel wohler gesonnen als im Vorjahr. Sonst hatte er sich immer über ihn lustig gemacht und ihm nach den Schäden, die der Frost ihm zugefügt hatte, kaum noch eine Überlebenschance gegeben. Dass er sich jetzt aber wieder so eindrucksvoll aufgerappelt hat und schon so früh die ersten richtig großen Früchte hervorgebracht hat, scheint ihn beeindruckt zu haben. Vielleicht ist es das, der zu erwartende Ertrag, der ihn so optimistisch stimmt. Für mich ist das eher Nebensache, auch wenn das Ritual des sukzessiven Erntens eine Freude ist. Aber mir geht es vor allem darum, dass der Baum insgesamt wächst und kräftiger wird. Damit er sich in künftigen Wintern besser gegen die Kälte zur Wehr setzen kann oder nach Frösten schneller wieder neue Triebe ausbilden kann. Das scheint nach dem Totalausfall in 2010 jetzt wieder wahrscheinlicher. Ich hoffe, er wird mit den vielen kleinen Ästen sehr dicht werden und mit seinem ausgedehnten Blätterkleid jede Menge Sonnenlicht einfangen, um seinen Früchten die nötige Süße zu verleihen.

Power-Armbänder

Wieder drei Armbänder vorbereitet. Besonders die Kiefer fasziniert mich immer wieder. Sie strahlt eine solche Stärke und Souveränität aus. Als ob es sie schon immer gegeben hätte. Und als ob sie selber keinen Zweifel über sich zuließe. Ein sehr ausdrucksstarkes Holz, wenn es in dieser Form zu Perlen verarbeitet wurde. Eben sehr markant auf Grund des streifigen Musters, das durch unterschiedliche Ausprägungen von Früh- und Spätholz entsteht. Das Ergebnis jedenfalls macht Freude und kommt dem, was man vor zehn Jahren als ,,Power-Armbänder“ bezeichnet hat, sehr nahe. Damals waren es Perlen aus Halbedelsteinen. In meinen Lebensbaum-, Wunschbaum- und Partner-Armbändern dagegen bin ich materialgerecht auf trommelförmige Perlen ausgerichtet. Das Konzept hat sich bewährt, denn so bleiben die Perlen lange Zeit unverändert und haltbar.

Holzbeobachtungen

Die Drechselbank steht kaum noch still. Heute wieder drei Stäbe angelegt: Walnussbaum, Edelkastanie, Kiefer. Besonders die Kastanie ist immer wieder schwierig, wegen des Drehwuchses und der weiten Kapillaren. Aber im Ergebnis hat sie eben eine eindrucksvolle Ausstrahlung. Die Kombination mit Walnussbaum wirkt besonders edel. Gerade weil beide Hölzer eine stark differenzierte Mikrostruktur besitzen und sich farblich in nicht weit voneinander liegenden Nuancen unterscheiden. Schön, dass dieses Interesse besteht, und dass die Menschen wirklich Freude an den Bändern zu haben scheinen. Das kann ich aus den verschiedenen Reaktionen herauslesen. Ich bin froh, dass das Wunschbaum-Projekt eine so schöne produktorientierte Initiative ausbilden konnte, und dass diese Initiative sich in den vergangenen achteinhalb Jahren so gut weiterentwickelt hat.

Speicher der Sonnenenergie

Es ist schön. Und gleichzeitig entspricht es meiner eigenen Erfahrung. Je mehr das Licht die Atmosphäre beherrscht, desto mehr Aufmerksamkeit richtet sich auf das Holz. Es sind nicht etwa die lebenden Bäume selbst, die mit ihrem Chlorophyll dieses Licht einfangen und damit die Grundlage allen Lebens schaffen. Nein, es ist das Holz, welches ihre Statik zu Lebzeiten sichert und das später in so vielfältiger Weise zum Arbeits- und Lebensmittel für uns wird. Dieses Holz wirkt wie ein Speicher der Sonnenenergie, die der Baum zuvor über viele Jahre in sich aufgenommen hat. Meine Armbänder stehen genau dafür, für diese Energie, die wir erleben, wenn wir einem Baum direkt gegenübertreten. Sie erinnern an und aktualisieren diese Energie. Und eben das wird zurzeit vielen bewusst, wenn sie sich für die Armbänder interessieren. Am schönsten ist dabei für mich, dass man sich auch Jahre später noch erinnern kann und auf das Produkt zurückkommt. Dass es über Jahre tatsächlich das Alltagsleben der Menschen begleitet und sicher häufiger Anlass zu Kommunikationen gibt, die ohne es nicht zustande gekommen wären. Genau das habe ich früher in meiner künstlerischen Arbeit zu erreichen versucht. Jetzt ist es die Wirkung eines kunsthandwerklichen und kommunikativen Projekts.

Zeitlos bewegende Initiative

Ein wirklicher Ruhetag war dieser Sonntag, der erste seit langem. Dabei war ich nicht untätig, habe lange aufgeschobene Verwaltungssachen erledigt und M. bei der Zusammenstellung ihrer Unterlagen geholfen. Aber ansonsten hielt sich die Aktivität in Grenzen. Sicher war das notwendig, inklusive des ausnahmsweise eingekauften Mittagessens. Die nächste Woche wird mich in Richtung der neuen Projekte bewegen. Aber es ist auch noch einiges abzuschließen. Dass immer häufiger alte Baum-Kunden auf mich zukommen, finde ich sehr schön. Es zeigt, dass die langjährige Initiative rund um die Symbolik der Bäume Früchte trägt und in ihrer Zeitlosigkeit und immerwährenden Aktualität die Menschen bewegt. Ich denke, dass ich in den nächsten Monaten unbedingt auch die zurzeit ausgesetzten Interaktionsangebote wieder einsetzen sollte. Allem voran natürlich der virtuelle Wunschbaum, wenn auch in reiner Textform. Und vielleicht und den Grußkartenservice, wenn ich das passende Modul finde. Die Seite könnte außerdem neue Texte vertragen. Aber ob ich dazu komme – ich werde sehen.

Ginkgo-Vorbereitungen

Bei diesem sommerlichen Wetter ist es morgens am schönsten, im Freien zu arbeiten. Deshalb habe ich meine Handwerksarbeit auf den Vormittag gelegt. Am Nachmittag stand dann nur noch das Aufsägen einiger kleiner Stäbe aus Ginkgoholz an. Es geht mir darum, einige Abschnitte schneller zu trocknen, als das gewöhnlich vonstatten geht. So hoffe ich, bereits im Hochsommer, vielleicht Ende Juli, die ersten Versuche mit Ginkgoholz unternehmen zu können. Dazu wage ich noch keine Prognose. Es ist in größeren Abschnitten verarbeitet, ziemlich splittrig und weich. Das sieht nicht gerade nach einfachen Eigenschaften aus. Aber es kann durchaus sein, dass die Mikrostruktur so ist, dass sich die Perlen problemlos daraus fertigen lassen. Letztlich hängt es an der Homogenität dieser Struktur. Es bleibt spannend. Zwischenzeitlich gäbe es noch eine Reihe weiterer Testkandidaten, etwa der Götterbaum, der Mirabellenbaum und die Abschnitte des Redwood-Baums, die mir H. aus Kalifornien mitgebracht hat.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.