200 Feigen

Heute habe ich die allerletzten Feigen gepflückt. Es sind zwar noch mehr am Baum, aber die restlichen sind bestimmt nicht mehr zu genießen. Diese Restsammlung können wir probeweise zumindest aufschneiden, um nachzusehen, ob sie ausgereift sind. Und wenn nur die Hälfte in Ordnung sein sollte, dann haben wir es in diesem Jahr tatsächlich auf gut 200 Feigenfrüchte gebracht. Das ist eine ehrgeizige Zielvorgabe für die Folgejahre. Aber natürlich haben wir das nicht in der Hand. Der Baum muss sich wohlfühlen in seiner Haut und in dem Wettermix, das immer unberechenbarer wird, eine Umgebung vorfinden, die ihm gemäß ist. Ich hoffe, das wird auch 2012 so sein.

Erstes Herbstleuchten

Es kommt alles so spät in diesem Jahr. Das für den Oktober sonst so typische Herbstleuchten der Baumblätter konnte ich heute in ausgeprägter Form zum ersten Mal wahrnehmen. Und das Anfang November. Ich hoffe, dass das Wochenende wieder etwas sonnigere Abschnitte beschert. Dann könnte ich mich auf den Weg machen, um wenigstens einige aktuelle Herbstfotografien mitzunehmen. Es wäre schade, wenn ich mit diesem Motivfeld in diesem Jahr ganz leer ausginge.

Letzte Akzente

Die Sonne hat uns heute den Rücken gekehrt. Und gleichzeitig dazu scheint man sich in sich selber zurückziehen zu wollen. Kaum etwas zog mich heute ins Freie. Ich hoffe dennoch, dass der November weitere sonnige Abschnitte mit sich bringt. Damit sich nicht erneut einer dieser strengen, kalten und nicht mehr aufhörenden Winter entwickelt. Jetzt wo er fast kahl geworden ist, werden die Frostschäden an unserem Feigenbaum wieder deutlicher sichtbar. Vielleicht werde ich ihn bei schönerem Wetter an den betreffenden Stellen nochmal mit Baumbalsam einpinseln. Ich hoffe, so wird er den Frost besser verkraften und an seine Hochzeit in diesem Jahr anknüpfen können. Bald werden auch die anderen Bäume alle Blätter verloren haben. Dann wird uns die Landschaft nicht mehr vieles an farbigen Akzenten anbieten können.

Allerseelen

Grab an Allerseelen

Der Friedhof ist an Tagen wie diesem an ganz besonderer Ort der Stille und des Gedenkens. Dann sieht man, dass die Grabkultur und das Gedenken an liebe Verstorbene immer noch einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft hat. Obwohl die Welt im Gesamten ein anderes Gesicht zu entwickeln scheint. Aber das wichtige kommt eben zumindest an Feiertagen an die Oberfläche, und wirkt von da aus nach. Auch auf solche, denen die Gedanken an die innige Verschickung von Leben und Tod eher fremd sind. Interessant, moderne Entwicklungen der Gartenkultur halten jetzt auch auf den Gräbern Einzug. Nur weiß ich nicht, ob das Auslegen des Grabs mit einer dicken Schicht Rindenstücke als Gestaltungselement gedacht ist, oder ob es eher die Pflegeleichtigkeit erhöhen soll. Ich nehme einfach einmal das erstere an. An diesem Tag, der allen lieben Seelen gewidmet ist.

Allerheiligengedanken

Ruhe ist unbedingt notwendig am Allerheiligentag. Oder vielleicht umgekehrt, der Tag trägt eine besondere Ruhe in sich. Ich versuche das präsent zu halten. In diesem Jahr war die Vorbereitung, wenn ich so sagen kann, besser als gewöhnlich. Denn ich hatte mich schon seit Wochen mit den verstorbenen Vorfahren beschäftigt. Und auch wenn es diese Unterscheidung von Allerseelen und Allerheiligen gibt, bin ich doch überzeugt, dass viele der lebend oder tot unter uns lebenden zu den Heiligen zählen, das in sich tragen, was man heilig nennen kann. Darüber nachdenkend empfinde ich eine große Nähe zu diesen Vorfahren, die ich nie kennenlernen durfte, ahnend, dass sie immer schon um uns sind, auch wenn wir sie nicht wahrnehmen können. Auch das gehört zu dem Begriff von Heiligkeit, den ich mir gerade bilde. So ist auch das kein Zufall an diesem Feiertag: Dass die Vorträge Rudolf Steiners über den Tod bzw. das Zusammenleben mit den Toten heute wieder meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Bei dieser Lektüre wird mir dann schmerzlich bewusst, wie entsetzlich unbewusst wir bei aller auf den Alltag bezogenen Achtsamkeit wir doch durchs Leben gehen. Festtage wie dieser geben mir dazu neue Impulse und lassen ein Potenzial aufblitzen, das zu wecken eine Bereicherung sein kann.

Synchronizität und Baum-Winter

Ein Tag, der fast vollständig im Zeichen der Vergangenheit stand. Eine Vergangenheit meiner Mutter sozusagen, die nur indirekt mit mir in Verbindung steht und mich dennoch etwas angeht. Und da fühle ich mich angesichts der Schilderungen von noch lebenden Zeugen der damaligen Zeit stärker berührt als durch manche politische Diskussion von heute. Ich habe den Eindruck, dass man sich mittlerweile auf einer Kunstebene bewegt, mit selbst erschaffenen Luxusproblemen, die aber so weit verbreitet sind, dass sie sich zu substantiellen Krisen auswachsen. Das uns diese Fragen am Vorabend von Allerheiligen beschäftigen, ist natürlich kein Zufall. Deutlichere Synchronizitäten wie im Rahmen von Diskursen über Leben und Tod erlebe ich selten. Auch die Bäume stellen sich auf ihren symbolischen Tod ein. Der Feigenbaum wirft jetzt schon seine Früchte ab, so als ob er sich aller Relikte seiner Wachstums- und Fruchtzeit entledigen wollte. Und Wahrscheinlich ist das auch so. Also noch einige Tage für die allerletzten Früchte. Und dann ist der Baumwinter endgültig angekommen.

Wechselhafter Monatsabschluss

Na ja, nach dem schönen Sonnennachmittag gestern war der heutige Sonntag sehr düster und ließ nahezu keinen Sonnenstrahl durch. Dann war die Vorhersage vom goldenen Oktober zum Ende des Monats wohl doch nicht ganz richtig. Dennoch Anfang November verspricht angenehme Temperaturen und vielleicht zumindest zeitweisen Sonnenschein. Dann werden wir wohl auch die Wandelröschen in Sicherheit bringen. Und in der Zeit, die weniger zum Aufenthalt im Freien einlädt, können wir ja dem Thema Weihnachten wieder den nötigen Raum widmen. Sogar an der diesjährigen Grußkarte habe ich schon gearbeitet. In den nächsten Wochen will ich aber noch Varianten durchprobieren. Und Ms Dokumentationsprojekt will ebenfalls noch weiterentwickelt werden.

Lichter der Ewigkeit

Gs Grab ist wieder sehr schön geworden. Das Vorbereiten zu Hause war schon nützlich, so konnte ich mich auf das symmetrische Legen der Tannenzweige konzentrieren. Allein waren wir nicht, viele haben das schöne Nachmittagswetter genutzt, um vor Allerheiligen die Gräber ihrer Angehörigen zu pflegen und zu schmücken. Ich fand es schön, dass unser Ritual bei so schönem Sonnenschein und für Oktober sehr warmen Temperaturen stattfinden konnte. Leichter als bei Kälte und Nebel erinnert man sich dann, dass die Verstorbenen auf einer anderen Ebene immer unter uns sind, als unsichtbare Lebensbegleiter. Am Abend haben wir dann, wie passend zu diesem Eindruck, unter www.lichter-der-ewigkeit.de zwei virtuelle Sterne für Ms Mutter und Vater geschaffen.

Ermutigende Feigensaison

Es scheint immer noch nicht abgeschlossen zu sein. Denn heute konnte ich wieder 7 Feigen ernten. Allerdings sind sie jetzt meist kleiner und zumindest oberflächlich noch teils grün. Aufgeschnitten präsentieren sie sich dagegen oft gut ausgereift und auch süß im Geschmack. Also noch einige Tage, und wir können auf eine ermutigende Feigensaison zurückblicken. Und das, nachdem der Baum schon so gut wie tot gesagt war. Am Abend habe ich die Tannenzweige für Gs Grab vorbereitet. Ich hoffe, das Vorsortieren nach Größen erleichtert die Arbeit. Vor allem hoffe ich, dass es ausreicht und die Form wieder gut gelingt.

Transzendente Gemeinschaften

Die Jahreszeit kommt der Beschäftigung mit der Vergangenheit entgegen. Je näher es zum Weihnachtsfest ist, desto mehr kann sich der Blick nach innen richten. Und manchmal gehört dazu eben auch der Rückblick in die eigene Biographie oder die der Vorfahren. Es ist so schade, dass ich über die Großeltern mütterlicherseits so wenig weiß, sind sie doch beide in jungen Jahren schon verstorben. Rund 70 Jahre ist das jetzt her, ein ganzes Menschleben. Da liegen unaufdeckbare Geheimnisse im Hintergrund, die vor allem deswegen von Bedeutung sind, weil man ihre Folgen nie erleben konnte. Und wer weiß, nein ganz sicher, die Biographien unserer ganzen kleinen Familie hätten sich in andere Richtungen entwickeln, zumindest aber andere, so nicht in Erscheinung getretene Facetten haben können. Vielleicht erleben wir nach Ms 70tem Geburtstag im Angesicht des Weihnachtsbaums eine neue Form von Gemeinschaft. Mit einer Reihe von Menschen, die wir nie kennengelernt haben, die aber ganz sicher immer schon unter uns sind. Die Beschäftigung mit der biografischen Vergangenheit der Eltern und Großeltern hat mir das deutlicher ins Bewusstsein geholt.

Auf Winter eingestellt

Ganz plötzlich haben sich die Blätter des Ginkgo gelb verfärbt. Und gleichzeitig hauchen die des Feigenbaums ihr Leben langsam aus. Viele sind schon abgefallen, andere sind schon ganz trocken und brüchig von den kalten Nächten. Beim Feigenbaum gibt es keine Herbstfärbung. Am einen Tag sind die Blätter noch grün, und einige später dann schon fast schwarz und fallen dann auch schon ab. Schade, denn dann wird aus den zahlreichen halb ausgereiften Feigen wohl nichts mehr. Immerhin haben wir es in diesem Jahr auf 165 Früchte gebracht, der bisherige Rekord. Dass alles auf Winter eingestellt ist, zeigt auch z. B. das Wandelröschen. Zwar ist es immer noch übervoll mit bunten Regenbogenblüten, die bekommen jetzt aber eine pastellartige Blässe. Und auch das bedeutet, dass die Säfte langsam in den Wurzelstock zurückgehen. Demnächst werden wir ihn hinters Haus bringen. Und dann noch einige Wochen dort belassen, bis nahezu alle Blätter abgefallen sind. Dann wir er bis auf die Hauptäste heruntergeschnitten. Die Methode hat sich bewährt, denn dieses Jahr ist es wieder sehr schön und frühzeitig gekommen.

Überdurchschnittliches Sonnenjahr

Heute bin ich in punkto Sonne in die Pluszone gerutscht. Tatsächlich hat die Sonneneinstrahlung dieses Jahres bereits jetzt das für unsere Region errechnete Jahresmittel überschritten. Verwunderlich ist das schon, denn der Hochsommer war ja alles andere als erfreulich, mehr Regen und Kälte als hochsommerliche Hitze. Es muss also an dem Jahrhundert-Frühjahr liegen, an dieser ungeheuren Helligkeit, die uns ab März erfreut hat, mit einem absoluten Höhepunkt im Mai, der viel mehr Sonne bescherte als Juni, Juli oder August. Und dann fiel der September wieder recht sonnenreich aus. Also im Schnitt doch ein sehr gutes Sonnenjahr. Die Pflanzen hat dieser ungewöhnliche Witterungsverlauf gefreut. Wir konnten das vor allem am Feigenbaum beobachten, der sich offensichtlich so wohl fühlte wie Jahre nicht mehr. Und uns mit einer bisherigen Rekordfülle an Früchten beschenkte. Möge der Wechsel in die dauerkalte Jahreszeit jetzt nicht zu krass ausfallen. Das nämlich würde die übers Jahr getankte Lichtenergie schnell wieder aufbrauchen. Und mögen die Bäume ihre Reserven schnell im Wurzelstock konservieren, um im Frühjahr 2012 problemlos in einen neuen Zyklus starten zu können.

Wintergedanken

Schön, das erste Weihnachtsbild bei iStockphoto für dieses Jahr. Das Motiv, die Adentskerze lag jetzt eine ganzes Jahr brach. Merkwürdig, dass sich während des Jahres keine Interessenten einfinden. Ich denke aber, jetzt kommen die Weihnachtsgedanken häufiger. Und das unwirtliche Außen macht es einem auch leicht. Einige ziemlich grüne Feigen habe ich heute geerntet. Sie werden wohl zu den letzten gehören. Und beim Pflücken sind mir die Verletzungen des Baums aufgefallen, Relikte früherer Winter und Frostphasen. Ich habe etwas Angst um den Baum, hoffe, er wird diesen Winter gut überstehen, ohne im Frühjahr wieder ganz von vorne anfangen zu müssen.

Frost-Hagebuttten

Die Hagebutten werden in dieser Jahreszeit ganz dunkelrot, weich und schrumpelig. Wenn die Fröste dann länger anhalten verfärben sie sich noch mehr und werden fast schwarz, wie verkohlt wirkend. Zurzeit bereichern sie aber mit ihrem Rest-Rot noch die Landschaft. Und bei dem schönen Nachmittagslicht ist es eine Freude, einen Spaziergang in der Sonne zu unternehmen. Dann gelingen auch gute Fotos, allein aus der natürlichen Helligkeit heraus, ohne dass die Lichtempflichlichkeit des Films erhöht werden müsste.

Vollreife Hagebutten

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.