Transzendente Gemeinschaften

Die Jahreszeit kommt der Beschäftigung mit der Vergangenheit entgegen. Je näher es zum Weihnachtsfest ist, desto mehr kann sich der Blick nach innen richten. Und manchmal gehört dazu eben auch der Rückblick in die eigene Biographie oder die der Vorfahren. Es ist so schade, dass ich über die Großeltern mütterlicherseits so wenig weiß, sind sie doch beide in jungen Jahren schon verstorben. Rund 70 Jahre ist das jetzt her, ein ganzes Menschleben. Da liegen unaufdeckbare Geheimnisse im Hintergrund, die vor allem deswegen von Bedeutung sind, weil man ihre Folgen nie erleben konnte. Und wer weiß, nein ganz sicher, die Biographien unserer ganzen kleinen Familie hätten sich in andere Richtungen entwickeln, zumindest aber andere, so nicht in Erscheinung getretene Facetten haben können. Vielleicht erleben wir nach Ms 70tem Geburtstag im Angesicht des Weihnachtsbaums eine neue Form von Gemeinschaft. Mit einer Reihe von Menschen, die wir nie kennengelernt haben, die aber ganz sicher immer schon unter uns sind. Die Beschäftigung mit der biografischen Vergangenheit der Eltern und Großeltern hat mir das deutlicher ins Bewusstsein geholt.

Auf Winter eingestellt

Ganz plötzlich haben sich die Blätter des Ginkgo gelb verfärbt. Und gleichzeitig hauchen die des Feigenbaums ihr Leben langsam aus. Viele sind schon abgefallen, andere sind schon ganz trocken und brüchig von den kalten Nächten. Beim Feigenbaum gibt es keine Herbstfärbung. Am einen Tag sind die Blätter noch grün, und einige später dann schon fast schwarz und fallen dann auch schon ab. Schade, denn dann wird aus den zahlreichen halb ausgereiften Feigen wohl nichts mehr. Immerhin haben wir es in diesem Jahr auf 165 Früchte gebracht, der bisherige Rekord. Dass alles auf Winter eingestellt ist, zeigt auch z. B. das Wandelröschen. Zwar ist es immer noch übervoll mit bunten Regenbogenblüten, die bekommen jetzt aber eine pastellartige Blässe. Und auch das bedeutet, dass die Säfte langsam in den Wurzelstock zurückgehen. Demnächst werden wir ihn hinters Haus bringen. Und dann noch einige Wochen dort belassen, bis nahezu alle Blätter abgefallen sind. Dann wir er bis auf die Hauptäste heruntergeschnitten. Die Methode hat sich bewährt, denn dieses Jahr ist es wieder sehr schön und frühzeitig gekommen.

Überdurchschnittliches Sonnenjahr

Heute bin ich in punkto Sonne in die Pluszone gerutscht. Tatsächlich hat die Sonneneinstrahlung dieses Jahres bereits jetzt das für unsere Region errechnete Jahresmittel überschritten. Verwunderlich ist das schon, denn der Hochsommer war ja alles andere als erfreulich, mehr Regen und Kälte als hochsommerliche Hitze. Es muss also an dem Jahrhundert-Frühjahr liegen, an dieser ungeheuren Helligkeit, die uns ab März erfreut hat, mit einem absoluten Höhepunkt im Mai, der viel mehr Sonne bescherte als Juni, Juli oder August. Und dann fiel der September wieder recht sonnenreich aus. Also im Schnitt doch ein sehr gutes Sonnenjahr. Die Pflanzen hat dieser ungewöhnliche Witterungsverlauf gefreut. Wir konnten das vor allem am Feigenbaum beobachten, der sich offensichtlich so wohl fühlte wie Jahre nicht mehr. Und uns mit einer bisherigen Rekordfülle an Früchten beschenkte. Möge der Wechsel in die dauerkalte Jahreszeit jetzt nicht zu krass ausfallen. Das nämlich würde die übers Jahr getankte Lichtenergie schnell wieder aufbrauchen. Und mögen die Bäume ihre Reserven schnell im Wurzelstock konservieren, um im Frühjahr 2012 problemlos in einen neuen Zyklus starten zu können.

Wintergedanken

Schön, das erste Weihnachtsbild bei iStockphoto für dieses Jahr. Das Motiv, die Adentskerze lag jetzt eine ganzes Jahr brach. Merkwürdig, dass sich während des Jahres keine Interessenten einfinden. Ich denke aber, jetzt kommen die Weihnachtsgedanken häufiger. Und das unwirtliche Außen macht es einem auch leicht. Einige ziemlich grüne Feigen habe ich heute geerntet. Sie werden wohl zu den letzten gehören. Und beim Pflücken sind mir die Verletzungen des Baums aufgefallen, Relikte früherer Winter und Frostphasen. Ich habe etwas Angst um den Baum, hoffe, er wird diesen Winter gut überstehen, ohne im Frühjahr wieder ganz von vorne anfangen zu müssen.

Frost-Hagebuttten

Die Hagebutten werden in dieser Jahreszeit ganz dunkelrot, weich und schrumpelig. Wenn die Fröste dann länger anhalten verfärben sie sich noch mehr und werden fast schwarz, wie verkohlt wirkend. Zurzeit bereichern sie aber mit ihrem Rest-Rot noch die Landschaft. Und bei dem schönen Nachmittagslicht ist es eine Freude, einen Spaziergang in der Sonne zu unternehmen. Dann gelingen auch gute Fotos, allein aus der natürlichen Helligkeit heraus, ohne dass die Lichtempflichlichkeit des Films erhöht werden müsste.

Vollreife Hagebutten

Zypressen schneiden

Ein ganz schöner Gewaltakt ist das Schneiden der Zypressenhecke im Garten, wenn man es nur alle zwei Jahre erledigt. In dem Zeitraum haben sich die neuen Triebe zu dicken Ästen entwickelt, die selbst mir der starken Heckenschere nicht mehr zu kappen sind. Deshalb musste heute meistens die Kettensäge zusätzlich zum Einsatz kommen. Nach einigen Mühen stand der Garten am Nachmittag in lichterer Form vor unseren Augen, zumal die herbstliche Sonne im Laufe des Tages immer heller schien. Und einige große Säcke voller Grünschnitt, den V. zum Häckseln weggebracht hat. Einige Zweige haben wir zurückbehalten, da M. sie demnächst zum Binden der Weihnachtsgestecke benötigt. Auf Gs Grab ist nun auch alles für Allerheiligen vorbereitet. Nur das Auslegen mit Tannenzweigen steht noch aus.

Individuelle Seele

So richtig scheint die Weihnachtssaison noch nicht in den Köpfen angekommen zu sein. Auch wenn die Kaufhäuser schon seit Wochen Weihnachtsabteilungen arrangieren und die ersten Angebote für weihnachtliche Werbung als Spam verschickt werden. An der geringen Nachfrage bei den Microstockagenturen sehe ich doch, wie weit das Fest und seine Vorbereitungen noch sind. Dabei hat das sonst immer genau um diese Zeit begonnen. Leider sind meine Favoriten-Weihnachtsmotive schon seit letztem Jahr in den Suchergebnissen abgerutscht. Insbesondere mein wunderbarer Dekorationsengel-Schnappschuss. Und dann die große und immer uferloser werdende Zahl guter Motive. Man fragt sich, wohin das noch führt, wenn täglich tausende neue Bilder hinzukommen. Bricht der Markt nicht irgendwann in sich zusammen? Na ja, alles ist in Veränderung. Umso beruhigender, dass meine Lieblingssujets ,,Bäume“ und ,,Vintage“ immer noch Interesse finden. Man sieht den Bildern eben auch an, ob jemand mit Leidenschaft dahintersteht. Sie tragen ein Stück der individuellen Seele mit sich.

Winterverzögerung

Seltsames Muster: Trübe Tage und klirrende Nächte während der Woche. Sonnenschein tagsüber und Frost am Wochenende und -anfang. Na ja, so erhalten unsere Baumfrüchte wenigstens noch zeitweise ihre benötigte Portion Licht. Und mit dem Hereinholen der kleinen Gleditschien, des Wandelröschenstockes und der anderen frostempfindlichen Pflanzen können wir noch eine Weile warten. Gut so, denn jetzt schon den ganzen Alltag auf Winter umzustellen wäre mir zu früh, und auch zu lang. Schließlich kann man vor März in der Regel nicht damit rechnen, dass das Licht in spürbarer Dosis wieder zurückkehrt.

Reifepause

Heute mal keine Feige. Es war bis zum Nachmittag auch so trüb, dass sich bei den Früchten nichts entwickelt haben kann. Immerhin sind noch einige dicke am Baum zu sehen. Und das Wochenende soll wieder mehr Licht bringen. Also, der ohnehin schon eingestellte Ernterekord kann noch einmal getoppt werden. Aber 200 werden es dann wohl doch nicht werden. Ich hoffe für M., dass die restlichen nicht den Frostfeigencharakter haben werden, der die letzten gekennzeichnet hat.

Verwitterte Baumscheibe

Verwitterte Baumscheibe

Das ist eine meiner Motive vom gestrigen Spaziergang mit M.. Für eine Bridgekamera ist die Aufnahme nicht schlecht gelungen, auch wenn mit der SLR sicher noch etwas größere Detailgenauigkeit zu erreichen gewesen wäre. Jedenfalls freue ich mich, meine Sammlung von Baumscheibenbildern um ein Exemplar bereichert zu haben.

Alte Eiche

Alte Eiche bei St. Gangolf

Wieder so ein schöner Tag. Heute hat M. sich zum ersten Mal seit einem Jahr dazu entschließen können, mich auf meinem Spaziergang zu begleiten. Dabei sind wir bis St. G. gekommen, entlang des schönen Kreuzweges und der alten hohlen Eiche, von der keiner so genau weiß, wie alt sie ist. Trotz ihres Alters scheint sie vor Kraft zu strotzen. Und der Besuch in St. G. war auch für mich ein seltenes Erlebnis. Weiß schon gar nicht mehr, wann ich zuletzt dort war.

Nicht ganz goldener Oktober

Ein wunderbarer Goldener Oktobertag, an dem man nochmal Energie tanken konnte, bevor die Monate mit wenig Licht und viel Kälte kommen. Und es soll noch einige Tage so bleiben. Einfach klasse. Da musste ich einfach raus, um die Sonne zu genießen. Die Kühle macht mir dann eigentlich gar nichts. Was überrascht: Obwohl schon Mitte Oktober, hat sich eine wirklich herbstliche Landschaft noch nicht eingestellt. Insofern war der Oktober bisher noch nicht wirklich golden. Aber in diesem Licht kommen auch die erst wenigen Farbtupfer schön zur Geltung. Und auch die Baumfrüchte und die noch grünen Anteile der Blätter machen Freude zu dieser Zeit.

Goldener Oktober

Goldener Oktober

Goldener Oktober

Goldener Oktober

Wintervorbereitungen im Garten

M. hat keine Ruhe gegeben, bis wir am Nachmittag die Gartenmöbel für den Winter vorbereitet hatten. Das heißt: Die Polster abziehen und verstauen, das Sofa einpacken und hochstellen, die frostempfindlichen Pflanzen in Hausnähe verfrachten, und natürlich immer wieder und immer noch Laub zusammen kehren. Fehlt noch, das Wasser im Becken abzulassen und den Springbrunnen herauszunehmen. Immerhin einige Pflanzen blühen noch sehr schön, an denen werden wir noch einige Freude haben. Auch das Wandelröschen vor dem Haus blüht wunderbar. Das ist wohl erst im November fällig. Und unsere Gartenbäume, Feigenbaum und Ginkgo und Walnussbaum, tragen ihre Blätter noch überwiegend. Natürlich wird auch das nicht mehr lange dauern. Die kleinen Gleditschien, die vor Wochen schon all ihre Blätter abgeworfen hatten, habe ich von einer dicken Moosschicht befreit, die sich auf der Oberfläche ihrer Erde gebildet hatte. Durch das nasse Wetter, und weil sie nichts mehr verdunsten können, hat sich das Wasser darin gestaut. Mit etwas frischer Erde aufgefüllt und jetzt unter Dach wird es sich hoffentlich bald wieder normalisiert haben. Und irgendwann kommen sie dann auch ganz ins Haus. Ich hoffe nur, dass ich in diesem Winter nicht vergesse, sie wöchentlich ein wenig zu gießen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.