Baumkönig

Der Ginkgo hat sich wieder einmal als robuste Art gezeigt, die auch frostharte Winter schadlos übersteht. Man kann jetzt schon zahlreiche Knospen an den kahlen Ästen erkennen, die in wenigen Tagen sich öffnen werden. Es macht mir jetzt schon Freude, wie kerzengerade und hoch der Baum bereits gewachsen ist. In Verlauf dieses Jahres wird er alle anderen im Garten überragt haben. Dabei ist der Stamm immer noch ziemlich dünn, wenn auch schon recht stabil. Die lange Stütze werde ich dennoch weiter nutzen, denn mit vollem Blattkleid ist er den Winden doch sehr stark ausgesetzt und wird manchmal wochenlang hin- und her gebogen. Das würde er ohne die Stütze wohl noch nicht gut verkraften. Ich schätze aber, in 2-3 Jahren wird sie überflüssig werden, und dann kann er sein Höhenwachstum ganz ohne Hilfsmittel fortsetzen und sich zum Baumkönig in unserem kleinen Garten auswachsen.

Imkersorgen

An das Sonnenlichtergebnis des Vorjahres werden wir diesmal im März nicht heranreichen. Aber die letzten beiden Wochen machen doch Mut und Hoffnung auf einen sehr schönen Frühling. Auch übers Wochenende soll der Faden nicht abreißen. Auch V. ist schon ganz aufgeregt vor Beginn der eigentlichen Honigsaison und macht sich seine Gedanken, wie er die verloren gegangenen Völker ersetzen kann. Das Bienensterben scheint weit verbreitet zu sein, zumindest in unserer Region. Und ebenso flächendeckend, wie darüber berichtet wird, ist die Ratlosigkeit, welche Ursachen dafür verantwortlich zu machen sind. So gestaltet sich die Arbeit als Imker zunehmend als Sisyphosarbeit, die jedes Jahr wieder aufs Neue sehr viel Einsatz und Energie erfordert. Hoffen wir, dass wenigstens die Folge der Baumblüten dem Ertrag entgegenkommt.

Die ersten in diesem Jahr

Am schnellsten sind in diesem Jahr 1. der Haselstrauch und 2. der Schlehdorn. Ersterer hat heute Mittag schon seine ersten zarten Blättchen aufgefaltet, während die meisten noch zusammengerollt in ihrer Hülle stecken, sich in wenigen Tagen aber befreit haben werden. Der Schlehdorn wird wohl als erster blühen. Nicht ungewöhnlich eigentlich, aber wie alles diesmal ziemlich spät. Auch wundert es mich, dass von der Spitzahornblüte noch gar nichts zu sehen ist. Ein merkwürdiger jahreszeitlicher Verlauf ist das. Ich hoffe nur, dass dann nicht alles gleichzeitig sprießt und blüht. Das wäre für die Honigernte weniger vorteilhaft. Aber die Sonne, die sich auch heute wieder so mächtig durchgesetzt hat, die soll uns so lange und intensiv wie möglich scheinen.

Lichtfülle der Tag- und Nachtgleiche

Besser hätte sich der Frühlingsanfang nicht präsentieren können. Das war der bisher lichtreichste Tag des Jahres. Und eine wunderbare Atmosphäre, die ich beim mittäglichen Spaziergang wahrnehmen konnte. Man fühlte sich eingehüllt in eine fast perfekte Atmosphäre von Licht, leichtem Wind und angenehmer Frühlingswärme. Die Menschen wirkten entsprechend gelöst, wie in einer anderen Welt sich bewegend. Das sind magische Momente, wenn man eindrücklich den Wechsel der Jahreszeit, das Angekommensein der neuen Jahreszeit erkennt. Nach dem keltischen Baumkalender ist der 21. März der Eiche gewidmet. Sie steht für die Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche. Aber eigentlich war das ein Tag der Landschaft insgesamt, in der sich das Öffnen der ersten Blatt- und Blütenknospen heute deutlicher ankündigte als zuvor. Wenn die Voraussagen des Bauernkalenders zutreffen, sollte das der Beginn einer lang anhaltenden Schönwetterperiode gewesen sein.

Lichte Jahreszeiten

Die Spaziergänge sind jetzt schon angenehmer. Obwohl die Jacke noch notwendig ist, da sich die Wärme nach den kalten Nächten erst allmählich durchsetzt. Aber das viele Licht gibt Auftrieb und neue Energie. Die Menschen werden unternehmenslustiger. Und jetzt scheinen sich auch die Pflanzen allmählich zu trauen, ihr erstes Grün zu zeigen. Bei einigen Sträuchern konnte ich sehen, dass sie kurz davor stehen. So wird die Landschaft bald wieder mit farblichen Akzenten versehen sein. Ein wirklicher Gewinn, wenn man sich draußen bewegt. Denn das Beobachten braucht Anziehungspunkte, die über den Winter immer seltener wurden. Ich freue mich auf die lichten Jahreszeiten.

Winterhärte

Ich hoffe, die Gartenbäume werden sich im Frühjahr ohne allzu große Schäden präsentieren. Besonders der Feigenbaum macht mir da Sorgen, da es doch extrem kalte Tage und Nächte gab. Mit Frostschäden an mediterranen Gewächsen ist da immer zu rechnen. Auch der Efeu sieht ziemlich zerrupft aus. Nur der Stechpalme und dem Ginkgo scheint der Winter nichts anzuhaben. Die Gleditschien haben die kalte Jahreszeit erstmals im Freien verbracht. Zwar ein wenig mit Tüchern umhüllt, aber es war doch eine Härteprobe. Mal sehen, wie früh sie grünen werden, und ob sie nochmal einen Wachstumsschub im Frühsommer machen. Besser wäre es noch, wenn das Wachstum sich über einen längeren Zeitraum erstreckte, denn die Stämmchen sind immer noch kaum über Streichholzstärke hinaus gekommen.

Seelenmatrix

Wenn ich sonntags zum Lesen von Nicht-Fachlichem komme, nehme ich das als großen Luxus wahr. Heute mit einem Buch über die Struktur der Seelenmatrix. Unheimlich spannend, mit vielen Anregungen zur Selbstreflexion und Selbstbeobachtung. Vor allem der weite Betrachtungsrahmen über die Entwicklung der Seele über viele Inkarnationen hinweg ist sehr eindrücklich und einleuchtend in dieser wiedergegebene Botschaft aus einer höheren Quelle. Dabei konnte u. a. meine besondere familiäre Konstellation, auch mein besonderes Verhältnis zur Natur und den Bäumen aus ungewöhnlicher Perspektive beleuchtend. Eine bereichernde Sichtweise, aus der alle möglichen Anregungen entspringen könnten.

Brachliegendes

Schön, wenn ich samstags einigen praktischen Arbeiten nachgehen kann. Das Auto ist jetzt auch wieder fit für die Sommerzeit. Und mit dem Auffüllen des Brennholzes dürfte diese Saison auch dem Ende zu gehen. So hoffe ich, morgen endlich wieder zu Lesen zu kommen. Um meinen hohen Stapel bisher ungelesener Baumliteratur zu Leibe zu rücken. Da gibt’s noch so vieles zu entdecken. Und vielleicht entsteht daraus auch wieder ein eigener Baumtext. Eine weitere Baustelle, die allzu lange brach liegt.

Frühlingsbelebungen

Viel Sonne und ein Tag, der dennoch von Bildschirmarbeit geprägt war. Ich schätze, nachdem V. heute so viel Zeit im Wald verbracht hat, wird morgen wieder Brennholzsammeln und -transportieren angesagt sein. Dann ist unser Vorratshaufen auch wieder aufgefüllt. Genug für mindestens 2 Jahre. Und vielleicht kommt im Laufe des Jahres ja auch noch ein wenig Obstbaumholz hinzu. Diese Arbeit macht Spaß, wenn es angenehm warm und hell ist. Der Frühling lässt viele Menschen aufatmen und setze ins Stocken geratene Entwicklungen wieder in Gang. Schön wenn dann schon verschüttet Geglaubtes zum Abschluss gebracht werden kann.

Vorfrühlingslicht

Die Vorfrühlingssonne lässt die Dinge jetzt in einem klareren Licht erscheinen. So gelangen immerhin ab und zu Objekte ins Zentrum der Aufmerksamkeit. So wie diese Brennholzscheite, an denen ich häufig bei meinen mittäglichen Spaziergängen vorbeikomme.

Brennholzscheite

Ansonsten aber sind die Pflanzen noch sehr vorsichtig. Vielleicht sind es ja die kalten Nächte, die bis Frosttemperatur reichen. Irgendetwas in der feinfühligen Vorausschau hält sie aber, Blätter und Blüten zu bilden. Die Knospen allerdings sind schon erkennbar. Nur der richtige, ungefährliche Zeitpunkt steht noch aus. Vielleicht schenkt uns der Samstag noch so viel Sonne wie heute. Dann könnten wir unsere Brennholzaktivitäten weiterführen.

Grabstätten

Der Zaun vor Gs Grab ist jetzt endlich wieder neu errichtet worden. So liegt es nicht mehr offen da. Schade nur, dass die ganzen Sträucher kurz über dem Boden gestutzt wurden, so dass man vorerst nur noch eine kahle Pflanzenwüste erblickt, zudem die Sträucher um den Zaun herum ebenfalls gerodet wurden. Kein sehr schöner Anblick. Nur die Hainbuche ist schön in Form geschnitten worden. Lange Zeit machte sie einen ziemlich verwachsenen Eindruck. Nun verzweigen sich zwei Hauptäste von dem inzwischen starken Stamm in etwa 2 Meter Höhe. Zusammen mit der gegenüberliegenden Roteiche bildet das ein schönes Ensemble. Wie lange wir G. noch an ihrem Grab besuchen dürfen, ist noch unklar. Die Behörden informieren einen nicht frühzeitig. Stattdessen wird irgendwann ein Schild vor Ort aufgestellt, das eine Frist wiedergibt. Besonders M. würde sich freuen, wenn es uns noch eine Weile erhalten bliebe. Denn später geht einfach ein Ort der Erinnerung verloren. Das geschieht allerdings auch schon bei vielen Gräbern, die noch vorhanden sind. Wenn die Angehörigen keine Zeit oder Möglichkeit mehr haben, sich zu kümmern. Oder wenn alle Angehörigen bereits verstorben sind. So ist der Friedhof immer auch ein Ort für traurige Eindrücke und ein Spiegel unserer aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse.

Anlaufversuche

Mehr Sonne als erwartet. Manchmal kann man das nicht richtig einschätzen. Und beim Spaziergang merke ich, dass viele Bäume und Sträucher Knospen angesetzt haben. Jetzt ist es nur noch eine Frage von Tagen, bis das erste Grün auch sprießt. Irritiert hat mich aber die Wettervorhersage, nach der gegen Ende des Monats wiederum eine Kälteeinbruch kommen soll. Das passt so gar nicht zu der derzeitigen Aufbruchstimmung in der Natur. Hoffen wir auf einen milden Verlauf.

Es werde Frühling – aber nicht zu schnell

Der erste Tag seit langem, der den Frühling richtig spürbar machte. Es zieht die Menschen dann magisch ins Freie. So viele wie heute waren lange nicht in der Mittagsstunde unterwegs. Wie ich schon sagte, da machen sich Entzugserscheinungen bemerkbar. Und neue Lebensgeister entstehen, gerade als ob man auf das Erwachen in der Natur gewartet hätte. Ich freue mich jetzt auf die ersten Knospen und das unvergleichlich helle Grün der Ahorne. Auch auf die ersten weißen Blüten des Schlehdorns. Wenn die da sind, kann alles ganz schnell gehen. Hoffentlich nicht alles gleichzeitig. Das wäre für die ohnehin geschwächten Bienen weniger vorteilhaft.

Vor dem Frühlingsanfang

Bei einigen Sträuchern und Bäumen zeigen sich schon die ersten noch geschlossenen Knospen. Vor allem beim Kirschbaum habe ich das beobachtet. Und die Weiden blühen ja auch schon seit einigen Wochen, zumindest an manchen klimatisch begünstigten Orten. In der nächsten Woche rechne ich jetzt tatsächlich mit dem Kommen des Frühlings. Und ich hoffe, er bringt endlich das Licht, das wir im ersten Drittel des Monats meist vermisst haben. Sonst könnte das die größte Sonnenlichtpleite des Jahres werden, wenn wir es mit demselben Monat des Vorjahres vergleichen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.