Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr

Kein schöner Ausgang des Septembers, und es soll noch kühler werden. Da fühlt man sich eher wie im November. Mein Eindruck ist, die Menschen sind wie eingefroren. Leider äußert sich das auch in ihrer Bereitschaft zur Kooperation und darin, dass sie so schnell nichts Neues anfangen wollen. Da fällt mir dieses schöne Rilke-Gedicht ein, das die gegenwärtige Stimmung sehr schön widerspiegelt:

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.

Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,

und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;

gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,

dränge sie zur Vollendung hin und jage

die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,

wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben

und wird in den Alleen hin und her

unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke

Die Erde atmet ein

Hoffen wir, dass die Sonnenstundenbilanz für September nicht noch während der letzten Woche ins Minus kippt. Es hatte sich doch so schön entwickelt. Aber jetzt ist der Herbst doch auch temperaturmäßig angekommen. Nur den Vögeln macht das nichts aus. Die sind auf das Sammeln der letzten Früchte konzentriert. Für das Fotografieren der Bäume auf meinem Lieblingsweg gab es heute zu wenig Licht. Und irgendwie kommt an solchen Tagen bei solchen Gängen durch die Landschaft auch keine richtige Stimmung auf. Im Kopf ist eben schon vieles auf das Zurückziehen eingestellt. Und dann ist man sehr schnell auf sich selbst zurückgeworfen. Oder wie Rudolf Steiner es ausdrückt: Die Erde atmet jetzt wieder stärker ein und die Ausweitung ins Weltall schrumpft bis zur Wintersonnenwende immer weiter zusammen in Richtung der Erde.

Symbolische Ernte

Das war schon eine intensive Arbeit mit unseren Trauben. Aber am Ende des Tages sind sie alle eingemaischt. Zurückgeschnitten sind sie auch schon. Nicht gerade die Art, in der professionelle Winzer vorgehen, aber kräfte- und zeitsparend. Eigentlich hat sich das Verfahren ja auch gut bewährt. Jetzt ist es auf einen Schlag wieder licht hinterm Haus. Und die Vögel können, da wir die Netze ebenfalls entfernen konnten, wieder näher kommen. Die fühlen sich ja offensichtlich in unserem Garten sehr wohl. Glücklicherweise sind sie uns trotz der Netze treu geblieben. Sogar Felix, unsere Hausamsel hat sich gleich wieder blicken lassen. Und ein paar verlorene Trauben werden sie auch noch gefunden haben. Da wir schon mal mit der Leiter unterwegs waren, habe ich die Gelegenheit genutzt, um auch den Efeu von oben herunter zurückzuschneiden. Da gibt’s einige Stellen, die anders schwer erreichbar sind. Ich bin eigentlich ganz froh, dass das jetzt erledigt ist. Irgendwie hat das auch immer Symbolik: Jetzt ist der Sommer endgültig vorbei und der Herbst kann beginnen, interessanterweise genau zum astronomischen Herbstanfang.

Traubenlese und Gartenprojekte

Der Großteil unserer Trauben ist schon gelesen. Morgen, so es denn nicht ständig regnet, kommt der Rest dran. Dann noch ein wenig Laub zusammentragen und wegbringen. Anschließend ist im Garten wohl noch einiges in Ordnung zu bringen. Aber die nächste Aktion mit den Zypressen und dem geplanten Zaun steht ja auch noch an. Bin mal gespannt, wie das funktioniert. Und ob wir sie überhaupt so entfernen können, dass der Zaun problemlos zu setzen ist. Später müssen wir uns noch eine praktisch handhabbare und schön anzusehende Lösung überlegen, um einen Sichtschutz über den Zaun zu legen. Bis das so aussieht, wie es gedacht ist, werden aber wohl noch ein paar Jahre vergangen sein.

Herbstdenken

V. hat heute schon mit der Weintraubenlese hinterm Haus begonnen. Etwas früh, wie mir scheint. Aber an manchen Ecken haben sich die Trauben schon gut entwickelt und schmecken auch sehr süß. Insofern könnte die Rechnung aufgehen. Bis er bei den weniger sonnenverwöhnten angekommen ist, vergehen ohnehin ein paar Tage. Vielleicht lässt er die aber auch noch einige Zeit länger am Stock, um die Gesamtqualität des Weins nicht zu gefährden. Insgesamt können wir zufrieden sein mit diesem Spätsommerwetter. Und eigentlich ist auch schon der Herbst durchgekommen. Blätter, Früchte, die kühlen Nächte und nebligen Morgen. Alles ist jetzt schon herbsttypisch. Und es kommen tatsächlich, wie eben gerade wieder im Gespräch mit M., Gedanken an Weihnachten auf. Unglaublich, wie uns die zyklischen Veränderungen der äußeren Natur in unserem Denken und Wahrnehmen beeinflussen.

Herbstarbeit

Wir scheinen doch in unserer Ecke Deutschlands begünstigt zu sein. Obwohl die Nächte jetzt schon so kalt werden, schwingen sich die Tage sehr schnell zu zwar zeitweise bewölktem, aber zwischendurch länger sonnigem Wetter hoch. Das ergibt eine gute Sonnenstundenbilanz und ist auch gut für die Weintrauben, die gerade diesen Wechsel sehr mögen. Die Qualität wird dadurch besser ausfallen als zuletzt erwartet. Am Wochenende werden wir wohl mit der Lese der ersten Trauben beginnen. Und dann stehen noch einige andere Gartenaktionen, u. a. das Entfernen der geschädigten Zypressenhecke an. Eine voraussichtlich kraftraubende und nicht ganz unkomplizierte Arbeit. Aber wir müssen diese Dinge erledigen, bevor die richtig ungemütlichen Monate beginnen. Dann ist für mehr Innenschau noch Zeit genug. Auch wenn ich jetzt schon sehnsüchtig an das neue Frühjahr denke.

Gemischte Aussichten für die Fruchternte

In diesem Jahr ist auch bei den Baumfrüchten alles anders als im Vorjahr. Nicht nur, dass wir praktisch keine Äpfel, Birnen, Mirabellen, Kirschen und Quitten ernten konnten. Auch bei Sträuchern gestaltet sich die Frucht teilweise spärlich. Immerhin der Schlehdorn ist schon recht früh im Jahr mit dicken Früchten gestartet. Das Dumme ist nur, dass bis zum Winter, wenn man sie sammeln könnte, um z. B. damit einen Likör anzusetzen, die Vögel fast alles schon abgeräumt haben. So ähnlich scheint es auch beim Weißdorn zu sein. Obwohl der wie immer wie verrückt geblüht hat, sind jetzt bei manchen Sträuchern kaum noch Früchte zu sehen. Bei anderen sind sie zumindest reduziert. Die Hagebutten sind dagegen mit den vergangenen Jahren vergleichbar. Aber damit können wir ohnehin nicht so viel anfangen. Immerhin sind sie zu allen Jahreszeiten schön anzusehen. Und bei unseren Weintrauben in geschützter Lage direkt am Haus, zeigt sich ein uneinheitliches Bild. An manchen Stellen sind sie schon reif und dick, an anderen noch fast grün und ziemlich mickrig. So wird die Qualität des hausgemachten Weins wohl irgendwo in der Mitte liegen. Wieder kein wirklich guter Jahrgang.

Objekte und Naturmotive sind unterschiedliche Herausforderungen

Meine neue Systemkamera scheint am geeignetsten für die Objektfotografie. Darin deckt sie ein ungeahntes Spektrum ab und erlaubt sogar Makros. Eines der Knopfbilder vom gestrigen Trödelmarktbesuch ist sehr gut gelungen, so dass ich es in mein Portfolio einreihen konnte. Bin gespannt, ob es angenommen wird. Die Größe reicht sogar für XXL aus, und die technische Qualität scheint mir hervorragend. Das ist ein gute erste Erfahrung. Bei Makroaufnahmen in der Landschaft dagegen habe ich bei den ersten Testes weniger überzeugende Resultate erzielt. Das Bokeh scheint doch nicht so überzeugend bei leuchtenden oder transparenten Hintergründen außerhalb des Fokus. Und das ist eben bei Baummotiven häufig der Fall. Ich werde es unter verschiedenen Bedingungen austesten, fürchte aber, für dieses Motivfeld doch auf die SLR-Kamera zurückgreifen zu müssen. Hoffentlich dann auf die verbesserte Technik, deren Eintreffen ich in dieser Woche erwarte.

Typisch Altweibersommer

Ein Tag wie gemacht für einen Trödelmarktausflug. Genauso sonnig, aber nicht ganz so warm wie am letzten Sonntag. Dabei hat der Vormittag mit viel Nebel begonnen, der uns die typischen Spinnweben mit silbrig im Licht funkelnden Tautropfen beschert hat, die dem Altweibersommer seinen Namen gegeben haben.

Altweibersommer-Vegetation

Altweibersommer-Vegetation

Altweibersommer-Vegetation

Gestärkt ins neue Jahr

Wer hätte das gedacht: Der Feigenbaum hat unheimlich viele Früchte ausgebildet. Nur sind sie leider noch grün und hart. Da jetzt Mitte September ist, werden sie wohl auch nicht mehr reif, und wenn nur wenige davon. Das ist schade. Am wichtigsten ist es aber, dass der Baum sich insgesamt doch noch erholt und er neue Äste ausgebildet hat. Sogar an dem Stammteil, den ich fast zur Hälfte entfernen musste. Das war ein Radikalkur, die sicherlich nicht leicht zu verkraften war. Der jetzige Zustand ist zwar recht wirr, da die Äste kreuz und quer durcheinander gehen und natürlich ungleich lang und verschieden verzweigt sind. Aber nach einem Schnitt im Frühjahr müsste eine einigermaßen normale Kronenform doch wieder zu erreichen sein. Ich wünsche mir sehr, dass der Winter weniger streng ausfällt und im Frühjahr schon bald der neue Wachstumszyklus beginnen kann.

Klassiker

Apfelbaum und Kiefer, der Klassiker unter den Partner-Armbändern. Schön, dass ich die Arbeit daran heute abschließen konnte, denn für das Wochenende haben wir einige Ausflüge und Besichtigungen geplant. So wird das nächste Holzprojekt wohl auf kommende Woche fallen. Spätestens am Sonntag soll die Sonne zurückkommen. Das wäre eine gute Gelegenheit, meine neue Kamera einmal unter Realbedingungen zu testen. Bin schon sehr gespannt, ob sie sich als Schnappschusskamera eignet.

Untypischer Spätsommer

Verdammt ungemütlich sind diese Tage, und so kalt. Am Sonntag haben wir noch geschwitzt, und jetzt fast schon Novemberwetter. Das ist eher ungewöhnlich. Meist sind es gerade die 2. und 3. Septemberwoche, die vom typischen Indian-Summer-Klima geprägt sind. Diesmal war es wohl früher, oder es ist einfach nur unterbrochen und setzt sich bald fort. Es wäre schön, wenn wir für unsere diversen Ernte- und Gartenbau-Projekte noch schöne Tage sehen würden. Vor allem die Weintraubenlese und das Entfernen der geschädigten Zypressen sind schon umfangreichere Arbeiten, die zumindest Trockenheit voraussetzen. Und mit Sonne und angenehmer Wärme macht es auch noch Spaß. Die Holzarbeit geht bei dieser Temperatur noch gerade so. Aber im Oktober-November werde ich dann wohl endgültig wieder mein Kellerquartier aufschlagen müssen.

Ernteprognose und Herbstzeichen

Für unsere Weintrauben wäre es schon besser, wenn gerade diese letzten Wochen vor der Lese wirklich sonnig ausfallen würden. Der zwischenzeitliche Regen kann zwar nicht schaden, aber tagsüber würde mehr Sonne dem Zuckergehalt guttun und den Jahrgang zu einem wahrscheinlich guten werden lassen. Jetzt hängt es davon ob, ob das Licht bald zurückkehrt und wie lange es bleibt. Die Bäume haben sich dagegen längst auf den Herbst eingestellt. Sie wissen, dass ihr Wachstumshöhepunkt überschritten ist. Während bei den meisten derzeit noch das Chlorophyll dominiert, haben andere schon mit dem Abbau begonnen. Ein untrügerisches Zeichen der neuen Jahreszeit, die ja ohne in 10 Tagen schon mit der Tag- und Nachtgleiche eingeleitet wird.

Herbsteinstellung und Kommunikationsfreude

Na ja, der Wettereinbruch musste ja irgendwann kommen. Ich hoffe aber, das Licht kehrt im Laufe des Monats bald wieder zurück und wir erleben einen sonnigen Übergang in den Herbst. Ganz gut ist es allerdings, da die Menschen sich jetzt wieder stärker auf sich zurückziehen und vielleicht auch wieder stärker zum Nachdenken kommen. Das ist gut fürs Geschäft und auch gut für die Rezeption der Wunschbaumprojekte. Dieser Elan möge sich ausweiten und die Kommunikationsfreude der Menschen endlich wieder beflügeln.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.