‚Frühlingsenergie und Motivation

Der Spaziergang um die Mittagszeit auf meinem Lieblingsweg hat bei der wunderbaren Sonne dieser spätwinterlichen Tage gutgetan. Allein wegen des Lichts und der Luft, aber leider ohne jegliche Farbakzente oder sonstige frühlingshafte Lebenszeichen der Bäume. Alles erscheint nach wie vor grau in grau und lässt den Baumfrühling erst nur erahnen. Wir müssen noch eine Weile auf den großen vegetabilen Neuanfang dieses Jahres warten und versuchen, die Frühlingsenergie in uns selbst zu erwecken, auch ohne die Unterstützung von außen. Wenn die da ist, wird sie uns endgültig mit diesem Jahr versöhnen und den Motivationsstau auflösen – so die Theorie und Erwartung bis jetzt.

Die ersten Ansätze von Frühling genau beobachten

Jetzt erst sehe ich, dass wir heute einen Einundzwanzigsten hatten. War mir nicht aufgefallen, aber zumindest das Wetter war in seiner strahlenden Helligkeit dem Datum gerecht – und hat außerdem noch wunderbar zu einem Fastnachtstag gepasst. Ich erinnere mich gerade am Rosenmontag traditionell an solche Vorfrühlingstage mit viel Sonnenschein. Dieses Jahr also zumindest am Fastnachtsdienstag ein solcher Tag. Ansonsten wirkte die Szenerie eher eingeschlafen, auch nicht ungewöhnlich für diese Ausnahmezeit des Jahres. So kann es sein, dass die Menschen mit dem Beginn der Fastenzeit auch ohne religiöse Motivation wieder mehr innerlich orientiert sind und mehr Aufmerksamkeit für das Soziale im eigenen Umfeld, aber auch für die frühlingshaften Regungen in der Landschaft draußen entwickeln. Mir geht das auch so, und ich schätze es besonders, in diesen Wochen, im Übergang vom Winter zum Frühling, die ersten Ansätze des Wiederauflebens der Bäume und mit ihnen der Natur als Ganze mitzuerleben und diese ersten Schritte sehr genau zu beobachten.

Letzte Ofenheizungseindrücke

Ein sehr heller Rosenmontag, ein Wetter, das wunderbar zu dieser Auszeit im Jahr passte, auch wenn wir nicht viel von den Fastnachtsaktivitäten mitbekommen haben. Es ist eine willkommene Ausnahmezeit, während der die projektbezogenen Dinge wie unbeachtet weiterlaufen. Wir freuen uns immer noch, da es recht kalt draußen ist, über die Wärme des Holzbrandofens und sind froh, dass wir so viel Brennholz nachträglich aufgefüllt haben. Aber wenn der Ofen so viel frisst wie n den letzten Tagen, wird es auf keinen Fall länger als bis Mitte März ausreichen, eher schon vorher ausgehen. Ich denke aber, dass es dann doch für diese Saison genug Brennholz gewesen ist und gehe auch von frühlingshaftem Temperaturanstieg bis dahin aus. Solange genießen wir die wohlige Wärme des Ofens und die letzten Ausläufer des Winterwetters.

Mit ersten Saatversuchen dem Frühling vorgreifen

Der Sonntag brachte die zuletzt herbeigewünschte Ruhe, auch wenn ein schon Routine gewordener Besuch im Nachbarort mit auf dem Programm stand. Immerhin sind die Dinge dort inzwischen auch in berechenbarere Bahnen gelenkt, so dass wir mit Zuversicht den kommenden Wochen entgegensehen können. Und nach mehrmaligem Suchen konnte ich die Saattöpfchen und die Saatschale, die ich für die diesjährigen Chilizuchtversuche, später auch für die Strohblumen und andere Eigenproduktionen benötige, doch noch finden, sie waren unter vielen anderen Gartenutensilien versteckt und dort kaum sichtbar gewesen. So werde ich das Vorhaben in den nächsten Tagen nachholen können und greife damit dem Frühling voraus, der zumindest an der Erscheinung der Bäume noch nicht angekommen ist. Das Saatgut, gerade bei den Chilis, benötigt aber eine ganze Weile auf der Fensterbank, bis es überhaupt zum Keimen gelangt. Dafür wäre zur Unterstützung der Raumwärme auch langanhaltender Sonnenschein, der durchs Fenster dringt, sehr förderlich. Umso wahrscheinlicher und erfolgreicher wird das Keimen der Lichtkeimer ausfallen und die Chance erhöhen, dass ich im Spätsommer tatsächlich reifen Chilifrüchte ernten kann. Die Pflänzchen brauchen erfahrungsgemäß sehr lange, um groß und stark zu werden, bevor überhaupt Blüten auftauchen. Und dann lässt die Entwicklung der Früchte auch meist noch lange auf sich warten. Ein früher Zeitpunkt für die Aussaat im Warmen ist deshalb eine Möglichkeit, den Gesamterfolg der Pflanzung abzusichern.

Ein letzter Rückschnitt der Gartenbäume vor dem neuen Frühling

Nachdem V. vor einer Woche die Obstbäume im Garten zurückgeschnitten hatte, war der Boden mit den geschnittenen Zweigen übersät. Sie stammten vornehmlich vom Nashi-Birnenbaum, aber auch vom kleinen Pfirsichbaum und vom Lorbeerkirschenstrauch. Heute bin ich dazu gekommen, alles aufzusammeln und mit der Astschere klein zu schneiden. Die dünnen Abschnitte habe ich der grünen Tonne entsorgt und die etwas stärkeren zu Bündeln verarbeitet, die ich nach und nach im Holzofen verfeuern werde. Es ist zwar noch grünes Holz, aber wenn der Ofen richtig gut brennt, kann man solches Holz problemlos hinzugeben, bringt nochmal etwas Heizwert und schadet im Übrigen nicht. Weil ich schon dabei war und jetzt auch die richtige Zeit dafür ist, habe ich die Gleditschie noch mehr zurückgeschnitten, um ihr gegenüber den sehr nahe stehenden Nachbarbäumen im Garten mehr Gleichgewicht zu verschaffen und zu verhindern, dass sie wieder so eine Kronenneigung wie im Vorjahr ausbildet. Die kam natürlich daher, dass sie von den übrigen Seiten her wenig Licht erhält, durch die Abschattung durch die anderen Bäume. Aber wenn sie insgesamt etwas niedriger ist, könnte dieser Ausgleichswuchsform vielleicht ausfallen. Den größeren der beiden Feigenbäume, der im letzten Jahr nach langer Durststrecke und Anlaufschwierigkeiten endlich einmal eine nennenswerte Zahl von Feigen getragen hatte, habe ich ebenfalls in Form geschnitten, um seine Krone kompakter und weniger anfällig für bei den kleinen Feigen oft wirksamen Zugkräfte zu machen. Ansonsten kann bei diesen Bäumen leicht ein dicker Ast abreißen und unangenehme Wunden verursachen, von denen sich diese Art nicht so gut erholt.

Zukunftsfähiges Handeln und Denken

Es ist für mich schwer einzuschätzen und zu beschreiben, wie sich Traditionen und traditionelle Rituale und Symbolverwendungen in den letzten Jahren verändert haben. Die Veränderung ist überaus sichtbar, aber nicht in der Form, dass alles ausgestorben wäre. Die innere Einstellung aber, zumindest wenn ich von meiner eigenen ausgehe und heutige Traditionswahrnehmung mit der aus meiner Kindheit vergleiche, ist heute eine komplett andersartige. Wie wenn man handelnd gleichzeitig angestrengt aufmerksamer Selbstbeobachter wäre und möglichst nichts versäumen oder kommunikativ unauffällig belassen wollte. Fast eine professionelle Kommunikationsattitude, die aber im Bereich der privaten Traditionspflege deplatziert auf mich wirkt, fast in einer Weise befremdlich, die mich an Tagen wie diesen beinahe an der Zukunftsfähigkeit kulturellen Lebens in unseren Breiten zweifeln lässt. Die Veränderung ist für mich so unverständlich, dass ich derzeit eher zum distanzierten Rückzug neige und die abwartende Tendenz auf diesem Gebiet verstärke, die ich bei fast allen Menschen gerade in Bezug auf jegliche planende Aktivität und Perspektive beobachte. Auch in solchen Rückzugphasen sind für mich die Bäume, überhaupt die genaue Beobachtung von Naturprozessen der leistungsfähigste Anker, um wieder Standfestigkeit und stabile Grundlage zu gewinnen, um auf dieser stabilen Basis zukunftsfähiges Handeln und Denken neu aufzubauen und weiterzuentwickeln.

Auszeiten befördern kreatives Schaffen

Gerade in Auszeiten wie der aktuellen Fastnachtsphase ist konzentrierte Kreativarbeit für mich besonders erfolgreich. Das liegt wohl daran, dass nichts wirklich ablenkt und man wegen der aus der Zeit gefallenen Wahrnehmung des Alltags einen wirklichen Fokus auf das Besondere, eben auch nicht zum Alltag Gehörende setzen kann, besser noch als sonst. Allerdings setzt das auch eine persönliche Distanz den zur jeweiligen Auszeit gehörenden Aktivitäten voraus, die mir ohnehin quasi natürlicherweise gegeben ist. So kann ich gerade meine Gedanken sehr gut rund um die Symbolik der Bäume und meine kreativen Vorhaben für die kommenden Monate lenken und bereits im Kopf vieles vorbereiten und durchdenken, was ich sukzessive in der richtigen Atmosphäre und Gestimmtheit in äußerlich wahrnehmbare und verstehbare Formen umsetzen will.

In Richtung Frühling zeigend

Immer noch haben wir diese Nachtfröste, die tagsüber meist von einer strahlenden Helligkeit bei allerdings noch empfindlicher Kälte abgelöst werden. Dennoch spürt man die Ablösung der Jahreszeit, den Übergang zum Frühling. Es ist, wie wenn sich im unsichtbaren Untergrund schon etwas rührt, das nur auf den richtigen Moment wartet, um zur Oberfläche aufzutauchen. Die Bäume sind unserer zuverlässigsten Richtungsgeber, die sich durch zeitweilige Sonnenstunden allein nicht täuschen lassen. Ihr siebter Sinn führt sie zu der Regung, die tatsächlich zum Frühling passt. Ein Zeitpunkt, der offenbar noch nicht gekommen ist, den man aber schon erahnen kann. Wie so oft werden irgendwann in den nächsten Wochen quasi über Nacht die ersten Blatt- und Blütenknospen sich öffnen, zunächst bei den traditionell frühen Arten wie Hasel, Birke, Erle und Spitzahorn. Wenn die ihre Blätter und z. T. auch gleichzeitig oder kurz danach die Blüten ausbreiten und erste Farbakzente in die Baumlandschaft setzen, folgen in immer rascherer Folge auch die übrigen Arten.

Im Spannungsfeld zeitgemäßer Kunst- und Naturwahrnehmung

Passive Kunstrezeption ist in derart kulturtrüben Zeiten wie diesen auch eine Möglichkeit. Vielleicht nicht die schlechteste, wenn man eine desolate und desillusionierte Kulturlandschaft vor sich sieht, die selbst keine Richtung mehr weiß und deshalb ihre Aufgabe eigentlich nicht richtig erfüllen kann. Wenn man dieses Ungenügen und Unvermögen, das unvermeidbar scheint, einfach ignoriert oder kaschiert, ist das gerade für die Kunst eine Unmöglichkeit. Dann ist es für meine Begriffe sinnvoller, auf bereits vorhandene künstlerische Hervorbringungen zurückzugreifen, sie zu erinnern, erneut anzusehen oder anzuhören, um sie in der aktuellen Situation neu zu begreifen und einzuordnen. Auch das eine Art Selbstspiegelung, während derer sich der einzelne ebenso verändert wie die künstlerische Form selbst, wenn sie eine überzeugende ist und das überhaupt leisten kann. Für mich bieten sich die meisten Chancen dafür in der Musik, aber immer wieder auch im kunsthandwerklichen Bereich, dem eigenen wie auch von anderen wahrgenommenen, oder eben in mir vertrauten Formen aus der Kunstgeschichte. Das ist dann spezieller, vielleicht noch stärker an die eigene Bildungsgeschichte angeknüpft als Reminiszenzen und Wiederbelebungen in der Naturrezeption, bei mir etwa in der Wahrnehmung und Begegnung mit Bäumen und ihrer Ästhetik festgemacht. Es ist kein Zufall, dass ich beides immer im Zusammenhang denke und wahrnehme: Kunst und Natur. Keinen der Pole möchte ich dauerhaft missen. Aber man muss eben immer ehrlich sein und genau hinsehen: Was macht aktuell Sinn, inwieweit und in welcher Form können natürliche oder künstlerische Formen jeweils eine zeitgemäße und zur eigenen biografischen Entwicklung passende Rolle spielen. Ein Thema, das mich gerade wieder verstärkt beschäftigt.

Von letzten Frösten und Frühlingsgedanken

Auf die neuen technischen Möglichkeiten, die mir in Kürze fotografisch zur Verfügung stehen, freue ich mich. Das Testen dieser neuen Technik wird sich hoffentlich mit dem beginnenden Baumfrühling überschneiden. Denn dann habe ich gleich auch ausreichend Freiluftmotive, um die Leistungsfähigkeit zu testen. Und mein Portfolio mit Baum-Motiven bzw. meist Nahaufnahmen von Baum-Details wird nach längerer Pause wieder eine Erweiterung erfahren. Aber natürlich wird das auch für andere Themen und Motivfelder, wie Oberflächenstrukturen, Holz, Feiertage und für die Aufnahmen im Rahmen von Projektarbeiten, meist mit Räumen und Menschen, eine Bereicherung sein. Auf etwas anderes bin ich auch noch gespannt. Tatsächlich habe ich erstmals die Gelegenheit, einen natürlichen Brennstoff für Testzwecke zu nutzen. Das macht sich gut, denn unser Holzbrandofen benötigt unaufhörlich Nachschub, und bei den zumindest nachts noch vorherrschenden Frosttemperaturen ist es wünschenswert, einige Tage länger mit den aufgehäuften Brennholzvorräten heizen zu können. So freue ich mich auf immerhin 25 kg gut abgelagertes Hartholz, auch weil wir in diesem Winter fast ausschließlich weniger anhaltendes Nadelholz verfeuern konnten.

Den Winter hinter sich lassen

Nach diesen geschäftigen Tagen voller unerwarteter Ablenkung und unverhofft notwendigen Erledigungen war der Sonntag wirklich als Ruhetag ein Segen und hat auch so gewirkt. Ich hoffe, die Ruhelosigkeit der letzten Tage setzt sich nicht in derselben Weise fort. Eigentlich ist es mir jetzt schon genug Winter, ein vom Frühling in der Natur begleiteter Neustart ins Jahr könnte gerne kommen. Nur müsste der natürliche Frühling vorlegen, denn die Menschen schaffen zurzeit keine Selbstmotivation, die über das Verwalten des Notwendigsten hinausgeht. Es bedarf einer Verstärkung von außen, die mit dem ersten Grün der Bäume und erst recht mit den ersten farblichen Blütentupfern in der Baumlandschaft quasi automatisch kommt. Mögen wir den Winter bald schon hinter uns lassen können.

Kerzen, Wachsreste und kreatives Gestalten

Nachdem wir die erste Hälfte des Samstags vor allem mit dem Sortieren, Spülen und Verstauen unserer neuesten Keramik-Errungenschaften zugebracht haben, konnte ich mich am Nachmittag dem seit Tagen verschobenen Vorhaben des Kerzengießens widmen. Ein neues Gerät zum Schmelzen hatte ich ja kürzlich erhalten, das diesen Teil der Arbeit mit Kerzenresten doch um einiges erleichtert. Und dann hatte ich noch weitere Utensilien besorgt, ohne die es kaum möglich ist, gut brennbare Kerzen selbst herzustellen: Dochte, Metallankerstücke, eine Form und auch ein Schmelzbecher, der letztlich fürs dosierte Ausgießen auch notwendig ist. Bei diesem ersten Versuch war zwar einiges erst zu auszutüfteln, v. a. das Wachs vom Auslaufen aus der Gussform abzuhalten, hat der Rest doch ganz gut funktioniert. Jedenfalls sind die Teelichter aus Altwachs schonmal gut gelungen. Und auch die dicke Kerze ließ sich nach den Anfangsproblemen mit dem Auslaufschutz ganz gut gießen. Ob das Ausformen genauso gut geht und ob das Ergebnis optisch überzeugend ist, werde ich erst morgen beantworten können, wenn alles richtig abgekühlt und das Paraffin ausgehärtet ist. Spannend finde ich solche Arbeit auf jeden Fall, wobei ich mich daran erinnere, dass ich als Kinder schon lange vor der Beschäftigung mit Holz, Bäumen und Bildhauerei, sehr gerne mit Wachs und Kerzenresten experimentiert hatte. Damals waren es meist Tropfbilder, die durch das Tropfen-Lassen von Kerzen auf ein mit Wasser gefülltes kleines Gefäß entstanden sind. Dabei verwendete ich damals verschiedenfarbige Kerzen die auf der Wasserfläche nach dem späteren Wenden glatte, glänzende und linsenartige Reliefformen aus verschiedenen Wachsfarben hinterließen, in einer Art Wachs-Pointilismus gestaltet. Um das so entstandene kleine Bild stabiler zu machen, goss ich dann eine zusammenhängende Wachsschicht als Hintergrund darüber und arbeitete eine kleine Drahtschlaufe ein, an der man es aufhängen konnte. Und in späteren Jahren knüpfte ich an diese Idee an, um zuvor plastisch ausgeformte Holzkerne mit Paraffin in einer Art Aufbautechnik zu ummanteln. Auch das eine spannende Technik, die aus heutiger Perspektive wiederaufzugreifen mich schon reizen könnte.

Alltag, Bäume und Archetypen

So viel unverhoffte Wendungen. Die Erlebnisse dieses Tages reihen sich ein in die Kette von Unwahrscheinlichkeiten, die für uns schon zur Normalität geworden sind. Fast scheint es, als ob nichts mehr erschrecken könnte. Meine Gedanken gehen an solchen unwahrscheinlichen Tagen eigentlich immer auch in Richtung der Bäume, zumindest in Annäherung, z. B. in Form ihres Holzes, das wir zum Heizen verwenden, das von unseren eigenen Fichten stammt, die irgendwann einmal als Weihnachtsbäume dienten. Das ist nur eine der Assoziations- und Kausalketten, die sich mir täglich in Bezug zu den Bäumen und ihrer Symbolik begegnen und die Teil meines Alltagslebens geworden sind. Natürlich liegt das an der Affinität zu diesem speziellen Archetypus. Andere mögen ähnliche Gedankenketten an Steine, Berge, Engel oder Vögel knüpfen. Bei mir und einigen aus der Familie sind es eben die Bäume und alles, was im Spiegel der Bäume unsere Wahrnehmung ökologischer Prozesse betrifft. Es ist schön und erleichtert es, immer wieder ein Gleichgewicht zu finden, wenn man Zugang zu mindestens einem archetypischen Symbolsystem hat und diesen Zugang im Alltag integrieren kann.

Natürliche Formenvielfalt

Es ist aufbauend, wenn die Sonne bei offenem Himmel so schön durchkommt wie in diesen Tagen. Gleichzeitig erleben wir tagsüber eine unverhoffte Kälte, unter dem Gefrierpunkt, mit der wir gar nicht mehr gerechnet hätten und die ausgeprägter ist als bisher. Ich hoffe, der Frühling wird uns bald beschert sein, dann nicht nur mit viel Licht, sondern endlich auch wieder Grün und Baumblüten, mit deren flächendeckendem Erscheinen der Frühling erst eigentlich angekommen und ins Bewusstsein gelangt sein wird. Und dann ist auch wieder die Zeit fürs Fotografieren, vielleicht nach langer Zeit wieder im Nahbereich, mit dem Fokus auf Baumdetails und die Wunderwelt der kleinteiligen Formen, die in der Natur so unfassbar vielfältig und omnipräsent, aber auch überraschend daherkommen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.