Baummakros

Schon der zwanzigste, und der Oktober beschert uns doch noch einige warme Tage. Wie es heißt, wärmer als jemals zuvor in dieser Zeit. Eine der verrückten Kapriolen des Wetters der letzten Jahre, aber eine doch sehr angenehme. Ich hoffe, die Helligkeit morgen nutzen zu können, um meine neues Makroobjektiv weiter zu testen. Die Handhabung selbst ist schon mal ermutigend. Jetzt kommt es auf das Einsatzspektrum und die Qualität der Ergebnisse an. Wenn auch die stimmte, hätte ich eine gute Alternative zu meinem Festbrennweiten-Makro, zudem mit einer Bildstabilisierung. Das ist ideal für Nahaufnahmen von Blättern, Früchten und Blüten, eben meine Lieblingsmotive. Ich hoffe, so doch noch zu einer Auffüllung meiner Motivsammlung mit Baummotiven zu kommen, die jetzt schon einige Jahre recht schleppend voran geht.

Zypressen zurückgeschnitten

Die Gartenarbeit scheint kein Ende zu nehmen. V. hat heute die Zypressen geschnitten und damit ein Vorhaben eingelöst, das er sich selber gesetzt hatte, nämlich mindestens einmal im Jahr nachzuschneiden, damit es einfacher ist und nicht mehr so dicke Äste durchtrennt werden müssen. Das ist nämlich mit der Heckenschere so ein Problem. Die Idee mit dem Entfernen der teils verdorrten Bäume hat er kurzerhand aufgegeben. Jetzt ist er der Ansicht, die Bäume könnten sich doch noch erholen. Meine Rede, denn so dramatisch schien mir das gar nicht zu sein. Wenigstens ist jetzt alles wieder ordentlich und gut für den Winter vorbereitet. Auch der Nashi ist um einen Meter gekürzt, wenn er auch für meine Begriffe immer noch viel zu dominant ist und dem nebenstehenden Feigenbaum kaum Licht lässt. Ich denke, jetzt ist auch M. zufrieden, die den Großteil des Nachmittags mit den Feinarbeiten in der Erde und unter den Zypressen zugebracht hat. Den Samstag können wir nun entspannter angehen.

Spiegelcharakter der Bäume

Zurzeit habe ich viel mit den Baumgedanken anderer zu tun. Das ist auch ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit am Wunschbaum-Projekt. Schließlich geht es um die Symbolik der Bäume. Und das heißt: Um das Verhältnis von Menschen zu Bäumen. Um die Art und die Formen, in denen sich die gegenseitige Verbundenheit und Aufeinander-Bezogenheit ausdrückt. Um den Spiegelcharakter der Bäume, die wir so gern als Projektionsflächen nutzen für unserer eigenen menschlichen Befindlichkeiten, Wünsche und Pläne. Ich bin froh, vor Jahren dieses so umfassende und vollkommen zeitlose Thema für mich entdeckt zu haben. Gleichzeitig wünsche ich mir, aus der Beschäftigung damit noch viele Anregungen ableiten zu können. Und viele Kommunikationen mit Bezug zum Thema zu erleben.

Keine Feigen mehr zu erwarten

Mich hat es eigentlich nicht gestört, aber V. meinte, die Waschbetonstufe im Garten müsste ausgebessert werden. Das war dann doch eine größere Angelegenheit, da er die abgesetzten Platten herausschneiden musste, wobei sie zerbrochen sind. Deshalb musste er neue besorgen und den ganzen Untergrund stabil auffüllen. Wohl ein Werk der Wühlmäuse, die darunter ihre Gänge gegraben haben. Insgesamt können wir uns aber nicht beschweren, denn immerhin hat das ganze über dreißig Jahre gut gehalten. Jedenfalls können wir jetzt wieder sicherer über die kleine Gartentreppe bewegen. Ein Blick heute Nachmittag auf den Feigenbaum hat mir gezeigt, dass keine Chance mehr besteht, dass wir noch reife Früchte ernten können. Sie sind einfach stehen geblieben. Und bei diesen niedrigen Temperaturen und langsam welkendem Laub ist da natürlich nichts mehr zu erwarten. Schade, aber immerhin hat der Baum sich so weit erholt, dass wir hoffnungsvoll auf das Frühjahr blicken können. Jedenfalls wenn der Winter nicht ungewöhnlich kalte Tage und Nächte mit sich bringt.

Den Herbst festhalten

Ich schätze, es wird jetzt in Sachen Kunsthandwerk eine kleine Pause eintreten. Die Menschen sind zurzeit irgendwo zwischen den Stühlen, fühlen sich dem Sommer nicht mehr, dem Herbst nicht ganz und noch nicht der Weihnachtszeit verbunden. Das äußert sich dann in reduzierter Aufmerksamkeit und tendenzieller Unentschlossenheit. Das wäre anders, wenn wir den typischen Herbst mit leuchtendem Baumlaub, kalten Nächten und strahlend hellen Tagen hätten. Zurzeit ist das nicht, soll aber noch kommen in 2-3 Tagen, und ich hoffe, es wird anhalten. Das ist dann das, was man gemeinhin ,,Goldener Oktober“ nennt. Ich lasse mich gerne von ihm überraschen. Allein schon, um die letzten Gartenarbeiten abschließen und endlich den Herbst auch in der Fotografie festhalten zu können.

Weit weg von der natürlichen Grundlage

Ziemlich viel Arbeit investiere ich zurzeit in meine Entwürfe. Ich hoffe, bald ein gutes Ergebnis zu erzielen. Erdige und naturbezogene Farben dominieren diesmal. Dabei komme ich zu ganz anderen Kombinationen, als ich es bisher gewohnt war. Manchmal ergeben sich auch aus dem Einsatz einer Technik neue Gestaltungsmöglichkeiten. Na ja, ein Besuch bei den Bäumen war heute wegen des meist regenerischen Wetters ohnehin nicht möglich. Die Zeit des Rückzugs ist angebrochen. Und dann fällt es auch nicht schwer, sich auf virtuellen Ebenene zu vertiefen und eine Weile ganz weit weg von der natürlichen Grundlage zu sein.

Das Richtige für ein verregnetes Wochenende

Ich hoffe, die Gleditschien ertrinken mir nicht, bevor ich sie unter Dach bringe. Bei diesem Dauerregen könnte man das befürchten. Aber sie sind immerhin schon 3-4 Jahre alt und in der freien Landschaft müssten sie das auch verkraften. Mit Objektivtests war nicht viel an diesem Wochenende. Der Samstag war zu arbeitsreich, und dieser Sonntag ist im Dunkel und Nass versunken. Immerhin hatten wir einen schönen Antikmarktbesuch, fast schon Standard in dieser Jahreszeit. Dieser war aber ein Traditionsmarkt, auf dem M., V., J. und W. alte Bekannte wiedergesehen haben. Eigentlich genau die richtige Beschäftigung für einen solches Wochenende im Oktober.

Typischer Arbeitssamstag

Jetzt sind die vorbereiteten Abschnitte der Eberesche auch in meinem Speicherlager untergebracht. Den Sommer über konnte sie an der frischen Luft gut antrocknen. Die Restfeuchte werden sie dann dort auch noch verlieren. Und einige Abschnitte habe ich ohnehin einer beschleunigten Trocknung zugeführt, so dass mein akuter Ebereschenmangel nun behoben ist. Nicht ganz so gut sieht es mit den Kiefern aus. Die beiden Äste, die mir V. mitgebracht hat, enthalten ungefähr zur Hälfte verwendbares Material. Die andere Hälfte zeigt zu weite Jahresringe und ist auch zu trocken. Letztlich kann ich das erst wissen, wenn sie gut ausgetrocknet sind. Auch hier habe ich die vielversprechendsten Abschnitte schon ins Endformat gesägt, so dass es mit dem Trocknen schnell gehen dürfte. Ich hoffe nur, dass die spärlichen Vorräte an gut abgelagerten Kiefernkanteln bis dahin ausreichen werden. Im Garten haben wir jetzt fast alles für den Winter vorbereitet. Die kleinen Gleditschien werde ich noch später in sicherheit bringen. Eine letzte Chance, dank Ms Fürsprache, wird die kleine Fichte mit der dreigeteilten Spitze erhalten, die an ihren Ästen schon Flechten angesetzt hat. Ich finde, sie eignet sich an Gartenweihnachtsbaum sehr gut, wirkt gerade wegen der Flechten sehr weihnachtlich. Nur den genauen Standort haben wir noch nicht gefunden. An der bisherigen hat sie immer den Blick auf etwas anderes versperrt. Gut, dass das Wetter so lange gehalten hat. So war dieser typischen Arbeitssamstag gut, um alle Vorhaben noch rechtzeitig umzusetzen.

Materialnachschub

Eine Mammutarbeit. Aber bis zum Abend habe ich die drei jüngsten Armbänder fertiggestellt. So kann ich den Samstagvormittag nutzen, um für Materialnachschub zu sorgen (Kiefer, Eberesche). Da gibt es einiges zu sägen, das dann zum weiteren Trocknen gelagert werden muss. Die Eberesche ist schon fast so weit. Die ganz frisch geschnittenen Kiefernäste dagegen werden eine Weile Trocknungszeit benötigen, bis ich sie verwenden kann. Die Schleifscheibe ist ebenfalls schon durch, so dass ich eine neue aufkleben muss. Ich schätze, alles in allem wird der Vormittag damit belegt sein. Und die anderen kreativen Projekte warten schließlich auch noch. Viel Ruhe wird das Wochenende wohl nicht bringen.

Hölzer mit Seltenheitswert

Beim Durchstöbern alter Schränke kann man so einiges entdecken. M. hat zurzeit mal wieder so eine Aufräumphase. Dabei kamen dann u. a. alte Schulbücher und Hefte aus Grundschulzeiten zum Vorschein. Auch Reste einer auf der Strecke gebliebenen Briefmarkensammlung. Aber auch Plakate, aufgehobene Kalenderblätter und Ähnliches, von dem man einmal dachte, mal müsse es aufbewahren. Weil es einem damals besonders gut gefiel oder beschäftigt hat. Natürlich verschwindet das auf nimmer Wiedersehen und wird dann irgendwann doch Abfall. In solchen Fällen pflege ich aber bestimmtes auszufiltern. Anderes bleibt ohnehin unantastbar, weil es einen bleibenden biografischen Wert hat. Dazu gehören auch vier Regalbretter aus Pitchpine, schwere Böden, die wir garantiert irgendwann für einen anderen Zweck verwenden können. Wie ich eben bie Wikipedia nachlesen konnte, gibt es sogar einen Markt für solche selten gewordenen Kern-Nadelhölzer, so das gebrauchte Hölzer, z. B. Fußbodendielen wiederaufbereitet und erneut genutzt werden. Interessant, vielleicht ist in meiner Hölzersammlung ja auch etwas, was irgendwann einmal Seltenheitswert haben wird.

Langsam gewachsene Kiefer

V. hat mir heute einen Kiefernast mitgebracht. Der gehörte zu einem etwa 30 Jahre alten Baum. Und da er noch ziemlich dünn ist, muss er langsam gewachsen sein. Darum ging es, denn die Schwierigkeit bei allen Nadelhölzern ist, dass sie sich zu kleinen Perlen mit 7 mm Durchmesser nur dann vernünftig verarbeiten lassen, wenn die Jahresringe sehr eng stehen. Alles andere führt zu unberechenbaren Ergebnissen. Das Problem habe ich für die Fichte und die Zypresse schon vor einiger Zeit gelöst. Die griechische Zypresse aus Hamburg ist gleichmäßig gewachsen und stark mit ätherischen Ölen durchtränkt, und die Fichte stammt aus einer österreichischen Bergregion, ein echtes Tonholz. Nur Kiefernholz in dieser Qualität ist eben nicht leicht zu beschaffen. Seit wir nicht mehr ganz so viel und vielfältiges Brennholz machen, habe ich keinen Nachschub mehr und die Quellen sind inzwischen fast vollständig versiegt. Ich hoffe, das frische Material ist brauchbar und ich kann es zumindest nach einer Trocknungsphase für den Zweck verwenden. Denn Kiefer wird recht häufig angefordert.

Wintergefahr für den Feigenbaum

Den Feigenbaum werde ich wohl vor Beginn der richtig kalten Winterzeit noch einmal genau unter die Lupe nehmen müssen. Die vielen Schnittstellen, die beim Zurückschneiden entstanden waren, sind doch ein gefährlicher Ansatzpunkt für Pilze. Außerdem löst sich an den Rändern die Rinde vom Holz, so dass noch leichter Wasser eindringen und die Rinde dann bei Frost absprengen kann. Da hat auch das mehrfache Einpinseln mit künstlicher Baumrinde nicht viel genützt. Ich werde es wohl noch einige Male wiederholen müssen, um die Gefahr zu bannen. Aber natürlich ist es für den Baum mit seiner tropischen Herkunft ohnehin immer schwierig, den Winter schadlos zu überstehen. Ich hoffe nur, es treten nicht erneut so schwere Schäden auf wie im Vorjahr. Er hat einfach viel zu lange gebraucht, um sich davon zu erholen. Und essbare Feigen wird es auch keine mehr geben. Die vielen noch grünen und schon recht groß gewachsenen kamen zu spät, um noch ausreifen zu können.

In Kommunikation mit den Bäumen

Ein aufgeregter Tag, an dem sich M. nicht wohl gefühlt hat. Sehr vieles, auch das, kann mit der Witterung, gewissen Veränderungen der Atmosphäre zu tun haben. Wahrscheinlich ist es das, was Rudolf Steiner als das Einatmen der Erde bezeichnet. Wir fühlen uns gerade jetzt stärker zur Erde hin gezogen, entfernen uns mit dem weniger werdenden Licht von der Ausdehnung und Weite des Kosmos, in den die Erde über die Frühlings- und Sommermonate ausatmen konnte. Und wir mit ihr. Und diese Umstellung kann zumindest vorübergehend belastend sein. Ähnlich muss es den Bäumen gehen, die in ihrem saftigen Grün, dem Blühen und Fruchten ihre Hochzeit erleben und für uns sichtbar ausstrahlen. Sie schenken uns damit quasi die hellen Jahreszeiten, prägen wesentlich unsere Vorstellung von Frühling, Sommer und Herbst. Bevor sie sich in ihrer kahlen, nackten Form selber in die Erde zurückziehen, ihre gesamten Energiereserven in Stamm und Wurzeln zusammenziehen. Wieder so eine Spiegelung. Wir sind uns meist gar nicht bewusst, wie sehr wir in unserem Naturerleben in Kommunikation mit den Bäumen stehen.

Godene Aussichten

Wandermarkierung auf dem Saardamm

Recht gewöhnungsbedürftig ist sie schon, die neue Kamera. Dennoch ist die riesige Pixelanzahl beeindruckend, und auch die Übersichtlichkeit der Menüführung. Ich werde noch einige Zeit benötigen, um sie in allen möglichen Einstellungen zu testen. Erst dann werde ich wissen, ob sie als Zweitkamera taugt, und für welche konkreten Verwendungen. Die ersten Freilandaufnahmen, die ich auf dem kurzen Spazierweg heute mit M. machen konnte, sind schon mal ermutigend. Sogar im Makrobereich lassen sich offenbar vernünftige Ergebnisse erzielen. Ich hoffe, die kommenden Tage bescheren uns noch goldene Aussichten. Das wäre gut für die ausstehenden Testreihen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.