Fleißarbeit im Vorfrühlingsgarten bei frostiger Temperatur

M. und V. haben sich verwundert darüber geäußert, dass ich mich heute so eifrig in die Gartenarbeit gestürzt habe. Es war auch kein Zuckerschlecken, da bis zur Mittagszeit ein frostige Kühlschrankatmosphäre im Garten herrschte und ich mir ziemlich die Finger unterkühlt habe. Aber ansonsten dick eingepackt war es dann doch ganz gut machbar. Als erstes hatte ich mir das Aussäen von vier verschiedenen Chilisorten in die kleinen rechteckigen Pflanztöpfchen vorgenommen, die ich auch in den Vorjahren schon immer dafür verwendet hatte. Auch habe ich zuvor dasselbe Pflanzenerdesubstrat besorgt, das speziell für Chilipflanzen gedacht ist und das bisher immer geeignet schien. Drei der Chilisorten, die ich auf diese Weise in den nächsten Wochen mit Heizmatte und künstlichem Licht vorziehen will, stammen aus Samen, die ich im letzten Jahr aus eigenen Pflanzen gewonnen hatte: Habanero Rot, Glocken-Chili und Bhut Jolokia. Von letzterer hatte ich nicht sehr viele Samen, aber die Sorte habe ich trotzdem besonders häufig gesät, in 14 Töpfchen, weil es sich ja um eine ehemals als schärfste Chili der Welt geltende Sorte handelt. Ich hoffe, der Ertrag wird diesmal größer sein. Habanero Rot war wie die Orange Variante zuvor schon ganz ordentlich ertragreich, und die Glockenchilis haben nicht nur diese wunderbar plastische Form, sie bilden auch ziemlich große Schoten und vor allem wachsen die Pflanzen am schnellsten und werden am höchsten von allen. Neu ist die vierte Sorte, die ich mir neu angeschafft habe und die eine besondere Rarität darstellen soll: Habanero Chocalate. Tatsächlich zeigen die Abbildungen des Lieferanten dunkelrot-bräunliche Schoten, die vermutlich ähnliche Geschmackseigenschaften wie die Red Variante haben werden. Ich bin gespannt, vor allem ob sie überhaupt keimen und vernünftig wachsen. Sehr viel Arbeit hat nach diesem Pflanzen der Rückschnitt von zwei Gartenbäumen gemacht. Der Walnussbaum musste auf jeden Fall von zwei großen, tief liegenden Ästen befreit werden, die im Sommer einen großen und dichten Schatten werfen, gerade an die Stelle im Garten, an dem ich die Chilis später in Kübel auspflanze. Wenn dann keine Sonne hingelangt, kann aus dem ganzen Projekt ja nichts werden. Deshalb dieser umfangreichen Rückschnitt, der dem Sommergarten und allem, was in ihm wachsen soll, gut tun wird. Und die Gleditschie hat ebenfalls einen Rückschnitt erfordert, der sich wegen der Höhe des schmalen Bäumchens und wegen der enorm langen und vielen Dornen, die sich überall über die Äste verteilen, nicht ganz unanstrengend gestaltet. Mit viel Mühe, einigen blutigen Stichen durch die Dornen und kleinteiligem Zerkleinern der Äste mit Ast- und Baumscheren war das Ergebnis aber zufriedenstellend. Auch bei der Gleditschie sind jetzt die tief liegenden und breit ausladenden Äste entfernt und der Baum in der Breite deutlich reduziert. Dass er in der Vertikalen langsam dem benachbarten Walnussbaum und dem Ginkgo Konkurrenz macht, stört mich eher nicht, weil das bei dem filigranen Blätterdacht selbst im Hochsommer kaum Schattenwurf verursacht.

Voran bewegen unter erschwerten Bedingungen

Warum diese Arbeitswoche von so viel beobachteter Müdigkeit geprägt war, erschließt sich mir nicht. Zuletzt war eigentlich nach langer Zeit wieder Aufbruchswille spürbar, die Menschen fingen wieder an, wenn auch zaghaft, neue Projekte in Angriff zu nehmen. Mehr Mut und Zuversicht schienen ein Hoch zu erreichen. Aber das hat nicht lange angehalten, die gefühlte Depression folgte sehr schnell darauf. Das ist nun wirklich eine Zeit für tiefgreifendes Neudenken und Einordnen. Alles scheint auf dem Prüfstand und nicht mehr in der gewohnten Form gültig und schlüssig. Fast schon zu viel steht zur Disposition und verlangt uns neben der Bewältigung des Alltags eine riesige Menge Situationslernen ab, bei dem man sich nur schwimmend voran bewegen kann. Vielleicht ist so ja auch die ungewöhnliche Zurückhaltung bei der Lebensbaum-Thematik zu erklären. Wenn selbst Grundlagenthemen nicht mehr greifen, die ich bis vor kurzem noch als zeitlos bezeichnet und sie auch tatsächlich so betrachtet habe, dann ist es ganz besonders schwierig geworden. Da müssen wir sämtliche tief liegenden Kraftreserven anzapfen, um so etwas wie Weiterentwicklung unter erschwerten Bedingungen möglich zu machen.

Säen, pflanzen und Bäume pflegen

An diesem Wochenende ist es endlich soweit, dass ich die ersten Pflanzarbeiten für diese Gartensaison angehen kann. Eigentlich ist es eher ein Säen, denn ich will diesmal mit dem Vorziehen der Chilipflanzen etwas früher beginnen. Ohne zu wissen, ob das auch funktioniert und die lange Zeit für da Aufpäppeln nicht zu lang ausfällt. Aber ich muss das einfach ausprobieren, auch um nach Jahren wieder eine gute Ernte zu ermöglichen. Die hängt auch von den Sorten und der Qualität des Saatguts ab. Diesmal ist es eine Mischung zwischen eigenem, aus den letztjährigen Schoten gesammeltem Samen und neu hinzugekauften. Ich bin sehr gespannt, wie die sich jeweils entwickeln. Ansonsten wird zumindest ein Baumschnitt auf dem Programm stehen. Der hängt letztlich auch mit den Chilis zusammen, da der ausladende untere Ast des Walnussbaums im Sommer doch sehr lange Schatten geworfen hat. Den werde ich ganz entfernen, damit die Sonne in diese Ecke vordringen kann, in der die meisten Pflanzgefäße mit Chilis gewöhnlich stehen. Das größere Baumschnittvorhaben, rund um den Maulbeerbaum, will ich auf einen etwas wärmeren Tag aufschieben.

Die Sehnsucht nach dem Baumfrühling

Die Arbeitswochen und damit die Zeit fliegen nur so dahin. So freue ich mich insgeheim auf das Ausschleichen des Winters, nicht nur wegen des ausgehenden Brennholzes. Auch die Bäume, das Grün, die Aufbruchstimmung zumindest in der Natur vermisse ich und sehne ich förmlich herbei. So werden hoffentlich auch wieder echte Naturfotografien zur Dokumentation des Baumfrühlings entstehen, die dem umfangreichen KI generierten Bildmaterial wieder das Vertraute entgegensetzen.

In Richtung einer Demokratisierung der KI-Diskurse

Wie es scheint bin ich nicht der einzige, den die KI-Thematik infiziert hat. Das Thema hat ja unzweifelhaft eine enorme Bedeutung für die Zukunft aller Lebensbereiche. Deshalb ist eine Beschäftigung damit eigentlich unvermeidlich. Dass sich sehr viele mit diesem speziellen Thema der Bildgenerierung beschäftigen, denke ich eher nicht. Aber es gibt ja zahlreiche andere Felder, aus denen bereits Erfolge und beeindruckende Fortschritte berichtet werden. Etwa aus der Medizin, wo das Fortschrittspotenzial besonders überzeugend und offensichtlich ist. Aber auch da stehen wir sicher noch am Anfang. Betrüblich finde ich allerdings, dass die Diskussion in den Medien immer an den eigentlich wichtigen Fragen vorbeigeht, nämlich wo neben den offensichtlich sinnvollen Applikationen der für die Breite der Menschen erkennbare Sinn der KI Anwendungen besteht. Die Frage des Verhältnisses zur menschlichen Intelligenz bzw. viel allgemeiner und umfassender zu menschlichen Fähigkeiten, v. a. zu menschlicher Kultur, wird einfach ausgeblendet. Wenn von der Verwendung im Bildungssystem z. B die Rede ist, wird angemerkt, man könne sogar ganze Examensarbeiten mit KI erzeugen. Natürlich gehen solche Darstellungen völlig an dem vorbei, was höhere Bildung einmal leisten konnte und ganz sicher auch künftig leisten können muss, wenn wir nicht in eine Bildungskatastrophe hineingeraten wollen. Denn das Lernen ist durch KI natürlich nicht abgeschafft, es muss genauso intensiv und gewissenhaft, auch schmerzlich erfolgen wie in der Vergangenheit. Es kann nur darum gehen, die KI Tools als selektiv nutzbares Werkzeug zusätzlich zu nutzen. Aber das zu erreichen, erfordert eben wiederum ein menschlich intelligentes Lernen, das dadurch in neuer Weise herausgefordert wird. Diese Unterscheidungsfragen werden ganz sicher künftig in den Vordergrund rücken müssen. Spätestens dann, wenn das erkannt wird, hat tatsächlich jeder mit dem Thema zu tun. Dann wird die Alltagstauglichkeit und Menschenverträglichkeit dieser Zukunftstechnologie einem langfristigen, absolut notwendigen und folgenrichtigen Härtetest unterzogen.

Künstlich-natürliche Hintergründe

Das künstliche Generieren natürlich anmutender Bokeh-Hintergründe war ein Versuch, den ich heute nebenbei gewagt habe. Bis zu den Rändern reichende rein abstrakte Hintergründe in abstrakter Unschärfe sind grafische Elemente, die häufig benötigt werden, aber eigentlich fotografisch nicht zu realisieren sind. Man kann sie eben nur als Hintergrund hinter einem scharf gestellten Hauptmotiv erreichen. Es sei denn, man arbeitet mit manueller Fokussierung und bewusstem Unscharfstellen der Brennweite, wie ich das u. a. bei den Weihnachtsimpressionen tue. Aber in der Landschaft draußen und ohne künstliche Lichtquellen ist das schwierig. Deshalb also der Versuch mit generativer KI. Allerdings hat sich dieser Ansatz als schwierig herausgestellt. Je nach gewähltem Modell erscheint das Bokeh ziemlich rauschbehaftet, obwohl meine Prompts das explizit ausschließen. Bei anderen, die in dieser Hinsicht gut gelungen sind, mangelt es an der natürlichen Anmutung. Mit dem Motivfeld werde ich noch weiter experimentieren müssen. Das ist eine der größeren Herausforderungen. So bleibe ich gespannt, ob sich gute Lösungen finden lassen.

Ausnahmsweise mehr Rekreation als Kreation

Gut, so ein ruhiger Sonntag, wenn die ganze Arbeitswoche dicht gedrängt und ausgefüllt war. Das hilft, wieder Energie zu tanken, denn es geht sicher eine Weile so weiter. Was gut ist, setzt es der verbreiteten Lethargie und der Vorsicht etwas entgegen, was letztlich Sinn schafft, nach dem alle suchen. So war dies heute eher ein Sonntag zur Rekreation, das kreative Arbeiten habe ich ausnahmsweise einmal zurückgestellt. Nur das Sortieren und Einordnen verschiedener Fotoarchivordner mit sehr viel Material aus den letzten beiden Jahren, v. a. Baumfotografien und solche im Umfeld von Feiertagen aufgenommene Bilder, bin ich angegangen, um Platz und Orientierung für neues Material zu schaffen, das in diesem Jahr wieder hinzukommen wird. Hoffentlich wieder mehr Naturfotografien, denn das Motivfeld ist bei mir zuletzt zu kurz gekommen.

Die infizierende Arbeit mit visuellen Bildformen

Die Arbeit mit eigenen Fotografien oder auch jetzt mit den zuweilen KI generierten Bildern hat immer etwas Infizierendes. Wenn ich einmal wieder den Faden aufgenommen habe, lässt es mich so schnell nicht los. So habe ich die Weiterverarbeitung und Optimierung verschiedener in den letzten Wochen und Monaten realisierter Motive heute wieder aufgenommen. Und anderem habe ich mir die Reihe mit KI generierten Blätter-Makros erneut vorgenommen. Ein in dieser Technik für mich neues Motivfeld, das aber durchaus interessante Perspektiven zu bieten scheint. Ich denke, das neben der Hainbuche auch auf Blätter und Zweige anderer Baumarten, vielleicht auch zu verschiedenen Jahreszeiten, anzuwenden. Und dann waren ja auch noch die letzten Weihnachtsfotografien noch nicht abschließend in die Form gebracht, die ich für die Einreichung bei Microstock-Agenturen benötige. Aber diese Auswahl ist jetzt auch getroffen. So werde ich dieses Thema in den nächsten Tagen endgültig abschließen können. Gleichzeitig freue ich mich schon auf die neue Saison und neue Gelegenheiten im Bereich der Weihnachtsbilder, dann wohl wieder zu Beginn der Adventszeit, oder vielleicht auch schon während des Hochsommers – jedenfalls wenn sich die Kuriosität vom Sommer letzten Jahres wiederholen sollte.

Imagination frühlingshafter Waldelfen

KI generierte Waldfrau 2025 I
KI generierte Waldfrau 2025 II

Nach dem vielen inhaltlichen Denken und Formulieren in dieser Woche hat es mich doch wieder zu den Naturthemen hingezogen. Und eines der Motivfelder, die ich im Sommer letzten Jahres zu Beginn meiner Versuche mit der generativen KI in den Blick genommen hatte, schien mir auch jetzt wieder interessant. Schon, um den Frühling zumindest in der Imagination vorwegzunehmen. Die Ergebnisse kommen denen der „Waldelfen-Reihe“ von letztem Jahr recht nahe, aber bei den Modellen für die Bildgenerierung hat sich zwischenzeitlich schon einiges entwickelt, was die Qualität der naturalistischen Anmutung verbessern konnte.

Immer noch in der nach innen gerichteten Winterperspektive

Trübe und extrem lichtarme Wintertage machen uns allen körperlich zu schaffen. Davon kann dann auch die intensive inhaltliche Arbeit v. a. mit Texten und sprachlichen Konzepten nicht wirklich ablenken. Aber wir versuchen die reizvollen Seiten der winterlichen Heimarbeit und der Ofenwärme zu nutzen und das nach innen gerichtete Arbeiten weiter zu pflegen. So lange, bis uns die ersten Anzeichen des Baumfrühlings wieder mehr Gründe und Anreize bietet, uns nach außen zu orientieren. Vorwegnehmen werde ich das in Kürze durch mein Vorziehen der Chilipflänzchen, die ich in diesem Jahr vielleicht noch früher auf Wärmematte und bei künstlicher Beleuchtung aus den letztjährig gesammelten Samen aufziehen will. Ob die frühe Aussaat Vorteil bringt oder die Pflanzen trotzdem sehr spät zur Entwicklung kommen, kann ich nicht sagen. Aber ich werde es später wissen und kann mich dann in den nächsten Jahren danach orientieren.

Aufmerksamkeit auf die tief versurzelte Lebensenergie

Nach einigen nach zögerlichem Aufbruch aussehenden Tagen wirkte dieser Tag wieder ganz unwahrscheinlich auf mich. Die Verwirrungen und Unbegreiflichkeiten der Welt scheinen mir sofort wieder wie lähmend. Und ich beobachte das eben gleichzeitig bei jedem. Niemand scheint sich dem entziehen zu können. Die zwischenzeitlich, allerdings selten gewordenen Auftriebswellen scheinen wie Versuche einer Selbstüberlistung. Nur haben wir selbst nach Jahren dieser Autosuggestionsversuche noch nicht den überzeugenden Ansatz herausgefunden. Das Schwimmen, Staunen und Rätseln geht weiter. Bei all dem versuche ich dennoch den Anfang wiederzufinden und dabei alles Positive aus der eigenen Lebenserfahrung miteinzubringen. Einfach weil das viel Fortschrittliches enthält und nur irgendwann der Punkt gekommen war, für uns alle, an dem es nicht mehr aufwärts ging, ab dem wir mit dem endlosen Be- und Verarbeiten des aktuell Erlebten voll und ganz beschäftigt und erschöpft sind. Ich setze auf die Aufmerksamkeit und Hinwendung zu den eigenen biografischen Wurzeln, aber immer auch begleitet durch die Hinwendung zu geistigen Ursprüngen, um einen zukunftsfähigen Weg wiederzufinden. Ein kleines Element bei diesem Versuch ist die Beschäftigung und kreative Bearbeitung des Baum-Themas. Denn die Bäume verkörpern als Mit-Lebewesen vieles von diesem unerschütterlichen Vertrauen in die eignen Wurzeln und die tief verwurzelte Lebensenergie jedes Individuums.

Visuelle Formen mit Wortsprache im Gleichgewicht

Trotz der vielen inhaltlichen Arbeit innerhalb ganz verschiedener Projekte komme ich zwischendurch doch immer wieder auf die Reflexion und das konkrete Arbeiten mit präsentativen Formen zurück. Das ist einfach ein Lebensthema, neben den Bäumen und ihrer Lebenssymbolik. Die Dinge nicht nur inhaltlich und sprachlich fassbar, begreifbar und vermittelbar zu machen, sondern eben auch in bildlich wahrnehmbaren Formen verstehbar und anschaulich zu gestalten, bleibt für mich eine spannende Herausforderung. Dabei und mit dem Erlernen, Erproben und Perfektionieren von Techniken zum Entwickeln und Kreieren solcher Formen kann ich ein gutes Gleichgewicht zu der Textentwicklung herstellen, die sehr stark in der Logik und Praxis der Wortsprache verankert und von diesen abhängig ist. Die visuelle Formensprache kann da erfrischende Mehrwerte beisteuern, wenn es jeweils gelingt, die Wortsprache nicht einfach nur mit anderen Mitteln zu imitieren.

Künstliche Simulation natürlicher Strukturen

Die künstliche Intelligenz war heute auch im Fernsehprogramm ein Hauptthema. Und da ging es um die verschiedenen Anwendungen, die inzwischen sämtliche Lebensbereiche, von der Schule bis zur Reiseplanung, eingenommen haben. Und natürlich war auch die generative Bildbearbeitung und die Verwendung von KI-Modellen in der künstlerischen Arbeit ein Teilthema. Da merkt man erst, wie viele sich schon intensiver mit den Möglichkeiten auseinandergesetzt und damit schon konkret gearbeitet haben. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse decken sich z. T. mit meinen eigenen, sind aber vielfach in der medialen Vermittlung verwässert. Ich denke, dass man da noch zu ganz anderen Ergebnissen kommen kann. Und natürlich ist das meiste noch nicht so, dass man es abschließend beurteilen und bewerten könnte. Wird es vermutlich nie sein, denn die Technik selbst ist nie abgeschlossen. Aber man kann sich allmählich annähern und zunehmend besser wissen, wie man es gewinnbringend einsetzen kann und wie besser nicht. Was die bildliche Darstellung von Natur und Bäume betrifft, war ich zuletzt positiv überrascht. Die Ergebnisse meiner kürzlichen Versuchsreihe waren z. T. erstaunlich hochwertig. Und dabei bin ich noch lange nicht zu einer ausführlichen Reihe von Variationen übergegangen. Es scheint so, dass man aus dem Begriff „künstlich“ nicht unbedingt schließen kann, natürliche Strukturen und Anmutungen seien nicht gut darstellbar. Bei menschlicher Natur kann da schon größere Zweifel haben. Aber die vegetabile scheint mehr Affinität zu ihrer künstlichen Simulation zu entwickeln.

Übergangsjahreszeit und Baumschnittgedanken

Die Verteilung des Sonnenlichts verlief am heutigen Sonntag ähnlich wie gestern, hatte um die Mittagszeit aber eine Delle, ganz untypisch. Denn normalerweise verzeichnet die Kurve in der Zeit ja ihren Höhepunkt. Aber wir wollen nicht zu viel verlangen, freuen uns einfach auf das Licht und die Aussicht auf weitere Tage mit ähnlichem Verlauf. Die Bäume sind mir in dieser Übergangsjahreszeit merkwürdig fern. Zwar denke ich öfter schon an den richtigen Zeitpunkt, unsere Fruchtbäume, im Garten und außerhalb, zurückzuschneiden. Aber es ist gleichzeitig auch klar, dass es dafür noch etwas zu früh ist. Wenn ich mich entschließen kann, ist es aber erfahrungsgemäß schon ein wenig zu spät, dann sind schon die ersten Knospen zu sehen, aus denen die neuen Asttriebe entstehen. Deshalb habe ich mir fest vorgenommen, diesmal den idealen Zeitpunkt genauer im Blick zu behalten, besonders für den Maulbeerbaum. Der war nämlich im Vorjahr extrem gebeutelt aus einer Frostphase im Frühling hervorgegangen und hatte ganz große Probleme, sich wieder zu erholen. Nach mehreren Monaten, in denen er fast komplett kahl dastand, konnte er sich im Spätsommer doch noch einmal aufrappeln, um zum zweiten Mal Blätter und feine Äste auszutreiben. Das sah damals allerdings sehr wild aus. Wir werden beim Zurückschneiden wohl sehr vorsichtig und zurückhaltend vorgehen müssen, wenn er nach der Schreckenserfahrung dieses Jahr eine wahrscheinliche Chance erhalten soll, Früchte zu bilden. Das ist bei diesem Baum, möglicherweise auch bei der Art generell, eine Seltenheit, die offenbar von vielen nicht näher identifizierbaren Faktoren abhängt. Jedenfalls hatten wir bisher erst dreimal die Ehre. In den drei Fällen durften wir aber sehr viele Früchte ernten, die überwiegend in unseren leckere schwarze Maulbeermarmelade eingegangen sind.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.