Lichter der Adventszeit

Meine Bestellungsserie konnte ich bis heute weitgehend abarbeiten. Was für eine Mammutarbeit. Das war notwendig, denn ich weiß ja nicht, wie sich die Adventswochen noch entwickeln und ob der eine oder andere noch ein Weihnachtsgeschenk sucht. So bin ich froh, den 1. Advent morgen von diesem Stau befreit verbringen zu können. Aber dann warten schon wieder andere Aufgaben darauf, erledigt zu werden. Immerhin konnte ich zwischendurch noch das Weihnachtsgesteck am Eingang mit einer Lichterkette versehen. Deren zweite Verzweigung ziert die klein daneben stehende Zypresse. So haben wir während der Adventszeit einen kleinen Lichtpunkte-Eyecatcher vor dem Haus. Vielleicht wird M. auch die Laterne nochmal regelmäßig rausstellen. Gerade in Verbindung mit den Lichterketten vermittelt das ein so wunderbar nostalgisches Gesamtbild. Wäre schön, wenn wir die Lichter der Adventszeit noch an vielen Orten sehen können. So wie sicherlich M. heute auf dem Heidelberger Weihnachtsmarkt, über den sie uns sicher gleich berichten wird.

Holz als Erinnerungsmaterial der Bäume

So viele verschiedene Hölzer und Hölzer-Kombinationen beschäftigen mich derzeit. Dann noch das Wiedereinblenden meiner bildhauerischen Arbeiten und all die weihnachtliche Pflanzensymbolik. Die Bäume sind zurzeit tatsächlich mein Hauptthema. Und interessant: Ausgerechnet in dieser unwirtlichen lichtarmen Jahreszeit. Aber auch kein Wunder, denn gerade jetzt ist das Bedürfnis vieler besonders ausgeprägt, die äußere Lichtarmut, das Fehlen von Grün, von Wachsen, Blühen und Fruchten irgendwie zu kompensieren. Dann kommt das Holz als Erinnerungsmaterial der Bäume ganz häufig ins Spiel. Und das scheinbar tote Material entfaltet seine innere Lebendigkeit, lässt den lebenden Baum wieder auferstehen, während die lebenden Bäume da draußen sich ganz in sich zurückgezogen haben. Diese Spiegelungs- und Ausgleichsprozesse im Spannungsfeld von menschenseitigen Wünschen und Baumsymbolik zu beobachten, gehört zu dem Spannendsten im Zusammenhang meiner Baum- und Holzarbeiten.

Weihnachtliche Symbolpflanzen

M. ist ein sehr schönes Adventsgesteck für den Türeingang gelungen. Ausnahmsweise mal keine Nordmanntannenzweige, sondern normale Fichten, aber kombiniert mit flechtenbesetzten dürren Zweigen, einem ausladenden Mistelzweig, zwei kleinen und schmalen Zierzypressen und dicken Kiefernzapfen. Das sieht so schon klasse aus. Wenn wir in einigen Tagen die Lichterkette anbringen, wird es in der Dunkelheit, die ohnehin schon den größten Teil des Tages beherrscht, ein schön zur Jahreszeit passendes Bild ergeben. Überhaupt ist die Verbindung verschiedener weihnachtlicher Symbolpflanzen immer sehr reizvoll und gibt Anlass zu vielerlei Assoziationen.

Die notwendige Ruhe

Sowohl bei der Holzarbeit als auch mit den gestalterischen Projekten komme ich gut voran. Und dann ist da auch noch jede Menge eher technische Routinearbeit, die viel Energie verschlingt. So hoffe ich, dass sich die Prozesse langsam ausdünnen und ein Ende des vielen Gleichzeitigen absehbar wird. Denn die Konzentration auf das Eine ist eben doch ein Qualitätsmerkmal. Und dahin muss ich dann zeitweise doch zurückkehren. Die Bäume helfen mir immer wieder, diese notwendige Ruhe zurückzuholen.

Wünschen und Selbstbeschreibung

In diesem Jahr wieder etwas mehr Wünsche. Allerdings kommen die Wunschzettel des virtuellen Wunschbaums eher intervallartig. Es gibt Phasen mit Häufung und solche, in denen das Wünschen scheinbar vergessen wird oder jedenfalls nicht zu Tage tritt. Das ist wohl Ausdruck einer immer wieder beobachtbaren Orientierungslosigkeit und Zeitnot. Auch einer Hilflosigkeit im Setzen von Prioritäten. So als ob viele darauf warten, dass jemand ihnen die Kriterien für das Richtige und Wichtige erklärt. Aber selbst wenn solche Hinweise kämen, hätten sie wahrscheinlich Schwierigkeiten, sie ins eigene Leben zu transformieren, es für ihr Leben fruchtbar zu machen. So freue ich mich über die doch wiederkehrenden Wunschphasen. Denn ich meine, das Wünschen ist eine ganz brauchbare Form, die Selbstbeschreibung des Lebens und die Intentionen in Bahnen zu lenken, ihnen Richtung und Form zu geben. Und dazu gebe ich mit dem Wunschbaum gerne ein unterstützendes Medium weiter.

Schlüssige Ergänzung

Die Routine bei meiner handwerklichen Arbeit ist zurzeit doch sehr ausgeprägt. Und so laufen bestimmte Arbeitsgänge inzwischen beschleunigt ab – natürlich ohne Qualitätsverlust. Tatsächlich kann man in der Arbeit mit den verschiedenen Hölzern aufgehen, sich vorübergehend in der materiellen Welt der jeweiligen Bäume bewegen und damit etwas von ihrer Aura und symbolischen Kraft aufnehmen, was sich dann in den Produkten ausdrückt. Ich hoffe, dass alle Träger diese Qualitäten ebenfalls wahrnehmen und für sich nutzen können. Ich weiß von zahlreichen Rückmeldungen, dass es möglich ist und dass sich ästhetische, symbolische und persönliche Qualitäten in den Bändern häufig schlüssig ergänzen.

Dekorativer Wintersonntag

Ein schöner Geburtstags-Wintersonntag, den wir einmal ganz ohne Arbeit verbringen konnten. Ich hoffe, die folgenden Adventssonntage fallen ähnlich entspannt aus, wenn die Werktage davor schon so stark ausgefüllt sind. J. und W. haben ihre Wohnung schon ganz weihnachtlich abgestimmt, mit vielen Lichterketten und anderen weihnachtlichen Beleuchtungen und Dekorationen. Wir selber werden unseren Schmuck jetzt wohl nach und nach anbringen. Dazu gekommen ist ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk, ein kleines Knusperhäuschen aus bemaltem Blech und typischen weihnachtlichen Motiven, das mit einem Teelicht versehen von innen schön leuchtet. Bald werde ich auch meine Weihnachtsbaumsammlung wieder aufbauen. Aber dafür brauche ich mehr Zeit und Muße, die ich in der Vorweihnachtswoche hoffentlich finden werde.

Weihnachtsästhetik

Wieder ein ordentlicher Arbeitstag, an dem ich gut vorangekommen bin. Bleibt nur noch wenig Zeit, ein paar Geschenkvorbereitungen zu treffen. Für morgen und auch schon einige Vorüberlegungen für Weihnachten. Es wird wohl eine sparsame Auswahl, aber dennoch spezifisch, und außerdem haben wir ja noch 4 Wochen. Etwas traurig bin ich, dass wir jetzt zu Beginn nicht die Weihnachtsausstellung im Blumenhaus W. besuchen können. Es fehlt einfach die Zeit. Vielleicht gelingt es uns noch unter der Woche, dies nachzuholen. Denn es ist jedes Mal ein optischer Genuss und gibt eine Menge Anregungen und Eindrücke, wie gemacht zur Einstimmung auf die Festtage. Wäre doch schön, wenn mir dabei ein wirklich beeindruckendes Weihnachtsornament, am liebsten mit Baumsymbolik, begegnen würde. Die Entdeckungen der Vorjahre waren eher mager. Umso schöner wäre es, wieder etwas Interessantes zu finden.

Weihnachtsgrußvorbereitung

Das wird wohl ausnahmsweise ein Wochenende ohne Holz. Einige redaktionelle Arbeiten und am Sonntag dann der nachgeholte Geburtstagsbesuch bei J.. Eigentlich auch nicht schlecht, mal eine kleine Auszeit, nachdem wir letzten Sonntag selber Besuch empfangen haben, was natürlich nicht nur Erholung darstellt. Ich hoffe, noch rechtzeitig vor Beginn der Adventszeit, d. h. im Laufe der nächsten Woche, meine letztjährige Weihnachtsbilderauswahl durchgehen zu können, um damit die diesjährige Weihnachtsgrußkarte zu erstellen. Noch unklar ist, auf welche Symbolik ich diesmal setze, das Rentier, ein Weihnachtsbaummakro oder eine andere adventliche Dekoration. Letztlich entscheidet sich das aus dem momentanen Eindruck heraus. Vielleicht wird es diesmal wieder ein Gruß zum Beginn der Adventszeit. Das finde ich ohnehin schöner, denn die Vorfreude auf das Weihnachtsfest ist das, worauf es eigentlich ankommt. Darin spiegelt sich für mich der Hauptteil der starken Weihnachtssymbolik, weniger in den beiden Feiertagen selber.

Schwierig zu drechselnde Hölzer

Eine Reihe schwierig zu drechselnder Hölzer hat mich am späten Nachmittag beschäftigt: Stechpalme, Efeu und Atlaszeder. Jedes Mal eine Herausforderung. Glücklicherweise sind die Stäbe gut gelungen, eine ordentliche Grundlage für die weitere Arbeit. Am individuellsten dabei: Das Efeuholz, das sich in jedem Abschnitt wieder in neuen Varianten zeigt. Es ist nie ganz voraussehbar. Und auch das Verhalten bei Feuchtigkeit kann nicht ganz gesteuert werden. ich wässere den Stab vor dem letzten Schliff deshalb gründlich, um späteres Aufrauen zu verhindern. Letztlich aber erinnert sich das Holz beim Kontakt mit Wasser an seine lebendigen Ursprünge und gerät dann leicht aus der geschliffenen Form. Ich hoffe, nach dieser sorgfältigen Behandlung wird sich das in Grenzen halten und kaum wahrnehmbar sein.

Einundzwanzigste

Die einundzwanzigsten gehören zu den besten. Tatsächlich bin ich heute mit der Arbeit ein großes Stück vorangekommen. Dennoch lähmt mich die Lichtlosigkeit. Angekündigte Sonnenstunden fallen regelmäßig aus. Wahrscheinlich einer der düstersten November seit langem. Und vielleicht auch der Grund, warum derzeit das Interesse am Wunschbaum besonders ausgeprägt ist. Die Menschen haben Sehnsucht nach Grün und Lebenssymbolik und finden dieses in der virtuellen Welt. Gerade jetzt sind inhaltsorientierte Kommunikationen am erwartbarsten und ergiebigsten. Da könnte man sich fast wünschen, der November hätte mehr als 30 Tage. Nein, klirrende Kälte mit blauem Himmel und klarem Licht wäre in der Vorweihnachtszeit schon ein guter Ausgleich für diese sonnenarme Übergangsphase. Und würde die Erwartung des Weihnachtsfestes in einem fröhlicheren Licht erscheinen lassen.

Das Baumtagebuch wird 8

Zurzeit komme ich kaum vor die Tür, vielleicht einmal zum Briefkasten und eine kurze Schleife durchs Dorf. Mehr ist leider nicht. Nun ja, die Landschaft ist ohnehin so trostlos, dass es mich nicht unbedingt dorthin zieht. Rückzugszeit in Verbindung mit viel Arbeit. Bald schon wird das Brennholz meine engste Verbindung zu den Bäumen sein. Wenn die Holzofensaison beginnt, für die wir uns gut gerüstet haben. Die Vorräte sind aufgefüllt. Aber der Ofenwinter ist noch nicht da. Da fällt mir ein: Das Baumtagebuch wird heute schon 8 Jahre alt:: 2.920 Tagebucheinträge, denn ich habe keinen Tag ausgelassen. Das muss mir erst mal einer nachmachen.

Roter Faden

Eine Zeit, in der ich sehr zwischen verschiedenen Tätigkeiten hin- und herschalten muss. Aber das liegt mir sehr und erinnert mich an die Arbeit in B., die von Vielfalt und sehr Abwechslung gekennzeichnet war. Interessant, dass mir diese Reminiszenz gerade in meinem Geburtstagsmonat begegnet. Das kreative Element ist dabei immer Bestandteil, damals wie heute. Es hat sich nur in seiner konkreten Form verändert, ist vielleicht etwas näher am Natürlichen, dem ich immer wieder über die Bäume nachspüre. Ein roter Faden, der mich hoffentlich noch lange begleiten wird.

Sonntagsbeobachtungen

Ein sehr schöner und ruhiger Wintersonntag. Und Besuch von alten Bekannten, die ich noch aus meinen Kindertagen kenne. Viel Zeit dazwischen und die Menschen haben sich weiterentwickelt. Schön auch das zu beobachten. Die Landschaft war heute wieder kein Thema. Lediglich ein kurzer Spaziergang durch den Garten hat mich mit unseren Gartenbäumen in Kontakt gebracht. Dabei konnte ich feststellen, dass die Stechpalme sich kräftig übers Jahr entwickelt hat und sich bald zu einem stattlichen und ziemlich gerade gewachsenen Baum auswachsen wird. Und dass der Ginkgo so stabil geworden ist, dass er mittelfristig alle anderen überragen wird, ohne dass man um seine Windfestigkeit fürchten muss. Nur der Feigenbaum macht mir wieder einmal Sorgen, denn schon jetzt, bevor überhaupt die richtig kalten Nächte begonnen haben, sind erneut Abplatzungen zu sehen und ein starker Befall mit Baumpilzen. Wir werden ihn im Frühjahr noch stärker zurückschneiden müssen, um eine vernünftige Kronenform wiederherzustellen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.