Feiertagserleben

Ich freue mich auf die Kräutersegnung morgen Vormittag. Das ist immer schön, besonders wenn das Wetter so sommerlich ist, wie für morgen zu erwarten. M. hat aus den Kräutern, die wir vor einigen Tagen gesammelt hatten, zwei schöne Sträuße gebunden und ins Wasser gestellt. Und es sind auch noch einige übrig. Vielleicht wird daraus noch ein Kranz oder eine andere Dekoration für die Wohnung. Schön finde ich auch, dass wir neben Bayern diesen Tag als Feiertag erleben dürfen. An solchen Tagen ist das Erleben ein anderes. Die Gedanken dürfen sich dann auch mal in nicht alltägliche Richtungen bewegen, oder besser gesagt: Sie sind dann dazu eher in der Lage. Irgendwie hat sich das heute schon auf mich ausgewirkt, denn meine Vorhaben einer Neugestaltung des Baumtagebuchs hat im Laufe des Tages wieder neuen Auftrieb mit neuen Ideen erhalten.

Überzeitlicher Sinn

Die meist unverhofften Rückmeldungen einzelner Armbandkunden finde ich immer sehr aufbauend. Es ist einfach schön, zu hören, dass Menschen die Armbänder tatsächlich tragen und sich dabei wohlfühlen. Es zeigt, dass mit diesem kunsthandwerklichen Produkt, das eigentlich auch ein Kommunikationsprodukt ist, wirklich ein Sinn verbunden ist, den viele wahrnehmen und schätzen. Und wenn ich dann höre, dass einige seit Jahren immer wieder gerne ein Armband zu bestimmten Anlässen oder Gelegenheiten tragen, dann sehe ich einmal mehr die starke Symbolik der Bäume bestätigt. Eine Symbolik, der Kraft Zeiten und wechselnde Stimmungen überbrückt, weil sie etwas Überzeitliches zum Gegenstand hat.

Baumsymbolik zu Mariä Himmelfahrt?

Dass Mariä Himmelfahrt mit der Baumsymbolik in Verbindung gebracht werden könnte, ist mir nicht bekannt. Aber möglich ist es natürlich. M. hat dieses Thema heute zur Sprache gebracht. Vielleicht gibt es in Bayern oder anderen lokalen Traditionen solche Ansätze, dass neben den Kräutern vielleicht auch Baumzweige, -blüten oder -früchte für die Kränze und Dekorationen verwendet werden. Ich weiß es nicht. Aber das wäre ein weiteres Thema zum Nachforschen. Sollte sich etwas daraus ergeben, stünde ein weiterer Text zur Feiertagssymbolik auf dem Programm. Ich fürchte allerdings, dass dies weniger ergiebig würde als der Palmsonntag, Pfingsten, der 1. Mai oder gar Weihnachten.

Historische Baumbedeutungen

Selbst aus der populärwissenschaftlichen Baumliteratur kann ich immer wieder Neues erfahren. So ist dieser Band mit einer Übersicht bekannter heimischer Baumarten eine Fundgrube für botanische, volksmedizinische, kulturhistorische und mythologische Informationen zu diesen Arten. Obwohl alles ziemlich unzusammenhängend dargestellt ist, wie ein Informationsflickenteppich, sind einzelne Inhalte doch interessant. So freue ich mich sehr, an Sonntagsnachmittagen einfach einmal die tiefgehende und weitreichende Bedeutung der Bäume im Leben der Menschen, über Kulturkreise und Zeiten hinweg, zu verfolgen und zu staunen, wie sich die Bedeutungen im Laufe der Jahrhunderte verschieben, sich regional unterscheiden und ganz unterschiedliche Verbindungen zu den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen herstellen.

Schattenplatz Walnussbaum

Von oben betrachtet hat sich unser Walnussbaum dieses Jahr bisher schon gut entwickelt. Es war wie vorhergesehen. Nach dem Umpflanzen innerhalb des Gartens im vorletzten Jahr hatte er sich zunächst ein wenig gestört, benötigte an seinem neuen Standort, wenige Meter von dem alten entfernt, eine Zeit, die beschädigten Wurzeln neu zu bilden, sich fest zu verankern. Deshalb hat die Krone auch zunächst kaum Fortschritte gezeigt. In diesem Sommer aber hat er sich stärker in die Vertikale orientiert und eine zweite Kronenspitze ausgebildet. Die Geschwindigkeit dieses Wachstums zeigt mir, dass in der Folge rasant entwickeln wird. In 2-3 Jahren wird M. wahrscheinlich für ihren Sommerliegeplatz gar keinen Schirm mehr benötigen. Dann wir das schattige Blätterdach des Nussbaums ausreichen. Na ja, eigentlich soll man sich ja nicht lange unter Nussbäumen aufhalten. Aber das gehört wahrscheinlich eher in den Bereich des Aberglaubens. Zum Ruhen ist vielleicht gerade der Nussbaum die richtige Wahl.

Abwartehaltungen

Der wievielte Efeuschnitt war das in diesem Jahr? Ich habe nicht mitgezählt, aber er ist außergewöhnlich wuchsfreudig. So ist es immer wieder erforderlich, etwas zurückzuschneiden, damit die Hecken nicht zu viel Überhang bekommen und möglicherweise instabil werden. Auch optisch ist es nicht ganz so schön, wenn überall einzelne Triebe hervorstehen. Mit der Vorbereitung eines Lebensbaum-Armbandes ist diese Arbeitswoche zu Ende gegangen, die mir von einer Art Abwartehaltung geprägt zu sein schien. Der Höhepunkt des Sommers liegt zurück, die richtige Lust zu neuen Projekten ist noch nicht erwacht. Es ist, als ob sich die Menschen wieder sammeln müssten. Ich weiß solche Phasen kreativ zu nutzen. Und das neu Erlernte wird mir bald schon in verschiedenen Projektausführungen sehr hilfreich sein.

Baumthema und Entschleunigung

Meine verschiedenen Baumseiten-Projekte sind doch jetzt wieder in weitere Ferne gerückt. Vielleicht kann ich die Baumtagebuchseite ja noch vor Jahresende realisieren. Es sind einfach vorab noch zu viele Auftragsarbeiten umzusetzen. Und tatsächlich beginnt schon bald das letzte Drittel dieses Jahres. Es ist schon etwas daran, wenn man den Eindruck gewinnt, dass die Zeit immer schneller vorübergeht. Diese Beschleunigung ist wohl für jeden spürbar. Wahrscheinlich liegt das in dem Bereich, den Herny Bergson die ,,innere Zeit“ genannt hat. Diese innere, subjektiv erlebte Zeit verrinnt zunehmend schnell. Fatalistisch könnte man auch sagen: Sie zerrinnt. Aber gerade deshalb versuche ich immer wieder, Zeitloses zum Gegenstand zu machen, um Phasen der Entschleunigung einzulegen. Die Baumthematik, auch die Begegnung mit Bäumen in der Landschaft sind für mich wichtige Anhaltspunkte für diesen Versuch zeitweiser Entschleunigung. Ich denke, es ist vor allem diese Chance, die unter zeitgenössischen Bedingungen die Faszination der Bäume und ihrer Baumsymbolik ausmacht.

Sorgenbaum

Der Feigenbaum macht mir doch einige Sorgen. Nicht nur über den Winter hat er stark gelitten, mit Rissen und Erfrierungen in nahezu allen Teilen. Auch jetzt, mitten im Hochsommer platzen viele Stellen auf und bieten dann Pilzen Möglichkeiten, einzudringen und das Holz zu schädigen. An der größten Schnittstelle hat sich innerhalb von 1-2 Tagen ein großer schirmartiger Pilz gebildet, den ich sofort entfernt habe. Die vielen Einkerbungen an den Stammverzweigungen und die aufgerissenen Äste lassen sich aber leider nicht vollständig mit Baumbalsam abdecken. Ich hoffe, das geht jetzt nicht noch weiter, damit der Baum wenigstens in diesem Jahr noch einige Früchte zur Reife bringen kann. Im Übrigen kann ich nur auf einen milden Winter hoffen, sonst könnte es im kommenden Frühjahr notwendig sein, den Baum radikal zurückzuschneiden. Ein ganz neuer Anlauf sozusagen.

Belebendes Bio-Wetter

Eine wohltuende Abkühlung im schwül-heißen Hochsommer. Und wieder eine zum Drittel gefüllte Regentonne, auf deren Inhalt wir in den nächsten Tagen sicher wieder zurückgreifen werden. Gerade weil der Regen so erholsam war, bin ich mit der handwerklichen Arbeit weiter gekommen als ursprünglich geplant. Gut, denn nach der interessanten Kombination von Hasel und Eberesche steht jetzt mit dem Zürgelbaum wieder ein Klassiker der Lebensbäume auf dem Programm. Das Bio-Wetter scheint jetzt langsam wieder seine belebende, auf die Natur ausgerichtete Wirkung zu entfalten. Ein Muster, das in den letzten Jahren immer wieder aufzutauchen schien.

Sensible Umbruchzeiten

Für die Holzarbeit ist es gut, wenn die kommenden Tage eine leichte Abkühlung bringen. Sonst ist es schwer, sich auf die filigrane Naharbeit zu konzentrieren. Wenn dagegen der Wind ein wenig weht und auch mal eine kühle Brise vorbeiweht, dann bin ich dem Material, dem jeweiligen Baum, deutlich näher. So freue ich mich auf die anstehende Arbeit und auf den gemäßigteren Teil des Hochsommers, während dessen die Menschen eher zur konzentrierten Gelassenheit neigen, wenn die Aufladung durch das Maximum an Sonnenenergie sich langsam schon wieder abschwächt. Es ist interessant, diese Wendepunkte zu beobachten. Und die Verhaltens- und Einstellungsänderungen der Menschen, in ihrer Abhängigkeit von biologischen und meteorologischen Umwelteinflüssen.

Antike Eindrücke

Aus den Manuskripten ist auch heute nichts geworden. Außer einigen Postkartenhändlern – leider keins meiner Favoritenmotive – gab es leider keine Entdeckungen. Aber der Besuch dieses Marktes ist dennoch immer eine Freude, bei diesem Superwetter sowieso. Zwischendurch haben uns die Bäume des Kurparks erholsamen Schatten gespendet. Vom Weg her eine Art Neuauflage des Besuchs vor zwei Jahren. Und dann ist es einfach interessant zu beobachten, wie sich die Vorlieben der Besucher und die Angebote der Antikhändler andererseits verändern. Wie mir scheint geht das in Richtung einer mehr impressionistischen, spontanen Aufmerksamkeit. Es steht immer weniger ein vermuteter Wert im Mittelpunkt. Das finde ich, macht die Sache noch offener und irgendwie ,,demokratischer“. Bewundern muss ich die flexible Freundlichkeit mancher Händler, denn so ein Geschäft scheint mir wahrhaftig kein leichtes Unternehmen.

Ruhetag

Das war endlich mal wieder ein Tag zum Ausruhen, seit langem. Die beiden neuen Partner-Armbänder, Hasel und Eberesche, habe ich aber am Vormittag doch schon vorbereitet. Gut, dass ich in den letzten Monaten ausreichend Nachschub für zuletzt ausgegangene Hölzer wie die Eberesche, auf Vorrat nehmen konnte. Ich freue mich auch auf die neuen Hölzer, die derzeit noch trocknen und die ich sicher im Laufe des Herbstes zu ersten Prototypen umwandeln kann. Ich hoffe, morgen werde ich in puncto alte Handschriften fündig. Das Kochbuch von vor zwei Wochen geht mir seitdem im Kopf herum. Es ist nämlich recht selten, eine vergleichbar schöne Schrift auf nicht liniertem Papier zu finden. Vielleicht habe ich ja diesmal Glück.

Blick auf das Ganze

Die meisten sind mit dem Verlauf des Sommers doch ganz zufrieden. Das konnte ich in den vergangenen Tagen immer wieder hören, wenn es um das Thema ging. Und tatsächlich gewöhnt man sich schnell an die Sommerhitze, vom Klimawandel offensichtlich bedingte Wetterextreme hin und her. Wir müssen uns irgendwie darauf einstellen und unsere Flexibilität in Sachen wetterabhängig Stimmung stetig ausbauen. Dann werden wir mit angepasstem Verhalten sicher den richtigen Weg durchs Jahr finden. Mit Phasen, in denen wir den Gang durch die Landschaft, mit allen Blumen, Gräsern, Wiesen, Bäumen und Tieren genießen können. Und anderen, die wenig Bewegung bei heruntergelassenen Jalousien als vernünftiger erscheinen lassen. Nur den Blick auf den Zusammenhang des Ganzen, der uns dieses Verhalten nahelegt, sollte uns nie abhandenkommen.

Regenwässerung

Das ist jetzt endlich mal eine richtig angenehme Sommerwärme. Trocken, über 30 Grad. Das ist recht viel, aber die Luftfeuchtigkeit ist gering, so kommt man nicht so schnell ins Schwitzen. Und wie so häufig: Was für uns angenehm scheint, ist für die Pflanzen nicht so lustig. Die Blüten kommen zwar voll auf ihre Kosten, aber bei solch konstant hohen Temperaturen benötigen sie sehr viel Wasser. Bei unseren Kübelpflanzen reicht da einmal Gießen nicht mehr. Glücklicherweise haben wir bei den Gewittertagen jede Menge zusätzliches Regenwasser aufgefangen. So kann ich auch die Gartenbäume zusätzlich bewässern. Die sind zwar gut und tief verwurzelt und zeigen insofern noch keine Austrocknungserscheinungen. Mir liegt aber daran, dass sie möglichst nicht gestört werden in ihrer Wachstumsfreude und beim Ausbilden ihrer Früchte. Und wenn die Tonnen leer sind, wird das nächste Hitzegewitter sicher wieder fürs Auffüllen sorgen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.