Gespiegelte Natur

Armbänder sind fertig. Das heißt nach längerem einmal ein Samstag, der nicht im Zeichen der Holzarbeit steht. Denn auch die Winterholzaktion ist vorerst abgeschlossen. Das ist auch mal nicht schlecht – bevor allzu viel Routine entsteht. Tatsächlich stelle ich fest, dass Pausen innerhalb einer Tätigkeit durchaus produktiv wirken können. Die Fortsetzung nach der Pause ist mit Erfahrungen aus anderen Bereichen angereichert. Der kleine Abstand lässt die Dinge neu, vielleicht objektiver betrachten. Und das tut der Qualität eher gut. So findet die Linie ihre Fortsetzung, die für mich charakteristisch ist. Ein breites, vielseitiges Aufgaben- und Interessenspektrum, das seine Vitalität und Kreativität gerade aus dem Wechsel bezieht, allerdings auf der Grundlage gewisser Konstanten. Eine dieser Konstanten ist die kontinuierliche Beschäftigung mit dem Verhältnis des Menschen zu seiner Natur, die sich Außen und Innen findet und sich hier wie dort ineinander spiegelt.

Gewitterregen

Der Gewitterregen von heute hat die Bäume aufatmen lassen. Und uns mit ihnen. Denn die tropische Hitze war schon sehr beschwerlich. So war auch die Holzarbeit draußen heute sehr viel entspannter und ich konnte ein gutes Stück vorankommen. Noch der letzte Arbeitsschritt, dann ist auch dieser Auftrag wieder abgeschlossen. Ich hoffe, dann auch meine gerade im Fluss befindlichen Fotoserien fortsetzen zu können, denn das Licht begünstigt das Festhalten der aktuellen Motive rund ums Holz sehr. Vergleichbare Ergebnisse sind im Herbst oder Winter nicht zu erwarten. Dabei will ich mich auch nicht von wenig entgegenkommenden Reaktionen mancher Microstock-Bildredakteure entmutigen lassen. Motive, die von den einen in irgendeiner meist nicht wirklich identifizierbaren Form als mangelhaft eingestuft und abgelehnt werden, gehen bei den anderen spontan als akzeptiert durch. Da ist nicht wirklich durchzublicken. Aber gelegentlich hilft die Wiederholung.

Sommeroptimismus

Heute hat die Antihitzestrategie zwar am Vormittag noch ansatzweise gegriffen. Später hat sich die große Hitze dann aber überall breit gemacht, zumal ich am Nachmittag draußen arbeiten musste. Das ist schon sehr ungewohnt, aber noch gerade so erträglich. Immerhin haben wir die Wahnsinnstemperatur des Jahres 2003 noch nicht erreicht, die nicht weit von uns weg ja den deutschlandweiten Spitzenwert von über 40 Grad erreicht hatte. Ich finde, wir sollten nicht jammern. Nach einer so langen Winterperiode und dem verpassten Frühling, ist das doch eher willkommen. Schön wäre es, wenn das jetzt in einen richtig sonnigen, mäßig temperierten Sommer überginge. Eben so, wie er früher einmal war. Das würde auch der Vegetation am besten bekommen. Und den heimischen Baumarten, denn Dauerdürre ist deren Sache meist nicht. Bei den Exoten wäre das zwar von Vorteil, aber ein Idealwetter für alle Arten, das kann es ohnehin nicht geben. Seien wir optimistisch und begleiten wir den Sommer in seine nächste Phase.

Antihitzestrategie

Wie es am Abend hieß, war das der bisher heißeste Tag dieses Jahres. Ich habe es nicht unbedingt darauf ankommen lassen und mich erst gar nicht auf den Weg gemacht. Bei meiner üblichen Spaziergangszeit um die Mittagszeit ist das bei solchen Temperaturen keine Freude. Da warte ich lieber auf entspannteres Klima, das fürs Wochenende erwartet wird. Ich hoffe aber, es schlägt nicht wieder ins Gegenteil um und die Sonne bleibt uns in langen Phasen des Tages erhalten. Immerhin, am Morgen sind die beiden Stäbe aus Linde und Weide, zwei weiche Hölzer, die nicht wirklich berechenbar sind, gut gelungen. Ich freue mich auf die weitere Arbeit daran und vor allem auf das zu erwartende kontrastreiche Ergebnis.

Beschwingter Geist – Geflügelte Seele

Mitten in der ersten Hitzewelle dieses Jahres scheinen die Lebensgeister doch wieder zu erwachen. Ich kann nicht wirklich erkennen, was die Regeln für das Auf oder Ab der Stimmungen und die Indikatoren für den Auf- oder Abschwung sind, aber Veränderungen sind meist nicht personenbezogen, sondern universal. Es ist, als ob sich Stimmungen über unsichtbare Kanäle und mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Vielleicht muss man die Annahme eines kollektiven Unbewussten um das Theorem des kollektiven Gestimmtseins erweitern. Dafür sehe ich immer wieder Anhaltspunkte. Und meist hängt es mit äußeren Faktoren zusammen. Dem Erscheinen des ersten Blattgrüns der Bäume, dem gleichzeitigen Blühen vieler Pflanzen, dem Auftauchen einer konstanten Wärmeperiode, oder auch umgekehrt einer lang anhaltenden Winterkälte oder eine langen Regephase inmitten einer Jahreszeit, die das nicht erwarten ließe. Wenn ich das merke, lasse ich mich gerne anstecken und danke den natürlichen Schwingungen, den Geistern der Natur – wie auch immer man es nennen mag – dass den Geist der Menschen beschwingen und ihrer Seele Flügel verleihen.

Guter Dinge

An diesem ruhigen Sonntag war der Spaziergang noch entspannt, bei schon warmen, aber noch erträglichen Temperaturen und noch trockener Luft. Die Bäume und alle grünen Pflanzen gedeihen in dieser Zeit prächtig. Und wie ich höre sind auch die Bienen guter Dinge. So werden wir in den nächsten Tagen wohl den ersten Blütenhonig von der Robinie schleudern können. Heute sind keine wirklich guten Fotos hinzugekommen, aber mit der Bearbeitung des Rohmaterials der letzten Tage habe ich einige sehr gute Ergebnisse erzielt. Besonders freut es mich, dass iStockphoto gleich alle drei ,,Vintage Barn Door“-Fotos akzeptiert hat. Das stimmt mich mutig, diese Serie fortzusetzen. Die ersten Folgebilder habe ich schon vorbereitet. Die müssen jetzt noch verschlagwortet werden. Ich schätze, dieser Sommer wird an guten neuen Fotoaufnahmen reich sein. Muss nur noch das Licht warm und konstant bleiben.

Alte Tore

Brennholz dürften wir jetzt für die nächsten Jahre genug zusammengetragen haben. Heute war die vorläufig letzte Ladung dieses Jahres an der Reihe. Wie beim letzten Mal mussten wir zweimal fahren, um alles abzutransportieren. Eine anstrengende Aktion, und vor allem V. ist jetzt sehr froh, diese Arbeit hinter sich gebracht zu haben. Also ein Grund, heute Abend mal wieder ein Bier hervorzuholen. Später habe ich meine letzten Fotos durchgesehen und die Ergebnisse der letzten Wochen sortiert, um endlich wieder einen Überblick zu haben. Die alten Scheunentore sind schon ein spannendes Motiv. In F., wo wir heute wegen des Holzes waren, gibt noch einige alter Bauernhäuser mit Scheunen. Vielleicht werde ich dort demnächst mal auf Entdeckungstour gehen. Das könnte meine Sammlung mit Holzstrukturfotografien ausweiten. Interessant an diesem Thema ist aber nicht nur das Holz. Auch der Aspekt“Tor“ oder ,,Tür“ hat etwas. Vielleicht lässt sich daraus eine Serie zu machen. Neben den Scheunentoren habe ich vor einigen Tagen auch ein verrostetes Werkstatttor abgelichtet. So eine Serie ,,Vintage oder Grunge Barn Doors“ könnte ich mir als langfristig angelegtes Projekt vorstellen.

Blütensommer

Jetzt hoffe ich auf eine Rückkehr der sehr sonnigen Tage, damit die Juni-Sonnenstundenbilanz doch noch das Niveau des Vorjahres übersteigt. Und eigentlich sieht es dafür auch ganz gut aus. Morgen noch eine ziemlich anstrengende Aktion mit zwei Anhängerladungen frisch geschlagenem Brennholz und dann kann V. sich in der kommenden Woche endlich auch seinen Bienen und dem hoffentlich ersten Honig dieses Jahres widmen. Ein Glück, die Robinien blühen in diesem Jahr stärker als sonst und sind auch nicht verregnet, was allzu schnell passiert ist. Wäre schön, wenn die verpasste Frühtracht auf diese Weise ein wenig ausgeglichen wird. Schließlich ist es auch eine Motivationsfrage. Wenn sich immer nur Verlust und mühsames Aufpäppeln abwechseln, dann macht’s irgendwann auch keinen Spaß mehr. Wünschen wir den Bienen und uns selbst einen starken und ertragreichen Blütensommer.

Ginkgopflege

V. kann seine guten Ratschläge in Bezug auf unseren Ginkgo einfach nicht lassen. Dabei habe ich den Baum ja nun wirklich genau im Blick und sorge immer dafür, dass er sich gut entwickeln kann. Auch die Stütze habe ich vor einigen Wochen neu justiert und dabei darauf geachtet, dass die Rinde nirgendwo eingeschnürt wird. Das leichte Eindrücken durch die geriffelte Kunststoffmanschette ist nie ganz zu vermeiden gewesen, schadet dem Baum aber nicht, so prächtig, wie er sich entwickelt. Und da diese Art des biegsamen Abstützens sich sehr bewährt hat, gerade bei diesem windigen Wetter, sehe ich keinen Grund, etwas zu ändern. Auch mit dem ebenfalls angesprochenen Zurückschneiden der Krone halte ich mich lieber zurück. Schließlich ist die Astarchitektur der Ginkgos ohnehin sehr sparsam und keineswegs überladen. Und wenn einer der wenigen Seitenäste etwas weiter hinausragt, dann sehe ich das eher als Maßnahme zum Herstellen eines Gleichgewichts mit der astreicheren Gegenseite. Von mir aus kann alles so bleiben. Hoffen wir, dass der Baum im Sommer mit Sonne verwöhnt wird und sein Breitenwachstum verstärkt, damit er bald auch ganz ohne Stütze auskommt.

Von menschlicher Orientierungslosigkeit ungerührt

Es scheint eine Zeit zu sein, in der das Stagnieren das Leben und Wahrnehmen der Menschen in stärkerem Maße als gewöhnlich prägt. Man erkennt es an einer grundlegenden Art von Unentschlossenheit, mangelnder Kommunikationsbereitschaft, wenn nicht -verweigerung, Demotivation und Vorsicht. Vielleicht werde ich den Grund für diese Merkwürdigkeit erst zu einem späteren Zeitpunkt erkennen. Aber neu ist das Phänomen nicht. Phasen dieser Art gab es schon und gibt es immer häufiger. Sie unterscheiden sich nur in der Länge und Intensität. Diesmal also eine besonders lange und intensive. Die Bäume scheint das nicht zu interessieren. Soweit ich sehe, funktioniert das Wachsen und Blühen tadellos. Sie lassen sich von dieser Phase der Selbstbezogenheit und Orientierungslosigkeit nicht irritieren, überlassen ihre menschlichen Gefährten ihrem Schicksal, wie es umgekehrt wahrscheinlich noch öfter geschieht.

Sommerklimavarianten

Um diese Jahreszeit ist es angenehm, abends draußen zu arbeiten. Besonders an Tagen wie diesem, die nicht zu heiß und schwül sind. Dann kann ich auch nach einem Schreibtisch-Arbeitstag ohne Probleme eine kunsthandwerkliche Schicht einlegen, die länger dauern kann. Die Arbeit geht dann trotzdem leicht von der Hand, wie heute mit den Apfelbaum- und Bergfichtenperlen. Aber auch die heißen trockenen Tage, die uns hoffentlich noch bevorstehen, haben ihren Reiz. Es ist dann Hochsommer und wir haben uns an die Wärme gewöhnt, besser als der Frühsommer mit seiner oft schwülen, gewittrigen Wärme. Für die Bäume ist es meinem Eindruck nach aber gerade jetzt günstig. Sie mögen dieses leicht unbestimmte, immer mit der Aussicht auf einen Schauer und zwischenzeitliche Abkühlungen. Dann wachsen sie fast unbemerkt, aber konstant und tanken viel Energie, setzen neue Substanz an, um die richtig heiße Zeit dann gut überstehen zu können und bereit für das spätere Fruchten zu sein. Es ist schön, diese Veränderungen im Jahresverlauf beobachten zu können.

Farbig kontrastreich vs. monochrom strukturiert

Wenn ich meine Baumfotos in der Portfolio-Übersicht, wie jetzt bei Pinterest angelegt, anschaue, bin ich über deren bunte Farbigkeit überrascht. Bezogen auf das einzelne Bild erscheint mir das gar nicht so. Aber auch in der Natur findet man eben sehr schöne Farbkontraste, vor allem in den Früchten, häufig auch in Blüten oder im herbstlich verfärbten Laub. Dabei sind diese Aufnahmen ganz ohne Rohdatenverarbeitung entstanden, die Farbe entspricht also dem tatsächlichen optischen Eindruck zum Zeitpunkt der Wahrnehmung. Es sind dies zwei Möglichkeiten, die Makros besonders attraktiv und für Illustrationszwecke geeignet erscheinen lassen: Starke plakative Farbkontraste in einem zentralen Motiv. Oder eben markante Oberflächenstrukturen, Texturen, die sogar häufig mit eng begrenztem Farbspektrum oder gar in Schwarz-Weiß eindrucksvoll sind, weil dann die Struktur wie eine Linienzeichnung stärker betont wird. Tendenziell monochrome Fotos eignen sich auch besser für bestimmte Einsatzzwecke, etwa als Hintergrundabbildung. Vielleicht der eigentliche Grund für die Beliebtheit meiner vergleichsweise dezenten Kiefernholzscheibe, die eine deutlich erkennbare symbolstarke Jahresringzeichnung mit natürlicher Unaufdringlichkeit verbindet.

Vorteilhafte RAW-Optimierung

Ich bin sehr froh, mich jetzt in die Bearbeitung von RAW-Formaten eingearbeitet zu haben. Damit stehen doch sehr umfangreiche Möglichkeiten der Postproduktion zur Verfügung, die letztlich bessere Fotografien ermöglichen. Genauer betrachtet entdeckt man auf die Art Nuancen bei Helligkeit, Schärfe, Farbbalance, Dynamik und Intensität, die allein auf Grund der automatisch entwickelten jpg-Varianten gar nicht erkennbar wären. Deshalb kommen künftig eigentlich nur noch Aufnahmen mit RAW in Frage, gerade bei Baum-Makros, da hier oft Probleme mit dem Licht auftreten, die sich damit besser ausloten lassen. Aber auch bei anderen Motiven, etwa Oberflächenstrukturen hat sich die RAW-Bearbeitung als sehr hilfreich erwiesen. Ich denke, parallel aber immer auch ein jpg ausgeben zu lassen, einfach weil das bei der ersten Durchsicht die Orientierung und Grobauswahl erleichtert. Im zweiten Schritt kann man dann die Quelle direkt ansehen und so weit wie möglich optimieren.

Aufgeräumt

Fast den ganzen Tag über hat die Aufräum- und Säuberungsaktion gedauert. Aber es war mal wieder nötig, anders hätte ich mich nicht mehr wohl gefühlt in diesem Raum, in dem ich so viel Zeit verbringe. Nur das Neusortieren der Bücher muss ich auf ein anderes Mal verschieben. Das ist einfach zu zeitintensiv und eine Aufgabe mindestens für einen weiteren Tag. Aber jetzt kann ich hier wieder atmen und endlich auch wieder einen guten Überblick und Zugriff auf alles derzeit Wichtige. Meine Baumliteraturauswahl liegt auch bereit – vielleicht ein Anlass, den Stapel endlich einmal anzugehen. Aber vorher gilt es erst einmal, jede Menge Bildmaterial zu Baum- und Holzthemen zu sichten, zu bearbeiten und eventuell zu veröffentlichen. Auf die nächsten Touren freue ich mich natürlich ebenso.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.