Überraschung Holunderholz

Leider hat sich die gestrige Vermutung bewahrheitet. Das war kein so toller Tag. Aber immerhin konnte ich die Vorbereitungen für einige Armbänder treffen, so dass die Arbeit in der nächsten Woche nahtlos weitergehen kann. Darunter auch ein Stab aus Holunderholz, eine neue Art, die in Kürze meine Auswahl der Wunschbaum-Armbänder erweitern wird. Ich hätte nicht gedacht, dass es sich als ein so geeignetes Material erweisen würde. Im frischen Zustand wirkt es doch sehr wässrig und spröde. Beim Trocknen aber entfaltet es ganz unerwartete Eigenschaften. Es wird offensichtlich sehr dicht, fest und erstaunlicherweise auch schwer. Das ist bei Hölzern, die so viel Wasser aufnehmen können, doch eher ungewöhnlich. Insofern bin ich froh, einen guten Vorrat davon angelegt zu haben. Aber auch, weil der Baum symbolisch interessant ist. Bin gespannt, ob es Menschen gibt, die dieses Interesse teilen.

Sommerunterbrechung

Eigentlich hatte ich mich schon auf eine Fortsetzung des schönen Sonnenwetters gefreut. Aber nun soll es ab morgen doch bewölkt und regnerisch werden, auch die nächste Woche sieht wohl nicht so toll aus. Da kann mich nur mit einer Aussicht trösten. Dass nämlich der Altweibersommer in diesem Jahr ein später sein wird, auf die zweite Septemberhälfte und vielleicht Anfang Oktober konzentriert. Das wäre dann ein tröstlicher Ausgang dieses Sommers. Aber jetzt schon ein Einbruch, das kann ich mir kaum vorstellen. Unsere Trauben sind schon ziemlich reif, würden aber eigentlich noch eine ganz Weile benötigen, um mehr Süße zu entwickeln. Ich schätze, dass V. sie dennoch schon in den nächsten beiden Wochen lesen wird, aus Angst, dass die restlichen von den Wespen vertilgt werden. Bei den Feigen sieht’s wie so oft nicht sehr rosig aus. Sie bewegen sich einfach nicht vom Fleck. Selbst die dicksten wachsen nicht weiter und sind noch knüppelhart und grün. Da kommen schon Zweifel auf, ob es überhaupt noch einige essbare Exemplare geben wird. Eigentlich nicht zu begreifen, da die Bedingungen der letzten Wochen doch optimal und kaum noch zu toppen waren. Aber bei den Südländern weiß man nie. Sie scheinen in unseren Breiten einfach nicht heimisch werden zu wollen.

Mirabellenstillleben

Ob es bei den microstock-Agenturen angenommen wird, weiß ich noch nicht. Die frisch gepflückten Mirabellen fand ich so schön, dass ich auf das Fotomotiv nicht verzichten wollte. Deshalb soll eine der Aufnahmen schon mal im Baumtagebuch zu Ehren kommen. Bei dem Anblick wird die Vorfreude auf den Kuchen nun wirklich geweckt. Offenbar ist der Mirabellenkuchen auch für andere ein Favorit. Auch A. hat uns heute bei dem Thema spontan verraten, dass sie Mirabellenkuchen für den besten Kuchen überhaupt hält. Recht hat sie.
'Frische Mirabellen

Unwahrscheinlich schön

Noch so ein wunderschöner Sommertag, der so gar nicht den Herbst verraten wollte. Das erscheint einem fast unwahrscheinlich und ist gerade deshalb erfrischend. Vielleicht ist das auch der Grund, warum bestimmte Projekte stagnieren. Die Menschen können ihr Wetterglück kaum fassen. Und genießen weiterhin das Grün der Bäume, die Blüten der Blumen und zunehmend die Farben der Früchte. Eine wirkliche Entschädigung für den langen Winter und das stark verspätete Frühjahr. Nein, wir haben keinen Grund uns zu beschweren.

Reife Mirabellen

V. hat heute einen ganzen Eimer wunderschöner Mirabellen mitgebracht. Der wilde Baum trägt offenbar doch in diesem Jahr. Und er ist sehr hoch, so dass es nicht leicht ist, die Früchte gefahrlos zu ernten. Offenbar haben noch andere den Baum ausfindig gemacht. Denn jemand hatte eine Flasche mit Zuckerwasser aufgehängt, um die wilden Wespen zu fangen, die natürlich genauso begeistert sind von den saftigen und reifen Früchten. Ich freue mich schon sehr auf den ersten Mirabellenkuchen. Für mich das Beste an Obstkuchen überhaupt. Auch wenn das gerade stabil geglaubte Gewicht damit natürlich wieder sehr gefährdet wird. Zudem kommen danach ja noch die Zwetschgen und dann die Äpfel. Beides ist in diesem Jahr reichlicher vorhanden als in den Vorjahren.

Anregende Jahreszeit

Ein wirklich toller Spätsommertag, der mir eine Vorfreude auf den Altweibersommer vermittelt hat. Nicht zu warm, aber sehr sonnig, mit einer belebenden Brise Wind. Da kann man den Gedanken beim Spaziergang freien Lauf lassen und fühlt sich dennoch aufgehoben. Irgendwie ist man der Landschaft an solchen Tagen näher, nimmt eine Art Zugehörigkeit war, die so deutlich nicht immer präsent ist. Ich glaube, die meisten freuen sich, wenn der Sommer lange und mild ausklingt. Diese Zeit gehört deshalb zu den anregendsten des ganzen Jahres. Die Färbung der Blätter später ist nur der äußerliche Höhepunkt dieser Veränderungen im Lebenszyklus der Bäume, die jetzt gerade ihren Anfang nehmen. Aber noch ist es mehr Sommer als Herbst. Die Tag- und Nacht-Gleiche lässt noch etwa drei Wochen auf sich warten.

Obsternteprognosen

Die Schlehdornbeeren sind so dick wie seit Jahren nicht mehr. Dennoch mache ich mir nicht allzu große Hoffnung, dass wir im Winter welche pflücken können. Erfahrungsgemäß schnappen sich die Vögel alle Beeren, die noch einigermaßen von außen im stacheligen Gebüsch zu erreichen sind. Und an die übrigen kommt sowieso niemand gefahrlos heran. Immerhin Zwetschgen, mehr Äpfel als im Vorjahr und vielleicht auch ein paar Mirabellen von dem bildwachsenden Baum sind wohl zu erwarten. Das bedeutet jedes Wochenende leckeren Hefeobstkuchen. Jedenfalls sofern es M. nicht zu viel damit wird. Mit unseren Weintrauben wird es wohl weniger turbulent werden. Die sind sehr ausgedünnt im Vergleich zu früher. Die Lese wird sich deshalb an einigen aufeinanderfolgenden Tagen sicher problemlos erledigen lassen.

Gefühlt schon Herbst

Ein eher entspannter Ausklang dieses Augustmonats. Und der Herbst steht gefühlt schon vor der Tür. Auch wenn der Sommer ab Montag zurückkommen soll. Man weiß, eigentlich liegt er schon hinter uns, hat seinen Höhepunkt längst überschritten. Für die Bäume ist diese Zeit des Jahres eine Erholungsphase, bevor sie all ihre Energie in die Früchte stecken. Und für uns hoffentlich eine Gelegenheit, die Blick wieder stärker nach innen zu richten. Das könnte einige der Irritationen und Ablenkungen der letzten Monate wieder ausgleichen.

Sensibler Feigenbaum

Die Feigen sind seit Wochen im Stillstand befindlich. Das war im letzten Jahr schon so. Irgendwann in wenigen Wochen werden sie auf einen Schlag dicker werden und ausreifen. Wahrscheinlich kurz bevor der Baum seine Blätter ablegt. Dann schickt er all seine über den Sommer angesammelten Nährstoffe in die Früchte. Ich hoffe doch sehr, dass M. noch einige Abendmalzeiten daraus wird zubereiten können. Wo wir den empfindlichen Baum doch das ganze Jahr über hegen und pflegen, so dass er sich eigentlich nur wohlfühlen kann. Ich bin mir nur nicht sicher, ob die starke Konkurrenz des Nashi zu viel für ihn ist. Der nimmt ihm einen Großteil der Sonne und lässt ihn deshalb nicht richtig hoch hinaus wachsen. Ein Kampf, bei der dem er wohl keine Chance hat. Es ist eben die Sensibilität, die diese Art als Lebensbaum mit seinen menschlichen Genossen als prägendes Merkmal gemeinsam hat.

Treue Maschinen

Es ist ein Wunder, wie lange meine Minimaschinen jetzt schon ihren Dienst tun. Das ist mir heute bei der Arbeit mit der Minikreissäge wieder in den Sinn gekommen, bei der ich mindestens fünf Jahre kein Blatt wechseln musste. Jetzt war es aber doch an der Zeit, da es die Schnittkanten zunehmend verbrannte, so dass das Schleifen mühsam wurde. Ein neues Blatt hatte ich auf Vorrat, so dass der Wechsel möglich war. Ähnlich ist es mit der Bohrmaschine, die schon bei der Produktion von hunderten Holzperlen im Einsatz war. Wenn sie irgendwann tatsächlich den Geist aufgibt, werde ich sie regelecht vermissen. Die Birke heute war eine schöne und eher seltene Gelegenheit. Vielleicht weil der Baum auf nur einem Tag des Jahres liegt. Das Holz offenbart in seiner Ausstrahlung vieles von dem lebenden Baum, transportiert wunderbar dessen lichte Präsenz und jugendliche Schönheit. Schön, dass ich morgen bei wahrscheinlich noch warmem Wetter die Arbeit fortsetzen kann.

Sinnhaftigkeit und Sonnenlicht

Der Plan für die neue Armbandarbeit ist dann heute doch nicht aufgegangen. So werde ich morgen eine längere Schicht einlegen. Es ist interessant, wie sich das alles so fügt. Die Holzarbeit liegt fast immer auf den sonnigeren Tagen, so wie es dem Holz entspricht, das für mich immer eine Materialisierung von Sonnenlicht darstellt. Und tatsächlich macht die Arbeit an lichten Tagen am meisten Freude. Ich bin sicher, dass sich diese Stimmigkeit auch im Ergebnis ausdrückt, sich die wahrgenommene Energie auch auf den Träger übertragen wird. Die wiederum haben in aller Regel eine besonders freundschaftliche Beziehung zu den Bäumen. Die besten Voraussetzungen für ein wirklich sinnvolles Arbeiten und ein für die Träger sinnhaltiges individuelles Accessoire.

Letzter Sommeranlauf

Ich kann mir schon vorstellen, dass der Sommer noch einen letzten Anlauf nimmt und wir noch nicht gleich den Altweibersommer erleben. Ich letzten Jahr fand der Trödelmarkt in R. an diesem Wochenende bei Super-Sommerwetter statt. Wäre doch schön, wenn es eine Wiederholung gäbe, zumal ich immer auf der Suche nach alten Handschriften bin. Ein neuer Anlauf dazu. Das mit der Aufbruchstimmung scheint noch länger auf sich warten zu lassen. Die Unentschlossenheit ist m. E. eher noch stärker geworden. Wie immer wende ich das möglichst ins Positive und hoffe für uns alle auf gute Gesundheit, für J. um bessere, im letzten Drittel dieses Jahres. Unsere Pflanzen jedenfalls mögen diese Zeit und fühlen sich auch bei wenig Sonne, aber angenehmer Temperatur sehr wohl. So wird sicher auch der Feigenbaum sich noch einen Ruck geben und all seine in der Photosynthese gebildeten Zuckermoleküle in die Früchte schicken. Damit M. wenigstens in diesem Jahr wieder etwas von ihrem Lebensbaum hat.

Technologische Herausforderungen

Wieder so ein Zwischentag. Ich weiß solche Zeiten für die interne Fortbildung zu nutzen. Tatsächlich macht man dann enorme Fortschritte, die bald darauf in produktiven Umgebungen von großem Nutzen sind. Ich hoffe, die neuen Erkenntnisse noch in diesem Jahr auch für die Neugestaltung des Baumtagebuchs einsetzen zu können. Es wird dann wohl die modernste unter meinen diversen privaten Seiten sein. Irgendwann werden dem auch die anderen mit einem technologisch angepassten Relaunch folgen müssen. Ein endloser Prozess, der immer wieder neue Herausforderungen mit sich bringt. Und mit diesen Veränderungen auch neue und andere Besucher.

Lebensbaum-Grabschmuck

Der Weg hat mich heute einmal auf den üblichen Sonntagsspaziergang meiner Kindheit geführt. Dort war ich lange nicht, und so sind einige Wege auch stark verwildert, überhaupt nicht mehr so verlaufend wie damals, sehr ungewohnt. Ich habe mich dennoch etwas vorgewagt und dabei verschlungene Pfade gefunden, die teilweise im Dickicht enden. Andere konnte ich nicht weiterverfolgen, da die Zeit dafür nicht reichte. Aber ich werde das ein anderes Mal wiederholen, zumal dort ein großer Ameisenhaufen zu finden ist, etwas, das ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Zwischen dem Waldweg und dem verschlungenen Pfad lag der Friedhof, auf dem meine Aufmerksamkeit den vielen phantasievollen und immer etwas über den Verstorbenen verratenden Grabmale galt. Auf einem fand ich einen kleinen bronzenen Lebensbaum, der mich auf seinem monolithischen Trägerstein und Hintergrund platziert anrührte. Er wirkt einsam und verwurzelt, selbstbewusst zugleich. In dieser Reduktion ein sehr schönes Erinnerungsmal, an dem nichts Ablenkendes zu sehen ist. Eines, das die Aufmerksamkeit und das Erinnern besonders gut fokussieren hilft.
Grabornament in Form des Lebensbaums

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.