Sinnhaftigkeit und Sonnenlicht

Der Plan für die neue Armbandarbeit ist dann heute doch nicht aufgegangen. So werde ich morgen eine längere Schicht einlegen. Es ist interessant, wie sich das alles so fügt. Die Holzarbeit liegt fast immer auf den sonnigeren Tagen, so wie es dem Holz entspricht, das für mich immer eine Materialisierung von Sonnenlicht darstellt. Und tatsächlich macht die Arbeit an lichten Tagen am meisten Freude. Ich bin sicher, dass sich diese Stimmigkeit auch im Ergebnis ausdrückt, sich die wahrgenommene Energie auch auf den Träger übertragen wird. Die wiederum haben in aller Regel eine besonders freundschaftliche Beziehung zu den Bäumen. Die besten Voraussetzungen für ein wirklich sinnvolles Arbeiten und ein für die Träger sinnhaltiges individuelles Accessoire.

Letzter Sommeranlauf

Ich kann mir schon vorstellen, dass der Sommer noch einen letzten Anlauf nimmt und wir noch nicht gleich den Altweibersommer erleben. Ich letzten Jahr fand der Trödelmarkt in R. an diesem Wochenende bei Super-Sommerwetter statt. Wäre doch schön, wenn es eine Wiederholung gäbe, zumal ich immer auf der Suche nach alten Handschriften bin. Ein neuer Anlauf dazu. Das mit der Aufbruchstimmung scheint noch länger auf sich warten zu lassen. Die Unentschlossenheit ist m. E. eher noch stärker geworden. Wie immer wende ich das möglichst ins Positive und hoffe für uns alle auf gute Gesundheit, für J. um bessere, im letzten Drittel dieses Jahres. Unsere Pflanzen jedenfalls mögen diese Zeit und fühlen sich auch bei wenig Sonne, aber angenehmer Temperatur sehr wohl. So wird sicher auch der Feigenbaum sich noch einen Ruck geben und all seine in der Photosynthese gebildeten Zuckermoleküle in die Früchte schicken. Damit M. wenigstens in diesem Jahr wieder etwas von ihrem Lebensbaum hat.

Technologische Herausforderungen

Wieder so ein Zwischentag. Ich weiß solche Zeiten für die interne Fortbildung zu nutzen. Tatsächlich macht man dann enorme Fortschritte, die bald darauf in produktiven Umgebungen von großem Nutzen sind. Ich hoffe, die neuen Erkenntnisse noch in diesem Jahr auch für die Neugestaltung des Baumtagebuchs einsetzen zu können. Es wird dann wohl die modernste unter meinen diversen privaten Seiten sein. Irgendwann werden dem auch die anderen mit einem technologisch angepassten Relaunch folgen müssen. Ein endloser Prozess, der immer wieder neue Herausforderungen mit sich bringt. Und mit diesen Veränderungen auch neue und andere Besucher.

Lebensbaum-Grabschmuck

Der Weg hat mich heute einmal auf den üblichen Sonntagsspaziergang meiner Kindheit geführt. Dort war ich lange nicht, und so sind einige Wege auch stark verwildert, überhaupt nicht mehr so verlaufend wie damals, sehr ungewohnt. Ich habe mich dennoch etwas vorgewagt und dabei verschlungene Pfade gefunden, die teilweise im Dickicht enden. Andere konnte ich nicht weiterverfolgen, da die Zeit dafür nicht reichte. Aber ich werde das ein anderes Mal wiederholen, zumal dort ein großer Ameisenhaufen zu finden ist, etwas, das ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Zwischen dem Waldweg und dem verschlungenen Pfad lag der Friedhof, auf dem meine Aufmerksamkeit den vielen phantasievollen und immer etwas über den Verstorbenen verratenden Grabmale galt. Auf einem fand ich einen kleinen bronzenen Lebensbaum, der mich auf seinem monolithischen Trägerstein und Hintergrund platziert anrührte. Er wirkt einsam und verwurzelt, selbstbewusst zugleich. In dieser Reduktion ein sehr schönes Erinnerungsmal, an dem nichts Ablenkendes zu sehen ist. Eines, das die Aufmerksamkeit und das Erinnern besonders gut fokussieren hilft.
Grabornament in Form des Lebensbaums

Sattgrün mit Farbtupfern

Eine Pause für den Sommer ist das jetzt wohl gerade. Solche Unterbrechungen können auch etwas Wohltuendes haben. Ich denke, der beste Anlass, die Jahreszeit gedanklich zu verabschieden. Und schon liegt mit dem Reifen der ersten Früchte bereits die Herbstluft in der Luft. Unsere Rotweintrauben sind schon teilweise blau, die Feigen bemühen sich zumindest, noch bis zum Frühherbst zur Reife zu kommen. Beim Spaziergang begegne ich schon blassrosa gefärbten Weißdornfrüchten, bereits schwach geröteten Hagebutten, knallorangenen Fruchtdolden der Eberesche und dunkelrot glänzenden Heckenrosenfrüchten. Eine schöne, sattgrüne Landschaft mit bunten Farbtupfern. Der Regen dieser Tage wird den Früchten noch mehr Volumen geben. Und dann folgt hoffentlich ein langer, milder und sonniger Altweibersommer, den ich besonders mag.

Trost und Ausgleich

Das ging recht zügig. Die Perlen sind schon fertig und kommen heute Abend aus dem Ölbad. Ich freue mich jetzt schon auf die kommenden Projekte, ist doch die Herbstzeit besonders geeignet, die Bäume wegen der auffallenden Laubfärbung wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken. Es ist, als ob sie dann präsenter würden, obwohl ihre Hochzeit doch im Frühjahr und Sommer liegt. Aber da spielen eben auch die optischen Reize hinein. Der Kontrast scheint im Herbst besonders augenfällig zu sein. Im Winter hat die oft spürbare Zuwendung zum Holz und den Bäumen dann andere Gründe. Man sehnt quasi das Lebende in der Natur wieder her, nimmt gedanklich das Frühjahr vorweg und findet in der zeitlosen Symbolik der Bäume und der Gegenstände, die aus ihnen hergestellt wurden, Trost und Ausgleich.

Zürgelbaumvorrat

Nun ist doch noch etwas aus dem Zürgelbaumstab geworden, den ich schon vor zwei Wochen hergestellt hatte. Schöne schillernde Perlen, wie sie typisch für diese Art sind. Bei diesem Abschnitt kombinieren sich hellere mit dunkleren, von Adern strukturierten Perlen, die dem Armband letztlich eine sehr lebendige Ausstrahlung verleihen werden. Jedes Mal, wenn ich am Zürgelbaumholz arbeite, kommt mir die Geschichte in den Sinn, wie ich es damals 2001 in Südtirol besorgt hatte. Das war eine spannende Recherche mit erfolgreichem Ausgang. Irgendwann werden die Vorräte aufgebraucht sein. Dann steht die nächste Reise über die Alpen an.

Alternde Rebstöcke

Die Amseln scheinen sich jetzt doch zurückzuhalten. Jedenfalls hat V. das Thema Netze spannen zuletzt nicht mehr aufgegriffen. Ich hoffe, das bleibt auch so, damit wir den entspannenden Anblick des Gartens ganz unverstellt bis in den Herbst hinein genießen können. Leider sind unsere alten Rebstöcke nicht mehr die stabilsten. Der Ertrag ging über Jahre immer wieder zurück. Bald werden sie wohl ausrangiert werden müssen. Das ist schon schade, da die Reben den ganzen Sommer über ein wunderbarer Schattenspender sind und die neueren nicht so schnell mehr nachkommen. Für den Wein hoffe ich auf einen dennoch guten Ertrag. Dann ist V. beruhigt.

Vogelspeise

Schon wieder hat V. die Befürchtung, die Vögel könnten seine Weintrauben fressen, bevor sie ausgereift sind und gelesen werden können. Ich sehe schon kommen, wie eigentlich jedes Jahr, dass seine diesbezügliche Panik von Tag zu Tag anwächst, bis er es sich nicht mehr nehmen lässt, die Netze zu spannen. Das ist nicht in meinem Sinne, denn danach ist der schöne entspannende Blick in den Garten zerstört von unschönen visuellen Fremdkörpern, teilweise in künstlichem Blau gefärbte Netze zerstören die natürliche Optik. Von mir aus könnten die Vögel alle Trauben holen. Eigentlich wäre mir das sogar noch sympathischer. Aber es ist natürlich Vs ursprüngliche Erfindung. Damit müssen wir im Zweifelsfall wohl leben.

Reifezeit

Das ist in Bezug auf jahreszeitliche Eindrücke eine sehr spannende Zeit. Denn viele Früchte befinden sich gegenwärtig im Übergang vom unreifen in den reifen Zustand. Besonders schön beim Weißdorn zu beobachten. Aber auch die Früchte des Pfaffenhütchens färben sich ganz allmählich in Richtung ihres charakteristischen Rosarots. Dazu kommen die bereits orange gefärbten Ebereschenfrüchte, die knallroten Heckenkirschen und Schneeballfrüchte. Bald werden die Hagebutten folgen, die noch überwiegend Grün erscheinen. Ich freue mich, dass ab Morgen auch die Sonne wieder konstanter durchkommen soll. Eine schöne Fortsetzung des zwar späten, aber dafür intensiven Hochsommers. Die Energie der Menschen sollte sich dadurch automatisch auf ein höheres Niveau aufschwingen. So jedenfalls hoffe ich.

Verschlafen

Was für ein veschlafener Tag, nach einer so langen Phase der Hitze und des Sonnenscheins. Wahrscheinlich musste das zwischendurch zur Abkühlung einmal sein. Ein erholsames Intermezzo, das uns aufatmen und ausruhen lässt. Ich denke, die Bäume und übrigen Pflanzen genießen die Abkühlung und die Feuchtigkeit. Und die Regentonne ist wieder etwas mehr gefüllt. Zu wünschen wäre, dass solche Ruhephasen auch den Tatendrang für die bevorstehende Spätsommerzeit erwachen lässt. Denn so veschlafen wie dieser Tag ist die Motivation der Menschen seit Wochen. Zeit für einen Neuaufbruch, für den Abschluss begonnener Projekte und die Initiierung neuer. Für J. möge eine nicht schlaflose Nacht werden, und auch eine neue Woche, die vor allem dem Regenerieren dient.

Symbol von Stärke, Energie und Ausdauer

Ein Tag, ein Armband. Das habe ich so länger nicht mehr gemacht. Aber heute bot es sich an. Und mit der Kombination von Eiche und Pappel war die Arbeit auch schön abwechslungsreich. Dass das Ergebnis ein sehr attraktives ist, wusste ich schon vorher, denn dieselbe Kombination hatte ich schon einmal realisiert. Für die spätere Trägerin, die ich zwar nicht persönlich kenne, von der mir aber doch etwas berichtet wurde, für die Trägerin wird es ein sehr passendes, stimmiges Armband sein. Denn es kombiniert ihren Lebensbaum, die Pappel, mit der Eiche, dem symbolischen Inbegriff von Stärke, Energie und Ausdauer. Zur Mobilisierung dieser Stärke und Energie möge das Armband beitragen. Eine Verstärkung nur, aber doch eine sehr sinnvolle, zumal sie von guten Wünschen begleitet wird.

Strahlende Ebereschen

Es ist gut, dass J. den Termin in H. vorgezogen hat. Bei aller terminlichen Hektik waren wir am Ende des Tages wohl alle erleichtert, dass mit dem Notwendigen nicht noch drei Tage länger gewartet werden musste. Wir wünschen uns alle, dass es jetzt übers Wochenende die bestmögliche Wirkung entfalten wird. Abends in Js und Ws Garten habe ich das schöne Ebereschenensemble ein zweites Mal betrachtet. Wie schön die beiden jungen Bäume dort im Zentrum des Hinterhausgartens stehen und wie stolz und strahlend sie ihre reiche Frucht präsentieren. Dass W. sie vor einigen Wochen zurückgeschnitten hatte, wird ihnen eher guttun. So können die Stämme stärker werden und die Architektur insgesamt stabiler. Schon in wenigen Jahren werden sie ganz ohne Stütze als Zwillingspaar den ersten Blickfang des Gartens bilden, im Frühjahr mit den cremeweißen Blüten und im Herbst mit diesem wunderbaren Orangerot der Früchte. Den Nussbaum habe ich diesmal nicht besucht, keine Zeit, aber ich bin sicher, es geht ihm ebenso gut.

Sommerlandschaft an Mariä Himmelfahrt

Eine sehr schöne und feierlich gestaltete Messe konnten wir an diesem Mariä Himmelfahrtstag erleben. Dazu ein Wetter, das wunderbar zu diesem Festtag und seiner Tradition der Kräutersegnung passte. Denn auf Hin- und Rückfahrt konnten wir die Kräuter in freier Landschaft in hellstem Sonnenschein bewundern. Und unsere beiden Sträuße waren sicher die individuellsten und am liebevollsten zusammengestellten unter den Besuchern. Am Nachmittag konnte ich nicht umhin, das Licht dieses Hochsommertags auf meinem Lieblingsweg einzufangen, in Fotografien unterschiedlichster Art. Darunter die leuchtend roten Früchte des Schneeballs, die wolligen Köpfe der Disteln, eine Erle mit ständigem Kontakt zu einem stromdurchflossenen Koppeldraht und der gesägte Querschnitt einer gewaltigen Eiche:
Mariä Himmelfahrt 2013
Mariä Himmelfahrt 2013
Mariä Himmelfahrt 2013
Mariä Himmelfahrt 2013

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.