Drechselaktion

V. hat sich heute nach langer Zeit einmal wieder ans Drechseln gewagt. Natürlich hatte er einen besonderen Anlass. Ein guter Freund hatte ihn gefragt, ob er ein filigranes Säulenelement in der Rückenlehne eines alten Stuhls nachgestalten könne, das wohl abhandengekommen war. Bei der Auswahl eines geeigneten Eichenabschnitts konnte ich ihm noch einen Tipp geben. Der Rest war aber seine Sache, in Anknüpfung einer alten Tradition sozusagen. Letztlich mit einem gelungenen Ergebnis, mit dem alle zufrieden sein konnten. Leider war für die Aktion ein Umbau meiner Drechselmaschine notwendig, die seit Jahren ausschließlich für das Schlittendrechseln eingerichtet war. So ganz verkehrt war das allerdings doch nicht, denn auf dem Anlass konnten wir die Schaub- und Klemmarretierung etwas stabiler gestalten. Ich bin gespannt, ob V. in Zukunft wieder Lust hat, freie Stücke zu drechseln. Früher hat ihm das sehr viel Freude gemacht.

Gutes Mirabellenjahr

Seltsamer Kälteeinbruch, wo eigentlich Spätsommer erwartbar wäre. Da denke ich schon daran, mit der Kaffeesaison abzuschließen und wieder auf schwarzen Tee umzusteigen. Diese Schwankungen scheinen alle Menschen zu irritieren. Ich beobachte wieder einmal diese Verlangsamungen und zunehmende Unentschlossenheit. Gut, dass es so viele Techniken zu ergründen gibt, die einen geradezu unerschöpflichen Reichtum an neuen Gestaltungsmöglichkeiten bergen. Ich freue mich, dass eines meiner ersten Herbstbilder, das von den frisch gepflückten Mirabellen, kurze Zeit nach dem Einreichen bei depositphotos angenommen wurde. Da bin ich für die übrigen Agenturen zuversichtlich. Und schön, V. hat heute den großen Mirabellenbaum erneut besucht und jede Menge neue Früchte mitgebracht. Das werden nochmal ein paar Kuchen und sicher auch ein wenig Marmelade. Er sagt, der große Baum breche unter der Last seiner reichlichen Früchte fast auseinander. Schade, dass ich ihn selbst noch nicht sehen konnte.

Magere Weinlese

Das war eine ganz schöne Arbeit. Aber jetzt sind alle Stäbe für die verschiedenen Projekte vorbereitet und ich kann sie sukzessive abarbeiten. Zwei Armbänder sind schon fertig, auch heute Nachmittag wieder eines. V. hat parallel dazu die Trauben hinterm Haus gelesen. Das hätte er in normalen Jahren alleine in der Zeit nicht geschafft. Diesmal aber gab es so wenige Früchte, dass sich die Arbeitszeit stark reduziert hatte. Das bedeutet wenig eigenen Rotwein. Aber auch, dass der Garten wieder lichter wirkt. Bei weniger Sonnenstunden ist das ja auch von Vorteil. Und die eher milden Strahlen der Septembersonne sind auch ohne Blätterdach sehr angenehm. Jetzt muss der Altweibersommer nur noch kommen.

Aufmerksamkeitszuwachs im Herbst

Jetzt kommt wieder die Zeit, in der die Menschen den Bäumen wieder näher kommen. Eigentlich beobachte ich das immer zu Beginn des Herbstes, eine Veränderung in der Intensität der Aufmerksamkeit. Gut, dass sich das auch in wieder mehr Bestellungen zum Ausdruck bringt. Und in der stärkeren Kommunikationsfreudigkeit der Menschen, die auch ihre Motive und Wünsche mitteilen. Jedenfalls freue ich mich auf jede Menge kunsthandwerkliche Arbeit während der nächsten Tage und wahrscheinlich bis zu Wochenende. Und auf die Arbeit mit verschiedenen Hölzern und Kombinationen.

Sommerverabschiedung

An Stelle des ursprünglich vorgesehenen Antikmarktausflugs war das heute sicher die angenehmere Variante. In den Vorjahren war an dem Tag immer super Sommerwetter. Und jetzt dieser Einbruch, der aber doch weitgehend regenfrei blieb. So war das Grillen eine gute Idee, und mit Pulli ausgestattet konnte man sich auch ganz gut draußen aufhalten. Ein schöner Sonntagsruhetag, der irgendwie auch im Zeichen des Sommerabschieds stand. Schön, wenn man solche Gedanken beim Anblick des grünenden Gartens und der Früchte tragenden Bäume und Reben haben kann. Denn Ernte ist in den nächsten Wochen das bestimmende Thema. Auch wenn keine großen Mengen zu erwarten sind. Das Erleben der Jahreszeit ist doch sehr stark mit diesen Dingen verbunden. Wäre schön, wenn uns diese Erfahrungen nie abhandenkommen.

Überraschung Holunderholz

Leider hat sich die gestrige Vermutung bewahrheitet. Das war kein so toller Tag. Aber immerhin konnte ich die Vorbereitungen für einige Armbänder treffen, so dass die Arbeit in der nächsten Woche nahtlos weitergehen kann. Darunter auch ein Stab aus Holunderholz, eine neue Art, die in Kürze meine Auswahl der Wunschbaum-Armbänder erweitern wird. Ich hätte nicht gedacht, dass es sich als ein so geeignetes Material erweisen würde. Im frischen Zustand wirkt es doch sehr wässrig und spröde. Beim Trocknen aber entfaltet es ganz unerwartete Eigenschaften. Es wird offensichtlich sehr dicht, fest und erstaunlicherweise auch schwer. Das ist bei Hölzern, die so viel Wasser aufnehmen können, doch eher ungewöhnlich. Insofern bin ich froh, einen guten Vorrat davon angelegt zu haben. Aber auch, weil der Baum symbolisch interessant ist. Bin gespannt, ob es Menschen gibt, die dieses Interesse teilen.

Sommerunterbrechung

Eigentlich hatte ich mich schon auf eine Fortsetzung des schönen Sonnenwetters gefreut. Aber nun soll es ab morgen doch bewölkt und regnerisch werden, auch die nächste Woche sieht wohl nicht so toll aus. Da kann mich nur mit einer Aussicht trösten. Dass nämlich der Altweibersommer in diesem Jahr ein später sein wird, auf die zweite Septemberhälfte und vielleicht Anfang Oktober konzentriert. Das wäre dann ein tröstlicher Ausgang dieses Sommers. Aber jetzt schon ein Einbruch, das kann ich mir kaum vorstellen. Unsere Trauben sind schon ziemlich reif, würden aber eigentlich noch eine ganz Weile benötigen, um mehr Süße zu entwickeln. Ich schätze, dass V. sie dennoch schon in den nächsten beiden Wochen lesen wird, aus Angst, dass die restlichen von den Wespen vertilgt werden. Bei den Feigen sieht’s wie so oft nicht sehr rosig aus. Sie bewegen sich einfach nicht vom Fleck. Selbst die dicksten wachsen nicht weiter und sind noch knüppelhart und grün. Da kommen schon Zweifel auf, ob es überhaupt noch einige essbare Exemplare geben wird. Eigentlich nicht zu begreifen, da die Bedingungen der letzten Wochen doch optimal und kaum noch zu toppen waren. Aber bei den Südländern weiß man nie. Sie scheinen in unseren Breiten einfach nicht heimisch werden zu wollen.

Mirabellenstillleben

Ob es bei den microstock-Agenturen angenommen wird, weiß ich noch nicht. Die frisch gepflückten Mirabellen fand ich so schön, dass ich auf das Fotomotiv nicht verzichten wollte. Deshalb soll eine der Aufnahmen schon mal im Baumtagebuch zu Ehren kommen. Bei dem Anblick wird die Vorfreude auf den Kuchen nun wirklich geweckt. Offenbar ist der Mirabellenkuchen auch für andere ein Favorit. Auch A. hat uns heute bei dem Thema spontan verraten, dass sie Mirabellenkuchen für den besten Kuchen überhaupt hält. Recht hat sie.
'Frische Mirabellen

Unwahrscheinlich schön

Noch so ein wunderschöner Sommertag, der so gar nicht den Herbst verraten wollte. Das erscheint einem fast unwahrscheinlich und ist gerade deshalb erfrischend. Vielleicht ist das auch der Grund, warum bestimmte Projekte stagnieren. Die Menschen können ihr Wetterglück kaum fassen. Und genießen weiterhin das Grün der Bäume, die Blüten der Blumen und zunehmend die Farben der Früchte. Eine wirkliche Entschädigung für den langen Winter und das stark verspätete Frühjahr. Nein, wir haben keinen Grund uns zu beschweren.

Reife Mirabellen

V. hat heute einen ganzen Eimer wunderschöner Mirabellen mitgebracht. Der wilde Baum trägt offenbar doch in diesem Jahr. Und er ist sehr hoch, so dass es nicht leicht ist, die Früchte gefahrlos zu ernten. Offenbar haben noch andere den Baum ausfindig gemacht. Denn jemand hatte eine Flasche mit Zuckerwasser aufgehängt, um die wilden Wespen zu fangen, die natürlich genauso begeistert sind von den saftigen und reifen Früchten. Ich freue mich schon sehr auf den ersten Mirabellenkuchen. Für mich das Beste an Obstkuchen überhaupt. Auch wenn das gerade stabil geglaubte Gewicht damit natürlich wieder sehr gefährdet wird. Zudem kommen danach ja noch die Zwetschgen und dann die Äpfel. Beides ist in diesem Jahr reichlicher vorhanden als in den Vorjahren.

Anregende Jahreszeit

Ein wirklich toller Spätsommertag, der mir eine Vorfreude auf den Altweibersommer vermittelt hat. Nicht zu warm, aber sehr sonnig, mit einer belebenden Brise Wind. Da kann man den Gedanken beim Spaziergang freien Lauf lassen und fühlt sich dennoch aufgehoben. Irgendwie ist man der Landschaft an solchen Tagen näher, nimmt eine Art Zugehörigkeit war, die so deutlich nicht immer präsent ist. Ich glaube, die meisten freuen sich, wenn der Sommer lange und mild ausklingt. Diese Zeit gehört deshalb zu den anregendsten des ganzen Jahres. Die Färbung der Blätter später ist nur der äußerliche Höhepunkt dieser Veränderungen im Lebenszyklus der Bäume, die jetzt gerade ihren Anfang nehmen. Aber noch ist es mehr Sommer als Herbst. Die Tag- und Nacht-Gleiche lässt noch etwa drei Wochen auf sich warten.

Obsternteprognosen

Die Schlehdornbeeren sind so dick wie seit Jahren nicht mehr. Dennoch mache ich mir nicht allzu große Hoffnung, dass wir im Winter welche pflücken können. Erfahrungsgemäß schnappen sich die Vögel alle Beeren, die noch einigermaßen von außen im stacheligen Gebüsch zu erreichen sind. Und an die übrigen kommt sowieso niemand gefahrlos heran. Immerhin Zwetschgen, mehr Äpfel als im Vorjahr und vielleicht auch ein paar Mirabellen von dem bildwachsenden Baum sind wohl zu erwarten. Das bedeutet jedes Wochenende leckeren Hefeobstkuchen. Jedenfalls sofern es M. nicht zu viel damit wird. Mit unseren Weintrauben wird es wohl weniger turbulent werden. Die sind sehr ausgedünnt im Vergleich zu früher. Die Lese wird sich deshalb an einigen aufeinanderfolgenden Tagen sicher problemlos erledigen lassen.

Gefühlt schon Herbst

Ein eher entspannter Ausklang dieses Augustmonats. Und der Herbst steht gefühlt schon vor der Tür. Auch wenn der Sommer ab Montag zurückkommen soll. Man weiß, eigentlich liegt er schon hinter uns, hat seinen Höhepunkt längst überschritten. Für die Bäume ist diese Zeit des Jahres eine Erholungsphase, bevor sie all ihre Energie in die Früchte stecken. Und für uns hoffentlich eine Gelegenheit, die Blick wieder stärker nach innen zu richten. Das könnte einige der Irritationen und Ablenkungen der letzten Monate wieder ausgleichen.

Sensibler Feigenbaum

Die Feigen sind seit Wochen im Stillstand befindlich. Das war im letzten Jahr schon so. Irgendwann in wenigen Wochen werden sie auf einen Schlag dicker werden und ausreifen. Wahrscheinlich kurz bevor der Baum seine Blätter ablegt. Dann schickt er all seine über den Sommer angesammelten Nährstoffe in die Früchte. Ich hoffe doch sehr, dass M. noch einige Abendmalzeiten daraus wird zubereiten können. Wo wir den empfindlichen Baum doch das ganze Jahr über hegen und pflegen, so dass er sich eigentlich nur wohlfühlen kann. Ich bin mir nur nicht sicher, ob die starke Konkurrenz des Nashi zu viel für ihn ist. Der nimmt ihm einen Großteil der Sonne und lässt ihn deshalb nicht richtig hoch hinaus wachsen. Ein Kampf, bei der dem er wohl keine Chance hat. Es ist eben die Sensibilität, die diese Art als Lebensbaum mit seinen menschlichen Genossen als prägendes Merkmal gemeinsam hat.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.