Glitzern und Funkeln

Kaum zu glauben, dass die Menschen jetzt schon von den Einkaufszentren der Städte wie magisch angezogen scheinen. Denn der November ist so unwirtlich wie es seinem Klischee entspricht, so dass man eigentlich keinen Grund hat, vor die Tür zu gehen. Aber da steht eben Weihnachten vor der Tür, und man denkt an Geschenke, an letzte Erledigungen. Dinge, den sich niemand wirklich entziehen kann, auch wenn jetzt diejenigen wie unter Zwang ihre Meinungen äußern, die weihnachtliche Kommerzialisierung und die Unnötigkeit und Oberflächlichkeit des Schenkens, wenn nicht des Festes als solchem glauben betonen zu müssen. Natürlich ändern sich auch im Laufe des Lebens die Einstellungen dazu. Ich kann selbst feststellen, dass mich die frühere Faszination für weihnachtliche Dekorationen nicht mehr in gleichem Maße erfassen kann. Aber die wie kindliche Freude am Glitzern und Funkeln, die ist mir geblieben, wie wohl das Einfache immer am ehesten und längsten haften bleibt. In diesem Glitzern und Funkeln z. B. der Weihnachtsbaumdekorationen liegt vieles, was den Geist der Weihnacht offenbaren kann, was uns hilft, ihn zu vergegenwärtigen. Denn dann sind wir gleich bei dem, um das es geht. Das Licht in der Zeit größter Dunkelheit, die Durchlichtung des Dunkels, die kontinuierlich zunimmt, bis das Licht selbst wieder überhand gewinnt.

Akklimatisierung

Ob sich die sehr gute Vorweihnachtssaison des Armbandgeschäfts wiederholen wird, scheint fragwürdig. Denn die Menschen wirken sehr unentschlossen, abwartend. Gleichzeitig sind viele von den ersten Erkältungswellen stark in Mitleidenschaft gezogen. Schließlich hat der Endspurt des Jahres mit all den Dingen begonnen, die noch unbedingt zum Abschluss gebracht werden müssen. Nicht unbedingt die Zeit, sich nach Innen zu wenden, aber auch nicht mehr die Zeit, Ablenkung und Energie aus der Landschaft zu schöpfen. Jetzt also erst einmal eine Phase der Akklimatisierung, der Gewöhnung an die Winterzeit. Wenn die wirklich angekommen ist und besonders wenn sie sehr lange andauert, kann sich die Aufmerksamkeit wieder stärker auf das nicht Sichtbare wenden, die Chancen dafür sind dann besser. Parallel kann Natur, können die grünen Pflanzen und Bäume in ihrer ruhigen, so gar nicht nach außen gerichteten Lebensphase, am besten in ihrer rein symbolischen Natur begriffen werden. Das wird dann eine der Hochzeiten des Wunschbaumprojekts. Ich hoffe, dass es mir selbst in der Zeit auch gelingen wird, inhaltlich an den Seiten zu arbeiten, um sie noch ein Stück weiter ansprechend und inhaltsreich zu gestalten.

Härtetests

Die Dinge häufen sich an und scheinen sich zu überschlagen. Gleichzeitig klärt sich auch vieles. Die letzten Kübelpflanzen, die keinen Frost vertragen, sind jetzt in ihrem sicheren Quartier in ungeheiztem Innenraum. Und die, die wir nicht verpflanzen können, die empfindlicheren Bäume, erleben gerade ihre ersten Härtetests in den schon ziemlich ungemütlichen Nächten und nicht viel angenehmeren Tagen. Ich hoffe, die Sonnenstundenbilanz fällt nicht schon wieder unterdurchschnittlich aus. Dazu müsste sich in der zweiten Monatshälfte allerdings noch gewaltig etwas bewegen.

Traumloser Schlafzustand

Irgendwie rastlos und hektisch. Eigentlich möchte ich das gerade in der Zeit vor Weihnachten vermeiden, nur gelingt die Vermeidung meist nicht. Ich wünschte mir etwas mehr von der Gelassenheit der Bäume, die sich das ganze Jahr über in einem traumlosen Schlafzustand, menschlich gesprochen, bewegen. Im Winter werden sie sich dann vermutlich ganz in anderen Welten bewegen. Schön, wenn man solche Reisen außerhalb des reinen Verstandesalltags zeitweise unternehmen könnte. Eine Fähigkeit, die spätere Menschengenerationen vielleicht von Geburt an besitzen werden.

Selbstüberlistung

Heute war die Eibenzeit vorüber, und doch scheint die Welt wie in Schlaf verfallen. Da ist diese gegen Jahresende typische Geschäftigkeit, aber man hat den Eindruck, alles sei nur provisorisch, man warte in vielen Fällen ab, ob sich ein Abschluss oder ein Neuanfang sozusagen lohnt. Und allzu häufig fällt die Antwort in diesen Tagen eher negativ aus. Dabei wirkt das alles wie ein Spiel, wie ein Versuch der Selbstüberlistung, oder vielleicht der Selbstmotivation. Anlässe geben, Äußerungen aussenden mit der gekoppelten Erwartung, dass die jeweils anderen sich rühren. Vielleicht ist das noch eine Nachwirkung der übergangsartigen Jahreszeit, zwischen Herbst und Winter. Je klarer man die Jahreszeit erkennen kann, desto mehr klären sich auch die Gedanken und Wahrnehmungen, die Kommunikationen und Befindlichkeiten. Also freuen wir uns auf die Adventszeit!

Qualitätsverbesserung

Mit der Wintervorbereitung des Gartens hatte M. diesmal den richtigen Riecher. Tatsächlich war heute früh alles mit Raureif überzogen, die erste wirklich frostige Nacht. Da werden die empfindlicheren Pflanzen den Winter erstmals gespürt haben und ihre letzten Energien endgültig unter die Erde zurückgezogen haben. Ich hoffe, unser Feigenbaum hat diese Arbeit schon erledigt und wird diesen Winter überleben. Dass wunschbaum.de immer noch Leser und Betrachter anzieht, freut mich sehr. Und wenn es sich in Form eines Korrekturhinweises zeigt, ist das zum einen gut zur Qualitätsverbesserung. Zum anderen zeigt es, dass die richtigen Menschen zur Seite gefunden haben. Menschen, die Interesse am Themenfeld haben oder auch solche, die sich durch die Seite, ihre Inhalte und Bilder inspiriert fühlen. Wenn auf diesem Wege Anstöße und Kommunikationen entstehen, erfüllt sich der Zweck der Initiative immer wieder aufs Neue.

Ungewohnte Sicht auf die Entstehung des Pflanzlichen

Was Rudolf Steiner über den Zusammenhang zwischen Menschheits- und Planetenentwicklung sagt, gibt in verschiedenen Passagen auch Aufschluss über die gleichzeitige Entwicklung des Mineral- und Pflanzenreichs. Bisher war mir aber noch nicht bewusst gewesen, dass in seiner geheimwissenschaftlichen Anschauung die Entstehung und langfristige Weiterentwicklung der letzteren offenbar von der Menschenentwicklung abgeleitet wird. Man ist als naturwissenschaftlich geprägter Mensch geneigt, das Gegenteil vorauszusetzen. Pflanzen beispielsweise erscheinen dann quasi als nachträglich entstandene Abfallprodukte der Menschheitsentwicklung. Klingt erstmal skurril, ist aber wie vieles bei Steiner aus dem konkreten Zusammenhang dann eben doch schlüssig abzuleiten und im Kontext auch verständlich. Ich bin sehr gespannt, ob ich diese Grundgedanken in anderen mehr auf die Naturreiche bezogenen Schriften weiter ausgearbeitet finde. Denn es ist auch für mein tiefergehendes Verständnis der Symbolik der Bäume wichtig, welche Bedeutung der Vorstellung der Bäume als ,,schlafende Wesen“ zukommen könnte und ob die geheimwissenschaftliche Sicht auf die Entstehung des Vegetabilen die von uns heute empfundene Symbolkraft der Pflanzen in tiefergehender Form erklären könnte.

Sinn für Symbolik wecken

Nun wäre auch diese Arbeit geschafft. Ich bin gespannt, ob es gegen Ende des Jahres wieder so einen Ansturm gibt wie im Vorjahr. Bei dem Wetter und wenn der Winter wieder so zermürbend ausfallen sollte, könnte das ganz gut sein. Dann vergrößert sich die Sehnsucht nach dem Baumgrün oder wenigstens nach seiner Repräsentation in Form des Holzes. Es ist, als ob man immer den Ausgleich sucht, indem man sich den Gegenpol in seine Umgebung holt. Und wenn das nicht in der Natur selbst zu erreichen ist, dann leistet die Symbolik des Natürlichen gute Dienste. Vielleicht ist diese Situation überhaupt eines der größten Spielfelder des Symbolischen. Wenn es einen Ehrgeiz hinter den Wunschbaumprojekten gibt, dann ist es der, den Sinn für die weiterreichenden Bedeutungen unter den Oberflächen zu schärfen oder überhaupt erst einmal zu wecken.

Wärme, Licht, Energie

Soll noch einer sagen, das Wetter hätte keinen Einfluss auf Stimmungen. Dieses ganz typische Novemberwetter lässt eigentlich alle gleichzeitig in einen Zustand antriebsloser Energielosigkeit fallen. So wirkt es auf mich, wenn ich in diesen Tage Gespräche führe oder Projekte koordiniere. Hinzu kommt bei Wetterfühligen eine verstärkte Anfälligkeit für ohnehin vorhandene Schmerzen, z. B. der Gelenke. Und das verstärkt noch die Hemmnisse in der Kommunikation und die Tendenz, Entscheidungen und Reaktionen aufzuschieben. Die Arbeit mit dem Holz der Bäume ist gerade in solchen Phasen eigentlich ideal, um während der Arbeit das tatsächliche Außen auszublenden und diejenigen Qualitäten des Holzes und der Bäume zu vergegenwärtigen, die ihr Wesen grundlegender prägen. Und das ist gerade, was zurzeit fehlt: Wärme, Licht, Energie. In der Arbeit mit den Bäumen gewinne ich einen guten Teil der Energie sozusagen wieder zurück. Und die späteren Armbandträger hoffentlich ebenso.

Erstaunlich mild

Nun konnte ich doch noch draußen arbeiten. Das hätte ich nicht gedacht, war schon auf dem Weg ins Kellerquartier, als ich merkte, dass die Luft sehr mild ist und es noch keine Notwendigkeit dazu gibt. Da ist mir das Arbeiten an der frischen Luft mit natürlichem Licht doch lieber. Nur gegen Abend musste ich dann doch umziehen, da es doch schon recht früh dunkel wird und mein Pensum noch nicht erfüllt war. Ich bin zuversichtlich, die vier Bänder bis zum Wochenende fertigstellen zu können. Eine schöne Zusammenstellung sehr unterschiedlicher Hölzer – und vermutlich Charaktere: Esche, Weide, Eberesche und Zürgelbaum, wobei die drei letzteren zu einer Familie gehören. Eigentlich schade, dass ich die dahinter stehenden Menschen nicht persönlich kennen lerne. Das würde den Erfahrungsschatz in puncto Baumsymbolik noch um einiges erweitern.

Herausfordernde Hölzer

Heute einmal wieder einige Hölzer, die sich nicht so gut verarbeiten ließen. Einen der Stäbe, aus Esche, musste ich dann auch zweimal angehen. Da gibt’s immer wieder Unwägbarkeiten, die in der Natur der Sache liegen und bei denen auch größte Sorgfalt nichts nützt. Bei anderen Gelegenheiten geht’s dafür umso zügiger und reibungsloser. So bringt jede dieser Arbeiten wieder ihre eigene Herausforderung mit. Ich freue mich auf die weiteren Arbeitsschritte, die zwar ab sofort im Keller stattfinden müssen, aber sie sind dennoch ein prima Kontrastprogramm zum ungemütlichen Novemberwetter. Die Eibenzeit mit Holzarbeit zu verbringen, was könnte es Passenderes geben.

Winterhart?

Jetzt wird’s doch schon ziemlich frostig in den Nächten. Ich denke deshalb daran, die kleinen Gleditschien doch wieder ins Haus zu holen. Den letzten Winter haben zwar einige der Zöglinge auf die Art nicht überlebt. Aber das kann natürlich daran gelegen haben, dass ich sie tatsächlich zu wenig gegossen hatte. Zumindest meint V. das. Umgekehrt kann ich mir nicht vorstellen, dass die kleinen Stämmchen einen sehr kalten Winter im Freien verkraften würden. Da gehe ich lieber auf Nummer sicher. Und für den Feigenbaum können wir nur beten. Der ist ohnehin schon seit Jahren immer wieder geschwächt worden. So bleibt zu hoffen, dass die gesunden Teile widerstandsfähig genug bleiben und es im Frühjahr wieder mit neuer Energie voran gehen kann.

Kein Jahr für Exoten

Von den restlichen am Baum verbliebenen Feigen war keine mehr genießbar. Zwischenzeitlich sind alle abgefallen, bis auf einige ganz winzige. Insgesamt also eine ziemlich erbärmliche Feigenernte 2013. Mitte des Jahres hatte ich da noch viel höhere Erwartungen, denn es sah ja fast so aus, als ob die spät erschienenen Früchte noch ausreifen könnten, jedenfalls bevor dann ein monatelanger Stillstand eingetreten ist. Kein Jahr für die Exoten, nur Äpfel, Birnen und Nashi-Birnen, Zwetschgen und Mirabellen gab es jede Menge und sie waren zudem auch noch sehr groß ausgewachsen. So hatte V. immerhin sein Erfolgserlebnis, und uns bleibt die Hoffnung auf einen milderen Winter und bessere Bedingungen für die empfindlicheren Früchte im kommenden Jahr.

Neue Energie aus der Ruhe

Kein Tag für kreative Projekte, eher geeignet zur Kontemplation. So habe ich diesen Sonntag wahrgenommen und verbracht. Denn solche Ruhephasen sind notwendig und sinnvoll, wenn frischer Wind ein Merkmal neuer Arbeiten sein soll. Und wenn das Licht im Außen schwächer und seltener wird, werden sie noch wichtiger. In dieser Zeit entsteht in mir eigentlich immer derselbe Wunsch. Dass die Übergangszeit bis dahin und die Adventszeit selbst nicht von purer Rastlosigkeit und Abschlusslogik geprägt sein mögen. Diese Gefahr ist immer gegeben und man kann ihr schwer aus dem Weg gehen. Einen Versuch ist es dennoch immer wert. Alles andere bedeutete, einen Verlust hinzunehmen, dessen Notwendigkeit man nicht wirklich einsehen kann. Die Gegenwart und Symbolik der weihnachtlichen Pflanzen und Dekorationen werden sicher dazu beitragen. Und die Gespräche, die sich um die Beschaffung und Vorbereitung derselben, einschließlich des Weihnachtsbaums, drehen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.