Lichte Ebereschen

Noch etwas kühl tagsüber, aber man ahnt schon in kurzen Intermezzi, dass die Wärme bald kommen wird. Eigentlich ganz erholsam zwischendurch. Wenn dann nicht bald der enorme Anstieg käme, an den man sich auch erste gewöhnen muss. Wie auch immer, bei der vielen Arbeit bleibt ohnehin zurzeit wenig Muße, um die Reize der Landschaft richtig aufzunehmen. Eher eine Zeit für die Reflexion. Aber gegen Wochenende werde ich eine neue handwerkliche Arbeit in Angriff nehmen: Eberesche. Das passt sehr schön in diese Jahreszeit, in der die Früchte der Eberesche allmählich rot werden und der Baum seine lichte Ausstrahlung entfaltet.

Auszeit am Nachmittag

Die nachmittägliche Arbeitspause im Garten ist mit das Schönste am ganzen Tag. Der schweifende Blick auf die Bäume des Gartens, die ihn quasi einrahmen und auf alles andere, was ich in diesen Tagen so prächtig entwickelt. Ein kleiner Streifzug über die Pfade. Das macht Freude, gerade zu der Tageszeit, wenn die Sonne tiefer steht und das Licht besonders warm und intensiv erscheint. Dann fühlt man sich mit den Pflanzen wie zu einer großen Lebensgemeinschaft verbunden. Eine schöne Zeit, die einen wieder auftanken lässt, auch wenn es nur für kurze Zeit ist, verfehlt es nie seine erholende Wirkung.

Gutes Baumfrüchtejahr

Die motorischen Blockaden sind heute schon etwas besser geworden, aber die Witterung trägt nicht gerade dazu bei, dass sich pure Sommerseligkeit ausbreitet. Ich glaube, das geht zurzeit vielen so, die sich abgelenkt zeigen. So als ob sie auf etwas warten, was nicht eintreffen will. Die Bäume stört das nicht, im Gegenteil wachsen alle Arten prächtig weiter. So kann es eigentlich nur noch ein gutes Jahr für die Baumfrüchte werden.

Licht als Thema

Das finde ich Klasse. Ein kräftiger Sonnenlichtüberschuss bisher im Vergleich zum vorherigen Jahr. Das konnte nur besser werden, könnte man sagen. Aber jedes Jahr hat eben seinen ganz eigentümlichen Verlauf. Und wenn der Frühling so früh einsetzt wie 2014, dann ist das einfach ein Gewinn. Ich gehe einfach davon aus, dass wir auch noch einen schönen und langen Sommer haben werden. Und dass sich alle Bäume prächtig entwickeln, ohne Hitzeschäden zu erleiden. Ich freue mich auf möglichst viel Licht und auf die nötige Muße, eben dieses in Bildern, Texten, Reflexionen in einer mir eigenen Art zu verarbeiten, in Formen umzuwandeln, in Kommunikationen einzubringen. Licht und die visuellen und symbolischen Formen, in denen es sich zum Ausdruck bringt, das ist zweifellos mein Thema.

Grundsätzliches und Bleibendes erleben

Trotz der ständigen Bewölkung gab es heute sehr viel Sonne. Zumindest war ihre Strahlkraft gemessen am Sonnenstromertrag in den aktiven Phasen sehr groß. Und am späten Nachmittag, wenn sie tief am Horizont steht, erlebt man die schönsten Seiten dieser Zeit des Jahres, wenn das warme Licht gegenüber der Wärme dominiert und für kurze Momente die ganze Szene in etwas Unwirkliches, Übersinnliches verwandelt. Es sind diese kurzen Momente, die das Geheimnis des Natürlichen aufdecken und seine Bedeutung für unser Leben erkennbar werden lassen. Ich freue mich an den kleinen Wachstumsschritten unserer Gartenbäume und der übrigen Pflanzen, die jetzt fast täglich zu beobachten sind. Und auf die ruhigen Phasen, in denen man dem Grundsätzlichen und Bleibenden nah sein kann.

Vielleicht doch noch Gartenträume

Vielleicht kommen wir ja am Wochenende doch noch zu den Gartenträumen. Bei sonnigem Wetter finde ich das immer sehr schön. Und vielleicht erhalten wir auch wieder Anregungen für die neue Gartensaison. Wenn nicht ist das Ambiente allein schon interessant. Um diese Zeit blühen sonst dort meist die Linden. Dieses Jahr könnte das aber schon fast vorbei sein. Schade, trotz des zeitigen Frühjahrsbeginns habe ich selten so wenig vom Grünen und Blühen der Bäume und Sträucher beobachten können. Meist fehlte mir zuletzt die notwendige Muße.

Wechselhaftigkeit innerer Zeit

An diesem ruhigen Feiertag konnte man spüren, dass der Frühsommer zurückkommt. Für die nächsten Tage ist wieder mit mehr Sonnenlicht zu rechnen. Und damit, dass nach den Bäumen auch die Nutzpflanzen, vor allem das Gemüse, wieder eine Chance erhalten. Bei vielen mangelt es einfach noch an konstantem Sonneneinfluss, z. B. bei den Sonnenblumen selbst, die nach ihrem Umpflanzen sehr leiden und sich noch nicht wieder aufrappeln konnten. Bei den einjährigen Blumen aus der Gärtnerei beobachten wir bisher noch keine Beeinträchtigungen. Die scheinen sich eher zu freuen, zurzeit nicht so viel verdunsten zu müssen. Am Nachmittag hat ein Gespräch mit M. gezeigt, dass wir in Vielem vergleichbare Beobachtungen und Wahrnehmungen haben. So auch in dem Eindruck, dass sich die Zeit zunehmend beschleunigt. Am Beispiel der rasend schnell vorübergehenden Sonn- und Feiertagsnachmittage wird uns das besonders deutlich vor Augen geführt. Dabei fällt mir ein, dass ich selten auch mal das Gegenteil erlebe. Dass nämlich sehr viel Verschiedenes in einer kurzen Zeitphase geschieht oder erledigt werden kann, was dann das Gefühl langsam vergehender Zeit hinterlässt. Aber womit hängt dieser Eindruck der Wechselhaftigkeit ,,innerer Zeit“, wie sie Henry Bergson benannt, unter modernen Lebensbedingungen tatsächlich zusammen?

Grün zieht an

Das touristische Projekt erhält jetzt richtig Kontur. Und das Betrachten und Bearbeiten all der fotografischen Motive der Landschaft und der Sehenswürdigkeiten bringen mir die Heimat wieder ein Stück näher. Dabei schätze ich diese Orte selbst und bemühe mich, ihren Zauber z. B. in Fotografien oder ganz still beim Spaziergang in mir aufzunehmen. Dennoch nimmt man die eigene Umgebung wohl anders auf als ein Tourist. Insofern ist solche Arbeit immer auch ein Überprüfen der eigenen Einstellung und des eigenen Verhältnisses zur vertrauten Lebenswelt. Und was mir bei der Durchsicht und Auswahl des Materials vor allem auffällt: Das viele Grün, das unserem Kreis den Namen gegeben hat, ist schon sehr dominant. Sicher wird der Waldreichtum unserer Region, akzentuiert und in Szene gesetzt durch die leicht hügelige Landschaft, Urlaubern vor allen Dingen in Erinnerung bleiben.

Doch wieder Tourismus

Nun widme ich doch wieder viel Zeit einem Projekt mit touristischer Zielrichtung. Es ist ganz interessant, auch wenn diese unangenehme Kommunikation im Zusammenhang des Broschürenprojekts mir vor Jahren gründlich die Laune an diesem Themenbereich verdorben hat. Na ja, jetzt liegt einige Zeit dazwischen und ich kann mit frischem Elan an die Sache herangehen. Dabei ahne ich schon, dass das ein sehr schöner Auftritt werden kann. All die schönen Fotografien aus dem Nachbarort, mit den dazugehörigen inhaltlichen Erläuterungen, das viele Grün rund um die historischen Sehenswürdigkeiten, wird Urlaubswillige sicherlich ansprechen. Leider war in der Auswahl keine Aufnahme, die den exotischen Baumbestand des Abteiparks hervorhebt. Die hätte ich garantiert noch mitaufgenommen.

Das Mysterium hinter den Bäumen

Die richtige Zeit und Muße zum Fotografieren wird auch wieder kommen. Vielleicht schon in der kommenden Woche, wenn ich den gegenwärtigen Arbeitsstau aufgelöst habe. Aber es gibt eben immer wieder Phasen, in denen man ,,dran“ bleiben muss, z. B. um Termine einhalten zu können. Wichtig ist nur, dass der Überblick nicht verloren geht und vor allem die Fähigkeit, auch das Grundlegende und Allgemeine im Blick zu behalten. Für mich ist das ein Qualifikationsmerkmal und auch ein Zeichen von seriösem Arbeiten, wenn man eben nicht ausschließlich fokussiert ist. Diesen Blick zur Seite, oder auch über den jeweiligen Horizont hinaus, den möchte ich mir möglichst immer bewahren. Ein Grund, warum mich die Bäume so faszinieren. Kaum ein Lebewesen verkörpert dieses Grundlegende so überzeugend. Dahinter steckt ein Mysterium, das ich hoffentlich in diesem Leben nicht mehr enträtseln werde.

Lebensgrundlagen nicht nur in Europa

Nach längeren Diskussionen in der Familie bin ich heute als einziger doch zum Wählen gegangen. Dabei ging es mir vor allem um die Europawahl, weniger aus Überzeugung in der Sache oder wegen einer wie auch immer erkannten Verpflichtung, sondern eher wegen des Eindrucks, dass die Möglichkeit zu wählen eben eine unserer prominentesten Errungenschaften darstellt, die inzwischen vielleicht zu selbstverständlich aufgefasst werden. Also vor allem um diese Möglichkeit aufzugreifen. Die Unterschiede in der Politik sind ohnehin kaum wahrnehmbar und im europäischen Rahmen noch schlechter abzuschätzen als im nationalen Rahmen. Da hat man ohnehin den Eindruck, dass die einzelne Stimme nicht wirklich mit Sinn gefüllt werden kann. Nun, ich werde trotz meiner schon aus Studienzeiten stammenden Europaskepsis am Thema dranbleiben, seine Entwicklung verfolgen und meine Bedenken bei passender Gelegenheit äußern. Auch wenn ich der Ansicht bin, dass wir eher eine Aktualisierung grundlegender Gemeinsamkeiten benötigen, die auf einer Ebene liegen, die allen kulturellen, politischen und religiösen Unterschieden und Konstellationen zu Grunde liegt. So gesehen ist das Nachdenken über unsere natürlichen Wurzeln und unsere Verortung im Ganzen der Schöpfung, insofern ist auch das Thema der symbolischen Spiegelung des Menschen z. B. in Lebenssymbolen wie dem Baum, eine Zukunftsaufgabe mit großer Aktualität. Keine private Träumerei, deren Ziel es wäre, eine verloren gegangene Idylle wiederzubeleben.

Verdrängte Eindrücke

Seltsam. Gewöhnlich führt mich beim Besuch bei J. und W. in G. der erste Weg in den Garten, zu den beiden Ebereschen. Diesmal bin ich erst spät auf die Idee gekommen. Vielleicht war wir andere Dinge im Kopf hatten, die dominanter waren. Vielleicht aber auch, weil die Früchte zurzeit noch grün sind und ihr leuchtendes Rot noch nicht ausgebildet haben. Auch sind bei näherem Hinsehen weniger Fruchtstände zu beobachten als sonst, die aber sind sehr schön und üppig ausgebildet. Bald schon wird das eng zusammenstehende Baumpaar den optischen Mittelpunkt des Gartens ausmachen und dann sicher auch wieder zunehmend die Vögel anlocken. Ichwünsche J. und W. viel Freude an ihrem Garten, den schönen Bäumen und vielen blühenden Blumen, die den Sommer am eigenen Haus so schön und lebendig werden lassen.

Ein Gespräch über Bäume

Ein Gespräch über Bäume, das ich so lange nicht geführt habe. Der Baumfreund ist Gärtner und hat vor allem einen botanischen, handwerklichen und technischen Zugang zum Thema. Aber auch das kann natürlich interessant sein. Ich werde mich daran erinnern, wenn ich gute Tipps zum Düngen bestimmter Arten oder zur gezielten Schädlingsbekämpfung benötige. Damit kennt er sich gut aus. Und vielleicht sagt ihm ja die Wunschbaumseite auch etwas, als eine auf Symbole bezogene Ergänzung seiner Baumperspektiven

Vögel als starke Symbolwesen

Komme kaum vor die Tür in diesen Tagen. Das hat in puncto Kontinuität auch sein Gutes, aber ich erkenne schon eine Art Erholungsdefizit. Vielleicht ist der Feiertag kommende Woche eine geeignet Auszeit. Danach geht’s mit dem aktuellen Projekt auch schon in die Schlussphase. Viel Arbeit also davor und danach. Schön, dass die Verbindung zur Jahreszeit trotzdem nicht abreißt. Der wunderbare Gesang der Amseln, die sich gerade während der Regenschauern besonders wohlfühlen, tut einfach gut. Wenn sie auf einem der Pfosten oder auf dem Ginkgo sitzen, sind sie in ihrem Element und erfüllen den gesamten Gartenraum mit einer Art Leichtigkeit. Vögel sind eben ganz besondere Tiere, die ähnlich wie die Bäume als sehr starke spirituelle Symbole auf uns wirken.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.