Herbstwahrnehmungen im goldenen Oktober

Die ungewöhnlichen Reize dieses Oktobers wirken sich auf die Naturwahrnehmung der Menschen aus. Ich merke, dass ganz anders als im Vorjahr der Herbst bewusster wahrgenommen und geschätzt wird. Natürlich hängt das mit dem Licht und der überdurchschnittlichen Wärme zusammen. Dann nimmt man die Pflanzen, das Grün wie ebenso die sich färbenden Blätter eher wahr, sieht sie im hellen Licht und erkennt die ästhetischen Reize dieser Zeichen des natürlichen Abbaus und eigentlich des Rückzugs. Interessanterweise erfüllt uns das aber mit einer Art innerer Wärme, die von außen, von diesen vergehenden Blättern und den sich nackt machenden Bäume kommt. Es scheint, dass uns innerlich in dem Maße wärmer wird, wie sich die Bäume entblättern. Eine Wirkung dieser Umstände ist ein spürbar größeres Interesse an den Produktionen der Wunschbaum-Manufaktur. Die Menschen erkennen jetzt wieder stärker die symbolischen Seiten des Vegetabilen, und dass man sich diese Lebenssymbolik in Form der Baum-Holzes konservieren kann, für das ganze Jahr, nicht nur für die Wintermonate mit ihren immer unsichtbarer werdenden Baumerscheinungen. Es wird spannend sein, wie sich das in den nächsten Wochen entwickelt und wie es in den eigentlich Auflösungsmonat November übergehen wird.

Esskastanien und letzte Baumerträge

Immerhin gibt’s jetzt auch noch einige Esskastanien. Die kleinen Bäumchen auf unserem Bienenhausgrundstück sind allerdings noch nicht sehr ergiebig, so hält sich der Ertrag wie im letzten Jahr schon in Grenzen. Dennoch gehören die Kastanien irgendwo zu unserer traditionellen Vorstellung vom Baumherbst. Deshalb zählt für uns vor allem, dass es überhaupt welche gibt. Und sogleich konkurrieren wieder verschiedene favorisierte Methoden, sie zu garen: Mit dem Bunsenbrenner in einer feuerfesten Schale, durch Kochen in Wasser oder gar in der Mikrowelle. Die ursprüngliche Methode mit Feuer ist natürlich immer noch die beste, was den Geschmack der Kastanien angeht, nur ist sie eben aufwändig, so dass wir zwischendurch auch auf die moderatere Kochmethode zurückgreifen. Mal sehen, was der Oktober von den Kastanie und Walnüssen einmal abgesehen, sonst noch für letzte Baumerträge mit sich bringt.

Herbstdekorationen und herbstlich geprägte Baumlandschaft

Ganz ist das große Themenfeld herbstlich vegetativer Dekoration für dieses Jahr noch nicht abgeschlossen. M. hat sich einige Zweige vom Pfaffenhütchen mit seinen jetzt noch farbenfrohen reifen Fruchtständen gewünscht, die V. mitgebracht hat. Außerdem noch einige weitere Heckenrosenzweige, weil die Hagebutten gerade im Herbst so schöne rote Farbakzente in der Wohnung setzen. Andere Herbstdekorationen haben wir aus den Schränken geholt, darunter verschiedene Strohblumensträuße, die ich den vergangenen Jahren nach Farbbereichen sortiert gesammelt getrocknet und auf Drähte aufgesteckt hatte. Die kleinen Sträußchen behalten seitdem ihre Form sehr genau, auch weil sie den größten Teil des Jahres licht- und staubgeschützt stehen und so gut wie nichts von ihrer intensiven Farbigkeit eingebüßt haben. Gerade die in Rot-Gelb-Braun-Tönen changierenden Sträuße der beiden letzten Jahre vermitteln in meinen Augen eine sehr authentischer Herbststimmung und haben damit dieselbe Wirkung auf uns wie das Herbstlaub der Bäume. Nur lässt sich das nicht gut aufbewahren und wiederverwenden, sondern ist etwas Flüchtiges, dessen Reiz von seiner situativen Rezeption im Umfeld der Baumlandschaft abhängt. Und damit davon, dass wir die Jahreszeit bewusst wahrnehmen und möglichst zu unterschiedlichen Tageszeiten in der herbstlich geprägten Landschaft bewegen.

Streuobstwiesen, Apfelwein und ein regionales Traditionsfest

Das Traditionsfest hat für mich doch immer noch etwas Anziehendes. Vielleicht weil es mich an meine Schulzeit erinnert, als alles noch übersichtlicher und atmosphärischer war. Auch das Fest selbst, das damals noch recht neu war und echte kulturelle Heimatgefühle provozieren konnte. Das ist mittlerweile stark nivelliert, wie sich eine Angleichung der Wahrnehmung von Freizeitaktivitäten in der näheren Region ohnehin seit vielen Jahren verstärkt. Die Dinge sind im Empfinden und der Bedürfnislage der Menschen weitgehend austauschbar. Und man hat schon so viel gesehen, im originalen Augenschein oder über Medien vermittelt, dass einen vieles nicht mehr wirklich reizen oder beeindrucken kann. Das ist schwer für die Vereine, die versuchen, Traditionen hochzuhalten und zeitgemäß auszuformulieren. Aber auch schwer für alle, die wie wir die Anknüpfung an früher eben doch immer wieder suchen und versuchen. Warum mir das für dieses Tagebuch in den Sinn kommt: Der Name und Ursprung des Festes liegt in dem bei uns verbreiteten Vorhandensein von Streuobstwiesen, speziell zum Apfelanbau, begründet. So ist der Apfelwein oder, wie er bei uns heißt, Viez der Motor des Herbstfestes geworden, das unmittelbar auf das Oktoberfest folgt, für unsere Region aber weitaus bedeutungsvoller ist, auch nach so vielen Jahren noch.

Noch weitere warme und lichte Tage erwünscht

Recht kühl ist es jetzt tagsüber, und doch überwiegt die Sonne, die sich mit Anfang der kommenden Woche auch wieder mit Wärme durchsetzen soll. Eine echte Übergangsjahreszeit. Von mir aus könnte es noch mehr Licht und Wärme in den nächsten Tagen geben, da es jetzt für die späten Früchte, darunter Baumfrüchte wie unsere Feigen oder Gemüsefrüchte wie die Chilischoten, wichtig ist, sowohl Wärme als auch Licht zu erhalten, um endgültig auszureifen. Meist geht das bei den Chilis recht schnell, wenn sie einmal angefangen haben, sich ins Gelbe zu verfärben, die Orange- und später Rotfärbung lässt dann nicht lange auf sich warten. Manchmal ist es auch möglich, sie vorzeitig zu ernten und auf der Fensterbank im Warmen Raum weiterreifen zu lassen. Dann werden sie letztlich auch noch orange oder rot, je nach Sorte. Es wäre schön, wenn nach all der Mühe, die ich mir mit den Chilis dieses Jahr gegeben habe, wenigstens die erfolgreichen Pflanzen noch zur vollen Reife gelangen würden. Schon um des Gelingens willen, noch nicht einmal wegen des Chilipulvers, das ich daraus herstelle.

Walnussernte vom eigenen Baum

Die Walnüsse lassen sich in diesem Jahr sehr lange Zeit. Dabei konnte ich seit dem Frühsommer schon vom Fenster oben die vielen grünen Nussfrüchte in der Baumkrone beobachten, die sich erst viel später braun färbten und rissig wurden. Bis sie dann aber tatsächlich so ausgereift sind, dass sie herunterfallen und eingesammelt werden können, das dauert sehr lange. So sind es meist Nüsse zum direkten Verzehr geworden, jedenfalls soweit sie überhaupt genießbar waren. Einige sind auch taub, ganz eingetrocknet oder schon faul. Aber es sind auch gesunde dabei, die man zwischendurch wegnaschen kann. So wie in manchem Vorjahr, dass wir im Wald an bekannten Stellen, einmal im Jahr im Oktober einen ganzen Korb eingesammelt haben und die Nüsse dann anschließend zum Trocknen ausgelegt haben, funktioniert es bei den eigenen Walnüssen jedenfalls bisher nicht. Wahrscheinlich muss dazu der Baum noch größer und ertragreicher werden. Eine Aussicht für die kommenden Jahre.

Baumobst, Baumnutzen und familiäre Gesprächstradition

Die Obsternte dieses Jahres ist immer noch Gesprächsthema, v. a. mit Leuten, die regelmäßig selbst Baumobst verarbeiten, zu Kuchen oder Marmelade oder die es durch Einkochen haltbar machen. Bei solchen Gesprächen sind die Rollen klar verteilt: V. erzählt den Erlebnissen beim Anbau und der Ernte im Laufe des Jahres, was dieses Jahr Ertrag gebracht hat, wie die Qualität ausgefallen ist und wie viel aufgrund der Menge und minderen Qualität hängen bzw. liegen bleiben musste. Und die Gesprächspartner halten ihre eigenen Erfahrungen entgegen, z. B. wie lange sich die eingekochte Marmelade hält, ohne an Geschmack zu verlieren. Welche Marmeladensorten und z. B. Apfelsorten besonders wohlschmeckend sind, welche sich zum Kuchenbacken eigenen und wer innerhalb der Familie was davon gerne genießt oder auch gar kein Interesse hat. Dabei zeigen sich immer wieder ganz unterschiedliche Ansichten und Gewohnheiten. Aber eines wird auch erkennbar, dass nämlich die Nutzung von Baumobst für viele ein nicht zu vernachlässigendes Thema ist. Für die älteren wahrscheinlich noch mehr als für Jüngere. Aber obwohl ich selbst keine Obstliebhaber bin, ist durch die langjährige Thematisierung in der Familie und dem Bekanntenkreis tatsächlich auch für mich ein Thema daraus geworden, zu dem ich mich kenntnisreich äußeren kann, über die Eigenschaften der Bäume hinaus. Dennoch bleiben die Bäume das für mich eigentlich Interessante. Ihren Nutzen habe ich dabei weniger im Sinn.

Feiertag, Kontemplation, kreatives Arbeiten

Auch wenn man ihn kurz nach dem Wochenbeginn nicht erwartet, war der Feiertag heute doch willkommen. Es ging uns allen so, dass wir die Erholungswirkung des Tages gerne in Anspruch genommen haben. Wie wenn die Witterungsumschwünge und die Dynamik und Wechselhaftigkeit der Aktivität und Aufgabendichte sich in dieser Lücke perfekt ineinanderfügen würden. Diese geschenkte Zeit habe ich v. a. dazu genutzt, das terminierte biografische Illustrationsprojekt voranzubringen, bei dem noch viel zu tun ist. Deshalb war es gut, einmal längere Zeit am Stück daran arbeiten zu können. Und die vielen Reminiszenzen, die bei dieser Arbeit sich entwickeln und verselbständigen passten natürlich auch wunderbar zu einem Feiertag. Nicht immer ist es so einfach, sich darauf mit einer gewissen Muße einzulassen. Jetzt im Herbst wünsche ich mir mehr solche Kontemplationsphasen, weil kreatives Arbeiten insbesondere an der eigenen Biografie und den eigenen Schwerpunktthemen in solchen Phasen fruchtbarer ist. Eine Linie innerhalb dessen sind die Fotografien rund um den Baum- und Blätterherbst, in dem sich für mich die Jahreszeit erst eigentlich manifestiert. Ich hoffe, er wird sich in möglichst erkennbarer und typischer Form auch zeigen, und dass ich es schaffe, ihn in seiner diesjährigen Erscheinung anhand von Fotografien einzufangen und daraus etwas übergeordnet symbolisch Bedeutsames zu machen.

Ein Gartensommertag Anfang Oktober

Es ist verrückt, dass wir in dieser Gartensaison uns kaum zum Essen im Garten aufhalten konnten. Meist lag das an der Hitze oder dem grellen Licht, oder an der extremen Wechselhaftigkeit des Wetters, das kaum jemals dazu verleitete, sich draußen hinzusetzen, obwohl es ja überdacht ist und man zumindest nicht nass werden kann. Warum mir das heute einfällt: Heute, Anfang Oktober, hatten wir tatsächlich Gelegenheit und Lust, den Nachmittagskaffee an unserem Gartenessplatz zu genießen. Eine von wenigen Ereignissen in dieser Saison, was heute natürlich am fast hochsommerlichen Wetter lag. Das macht dann Spaß, v. a. weil die Wärme im Herbst eine anderen, angenehmere ist. Gut, dass wir die Sitzgarnitur noch nicht eingepackt und winterfest gemacht haben. Heutzutage muss man eben mit allem Möglichen rechnen, so dass eine Abkehr vom Gewohnten von Vorteil sein kann. Tatsächlich ist an so einem Tag wie heute sowohl das Sitzen draußen mit Blick auf die noch überwiegend grüne Szene mit Wiese, Blumen, Stauden und Gartenbäumen, als auch das Arbeiten mit der wärmenden Sonne im Rücken, eine Wohltat. Wäre schon, wenn wir das im Oktober nochmal wiederholen könnten und ich insbesondere für die handwerkliche Arbeit nicht jetzt schon ins Kelleratelier umziehen muss.

Eindrücklicher Blätterherbst vs. verschwindende Jahreszeit

Mit dem Start in den Oktober ist der Herbst deutlich spürbar. Auch wenn richtig warme, fast hochsommerliche Tage noch kommen werden, die den Oktober gleich mal golden werden lassen. Der Blätterfall im Garten hat aber noch nicht begonnen, deshalb wird das Goldene eher von der Sonne und dem Licht herrühren. Und dann bleibt es spannend zu beobachten, in welcher Weise die Blätter dieses Jahr fallen. Über eine längere Spanne und mit sukzessiver Verfärbung der Blätter verbunden – das nenne ich dann einen echten Blätterherbst. Oder quasi über Nacht – solche Baumherbste haben wir häufig erlebt. An einem Tag sind die Blätter noch am Baum und satt grün. Am nächsten sind sie erfroren und fallen plötzlich ab. Oft gibt’s dazu Varianten, in den dieser Vorgang sich dann über einige wenige Tage erstreckt, aber auch dann mit wenig anregenden Eindrücken verbunden. Es ist ja gerade die Färbung der Blätter in Richtung von Braun-, Gelb- und Rottönen und die Reflektion dieser Farben im Herbstlicht, das diese erste richtig zu Leuchten bringt, die uns den Herbst im Spiegel der Baumerscheinungen so deutlich erkennbar macht. Wenn das ausfällt, fehlt etwas und ein weiteres Stück jahreszeitlichen Bewusstseins, des Bewusstseins für die typischen Erscheinungen der jeweiligen Jahreszeit, geht uns verloren. Ich hoffe, es ist uns vergönnt, die Vorzüge der gemäßigten Breiten in möglichst typischer Form weiterhin erleben zu können. Das wird nur seltener und schwieriger, wenn die Wetterextreme und der nicht mehr zu leugnende globale Klimawandel ihre bekannten Kapriolen schlagen.

Garten und Bäume als konkurrierende Gesprächsthemen

Beim Besuch heute bei J. und W. war der Garten und was wir darin dieses Jahr mehr oder weniger erfolgreich anpflanzen konnten, häufiges Thema. Die Bäume dagegen nur, insoweit es um Baumfrüchte ging. Die waren ja bei uns schon ziemlich wechselhaft erfolgreich, und bei J. und W. beschränkten sie sich weitgehend auf die Früchte eines einzelnen Apfelbaums, die aber ganz gut gediehen schienen. Seltsam, dass wir dem Vorgarten mit dem großen Walnussbaum und der Esskastanie gar keinen Besuch abgestattet haben. Es gab einfach sonst zu viele Themen, die nach längerer Besuchspause auf dem Gesprächsplan standen. Aber das Gartenthema ist immer wieder virulent und zeigte mit neue Pflanzgefäßen und -konstruktionen auch neue Ansätze, die in der kommenden Saison wieder mehr Vielfalt und Ertragsmöglichkeiten, v. a. aber viel vegetabile Zierde bieten werden.

Die Mysterien des Lebens im Spiegel der Bäume

Nach jahreslangem Zögern und Versäumnis in diesem Bereich konnten wir heute endlich die lang geplante Formalität in Sachen Vorsorge konkret machen. Es ist sicher kein Wunder, dass sich viele damit schwertun, wohl weil es die Endlichkeit bewusst macht und zu Überlegungen zwingt, die man eigentlich lieber beiseiteschieben möchte. Das einmal durchgearbeitet zu haben, ist insofern ein Fortschritt, der dann den Blick auf aufbauende und zukunftsgerichtete Projekte wieder freier machen kann. Das Baum-Thema ist für mich v. a. deshalb so spannend und zeitlos, weil es beide Ebenen verbindet: Die Feier des Lebendigen mit dem Bewusstsein des beständigen Kreislaufs, der auch Vergehen beinhaltet, aber eben auch das Wiederaufleben. Bäume stehen mit ihrem jahreszeitlichen Zyklus exemplarisch und symbolisch extrem ausdrucksstark für diese Mysterien des Lebens. Ich bin sehr froh, in ihrem Spiegel, sowohl in dem der lebenden Bäume als auch im Spiegel der rein symbolischen und ästhetischen Dimensionen der Bäume, das Lebensthema immer wieder neu wahrnehmen, durchdenken und ästhetisch formulieren zu dürfen.

Jahreswetterverlauf und Ernteresümee

Mein Besuch heute meinte auch, dass uns für Ende September doch noch ein paar schöne Tage vergönnt sind. Das ist wohl richtig, wenn es auch nur ein schwacher Trost ist für das extrem holprig verlaufene Wetterjahr. Gut an den starken Temperaturkontrasten zwischen Tag und Nacht, die kennzeichnend für diese Übergangszeit zwischen Spätsommer und Herbst sind, ist der Anreiz für die letzten Früchte, doch noch auszureifen. Das beobachte ich v. a. bei den Chilipflanzen, die wie viel zu spät, aber wohl doch noch gerade rechtzeitig beginnen, ihre Schoten zur Reife zu bringen. Neben den wenigen bereits rot ausgereiften Schoten, die ich vor einigen Wochen bereits ernten konnte, sind jetzt erstmals auch jüngere dabei sich zu verfärben. Aus denen könnte noch etwas werden, v. a. wenn es noch einige warme und nicht zu feuchte Tage im Oktober gibt. Für die immer noch neu hinzukommenden Blüten dagegen dürfte es jetzt schon zu spät sein. Es ist schwer vorstellbar, dass daraus noch Schoten entstehen könnten, die wachsen und reifen. So rechne ich zwar noch mit einer Ernte. Die wird aber sehr dürftig ausfallen, v. a. gemessen an den Bemühungen bei der Aussaat und Anzucht und angesichts der Tatsache, dass ich so viele verschiedene Sorten ausgesät hatte. Nun, es ist mit eine Lehre und ein Anreiz, das Vorgehen im kommenden Frühjahr zu modifizieren. Erfreulich ist immerhin, dass ich von zwei Arten Samen gewinnen kann, die ich im Frühjahr erneut aussähen kann. Das sind Samen von der einen ausgewachsenen Pflanze der Sorte Bhut Jolokia und solche von den Glocken-Chilis, die im Übrigen ganz toll geformt Chilischoten ausgebildet haben. Die will ich deshalb noch einmal versuchen.

Gleichklang der Sympathien

Heute war mein eigener Lebensbaum einmal wieder Gegenstand meiner Manufakturarbeit. Die Eibe in Form zu bringen, die verschiedenen Schritte der Be- und Verarbeitung zu durchlaufen, ist für mich immer etwas Besonderes, weil ich mich diesem Baum so nah fühle. Sie ist der „geheime“ Baum im Baumkreis, ergänzt die 21 offiziellen Bäume im Kalender, bedeutet mir aber sehr viel mehr als der Walnussbaum, mein „Zweit-Lebensbaum“ sozusagen. Und verwunderlich ist das eigentlich nicht, liegt mein Geburtstag doch genau in der Mitte der von der Eibe beanspruchten Zeitphase des Baumkalenders Anfang November. Passender und stimmiger geht’s ja eigentlich nicht. Wenn es Anfragen nach dieser Baum- bzw. Holzart gibt, freue ich mich besonders, da es so noch weitere Menschen gibt, die eine besondere Verbindung zur Eibe haben. Das ist dann immer wie eine über das Symbolmedium Baum vermittelte Kommunikation, ein symbolisch vermittelter Gleichklang der Sympathien.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.