Aufmerksam für Symbolisches

Nun hat die Dauernässe ziemlich alle Gemüter erfasst. Die Menschen scheinen keinen Mut zu haben, Neues zu beginnen. Dabei wäre doch jetzt die Zeit für Neuanfänge. Ein lähmend zurückhaltender Jahresbeginn, der dringend einen Ruck benötigt. Beeinflussen lassen sich solche Stimmungslagen nicht wirklich. Ich freue mich, dass in solchen Zeit das Interesse am Grundsätzlichen, an den Basisthemen an Aufmerksamkeit gewinnen. Und so rechne ich, wie schon in den Vorjahren, allerdings zu jeweils verschiedenen Zeitpunkten, mit einem Anlauf der Armbänderproduktion. Die Bäume spielen gerade jetzt in den Gedanken der Menschen eine größere Rolle. Gerade weil sie nicht grünen und man kaum vor die Tür treten mag. Die richtige Zeit, die symbolische Dimension der Bäume als Lebens- und Natursymbole zu vergegenwärtigen für die eigene Entwicklung nutzbar zu machen. Mit solcher Vorbereitung sollte das Erleben des Baumfrühlings in einigen Monaten ein umso eindrücklicheres sein.

Götterbaum-Licht

Nun verflüchtigt sich dieser Januar doch schneller als erwartet. Und wir sind in einer nasskalten Witterung gefangen, die selbst einen kurzen Spaziergang unattraktiv erscheinen lässt. Schon wegen des Lichtmangels. Ob dieses Jahr mehr Licht bringen wird als das grottenschlechte Vorjahr, wage ich nicht vorherzusagen. Aber wie auf manchen anderen Gebieten kann es eigentlich nur noch besser werden. Ich freue mich, in den nächsten Tagen mit dem Holz des Götterbaums arbeiten zu können. Es hat dieses kristalline wirkende Leuchten. In Kombination mit seiner Leichtigkeit strahlt das Holz ein Stück von dem Licht aus, das der Baum Zeit seines Lebens eingesammelt hat. Aber er hat es auch ausgestrahlt, in den leuchtenden Farben seines Herbstlaubs und seiner formschönen Früchte. In den lichten und ausladenden Kronen besonders älterer Bäume, die majestätische Dimensionen erreichen können. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich an das Holz geraten bin. Wie so oft eine Beobachtung beim Spaziergang im Park in M., der zahlreiche exotischere, nicht ganz so häufig anzutreffende Arten beherbergt. Und fast wie es beim Palo Santo auch sein soll, war dieser Abschnitt tatsächlich abgefallen. Der Baum hatte sich quasi freiwillig von ihm getrennt. Und Dank guter Beziehungen zum dortigen Gärtner konnte ich ihn abholen und sein Holz zur Erweiterung meines Wunschbaum-Sortiments nutzen.

Allgemeingültiges in persönlicher Erfahrung

So etwas wie eine Zwischenzeit. Aber das hat vor allem damit zu tun, dass sich verschiedene lang dauernde Projekte dem Abschluss nähern und sich gleichzeitig eine Vorfreude auf nachfolgende entwickelt. Ausnahmsweise also keine Begleiterscheinung der Witterungsschwankungen und der verloren gegangenen Jahreszeiten. Dennoch sind die Bäume und ihre Symbolik auch in solchen äußerlich unspektakulären Zeitphasen für mich präsent, begleiten mich täglich in ihrer symbolischen Dimension. Wenn man den Tag immer ganz genau rekapitulierte, stellten sich mit Sicherheit, mehr oder weniger deutliche Assoziationen mit der Symbolik von Bäumen und Holz ein. Ich halte im Baumtagebuch aber nur das fest, was mir spontan in dieser abendlichen Stunde aus der Erfahrung und der Seele in den Sinn kommt. Eigentlich eine Art Selbstverschreibung, die das Baumtagebuch für mich bedeutet. Ich meine aber, dass sich immer wieder auch Allgemeingültiges darin findet, also Gedanken und Erfahrungen, die auch Leser der Einträge haben.

Eingedeckt

Nun ist das Brennholz für diesen Winter endlich unter Dach und Fach. Randvoll aufgefüllt ist das Lager immer noch nicht, aber eigentlich nur, weil V. eine Anhängerladung für J. und W. erübrigen wollte. Die haben wir unterm Balkon vorübergehend gestapelt, bis irgendwann wieder eine Fahrt nach G. geplant ist. Das dürfte für die Kaminsaison reichen. Und auch für unseren Holzofenbedarf müsste es jetzt eigentlich genug sein. Letztlich müssen diese Scheite mehrmals in die Hand genommen werden. Etwas umständlich, aber wegen der weiter weg liegenden Lagerstätte für die großen Abschnitte leider nicht anders zu handhaben. Gut, dass wir überhaupt noch eigenes Holz zur Verfügung haben. Wenn das mal ausgegangen sein wird, könnte es ziemlich teuer werden. Noch kostspieliger als zuletzt nach den Baumfällarbeiten, was schon weit über dem bisher Gewohnten lag.

Brennholzvorrat auffüllen

Mal sehen, ob morgen Wetter ist, um das hinterm Haus gelagerte Brennholz ofengerecht klein zu sägen. Wir haben es einige Zeit dort aufbewahrt, weil bisher keine Gelegenheit war. Damit wäre der Haufen vollständig aufgefüllt und außerdem hätten J. und W. noch eine Anhängerladung für ihren Kamin. Und damit sollte es auch für den Rest des Winters ausreichen. Ich erwarte eher nicht, dass wir nochmal Nachschub heranbringen müssen. Schön wär’s ja, endlich wieder den Ofen anzünden zu können. Wenn es aber so mild bleibt, ist das irgendwie verrückt. Heute war eher Frühling angesagt, und morgen soll es ähnlich werden. Nur verlassen können wir uns darauf nicht, denn es ist gerade mal Mitte Januar. Da kann noch einiges kommen.

Gedanken an Frühling

M. ist mit dem Aufräumen der Feiertagsrelikte immer noch nicht durch. Da sammelt sich schon einiges an Dekorationen und saisonabhängigem Inventar an. Und sogleich sind die Gedanken auch schon bei dem, was kommt: Frühling und Ostern. Auch wenn die nasse Kälte noch nichts davon sichtbar werden lässt, sind die Erwartungen und Gedanken schon weiter. In diesen Tagen denke ich vor allem an das erste Grün der Bäume, etwa die grüngelben Spitzahornblüten, die noch vor den Blättern erscheinen und für mich ein deutliches Zeichen dafür sind, dass der Frühling angekommen ist. Davon sind wir noch weit entfernt. Unterdessen mehren sich die Wetten, wann denn die Kälte kommen wird. Und gleichzeitig wächst die aus den Erfahrungen der letzten Jahre gewachsene Ahnung, dass sich der Winter immer weiter ins neue Jahr hinein streckt, immer im Kampf mit dem Frühling, der sich irgendwann mit Gewalt durchsetzen muss. Was bedeutet uns das eigentlich. Wofür steht es? Das ist mir immer noch ein Rätsel. Ich weiß nur, dass es die Gedanken und das Erleben der Menschen sehr stark beeinflusst. Allerdings in einer eher demotivierenden Form.

Veränderungen auf Jahreszeiten bezogener Kulturäußerungen

V. redet immer noch von der alten Kettensäge und ob es sich lohnt, sie noch einmal zu reparieren. Das klingt umso unnötiger, als die Notwendigkeit schwindet, noch mehr Brennholz auf Vorrat zu legen. Denn wie es jetzt scheint, geraten wir erst gar nicht in Temperaturbereiche, die den Holzbrand sinnvoll machen. Vielleicht bleibt es in diesem Winter ja tatsächlich überflüssig. Der Heizölverbrauch wird dadurch zwar etwas höher ausfallen, aber der Holzvorrat dafür unvermindert bleiben. Vielleicht freue ich mich aber auch zu früh und die Jahreszeit hat sich einfach zu entschlossen, deutlich später zu beginnen. Wir müssen unter dem Einfluss des Klimawandels tatsächlich mit allem rechnen. Lieber als ein später und sich möglicherweise weit ins Jahr hinein erstreckender Winter wäre mir allerdings ein direkter Übergang ins Frühjahr. Dafür würde ich dann auch die Undeutlichkeit dieser kalten Jahreszeit in Kauf nehmen. Wenn die Temperaturen zur falschen, weil untypischen Zeit kommen, ist das Erleben der Jahreszeiten auch einfach nicht mehr dasselbe. Ich habe immer die Befürchtung, dass diese Verschiebungen und extremen Schwankungen unser Kulturerleben in Mitteleuropa massiv beeinträchtigt. Alles, was sich an den Jahreszeiten festmacht an kulturellen Äußerungen und Traditionen muss sich doch mit dem Verschwinden der gewohnten Jahreszeiten selbst verändern oder gar verschwinden, wenn seine Funktion nicht mehr erkennbar wird oder sich Bedeutungen verschieben. In meinen Augen wäre das ein herber Verlust, der durch die Spiegelfunktion der Bäume und anderen Grünpflanzen nicht vollständig kompensiert werden kann. Deren Wachstumsrhythmus wird nämlich in gleichem Maße verändert und taugt dann nicht mehr in derselben Form als Orientierung und Signalgeber.

Erfolgreiche Motivfelder rund um Holz und Bäume

Ich freue mich, dass mein mit Abstand erfolgreichstes Microstock-Foto, die Abbildung eines Kiefern-Stammquerschnitts, wieder aus der Versenkung hervorgespült wurde. Selbst Verkaufsrenner wie dieses haben es seit etwa zwei Jahren sehr schwer, sich weiterhin zu behaupten. Deshalb ist es besonders schön, dass sich die Motive dennoch immer wieder durchsetzen können, die für ein breites Anwendungsfeld geeignet sind. Und in diesem steckt eben sehr viel: Wachstum, Leben, Alter, Energie, Entwicklung, Zentrum, Ausdehnung, Holz, Struktur u. v. m. Ich glaube, es ist gut, wenn ich dieses Motivfeld weiter ausweite und mir in der hellen Jahreszeit wieder neue Holz- und Baumstrukturen suche, die mein Portfolio ergänzen können. Offenbar habe ich auf Grund meiner langjährigen Beschäftigung mit Holz und Bäumen ein besonders Auge gerade für diese Muster und Strukturen.

Brennholzabsurditäten

Man weiß nicht so recht, was man von dieser Witterung halten soll. Wird das noch etwas mit dem Winter, oder geht es jetzt so weiter? Tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, dass wir mit der Holzofensaison so spät begonnen haben. Allerdings gab es schon einmal ein Jahr, in dem wir den Ofen gar nicht in Gang gesetzt haben, weil es tatsächlich durchgehend zu mild dafür war. Vielleicht wiederholt sich das ja wieder. Das würde die Absurdität der Hektik, die V. monatelang wegen des Brennholznachschubs verbreitet hat, im Nachhinein zusätzlich hervorheben, denn bei so milden Wintern wird sich der inzwischen riesige Vorrat lange nicht erschöpfen. Wozu also das Übermaß an Aktivität. Um die Fichten dort oben ist es nicht schade, die haben ihren Höhepunkt sicher schon hinter sich, insbesondere seitdem sie als Weihnachtsbäume nicht mehr taugen. Außerdem könnte auf die Art das ganze unselige Thema frühzeitig geschlossen werden. Aber dazu müsste sich V. irgendwann entschließen, sich von dem Baumgrundstück zu trennen, das bald schon einfach nur noch ein Stück Land mit vielen toten Wurzelstöcken und Baumstümpfen sein wird.

Hineinfinden und Aufbruch

Das Arbeitszimmer wirkt jetzt viel heller. Nicht nur wegen des Spiegels, der das Licht von außen einfängt und wieder abgibt. Auch weil der Schaukasten es nicht mehr schlucken kann. Wenn jetzt noch eine gute Lösung für die Deckenlampe gefunden ist, wird der Raum ein ganz verändertes Arbeitsumfeld bereitstellen. Es war einfach auch einmal wieder Zeit für eine Umstellung. Parallel zu dieser Veränderung hoffe ich, dass die Menschen jetzt endgültig ins neue Arbeitsjahr hinein gefunden haben und man die Früchte dieses Einfindens wieder wahrnehmen und nutzen kann. Da sind so viele private Vorhaben, die meine Agenturprojekte ergänzen werden, dass eine spürbare Aufbruchsstimmung von Vorteil wäre. Zu diesen privaten Vorhaben zählt u. a. die Neufassung des Baumtagebuchs, aber auch inhaltliche Arbeit mit Bezug zur Symbolik der Bäume.

Spiegel und Spiegeln in der Kommunikation

Die Platzierung des barocken Spiegels war dann doch nicht ganz so einfach, wie ich mir zunächst ausgedacht hatte. Als er an der Stelle stand, die ich zuerst für optimal hielt, im Austausch mit dem Bücherregal, hat sich ein eher disharmonisches Gesamtbild ergeben. Die Verteilung im Raum stimmte nicht mehr und der Spiegel wirkte an seinem Standort irgendwie verloren. Deshalb ging nochmal alles rückwärts. Mit der Lösung, die ich jetzt gefunden habe, bin ich bisher sehr zufrieden. Der Raum wirkt offener und heller, auch weil ich zudem den schwarzen Schaukasten entfernt habe. Die nächsten Tage werden zeigen, ob sich dieses Arrangement bewährt. Ich freue mich vor allem – darum geht es eigentlich – auf die Gespräche über und anlässlich des Spiegels, die sich mit Menschen, die den Raum betreten, sicher häufig einstellen werden. Denn der Spiegel als Thema und vor allem das Spiegeln gehört zum Spannendsten und Alltagsrelevantesten, was ich kenne. Das Spiegeln menschlicher Charaktere und menschlicher Befindlichkeit in den Bäumen ist nur eine Spielart des Themas. Es lässt sich ebenso auf andere Symbolsysteme übertragen und in der Alltagssprache in vielfältigster Form beobachten und für sinnhafte Kommunikation nutzbar machen.

Eine Art Kompensation

Ich sehe ganz gute Chancen, dass die Baumthemen in nächster Zeit wieder stärker in den Mittelpunkt rücken. Das hängt häufig mit dem Ankommen des Winters zu tun. Wenn man merkt, so schnell kommen wir von der Kälte und dem Trüben nicht weg und der Frühling ist noch weit. Dann wenden sich die Menschen lieber symbolisch dem zu, wofür der Frühling steht, eben Wachstum, Grünen und Blühen. Eine Art Kompensation für das, was einem gerade fehlt. Schön, wenn dies auch die themenbezogene Kommunikation wieder ankurbelt und neue Interaktionsmöglichkeiten entstehen.

Konstitutive Elemente eines Weihnachtsbaumsymbols

Wir müssen doch noch irgendwann die richtige Aufbewahrungsbox für all die schönen Weihnachtsbaumbroschen finden. M. hat eine kleine Pappschachtel mit Unterteilungen als Provisorium ausgesucht, nachdem die großflächige Weihnachtsdekorationsschachtel ihr nicht mehr gefallen hatte. Eigentlich verdienten die Schmuckstücke eine schönere Unterbringung, nur ist es schwierig, eine geeignete zu finden. Bei der Durchsicht neuer Kreationen gerate ich immer wieder, gerade in diesem Jahr, ins Staunen, in welchem Variationsreichtum das Motiv des Weihnachtsbaums in die Form von Broschen und Pins mit Kristall- oder Strasssteinen gefasst worden ist. Die Möglichkeiten scheinen endlos und doch tauchen immer wieder neue Ideen auf, die eines der Elemente besonders gelungen umsetzen, die ein Baumsymbol zu einem unverkennbaren Weihnachtsbaumsymbol machen. Wenn man diese Elemente isolieren wollte, hätte man schon seine Probleme, denn es gibt kein eindeutig konstitutives Element. Tatsächlich kann der Weihnachtsaspekt z. B. schon allein durch eine goldglänzende Färbung eingebracht werden. Oft sind es aber mehrere Merkmale wie Glitzern, weihnachtliche Farben, die Andeutung von Kerzen oder Kugeln u. ä.

Alles verkehrt herum

M. hat ihre Weihnachtsdeko immer noch nicht ganz in den Schränken untergebracht. Und macht jedes Jahr aufs Neue ein riesen Problem daraus, was ich dann auch jedes Mal als schwer nachvollziehbar bezeichnen muss. Jedenfalls sind jetzt auch die letzten Artikel verstaut und wir können uns ganz dem neuen Jahr widmen, wobei wir derzeit nicht sicher sind, ob wir uns im Winter oder doch eher im Frühling bewegen. Alles verkehrt herum, während sie in den USA sich vor Kälte nicht zu helfen wissen. Aber der Winter kommt bestimmt noch, wahrscheinlich verspätet wie im Vorjahr und dann aber lang anhaltend, was ich mir eigentlich nicht noch einmal wünschen würde. Das gebetsmühlenartig abgespulte Gerede vom Ungeziefer, das so überleben könnte, kann man sich also sparen. Die Schockzeit dafür kommt sicher auch noch. Größere Sorgen mache ich mir da schon um die empfindlicheren unter unseren Gartenbäumen, insbesondere um den Feigenbaum, dem dieser nasse und irgendwann dann sicher auch kalte Winter den endgültigen Todesstoß versetzen könnte. Was wir an seiner Stelle pflanzen könnten bzw. ob es einen weiteren Versuch mit einem jungen Baum geben wird, weiß ich noch nicht.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.