Neue Facetten des Lebensbaum-Begriffs entdecken

Je näher das Jahresende kommt, desto kleinteiliger scheinen die anstehenden Arbeitspläne auszufallen. Es ist dann so, als ob der Tag aus einer Unzahl einzelner Tätigkeiten besteht, die sukzessive abgearbeitet werden. Das ist natürlich subjektiv, tatsächlich unterscheiden sich die Abläufe nur unwesentlich von denen des Sommers. Aber die Blickrichtung, eben mehr nach innen und nicht mehr so stark auf die Außenwelt bezogen, ändert sich eben und das beeinflusst die Wahrnehmung, vor allem die Selbststeuerung und Selbstbeobachtung erheblich. Das Fließen gerät meiner Beobachtung nach dadurch etwas ins Stocken, die Einzelschritte werden öfter Gegenstand einer Art Kontrolle, eines Selbstzweifels, des Eindrucks, man müsse besonders sorgfältig oder vorsichtig vorgehen. Ich denke, das hat wesentlich mit der reduzierten Beobachtung natürlicher Prozesse zu tun, die – wie die Bäume – zwar räumlich unverändert, aber dennoch weiter weg zu sein scheinen, die man dann eher ihrer eigenen uns nicht mehr so nah stehenden Präsenz überlässt. Also eigentlich eine Veränderung im Körperlichen, die sich beim Menschen in dem stärker nach innen gerichteten Blick, beim Baum in der Verkleinerung seiner Oberfläche, im Rückzug der Nährstoffe in den Wurzelstock auswirkt. Ich will versuchen, diese Veränderungen in den nächsten Wochen einmal genauer und bewusster zu beobachten, um in der Ausformung meines Lebensbaum-Begriffs weiter zu kommen. Denn ich ahne, dass diese Dinge zwar wichtig sind, bisher aber in der Literatur nicht wirklich zum Gegenstand gemacht wurden.

Symbolische Kompensationen während der Winterzeit

Über Nacht hat der Ginkgo den Großteil seiner Blätter abgeworfen. Sie bilden jetzt einen hellgelben Teppich zu seinen Füßen. Damit steht die Baumlandschaft im Garten schon ziemlich kahl da. Nur die immergrüne Stechpalme und die Efeuranken halten die Stellung. M. hat die letzten Winterblumen in die Pflanzkübel gesetzt, demnächst wird sie ihnen noch ein wärmendes Bett aus Moos zugesellen. Das entspringt so ihrer Vorstellung, wie wenn man ein Kind warm betten wollte. Aber ich finde das nett, denn es ist ein Element der vielfältigen Symbolik, die sich gerade zu dieser Zeit des Jahres in den Vordergrund schiebt und das schwindende Grün kompensiert. Es sind Verweise auf immerwährendes Grün, Kälteschutz und vermeintliche Blütenwunder, die Ausdruck des Wunsches sind, auch im Winter das Leben in der Natur wahrzunehmen und zu erhalten. So wie man sich selbst wünscht, das Trübe und Kalte da draußen durch Wärme und Lichter im Haus und dem eigenen Innern auszugleichen. Dafür steht z. B. auch der gerade blühende Weihnachtskaktus, der gemessen an seinem Namen eigentlich immer zu früh dran ist und das Ganze noch einmal im Laufe des Jahres wiederholt, so ganz weit weg von Weihnachten. Die verschiedenen Formen adventlicher und weihnachtlicher Symbolik zu verfolgen, Neues zu entdecken und Bekanntes zu pflegen bleibt für mich anregend.

Essenzielle Themen überdauern Pausen

In diesen Tagen beschäftigen mich viele Dinge, die schon weit zu liegen schienen. Durch die Arbeit an der Rezension zu Kent Naganos Buch etwa die ernste Musik, die für meine Jugendzeit so prägend war und heute so stark in den Hintergrund getreten ist. Aus dieser Lektüre ist mir aber deutlich geworden, dass nichts je verloren geht. Das Essenzielle aus dem Erleben und das implizite Wissen, sicher auch einiges aus dem formulierbaren Wissensschatz, es bleibt unverändert, ist unter den passenden Umständen jederzeit abrufbar. So als ob es keine Abwesenheit, keine Lücke in der Beschäftigung gegeben hätte. Vielleicht liegt da der Unterschied zwischen Tätigkeiten, die aus praktischen Erwägungen heraus abgewickelt werden, und solchen, die einer uns eigenen Selbstverständlichkeit, einer inneren Notwendigkeit entspringen. So wie mit der Musik geht es mir auch mit der Bildhauerei, den christlichen Grundgedanken, den Grundfragen der Sprachphilosophie und natürlich den speziellen symbolischen Fragen, die sich mir und vielen anderen aus der Betrachtung des Spiegels ergeben, den wir uns in der Lebenssymbolik der Bäume nicht selten vorhalten. Auch das ist eines der Felder, die eine längere Pause verkraften könnten, ohne Schaden zu nehmen. Es ist dennoch schön, dass ich diese eine Pause seit fast zehn Jahren nicht mehr einlegen musste.

Bäume und kulturelles Grundverständnis

Es wird wohl ein lichtärmerer November werden, als wir ihn im Vorjahr erlebt haben. Denn das Vorjahr brachte einen nicht nur milden, sondern auch vergleichsweise hellen Frühwinter hervor. So werden wir uns mit den Tiefs, Wolkendecken und Regenfronten anfreunden müssen und das Licht aus unserem Inneren hervorholen. Ich hoffe, dass meine verschiedenen Baumprojekte mir dabei helfen. Die praktische Holzarbeit auf jeden Fall, aber auch die theoretische Beschäftigung mit bestimmten Fragen der symbolischen Umsetzung von Ideen können viel Licht ins Dunkel bringen. Natürlich auch außerhalb der Baumthematik, aber diese bleibt für mich immer einer der wichtigen Bezugspunkte. Auch deshalb kann ein Gespräch über Bäume weit über das Bedeutungsfeld der Rolle hinausgehen, die Bäume in der sprachvermittelten Kommunikation spielen mögen. Es geht dabei immer auch um Grundprinzipien des Lebens und unser kulturelles Grundverständnis.

Das besondere Interesse für Bäume

Nun ist das Vater, Mutter & Kind-Armband-Set unter Dach und Fach. Und noch eines mit der ungewöhnlichen Kombination von Holunder und Ulme. Eine spannende Arbeit, bei der ich weiß, sie wird von den Trägern in ihrer ganzen Sinnhaftigkeit geschätzt. Oft kann ich das nicht so genau wissen, nur vermuten. Denn die meisten Interessenten werden über die Wunschbaum-Themenseite auf das Armbänderangebot aufmerksam. Menschen eben, die sich von daher für die Bäume und ihre Symbolik sehr wahrscheinlich interessieren, die gerade deshalb den Weg auf die Seiten gefunden haben. Ich wünsche mir noch viele Jahre mit den verschiedenen Facetten der Wunschbaum-Idee, um noch genauer und umfangreicher erleben und verstehen zu können, wie sich das besondere Verhältnis der Menschen zu den Bäumen in unserer Zeit praktisch ausgestaltet.

Rezensionsroutine

Die Rezensionen gehen mir immer leichter und auch stimmiger von der Hand. Das macht wohl die wachsende Routine. Und der November ist auch der richtige Monat für diese Art der analysierenden und beurteilenden Arbeit. Auch das Buch über die Krise der ernsten Musik ist jetzt schon fast durch, ich feile nur noch an gewissen Details. Die letzte in der Reihe meiner Rezensionen über aktuelle Baumliteratur liegt nun schon einige Zeit zurück. Dabei schichten sich die noch ungelesenen Bände zu immer größeren Stapeln, die ich hoffe doch irgendwann abtragen zu können. Meine Hauptthemen, die ich bevorzugt am Baumthema abarbeite, begegnen mir immer wieder auch in anderen Bereichen, wie gerade jetzt bei der Beschäftigung mit dem Bedeutungsschwund klassischer Musik. Es eben am Beispiel der Bäume zu erfassen und im Detail weiterzuverfolgen, das liegt mir aber immer noch am meisten. Nur mehr Zeit für die fortführende Arbeit an diesen Gedanken müsste ich übrig machen.

Zeitlose Übergangszeit

Ein Wochenabschluss, der konsequent in der Linie der ganzen Woche lag. Eigentlich so, wie ich mir den November klassischerweise vorstelle. Manchmal erstaunt es mich selbst, dass ich gerade diese Zeit mag. Kein Zufall wohl, dass mein Geburtstag in diese Tage fällt, wenn der Herbst am schwinden und der Winter noch nicht richtig da ist. Eine Übergangszeit, die den Übergang vom Winter zu den ersten lichten Tagen des Frühlings genau umzukehren scheint. Ich freue mich, dass ich gerade jetzt eine Reihe meiner besten Baum- und Holzfotografien bei shutterstock unterbringen konnte. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass bestimmte Motive zeitlos sind und ihre symbolische Kraft eigentlich nie verlieren.

Zeit für den Blick nach innen

Der letzte Besuch von J. und W. liegt nun schon mehrere Monate zurück. Schön, dass sie es vor Weihnachten noch geschafft haben. Ein Austausch über Wichtiges und weniger Bedeutendes und Gespräche im Familienkreis, das ist wohl das Beste, was man in dieser Zeit des Novembers tun kann. Klar ist es die Zeit, in der man ein Haus, das noch nicht gebaut wurde, nicht mehr baut, bevor das Frühjahr neuen Auftrieb verleiht. Aber in gleichem Maße wie die letzten Bäume ihre Blätter abwerfen, richtet sich der Blick stärker nach innen, manchmal auch die Zukunft oder Vergangenheit, weniger als sonst aber in Richtung der Außenseite des Hier und Jetzt. Eine gute Zeit fürs Reflektieren, Planen, Rekapitulieren und sich über Wesentliches klarer Werden.

In der Mitte der Eibenphase

Das mit dem Älterwerden wird in der Familie mittlerweile mit einer beruhigenden Gelassenheit betrachtet. So formieren wir uns inzwischen alle als eine Gruppe echter Erwachsener, die bestimmte Themen und Gespräche hinter sich gelassen hat und das auch kann. Denn es gibt weitaus Wichtigeres, das unsere Zeit und Energie beansprucht. So habe ich es heute als sehr stimmig wahrgenommen, den Nachmittag in meinem Kellerverlies verbringen zu können, bei dieser wunderbar meditativen und ruhigen Holzarbeit (wenn man von den Maschinengeräuschen absieht, die mich gar nicht stören). Vier verschiedene Bäume mit ihren charakteristischen Hölzern haben mich dabei begleitet und mir für einige Stunden Einblick in ihre je eigene Welt gewährt. Was könnte es Interessanteres geben in der Mitte jener Zeitphase, die man mit der Eibe und ihrer Ewigkeitssymbolik in Verbindung bringen kann.

Vorgezogenes Holzwochenende

Wieder einmal ein Tag ganz im Zeichen der Holzarbeit. Eberesche, Feigenbaum, Ulme und Holunder. Eine Reihe von Armbändern, die aber später zu einer Familie gehören werden. Und eine recht interessante Kombination. Die Stäbe sind bereits hergestellt, der zweite Arbeitsschritt hat schon begonnen. Eine wirkliche Wochenendarbeit wird es dennoch nicht, denn der Samstag wird wohl für unseren Besuch reserviert bleiben. So werden auch die Apfelbaumabschnitte noch länger warten müssen, deren dunkelbraunrot gefärbte Kernstücke ich extrahieren und daraus Kanteln für künftige Armbänder gewinnen will. Eine Arbeit, die bei hoffentlich verträglicher Witterung nächste Woche geplant ist.

Jetzt auch bei shutterstock

Es freut mich sehr, dass ich seit gestern Abend Anbieter von shutterstock bin. Diese Microstock-Plattform hat bisher noch gefehlt, nachdem ich vor einigen Jahren mit meinen Einreichungen wohl nicht den Geschmack der Bildredaktion dort getroffen hatte. Besonders schön finde ich es, dass einige meiner neuesten Arbeiten, mit den Herbstblättern als tragenden Bildelementen gleich zu Anfang akzeptiert wurden. Das zeigt mir, dass Naturmakros und Konzeptfotografien, die natürliche Objekte integrieren, durchaus noch eine Chance haben. Dass es kurz nach dem Upload der ersten 9 Bilder gleich drei Downloads in rascher Folge gab, stimmt mich zuversichtlich. Das hätte ich nicht erwartet. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich das Portfolio dort ausbauen lässt und wie die Resonanz der nach passenden Bildern Suchenden sein wird. Erfahrungsgemäß hat da jede Agentur ihre eigenen Schwerpunkte. Und offensichtlich ist auch der Bedarf des jeweiligen Publikums durchaus unterschiedlich.

Das dumpfe Gesicht des Herbstes

Jetzt hat sich der November so richtig eingeregnet. Ein November wie er im Buche steht, könnte man sagen. Schon jetzt wirkt die Landschaft wie unsichtbar, tritt kaum ins Bewusstsein, weil man sich wegen des Regens gar nicht auf ihre reizvollen Seiten konzentrieren kann. Und die sind ohnehin am schwinden. Aus eben noch in leuchtenden Farben strahlendem Herbstlaub wird über Nacht eine triefende dumpffarbige Masse, die sich vom Baum gelöst auf dem Boden zu glitschigen Teppichen ausbreitet. Nicht gerade die schönen Seiten des Herbstes offenbaren sich da, auch wenn die Radiomoderatorin heute früh genau dies als herbsttypisch verkaufen wollte. Ich würde mir dagegen eine lichte Jahreszeit wünschen, in der sich der Rückzug der Bäume von ihrer extrovertierten Seite zeigt. Vielleicht erleben wir als Ausgleich ja einen klirrend kalten und lichtreichen Winter, hoffentlich nicht erst im Januar.

Virtuelle Bedrohungen

Heute war es an der Zeit, die Sicherheit der verschiedenen internetfähigen Geräte wieder einmal für die kommenden 12 Monate vorzubereiten. Eine neue, vor Jahren regelmäßig benutzte Software nutze ich dazu und hoffe, dass die Agentur- und Baum-Projekte damit dauerhaft und permanent ungefährdet bleiben. Tatsächlich stellt das parallele Nutzen verschiedener Geräte, vor allem der neuen mobilen, ganz andere Anforderungen an die Sicherheit vor Schadsoftware und den Schutz persönlicher Daten. Man würde sich wünschen, dass die Benutzerfreundlichkeit dieser Lösungen noch weiter verbessert wird, damit man auch in Fällen, in denen Funktionen blockiert werden und bisher problemlos laufende Anwendungen ins Stocken geraten, zu einer vernünftigen Einschätzung kommt. Ich hoffe, der große Gewinn, den die Internettechnologie gerade für die Umsetzung meiner Themenprojekte gebracht hat, auf lange Sicht nicht durch virtuelle Bedrohungen geschmälert wird.

Kein typischer Blätterherbst

Auch Allerseelen hat sich bei uns in dauertrüber Atmosphäre präsentiert. Zurzeit haben wir einfach wenig Glück, anders als sonst. Und ich fürchte, ein richtiger Blätterherbst, so wie ich ihn als Kind auf typischen Herbstblätterbildern in Wasserfarben festgehalten habe, ist uns dieses Jahr nicht vergönnt. Da täuschen die farbstarken Fotografien zu diesem Thema, die ich in den letzten beiden Wochen in verschiedenen Kompositionen verarbeitet habe. Das Motivfeld selbst immerhin stand diesmal deutlicher im Vordergrund als in den Vorjahren, nur der optische und atmosphärische Eindruck der Jahreszeit kommt leider zu kurz.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.