Baumarten als Spiegel menschlicher Persönlichkeit

Das wird eine intensive Zeit für die Holzarbeit während der nächsten Wochen. Ich freue mich auf eine ganze Reihe von Armbandprojekten, die das ganze Spektrum meines Angebots anreißen. Besonders schön finde dabei, dass die Armbänder ja offensichtlich eine Rolle als Weihnachtsgeschenk spielen werden. Geschenke, die Interessenten sich in der dunkelsten Zeit des Jahres sich selbst machen oder die sie für andere vorgesehen haben. Beim Weiterschenken wird auch die Idee hinter den Armbändern weitergetragen, eine Idee, die etwas mit dem Mensch-Baum-Verhältnis zu tun hat und immer wieder die Frage aufwirft, inwieweit das Besondere bestimmter Baumarten sich in menschlicher Persönlichkeit spiegelt und man gewissermaßen charakterliche Ähnlichkeiten feststellen kann. Es ist ein schöner Gedanke, dass solche Symbole Menschen auf die Spur einer Selbstbeobachtung und Selbstbeschreibung führen mögen, die ohne sie möglicherweise nicht in der Form stattfinden würde.

Vom gemeinsamen Ursprung

Zum Jahresende hin nimmt die Sehnsucht der Menschen nach dem Lebendigen in der Natur in dem Maße zu wie es sich faktisch zurückzieht. Ähnliches konnte ich immer wieder beobachten. Ich lese das an der zunehmenden Resonanz ab, die den Wunschbaum-Projekten zurzeit widerfährt. Mehr Wünsche am virtuellen Wunschbaum, mehr Kooperationsofferten, ein ungewöhnlich großes Interesse an den Angeboten der Wunschbaum-Manufaktur. Ich freue mich darüber, auch weil ich ein Stück weit diese Sehnsuchtslücke schließen kann, ergänzend zu den sinnhaften Kompensationen, die die Menschen aus der Symbolik der Weihnachtspflanzen und später ganz besonders aus dem Weihnachtsbaum gewinnen. Baumsymbole und Symbolbäume, das sind gerade in den Wochen vor der Wintersonnenwende Anhaltspunkte für die Reflexion über Grundprinzipien des Lebens, die Einheit alles Lebendigen und die Rückführung von all dem auf den einen gemeinsamen Ursprung.

Keine Schlehen mehr

Nun hatte V. doch den Wunsch, noch einen Eimer Schlehen zu sammeln, um sie anzusetzen. Vor sechs Wochen, als ich ihm dies vorschlug, war er nicht interessiert. Ich habe deshalb die Sträucher am Flussdamm noch einmal inspiziert und dabei aber bestätigt gesehen, was mir vor zwei Wochen schon aufgefallen war: Es sind absolut keine Früchte mehr zu sehen. Die Schlehen waren in diesem Jahr zwar sehr üppig ausgefallen, aber eben auch schon sehr früh, so dass sie inzwischen schon abgefallen, von den Vögeln gefressen oder so stark zusammengeschrumpelt sind, dass kein Fruchtfleisch mehr vorhanden ist. Die Chance hätten wir also verpasst. Mal sehen, ob sich die nicht ganz so häufige Fülle bei den Schlehen im nächsten Jahr wiederholt.

Guten Chancen für Weihnachtsstimmung

Ein ruhiger 1. Advent, und wir haben das mit dem Lichterketten und dem Adventsschmuck dann doch noch rechtzeitig geschafft. Auch die Zeitschaltuhr ist schon aktiviert, so dass die Beleuchtung sich täglich in der Frühe einschaltet, um 9.00 Uhr abschaltet, um 16.00 Uhr wieder anspringt, um bis 23.00 Uhr die Zweige in weihnachtliches Licht zu tauchen. Der diesjährige Adventskranz ist vergleichsweise puritanisch ausgefallen. Neben dem reinen Fichtenkranz sind vier sehr schöne dunkelrote Kerzen darauf platziert und in die Zwischenräume haben wir lediglich kleine rote Filzsterne drapiert. In der Mitte ein wenig Kunstschnee, das war Ms Wunsch. Ich selbst hätte darauf verzichten können, weil mich diesmal die reduzierte Ausstattung eigentlich am meisten anspricht. Mein Eindruck ist, wenn ich die Gespräche rundum mitverfolge, dass die diesjährige Weihnachtszeit bewusster als solche wahrgenommen wird als in den Vorjahren, in denen man den Eindruck hatte, der Kopf stand den meisten bis kurz vor den Feiertagen ganz woanders. Vielleicht ist das eine Folge des tristen Wetters, das pünktlich zum 1. Advent nun auch die Kälte mit sich bringt, ohne die wirkliche Weihnachtsstimmung ohnehin kaum entstehen kann.

Ausdruck der Weihnacht

Bei J. und W. ist alles schon ganz weihnachtlich geschmückt. Nur der Adventskranz oder das Adventsgesteck, wie es bei J. ja eher der Fall ist, das haben sie wie wir auch noch nicht geschafft. Immerhin haben wir ja noch den 1. Adventssonntag, um das zu arrangieren, bevor die erste Kerze am Abend entzündet wird. Nun, die Kälte, die sich jetzt doch breit gemacht hat, lässt inzwischen eher weihnachtliche Gefühle aufkommen. In den Straßen, vor den Geschäften, in vielen Fenstern und an Hauseingängen finden sich unzählige Varianten von weihnachtlichem Schmuck, Weihnachtsbäume mit Lichterschmuck, Lichterketten in allen Farben, vor allem die modernen LED-Ketten, teils mit Effekten. Eine Vielzahl, die dennoch nicht überladen auf mich wirkt. Ich wünsche allen, dass sie das, was Weihnachten in seinem Kern bedeutet, auch tatsächlich während dieser Wochen in sich aufnehmen und in sich aufleben lassen können. Die Lichter, das Glitzern und der Schmuck sind nur ein Teil des äußeren Ausdrucks, der sich nicht verselbständigen, sondern m. E. eben als dieser Ausdruck erkennbar bleiben sollte.

Letzte Adventskränze

Wie eigentlich immer vor dem ersten Advent war der heutige Tag wieder vollgestopft mit Arbeit. Immerhin ist es uns gelungen, am zweitletzten Tag noch einen schönen Adventskranz zu erstehen. Und einen kleineren zusätzlich, der an der Haustür platziert wird. Wir werden beide noch mit den gesammelten Zweigen ausschmücken und ergänzen, sicher mit Mistelzweigen, vielleicht auch mit einzelnen Zweigenden von der Zypresse. Auch die Beleuchtung an den Gestecken muss noch angebracht werden. Eine schöne Arbeit für den Vormittag des ersten Advents. Nun freuen wir uns erst einmal auf den Besuch und werden mit J. und W. unsere bisherigen vorweihnachtlichen Erfahrungen austauschen.

Immergründe Weihnachtspflanzen

Eigentlich ist es vor Beginn der Adventszeit immer das gleiche. M. gerät leicht in Panik mit ihren Dekorationen, korrigiert einige Tage lang dies und jenes und erklärt sich letztlich dann doch zufrieden mit den Ergebnissen. Als Material für verschiedene Arrangements hat V. Schon vor einigen Tage Misteln gesucht und auch sehr schöne mitgebracht. An der altbekannten Suchstelle waren in den letzten Jahren meist solche mit überwiegend gelblichen Blättern zu finden gewesen. Dass er dieses Jahr wegen der Geländeverhältnisse an anderem Ort gesucht hat, war ein Glücksfall. Denn die Mistelzweige, man kann schon sagen Mistelbüsche, sind besonders schön gewachsen und tragen eher grüne Blätter, was insgesamt eindrucksvoller wirkt. Von unserer kleinen Stechpalme habe ich zudem noch einen überzähligen Ast abgeschnitten, und von unserer in die Hecke integrierten Eibe einige kleinere Zweige, die herausragten. Zusammen mit den Fichten- und wenigen Tannenzweigen sollten damit genug immergrüne Relikte weihnachtlicher Symbolbäume zur Verfügung stehen. Unsere Vorräte an weiteren, funkelnden und glitzernden Dekorationsutensilien sind inzwischen auch schon so umfangreich, dass dem gewohnten Vorweihnachtsschmuck der Wohnung nichts mehr im Weg steht. Vielleicht schaffen wir es noch, morgen einen schönen Adventskranz zu organisieren. Darauf, diesen selbst zu binden, wollte M. dieses Jahr verzichten.

LED-Weihnachtsbaumkerzen

Diese Novembereindrücke sind offenbar nicht subjektiv. Eigentlich hat der Novemberblues zumindest in unserer Gegend hier so gut wie alle erfasst. Viele Gespräche drehen sich um diese Dunkelheit, die zur Unzeit über uns kommt, wo doch die Wintersonnenwende noch vier Wochen auf sich warten lässt. Wahrscheinlich eine gute Zeit für die Beleuchtungsindustrie, vor allem für die wie die Pilze aus dem Boden schießenden Kreationen mit LED-Lichtern. Seitdem sich das LED-Licht auch in gelblichen und weißlichen Farben produzieren und serienmäßig einsetzen lässt, nimmt die Zahl der Produkte mit diesen Lösungen ständig zu. Natürlich auch für den Weihnachtsbaum. Ich schwanke immer noch, ob wir uns statt der inzwischen drei konventionellen Lichterketten, die unser Baum gewöhnlich benötigt, dieses Jahr doch einen Satz kabelloser LED-Weihnachtskerzen anschaffen sollen. Die sind bei der Zahl, die wir benötigen würden, allerdings noch ziemlich kostspielig. Die Idee, mit der Fernbedienung den Baum aus der Distanz zum Leuchten zu bringen, ist natürlich bestechend. Vor allem aber fände ich es toll, wenn die lästigen Kabel endlich aus dem Blickfeld kämen, die schon immer so störend waren. Nun, ich werde die Angebote diesbezüglich noch weiter verfolgen.

Anstrengende Hölzer

Mit den Holzstäben hatte ich heute doch einen unerwartet großen Aufwand. Es hängt eben sehr von der Holzart ab, ihren speziellen Eigenschaften, aber auch von dem Abschnitt, den ich ausgesucht habe. In einem Fall, bei der Kiefer, hatte ich mich verschätzt. Der Abschnitt war in Teilen zu weich und deshalb nicht geeignet. Leider ein verlorener Stab. Und das Feigenbaumholz ist ohnehin eine Klasse für sich, das generell große Vorsicht erfordert. Ich bin froh, letztlich und mit dem Ergänzen teils kleinerer Zusatzstäbe doch eine gute Ausgangsbasis geschaffen zu haben. Kiefer und Feigenbaum, die beiden haben mir es heute eher schwer gemacht. Dafür sind andere Hölzer stressfreier. Und beim nächsten Mal erwische ich bestimmt auch wieder pflegeleichtere Abschnitte.

Wechselhafte Novembererscheinungen

Gestern war ein Glücksfall, eine Witterungsinsel in diesem extrem grauen November. Man hat den Eindruck, das Licht will sich gar nicht mehr zeigen. Von früh bis spät eine geschlossene Wolkendecke, was den Dauereinsatz der Raumbeleuchtung notwendig macht. Bereits jetzt wirkt sich der Lichtmangel bei vielen in Dauermüdigkeit und Motivationsschwäche aus. Da wäre eine echte Kältephase wahrscheinlich die bessere Alternative, da mit klirrend kalter Luft der Himmel meist auch leergefegt ist. Eine Chance für die Sonne. In merkwürdigem Kontrast dazu stehen unsere Sommerblumen, die nach wie vor ihre Pracht entfalten. Die wunderbare lila Fuchsie zum Beispiel. Und auch die Mittagsblumen scheinen sich immer noch nicht an der Kälte zu stören. So etwas habe ich noch nie beobachtet, Ende November. Nur die Baumlandschaft hat sich fast vollständig in sich selbst zurückgezogen, wird zunehmend unsichtbar, meidet jede Aufmerksamkeit. Das macht Spaziergänge nicht gerade spannend. Erst mit dem Extrem, Eis und Schnee, wird der Blick wieder stärker auf die Verfassung und den Überlebenswillen der Bäume im Winter gelenkt.

Verlust an Innerlichkeit

Nachdem wir im letzten Jahr die Ausstellung versäumt hatten, konnten wir heute die wunderbaren weihnachtlichen Dekorationen im Blumenhaus W. wieder bewundern. Wie gewohnt waren viele staunenswerte Dinge zu sehen, das allein machte schon Freude. Aber solche Besuche bringen immer auch Anregungen, wie man selbst neue Ideen umsetzen kann, ähnlich oder in individuellerer Form. Natürlich spielen die weihnachtlichen Pflanzen, vor allem die Zweige immergrüner Bäume bei den Arrangements eine große Rolle. Meist von lebenden Bäumen stammend, teilweise kommen aber auch täuschend echt wirkende Imitationen zum Einsatz. Der Kreativität ist in diesem saisonalen Rahmen auch nach Jahren der Höchstleistung keine Grenze zu setzen. Dennoch glaube ich, in früheren Ausstellungen am gleichen Ort noch mehr vom eigentlichen Charakter der Weihnachtszeit verspürt zu haben. Leider ist trotz aller kreativer Opulenz der Zauber der Weihnacht diesmal nicht in derselben Form verarbeitet worden. Vielleicht ist auch das eine Tendenz unserer Zeit, in der viele Menschen den Traditionen einerseits, Zeugnissen themen- und zeitbezogener Innerlichkeit andererseits mit einer gewissen Skepsis begegnen.

Neue Vorräte an Apfelbaumholz

Das Aufsägen und Teilen der Apfelbaumabschnitte war wie erwartet ein ziemlicher Kraftakt. V. hat mir die Flanken der dicken Stammabschnitte mit vertikalen Kettensägeschnitten entfernt. Danach war es relativ einfach, durch die Markröhre zu sägen und den Klotz zu vierteln. Anschließend habe ich gleich handliche und „ungefährliche“ Formate daraus gesägt und später alles sorgfältig gewachst. Da dürfte beim Trocknen nicht mehr viel passieren. Es wäre auch schade, denn gute Apfelholz ist nicht so ganz einfach zu gewinnen. Auch hat sich wieder einmal gezeigt: Das Material präsentierte sich extrem heterogen. Bei dem späteren Kombinieren etwa der Hauptperlen mit den kleinen wird es notwendig sein, gleiche Abschnitte zu verwenden, da ansonsten die Anmutung ganz unterschiedlich sein kann. Schon beim Sägen, das überraschend leicht ging, wohl weil das Holz noch ganz nass war, habe ich gemerkt, dass besonders die ganz dicken Abschnitte einen unangenehmen Geruch ausgeströmt haben. Ein untrügerisches Zeichen dafür, dass das Holz schon begonnen hat, sich zu zersetzen. Dieser ersten Schritte einer Fäulnis war hier aber noch nicht so weit fortgeschritten, dass es zu einer Instabilität geführt hätte. Das Material wird später eine geschlossene und feste Oberfläche aufweisen. Aber zwischen dem Nassen erkennbaren trockenen Streifen deuten eben auf diese partielle Veränderung hin. Andere Abschnitte, von den dünneren Stämmen entnommen, zeigten dagegen weder einen unangenehmen Geruch noch eine zu uneinheitliche Zeichnung, vielmehr eine sehr dunkle lebendige Färbung, von der sehr schöne ausdrucksstarke Perlen zu erwarten sind. Diese Abschnitte werde ich sicher bevorzugt verwenden, und die anderen quasi als zweite Wahl zurücklegen. So nass wie das frische Material jetzt noch ist, wird das Trocknen eine ganze Weile dauern. Vielleicht wird die Winterkälte das Ganz beschleunigen. Die angetrockneten Quittenholzabschnitte habe ich umgeschichtet. Einige besonders schmale Scheite will ich drinnen weiter trocknen lassen, um daraus vielleicht schon im Frühjahr den ersten Quittenholzprototypen zu gewinnen.

Neues Apfelbaumholz

Über die verschiedentlichen Rückmeldungen zum gestrigen Jubiläum habe ich mich sehr gefreut. Sicher werden erst am Wochenende einige weitere Leser darauf aufmerksam werden. Auf die Mitteilungen zu diesem Anlass bin ich sehr gespannt, ebenso auf die Weiterentwicklung gerade der interaktiven Seite des Baumtagebuchs. Den Baumkreis konnte ich heute fertigstellen. So bleibt der Samstag für das Teilen der Apfelbaumabschnitte, die darauf schon seit Wochen warten. Ganz unkompliziert wird das nicht, denn es geht darum, die dunkelbraunrot gefärbten Kerne herauszuschneiden und zu vierteln, damit die Spannung herausgenommen wird. Anschließen zu gröberen Scheiten gesägt und gewachst können diese Abschnitte erst einige Monate antrocknen. Es ist an der Zeit, Nachschub gerade für den Apfelbaum zu organisieren, da wirklich typisch erscheinende Stücke in den letzten Jahren nicht leicht zu finden waren. Diese hier sind geeignet, meinen Vorrat wieder aufzufüllen, jedenfalls in ca. einem Jahr, wenn die ersten besonders schmal geschnittenen Abschnitte weit genug abgetrocknet sind, um in der kunsthandwerklichen Arbeit verwendbar zu sein.

10 Jahre Baumtagebuch

Seit dem 20. November 2004 habe ich an jedem Tag genau einen neuen Beitrag für das Baumtagebuch geschrieben und veröffentlicht. Ein Tagebuch im ganz wörtlichen Sinne :-). In der Summe sind dies:

10 Jahre oder 3652 Tage oder 521 Wochen und 5 Tage

Baumtagebuch – Der Anfang

Tatsächlich kann ich rückblickend nicht mehr sagen, woran genau sich der Funke entzündete, der mich zum Schreiben des Baumtagebuchs veranlasste. So ist das ja häufig. Dinge, die eine wesentliche Rolle im Leben spielen, sind irgendwann einfach da, wirken schon kurze Zeit später wie selbstverständlich und werden oft von außen so gedeutet, als ob sie schon immer zu einem gehört hätten, wie ein Markenzeichen. Zwar wissen inzwischen viele, dass ich Baumtagebuch schreibe. Dass ich das aber konsequent täglich tue und seit dem 20. November 2004 keinen Tag ausgelassen habe, können sich die meisten wohl nicht vorstellen. Wenn ich den Anfang rekapituliere, so fällt mir natürlich meine damals schon mehrjährige Beschäftigung mit der Symbolik und Ästhetik der Bäume ein. Die Wunschbaumseite www.wunschbaum.de bestand schon und hatte damals schon ihre erste Revision hinter sich, auch der virtuelle Wunschbaum und die Inhaltsstruktur, wie sie noch heute besteht. Ebenso war das kunsthandwerkliche Projekt, das ich seit 2001 unter www.wunschbaum.com veröffentlicht und später als Wunschbaum-Shop bezeichnet habe, schon Bestandteil meiner täglichen Arbeit und meiner Reflexionen rund um die Bäume. Warum aber ein Baumtagebuch? Nun, wahrscheinlich hatte ich den Eindruck, dass noch eine Facette fehlte, neben meinen Texten über die Symbolik der Bäume, den Lebensbaumbegriff und die Bedeutung der Bäume in Feiertagsritualen und -bräuchen. Neben den Lebensbaum-, Wunschbaum- und Partner-Armbändern, die eine plastisch ausgearbeitete Form darstellen, die Energie und Persönlichkeit einzelner Baumarten mit der eigenen Biografie und Befindlichkeit in Verbindung zu setzen und täglich am eigenen Körper zu erleben. Und nach der langjährigen bildhauerischen Auseinandersetzung mit formalen und inhaltlichen Fragen, die in den Bäumen Archetypen des Lebens schlechthin erkannt und zum Ausdruck gebracht haben. Ein Baumtagebuch als geschriebene Form spontaner Gedanken rund um das Erleben der Bäume und ihrer Bedeutung für das Leben der Menschen und speziell meines Lebens, als eine Form, die am Ende jeden Tages der momentanen Eingebung, dem frischen Eindruck des Tages folgt und daraus einen Text formt. Es sollte gerade dieses Momenthafte sein, das im Baumtagebuch seinen Ausdruck findet, um eine Lücke in der Baumerfahrung zu schließen, die ich wohl intuitiv wahrgenommen hatte. Und warum nun gerade der 20. November als Startdatum? Ein Blick in den ersten Eintrag gibt dafür Anhaltspunkte. Es geht darin um das traditionelle Schneiden von Fichtenzweigen in unserem eigenen Waldstück, von Zweigen, die M. in verschiedenen Weihnachtskränzen und -gestecken verarbeitet hat und das bis heute tut. Es geht um das Aussuchen des Weihnachtsbaums aus dem damals schon sehr hochgewachsenen Fichtenbestand. Und es geht um die Eindrücke bei einer Weihnachtsausstellung im Blumenhaus W., die mich mit ihren exotischen Exponaten und ihrer stimmungsvollen Aura in ihren Bann gezogen hat. Weihnachten als christliches Familienfest und die Bedeutung der Bäume für Weihnachten und die Adventszeit waren also der Rahmen.

Baumtagebuch – Ein Ausblick

Wahrscheinlich war es diese symbolträchtige Verbindung, die mir den Impuls für das Baumtagebuch gegeben hat. Dass es dann am nächsten Tag, in den darauffolgenden Tagen und seitdem an jedem Tag eine Fortsetzung finden würde, das war mir vielleicht damals noch nicht absehbar und erscheint mir Rückblickend fast unwahrscheinlich. Ich bin nun sehr froh, das umgesetzt zu haben, 10 Jahre Baumtagebuch. Eine Rechnung ist mir dabei in den Sinn gekommen: Wenn ich das 50. Jubiläum des Baumtagebuchs erleben wollte, müsste ich das hohe Alter von 87 Jahren erreichen. Na ja, durchaus im Rahmen der stetig steigenden durchschnittlichen Lebenserwartung.

Eine Auswahl aus 10 Jahren Baumtagebuch

Das andere Baumtagebuch

Im Laufe der Jahre haben sich vor allem zwei Interessentengruppen herauskristallisiert. Zum einen die Besucher meiner Wunschbaumseiten wunschbaum.de und wunschbaum.com, die ein Interesse an den symbolischen Aspekten der Bäume, am Baum-Mensch-Verhältnis, an der energetischen Ausstrahlung der Bäume eint. Zum anderen die Schüler, die auf der Suche nach Anregungen für ihr schulisches Baumtagebuchprojekt zu meinem persönlichen Baumtagebuch gelangen.

Anregungen für die Schule

Von Schülern erhalte ich verschiedentlich Anfragen nach konkreten Vorlagen für ein Baumtagebuch, das ihnen als Aufgabe im Schulunterricht übertragen wurde. Natürlich kann ich solchen Bitten nicht nachkommen. Vor allem weil mein Baumtagebuch ja gerade nicht dem entspricht, was die Pädagogik darunter versteht, nämlich das Festhalten von zeitlich begrenzten Beobachtungen und die differenzierte Beschreibung eines konkreten Baumes oder einer Baumart, vor allem im Wechsel der Jahreszeiten oder im Verlauf einer Jahreszeit. Dazu finden sich im Web verschiedene Beispiele konkreter Umsetzungen von Schüler/innen und auch eine Reihe pädagogischer Anleitungen und Gliederungsvorschläge. Was ich in diesem Fall aber anbieten kann, und was dem einen oder anderen Schüler sicher auch schon weitergeholfen hat, sind Anregungen. Die Suchfunktion etwa ermöglicht es, die Einträge herauszufiltern, in den bestimmte Stichworte vorkommen. Durch Querlesen lassen sich daraus Ideen gewinnen bzw. können die verschiedenen Kontexte, in denen der Begriff behandelt wird, Anregungen für die Ausgestaltung des schulischen Baumtagebuchs geben. Denn darum geht es ja gerade, die Schüler auf die Beobachtungsspur zu setzen, ihnen den Baum oder die Baumart näher zu bringen, indem sie mit einer gewissen Systematik Merkmale und Veränderungen festhalten, Zusammenhänge herstellen, über die Beobachtung des lebenden Baums hinausgehende Kontexte erschließen. Eine Leistung, die ihnen keiner abnehmen kann, da in diesem Tun der Sinn und Zweck des Tagebuchs besteht. Und wer neben dem Leben auch die Bedeutung z. B. einer Art für die Menschen ergründen und verstehen will, der findet über baumtagebuch.de und die angeschlossene Seite wunschbaum.de jede Menge Informationen und weiterführende Literatur.

Persönliche und geteilte Erfahrung

Mein Baumtagebuch ist also vor allem eines für diejenigen, die sich ohnehin schon mit den Bäumen beschäftigen, eben jene, die auch Interesse an den Themen der Wunschbaum-Website haben. Bis zur Neugestaltung und –programmierung von baumtagebuch.de war ein Duplikat der täglichen Einträge parallel auf wunschbaum.de zu lesen. Wegen der neuen technische Basis wird allerdings seitdem auf die externe WordPress-Seite des Baumtagebuchs verlinkt. In jedem Fall ist durch diese Einbettung bzw. Verbindung eines deutlich gemacht. Das Baumtagebuch ist eine Facette meiner täglichen Beschäftigung mit dem Bäumen. Alles, was ich auch auf anderen Gebieten zur Symbolik, Ästhetik und energetischen Ausstrahlung der Bäume zu sagen habe, fließt auch in das Baumtagebuch ein. Dazu kommen die konkreten Beobachtungen im Alltag, das Festhalten der Rolle, die Bäume in der Kommunikation spielen, die künstlerische und kunsthandwerkliche Arbeit mit Bäumen, Holz und dem Themenfeld Baum. All dies fließt am Ende des Tages ins Baumtagebuch ein. An jedem Tag anders. Und dennoch gibt es wiederkehrende Schwerpunkte, über längere Zeitphasen verfolgte Themen, die von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und in ihre Facetten aufgelöst werden. Ein ununterbrochener Strom subjektiver Äußerungen über subjektives Erleben, Denken und Gestalten. Eben ein ganz persönliches Baumtagebuch. Das vorgängige Interesse derjenigen, die sporadisch oder regelmäßig mitlesen und damit in gewissem Umfang an meinen Äußerungen teilhaben, zeigt aber, dass in dem so Subjektiven doch etwas Allgemeingültiges steckt. Es sind die Gemeinsamkeiten im Beobachten und Erleben, vielleicht auch im Wissen um Fakten und Zusammenhänge, die ein so individuelles Weblog zu einem respektablen Bezugspunkt der Kommunikation werden lassen. Ich wünsche mir, dass die neu integrierte Kommentarfunktion das kommunikative Potenzial des Projekts künftig stärker unterstützt.

Allen Lesern des Baumtagebuchs danke ich für ihr Interesse. Lassen Sie uns in Verbindung bleiben – über die Gemeinsamkeit schaffende und dieselbe immer wieder aufdeckende Beschäftigung mit den Bäumen unserer je eigenen Lebenswelt.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.