Zeit für den Blick nach innen

Der letzte Besuch von J. und W. liegt nun schon mehrere Monate zurück. Schön, dass sie es vor Weihnachten noch geschafft haben. Ein Austausch über Wichtiges und weniger Bedeutendes und Gespräche im Familienkreis, das ist wohl das Beste, was man in dieser Zeit des Novembers tun kann. Klar ist es die Zeit, in der man ein Haus, das noch nicht gebaut wurde, nicht mehr baut, bevor das Frühjahr neuen Auftrieb verleiht. Aber in gleichem Maße wie die letzten Bäume ihre Blätter abwerfen, richtet sich der Blick stärker nach innen, manchmal auch die Zukunft oder Vergangenheit, weniger als sonst aber in Richtung der Außenseite des Hier und Jetzt. Eine gute Zeit fürs Reflektieren, Planen, Rekapitulieren und sich über Wesentliches klarer Werden.

In der Mitte der Eibenphase

Das mit dem Älterwerden wird in der Familie mittlerweile mit einer beruhigenden Gelassenheit betrachtet. So formieren wir uns inzwischen alle als eine Gruppe echter Erwachsener, die bestimmte Themen und Gespräche hinter sich gelassen hat und das auch kann. Denn es gibt weitaus Wichtigeres, das unsere Zeit und Energie beansprucht. So habe ich es heute als sehr stimmig wahrgenommen, den Nachmittag in meinem Kellerverlies verbringen zu können, bei dieser wunderbar meditativen und ruhigen Holzarbeit (wenn man von den Maschinengeräuschen absieht, die mich gar nicht stören). Vier verschiedene Bäume mit ihren charakteristischen Hölzern haben mich dabei begleitet und mir für einige Stunden Einblick in ihre je eigene Welt gewährt. Was könnte es Interessanteres geben in der Mitte jener Zeitphase, die man mit der Eibe und ihrer Ewigkeitssymbolik in Verbindung bringen kann.

Vorgezogenes Holzwochenende

Wieder einmal ein Tag ganz im Zeichen der Holzarbeit. Eberesche, Feigenbaum, Ulme und Holunder. Eine Reihe von Armbändern, die aber später zu einer Familie gehören werden. Und eine recht interessante Kombination. Die Stäbe sind bereits hergestellt, der zweite Arbeitsschritt hat schon begonnen. Eine wirkliche Wochenendarbeit wird es dennoch nicht, denn der Samstag wird wohl für unseren Besuch reserviert bleiben. So werden auch die Apfelbaumabschnitte noch länger warten müssen, deren dunkelbraunrot gefärbte Kernstücke ich extrahieren und daraus Kanteln für künftige Armbänder gewinnen will. Eine Arbeit, die bei hoffentlich verträglicher Witterung nächste Woche geplant ist.

Jetzt auch bei shutterstock

Es freut mich sehr, dass ich seit gestern Abend Anbieter von shutterstock bin. Diese Microstock-Plattform hat bisher noch gefehlt, nachdem ich vor einigen Jahren mit meinen Einreichungen wohl nicht den Geschmack der Bildredaktion dort getroffen hatte. Besonders schön finde ich es, dass einige meiner neuesten Arbeiten, mit den Herbstblättern als tragenden Bildelementen gleich zu Anfang akzeptiert wurden. Das zeigt mir, dass Naturmakros und Konzeptfotografien, die natürliche Objekte integrieren, durchaus noch eine Chance haben. Dass es kurz nach dem Upload der ersten 9 Bilder gleich drei Downloads in rascher Folge gab, stimmt mich zuversichtlich. Das hätte ich nicht erwartet. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich das Portfolio dort ausbauen lässt und wie die Resonanz der nach passenden Bildern Suchenden sein wird. Erfahrungsgemäß hat da jede Agentur ihre eigenen Schwerpunkte. Und offensichtlich ist auch der Bedarf des jeweiligen Publikums durchaus unterschiedlich.

Das dumpfe Gesicht des Herbstes

Jetzt hat sich der November so richtig eingeregnet. Ein November wie er im Buche steht, könnte man sagen. Schon jetzt wirkt die Landschaft wie unsichtbar, tritt kaum ins Bewusstsein, weil man sich wegen des Regens gar nicht auf ihre reizvollen Seiten konzentrieren kann. Und die sind ohnehin am schwinden. Aus eben noch in leuchtenden Farben strahlendem Herbstlaub wird über Nacht eine triefende dumpffarbige Masse, die sich vom Baum gelöst auf dem Boden zu glitschigen Teppichen ausbreitet. Nicht gerade die schönen Seiten des Herbstes offenbaren sich da, auch wenn die Radiomoderatorin heute früh genau dies als herbsttypisch verkaufen wollte. Ich würde mir dagegen eine lichte Jahreszeit wünschen, in der sich der Rückzug der Bäume von ihrer extrovertierten Seite zeigt. Vielleicht erleben wir als Ausgleich ja einen klirrend kalten und lichtreichen Winter, hoffentlich nicht erst im Januar.

Virtuelle Bedrohungen

Heute war es an der Zeit, die Sicherheit der verschiedenen internetfähigen Geräte wieder einmal für die kommenden 12 Monate vorzubereiten. Eine neue, vor Jahren regelmäßig benutzte Software nutze ich dazu und hoffe, dass die Agentur- und Baum-Projekte damit dauerhaft und permanent ungefährdet bleiben. Tatsächlich stellt das parallele Nutzen verschiedener Geräte, vor allem der neuen mobilen, ganz andere Anforderungen an die Sicherheit vor Schadsoftware und den Schutz persönlicher Daten. Man würde sich wünschen, dass die Benutzerfreundlichkeit dieser Lösungen noch weiter verbessert wird, damit man auch in Fällen, in denen Funktionen blockiert werden und bisher problemlos laufende Anwendungen ins Stocken geraten, zu einer vernünftigen Einschätzung kommt. Ich hoffe, der große Gewinn, den die Internettechnologie gerade für die Umsetzung meiner Themenprojekte gebracht hat, auf lange Sicht nicht durch virtuelle Bedrohungen geschmälert wird.

Kein typischer Blätterherbst

Auch Allerseelen hat sich bei uns in dauertrüber Atmosphäre präsentiert. Zurzeit haben wir einfach wenig Glück, anders als sonst. Und ich fürchte, ein richtiger Blätterherbst, so wie ich ihn als Kind auf typischen Herbstblätterbildern in Wasserfarben festgehalten habe, ist uns dieses Jahr nicht vergönnt. Da täuschen die farbstarken Fotografien zu diesem Thema, die ich in den letzten beiden Wochen in verschiedenen Kompositionen verarbeitet habe. Das Motivfeld selbst immerhin stand diesmal deutlicher im Vordergrund als in den Vorjahren, nur der optische und atmosphärische Eindruck der Jahreszeit kommt leider zu kurz.

Allerheiligenaura

Nun stelle ich erst jetzt am Abend fest, dass ich das November-Kalenderblatt noch nicht gewendet hatte. Allerheiligen hat eben seine ganz besondere Aura. Da vergisst man schon mal die Alltagsroutinen und widmet sich leichter Grundsätzlichem. Anders als fast immer in den Vorjahren hat es mich heute aber nicht zum Friedhof gezogen. Seit dem vergangenen Jahr ist das anders geworden, seitdem nämlich Gs Grab nicht mehr dort zu finden ist. Wir legen zwar an der einstigen Grabstelle, die jetzt ein Stück ebener Rasenfläche und quasi unsichtbar geworden ist, noch ein Gebinde grüner Zypressenzweige und Blumen ab und stellen ein Grablicht dazu. Aber die Präsenz der Grabstätte hat das natürlich nicht. Ich denke aber, dass ich am morgigen Allerseelen, vielleicht am Vormittag, den Friedhof noch besuchen werde. Um G. und andere verstorbene Bekannte und Verwandte zu besuchen. Ein Sonntag, der nach Vorhersage das Gedenken in mehr Wärme und Sonnenlicht als heute tauchen wird.

Herbst-Farben-Blätter

Am letzten ebenso trüben Oktobertag haben die warmen Herbstfarben meiner Bildkompositionen einen Gegenakzent gesetzt. Schön, dass das Kompositbild des wilden Weinlaubs auch schon bei einer Agentur angenommen wurde. Es wirkt in dieser Zusammenstellung wie mit Pigment getränkt. So als ob die Natur tief in den Farbtopf gegriffen hätte, um dieses Ergebnis zu erzielen.

Herbstblätterkomposition

Herbstkonzeptvektoren

Das Herbstblattthema hat mich noch nicht ganz losgelassen. In den nächsten Tagen will ich mich nach längerer Zeit einmal wieder dem Zeichnen mit Vektoren widmen. Die vor Jahren als Entwurfsgrundlagen für Holzskulpturen erstellten Blatt-Vektoren scheinen gut geeignet, ein komplexes Herbst-Konzept im Vektorformat zu erstellen. Ich denke an ein Multiplizieren der Form bei gleichzeitigem Variieren von Drehung, Farbe und Transparenz, das Ganze vor einem Hintergrund der für herbstliche Atmosphäre und herbsttypisches Licht steht. Eine Herausforderung, da ich mit solchen Kompositen wenig Erfahrung habe. Aber ein Ansatz, der auch für andere Motivfelder nutzbar sein könnte.

Der Herbst in uns

Eine ausgeprägte Stille prägt diese Tage. Nicht ungewöhnlich für die Zeit vor Allerheiligen. Da bleibt vieles unausgesprochen. Die Menschen spüren den Herbst zunehmend in sich selbst, nicht nur im Außen. Denn das Herbstlaub und die sich langsam, manchmal auch über Nacht entlaubenden Pflanzen zeigen etwas Kosmisches an, das sich in unserem Inneren spiegelt und unsere Wahrnehmungen, vor allem die Motivation und Entschlusskraft beeinflusst. Da ist meist Vorsicht angesagt, Zurückhaltung, Abwarten, was der Rest des Jahres noch mit sich bringen mag. So als ob man sicher wäre, dies ist von äußeren Faktoren bestimmt, liegt am wenigstens in unserer eigenen Macht. Ob das eine Täuschung ist oder nicht, das Ganze und die einzelnen Wesen der Schöpfung sind eben doch schon immer miteinander verbunden. In den Übergangsjahreszeiten tritt das, was gewöhnlich nicht an die Oberfläche dringt, noch stärker ins Bewusstsein.

Endlich wieder typisches Apfelbaumholz

Brrrr, eine Kälte, die man Ende Oktober nicht erwartet hätte. Da bewundere ich V., der sich ans Fällen seiner überzähligen Apfelbäume gemacht hat. Immerhin, diesmal bringen die dicken Stämme der alten Bäume einen ausgeprägten dunkel-rötlichen Kern mit sich. Das ist die Gelegenheit, meine diesbezüglich schmal gewordenen Vorräte aufzufüllen. Fast alle Apfelbaumabschnitte der letzten Jahre waren splintholzartig gefärbt. Eher gelb als braun-rötlich. Letzteres bringt man aber am typischsten mit dem Apfelbaum in Verbindung. Ach wegen der Unterscheidung von anderen Arten bin ich deshalb immer an solch typischem Material interessiert. Das Zerlegen der dicken Abschnitte wird noch einige Arbeit machen. Aber am Ende dürften doch ein paar Dutzend gute und vor allem schön gefärbte Kanteln dabei herauskommen. Jedenfalls irgendwann, wenn das Holz abgetrocknet sein wird und ich mich daran geben kann, die stärkeren Blöcke in Kantelform zu sägen.

Lichtkompensation

Gut, dass ich gestern unterwegs war. Das auch für heute noch versprochene Herbstlicht wollte sich dann doch nicht wirklich durchsetzen. Die nächsten Tage werden dann den Herbst wieder von seiner ungemütlicheren Seite zeigen. Für mich bedeuten sie eine Mischung sehr unterschiedlicher Aufgaben, unter anderem kunsthandwerklicher Art, die dazu beitragen, vom reduzierten Sonnenschein abzusehen. Wenn er auch letztlich die Arbeitsstimmung mitbeeinflusst. Ich werde mich bemühen, das fehlende Licht durch innere Reflexion, unter anderem über das Leben der Bäume in dieser Jahreszeit, zu kompensieren. „1/1“]

Herbstblattlichter

Ein wunderbarer Herbsttag mit viel Licht und zudem angenehm temperiert. Das richtige, um die Landschaft zu erkunden. Das musste ich einfach für einen Spaziergang am Nachmittag nutzen. Diesmal die früher so oft genutzte Waldstrecke, die ich sehr lange nicht mehr gegangen bin. Belohnt wurde es durch eine wohltuende Ruhe, schöne herbstliche Farbtupfer und einigen Fotografien, die geeignet waren, dieses Licht der Eiche, der Buche und des Tulpenbaums festzuhalten.

Herbstliches Eichenlaub im Gegenlicht
Herbstliches Buchenlaub im Gegenlicht
Herbstliches Tulpenbaumlaub im Gegenlicht
Herbstliches Tulpenbaumlaub im Gegenlicht
Herbstliches Tulpenbaumlaub im Gegenlicht
Leuchtende Tulpenbaumblätter im Herbst

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.