Das Weihnachtsgrußkartenmotiv 2015 fehlt noch

Dass der Weihnachtsbaum so viel Wasser schluckt, habe ich noch nicht erlebt. Vielleicht ist das eine Eigenschaft der Blautannen. Oder es liegt daran, dass wir diesen Winter schon vor Neujahr den Holzofen beheizen. Alle zwei Tage fülle ich fast zwei kleine Gießkannen im Ständer auf. Aber mit der Wässerung scheint er sich gut zu halten. Besonders viele Nadeln sind noch nicht abgefallen, und insgesamt strahlt er immer noch so schön und stolz wie am Heiligen Abend. Das ist gut so, denn das Weihnachtsmotiv für nächstes Jahr steht noch nicht. Dafür ist der beleuchtete Baum als stimmungsvoller Hintergrund unerlässlich. Ich hoffe, in den kommenden beiden Tagen dazu zu kommen und ein gutes Ergebnis zu erzielen. Ein Mangel an qualitativ hochwertigen Weihnachtsmotiven gibt’s zwar bei den Microstock-Agenturen wahrlich nicht. Aber es ist mir wichtig, ein wirklich persönliches Foto mit einer Impression unserer eigenen Weihnachtsatmosphäre zu realisieren. Das ist, finde ich, eine geeignete Grundlage für einen Weihnachtsgruß, der nicht nur persönlich und ehrlich gemeint ist, sondern eben auch so verstanden werden kann.

Zwiespältige Zeit der Jahreswende

Es ist tatsächlich so, wie es das Buch zum Thema der Raunächte beschreibt. In diesen Tagen nach Weihnachten und vor Neujahr bewegt man sich in einer Art Schwebezustand. Was für die Raunächte und die Tage dazwischen generell gilt, ist jetzt besonders deutlich. Das alte Jahr ist noch nicht ganz zu Ende, das neue noch nicht angebrochen. Die Feiertagsstimmung verblasst bereits, zu der für den Jahresanfang typischen Geschäftigkeit ist man nicht bereit. Eher gilt es, letzte Erledigungen und Abschlüsse vorzunehmen, die noch ins alte Jahr gehören. Gleichzeitig denkt man schon vorgreifend und planend an den neuen Zyklus, sowohl in der Natur als auch bezüglich der eigenen Arbeit. Es ist bemerkenswert, dass der Eindruck des Weihnachtsbaums diesem Zwiespalt weitgehend widersteht. Zwar wirkt er auf mich kurz vor Weihnachten, besonders aber am Heiligen Abend und den Feiertagen selbst besonders anrührend, aber seine Faszination als Symbolbaum mit seiner reichhaltigen Facettierung an tiefgehenden und teils nicht begreifbaren Bedeutungen lässt bis zum Ende der ersten Januarwoche nicht nach. Es wird eines der wahrscheinlich länger nicht realisierbaren, aber doch sehr spannenden Projekte sein, die Geschichte und Symbolentwicklung des Weihnachtsbaums noch einmal aufzurollen und mein Bild dieses starken Symbols vollständiger auszugestalten, als es mir vor Jahren möglich war.

Emotionsarbeit zwischen den Jahren

Es ist typisch für diese Tage zwischen den Jahren, dass man sich zum Abschließen aller möglichen Dinge gedrängt fühlt. Da geht’s um Organisatorisches, Verwalterisches, aber teils auch um soziale Beziehungen. M. sagte mir, sie habe das, ausgehend von einer Empfehlung aus ihrem Raunächte-Buch, gleich einmal umgesetzt. Mit einer Person, die ihr schon seit Jahren mit Unfreundlichkeit begegnet, obwohl seit Kindertagen ein eigentlich gutes Verhältnis bestanden hatte. Und immerhin in dieser einen Situation konnte sie das auch gut und versöhnlich auflösen. Meine eigene Zuversicht, dass man an verkorksten Verhältnissen nachhaltig etwas ändern kann, ist da nicht ganz so groß. Aber ich kann schon sagen, dass ich es manchmal selbst versuche. Ich freue mich, dass wir Frau T. heute in der Klinik besuchen konnten. Eine wirklich Vertraute, die sich über den Besuch natürlich gefreut hat. So wie es uns ein Anliegen war, unsere Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen. Einfach rührend, wie liebevoll die Schwestern dort die Gänge und Aufenthaltsräume weihnachtlich ausgeschmückt haben. Mit selbstgemachten Dekorationen an den Wänden. Mehrere sehr sorgfältig und stimmig geschmückte und schön beleuchtete Weihnachtsbäumchen im Foyer und in den Gängen. Sogar eine Krippe habe ich gesehen. Ich finde es toll, dass das Personal dort neben ihren Routinearbeiten an solcher Symbolarbeit festhält und das mit großen Engagement und spürbarer Ehrlichkeit umsetzt. Ich bin sicher, das macht das Leben gerade in dieser Zeit für die Patienten dort, gerade im Hinblick auf ihre vielen Belastungen und Ängste, ein gutes Stück weit schöner und hoffnungsvoller.

Weihnachtliche Kultur

Es gehört zu den Erkenntnissen dieses Weihnachtstags, dass die Raunächte bereits mit der Heiligen Nacht beginnen. Der kleine Band zum Thema enthält auch grundlegende Informationen zur Geschichte des Weihnachtsbrauchtums allgemein, geht dann aber speziell auf die Zeit „zwischen den Jahren“ ein. Woher dieser Ausdruck stammt wird übrigens auch erklärt, nämlich aus der Differenz zwischen dem 365 Tage umfassenden Sonnenjahr und dem der am Mond orientierte Monatsrechnung, bei der man auf 11 Tage oder 12 Nächte weniger kommt. Das alte Jahr ist also noch nicht ganz abgeschlossen und das neue hat in dieser Zeit noch nicht wirklich begonnen. Was in dem Band teils aus der Astronomie, teils aus historischen Quellen oder volkstümlichen Überlieferungen heraus erklärt wird, begegnet dem, der Weihnachten und die Zeit danach einfach erlebt, allerdings größtenteils auch ohne Hintergrundwissen. Schließlich sind viele dieser Traditionen und Bräuche aus einem tiefen Empfinden dieser Zeit des Jahres in Folge der Wintersonnenwende entstanden, wenn die Innenschau und das enge Zusammensein durch die Notwendigkeiten der Natur naheliegend oder erzwungen waren. Es ist für mich sehr spannend, dennoch weitergehende Erklärungen in der Literatur zu finden, weil es die eigene Wahrnehmung reichhaltiger macht und ergänzt. Der Weihnachtsbaum ist da nur ein besonders prominentes Symbol, in dem sehr vieles, eigentlich das Wesentliche der auf diese Zeit bezogenen Bedeutungen in einer markanten Form konzentriert ist. In anderen Bräuchen und Symbolen werden teils ähnliche, teils andere Saiten spiritueller Wahrnehmung und spirituellen Erlebens zum Klingen gebracht. Alles zusammen faszinierende Beispiele einer weihnachtlichen Kultur, die sich durch äußeres und inneres Handeln so vieler Menschen in Vergangenheit und Gegenwart in die Zukunft hinein entwickelt.

Feiertagstraditionen

J. und W. verwenden mindestens so viel Mühe und Sorgfalt auf die weihnachtliche Dekoration ihrer Wohnung wie wir das traditionell bei uns tun. Und so sind an allen Ecken, an Wänden, auf und in Schränken auf Tischen und Ablagen zahlreiche Engel, Glitzerelemente, Weihnachtsgestecke, Kerzen, Teelichter und Holzfigürchen zu finden. Der Weihnachtsbaum hat eine ähnliche Figur wie im letzten Jahr, breit, mittelgroß, knubbelig und mit kräftigen grünen Nadeln und starken Ästen. Er leuchtet schön und ist neben der Hintertür zentral platziert. Dort wie hier ist eigentlich aus dem weihnachtlichen Ambiente nicht wegzudenken. Ich bin froh, dass wir diesen wettermäßig gar nicht weihnachtsidealtypischen Tag zusammen verbracht haben und wünsche uns für den Abend und den zweiten Feiertag die Muße, das Fest und seinen Sinn in uns weiter zur Geltung bringen zu können.

Heilig Abend zwischen Weihnachtsbaum und Kosmos

Wie oft ich den Weihnachtsbaum-Text von Rudolf Steiner nun schon gelesen habe, erinnere ich nicht. Aber die Lektüre dieser über hundert Jahre alten Vortragsmitschrift gehört mittlerweile zu meinem festen Programm an Heilig Abend. Dabei ist es erstaunlich, wie unendlich viele Facetten der Text enthält. So viele, dass ich immer wieder andere Inhaltsschwerpunkte wahrnehme, diesmal solche, die um das eigentliche Thema des Symbolbaums herum platziert sind. Aber so ist das bei den meisten Steiner-Texten: Sie sind so vielschichtig und so stark von einem universellen Wissen durchdrungen, dass tiefe Wahrheiten in der Behandlung fast jedes Themas zum Ausdruck kommen. Dabei hilft mir die umfassender werdende Kenntnis des Steinerschen Gesamtwerkes, das mich über den Horizont des jeweiligen Teilthemas hinausblicken lässt und mir hilft, verwendete Begriffe und Verweise mit Bedeutungen im Sinne des Autors füllen zu können. Da stellt mir dann mein selbst ausgewähltes Weihnachtsgeschenk eine neue Herausforderung. Es handelt sich um einen umfangreichen Band mit Programmausschnitten, Vorträgen und Berichten des Münchner Kongresses, an dem Steiner teilgenommen hat – Beiträge, die sich v. a. auf architektonische Projekte dieser Zeit beziehen – ergänzt durch einen Bildteil aus einzelnen kartonierten Reproduktionen von Steinerschen Zeichnungen, Entwürfen und handschriftlichen Notizen. Ich werde einige Zeit benötigen, um diese ungewöhnliche Veröffentlichung aus dem Gesamtwerk zu sichten und die für mich relevanten Teile einzuordnen. Worum es mir dabei aber vor allem geht, habe ich schon gefunden: Fotografien von Modellen und Reproduktionen von Originalzeichnungen Steiners zu den Säulenkonstruktionen des großen und kleinen Kuppelraums im ersten Goetheanums, jenes von Steiner entworfenen Versammlungs- und Vortragsgebäudes der anthroposophischen Gesellschaft, das später in Brand geriet und durch einen Betonbau ersetzt wurde. Die je sieben Säulen dieser Kuppelkonstruktionen bestehen aus je unterschiedlichen Holzarten, wodurch Steiner Bezüge zu den Planeten herstellt. Der Zusammenhang wurde später von anthroposophisch orientierten Autoren unter dem Titel „Bäume und Planten“ aufgegriffen und ausgeführt. Ich bin sehr daran interessiert, das herauszufiltern, was Steiner selbst über diese Dinge geschrieben und gedacht hat, welche gestalterischen Umsetzungen er dafür vorgesehen hat. Das könnte dann die Grundlage für ein neues Produkt der Wunschbaum-Manufaktur werden.

Die Weihnacht in uns

Die letzten Arbeiten konnte ich heute abschließen. Und auch die meisten Geschenke haben wir schon verpackt. Jetzt freue ich mich wirklich auf die Weihnachtsfeiertage. Einfach ruhig sein, alles, was zum Ereignis gehört, wahrnehmen und die astronomische Wende als Neuanfang im christlichen Sinne vergegenwärtigen. Wenn das gelingt, haben wir die Weihnacht in uns zum Leben erweckt. In diesem Jahr wird uns der Weihnachtsbaum ein bis zum Dreikönigstag bleibender Begleiter sein können. Ich freue mich auf die Atmosphäre, die er insbesondere in den Morgen- und Abendstunden um sich erzeugt. Und ich freue mich, dass seine Beschreibung und Abbildung im Baumtagebuch vom 20. Dezember bereits Resonanz gefunden hat und geteilt wird. Der Weihnachtsbaum bleibt eben ein Symbol, dem sich eigentlich niemand ganz entziehen kann. Eines, in dem ein wahrnehmbarer und seelisch eindrücklicher äußerer Abdruck der einen gemeinsamen Quelle des Lebendigen und Geistigen gegenwärtig zu sein scheint.

Vorweihnachtserfahrungen

Nun ist auch das letzte vorweihnachtliche Armbandprojekt soweit, dass ich es morgen abschließen kann. Wahrscheinlich wird aber auch die Zeit der Raunächte nicht frei von kunsthandwerklicher Arbeit sein. Morgen aber kann ich mich erst einmal auf die Feiertage freuen. Unser Weihnachtsbaum wurde schon von einigen bewundert, v. a. von Ms Gratulanten, denen er vorgestellt wurde. Und tatsächlich ist es ein sehr schöner, strahlender Baum, der ziemlich gleichmäßig gewachsen ist. Dass er so ungewöhnlich intensiv strahlt, hat uns zunächst überrascht, kommen doch immer dieselben drei Lichterketten zum Einsatz. Aber natürlich ist die Erklärung naheliegend: Der Baum ist einfach weniger hoch und schmäler als bisher gewohnt. Und dadurch stehen die Christbaumkerzen automatisch enger zusammen. Eigentlich eine gute Lösung vielleicht auch für die kommenden Jahre. Nur 20 Zentimeter weniger Höhe können sich in solchen Details sehr positiv auswirken, ohne dass die Gesamterscheinung des Weihnachtsbaumes dadurch weniger eindrucksvoll ausfiele.

Kontemplativer Auftakt der Weihnachtswoche

Ein schöner Auftakt der Weihnachtswoche war Ms Geburtstag. Mit der Wahl des Lokals lagen wir an der Reaktion der Freunde bemessen genau richtig. Alle haben sich wohl gefühlt. Und man merkte, die meisten Gäste waren bereits in weihnachtlicher Stimmung, anders als die Mitarbeiter, für die gerade diese Festtagszeit einen enormen Stress bedeutet. Auch für mich steht noch mindestens der Abschluss eines Projekts bevor. Heute konnte ich aber kleine Ruhe- und Kontemplationsphasen einlegen, u. a. mit der Lektüre der Mitschrift eines Vortrags von Rudolf Steiner, in dem er sich über die zwei Weihnachtsverkündigungen auslässt. Der Beitrag von 1921, also gewissermaßen zu seinem Spätwerk gehörend, ist außerordentlich dicht geschrieben, mit sehr vielen angerissenen, aber nicht ausgeführten Verweisen und komplexen Bezügen. Insofern kann er den Weihnachtsgedanken nicht so klar eingrenzen wie die früheren Vorträge zum Thema. Ich kann mir vorstellen, dass diese späten Beiträge auch den zeitgenössischen Zuhörern nicht so ganz leicht verständlich gewesen sein könnten. Denn in Steiners damals schon zu einer enormen Komplexität angewachsenen Denkart spielt so vieles hinein, dass der nicht permanent mit dem Steinerschen Werk Befasster vermutlich Verständnisschwierigkeiten haben musste. Dennoch der Grundgedanke ist schon verstehbar und wirft einen interessanten und sehr ungewohnten Blick auf das Weihnachtsfest: Die beiden Verkündigungen der Geburt Christi zum einen an die Hirten auf dem Felde und zum anderen an die drei Könige bzw. Weisen aus dem Morgenland stellen zwei verschiedene Arten auch für die damalige Zeit außergewöhnlicher Wahrnehmung bzw. Erkenntnis des Geistigen dar. Einmal mittels der Kenntnisse über den Lauf und die Konstellation der Planeten, und das heißt vermittelt über mathematische Erkenntnisse. Und zum anderen über ein traumhaftes Bewusstsein darüber, dass etwas Göttliches kurz davor steht, auf die Erde zu kommen. Es ist Steiners wohl einmaliges Verdienst und Fähigkeit, die Denk- und Empfindungswelt damaliger Menschen vorstellbar zu machen, unter denen die Hirten und Weisen mit besonderen Fähigkeiten ausgestattete gewesen sein mussten. Sie hatten etwas, nämlich Reste eines wiederum früher selbstverständlichen Hellsehens, eines natürlichen Einblicks in die geistige Welt, das uns heute fehlt. Dieser Vortrag ist insofern im Kontext der Steinerschen Vorstellungen über die Entwicklung von Mensch und Kosmos als Ankündigung zu verstehen, dass es für uns heute wieder – nach Erkenntnisfortschritten, die wir auf dem Gebiet der rationalen Erkenntnis zwischenzeitlich zweifelsfrei gemacht haben – darauf ankommt, in die geistigen Welt hineinblicken zu können, um z. B. zu einem Verständnis des weihnachtlichen Mysteriums zu gelangen, das ihm außerhalb äußerlicher Rituale gerecht wird. So geht Steiner auch in diesem Vortrag wieder auf den vergleichsweise jungen Brauch des Weihnachtsbaums ein, der aber hier ganz ungewohnt eingeordnet wird. Ich werden den Text erneut lesen müssen, um diese Facette der Steinerschen Weihnachtsauffassungen vernünftig einordnen zu können.

Oh – schöner – Tannenbaum

Unser Weihnachtsbaum 2014

Nun steht er schon, unser diesjähriger Weihnachtsbaum. Die grüne Blaufichte präsentierte sich etwas bogenförmig gewachsen. Aber mit der richtigen Drehung und einigen korrigierenden Maßnahmen konnte ich die kleinen Schönheitsfehler ausgleichen, ohne den Charakter der Baums zu beeinträchtigen. Der schöne Astaufbau und vor allem die kräftig gewachsenen Seitenäste waren die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl. Und beim Schmücken hat sich das wie erwartet ausgezahlt. Diesmal war es mir vergönnt, ganz ruhig beim Hören meiner Lieblings-Weihnachtsmusik daran zu arbeiten. Das hat Spaß gemacht und mich doch sehr an das Ritual erinnert, wie ich es von früheren Jahren in eindrücklicher Erinnerung habe. Nachdem ich in den letzten Jahren die goldenen Kugeln als Hauptakzente gesetzt hatte, sollte dieses Jahr das Rot dominieren. Dabei sind dann auch vier große rote Glaskugeln zum Einsatz gekommen, die wir bisher noch nie als Baumschmuck verwendet hatten. Und der Strohschmuck mit roten Aufhängern, gemischt mit Glas, Metall, Holz-, Samt- und Paillettenschmuck. Da der Baum diesmal nicht ganz so hoch und ausladend ist, habe ich ihn nicht überfrachtet. Im Ergebnis zeigt er dennoch eine gewisse Opulenz, die aber seinem Charakter angemessen ist. M. gefällt das Rot auch sehr gut. Und der Gesamteindruck stimmt uns jetzt schon zuversichtlich, in dieser Weihnachtszeit – nach dem letztjährigen Trauma – wieder einen sehr schönen Weihnachtsbaum bewundern zu können, der seine Bezeichnung zu Recht trägt.

Planlose Ruhe

Auch wenige Tage vor Heilig Abend ist der Arbeitstag eng getaktet. Als wenn ich das Hektik-Klischee für die Vorweihnachtszeit unbedingt bestätigen wollte. Aber das ist nicht so. Vielmehr ist der enge Plan durch Anfragen von außen bestimmt. Und da mich solche Nachfrage wirklich freut, ist das auch vollkommen in Ordnung. Ich hoffe, an den Feiertagen selbst und in der Zeit der Raunächte dann die vielbeschworene Ruhe in ihrer weihnachtlichen Ausprägung erleben zu können. Einen Plan dafür hätte ich auch schon, aber eigentlich will ich gerade zu dieser Zeit nicht so planvoll leben. Den Weihnachtsbaum habe ich eben aus dem Regen unter Dach geholt. So kann er wenigstens etwas abtrocknen, bevor wir ihn morgen Vormittag ins Haus holen. Auf diesen Baumschmücktag, wie ich ihn einmal nennen möchte, freue ich mich ganz besonders, da die ungewohnte schmale Dimension des Baums etwas Neues für mich ist, für das ich eine angemessene Lösung finden muss.

Der Weihnachtsbaum ist gefunden

Nun kam ich doch schneller an den Weihnachtsbaum, als ich ursprünglich gedacht und geplant hatte. Denn als ich am Bürgerplatz vorbei kam und zum zweiten Mal die dort ausgestellten Bäume begutachtete, wuchs spontan der Wunsch, den Baum diesmal im eigenen Dorf zu besorgen. Zwar ist die Auswahl an zimmerhohen Exemplaren dort nicht so toll, aber ich hatte ja ohnehin erstmals einen weniger hohen Baum vorgesehen. Bei einer schmalen, etwa 2 Meter hohen und schön gleichmäßig bis in die Spitze gewachsenen Blautanne bin ich dann letztlich geblieben. Was mir die Entscheidung neben dem Astaufbau leicht machte, war die Tatsache, dass dieses Exemplar glücklicherweise nicht blau wirkt, sondern ziemlich grün. Eine grüne Blautanne also, eine Premiere, nachdem wir jahrelang auf Nordmanntannen gepolt waren. Die zeigen aber, wie ich heute erfahren habe, besonders häufig diese ausgedünnten Kronenabschnitte. Für das Schmücken wird der Baum sicher eine Herausforderung werden, da ich eben immer diese breiten und ausladend großen Bäume gewohnt war. Es wird ein Schmuck sein müssen, der dem Charakter dieses leichteren Baumes entspricht, damit er in seiner neuen Rolle als Symbolbaum eindrucksvoll wirken kann.

Vorweihnachtliche Planungen

Dadurch, dass Heilig Abend dieses Jahr in die Wochenmitte fällt und man damit ja gleich eine halbe Feiertagswoche einleitet, fallen die vorweihnachtlichen Planungen ungewohnt aus. Die meisten scheinen in dieser Woche bereits das Geschäftsjahr abzuschließen, ungeachtet der beiden noch ausstehenden zweieinhalb Arbeitstage. Für mich geht’s eigentlich ununterbrochen weiter, schon allein wegen der Bestellungen, die zwischen den Tagen versandfertig sein sollen. Aber es gibt auch einige Unterbrechungen mit angenehmen und weniger angenehmen Verpflichtungen. So steht diese Adventszeit für mich überwiegend im Zeichen der symbolischen Arbeit mit den Bäumen. Eine schöne Herausforderung, die ich in dieser Dichte bisher noch nicht erlebt habe. Dass ich mit meinen handgefertigten Produkten so manchem ein Weihnachtsgeschenk zur Verfügung stellen kann, in diesem Jahr sehr viel häufiger als sonst, das finde ich wirklich spannend. Da geht die Wahl und das Schmücken des Weihnachtsbaums, ein Projekt, das ich ab Freitagvormittag vorgesehen habe, schon fast unter. Dennoch hoffe ich auf die Muße und eine glückliche Hand bei der Suche und Auswahl, die das traumatisches Erlebnis des Vorjahrs nicht zur Wiederholung werden lässt.

Weiterentwicklung der Wunschbaum-Manufaktur

Das war wohl das letzte Drechseln vor Weihnachten. Damit habe ich das Material für die nächsten kunsthandwerklichen Arbeiten vorbereitet. Arbeiten, die um die Feiertage herum platziert sein werden. Und im neuen Jahr geht’s gleich weiter. Es ist schön, dass meine Bemühungen während der Sommermonate, die Angebote der Wunschbaum-Manufaktur noch transparenter und sichtbarer zu machen, inzwischen Früchte getragen haben. Das wird für die Kontinuität im neuen Jahr sicherlich förderlich sein. Und neue Aktualisierungen der Darstellung im Internet, aber auch neue Hölzer und ein neues Armband-Konzept sind ja auch noch vorgesehen. Somit ist die Entwicklung der Idee auch nach 14 Jahren noch lange nicht abgeschlossen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.