Neue Vorräte an Apfelbaumholz

Das Aufsägen und Teilen der Apfelbaumabschnitte war wie erwartet ein ziemlicher Kraftakt. V. hat mir die Flanken der dicken Stammabschnitte mit vertikalen Kettensägeschnitten entfernt. Danach war es relativ einfach, durch die Markröhre zu sägen und den Klotz zu vierteln. Anschließend habe ich gleich handliche und „ungefährliche“ Formate daraus gesägt und später alles sorgfältig gewachst. Da dürfte beim Trocknen nicht mehr viel passieren. Es wäre auch schade, denn gute Apfelholz ist nicht so ganz einfach zu gewinnen. Auch hat sich wieder einmal gezeigt: Das Material präsentierte sich extrem heterogen. Bei dem späteren Kombinieren etwa der Hauptperlen mit den kleinen wird es notwendig sein, gleiche Abschnitte zu verwenden, da ansonsten die Anmutung ganz unterschiedlich sein kann. Schon beim Sägen, das überraschend leicht ging, wohl weil das Holz noch ganz nass war, habe ich gemerkt, dass besonders die ganz dicken Abschnitte einen unangenehmen Geruch ausgeströmt haben. Ein untrügerisches Zeichen dafür, dass das Holz schon begonnen hat, sich zu zersetzen. Dieser ersten Schritte einer Fäulnis war hier aber noch nicht so weit fortgeschritten, dass es zu einer Instabilität geführt hätte. Das Material wird später eine geschlossene und feste Oberfläche aufweisen. Aber zwischen dem Nassen erkennbaren trockenen Streifen deuten eben auf diese partielle Veränderung hin. Andere Abschnitte, von den dünneren Stämmen entnommen, zeigten dagegen weder einen unangenehmen Geruch noch eine zu uneinheitliche Zeichnung, vielmehr eine sehr dunkle lebendige Färbung, von der sehr schöne ausdrucksstarke Perlen zu erwarten sind. Diese Abschnitte werde ich sicher bevorzugt verwenden, und die anderen quasi als zweite Wahl zurücklegen. So nass wie das frische Material jetzt noch ist, wird das Trocknen eine ganze Weile dauern. Vielleicht wird die Winterkälte das Ganz beschleunigen. Die angetrockneten Quittenholzabschnitte habe ich umgeschichtet. Einige besonders schmale Scheite will ich drinnen weiter trocknen lassen, um daraus vielleicht schon im Frühjahr den ersten Quittenholzprototypen zu gewinnen.

Neues Apfelbaumholz

Über die verschiedentlichen Rückmeldungen zum gestrigen Jubiläum habe ich mich sehr gefreut. Sicher werden erst am Wochenende einige weitere Leser darauf aufmerksam werden. Auf die Mitteilungen zu diesem Anlass bin ich sehr gespannt, ebenso auf die Weiterentwicklung gerade der interaktiven Seite des Baumtagebuchs. Den Baumkreis konnte ich heute fertigstellen. So bleibt der Samstag für das Teilen der Apfelbaumabschnitte, die darauf schon seit Wochen warten. Ganz unkompliziert wird das nicht, denn es geht darum, die dunkelbraunrot gefärbten Kerne herauszuschneiden und zu vierteln, damit die Spannung herausgenommen wird. Anschließen zu gröberen Scheiten gesägt und gewachst können diese Abschnitte erst einige Monate antrocknen. Es ist an der Zeit, Nachschub gerade für den Apfelbaum zu organisieren, da wirklich typisch erscheinende Stücke in den letzten Jahren nicht leicht zu finden waren. Diese hier sind geeignet, meinen Vorrat wieder aufzufüllen, jedenfalls in ca. einem Jahr, wenn die ersten besonders schmal geschnittenen Abschnitte weit genug abgetrocknet sind, um in der kunsthandwerklichen Arbeit verwendbar zu sein.

10 Jahre Baumtagebuch

Seit dem 20. November 2004 habe ich an jedem Tag genau einen neuen Beitrag für das Baumtagebuch geschrieben und veröffentlicht. Ein Tagebuch im ganz wörtlichen Sinne :-). In der Summe sind dies:

10 Jahre oder 3652 Tage oder 521 Wochen und 5 Tage

Baumtagebuch – Der Anfang

Tatsächlich kann ich rückblickend nicht mehr sagen, woran genau sich der Funke entzündete, der mich zum Schreiben des Baumtagebuchs veranlasste. So ist das ja häufig. Dinge, die eine wesentliche Rolle im Leben spielen, sind irgendwann einfach da, wirken schon kurze Zeit später wie selbstverständlich und werden oft von außen so gedeutet, als ob sie schon immer zu einem gehört hätten, wie ein Markenzeichen. Zwar wissen inzwischen viele, dass ich Baumtagebuch schreibe. Dass ich das aber konsequent täglich tue und seit dem 20. November 2004 keinen Tag ausgelassen habe, können sich die meisten wohl nicht vorstellen. Wenn ich den Anfang rekapituliere, so fällt mir natürlich meine damals schon mehrjährige Beschäftigung mit der Symbolik und Ästhetik der Bäume ein. Die Wunschbaumseite www.wunschbaum.de bestand schon und hatte damals schon ihre erste Revision hinter sich, auch der virtuelle Wunschbaum und die Inhaltsstruktur, wie sie noch heute besteht. Ebenso war das kunsthandwerkliche Projekt, das ich seit 2001 unter www.wunschbaum.com veröffentlicht und später als Wunschbaum-Shop bezeichnet habe, schon Bestandteil meiner täglichen Arbeit und meiner Reflexionen rund um die Bäume. Warum aber ein Baumtagebuch? Nun, wahrscheinlich hatte ich den Eindruck, dass noch eine Facette fehlte, neben meinen Texten über die Symbolik der Bäume, den Lebensbaumbegriff und die Bedeutung der Bäume in Feiertagsritualen und -bräuchen. Neben den Lebensbaum-, Wunschbaum- und Partner-Armbändern, die eine plastisch ausgearbeitete Form darstellen, die Energie und Persönlichkeit einzelner Baumarten mit der eigenen Biografie und Befindlichkeit in Verbindung zu setzen und täglich am eigenen Körper zu erleben. Und nach der langjährigen bildhauerischen Auseinandersetzung mit formalen und inhaltlichen Fragen, die in den Bäumen Archetypen des Lebens schlechthin erkannt und zum Ausdruck gebracht haben. Ein Baumtagebuch als geschriebene Form spontaner Gedanken rund um das Erleben der Bäume und ihrer Bedeutung für das Leben der Menschen und speziell meines Lebens, als eine Form, die am Ende jeden Tages der momentanen Eingebung, dem frischen Eindruck des Tages folgt und daraus einen Text formt. Es sollte gerade dieses Momenthafte sein, das im Baumtagebuch seinen Ausdruck findet, um eine Lücke in der Baumerfahrung zu schließen, die ich wohl intuitiv wahrgenommen hatte. Und warum nun gerade der 20. November als Startdatum? Ein Blick in den ersten Eintrag gibt dafür Anhaltspunkte. Es geht darin um das traditionelle Schneiden von Fichtenzweigen in unserem eigenen Waldstück, von Zweigen, die M. in verschiedenen Weihnachtskränzen und -gestecken verarbeitet hat und das bis heute tut. Es geht um das Aussuchen des Weihnachtsbaums aus dem damals schon sehr hochgewachsenen Fichtenbestand. Und es geht um die Eindrücke bei einer Weihnachtsausstellung im Blumenhaus W., die mich mit ihren exotischen Exponaten und ihrer stimmungsvollen Aura in ihren Bann gezogen hat. Weihnachten als christliches Familienfest und die Bedeutung der Bäume für Weihnachten und die Adventszeit waren also der Rahmen.

Baumtagebuch – Ein Ausblick

Wahrscheinlich war es diese symbolträchtige Verbindung, die mir den Impuls für das Baumtagebuch gegeben hat. Dass es dann am nächsten Tag, in den darauffolgenden Tagen und seitdem an jedem Tag eine Fortsetzung finden würde, das war mir vielleicht damals noch nicht absehbar und erscheint mir Rückblickend fast unwahrscheinlich. Ich bin nun sehr froh, das umgesetzt zu haben, 10 Jahre Baumtagebuch. Eine Rechnung ist mir dabei in den Sinn gekommen: Wenn ich das 50. Jubiläum des Baumtagebuchs erleben wollte, müsste ich das hohe Alter von 87 Jahren erreichen. Na ja, durchaus im Rahmen der stetig steigenden durchschnittlichen Lebenserwartung.

Eine Auswahl aus 10 Jahren Baumtagebuch

Das andere Baumtagebuch

Im Laufe der Jahre haben sich vor allem zwei Interessentengruppen herauskristallisiert. Zum einen die Besucher meiner Wunschbaumseiten wunschbaum.de und wunschbaum.com, die ein Interesse an den symbolischen Aspekten der Bäume, am Baum-Mensch-Verhältnis, an der energetischen Ausstrahlung der Bäume eint. Zum anderen die Schüler, die auf der Suche nach Anregungen für ihr schulisches Baumtagebuchprojekt zu meinem persönlichen Baumtagebuch gelangen.

Anregungen für die Schule

Von Schülern erhalte ich verschiedentlich Anfragen nach konkreten Vorlagen für ein Baumtagebuch, das ihnen als Aufgabe im Schulunterricht übertragen wurde. Natürlich kann ich solchen Bitten nicht nachkommen. Vor allem weil mein Baumtagebuch ja gerade nicht dem entspricht, was die Pädagogik darunter versteht, nämlich das Festhalten von zeitlich begrenzten Beobachtungen und die differenzierte Beschreibung eines konkreten Baumes oder einer Baumart, vor allem im Wechsel der Jahreszeiten oder im Verlauf einer Jahreszeit. Dazu finden sich im Web verschiedene Beispiele konkreter Umsetzungen von Schüler/innen und auch eine Reihe pädagogischer Anleitungen und Gliederungsvorschläge. Was ich in diesem Fall aber anbieten kann, und was dem einen oder anderen Schüler sicher auch schon weitergeholfen hat, sind Anregungen. Die Suchfunktion etwa ermöglicht es, die Einträge herauszufiltern, in den bestimmte Stichworte vorkommen. Durch Querlesen lassen sich daraus Ideen gewinnen bzw. können die verschiedenen Kontexte, in denen der Begriff behandelt wird, Anregungen für die Ausgestaltung des schulischen Baumtagebuchs geben. Denn darum geht es ja gerade, die Schüler auf die Beobachtungsspur zu setzen, ihnen den Baum oder die Baumart näher zu bringen, indem sie mit einer gewissen Systematik Merkmale und Veränderungen festhalten, Zusammenhänge herstellen, über die Beobachtung des lebenden Baums hinausgehende Kontexte erschließen. Eine Leistung, die ihnen keiner abnehmen kann, da in diesem Tun der Sinn und Zweck des Tagebuchs besteht. Und wer neben dem Leben auch die Bedeutung z. B. einer Art für die Menschen ergründen und verstehen will, der findet über baumtagebuch.de und die angeschlossene Seite wunschbaum.de jede Menge Informationen und weiterführende Literatur.

Persönliche und geteilte Erfahrung

Mein Baumtagebuch ist also vor allem eines für diejenigen, die sich ohnehin schon mit den Bäumen beschäftigen, eben jene, die auch Interesse an den Themen der Wunschbaum-Website haben. Bis zur Neugestaltung und –programmierung von baumtagebuch.de war ein Duplikat der täglichen Einträge parallel auf wunschbaum.de zu lesen. Wegen der neuen technische Basis wird allerdings seitdem auf die externe WordPress-Seite des Baumtagebuchs verlinkt. In jedem Fall ist durch diese Einbettung bzw. Verbindung eines deutlich gemacht. Das Baumtagebuch ist eine Facette meiner täglichen Beschäftigung mit dem Bäumen. Alles, was ich auch auf anderen Gebieten zur Symbolik, Ästhetik und energetischen Ausstrahlung der Bäume zu sagen habe, fließt auch in das Baumtagebuch ein. Dazu kommen die konkreten Beobachtungen im Alltag, das Festhalten der Rolle, die Bäume in der Kommunikation spielen, die künstlerische und kunsthandwerkliche Arbeit mit Bäumen, Holz und dem Themenfeld Baum. All dies fließt am Ende des Tages ins Baumtagebuch ein. An jedem Tag anders. Und dennoch gibt es wiederkehrende Schwerpunkte, über längere Zeitphasen verfolgte Themen, die von verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und in ihre Facetten aufgelöst werden. Ein ununterbrochener Strom subjektiver Äußerungen über subjektives Erleben, Denken und Gestalten. Eben ein ganz persönliches Baumtagebuch. Das vorgängige Interesse derjenigen, die sporadisch oder regelmäßig mitlesen und damit in gewissem Umfang an meinen Äußerungen teilhaben, zeigt aber, dass in dem so Subjektiven doch etwas Allgemeingültiges steckt. Es sind die Gemeinsamkeiten im Beobachten und Erleben, vielleicht auch im Wissen um Fakten und Zusammenhänge, die ein so individuelles Weblog zu einem respektablen Bezugspunkt der Kommunikation werden lassen. Ich wünsche mir, dass die neu integrierte Kommentarfunktion das kommunikative Potenzial des Projekts künftig stärker unterstützt.

Allen Lesern des Baumtagebuchs danke ich für ihr Interesse. Lassen Sie uns in Verbindung bleiben – über die Gemeinsamkeit schaffende und dieselbe immer wieder aufdeckende Beschäftigung mit den Bäumen unserer je eigenen Lebenswelt.

Geballte Baumkreisenergie

Die Arbeit an einem Baumkreis-Armband hat doch immer wieder etwas Rituelles. Ich begegne den insgesamt 22 verschiedenen Hölzern, die für die Eigenschaften und Energien der Bäume stehen, aus denen sie gewonnen wurden, mit einem fast schon ehrfurchtsvollen Respekt. Für mich selbst ist das überraschend, da ich ja ständig mit diesen Holzarten arbeite, meist einzeln oder in Zweierkombinationen. Aber wenn sie alle zusammenkommen, ist das eben doch etwas Besonderes. Jedes ganz individuell und von den anderen auch optisch unterscheidbar, aber eben in ein erdachtes System eingebunden, das ihre Besonderheiten bündelt, sie mit menschlichen Charaktereigenschaft in Beziehung setzt und dem Träger in Form des Holzperlenarmbandes die geballte Symbolik und Ausstrahlung seiner Elemente zur Verfügung stellt. Für mich eine weitere gute Möglichkeit, die Holzarbeit zur Lichtmangelkompensation im November zu nutzen.

Neues Konzeptarmband geplant

Ich freue mich schon auf die Arbeit an dem neuen Konzeptarmband, das ich als Ergänzung der bisherigen Formen plane. Es wird mit den Vorstellungen zu tun haben bzw. diese formal abbilden, die Rudolf Steiner bezüglich der Wechselwirkungen von Bäumen und Planeten entwickelt hat. Dabei spielen die Ausdeutungen zeitgenössischer Anthroposophen, die in der Traditionslinie der Steiner’schen Denkart stehen, ebenfalls eine Rolle. Eine Grundvorstellung dazu habe ich schon, aber es ist notwendig, dass ich noch weiter in den thematischen Hintergrund eintauche. Und dazu sind Auszüge aus einem der Bände aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners bedeutend, den ich mir zu Weihnachten gewünscht habe. Also wird das Musterarmband tendenziell ein Frühjahrsprojekt werden. Eigentlich sehr passend, denn die Planetenwirkung lässt sich besonders deutlich an den Wachstumsprozessen festmachen, die im Frühjahr ihren Anfang nehmen und den neuen Vegetationszyklus einleiten.

Überdauernde Geschöpfe

Der Baumkreis ist durchaus noch ein Thema. Die letzten Wochen haben mir das wieder gezeigt, nachdem ich schon den Eindruck gewonnen hatte, das dieses und verschiedene andere Symbolthemen inzwischen sozusagen aus der Mode gekommen seien. Nein, die Menschen kommen auf sie zurück. Wahrscheinlich weil ihnen eine zeitlose Bedeutung anhaftet, die im Durchschnitt der Erfahrung als sinnhaft erkannt wird. Es sind gerade diese zeitlosen Themen, die mich am meisten interessieren. Etwas festzuhalten, als Text, als handwerkliche Arbeit, als Kunstwerk oder Fotografie, von dem ich auch in 20 Jahren noch sagen kann, es bewegt mich auf eine Weise, die ohne sein Vorhandensein nicht vorstellbar wäre. Das ist meine eigentliche Motivation. Dieser Wunsch, etwas hervorzubringen, etwas Materialhaftes oder auch etwas Geistiges, welches das Zeug hat, einen selbst zu überdauern, ist schon ein starkes Motiv. Man sagt, Männer seien vor allem so ausgerichtet. Ich meine aber, das ist ein menschliches Streben schlechthin. Und auch das ist zeitlos.

Nur noch wenige Tage bis zum Jubiläum

Nun beginnt sie also schon, die Jubiläumswoche. In den nächsten Tagen will ich noch einige rekapitulierende Informationen zum Baumtagebuchprojekt zusammentragen, damit das Ereignis auch eine passende inhaltliche Würdigung erhält. Da gibt’s einiges zu sagen, über Ursprung, Erfahrungen und Ausblicke zu diesem sehr persönlichen und in dieser Form sicher nicht wiederholbaren Baumprojekt. Es ist eine gute Zeit für einen solchen Rückblick. Sicher war es auch kein Zufall, dass der Startschuss für dieses Vorhaben vor fast 10 Jahren in den November gefallen ist. Auch zu diesem Umstand will ich etwas schreiben, weil das vielleicht am besten erklären kann, was ich selbst mit dem kontinuierlichen auf ein Thema konzentrierten Tagebuchschreiben verbinde.

Neue Facetten des Lebensbaum-Begriffs entdecken

Je näher das Jahresende kommt, desto kleinteiliger scheinen die anstehenden Arbeitspläne auszufallen. Es ist dann so, als ob der Tag aus einer Unzahl einzelner Tätigkeiten besteht, die sukzessive abgearbeitet werden. Das ist natürlich subjektiv, tatsächlich unterscheiden sich die Abläufe nur unwesentlich von denen des Sommers. Aber die Blickrichtung, eben mehr nach innen und nicht mehr so stark auf die Außenwelt bezogen, ändert sich eben und das beeinflusst die Wahrnehmung, vor allem die Selbststeuerung und Selbstbeobachtung erheblich. Das Fließen gerät meiner Beobachtung nach dadurch etwas ins Stocken, die Einzelschritte werden öfter Gegenstand einer Art Kontrolle, eines Selbstzweifels, des Eindrucks, man müsse besonders sorgfältig oder vorsichtig vorgehen. Ich denke, das hat wesentlich mit der reduzierten Beobachtung natürlicher Prozesse zu tun, die – wie die Bäume – zwar räumlich unverändert, aber dennoch weiter weg zu sein scheinen, die man dann eher ihrer eigenen uns nicht mehr so nah stehenden Präsenz überlässt. Also eigentlich eine Veränderung im Körperlichen, die sich beim Menschen in dem stärker nach innen gerichteten Blick, beim Baum in der Verkleinerung seiner Oberfläche, im Rückzug der Nährstoffe in den Wurzelstock auswirkt. Ich will versuchen, diese Veränderungen in den nächsten Wochen einmal genauer und bewusster zu beobachten, um in der Ausformung meines Lebensbaum-Begriffs weiter zu kommen. Denn ich ahne, dass diese Dinge zwar wichtig sind, bisher aber in der Literatur nicht wirklich zum Gegenstand gemacht wurden.

Symbolische Kompensationen während der Winterzeit

Über Nacht hat der Ginkgo den Großteil seiner Blätter abgeworfen. Sie bilden jetzt einen hellgelben Teppich zu seinen Füßen. Damit steht die Baumlandschaft im Garten schon ziemlich kahl da. Nur die immergrüne Stechpalme und die Efeuranken halten die Stellung. M. hat die letzten Winterblumen in die Pflanzkübel gesetzt, demnächst wird sie ihnen noch ein wärmendes Bett aus Moos zugesellen. Das entspringt so ihrer Vorstellung, wie wenn man ein Kind warm betten wollte. Aber ich finde das nett, denn es ist ein Element der vielfältigen Symbolik, die sich gerade zu dieser Zeit des Jahres in den Vordergrund schiebt und das schwindende Grün kompensiert. Es sind Verweise auf immerwährendes Grün, Kälteschutz und vermeintliche Blütenwunder, die Ausdruck des Wunsches sind, auch im Winter das Leben in der Natur wahrzunehmen und zu erhalten. So wie man sich selbst wünscht, das Trübe und Kalte da draußen durch Wärme und Lichter im Haus und dem eigenen Innern auszugleichen. Dafür steht z. B. auch der gerade blühende Weihnachtskaktus, der gemessen an seinem Namen eigentlich immer zu früh dran ist und das Ganze noch einmal im Laufe des Jahres wiederholt, so ganz weit weg von Weihnachten. Die verschiedenen Formen adventlicher und weihnachtlicher Symbolik zu verfolgen, Neues zu entdecken und Bekanntes zu pflegen bleibt für mich anregend.

Essenzielle Themen überdauern Pausen

In diesen Tagen beschäftigen mich viele Dinge, die schon weit zu liegen schienen. Durch die Arbeit an der Rezension zu Kent Naganos Buch etwa die ernste Musik, die für meine Jugendzeit so prägend war und heute so stark in den Hintergrund getreten ist. Aus dieser Lektüre ist mir aber deutlich geworden, dass nichts je verloren geht. Das Essenzielle aus dem Erleben und das implizite Wissen, sicher auch einiges aus dem formulierbaren Wissensschatz, es bleibt unverändert, ist unter den passenden Umständen jederzeit abrufbar. So als ob es keine Abwesenheit, keine Lücke in der Beschäftigung gegeben hätte. Vielleicht liegt da der Unterschied zwischen Tätigkeiten, die aus praktischen Erwägungen heraus abgewickelt werden, und solchen, die einer uns eigenen Selbstverständlichkeit, einer inneren Notwendigkeit entspringen. So wie mit der Musik geht es mir auch mit der Bildhauerei, den christlichen Grundgedanken, den Grundfragen der Sprachphilosophie und natürlich den speziellen symbolischen Fragen, die sich mir und vielen anderen aus der Betrachtung des Spiegels ergeben, den wir uns in der Lebenssymbolik der Bäume nicht selten vorhalten. Auch das ist eines der Felder, die eine längere Pause verkraften könnten, ohne Schaden zu nehmen. Es ist dennoch schön, dass ich diese eine Pause seit fast zehn Jahren nicht mehr einlegen musste.

Bäume und kulturelles Grundverständnis

Es wird wohl ein lichtärmerer November werden, als wir ihn im Vorjahr erlebt haben. Denn das Vorjahr brachte einen nicht nur milden, sondern auch vergleichsweise hellen Frühwinter hervor. So werden wir uns mit den Tiefs, Wolkendecken und Regenfronten anfreunden müssen und das Licht aus unserem Inneren hervorholen. Ich hoffe, dass meine verschiedenen Baumprojekte mir dabei helfen. Die praktische Holzarbeit auf jeden Fall, aber auch die theoretische Beschäftigung mit bestimmten Fragen der symbolischen Umsetzung von Ideen können viel Licht ins Dunkel bringen. Natürlich auch außerhalb der Baumthematik, aber diese bleibt für mich immer einer der wichtigen Bezugspunkte. Auch deshalb kann ein Gespräch über Bäume weit über das Bedeutungsfeld der Rolle hinausgehen, die Bäume in der sprachvermittelten Kommunikation spielen mögen. Es geht dabei immer auch um Grundprinzipien des Lebens und unser kulturelles Grundverständnis.

Das besondere Interesse für Bäume

Nun ist das Vater, Mutter & Kind-Armband-Set unter Dach und Fach. Und noch eines mit der ungewöhnlichen Kombination von Holunder und Ulme. Eine spannende Arbeit, bei der ich weiß, sie wird von den Trägern in ihrer ganzen Sinnhaftigkeit geschätzt. Oft kann ich das nicht so genau wissen, nur vermuten. Denn die meisten Interessenten werden über die Wunschbaum-Themenseite auf das Armbänderangebot aufmerksam. Menschen eben, die sich von daher für die Bäume und ihre Symbolik sehr wahrscheinlich interessieren, die gerade deshalb den Weg auf die Seiten gefunden haben. Ich wünsche mir noch viele Jahre mit den verschiedenen Facetten der Wunschbaum-Idee, um noch genauer und umfangreicher erleben und verstehen zu können, wie sich das besondere Verhältnis der Menschen zu den Bäumen in unserer Zeit praktisch ausgestaltet.

Rezensionsroutine

Die Rezensionen gehen mir immer leichter und auch stimmiger von der Hand. Das macht wohl die wachsende Routine. Und der November ist auch der richtige Monat für diese Art der analysierenden und beurteilenden Arbeit. Auch das Buch über die Krise der ernsten Musik ist jetzt schon fast durch, ich feile nur noch an gewissen Details. Die letzte in der Reihe meiner Rezensionen über aktuelle Baumliteratur liegt nun schon einige Zeit zurück. Dabei schichten sich die noch ungelesenen Bände zu immer größeren Stapeln, die ich hoffe doch irgendwann abtragen zu können. Meine Hauptthemen, die ich bevorzugt am Baumthema abarbeite, begegnen mir immer wieder auch in anderen Bereichen, wie gerade jetzt bei der Beschäftigung mit dem Bedeutungsschwund klassischer Musik. Es eben am Beispiel der Bäume zu erfassen und im Detail weiterzuverfolgen, das liegt mir aber immer noch am meisten. Nur mehr Zeit für die fortführende Arbeit an diesen Gedanken müsste ich übrig machen.

Zeitlose Übergangszeit

Ein Wochenabschluss, der konsequent in der Linie der ganzen Woche lag. Eigentlich so, wie ich mir den November klassischerweise vorstelle. Manchmal erstaunt es mich selbst, dass ich gerade diese Zeit mag. Kein Zufall wohl, dass mein Geburtstag in diese Tage fällt, wenn der Herbst am schwinden und der Winter noch nicht richtig da ist. Eine Übergangszeit, die den Übergang vom Winter zu den ersten lichten Tagen des Frühlings genau umzukehren scheint. Ich freue mich, dass ich gerade jetzt eine Reihe meiner besten Baum- und Holzfotografien bei shutterstock unterbringen konnte. Das ist ein weiterer Beweis dafür, dass bestimmte Motive zeitlos sind und ihre symbolische Kraft eigentlich nie verlieren.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.