Wohlige Wärme

Nach einem schleppenden Auftakt hat sich der Holzofen nun wieder an seine Arbeit gewöhnt. Und die klamme Kälte, die sich in den letzten dauertrüben Wochen im Haus breit gemacht hat, kriecht langsam wieder aus dem Gemäuer heraus. Einen guten Anteil daran haben die gut abgelagerten Obstbaumhölzer, die lange anhalten und unseren üppigeres Nadelholzdepot ergänzen. Das tut schon gut und ist so eine Art Ersatz für das fehlende Licht. Letzteres schlägt inzwischen so ziemlich jedem aufs Gemüt. Mehr Wärme schafft da einen akzeptablen Ausgleich. Mal sehen, wie lange die Ofensaison diesmal anhält und ob wir mit dem angesammelten Vorrat auskommen. Bei einem langen Winter wird es notwendig sein, weiteres Brennholz herbeizuholen. Hoffen wir, das wird nicht nötig sein und das Frühjahr wird so zeitig zu uns kommen wie Anfang dieses Jahres. Das war vielleicht die größte und positivste jahreszeitliche Überraschung seit langem.

Früher als erwartet – der erste Holzofentag

Es ist eine glückliche Fügung, dass ich derzeit diesen Dauereinsatz in Sachen Kunsthandwerk habe. Die Welt außerhalb dieses Projekts, das ich nun schon seit 14 Jahren verfolge, scheint nämlich wie eingeschläfert. Keine gute Zeit also, um kommunikationsbezogene Arbeiten voranzubringen, die immer auch einen Dialog, einen inhaltlichen Austausch voraussetzen. Diese Dinge werde ich also im neuen Jahr wieder aufnehmen und dann hoffentlich mit neuem Schwung in die nächsten Etappen überführen. Aber diese Intimität mit den verschiedenen Hölzern, dieser stille Dialog mit der Energie der verschiedenen Baumarten ist schon eine spannende Sache, die ich in dieser intensiven Form noch nicht erlebt habe. Eine gute Erfahrung zum langsamen Ausklang dieses wechselhaften Arbeitsjahres. Nun geht’s wieder in die Wohnstube, in der wir heute erstmals für diesen Winter den Holzofen angefeuert haben. Dazu ließ sich M. dann doch bewegen, nachdem sie jahrelang darauf bestanden hatte, mit dem Holzbrand erst im neuen Jahr zu beginnen. Gut so, denn wenn es jetzt nicht passend ist, wann dann.

Barbaratag ohne Aussicht auf Blütenwunder

Das ist nun seit längerem ein Barbaratag ohne Barbarazweige. Wir hatten durchaus am Morgen daran gedacht, aber dann im Rückblick auf die Vorjahre doch davon abgesehen, die Zweige zu schneiden. Schließlich ist in den letzten Jahren das Blütenwunder ausgeblieben, aus nachvollziehbarem Grund. Zuletzt begann die Holzofensaison nämlich erst Anfang des neuen Jahres. Nur mit der bulligen Wärme des Ofens aber war genug Wärmeenergie vorhanden, um die Knospen der Kirschbaumzweige zum Aufspringen zu veranlassen. Mit ein wenig Steuerung hat das dann in den Jahren, in den der Ofen schon vor Weihnachten brannte, auch pünktlich zum Heiligen Abend funktioniert. Eine ähnliche Treffsicherheit im Herbeiführen des Wunders hatten wir vor Jahren auch bei der Arbeit in D. Dort standen die Zweige direkt auf einer breiten Fensterbank aus Marmor, auf die die darunter hängende Heizung ihre Hitze übertrug. Günstige Bedingungen dafür, die mit der normal eingestellten Zentralheizung bei uns nicht herzustellen sind. Um die abzusehende Enttäuschung zu vermeiden gibt’s dieses Jahr also keine Barbarazweige. Gut aber, dass wir darüber geredet haben und uns damit die traditionelle Bedeutung wieder vergegenwärtigt haben.

Baumarten als Spiegel menschlicher Persönlichkeit

Das wird eine intensive Zeit für die Holzarbeit während der nächsten Wochen. Ich freue mich auf eine ganze Reihe von Armbandprojekten, die das ganze Spektrum meines Angebots anreißen. Besonders schön finde dabei, dass die Armbänder ja offensichtlich eine Rolle als Weihnachtsgeschenk spielen werden. Geschenke, die Interessenten sich in der dunkelsten Zeit des Jahres sich selbst machen oder die sie für andere vorgesehen haben. Beim Weiterschenken wird auch die Idee hinter den Armbändern weitergetragen, eine Idee, die etwas mit dem Mensch-Baum-Verhältnis zu tun hat und immer wieder die Frage aufwirft, inwieweit das Besondere bestimmter Baumarten sich in menschlicher Persönlichkeit spiegelt und man gewissermaßen charakterliche Ähnlichkeiten feststellen kann. Es ist ein schöner Gedanke, dass solche Symbole Menschen auf die Spur einer Selbstbeobachtung und Selbstbeschreibung führen mögen, die ohne sie möglicherweise nicht in der Form stattfinden würde.

Vom gemeinsamen Ursprung

Zum Jahresende hin nimmt die Sehnsucht der Menschen nach dem Lebendigen in der Natur in dem Maße zu wie es sich faktisch zurückzieht. Ähnliches konnte ich immer wieder beobachten. Ich lese das an der zunehmenden Resonanz ab, die den Wunschbaum-Projekten zurzeit widerfährt. Mehr Wünsche am virtuellen Wunschbaum, mehr Kooperationsofferten, ein ungewöhnlich großes Interesse an den Angeboten der Wunschbaum-Manufaktur. Ich freue mich darüber, auch weil ich ein Stück weit diese Sehnsuchtslücke schließen kann, ergänzend zu den sinnhaften Kompensationen, die die Menschen aus der Symbolik der Weihnachtspflanzen und später ganz besonders aus dem Weihnachtsbaum gewinnen. Baumsymbole und Symbolbäume, das sind gerade in den Wochen vor der Wintersonnenwende Anhaltspunkte für die Reflexion über Grundprinzipien des Lebens, die Einheit alles Lebendigen und die Rückführung von all dem auf den einen gemeinsamen Ursprung.

Keine Schlehen mehr

Nun hatte V. doch den Wunsch, noch einen Eimer Schlehen zu sammeln, um sie anzusetzen. Vor sechs Wochen, als ich ihm dies vorschlug, war er nicht interessiert. Ich habe deshalb die Sträucher am Flussdamm noch einmal inspiziert und dabei aber bestätigt gesehen, was mir vor zwei Wochen schon aufgefallen war: Es sind absolut keine Früchte mehr zu sehen. Die Schlehen waren in diesem Jahr zwar sehr üppig ausgefallen, aber eben auch schon sehr früh, so dass sie inzwischen schon abgefallen, von den Vögeln gefressen oder so stark zusammengeschrumpelt sind, dass kein Fruchtfleisch mehr vorhanden ist. Die Chance hätten wir also verpasst. Mal sehen, ob sich die nicht ganz so häufige Fülle bei den Schlehen im nächsten Jahr wiederholt.

Guten Chancen für Weihnachtsstimmung

Ein ruhiger 1. Advent, und wir haben das mit dem Lichterketten und dem Adventsschmuck dann doch noch rechtzeitig geschafft. Auch die Zeitschaltuhr ist schon aktiviert, so dass die Beleuchtung sich täglich in der Frühe einschaltet, um 9.00 Uhr abschaltet, um 16.00 Uhr wieder anspringt, um bis 23.00 Uhr die Zweige in weihnachtliches Licht zu tauchen. Der diesjährige Adventskranz ist vergleichsweise puritanisch ausgefallen. Neben dem reinen Fichtenkranz sind vier sehr schöne dunkelrote Kerzen darauf platziert und in die Zwischenräume haben wir lediglich kleine rote Filzsterne drapiert. In der Mitte ein wenig Kunstschnee, das war Ms Wunsch. Ich selbst hätte darauf verzichten können, weil mich diesmal die reduzierte Ausstattung eigentlich am meisten anspricht. Mein Eindruck ist, wenn ich die Gespräche rundum mitverfolge, dass die diesjährige Weihnachtszeit bewusster als solche wahrgenommen wird als in den Vorjahren, in denen man den Eindruck hatte, der Kopf stand den meisten bis kurz vor den Feiertagen ganz woanders. Vielleicht ist das eine Folge des tristen Wetters, das pünktlich zum 1. Advent nun auch die Kälte mit sich bringt, ohne die wirkliche Weihnachtsstimmung ohnehin kaum entstehen kann.

Ausdruck der Weihnacht

Bei J. und W. ist alles schon ganz weihnachtlich geschmückt. Nur der Adventskranz oder das Adventsgesteck, wie es bei J. ja eher der Fall ist, das haben sie wie wir auch noch nicht geschafft. Immerhin haben wir ja noch den 1. Adventssonntag, um das zu arrangieren, bevor die erste Kerze am Abend entzündet wird. Nun, die Kälte, die sich jetzt doch breit gemacht hat, lässt inzwischen eher weihnachtliche Gefühle aufkommen. In den Straßen, vor den Geschäften, in vielen Fenstern und an Hauseingängen finden sich unzählige Varianten von weihnachtlichem Schmuck, Weihnachtsbäume mit Lichterschmuck, Lichterketten in allen Farben, vor allem die modernen LED-Ketten, teils mit Effekten. Eine Vielzahl, die dennoch nicht überladen auf mich wirkt. Ich wünsche allen, dass sie das, was Weihnachten in seinem Kern bedeutet, auch tatsächlich während dieser Wochen in sich aufnehmen und in sich aufleben lassen können. Die Lichter, das Glitzern und der Schmuck sind nur ein Teil des äußeren Ausdrucks, der sich nicht verselbständigen, sondern m. E. eben als dieser Ausdruck erkennbar bleiben sollte.

Letzte Adventskränze

Wie eigentlich immer vor dem ersten Advent war der heutige Tag wieder vollgestopft mit Arbeit. Immerhin ist es uns gelungen, am zweitletzten Tag noch einen schönen Adventskranz zu erstehen. Und einen kleineren zusätzlich, der an der Haustür platziert wird. Wir werden beide noch mit den gesammelten Zweigen ausschmücken und ergänzen, sicher mit Mistelzweigen, vielleicht auch mit einzelnen Zweigenden von der Zypresse. Auch die Beleuchtung an den Gestecken muss noch angebracht werden. Eine schöne Arbeit für den Vormittag des ersten Advents. Nun freuen wir uns erst einmal auf den Besuch und werden mit J. und W. unsere bisherigen vorweihnachtlichen Erfahrungen austauschen.

Immergründe Weihnachtspflanzen

Eigentlich ist es vor Beginn der Adventszeit immer das gleiche. M. gerät leicht in Panik mit ihren Dekorationen, korrigiert einige Tage lang dies und jenes und erklärt sich letztlich dann doch zufrieden mit den Ergebnissen. Als Material für verschiedene Arrangements hat V. Schon vor einigen Tage Misteln gesucht und auch sehr schöne mitgebracht. An der altbekannten Suchstelle waren in den letzten Jahren meist solche mit überwiegend gelblichen Blättern zu finden gewesen. Dass er dieses Jahr wegen der Geländeverhältnisse an anderem Ort gesucht hat, war ein Glücksfall. Denn die Mistelzweige, man kann schon sagen Mistelbüsche, sind besonders schön gewachsen und tragen eher grüne Blätter, was insgesamt eindrucksvoller wirkt. Von unserer kleinen Stechpalme habe ich zudem noch einen überzähligen Ast abgeschnitten, und von unserer in die Hecke integrierten Eibe einige kleinere Zweige, die herausragten. Zusammen mit den Fichten- und wenigen Tannenzweigen sollten damit genug immergrüne Relikte weihnachtlicher Symbolbäume zur Verfügung stehen. Unsere Vorräte an weiteren, funkelnden und glitzernden Dekorationsutensilien sind inzwischen auch schon so umfangreich, dass dem gewohnten Vorweihnachtsschmuck der Wohnung nichts mehr im Weg steht. Vielleicht schaffen wir es noch, morgen einen schönen Adventskranz zu organisieren. Darauf, diesen selbst zu binden, wollte M. dieses Jahr verzichten.

LED-Weihnachtsbaumkerzen

Diese Novembereindrücke sind offenbar nicht subjektiv. Eigentlich hat der Novemberblues zumindest in unserer Gegend hier so gut wie alle erfasst. Viele Gespräche drehen sich um diese Dunkelheit, die zur Unzeit über uns kommt, wo doch die Wintersonnenwende noch vier Wochen auf sich warten lässt. Wahrscheinlich eine gute Zeit für die Beleuchtungsindustrie, vor allem für die wie die Pilze aus dem Boden schießenden Kreationen mit LED-Lichtern. Seitdem sich das LED-Licht auch in gelblichen und weißlichen Farben produzieren und serienmäßig einsetzen lässt, nimmt die Zahl der Produkte mit diesen Lösungen ständig zu. Natürlich auch für den Weihnachtsbaum. Ich schwanke immer noch, ob wir uns statt der inzwischen drei konventionellen Lichterketten, die unser Baum gewöhnlich benötigt, dieses Jahr doch einen Satz kabelloser LED-Weihnachtskerzen anschaffen sollen. Die sind bei der Zahl, die wir benötigen würden, allerdings noch ziemlich kostspielig. Die Idee, mit der Fernbedienung den Baum aus der Distanz zum Leuchten zu bringen, ist natürlich bestechend. Vor allem aber fände ich es toll, wenn die lästigen Kabel endlich aus dem Blickfeld kämen, die schon immer so störend waren. Nun, ich werde die Angebote diesbezüglich noch weiter verfolgen.

Anstrengende Hölzer

Mit den Holzstäben hatte ich heute doch einen unerwartet großen Aufwand. Es hängt eben sehr von der Holzart ab, ihren speziellen Eigenschaften, aber auch von dem Abschnitt, den ich ausgesucht habe. In einem Fall, bei der Kiefer, hatte ich mich verschätzt. Der Abschnitt war in Teilen zu weich und deshalb nicht geeignet. Leider ein verlorener Stab. Und das Feigenbaumholz ist ohnehin eine Klasse für sich, das generell große Vorsicht erfordert. Ich bin froh, letztlich und mit dem Ergänzen teils kleinerer Zusatzstäbe doch eine gute Ausgangsbasis geschaffen zu haben. Kiefer und Feigenbaum, die beiden haben mir es heute eher schwer gemacht. Dafür sind andere Hölzer stressfreier. Und beim nächsten Mal erwische ich bestimmt auch wieder pflegeleichtere Abschnitte.

Wechselhafte Novembererscheinungen

Gestern war ein Glücksfall, eine Witterungsinsel in diesem extrem grauen November. Man hat den Eindruck, das Licht will sich gar nicht mehr zeigen. Von früh bis spät eine geschlossene Wolkendecke, was den Dauereinsatz der Raumbeleuchtung notwendig macht. Bereits jetzt wirkt sich der Lichtmangel bei vielen in Dauermüdigkeit und Motivationsschwäche aus. Da wäre eine echte Kältephase wahrscheinlich die bessere Alternative, da mit klirrend kalter Luft der Himmel meist auch leergefegt ist. Eine Chance für die Sonne. In merkwürdigem Kontrast dazu stehen unsere Sommerblumen, die nach wie vor ihre Pracht entfalten. Die wunderbare lila Fuchsie zum Beispiel. Und auch die Mittagsblumen scheinen sich immer noch nicht an der Kälte zu stören. So etwas habe ich noch nie beobachtet, Ende November. Nur die Baumlandschaft hat sich fast vollständig in sich selbst zurückgezogen, wird zunehmend unsichtbar, meidet jede Aufmerksamkeit. Das macht Spaziergänge nicht gerade spannend. Erst mit dem Extrem, Eis und Schnee, wird der Blick wieder stärker auf die Verfassung und den Überlebenswillen der Bäume im Winter gelenkt.

Verlust an Innerlichkeit

Nachdem wir im letzten Jahr die Ausstellung versäumt hatten, konnten wir heute die wunderbaren weihnachtlichen Dekorationen im Blumenhaus W. wieder bewundern. Wie gewohnt waren viele staunenswerte Dinge zu sehen, das allein machte schon Freude. Aber solche Besuche bringen immer auch Anregungen, wie man selbst neue Ideen umsetzen kann, ähnlich oder in individuellerer Form. Natürlich spielen die weihnachtlichen Pflanzen, vor allem die Zweige immergrüner Bäume bei den Arrangements eine große Rolle. Meist von lebenden Bäumen stammend, teilweise kommen aber auch täuschend echt wirkende Imitationen zum Einsatz. Der Kreativität ist in diesem saisonalen Rahmen auch nach Jahren der Höchstleistung keine Grenze zu setzen. Dennoch glaube ich, in früheren Ausstellungen am gleichen Ort noch mehr vom eigentlichen Charakter der Weihnachtszeit verspürt zu haben. Leider ist trotz aller kreativer Opulenz der Zauber der Weihnacht diesmal nicht in derselben Form verarbeitet worden. Vielleicht ist auch das eine Tendenz unserer Zeit, in der viele Menschen den Traditionen einerseits, Zeugnissen themen- und zeitbezogener Innerlichkeit andererseits mit einer gewissen Skepsis begegnen.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.