Oh – schöner – Tannenbaum

Unser Weihnachtsbaum 2014

Nun steht er schon, unser diesjähriger Weihnachtsbaum. Die grüne Blaufichte präsentierte sich etwas bogenförmig gewachsen. Aber mit der richtigen Drehung und einigen korrigierenden Maßnahmen konnte ich die kleinen Schönheitsfehler ausgleichen, ohne den Charakter der Baums zu beeinträchtigen. Der schöne Astaufbau und vor allem die kräftig gewachsenen Seitenäste waren die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl. Und beim Schmücken hat sich das wie erwartet ausgezahlt. Diesmal war es mir vergönnt, ganz ruhig beim Hören meiner Lieblings-Weihnachtsmusik daran zu arbeiten. Das hat Spaß gemacht und mich doch sehr an das Ritual erinnert, wie ich es von früheren Jahren in eindrücklicher Erinnerung habe. Nachdem ich in den letzten Jahren die goldenen Kugeln als Hauptakzente gesetzt hatte, sollte dieses Jahr das Rot dominieren. Dabei sind dann auch vier große rote Glaskugeln zum Einsatz gekommen, die wir bisher noch nie als Baumschmuck verwendet hatten. Und der Strohschmuck mit roten Aufhängern, gemischt mit Glas, Metall, Holz-, Samt- und Paillettenschmuck. Da der Baum diesmal nicht ganz so hoch und ausladend ist, habe ich ihn nicht überfrachtet. Im Ergebnis zeigt er dennoch eine gewisse Opulenz, die aber seinem Charakter angemessen ist. M. gefällt das Rot auch sehr gut. Und der Gesamteindruck stimmt uns jetzt schon zuversichtlich, in dieser Weihnachtszeit – nach dem letztjährigen Trauma – wieder einen sehr schönen Weihnachtsbaum bewundern zu können, der seine Bezeichnung zu Recht trägt.

Planlose Ruhe

Auch wenige Tage vor Heilig Abend ist der Arbeitstag eng getaktet. Als wenn ich das Hektik-Klischee für die Vorweihnachtszeit unbedingt bestätigen wollte. Aber das ist nicht so. Vielmehr ist der enge Plan durch Anfragen von außen bestimmt. Und da mich solche Nachfrage wirklich freut, ist das auch vollkommen in Ordnung. Ich hoffe, an den Feiertagen selbst und in der Zeit der Raunächte dann die vielbeschworene Ruhe in ihrer weihnachtlichen Ausprägung erleben zu können. Einen Plan dafür hätte ich auch schon, aber eigentlich will ich gerade zu dieser Zeit nicht so planvoll leben. Den Weihnachtsbaum habe ich eben aus dem Regen unter Dach geholt. So kann er wenigstens etwas abtrocknen, bevor wir ihn morgen Vormittag ins Haus holen. Auf diesen Baumschmücktag, wie ich ihn einmal nennen möchte, freue ich mich ganz besonders, da die ungewohnte schmale Dimension des Baums etwas Neues für mich ist, für das ich eine angemessene Lösung finden muss.

Der Weihnachtsbaum ist gefunden

Nun kam ich doch schneller an den Weihnachtsbaum, als ich ursprünglich gedacht und geplant hatte. Denn als ich am Bürgerplatz vorbei kam und zum zweiten Mal die dort ausgestellten Bäume begutachtete, wuchs spontan der Wunsch, den Baum diesmal im eigenen Dorf zu besorgen. Zwar ist die Auswahl an zimmerhohen Exemplaren dort nicht so toll, aber ich hatte ja ohnehin erstmals einen weniger hohen Baum vorgesehen. Bei einer schmalen, etwa 2 Meter hohen und schön gleichmäßig bis in die Spitze gewachsenen Blautanne bin ich dann letztlich geblieben. Was mir die Entscheidung neben dem Astaufbau leicht machte, war die Tatsache, dass dieses Exemplar glücklicherweise nicht blau wirkt, sondern ziemlich grün. Eine grüne Blautanne also, eine Premiere, nachdem wir jahrelang auf Nordmanntannen gepolt waren. Die zeigen aber, wie ich heute erfahren habe, besonders häufig diese ausgedünnten Kronenabschnitte. Für das Schmücken wird der Baum sicher eine Herausforderung werden, da ich eben immer diese breiten und ausladend großen Bäume gewohnt war. Es wird ein Schmuck sein müssen, der dem Charakter dieses leichteren Baumes entspricht, damit er in seiner neuen Rolle als Symbolbaum eindrucksvoll wirken kann.

Vorweihnachtliche Planungen

Dadurch, dass Heilig Abend dieses Jahr in die Wochenmitte fällt und man damit ja gleich eine halbe Feiertagswoche einleitet, fallen die vorweihnachtlichen Planungen ungewohnt aus. Die meisten scheinen in dieser Woche bereits das Geschäftsjahr abzuschließen, ungeachtet der beiden noch ausstehenden zweieinhalb Arbeitstage. Für mich geht’s eigentlich ununterbrochen weiter, schon allein wegen der Bestellungen, die zwischen den Tagen versandfertig sein sollen. Aber es gibt auch einige Unterbrechungen mit angenehmen und weniger angenehmen Verpflichtungen. So steht diese Adventszeit für mich überwiegend im Zeichen der symbolischen Arbeit mit den Bäumen. Eine schöne Herausforderung, die ich in dieser Dichte bisher noch nicht erlebt habe. Dass ich mit meinen handgefertigten Produkten so manchem ein Weihnachtsgeschenk zur Verfügung stellen kann, in diesem Jahr sehr viel häufiger als sonst, das finde ich wirklich spannend. Da geht die Wahl und das Schmücken des Weihnachtsbaums, ein Projekt, das ich ab Freitagvormittag vorgesehen habe, schon fast unter. Dennoch hoffe ich auf die Muße und eine glückliche Hand bei der Suche und Auswahl, die das traumatisches Erlebnis des Vorjahrs nicht zur Wiederholung werden lässt.

Weiterentwicklung der Wunschbaum-Manufaktur

Das war wohl das letzte Drechseln vor Weihnachten. Damit habe ich das Material für die nächsten kunsthandwerklichen Arbeiten vorbereitet. Arbeiten, die um die Feiertage herum platziert sein werden. Und im neuen Jahr geht’s gleich weiter. Es ist schön, dass meine Bemühungen während der Sommermonate, die Angebote der Wunschbaum-Manufaktur noch transparenter und sichtbarer zu machen, inzwischen Früchte getragen haben. Das wird für die Kontinuität im neuen Jahr sicherlich förderlich sein. Und neue Aktualisierungen der Darstellung im Internet, aber auch neue Hölzer und ein neues Armband-Konzept sind ja auch noch vorgesehen. Somit ist die Entwicklung der Idee auch nach 14 Jahren noch lange nicht abgeschlossen.

Vom eigentlichen Sinn des Feiertags

Ich hoffe, noch vor den Feiertagen zur Lektüre des neuen Steiner-Vortrags über Weihnachten zu kommen. Der Titel ist „Die zwei Weihnachtsverkündigungen“ und wurde von Rudolf Steiner am 1. Januar 1921 in Stuttgart gehalten. Ich kenne den genauen Inhalt noch nicht und bin deshalb gespannt, welchen Aspekt der Weihnacht er in diesem Vortrag herausstellt. Die übrigen als Sonderdruck veröffentlichten und auf Weihnachten bezogenen Vortragsmitschriften habe ich in den letzten Jahren bereits gelesen. Dabei finde ich den vor Jahren zunächst entdeckten „Der Weihnachtsbaum – Ein Symbolum“ immer noch am eindrücklichsten. Ich bemühe mich, ihn um die Feiertage herum immer wieder neu zu lesen und stelle jedes Mal fest, dass ich andere Aspekte wahrnehme und der Text offenbar endlos viele Facetten offenbart. Eine Feststellung, die ich bei so manchen Niederschriften Steiners schon öfters gemacht habe. Es ist einfach schön, sich zumindest im Verlauf der Lektüre solcher Texte den eigentlichen Sinn des Feiertags vor Augen zu führen. Denn das geht im Zusammenhang familiärer Kommunikation, in der Form, wie sich diese konventionell entwickelt hat, allzu leicht vollständig unter.

Schon wieder Pech mit dem Weihnachtsgrün

Eigentlich nehme ich dieses seltsame Erlebnis ähnlich wahr wie M. Allerdings kann ich mich mit dem Gedanken, ganz auf einen Weihnachtsbaum zu verzichten, nicht gewöhnen. Tatsächlich ist dieses Phänomen weihnachtlichen Grüns mit penetranter Geruchsausdünstung tatsächlich auch bei unserem diesjährigen Adventskranz aufgetreten. Anfänglich unauffällig, hat er im Laufe der Woche diesen stechenden Geruch entwickelt. V., der direkt neben dem Kranz saß, hat die Quelle dann eindeutig identifiziert. Und wir konnten nicht umhin, seine Beobachtung zu bestätigen. Was soll man dazu sagen. Zweimal Pech, beim letztjährigen Weihnachtsbaum, der die nachweihnachtliche Zeit nicht mehr erleben durfte, und jetzt beim Adventskranz, der aus ganz anderer, durchaus vertrauenswürdiger Quelle stammte. Der Ärger über diesen Verlust ist das eine, die Frage, wie so etwas kommen kann, das andere. Eine Erklärung haben wir nicht. Der Versuch einer Ursachenbegründung, die uns letzten Dezember der hiesige Gärtnermeister gab, scheint nun nicht mehr so stichhaltig. Schließlich kann man doch nicht davon ausgehen, dass ausgerechnet unser Weihnachtsgrün immer von Bäumen stammen sollte, die im Riesen-Weihnachtsbaum-Transport ganz unten lagen und bereits während dieser Zeit eine Art Gärschaden erlitten. Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber vielleicht gibt’s ja mittlerweile Konservierungsmethoden oder ähnliches, die solche Geruchsentwicklung unter Wärmeeinwirkung erklären. Vielleicht finden wir das irgendwann einmal heraus. Bleibt noch die Frage, ob wir nach der Erfahrung noch die sonst selbstverständliche Motivation aufbringen, nach einem Weihnachtsbaum Ausschau zu halten.

Hölzerne Weihnachtsgeschenke unter Dach und Fach

Es war nicht einfach, aber ich bin im Plan geblieben bei dieser Mammutarbeit. 5 Bänder an einem Tag zu glätten, das hatte ich bisher noch nicht. Allzu oft würde ich es auch nicht gerne wiederholen. Aber wenn dann alles perfekt ist, ist die Mühe schnell wieder vergessen. Ich freue mich, dass die verschiedenen Baum-Holz-Symbol-Geschenke für Weihnachten damit unter Dach und Fach sind und ich mein Augenmerk auf die Auslieferung nach den Feiertagen richten kann. Das bedeutet noch einige Arbeit vor Weihnachten. Eine Arbeit, die wie ich finde, perfekt in diese Zeit des Jahres passt, holt sie mir doch das fehlende Licht symbolisch zurück.

Abschließende Holzprojekte

Wieder ein sehr langer Arbeitstag. Aber mein Plan scheint aufzugehen. Zumindest hoffe ich, morgen mit den letzten fünf der vierzehn Armbänder abschließen zu können, die noch als Weihnachtsgeschenke gedacht sind. Anschließend geht’s an die neuen Projekte, die frühestens während der Rauhnächtezeit ihren Einsatz starten können. Allerdings möchte ich die Perlen noch vor Heilig Abend fertigstellen. Dann kann der Versand noch im alten Jahr erfolgen. Vielleicht ist diese schöne Arbeit mit den Hölzern das Beste, das bei solchem Dezemberwetter für mich vorstellbar ist.

Holzcharaktere besser verstehen

Heute war wieder die große Maschine an der Reihe. Die Arbeit bei wenig angenehmen Temperaturen, Dauerregen und chronischer Lichtarmut war langwieriger als erwartet und geplant. Aber natürlich müssen die Stäbe vollkommen in Ordnung sein, damit die übrigen Arbeitsschritte flüssig vorangehen. Letztlich sind mir auch die schwierigen Hölzer, allen voran die Esskastanie, gut gelungen. Bei diesen Stunden intensiver Auseinandersetzung mit dem Material, oder vielmehr der Individualität einzelner Holzarten, entsteht immer wieder so etwas wie innige Vertrautheit. Kein Kennenlernen mehr, dafür bin ich schon zu lange mit den verschiedenen Arten beschäftigt. Eher ein immer besseres Verstehen, das es mir erleichtert, den je besonderen Charakter einzuschätzen und das Spezifische herauszuholen. Ich bin sicher, dass man den Produkten diese Auseinandersetzung ansieht, und dass dies ihre symbolische Kraft und Ausstrahlung mitprägt.

Gabenarmbänder

Es ist schön, dass die Baumkreis-Arbeiten jetzt abgeschlossen sind. Ich habe das heute in intensiven Phasen sukzessive durchgezogen und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Jetzt geht’s gleich an das nächste Projekt, das mich wohl bis zum Wochenende beschäftigen wird. Ein ungewöhnlich großes Interesse beobachte ich zurzeit an den Produkten der Manufaktur und freue mich sehr darüber. Dass einige dieser Arbeiten als Geschenke unter dem weihnachtlichen Gabentisch dienen werden, macht mich besonders froh. Welch schöneren Rahmen könnte es für ein so individuelles und doch zeitlos sinnhaftes Geschenk geben!

Überlegungen zur Größe des Weihnachtsbaums

Beim Einkaufen sind wir heute an dem Areal vorbeigekommen, das sich der hiesige Weihnachtsbaumhändler immer aus Bauzäunen abgrenzt. Die kleineren Bäume, vom Mini-Format bis ca. 1,70 m Größe, sind teilweise gar nicht so übel. Bisher hatte ich ja immer die zwingende Vorstellung, es müsste ein zimmerhoher Baum werden. Nach der unwahrscheinlichen Erfahrung des Vorjahres, in dem wir den gärenden Baum bereits kurz nach den Feiertagen entfernen mussten, bin ich von diesem bis dahin so gut sortierten Händler nicht mehr ganz überzeugt. Vielleicht ist ein kleinerer Baum, der anderswo leichter zu finden ist, doch eine Möglichkeit. Eine andere wäre die Kombinationen zweier ganz kleiner Bäume, die dann, ganz in der ursprünglichen Tradition, als Tischbäume ihre symbolische Erfüllung finden könnten. Ich bin mir noch nicht sicher, welche Variante ich wähle. Den Baum jetzt schon zu besorgen, wäre mir ohnehin noch zu früh.

Symbolische Konstrukte

Ganz ungewohnt ruhig gestalten sich meine Arbeitstage in den letzten Vorweihnachtswochen. Ruhig und äußerst intensiv, denn die zahlreichen Anfragen müssen termingerecht abgearbeitet werden. Die Arbeit mit Holz ist da ganz anders als andere Routinearbeiten. Sie zeigt sich besonders variationsreich, fordert auch bei noch so viel Erfahrung große Aufmerksamkeit und ist deshalb immer wieder eine Herausforderung. Vielleicht liegt darin der Grund, dass ich diese Arbeit als sich stetig weiterentwickelnd wahrnehme, als Teil eines umfassenderen Projekts, in dem sich Zeitlosigkeit mit den wechselnden Bedürfnislagen einzelner verbindet. So etwas ist nur mit archetypischen Symbolen möglich, unter denen die Bäume für mich die spannendsten sind. Ein sich veränderndes Abenteuer sozusagen, das aufbauend auf einer verbindenden gleichbleibenden Grundlage immer wieder neue und individuelle symbolische Konstrukte ermöglicht.

Weihnachtsstimmung international

Vor einigen Tagen habe ich es schon einmal bemerkt. Die Vorweihnachtszeit wird in diesem Jahr bewusster wahrgenommen. Man hat den Eindruck, dass der eigentliche Inhalt des Weihnachtsgedankens stärker in den Vordergrund getreten ist. Da kann die immer wieder gerügte Kommerzialisierung nichts dran ändern. Inhaltlich können die Menschen wieder mehr in der Weihnacht erkennen, lassen sich wieder mehr Zeit zum bewussten auf die Festtage bezogenen Stillsein. Mehr und bessere rührende Weihnachtsfilme im Fernsehen, phantasievollere Weihnachtsdekoration in den Geschäften und Privatwohnungen. Viel weihnachtliche Musik schon von Beginn der Adventszeit an. Das sind natürlich äußerliche Zeichen, die aber dennoch für etwas tiefer Gehendes stehen. Die Reportage vorhin über das Erleben des Weihnachtsfestes unter Seeleuten im Hamburger Hafen hat es wieder einmal gezeigt. Auch wer auf Grund seiner Religion oder seiner Erziehung nicht wirklich einen Bezug zu den Symbolen und Ritualen der Weihnachtszeit hat, kann sich dennoch der emotionalen Energie und inhaltlichen Stärke dieser Symbole und Rituale nicht entziehen. Spätestens beim Anblick des großen beleuchteten und festlich geschmückten Weihnachtsbaums bei der Zusammenkunft im Seemannstreff am Heiligen Abend war für alle spürbar, dass dies ein besonderes Fest mit kulturübergreifender Bedeutung ist. Der Symbolbaum war, an den Augen dieser Menschen ablesbar, der Katalysator dieser Empfindung.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.