Spätes Aufblühen

Dieses Aufblühen über Nacht, das für mich den Frühling im Bewusstsein verankert und uns eine Art frühlingshafter Gewissheit verschafft, ein solches Aufblühen ist uns zu dem diesjährigen Osterfest nicht vergönnt. Über die Frühblüher wie Hasel, Weide und vereinzelt Schlehdorn hinaus hat sich noch so gut wie nichts in der Baumlandschaft bemerkbar gemacht. Diesmal also kein früh einsetzender Frühling wie im Vorjahr. Vielleicht aber doch ein lang anhaltender. Das wünsche ich uns allen und besonders V., der nach dem Totalverlust seiner Bienenvölker eine lange Saison dringend benötigt, um den Neuanfang hinzubekommen. Mit den ersten stabil warmen Tagen wird er die neuen Völker erhalten, die dann bei der Apfel- und Weißdornblüte hoffentlich gleich aktiv werden können. Bei den Wetterkapriolen, die in unseren Breiten ja auch schon üblich geworden sind, kann man sich nämlich nicht unbedingt auf einen konstant günstigen Verlauf einstellen. Eine ordentlich ausfallende Frühtracht kann da einen Vorsprung sichern und spätere Einbrüche auffangen.

Karfreitagsgedanken

Rudolf Steiners Gedanken zu Ostern haben so gar nichts mit der detaillierten christlichen Tradition zu tun. In dem Vortrag von 1908 hat er vielmehr das sehr deutlich umgesetzt, was schon seine Zeitgenossen so geschätzt und bewundert haben. Nämlich die Grundlegung, die Rückführung christlichen Gedankenguts auf seine Wurzeln, auf die eigentlichen geistigen Grundlagen, die nach seiner Darstellung in vorgeschichtlicher Zeit zu orten sind, in einer Zeit, in der die Menschheit in einer anderen Form, mit einem anderen noch übersinnlich begabten Bewusstsein auf dieser Erde gelebt hat. Die Fäden, die von dort aus aufzunehmen sind, enden bei der Entwicklung der christlichen Lehre und weisen vor allem in die Zukunft. Denn das ist es, was Steiner vor allem betont: Anders als das Weihnachtsfest verweist Ostern nicht nur zurück auf eine Zeit der Offenheit zur und Einheit mit der geistigen Welt, sondern erinnert gleichzeitig auf den zukunftgerichteten Sinn der Menschwerdung Gottes in Gestalt des Jesus Christus. Insofern sieht er das Christentum nicht bloß als Religion, sondern als etwas, das das gesamte kulturelle und geistige Leben der Zukunft wesentlich beeinflussen kann. Die Fernperspektive ist die Überholung der Religion selbst, die in dem Moment wieder so überflüssig wird, wie sie es vor der Abschneidung von der geistigen Welt schon einmal war, nämlich dann, wenn diese Durchdringen der Grenze wieder etwas Natürliches geworden sein wird, dann aber angereichert und gestärkt durch die Erfahrungen des wahrnehmenden Körperlichkeit. Eine faszinierende und sehr tiefgehende Grundlegung dessen, was uns Ostern eigentlich bedeuten kann. Es ist so bedauerlich, dass solches Denken nach Steiner keine sehr einflussreiche Weiterentwicklung gefunden zu haben scheint. Die wissenschaftliche Denkart einerseits und der schon zu seinen Zeit als sinnlos entlarvte Versuch wissenschaftlicher Erklärungen des Übersinnlichen ist stattdessen immer noch im Zentrum der Diskussion sogar spiritueller Thematik. Höchste Zeit, zum wirklichen Verständnis von Mensch und Kosmos das Grundlegende in den Blick zu nehmen.

Vorausblicke in den Sommer

Auf die Feiertage freue ich mich diesmal sehr. Vor allem auf Ruhe, und darauf, dass ich die Vorträge Rudolf Steiners von 1908 über das Osterfest endlich lesen kann. Eine bessere Zeit dafür könnte es nicht geben. Nach außen ist in diesen Tagen mein Blick weniger gerichtet. Die meist kurzfristigen Aufenthalte draußen und die Spaziergänge lassen bisher keine Hochstimmung aufkommen, allerdings jetzt schon an den Sommer denken, wenn der Außenbereich auch zum Arbeiten zu unserem liebsten Platz gehört. Auf die ersten durch üppiges Laub gefilterte Sonnenstrahlen können wir uns freuen und auf die Konzerte der Vögel, die dann ihr Dauerquartier dort aufgeschlagen haben. Ob unser Feigenbaum dieses Jahr überleben wird? V. gibt ihm keine große Zukunft mehr. Und tatsächlich ist die Rinde großflächig so stark zerstört bzw. gar nicht mehr vorhanden, dass man sich ein langes Leben für diesen gebeutelten Baum nicht mehr vorstellen kann. Vielleicht aber wird er noch einmal Früchte tragen können und uns Mut machen, es mit einem neuen Artgenossen noch einmal zu versuchen.

Symbolträchtige Wesen

Auch wer mit dem Feiertag in seiner christlichen Bedeutung nicht viel zu verbinden weiß, kann sich der Aura des Osterfestes kaum entziehen. Ich beobachte seit Jahren, dass es in der Zeit um Ostern herum, mindestens eine Woche vorher und eine nachher, sehr still wird. Da steht dieses Fest im Raum, dessen Inhalt uns in dieser Zeit des Jahres schon natürlicherweise entgegentritt, quasi als Spiegel des jahreszeitlichen Aufbruchs. Das Grünen und Blühen der Bäume ist dafür ein sehr deutliches Zeichen, auf das wir aber dieses Jahr noch weitgehend verzichten müssen. Allein die Erwartung daran aber als etwas in dieser Zeit Übliches und regelmäßig Wiederkehrendes erfüllt schon diese Funktion. Die Bäume sind eben durch und durch symbolträchtige Naturwesen, deren Einfluss für das Leben und die Selbstspiegelung der Menschen gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Neue Kunsthandwerksaison

Nach der ersten Pause für dieses Jahr steht für das Wochenende wieder eine kunsthandwerkliche Arbeit an. Darauf freue ich mich, auch wenn es wohl noch nicht möglich sein wird, bereits draußen das Arbeitsquartier aufzuschlagen. Wenn es wieder ganz ins Freie geht, spätestens im Mai, dann ist diese Arbeit natürlich wieder besonders eindrucksvoll. Mit dem avisierten Projekt „Bäume und Planeten“ bin ich leider noch nicht weiter gekommen. Vielleicht wird der Hochsommer die Gelegenheit geben, die Prototypen der neuen Armbandform zu kreieren. Bis dahin steht noch einige inhaltliche Arbeit zum Thema an.

Feiertagsatmosphäre

So viel Sonne wie im Vorjahr wird dieser März im Ergebnis nicht bringen. Das ist vor allem auf die letzten 10 Tag zurückzuführen. Ohne diesen Einbruch hätte es etwas werden können. Immerhin können wir für den Ostersonntag, vielleicht auch schon Karsamstag auf einige längere Sonnenphasen hoffen, auch wenn die Temperatur frühlingshaft nicht zu nennen sein wird. Ich freue mich dennoch auf die Ruhezeit und auf die besondere Atmosphäre, die jeder Feiertag und Ostern ganz besonders mit sich bringt. Wenn ich dabei Einkehr mit zumindest einem ausgedehnteren Spaziergang verbinden könnte, wäre das dem Feiertag angemessen. Und dass der Baumfrühling kurz bevorsteht, das ist jetzt schon spürbar. Um die Feiertage herum wird sich die Landschaft eine letzte Ruhepause gönnen, danach hoffe ich auf die richtige Witterung, um das erste Grün und die Baumblüten fotografisch festhalten zu können.

Vegetabile Feiertags- und Frühlingssymbolik

Schade, dass wir eigentlich nicht mit sonnigen Osterfeiertagen rechnen können. Denn es soll zunächst so weiter gehen. Regnerisch, windig, kühl. Nicht in der Konsequenz des Frühlings liegend, für den es bereits vorher erste Anzeichen gab. Und nicht gerade das, was die Lebensgeister weckt und zu neuen Ufern trägt. Immerhin, die Palmzweige als symbolisches Zeichen, zum einen des Sieges und der Hoffnung im christlichen Sinne, zum anderen der Erneuerung, des Schutzes und des Lebens im Sinne einer allgemeingültigen vegetabilen Symbolik, diese immergrünen Zweige habe ich nach der Segnung am Vormittag überall im Haus verteilt. Ein Ritual, das für uns dazugehört und das für mich selbst eine kaum wegzudenkende Bedeutung hat. Die Weidenkätzchen, die M. sich ergänzend als Dekoration für die Karwoche und die Ostertage gewünscht hat, kann ich ihr nicht zur Verfügung stellen. Zum einen weil man sie generell nicht abschneiden soll, zum anderen weil sie in fußläufiger Entfernung bei uns sehr selten zu finden sind. Eigentlich finde ich es aber auch viel schlüssiger, die immergrünen Pflanzen im österlichen Kontext zu verwenden. Ich hoffe, die Buchsbaumzweige werden möglichst lange grün bleiben und erst spät ausbleichen .

Neue Palmzweige

Am Nachmittag haben wir schon einmal die Buchbaumzweige geschnitten, die wir morgen in der Palmsonntagsmesse segnen lassen wollen. V. hatte zuvor schon größere Zweige von dem großen Buchsbaum am Bienenhaus mitgebracht. Der trägt ziemlich große Blätter, was ich eher nicht so schön finde, zumal wir meist doch recht kleine Zweiglein benötigen. Mal sehen, morgen früh werden wir die Bündel zusammenstellen und eine Auswahl treffen. Und die letzte Auswahl erfolgt dann ohnehin, wenn ich die Zweige auf die verschiedenen Kreuze im Haus verteile. Ein Bündel geht wie immer an J. und W., da sie ja leider nicht in die Messe kommen. Nun hoffe ich auf einigermaßen schönes Wetter, das, wie ich finde, dem Feiertag eigentlich besser zu Gesichte stehen würde.

Privatwald ade

Vs Waldstück ist jetzt Vergangenheit. Gut, dass er sich endlich dazu entschließen konnte. Auch gut, wenn wir in den nächsten beiden Jahren noch einige Festmeter Fichtenholz daraus erhalten werden. Zwar nicht das ergiebigste Brennholz, aber bei deutlich mehr Verbrauch doch mit sehr gutem Heizwert. Nur ein Platzproblem dürfte für noch hinzukommende Vorräte entstehen, nachdem wir bereits jeden freien Quadratmeter genutzt haben und in diesem Winter so viel nicht abgetragen wurde. Also doch noch ein Restthema für die nächsten Jahre, aber eben keine Diskussionen mehr über Sinn und Zweck dieses Privatwaldes.

Sprach- und fassungslos

Solche Unglücke wie das gestern in den französischen Alpen geschehene hinterlassen einen sprach- und fassungslos. In gleichem Maße, wie man über mögliche Hintergründe und Motive rätselt, richtet sich der Blick auf das Wesentliche und Grundlegende des Lebens. Die Betrachtung des Natürlichen, die Selbstspiegelung in den Prozessen des Werdens und Vergehens können uns in „normalen“ Zeiten an dieses Grundlegende heranführen oder eine ohnehin vorhandene Nähe aktualisieren. Das ist auch der Grund für meine langjährige Beschäftigung mit diesem Themenfeld. Ich habe tatsächlich ein Bedürfnis danach und das sichere Gefühl, dass es in diesem Feld etwas nachzuholen gilt, etwas, das uns in unserer hektischen Wirtschaftswelt aus dem Blick geraten ist. Aber in Betrachtung solcher Katastrophen verblasst einfach alles und es will nicht einmal im Spiegel und eines starken Lebenssymbols gelingen, einen Sinn zu erkennen, der Trost spenden könnte.

Frühlingskapriolen

Jetzt wird’s immer noch ein wenig kälter. Man glaubt nicht, welche Kapriolen das Wetter schlägt und uns die sicher geglaubte Hoffnung auf Frühling gleich wieder entreißt. Das zeitige Zurückschneiden der Bäume war also im Nachhinein betrachtet nicht wirklich notwendig, bei den Temperaturen vielleicht sogar weniger günstig. Aber wer ahnt so etwas. Immerhin, die an Wintermonate erinnernde Kälte lässt die Aufmerksamkeit kaum von der Arbeit abdriften. Das hat also auch seine Vorteile. Noch eineinhalb Wochen bis Ostern. Ich wünsche mir wenigstens zu den Feiertagen eine Witterung, die Frühlingsstimmung und Aufbruchslaune möglich macht.

Gespiegelte Unentschlossenheit

Das ist bisher noch nicht der Frühling, den wir uns vorgestellt haben. Vor einer Woche hatte man dazu noch andere Erwartungen. Aber bevor es schöner wird, müssen wir wohl erst noch durch eine weitere Woche mit ziemlich niedrigen Temperaturen, die in den Nächten bis zum Gefrierpunkt absinken. Entsprechend still steht die Vegetation, die ihre frischen Blatttriebe und zarten Blüten gefährdet sieht und sie deshalb lieber noch zusammengefaltet lässt. Diese Unentschlossenheit spiegelt sich wie immer in der Gemütslage der Menschen. Und doch ist diese Heiterkeit bereits latent vorhanden, die der richtige Frühling mit Gewissheit mit sich bringt und an uns weitergibt.

Osterholzei

Mit dem frisch abgeschliffenen Osterholzei bin ich ganz zufrieden. Bei den mäßigen Temperaturen der letzten Tage hat es noch keine Tendenz gezeigt, die Oberfläche zu verändern, etwa durch übermäßiges Ausschwitzen seiner ätherischen Öle. Ich muss das dennoch beobachten, denn wenn das wieder auch in diesem offenen Zustand passiert, fällt für die Zukunft ohnehin jede Option der Oberflächenbehandlung weg. Auch von dem Ölen verspreche ich mir keine Lösung, da das Öl sehr unterschiedlich einziehen würde und am Ende eine fleckige Anmutung hinterlässt. Außerdem ließe sich das nie mehr korrigieren. Dann lieber so und wir müssen eben etwas vorsichtiger damit umgehen, wie mit einem „rohen Ei“. Eine andere Möglichkeit wäre ein noch feinerer Schliff. Meiner Erfahrung aus den Anfangsjahren meiner Bildhauerei nach kann das die Unempfindlichkeit durchaus erhöhen.

Langsamer Frühlingsstart

Im letzten Jahr die plastischen Gestaltungen, dieses Jahr ist es mir recht früh gelungen, die Grußkarten für Ostern fertigzustellen. Dann ist es nicht wieder eine Aktion im letzten Moment und M. kann ihre Grüße rechtzeitig zur Post geben. Aus den für diese Karten ausgewählten Motiven will ich auch mindestens eines für meine Microstock-Portfolios reservieren. Länger habe ich dort keine Feiertagsmotive mehr ergänzt. Dieses ist qualitativ durchaus geeignet und hat gut Chancen, angenommen zu werden. Mal sehen, vielleicht zieht es ja in der diesjährigen Saison auch schon Interessenten an. Die Baumlandschaft wird sich in diesem Frühjahr langsam entfalten und wie es aussieht, wird auch die kommende Woche keinen größeren Sprung mit sich bringen. Das ist eigentlich gut für manche empfindlichen Gehölze und vor allem gut für die Honigernte, denn die Frostgefahr ist später natürlich geringer. So werden die Honigtracht sich geschützter entwickeln können. Warum V. mit seinen Völkern jetzt im dritten Jahr derartige Verluste verzeichnen musste, ist auch nach seinem heutigen Besuch einer Vortragsveranstaltung, an der viele Kollegen teilnahmen, nicht klar. Auch bei diesen waren die Verluste groß, bis zu 50 %, aber eben nicht nahezu 100. So bleibt es eine sehr offene und zermürbende Frage, die lediglich für Spekulationen Freiraum lässt.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.