Detailverliebt

Der Spitzahorn ist jetzt schon richtig dicht mit Grün bewachsen. Die Blätter haben sich schon bis zur Hälfte ihrer späteren Größe ausgebreitet und gleichzeitig stellen sich die Blütenstände auf. Die meisten davon sind noch nicht geöffnet. Wenn das passiert, unternehme ich einmal mehr den Versuch, sie im Foto festzuhalten. Das ist wegen des geringen Farbkontrastes zum Hintergrund und den Blättern erfahrungsgemäß eine schwierige Sache. Der Erfolg hängt wesentlich von der konkreten Einstellung, dem Winkel, der Beschaffenheit des fokussierten Details ab. Bei diesem Licht und der angenehmen Wärme gerade in den Mittagsstunden macht es wieder Freude, solchen Details im komplexen Ablauf des Baumfrühlings nachzuspüren.

Abwechslungsreich und arbeitsintensiv

Mit der Durchsicht der neuen Fotos zum Baumfrühling bin ich noch nicht weiter gekommen. Zu viele andere Projekte stehen an. Und gleichzeitig besinnen sich wieder mehr Menschen auf die symbolischen Fragen der Bäume. Das bedeutet auch vollständig ausgefüllt Wochenenden und mit handwerklicher Arbeit ausgefüllte Spätnachmittage. Beides sollte mir leicht fallen, da jetzt endlich wieder das Arbeiten im Freien möglich ist und so ein Umzug des Arbeitsplatzes vom Desktop zur Werkbank im Laufe eines Tages durchaus Erholungsfunktionen erfüllen kann. Das versprechen abwechslungsreiche und arbeitsintensive Frühlingstage zu werden, die hoffentlich stabil bleiben und die Baumlandschaft weiter nach vorne bringen, ohne Blüten und Blatttriebe durch Nachtfröste zu gefährden.

Erfolgreicher Rund-ums-Haus-Tag

Unser Frühjahrs-Rund-ums-Haus-Säuberungstag war mal wieder sehr erfolgreich. Das ganze Pensum und noch etwas mehr sind geschafft. Auch den neuen Feigenbaum haben wir schon umgetopft und einen möglichen Standort für nächstes oder übernächstes Jahr ausgesucht. Der alte präsentiert sich unterdessen überraschend vital, sämtliche Spitzen sind grün und zeigen schon ganz kleine Vorfeigen. Erstaunlich, der Baum ist tatsächlich nicht unterzukriegen. So wie es jetzt aussieht können wir demnächst bereits draußen sitzen und ich kann auch meine Werkstatt wieder dort aufbauen. Das ist doch etwas ganz anderes als die Kellerarbeit im Winter. Als nächstes stehen drei Aktionen an: Den Vertikutierer in Funktion testen, den ich heute Nachmittag schon zusammengebaut habe. Die hintere Überdachung mit Anti-Algen-Mittel einsprühen. Und dann kommen etwas später auch schon die Blumen dran. Die Kübel sind sauber und können bald mit frischer Pflanzerde befüllt werden. Das erledigen wir in einem Zug mit der obligatorische Auswahl der einjährigen in der Gärtnerei. Eines der Projekte in dem Bereich konnten wir auch schon heute umsetzen: Die kleine Kübelzypresse, die sich in ihrem zu klein gewordenen Kübel nicht mehr wohl gefühlt hatte, hat nun ihren neuen Standort im Hinterhausgarten. Und an ihre Stelle ist der filigrane noch junge Fächerahorn getreten. Ich schätze, der wird sich so schnell nicht ausbreiten und eignet sich insofern für den Standort wesentlich besser. M. will aber drum herum noch einige Blumen setzen. Puh, da ist noch einiges zu tun während der nächsten Wochen.

Das Typische des Frühlings

Leider hatte ich die Kamera auf dem Weg nicht dabei. Die jungen, gerade erst sich auffaltenden Blätter der Hainbuche, die sich zurzeit gleichzeitig mit den Blüten entwickeln, finde ich in diesem Stadium nämlich besonders eindrucksvoll. Einer der Eindrücke, die einem tatsächlich wie natürliche Formwunder erscheinen, so filigran sind diese Blätter strukturiert – wie ein sorgsam in Papierfalttechnik ausgeführtes Kunstwerk. Eine meiner besten Frühlingsfotografien stellt einen jungen Hainbuchenzweig dar, der, schon etwas weiter entwickelt, in seinem eigenen Hellgrün mit einem pastellartigen lichten Bokeh in Grün-Weiß kontrastiert. Solche Szenen stehen in meinen Augen stellvertretend für das Typische des Frühlings, wie es sich aus unserem Wahrnehmen der Baumlandschaft manifestiert.

Neuer Feigenbaum – neuer Standort

V. hat nun doch schon einen neuen jungen Feigenbaum besorgt. Den werden wir wohl im ersten Jahr noch in seinem Pflanztop belassen, bis er sich akklimatisiert hat. Übers Jahr wird die Frage entschieden werden müssen, an welcher Stelle des Gartens er seinen künftigen Standort finden wird. Der ist nicht leicht zu finden, da eigentlich alle günstigen Positionen bereits belegt sind, namentlich mit dem Nashi-Birnenbaum, dem Ginkgo, der Stechpalme und dem Walnussbaum. Die Stelle des alten Feigenbaums, der immer schon zwischen Nashi, Ginkgo und Zypressenhecke quasi eingeschlossen ist, müssen wir wohl ausklammern, da die ohnehin nie besonders günstig war. Allzu sehr musste der Baum sich wegen der Lichtabschirmung von zwei Seiten immer in eine Richtung strecken. Ein Grund für seine immer schräg wirkende Architektur. Vs Vorschlag, ihn in der Hauptblickachse dort einzupflanzen, wo bisher die Elfenköpfe aus Beton ihren symbolischen Dienst tuen, ist eine Option, sofern die Weinreben nicht zu nah an diesen Standort heranreichen. Aber dazu ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Fern- und Nahsicht auf die Baumlandschaft

Richtig grün präsentiert sich die Baumlandschaft immer noch nicht. Das war heute beim mittäglichen Spaziergang interessant zu beobachten: In der Nahsicht glaubte ich mich schon in sommerlicher Umgebung, angesichts der jetzt vollständig mit jungem Laub bedeckten Weißdorns und der Traubenkirschen. Bei abschweifendem Blick in die Ferne aber überwogen die Braun- und Grautöne. Die optisch dominanten Arten, wie Ahorn, Eiche, Linde oder Walnussbaum mit ihren vergleichsweise großen Blättern sind noch nicht so weit. Der Fortschritt bei den kleinwüchsigeren Arten ist bisher größer. Bei solchen Temperaturen und dem Licht kann aber auch die übrige Landschaft nicht mehr lange auf sich warten lassen. Ich freue mich darauf, bei meinen Gängen in dieses Meer von Chlorophyll, Blütenfarbe, Licht und Schatten eintauchen zu können.

Gartensaison und Baumsympathie

Es sieht so aus, dass nun auch die Gartensaison beginnen kann. Vielleicht beginnen wir schon am Wochenende mit der obligatorischen Säuberungsaktion: Waschbeton und Gehwege von Algen, Moos und Schmutz befreien, das Springbrunnenbecken mit Regenwasser füllen, den Rasen mähen – vielleicht ist bis dahin ja auch der neue Mäher schon angekommen. Was den lädierten Feigenbaum angeht, so können wir uns jetzt zu einem Austausch noch nicht entschließen. Eher hat sich der Wunsch durchgesetzt, den Baum in seinem gesunden Teil weiterleben und sich noch einmal entfalten zu lassen. Das haben wir ja auch erfahren, die Feigenbäume sind nie wirklich unterzukriegen. Selbst bei einem totalen Schaden durch Frost, Pilze oder Insekten schlagen sie aus dem Wurzelbereich neu aus. Das Problem bleibt dann aber die Form, die auch mit viel Geschick und Geduld nicht mehr wirklich zu retten ist. Deshalb ist der Baum nach mehreren schwierigen Wintern heute ziemlich zerrupft und wirkt wie er ja tatsächlich ist, vom Leben in für ihn nicht optimalen klimatischen Verhältnissen gebeutelt. Allein dadurch entsteht die besondere Sympathie, die mit dem engen Verhältnis der Menschen zu den Bäumen zusammenhängt und schon fast etwas Symbiotisches hat.

Rätselhafte Schwächung der Bienen

Es trifft sich gut, dass mit der bevorstehenden handwerklichen Arbeit auch das Wetter wieder besser werden soll. Ab Mittwoch fast sommerliche Temperaturen und weniger Wolke. V. wird in wenigen Tagen seine neuen Bienen erhalten und ist deshalb jetzt schon besserer Laune. Hoffen wir, dass sie möglichst rasch stark werden und die Frühtracht einbringen können. Dass wäre bei der stark reduzierten Völkerzahl in diesem Jahr wichtig, um wenigstens den Eigenbedarf und den der weiteren Bekanntschaft abdecken zu können. Die besten Zeit für die Imkerei sind ohnehin vorbei, was am wenigsten am Wetter oder den unvermeidlichen Schwankungen der Witterung oder den für die Blüte manchmal tödlichen Nachtfrösten liegt. Es ist diese weitgehend unerforschte Schwächung der Bienen, bedingt aus einer nicht näher definierten Mischung aus der Varroa-Schwächung und den Reaktionen der Tiere auf feinste Umweltveränderungen, möglicherweise auch auf die viel diskutierten Neonicotinoide, welche die Imker machtlos und zunehmend frustriert werden lässt.

Frühlingsfortschritt

Heute hat es sich endlich einmal gelohnt, die schwere Kameraausrüstung mitzunehmen. Jetzt zeigen sich viele Arten bereits in frühlingshaftem Gewand. Blätter, schon aufgefaltet oder gerade erst dabei, Blüten, sich teilweise schon wieder auflösend. Und auch die Farbpalette wird langsam abwechslungsreicher, denn es mischen sich in die überwiegenden Grün- und Weiß-Töne nun auch schon rote Akzente. Sehr weit sind bereits die Traubenkirschen, bei denen sich nach den Blättern nun auch die Fruchtstände in noch geschlossener Form zeigen.

Junge Blätter und Blütenstände der Traubenkirsche

Die Quittenblüte ist eines der farblichen Farbhighlights dieser Wochen.

Quittenblüte

Nicht leicht, die Schlehdornblüte in den kurzen Phasen einzufangen, in denen die Pollen noch nicht abgestreift sind.

Schlehdornblüte

Die Haselsträucher sind in diesem Frühjahr sehr zaghaft und lassen bisher noch kaum erkennen, wie groß und lappig ihre Blätter einmal sein werden.

Junges Hasellaub

Ganz zart und schrumpelig sind die Blätter des Feldahorn dabei, sich fingerförmig in den Raum zu strecken.

Sich auffaltende Blätter des Feldahorns

Die Ahornblüte, oft ein starker Akzent in dieser Jahreszeit, wirkt in diesem Jahr nicht ganz so spektakulär. Von Blättern, die oft parallel dazukamen, ist bei diesem Baum noch nichts zu erkennen.

Junge Spitzahornblüte

Vor einer Wochen noch geschlossen, präsentiert sich die wie Broccoli aussehende Blüte der Esche jetzt in geöffnetem Zustand, in dem das Rotschwarz sich mit Grün mischt.

Geöffnete Eschenblüte

Nach Ostern

An diesem aus der Reihe geratenen Samstag habe ich draußen durchaus nichts verpasst. So freue ich mich, dass sich der Anflug einer neuen Erkältung – wohl ein Resultat dieser Extremschwankungen – im Laufe des Tages verflüchtigt hat. Jetzt soll der Frühling seine Fortsetzung finden und sich hoffentlich stabilisieren. Die österliche Dekoration haben wir uns noch bis morgen aufbewahrt. Allzu schnell wären sonst der Feiertag und seine Symbolik wieder aus dem Bewusstsein verschwunden. Mit einem gewissen Erschrecken habe ich festgestellt, dass ich für das kommende Jahr gar kein neues Ostermotiv aufgenommen habe. So werde ich wohl auf eines aus meinem Archiv zurückgreifen müssen oder im nächsten Jahr frühzeitig an eine neue Serie denken. Aber zunächst konzentrieren wir uns auf das, was Ostern eingeleitet hat und was uns jetzt immer stärker und augenscheinlicher im Grünen der Bäume begegnet.

Historische Anreize

Schade, dass wir zum Wochenende hin keine Fortsetzung des Superwetters erwarten können. Aber die kunsthandwerkliche Arbeit, die ich gerne wieder draußen erledigt hätte, ist ohnehin auf die nächste Woche aufgeschoben. So werde ich die Indoor-Projekte weiterführen können und hoffentlich am Sonntag auch meine Bäume und Planeten Forschungen weiter betreiben können. Das Thema fängt an, spannend zu werden, vor allem weil ich dabei zeitgenössisch brisante Themen mit historischen Denkweisen und Kommunikationsgepflogenheiten in Vergleich setzen kann. So eine Konstellation kann sehr beflügelnd wirken.

Freiluftwechsel

Heute hat sich sogar M. einmal anstecken lassen von diesem frühlingshaften Temperaturanstieg, der phasenweise fast an Sommer denken ließ. Die Traubenkirschen sind am mutigsten, wenn es darum geht, die jungen zarten Blätter aufzufalten. Sie scheinen weitere Nachtfröste nicht zu befürchten, während andere Gehölze sich erst vorsichtig der neuen Jahreszeit anvertrauen wollen. Das Licht, die Luft und die wachsende Mobilität der Menschen schmecken aber schon sehr nach Frühling und Freiluftsaison. Man spürt allerorten den Drang, sich wieder mehr draußen zu bewegen und das Licht, aber auch die Wärme zu genießen. Die Veränderungen der Baumlandschaft unterstützen uns bei diesem lang ersehnten Wechsel.

Gartenvorbereitungen

Auch wenn sich bei manchem noch die letzten Ausläufer der Erkältungswelle bemerkbar machen. Die Menschen sind doch jetzt auf Frühling eingestellt, freuen sich auf die Freiluftsaison, sprechen über den Garten und was noch alles zu erledigen ist, um bald wieder draußen sitzen und arbeiten zu können. Für uns werden die Winterschäden-Reparatur und die Reinigung versiegelter Gartenflächen auch demnächst auf den Plan stehen. Wir benötigen dazu noch ein richtig schönes Wochenende. Vielleicht noch nicht das kommende, aber 8 Tage später könnte es schon klappen. Bei unseren Gartenbäumen tut sich noch nicht so viel. Zu schneiden ist bei denen aber ohnehin nichts. Lediglich der Feigenbaum hätte eventuell Bedarf, nur ist es mir zu riskant, da er sich ohnehin in sehr desolatem Zustand befindet. Ich denke, wir lassen ihn einfach in Ruhe und beobachten, ob er über die warme Zeit noch schafft, sich vielleicht ein letztes Mal aufzurappeln. Vor allem für M. würde mich das freuen.

Frühlingsmut

Der erste Tag mit richtig viel Sonne in diesem Jahr. Einer, der gemessen an der Intensität der Lichtstrahlung durchaus in den Sommer gepasst hätte. Ich hoffe, das dürftige Resultat der letzten Monate wird während des Aprils ausgeglichen. Schon einmal hatten wir einen extrem sonnigen April, der also nicht zwangsläufig von „Aprilwetter“ geprägt sein muss. Die Baumlandschaft steht unter solch ermutigenden Vorzeichen kurz vor der großen Frühjahrsexplosion. Die Schlehdornblüte wird jetzt kommen, die Weißdornblätter sind schon an vielen Sträuchern aufgefaltet, und auch die Traubenkirschen und Heckenrosen haben sich schon weiterentwickelt. Bei den Hainbuchen zeigen sich jetzt gleichzeitig Blüten und Blätter. Ich schätze, in wenigen Tagen schon wird das Grün eine deutliche Farbmarke in der Landschaft hinterlassen, und wiederum zwei Wochen später wird es den Farbeindruck dominieren. Freuen wir uns auf den Frühling.

Persönliches Baumtagebuch von Bernhard Lux: Täglich begegne ich den Bäumen auf vielfältigen Wegen. An ihrem jeweiligen Standort in der Natur, in der Lektüre von Baum- und anderer Literatur, in der alltäglichen Reflexion, der handwerklichen Arbeit und im Gespräch mit der Familie oder Freunden und Kollegen. Es ist mir ein Bedürfnis, diese themenbezogenen Beobachtungen, Interaktionen und Kommunikationen in Form des Baumtagebuchs zu dokumentieren. Seit dem 20. November 2004 habe ich keinen einzigen Tag ausgelassen – ein Zeichen dafür, dass das Baumthema und der Baum als Archetypus tatsächlich im Alltagsleben verankert ist und vielfältige inhaltliche Assoziationen ermöglicht. So mag dieses Baumtagebuch jeden seiner Leser/innen auf die Spur einer je eigenen Beziehung zu den Bäumen führen.